Damit wir vor allem auch von den Debatten weggehen wie „mein Wing Chun ist viel besser als Deins“ und „mein Sifu ist viel größer als Deiner“ dachte ich mir, dass wir mal etwas diskutieren können was zwar Teil des Trainingsalltags ist aber nicht unbedingt etwas mit Wing Chun im Speziellen zu tun hat. Ich nutze hier die Schreibweise Wing Chun um damit vom Wing Chun im Allgemeinen zu sprechen. (ohne damit eine spezielle Linie zu meinen)
Als Aufhänger möchte ich gerne aus einem Buch zitieren:
Vgl. Seite 12, Clausnitzer, Rolf und Wong, Greco: Wing Chun Kung Fu: Chinese Self-Defense Methods, 1969
Übersetzt aus dem englischen:
Die wenigsten die Wing Chun praktizieren machen das meines Wissens nach in einem Verein. Aber selbst in einem Verein ist man nicht gezwungen jeden aufzunehmen der aufgenommen werden möchte.Eine interessante Charakteristik die unter den meisten Wing Chun Praktizierenden üblich ist, liegt in der relativ liberalen Einstellung bei der Frage Ausländer in dieser Kunst zu unterrichten. Sie sind zwar sehr wählerisch wenn es darum geht einzelne Schüler anzunehmen aber verglichen mit den traditionellen Kung Fu Männern sind sie bemerkenswert offen und ehrlich bezogen auf ihre Kunst. Wenn irgendein chinesischer Boxstil bestimmt dazu ist der erste zu werden der unter Ausländern populär wird, dann ist das höchstwahrscheinlich Wing Chun.
Wie handhabt ihr das bei Euch - bzw. wie wird das bei Euch gehandhabt? Wie wählerisch ist man bei Euch? Welche Bewertungskriterien liegen bei Euch vor um zu bewerten ob derjenige in Eurer Kampfkunst/sport unterrichtet werden darf? Wie lange ist so ein Bewertungszeitraum eines „Kandidaten“? Wie findet ihr dessen Eignung heraus? Geht es eher darum, dass er zu Euch „passt“ oder geht es hier auch um fragen der Moral? Was ist mit Schülern die bereits bei Euch trainieren? Ist es schon vorgekommen, dass sich jemand in die falsche Richtung (im Sinne der Moral / Tugend) entwickelt hat und ihr daher entschieden habt, dass es besser ist getrennte Wege zu gehen? (beispielsweise bei Missbrauch der Kampfkunst) Habt ihr so viele Schüler, dass es egal ist wenn ihr Kandidaten abweist?
Das also mal die Fragestellung bei der mich Eure Erfahrung Meinung interessieren würde. Dazu nun wie das bei uns gemacht wird:
Bei uns ist es so, dass man sich einen Interessenten mindestens dreimal anschaut. D.h. der Kandidat (selbstredend auch die Kandidatin der Einfachheit spreche ich von dem Kandidaten auch wenn damit männlich und weiblich gemeint ist) kommt etwa 3 mal ins Probetraining. Da findet man dann schon heraus ob die „Chemie“ stimmt. Soll heißen ob man sich sympathisch ist. Das Training selbst und dessen Ablauf (Intensität und inhaltlich) sorgt auch von alleine schon dafür, dass der ein oder andere Kandidat für sich selbst feststellt ob das bei uns so ist wie er/sie sich das nun vorgestellt hat. In diesen Probetrainings (vor allem im ersten) spricht man auch vor dem Training und nach dem Training ein wenig mit dem Neuen. Da lässt sich dann auch herausfinden warum er/sie sich überhaupt für Wing Chun interessiert - ob es ein spezielles Interesse am Wing Chun ist oder ob es um „Kampfsport/kunst“ geht und er nur durch Zufall auf Wing Chun gekommen ist. Sofern man sich sympathisch ist wird dann meistens so um das dritte Probetraining herum die Aufnahme (nebst Anmeldeformular) angeboten. Das hat auch den Grund, dass wir keine Lust darauf haben, dass jemand sich zu früh für uns entscheidet um dann nach einer kurzen Zeit festzustellen, dass das doch nichts für denjenigen ist. (ist ja auch einiges das an Zeit in einen Anfänger investiert werden muss)
Wie ist das bei Euch? Wie sind Eure Erfahrungen? Die Frage gilt natürlich für jeden - nicht nur für Wing Chun Praktizierende.
Gruß
wusau