Hier nun eine etwas jüngere und andere Meinung, die durchaus davon ausgeht, dass es sich nicht nur um eine im nachhinein erinnerte Zeitlupe handele, sondern um eine konkret in der Situation erhöhte Wahrnehmungs- und Handlungsfähigkeit, die erlernt werden könne:
Slow time perception can be learned
da wird auch auf den oben erwähnten Versuch eingegangen:
The second, exemplified by Stetson et al. (2007), use experimental approaches such as free-fall into a net. These may be frightening, but are neither surprising nor life threatening. Many high-skill outdoor recreation activities, in contrast, do involve immediate threat of death. Examples include: cliff take-offs in hang-gliders, kayaking waterfalls or Class V rapids, and surfing big hollow waves breaking on shallow reefs.
Der Autor meint also, dass ein geplanter Fall in ein Netz zwar wohl Angst auslöse, aber eben weder lebensbedrohlich, noch überraschend sei, im Verleich zu den Erlebnissen, der von ihm untersuchten Extremsportler.
Das es nicht überraschend ist, mag ich zustimmen, aber wenn sich das Gehirn der Harmlosigkeit der Situation nun "bewusst" wäre, warum zeigt man dann deutliche körperliche Symtome von Angst, während man in wesentlich gefährlicheren Situationen (im Straßenverkehr z.B.) eher gelassen bleibt und eventuell gar einschläft?
Naja, auf jeden Fall werden in dem Artikel die damals gängigen Hypothesen zu dem Phänomen dargestellt, die jeweils von eine höhere Informationsdichte bei den verschiedenen Schritten der Informationsverarbeitung von der Sinneswahrnehmung bis zu der Erinnerung ausgehen.
either
(1) our senses record data at higher density;
(2) our brains sample more of these data;
(3) our brains process these sampled data faster; or
(4) our memories store data at higher density.
Arstila (2012) and Phillips (2013) dismiss (1) and (4) using various lines of evidence. They argue for (3) and possibly also (2). Arstila (2012) hypothesizes a physiological mechanism, very rapid activation of the locus coeruleus-norepinephrine, LC-NE (Aston-Jones and Cohen, 2005). Phillips (2013) suggests that our brains use the rate of subconscious (“non-perceptual”) mental processes as a clock. If this processing accelerates, our time perception changes.
der Autor kommt aufgrund seiner eigenen Untersuchungen zu folgendem Schlüssen [Hervorhebungen von mir]:
These data yield three findings.
The first is that individuals are capable of accelerated physical action as well as accelerated mental processing. [...]
The second finding is that slow-time perception and action can be learned unconsciously, through experience and training.[...]
The third finding is that at least to some degree, some trained individuals can actively turn on slow-time perception and processing. This is part of the process of “pumping up” used by skilled athletes preparing for a difficult performance.
Also:
1.) sowohl schnellere geistige Verarbeitung von Informationen, wie auch schnellere körperliche Reaktion
2.) das ganze ist (unbewusst) erlernbar, durch Erfahrung und Training entsprechender Aktivitäten
3.) einige trainierte Athleten können sich willentlich in einen entsprechenden Zustand versetzen.
Von den Fragen die der Autor stellt ist für mich die dritte interessant:
Thirdly, some extreme-sports practitioners report moments not of high-speed mental processing, but of complete calm and mental clarity at instants of highest danger.Such moments, once experienced, are effectively equivalent to self-perceived religious experiences, and highly sought after. How are these two diametrically opposed perceptions connected?
Der Autor unterscheidet hier zwischen dem Zustand der Wahrnehmung von mentaler Hochgeschwindigkeitsdatenverarbeitung und dem Zustand der entspannten Klarheit und sieht diese als gegensätzlich an.
Meine Erfahrungen sind die einer Gelassenheit (siehe Aspekt 1 bei dem Futurama-Video), Klarheit weiß ich nicht, und zugucken, wie eine andere Instanz meiner Person handelt ("Autopilot").
@kanken: (oder auch andere mit entsprechenden Erfahrungen, diese Hochgeschwindigkeitsdatenverarbeitungsreaktionsges chichte erinnert ja z.B. durchaus an die Bericht von @Klaus, der nach meinem Eindruck allerdings im Zweifelsfall eher eine andere Instanz "machen lässt" und das dann beobachtet(?))
Wie würdest Du Deine zweite Erfahrung da einordnen:
Bewusste Hochleistungsverarbeitung, entspannte Klarheit oder beides gleichzeitig?
Dein Bericht deutet für mich zumindest auf das erste hin, eventuell auf beides...