Zitat von
beniwitt
Aufgabe 1:
Hinstellen in Schulterbreitem Stand. Hände kreisförmig entspannt vor der Brust halten. Entspanne dich. Evtl Aufmerksamkeit auf Dantian richten. Wenn man jetzt neben ein paar Anleitungen zur Körperhaltung nur mit Entspannung arbeitet, dann sieht das nachher ungefähr so wie auf den Bildern aus.
Anhang 42879Anhang 42880
Aha.
Du meinst also, aufgrund des optischen Eindrucks, wenn man Deine etwas unklare Anweisung von "Aufgabe 1" befolgt dann steht man so da, wie CXW auf den Bildern.
Eventuell willst Du implizieren, dass Deine etwas unklare Anweisung genau das sei, was im CXW-ZZ geübt wird?
Zitat von
beniwitt
Das ist für mich in erster Linie Entspannungstraining und endet meistens in passivem Haltetraining.
Da ist kein "song" im Körper, sondern sogar eine gewisse Schlaffheit zu sehen.
Was ist denn "song"?
Woran erkennt man das? Du behauptest ja seine Abwesenheit zu sehen.
In dem von Dir zur Lektüre empfohlenen Buch steht:
Song is the Chinese character referring to muscle relaxation, Jin is the
one for muscle contraction. Song/Jin happen when we are consciously
ordering resting muscles to execute their contraction/relaxation cycles:
this is in fact the training of higher mental functions in relation with the
Central Nerve system that what Second Kinetics of P.E. is about.
da lese ich nun:
Song: Muskelentspannung
Jin: Muskelanspannung
Wenn man sich an dieser Definiton/Übersetzung in dem Buch orientiert, dann könnte man sich beim Lesen Deiner Ausführungen oben fragen:
Wieso entsteht da keine Muskelentspannung, wenn man, wie Du sagst, gezielt Muskelentspannung übt?
Wie unterscheidest Du einen schlaffen Muskel von einem entspannten Muskel?
Auch Leo meint:
松 [鬆] sōng lockern transitiv | lockerte, gelockert |
松 [鬆] sōng locker machen transitiv
松了一口气 [鬆了一口氣] sōng le yī kǒu qì entspannt durchatmen
松了一口气 [鬆了一口氣] sōng le yī kǒu qì erleichtert aufatmen
松了一口气 [鬆了一口氣] sōng le yī kǒu qì einen Seufzer der Erleichterung machen Adj.
Adjektive / Adverbien
松 [鬆] sōng locker Adj.
松 [鬆] sōng lose Adj.
松 [鬆] sōng entkrampft Adj.
松 [鬆] sōng entspannt Adj.
松 [鬆] sōng schlaff Adj.
松 [鬆] sōng wackelig Adj.
Dazu kommt, dass ich mindestens einen gebürtigen Chinesen kenne, der "Fangsong" sagt, wenn sich die Leute entspannen sollen und dabei, so wurde mir zumindest gesagt, soll die Silbe "Fang" nicht die gleiche Funktion wie die Silbe "ent" haben, die im deutschen die Bedeutung der nachfolgenden Silbe umkehrt, sondern durch Doppel- bzw. Parallelbedeutung verstärkend/ergänzend wirken also so ungefähr in der Bedeutung "gelöst-entspannt" womit dann mitunter eine Entspannung auf körperlicher Ebene (gelöst) und eine auf geistiger Ebene (entspannt) motiviert wird.
Also was meint "song" in dem von Dir praktizierten Yiquan und woran kann man sein Fehlen auf den Bildern von CXW zu erkennen?
Zitat von
beniwitt
Ich weiss ich krieg jetzt wahrscheinlich gleich nen shitstorm dafür, aber Chen Xiaowang Taiji ist eben Chen Xiaowang Taiji und nicht Yiquan. Wahrscheinlich nicht mal unbedingt stellvertretend für Chen Stil. Das soll einfach veranschaulichen wie es im Yiquan Zhanzhuang nicht ist und warum die Begriffe lebendiger isometrischer Tonus und isokinetik für mich in meiner Beschreibung so wichtig sind
Na immerhin schreibst Du Yiquan-Zhanzhuang und beanspruchst nicht die Deutungshoheit über ZZ an sich...
Zitat von
beniwitt
Aufgabe 2:
Hinstellen Schulterbreiter Stand. Hände vor dem Körper kreisförmig halten. Idee: umarme einen leichten, elastischen Luftballon der etwas größer ist als dein Armumfang. Gib ihm ein wenig sanften, ganz weichen Druck, so dass er nicht davonfliegen kann. Gleichzeitig versuchen die Arme in einer imaginären Verlängerung den Ball zu umschliessen und weiten sich dabei. Bei zuviel Druck platzt der Luftballon. Dadurch spannt sich eine Sphäre auf und durch die Idee des Umarmens bekommt der ganze Brust Arm Bereich einen sanften, weichen, isometrischen Tonus. Wenn die Spannung zu stark wird entspannt man einfach wieder bewusst mehr und übt weniger Druck auf den Ballon aus. wenn man das Gefühl hat zu schlaff zu sein kann man ganz sachte etwas mehr Druck reingeben. Ziel ist in ein dynamisches Fließgleichgewicht zu kommen. Das ist jetzt Teil einer einleitenden Übung und nicht alles was Zhanzhuang im Yiquan ist. Ein weiterer Schritt wäre bewusst Spannung in den Ball zu geben und sie nach ein paar Sekunden wieder zu lösen und so fort im ständigen Wechsel von Anspannung und Entspannung. Das soll ein Arbeitsprinzip von vielen anderen im Yiquan beschreiben und ist jetzt hier nur sehr vereinfacht dargestellt.
Das Ergebnis im Ausdruck sieht dann so aus wie auf folgenden Bildern. Es entsteht "song" im Körper, weil eben nicht mehr passiv gehalten wird, sondern man lernt den ganzen Körper in einer Art lebendigem, isometrischem Tonus aufzuspannen, nicht einfach nur anzuspannen (wie es ein Bodybuilder machen würde). Dieser Tonus kann sich in seinem Spannungszustand als gesamtes ändern. Das wäre eine Art innerer Bewegung ohne deutlich sichtbare äussere Bewegung. Tatsächlich ist es aber eine konkrete Bewegung.
Anhang 42881Anhang 42882
Da lese ich nun raus, dass mit "lebendiger isometrischer Tonus" gemeint ist, dass die isometrische gleichzeitige Anspannung der Antagonisten nicht einfach gehalten wird, sondern dass ständig zwischen verschiedenen Spannungshöhen gewechselt wird.
Da frage ich mich allerdings, wie man denn nun auf einem Bild, also einer Momentaufnahme erkennen soll, ob da nun einer nur einfach eine konstante Spannungshöhe aufrecht erhält oder die ständig wechselt was sich dann selbst auf einem Film oder bei direkter Anschauung nicht in einer deutlich sichtbaren äußeren Bewegung zeigt.
Ich kann mich nun auch in die dargestellten Position stellen und anstelle einer wechselnden isometrischen Anspannung ein
fach nur die Muskelaktivität benutzen, die ich benötige, um diese Position aufrecht zu erhalten.
Da könnte ich dann, ähnlich wie Du oben bei CXW, sagen, dass das, was man auf den Bildern sieht, das Ergebnis von dem ist, was ich tue, wenn ich meine, diese Position nachzuahmen.
Entsprechend könnte auch jemand zu der Haltekraft noch ein gewisses Maß von (konstanter) isometrischer Spannung in die Muskeln geben und würde den gleichen äußeren Eindruck/Ausdruck erzeugen.
Auch wenn die beiden Dargestellten bei der Aufnahme ständig zwischen verschiedenen isometrischen Spannungsstufen wechseln, haben die im Moment der Aufnahme ja genau einen.
Bzw. auch wenn deren Bewegungsfrequenz höher ist, als die Belichtungszeit, sehe ich da nun nicht dass die Konturen irgendwie verwischt wären, woran ich unterscheiden könnte ob die sich da subtil bewegen oder einfach konstant in einer Spannungshöhe stehen.
Ein Großteil des Ausdrucks entsteht nach meinem Eindruck einfach dadurch, dass da die Ellenbogen ausgestellt werden und eventuell die Hände/Finger mehr gestreckt oder gespreizt. WXZ scheint auch noch den Kopf mehr in den Nacken zu nehmen und das Brustbein zu heben:
"Kopf hoch und Brust raus" und dabei Lächeln führt natürlich zu einem dynamischeren/lebendigeren Ausdruck, als Nacken strecken und Brustbein sinken lassen und das Gesicht entspannen, und die Augen schließen.
Und wenn man in einer weiteren Position mit anderer Arm-Handhaltung und offenen Augen mit Blickrichtung steht, dann macht das selbst "entspannt" einen anderen optischen Eindruck:
"Entspannung" im Taijiquan ist eben nicht einfach "Entspannung" wie es Dein Text da oben impliziert.
Entspannung wird im Taijiquan meist mit dem Begriff des Sinkens – Chen versehen. Obwohl der chinesische Begriff für Entspannung nicht wirklich genannt wird, findet sich der Satz »das Qi sinkt ins Dantian« in den klassischen Texten wieder
[...]
Entspannung ist aber auch hier nicht willkürlich zu verstehen, sondern hat eine klare Funktion und sogar eine klare Kraft- und Bewegungsrichtung – denn Sinken geht ja immer nach »unten« – und bedarf als Pendant des Einatmens und Aufrichtens.
https://www.ctnd.de/wissenswertes/36...ntqj-2010.html
[Hervorhebungen von mir]
Zudem wird der obigen Definition gemäß die strukturelle Grundkraft Li trainiert. Meint man vor allem die Kräftigung des Körpers, die durch das Aufspannen entsprechender Körperpartien entsteht, wird dieses im Taijiquan als Peng bezeichnet, welches als erste der sogenannten Grundkräfte des Taijiquan fungiert. Diese Peng-Kraft verleiht dem Körper Stabilität und Standkraft und ermöglicht schlussendlich eine »innere Arbeit«, da man sich im Inneren erst Platz schaffen muss, bevor man diesen nutzen kann.
Auch im Taijiquan gibt es also eine aufspannende Kraft und die wird auch, als Kraft ("Jin" oder "Li") bezeichnet.
Der Unterschied zu dem von Dir beschriebenen Yiquan scheint mir, dass man da nicht mit bewusst ausgeführten Spannungswechseln arbeitet, sondern die aufsteigende Kraft durch das Sinken entsteht und die ausbreitende Kraft durch das Loslassen.
"fàng" (放) kann laut Leo ja freilassen, loslassen, aussenden, aufblühen.. bedeuten.
Und so wird die spezielle körperliche Entspannung "Lösen" auch in dem mir bekannten TJQ beschreiben: durch das loslassen von Spannung kann sich etwas ausdehen, so wie ein zusammengedrückter Schwamm, den man loslässt.