Da in einem anderen Thread die Frage aufgekommen ist, wie man denn nun eigentlich im Wing Chun Sparring machen kann, ohne Regeln, und dabei nicht alle paar Tage ins Krankenhaus muss, hier ein Beispiel dafür, wie im 8PWC die Anfänger an den Armbar herangeführt werden.
Ursprünglich ging es darum, dass manche der Meinung sind, dass es ein ringerfahrener Kämpfer "auf der Straße" benachteiligt wäre, gegen einen gleich fitten, der seine Erfahrung "auf der Straße" gesammelt hat.
Meiner Meinung nach ist das Video ein schönes Beispiel dafür, dass die "unfairen" Aktionen (hier Fingerhebel, die im BJJ verboten sind) eben KEINEN besonders großen Vorteil bringen.
Bei 1:40 wird das erstmal erwähnt und gezeigt. Danach sieht man eine Methode, wie man den Fingerhebel in dieser Situation verhindern kann. Aber man sieht schon davor, dass es nicht so einfach ist, wie manch einer vielleicht vermuten könnte.
Bei 6:35 sieht man dann auch mal, wie man ein Knie in den Rücken bekommen könnte, wenn man vergisst, dass wing chun halt auch am Boden keine Regeln kennt, aber auch das wird den Verlauf der Situation in der Realität nur wenig verändern. Gleich danach sieht man ein Detail bei der Befreiung aus dem Armbar, das man im BJJ sicher nicht so machen müsste, aber im Wing Chun kann man hier halt eine in die Fresse kriegen. Und wieder: dieser Unterschied ändert in der Realität nur wenig. Aus der Lage wird der unten liegende wohl kaum einen KO Treffer erzielen.
Was hier an einigen Stellen bewusst nicht berücksichtigt wird, ist dass der, der den Armbar ansetzt, manchmal stattdessen dem unten liegenden einfach volle Kanne in die Fresse treten könnte. Das liegt daran, dass es eben darum geht den Armbar und die zugehörigen Escapes zu üben.
Bei 8:55 sieht man das Ganze dann noch im freien Sparring, mit echtem Wiederstand, und da fällt dann auch auf, warum der zuvor erwähnte Kick in die Fresse normalerweise an der Stelle keine große Rolle spielt. Es kommt nur einmal kurz eine Situation, wo das möglich wäre, aber der unten liegende kontrollert den Fuß sofort, und der oben ist zu sehr mit dem Armbar Ansatz beschäftigt, um auf die Idee zu kommen.
VIDEO
Man sieht also, dass man sehr wohl "regellos" sparren kann, ohne sich schwer zu verletzen und tonnenweise Schutzausrüstung anzulegen. Aber man sieht wohl auch, oder kann zumindest erahnen, dass dazu eine sehr gute Kontrolle erforderlich ist, und das Ego zuhause bleiben muss, da sonst die Verletzungsgefahr natürlich sehr hoch ist.
Wie ist das bei euch? Wie trainiert / sparrt ihr (insbesondere am Boden) ohne Regeln? Wie verhindert ihr Verletzungen? Mehr Schutzausrüstung vs. mehr Kontrolle? Lernt ihr gezielt Situationen zu vermeiden, in denen ihr gebissen werden könnt? Oder hat der Lehrer einfach Judo/BJJ Techniken 1:1 übernommen? Wie sieht es mit der Aufsicht aus? (Bei uns ist so gut wie immer ein dritter dabei, der den Kampf notfalls unterbrechen kann, vor allem falls einer mal in einer Situation landet, in der er nicht abklopfen kann, und der andere das nicht bemerkt).
Und falls ihr Anhänger der Theorie seid, dass der "Straßenkämpfer" dem Ringerfahrenen Kämpfer überlegen ist: welche "unfairen" Taktiken am Boden bringen den größten Vorteil? Beispiele?