Bei uns sagte der Trainer, "Sobald der Angriff angesagt wurde und man Osu/Oss sagt, darf der Gegner angreifen"
Ein anderer meinte, das wird häufig in den japanischen Unis verwendet. Und würde soviel wie "Ja/einverstanden" heißen.
Da bin ich glatt ein bissel sprachlos. Ich hatte das "osu" tatsächlich bis dato nur ins Karate verortet, daher auch meine Bemerkung zum Karate UF.
Nochmal zur Ausgangsfrage: Darf man das?
Meine Meinung: Natürlich darf man. Man muss nur damit leben können, daß man möglicherweise extrem unhöflich rüberkommt und einem das irgendwann vielleicht auf die Füße fällt.
Ja. So wie Stixandmore kenne ich das auch.
Hajime (etwa: "Anfangen!") als Kommando(!), das der Trainer, Kampfrichter oder Prüfer gibt. Diesem Kommando ist dann auch direkt und ohne Verzug Folge zu leisten.
Oss/osu als Bestätigung der Trainierenden untereinander oder "nach oben". Etwa, dass man die Ausführungen des Trainers verstanden hat, bzw., bei Kihon-Partnerübungen, dass B die Ankündigung As verstanden hat und auf den durch A angesagten Angriff vorbereitet ist. Das ist aber NICHT als "Kommando" Bs an A zu verstehen (eher als "Alles klar, kannst kommen"). A entscheidet jedoch, wann nach dem Oss er angreift.
ich hatte es zwar schon vor einiger zeit gepostet, aber offenbar isses untergegangen ...
http://www.kampfkunst-board.info/for...7/#post3308686
macht nix, dann eben nochmal:
Dave Lowry
Heigo
Die Sprache der Kampfkünste
Heigo bedeutet “Sprache der Kampfkünste” oder “militärische Sprache”. Es ist eine von vielen ähnlichen “Sprachen” innerhalb der japanischen Sprache. Genauer gesagt ist Heigo eine Form des Ben, also eines speziellen Dialekts - einer Art “Lingua Franca”.
Es gibt da beispielsweise das sogenannte Sushi-Ben, ein Slang, der in Sushi-Gruppen benutzt wird, wo Shoyu (Sojasauce) als Murasaki (Purpur) bezeichnet wird und wo man statt Ichi, Ni, San (eins, zwei, drei) Pin, Ichinoji, Geta zählt.Solche sehr speziellen Sprachformen entstanden über einen langen Zeitraum hinweg. Manche sind sehr alt, so wie der Dialekt, der noch heute im kaiserlichen Haushalt gesprochen wird. Andere, wie etwa die Idiome junger Leute, sind so neu und erfinderisch, daß sie sich schon wieder verändert haben, wenn man sie eben erst entdeckt hat.
Diese nur Eingeweihten verständliche Art zu sprechen hat mit dem starken Gefühl der Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gruppe zu tun und charakterisierte für lange Zeit die japanische Gesellschaft.Beim Militär und - etwas weniger ausgeprägt - auch an den Universitäten, welche eine starke Tradition in den Kampfkünsten haben, benutzt man oft Heigo.
Heigo beinhaltet spezielle militärische Termini wie etwa die japanischen Äquivalente für Corporal und Bataillon.
Es gibt auch Beispiele dafür, daß Heigo kaum zu unterscheiden ist von dem rauhen, betont maskulinen Japanisch junger Männer.
Anstelle des “Yoroshii” (“Gut gemacht!”) welches man unter anderen Umständen höflicherweise verwenden würde, grunzt der Lehrer im Dôjô nur “Yosh!”.
Andere Beispiele zeigen, daß Heigo verschiedenen Worten eine völlig andere Bedeutung zukommen läßt als das die normale japanische Sprache tut.
Zenpo und Koho etwa werden im Heigo anstelle der üblichen Entsprechungen für “vorwärts” und “zurück” benutzt. Möglicherweise wird dies von durchschnittlichen Japanern wahrgenommen, doch verwendet werden diese Termini ausschließlich in militärischen Kreisen oder im Dôjô.So wie ein japanischer Einbrecher seine Dietriche im Slang der Unterwelt als Shippiki bezeichnet, um zu demonstrieren, daß er “in” ist, dazugehört und einen gewissen Status innerhalb der kriminellen Gemeinschaft reklamiert, ist auch die Vertrautheit des Bûdôka mit dem in seinem Dôjô gesprochenen Heigo ein Weg, sich als zugehörig zu definieren.
Dabei muß man jedoch zwei Dinge beachten.
Erstens muß der Bûdôka verstehen, daß die Worte des Heigo selbst für japanische Muttersprachler vollkommen unverständlich sind, solange diese über keinerlei Erfahrungen im Bûdô verfügen. Die Begriffe des Heigo sind nicht Bestandteil des normalen japanischen Vokabulars, und man darf einfach nicht erwarten, daß Japaner wissen, worüber man eigentlich spricht, wenn man diese Begriffe verwendet.
Zweitens sollte man darauf achten, in welchem Kontext gewisse Worte benutzt werden.
Das bringt uns zum Fall des “Osu!”.
Es ist schon ungeheuer viel geschrieben worden, um diesen “Zwischenruf” zu erklären.
In einigen Dôjô, besonders beim Karate, wird diese Allzweckbemerkung endlos benutzt und meint alles von “Ich habe verstanden!” über “Ich versuche es”, “Guten Tag”, “Auf Wiedersehen” und “Jawohl!” bis zu “Mein Fuß tut weh!”
In anderen Dôjô verwendet man “Osu!” ausschließlich als Gruß ...In manchen Dôjô wird man die Anwesenden während einer einzigen Unterrichtsstunde Hunderte Male “Osu!” schnaufen hören. In anderen wird es in Verbindung mit einem Knurren als Warnung verwandt, dies oder jenes nicht zu tun.
Es ist wohl so, daß “Osu!” als Grußformel gedacht war. Es ist sozusagen eine Kontraktion, eine Verkürzung von “Ohayo Gozaimasu” (“Guten Morgen”).
Wir wissen, daß es auf diese Weise zu Beginn des 20. Jahrhunderts an Japans prestigeträchtiger Marineakademie verwandt wurde. Es kann sich aber auch um eine Verkürzung von “O-Negai Shimasu” handeln, welches im Dôjô benutzt wird, um einen Partner zum gemeinsamen Üben aufzufordern.
Die Kanji, welche man verwendet, um “Osu!” wiederzugeben, können auch so geschrieben werden, daß sie “drücken, schieben” oder “durchhalten” bedeuten. Aus etymologischer Sicht ist das aber pure Spekulation, die durch nichts belegt werden kann.Man sollte es so sehen: Im Englischen grüßen wir uns mit “Good Morning!”. Oft verkürzen wir dies zu “Morning!”.
Angenommen, ich wäre ein nicht-englischer Muttersprachler, mit einem recht guten englischen Vokabular, welches mich befähigt, Englisch in meinem Heimatland zu lehren - hätte aber nur sehr beschränkte Erfahrung mit dem speziellen Kontext. Ich hätte gehört, wie man sich mit “Morning” grüßt, während ich in Amerika war, und würde dies nun in meinen Sprachschatz aufnehmen. Sobald ich zurück in meinem Heimatland wäre und damit beginnen würde, Englisch zu unterrichten, informierte ich meine Schüler, daß “Morning!” ein sehr beliebter Gruß in Amerika sei. Ich wüßte dies, weil ich gehört habe, wie genau dieser Gruß benutzt wird. Mir war jedoch entgangen, daß “Morning!” kein zu jeder Tageszeit gültiger Gruß ist. Man grüßt damit nicht am Abend - und es ist auch unangebracht, “Morning!” zu verwenden, wenn man einen Captain der Army formell zu grüßen hat. Meine Schüler aber würden dies nicht verstehen. Später, sobald sie selbst Englisch unterrichteten, würden sie “Morning!” in ihre Lektionen einfügen. Früher oder später würde dann einer ihrer Studenten fragen: “Warum sagt man das so im Englischen? Was hat eine Tageszeit damit zu tun, jemanden zu grüßen?”
Die menschliche Natur ist, wie sie ist (man sehe sich dazu die Debatte über die angebliche Symbolik der Anzahl der Falten eines Hakama oder die Diskussion über die angebliche Symbolik der Gürtelfarben an) - eine nachgeschobene “Erklärung” wäre schnell zur Hand.
“Tja, dadurch, daß sie ‘Morning’, sagen, machen die Amerikaner deutlich, daß ihr Land das Land der unbegrenzten Möglichkeiten ist, wo ein neuer Tag das Versprechen neuer Hoffnung und neuer Zuversicht bringt.”
Unvermeidlich gäbe es mit Autorität vorgetragene “Erklärungen” dieser Art. Und zwar mehr als eine. All diese “Erklärungen” aber würden auf dem unverstandenen Kontext basieren. Das Mysterium des “Osu!” ist ein gutes Beispiel dafür.Wenn dieses Wort und andere in deinem Dôjô benutzt werden, richte dich nach den anderen. Doch sei sehr vorsichtig damit, deine Erfahrungen auf andere Dôjô oder andere Bûdô-Disziplinen zu übertragen - oder gar auf Interaktionen mit japanischen Muttersprachlern.
Heigo ist eine sehr besondere Form der Sprache mit eigenen Regeln und Anwendungen. Man sollte damit beginnen, indem man das entsprechende Vokabular erlernt. Man sollte aber nie vergessen, sorgfältig auf den Kontext zu achten.
Danke, rambat.
"We are voices in our head." - Deadpool
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