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Thema: FRAGE zu den Taiji-Grundkräften

  1. #1
    * Silverback Gast

    Question FRAGE zu den Taiji-Grundkräften

    Hallo zusammen,

    aufbauend auf einer Diskussion, die wir neulich in unserer Taiji-Gruppe hatte (es ging um die 4 TJ-Grundkräfte Peng, Lü, Ji, An - die ja in der 24er-Pekingform speziell in dem Bild "den Spatzen am ******* fassen" vorkommen) habe ich eine Frage:
    die anderen 4 Grundkräfte im Taiji sind ja wohl Cai, Lie, Zhou, Kao -
    FRAGE: Wo/ wann/ in welcher Form/welchem Bild kommen die vor?

    Vielen Dank für einen Impuls (gerne auch mit Weblink)!

  2. #2
    Wong F. Gast

    Standard

    ---

  3. #3
    Wong F. Gast

    Standard

    Zitat Zitat von * Silverback Beitrag anzeigen
    Hallo zusammen,

    aufbauend auf einer Diskussion, die wir neulich in unserer Taiji-Gruppe hatte (es ging um die 4 TJ-Grundkräfte Peng, Lü, Ji, An - die ja in der 24er-Pekingform speziell in dem Bild "den Spatzen am ******* fassen" vorkommen) habe ich eine Frage:
    die anderen 4 Grundkräfte im Taiji sind ja wohl Cai, Lie, Zhou, Kao -
    FRAGE: Wo/ wann/ in welcher Form/welchem Bild kommen die vor?

    Vielen Dank für einen Impuls (gerne auch mit Weblink)!
    Ãœberall.

    Ich versuch es mal kurz. 13 Grundbewegungen im Yang-Stil, im Chen-Stil zählt man 18.

    "Lu" ist das "Nachgeben", "Cai" das "(nach unten) Ziehen". Auch Bestandteil u.a. der Figur "Vogel******* ...".

    "Lie" - Spalten, Trennen. Dort wird gern der "Kranich" als Beispiel genommen. Aber wie bei allen anderen Sachen geht es hier um das Prinzip, für das man dann eine Bewegung der Figur exemplarisch auswählt, meistens eine, die das Prinzip recht plakativ darstellt. Also nicht so, wie es in der Realität erscheint. Die Bewegung vor "An" kann z.B. auch "Spalten" sein, wenn du mit den Armen auf die "Innenseite" kommst...

    "Zhou" - Ellbogen - ist überall dabei, explizit nach "Fächer öffnen" beim Umdrehen. "Kao" - Schulter - ebenso überall. Gern genommen als Beispiel wird hier der Eingang zum "Kranich" in der langen Form. Wennde das anschaust, siehste auch, wo es noch überall drin ist.

    [wo sind die Umlaute hin?]

  4. #4
    * Silverback Gast

    Standard

    VIELEN DANK für den ersten Aufschlag!
    Zitat Zitat von Wong F. Beitrag anzeigen
    ...
    "Lu" ist das "Nachgeben", "Cai" das "(nach unten) Ziehen". Auch Bestandteil u.a. der Figur "Vogel******* ...".
    Nachfrage: Wo ist dann der Unterschied zwischen "Lü" und "Cai"?

    "Lie" - Spalten, Trennen. Dort wird gern der "Kranich" als Beispiel genommen. Aber wie bei allen anderen Sachen geht es hier um das Prinzip, für das man dann eine Bewegung der Figur exemplarisch auswählt, meistens eine, die das Prinzip recht plakativ darstellt. Also nicht so, wie es in der Realität erscheint. Die Bewegung vor "An" kann z.B. auch "Spalten" sein, wenn du mit den Armen auf die "Innenseite" kommst...
    Ok hier steh ich noch a weng auf'm Schlauch. Ergänzende Frage: Ich hab eine Webabbildung gesehen und hab dann vermutet, dass das einer Bewegung aus der 24er-Form (21. Bild ~ c (wenn die Faust nach außen gedreht wird)) nahekommt; kann man das so sagen?

    "Zhou" - Ellbogen - ist überall dabei, explizit nach "Fächer öffnen" beim Umdrehen.
    Aha, whouw!

    "Kao" - Schulter - ebenso überall. Gern genommen als Beispiel wird hier der Eingang zum "Kranich" in der langen Form. Wennde das anschaust, siehste auch, wo es noch überall drin ist.
    Nachfrage (nur um zu schauen, ob ich mit meinem Begriffsverständnis auf der richtigen Fährte bin): 48er-Form, das 1. Bild (37. ~"die Handflächen nach unten pressen in Leehrstellung") des 6. Abschnitts müsste dann am Ende wohl auch darunter fallen, richtig?

    But as I said: DANKE!

    [wo sind die Umlaute hin?]
    Komisch, bei mir funktionieren die; vielleicht browserabhängig (ich nutze Opera)?

  5. #5
    Wong F. Gast

    Standard

    Moin.

    Für mich sind die „13 Bewegungen“ eine Art, Kräfte und Situationen im kämpferischen Zusammenhang darzustellen. Da spielt das tatsächliche Geschehen rein, die Philosophie (Yin/Yang), Bilder, die mehr oder weniger passen, und ein Schuß Mystik. Dazu kommt dann noch, dass die jeweiligen Lehrer da durchaus nicht einer Meinung sind. Es geht m.E. nur darum, das vielfältige Geschehen irgendwie zu systematisieren und zu beschreiben. Da ich aus einer anderen Schiene komme, war ich darauf nie angewiesen und habe mich auch nie intensiv drum gekümmert. Kann also auch nur meine Interpretation hier darstellen. Und das nur ungenügend, weil die Schriftsprache eben doch limitiert.

    Nachfrage: Wo ist dann der Unterschied zwischen "Lü" und "Cai"
    Lu ist die Phase, wo du einer angreifenden Kraft etwas Raum gibst, um sie leerlaufen zu lassen u./o. umzulenken. Cai ist das (aktive) Ziehen.

    Ok hier steh ich noch a weng auf'm Schlauch. Ergänzende Frage: Ich hab eine Webabbildung gesehen und hab dann vermutet, dass das einer Bewegung aus der 24er-Form (21. Bild ~ c (wenn die Faust nach außen gedreht wird)) nahekommt; kann man das so sagen?
    Keine Ahnung. Haste das Bild? „Spalten“ seh ich überall dort, wo eine angreifende Kraft geteilt wird. Beispiele wären auch der „Keilblock“ im Karate oder, wie gesagt, der Verlauf nach „Ji“.

    Nachfrage (nur um zu schauen, ob ich mit meinem Begriffsverständnis auf der richtigen Fährte bin): 48er-Form, das 1. Bild (37. ~"die Handflächen nach unten pressen in Leehrstellung") des 6. Abschnitts müsste dann am Ende wohl auch darunter fallen, richtig?
    „Der Anfang“ ist ja bei den Formen ähnlich. Auch wenn ich die 48er nicht kenne. "die Handflächen nach unten pressen in Leerstellung" – wo ist da die Schulter? Ich seh die Schulter (als Stoß) eher bei Bewegungen wie beim Eingang zum „Kranich“ oder auch schon bei „Peng“ (Mähne des Pferdes teilen(/teilt sich) (auch schon wieder ein „Spalten“ ), solange der vordere Arm noch unten ist.
    M.E. läuft es darauf hinaus: Abwehr und Angriff können jederzeit mit jedem Punkt des Körpers erfolgen. Das ist die Idee. Die natürlich durch Praktikabilität eingeschränkt wird.
    Geändert von Wong F. (16-01-2018 um 14:41 Uhr)

  6. #6
    WudangBielefeld Gast

    Standard

    Hallo,

    auf meiner Homepage www.wudang-bielefeld.de kannst du einen Artikel (http://www.wudang-bielefeld.de/2017/...rundtechniken/) über die Grundtechniken im Taijiquan lesen. Vielleicht hilft dir das etwas weiter.

  7. #7
    Registrierungsdatum
    24.08.2010
    Beiträge
    243

    Standard

    Hi,

    die Grundkräfte / Grundenergien kommen in den Bildern einer Form dahingehend vor, dass es spezifische Bilder gibt, die Repräsentanten bestimmter Grundkräfte sind. Je nach Fortschritt und Verständnis sind die Grundkräfte aber in jeder Bewegung / Haltung vorhanden.

    Am Anfang ist es üblich, bestimmten Kräften / Energien konkrete Bilder zuzuweisen, um äußerlich zu sehen, was im Inneren passiert. Später können diese Kräfte in Interaktionen erkannt oder genutzt werden. Je weiter man fortschreitet, desto mehr nähert man sich der Quelle an, aus der diese Kräfte entspringen. Dann wird offensichtlich, dass es über ein reinbiomechanisches Verständnis hinausgeht. Die Grundkraft des Ziehens muss so kein physisches Ziehen an einem Arm sein. Es kann eine Bewegung sein, die den anderen fordert, eine Bewegung auszuführen, als würde er gezogen werden. Noch etwas weiter ist das Ganze ohne Bewegung zu bewerkstelligen, da die Grundkräfte nicht aktiviert werden müssen, da die gezielte (bewusste wie unbewusste) Bewegung / Kraft / Energie Start- und Endpunkte benötigt, welche wiederum konditionierten Wahrnehmungs- und Bewegungsmustern folgen und somit bei entsprechender Erfahrung erkannt werden können.

    Ein häufig anzutreffendes Problem (für die meisten ist es wohl kein Problem, da es ihnen reicht, ihre Biomechanik und andere Parameter ihrer Konstitution und Kondition zu verfeinern) ist, dass Bewegungen im Taiji als das gezielte Ansteuern von Muskelketten interpretiert werden. Ganzkörperbewegungen, die gemeinhin als gleichzeitige Verbindung der Extremitäten mit dem Körperzentrum verstanden werden, gelten als Maß aller Dinge und man ist froh, wenn man die Taiji-Form aus dem Zentrum herausläuft und man ein Wechselspiel zwischen harten und weichen Bewegungen entwickelt. Allerdings ist damit kein Unterschied zu sogenannten äußeren Stilen auszumachen, weshalb es nicht zielführend sein kann, Taiji als verfeinertes Bewegugnskonzept zu verstehen, denn jeder Boxer, jeder Karateka und jeder Judoka ist um eine gute Körperstruktur bemüht. DAs heißt für das Verständnis der Grundkräfte ist ein erweiterter Blick notwendig, der es ermöglicht, Bewegungen dahingehend zu verstehen, dass sie nicht "verinnerlicht" sind, sondern im Inneren bereits vollzogen sind und das Äußere nur folgt.

    Eine Grundkraft ergibt sich so also nicht aus dem Einnehmen einer wie auch immer als gut befundenen Körperstruktur oder Positionierung im Raum im Verhältnis zu einem Gegenüber, sondern entscheidender ist die mental-emotionale Grundhaltung. Hierbei ist nicht der vielseits genutzte Begriff des Intents hilfreich, da dieser oftmals als Absicht oder Vorstellungskraft gedeutet wird. Mache ich eine biomechanisch ausgeklügelte Bewegung mit dem Intent, zerstören zu wollen, tue ich nichts anderes als alle anderen, die sich mit Kampf und Bewegung befassen auch. Sprich: Es gibt keinen wirklichen Unterschied zu anderen Stilen oder gar zu Straßenschlägern.

    Die Taiji-Klassiker sowie die Legenden um historische Taiji-Meister als auch einige wenige moderne Praktiker nutzen einen anderen Weg, der meiner Erfahrung nach das eigentliche Taiji trifft und weit über biomechanische Paradigmen hinausreicht. Ein Kampf muss entschieden sein für dich, bevor er beginnt. Damit ist nicht gemeint, dass du eine Aura entwickelst, die einem anderen suggeriert "Mit mir kriegste ein Problem, also lass lieber die Finger von mir". Ebenso ist damit nicht gemeint, als erster zuzuschlagen oder volle Kanne reinzuwummern. Wie gesagt: Das macht nämlich in mehr oder weniger ausgeprägter Qualität jeder, der sich mit Kampf befasst.

    Gemeint ist nach meiner Erfahrung und meinem Verständnis eine grundlegende veränderte Haltung, durch welche man nicht wie alle anderen in Winkeln, Distanz, Timing, Kraft, Schnelligkeit, Taktik oder Strategie denkt, sondern eine Haltung, mit der diese Parameter obsolet werden, da sie dem Verfall bzw. der materiellen Grenzen unterliegen. Damit ist nicht gesagt, dass physikalische Gesetze aufgehoben werden. Im Gegenteil! Sie werden auf höcheffiziente Weise genutzt, weil das Ego nicht mehr bemüht ist, auf Wegen, sondern nur noch in Konsequenzen zu denken.

    Gewöhne ich es mir an, in den üblichen Paramtern zu denken, konitioniere ich das Muster, das letztlich die große Mehrheit anwendet, wenn auch auf einer feineren Ebene; aber die typischen Einflussfaktoren werden vom Ego her genutzt und können somit gespiegelt bzw. von anderen erkannt werden. Lässt man sie aber außer Acht und arbeitet nur mit Mind, so folgt der Body und da es kein konditioniertes Muster gibt, ist es eine Bewegung, die man selber nicht kennt und die somit auch der andere nicht erkennen kann. Das ist nur möglich, wenn man die konventionellen Muster verlässt, was nicht heißt, dass das Wissen um eben jene schädlich sei.

    Das heißt - um den Bogen zu schließen - die Grundkräfte werden nicht generiert, sondern sind immer nur die Folge. Die damit zusammenhängende Biomechanik ist dabei kein Selbstzweck oder Mittel zum Zweck einer vom Ego entwickelten oder internalisierten Bewegung, sondern sie ist nur das Resultat einer wie auch immer definierten Absicht im Einklang mit einem Bewegungsgefühl. Die Biomechanik ("Weg") wird nicht aufgehoben, sondern außerhalb konditionierter Muster durch den Körper genutzt, was die eigenen Bewegungen unvorhersehbar macht.

    Durch das Einnehmen solch einer Haltung sind dann auch ganz spezielle Effekte möglich wie etwa dass ein Partner schon vor Körperkontakt sein Gleichgewicht verliert und stürzt oder nicht-intentional wegspringt. Er hat nämlich eine Angriffsabsicht und richtet sich bewusst oder unbewusst an typischen Paramtern aus wie Distanz, benötigter Kraftauwand, Timing usw. Wenn man als Verteidiger keinen Wert auf diese Dinge legt, sondern innerlich schon längst woanders ist, kann der Partner seine Kraft nicht dort entladen, wo er wollte, sondern er ist auf sich selbst zurückgeworfen - in diesem Moment kämpft er also nur gegen sich selber und bekommt den Verteidiger nicht zu fassen; nicht aber, weil dieser geschickt ausweicht, da dies wieder nur actio-reactio wäre, sondern weil das Sein des Verteidigers grundsätzlich anders verläuft als das Sein des Angreifers.

    Deshalb sollten meiner Meinung nach die Grundkräfte nicht fehlverstanden werden als bestimmte Wege, mit Kraft umzugehen, sondern als Resultat von inneren feinst gesteuerten Bewegungen, die aber nicht intentional vollzogen werden, sondern ihrerseits nur das Ergebnis einer konkreten Absicht in Kombination mit einem gesunkenen Körper sind. So findet eine Aufhebung von Distanz statt, was wiederum zu den berühmten Taiji-Effekten führt, die dann nämlich nicht auf biomechanischer Finesse beruhen, sondern auf rein geistiger Fokussierung. Die Biomechanik wird genutzt und nicht-genutzt.

    Letztlich sollen die Grundkräfte aus meiner Sicht weder Techniken darstellen noch Bewegungsabläufe noch Taktik noch Strategie. Auch eine Verbindung mit dem Körperzentrum soll nicht die Grundlage dieser Kräfte sein, denn der Körper ist immer eine Einheit. Man kann enorme Wirkungen erzielen, wenn man auf diese Zentrumsverbindung verzichtet, ebenso auf Dantian-Rotationen oder Ähnliches. Ein Grund ist, dass wenn man die Extremitäten mit dem Zentrum verbindet, der Partner dadurch auch eine Verbindung zu diesem Zentrum hat und man ständig bemüht sein muss, sein Zentrum in Sicherheit zu bringen oder sich zu öffnen, um einen Angriff zu initiieren.

    Etwas ausführlich, aber ich hoffe, etwas geholfen zu haben, die Grundkräfte etwas anders zu verstehen und somit in der Taiji-Form nicht so sehr auf die Möglichkeiten der Grundkräfte zu achten, sondern vielmehr auf die Quelle zu schauen, die erst zu diesen Grundkräften führt.

  8. #8
    * Silverback Gast

    Standard

    ok, @ at: a) DANKE! - b) Sorry, bin etwas im Rückstand mit dem Beantworten hier Ich hole das jetzt step by step nach).
    Ich starte mit einer Antwort von "altem Affen" an junger Tiger" .

    Zitat Zitat von junger Tiger Beitrag anzeigen
    ...
    Etwas ausführlich, aber ich hoffe, etwas geholfen zu haben, die Grundkräfte etwas anders zu verstehen und somit in der Taiji-Form nicht so sehr auf die Möglichkeiten der Grundkräfte zu achten, sondern vielmehr auf die Quelle zu schauen, die erst zu diesen Grundkräften führt.
    SEHR hilfreich, VIELEN DANK!
    Nicht dass ich mir jetzt (nach dem ersten Lesen) schon anmaße, das restlos verstanden zu haben, aber: es klingt für mich sehr überzeugend ... und gibt mir eine vage Vorstellung davon, wieweit ich tatsächlich noch "von der Erleuchtung" entfernt bin.
    Gleichzeitig ist das nicht nur einleuchtend, sondern dazu auch so weit weg von meinem aktuellen Stand, dass mir spontan noch nicht mal Rückfragen dazu einfallen.
    Whouw!

    Heisst: Daran, an Deinem Post, werde ich noch eine ganze Weile zu knabbern habe ... verstehe das aber als Super Lern-Chance / "brainfood".
    Nochmals VIELEN DANK

  9. #9
    Registrierungsdatum
    24.08.2010
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    243

    Standard

    Es könnte hilfreich sein, dir vorzustellen, was du an Mindset brauchst, um aus einer schwachen Position heraus einen überlegenen Gegner zu besiegen, denn das ist ja der Anspruch: das Schwache besiegt das Starke. Oftmals wird darunter verstanden, statt rohe Muskelkraft lediglich auf feine-elastische Kraft zu setzen, damit ist es aber immer noch Kraft gegen Kraft, und jemand der das genauso gut drauf hat, gleicht das wieder aus; meistens ist es im Taiji so, dass man sich auf die Suche nach optimalen Winkeln macht - Winkel der Gelenke zueinander oder Winkel des Verteidigers zum Angreifer. Es bleibt aber immer noch Kraft gegen Kraft, auch wenn die Kraftlinien verschoben werden.

    Nimmt man als Prämisse einen Menschen, der bewegungseingeschränkt ist und nicht auf die folgenden Parameter vertrauen kann:
    - rohe Kraft (Muskeln)
    - elastische Kraft (Sehnen, Bänder ...)
    - Schnelligkeit
    - Timing / Reaktionsvermögen
    - Dantian-Rotationen, Beckenwippen etc.
    - Beweglichkeit
    usw.

    dann muss es noch etwas geben, was diese Aspekte zur Nebensache werden lässt. Dann besiegt das Schwache das Starke, denn die Schwäche wird nicht durch andere körperliche Determinanten kompensiert, sondern spielt einfach keine Rolle mehr.

    Etwas hochtrappend formuliert: Die Quelle deiner Bewegungen entstammt einer tieferen Dimension als die deiner Gegenüber, sofern sie nicht auf ähnliche Weise geübt haben. Sie sind mit der Materie beschäfigt, also Körperaussteuerung und Muskelansteuerung. Das kostet Zeit, weil Wege gezielt beschritten werden, auch wenn man sie nach langem Training nicht mehr als Wege wahrnimmt. Wenn du aber nur in Konsequenz denkst und fühlst, gibt es keine Wege zu beschreiten, weil das Ergebnis schon feststeht. Objektiv legst du natürlich Wege zurück, das steht außer Frage - du wendest auch Kraft auf. Aber die Bewegungsqualität ist eine ganz andere, weil die Bewegungen aus der Tiefe kommen, so dass du quasi deinen Partner von unten her die Füße wegziehst, während er noch damit beschäftigt ist, auf der horizontalen Ebene irgendwelche Signale zu erkennen, zu deuten, zu bewerten und dann Handlungskonsequenzen abzuleiten.
    Geändert von junger Tiger (28-01-2018 um 11:19 Uhr)

  10. #10
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    2.217

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    Hallo junger Tiger,

    da würde ich gerne mehr darüber wissen, wie das in der Praxis aus sehen soll. Welche
    heutigen Praktiker hast Du denn im Sinn, bei denen man sich das von Dir beschriebene
    auf guten Niveau anschauen kann?

    Beste Grüße,

    Glückskind
    Kämpfe nicht gegen jemanden oder etwas -
    kämpfe für jemanden oder etwas.

  11. #11
    * Silverback Gast

    Standard

    Ok, DANKE für den Nachtrag.

    Muss zugeben, dass ich (wenn ich in "Zeiten") sprechen würde:
    - für Deinen ersten Post, naja, schon eine Weile (eher Jahre als Monate) zum tieferen Verständnis/ zur Umsetzung brauche.
    - der 2. Post wird mich definitiv noch länger beschäftigen.
    Oder anders: Beim 1. bin ich noch ansatzweise mitgekommen - beim 2. aktuell (noch!) nicht.

    Was aber nix daran ändert: Beide IMHO sehr wertvoll,
    VIELEN DANK!


    P.S.: "Weiß nicht", warum mir im Moment gerade der Satz von Sokrates einfällt: "Ich weiß, dass ich nichts weiß" .

  12. #12
    Registrierungsdatum
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    243

    Standard

    da würde ich gerne mehr darüber wissen, wie das in der Praxis aus sehen soll. Welche
    heutigen Praktiker hast Du denn im Sinn, bei denen man sich das von Dir beschriebene
    auf guten Niveau anschauen kann?

    Beste Grüße,

    Glückskind
    Ich kenne im deutschsprachigen Raum nur sehr wenige. Ich selber nehme mich außen vor, da ich kein Vollzeit-Profi bin, sondern eher ein interessierter Laie, der gerne übt und lernt.
    Schulen bzw. Lehrer dies bezüglich fallen mir die folgenden ein:
    - Manfred Steiner in Hannover
    - Torsten Kanzmeier, der aber aktuell im Ausland ist
    --> beide waren lange bei Helmut Barthel, somit zählt dieser selbstverständlich auch dazu.
    - Friedhelm Tippner (das weiß ich nicht mit Sicherheit; da ich ihn nur über einen Freund kenne, der Freund mir aber Ähnliches berichtet)

    Es sind keine werbetechnisch toll aufgestellten Schulen, sondern eher Menschen, die ihr Ding üben, Interessierten Einblicke geben, aber niergends damit großartig protzen oder öffentlich auftreten. Daher am besten erst einmal anschreiben.


    Muss zugeben, dass ich (wenn ich in "Zeiten") sprechen würde:
    - für Deinen ersten Post, naja, schon eine Weile (eher Jahre als Monate) zum tieferen Verständnis/ zur Umsetzung brauche.
    - der 2. Post wird mich definitiv noch länger beschäftigen.
    Oder anders: Beim 1. bin ich noch ansatzweise mitgekommen - beim 2. aktuell (noch!) nicht.

    Was aber nix daran ändert: Beide IMHO sehr wertvoll,
    Vielen Dank, aber es gilt auch: Es ist nur meine Meinung, Erfahrung und mein Anspruch. Es gibt ja viele Blümchen auf der Wiese.

    Zum zweiten Post: Nicht in die "Fallgrube" fallen, das Ganze nun esoterisch, mystisch oder ähnlich zu sehen. Im Prinzip ist es eine ganz banale Erkenntnis. Die kann man sich aber meiner Erfahrung nach nicht erarbeiten wie eine Fähigkeit, sondern man muss sich Rahmenbedingungen schaffen, in denen diese Erkenntnis reifen kann. Es ist wie mit dem Einschlafen. Man kann nicht absichtsvoll einschlafen, sondern nur die Bedingungen herstellen, eindlich einzuschlafen. Oder man kann auch nichts mit Absicht vergessen, sehr wohl kann man aber Bedingungen schaffen, unter denen es leicht fällt, weniger an bestimmte Dinge zu denken.

    Letztlich geht es immer nur um das vielbesagte "Hier und Jetzt" - und in diesem "Hier und Jetzt" gibt es eben keine Wege und auch keine fassbare Zeit, weil der Moment Moment ist. Und wenn du in dieser Dimension arbeitest, kann der andere nur mit Hilfe seiner Erinnerung die Situation einschätzen; diese Erinnerung kostet aber Zeit, weil es ein Abdriften vom Hier und Jetzt in die Erinnerung ist, es ist keine unmittelbare Erfahrbarkeit. Dadurch hinkt der andere der Wirklichkeit immer hinterher und man selber ist wie eine Art Schatten ("Schattenboxen") - nicht, weil man am anderen kleben bleibt, wie dessen Schatten, sondern weil dessen Wahrnehmung dergestalt nicht passend ist, dass er dich sieht, aber nicht greifen kann. Du bist da und doch nicht da. Jede intentionale Bewegung auf dich zu, scheitert so bereits im Ansatz, denn er richtet sich an etwas aus, was gar nicht mehr existiert.

    Ich finde esganz hilfreich, die Vorstellung als körperlich beeinträchtigter Mensch einen Kampf für sich zu entscheiden, weil man sich so frei macht, auf der rein materiellen Ebene nach Lösungen zu suchen, wo es eben immer nur um Kraft gegen Kraft geht - mal grober, mal feiner.

  13. #13
    Registrierungsdatum
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    243

    Standard

    Ach so - noch ein Nachtrag zum Üben für die, die es interessiert.

    Man steht sich mit einem Partner gegenüber und berührt ihn an der Stirn oder an der Schulter - dann soll er so aufwandslos wie möglich zu Boden geführt werden. Zur Aufgabe gehört es, sich nicht am Gegner oder am Ziel auszurichten, also es soll auf Arbeit mit Winkeln, Druck und Hebeln verzichtet werden. Der Partner fällt mühelos zu Boden, ohne dass man biomechanisch "denkt". Alles bewusst mechanisch Herbeigeführte ist nur ein Tricksen, es ist noch immer äußere Arbeit und hat nichts mit innerer Kampfkunst zu tun (zumindest diesem Anspruch nach).
    Hilfreich ist das Sinken des gesamten Körpers, die Visualisierung der vollendeten Situation und die Arbeit nur mit der Hand. Der Körper wird also nicht hinter dem Kontaktpunkt aufgebaut im Sinne einer stabilen Boden-Körper-Körper-Verbindung, sondern nur von der Hand her die Bewegung ausführen. Für den anderen fühlt es sich dann an, als falle er urplötzlich in ein Loch. Man selber bewirkt das Fallen des Partners also nicht, sondern es ist nur eine Folge der eigenen inneren Arbeit - ohne Denken in Wegen, sondern nur in Konsequenz. Die erfoderliche Biomechanik gestaltet der Körper quasi autonom - man weiß also selber nicht, was man tut, weshalb der andere nix entgegenbringen kann, denn man arbeitet nicht nach konditionierten Bewegungsprogrammen.

    Oder:

    Man steht in mittlerer Distanz, der Partner soll mit Fauststoß angreifen. Man selber erzeugt ein Bewegungsgefühl, um in eine der acht Richtungen auszuweichen. Der schlagende Partner soll in seiner Bewegung spüren, ob und inwieweit er von seinem Plan, einen geraden Schlag auszuführen, abgelenkt wird, obwohl man sich selber im Raum nicht verändert hat. Im nächsten Schritt ginge es darum, dass der schlagende Partner sein Gleichgewicht verliert, ohne dass man an ihm herumdoktert.

    Oder:
    In der Form oder im Alltag nimmt man jede Bewegung gedanklich vorweg und achtet nicht auf die Ausrichtung des Körpers. Man bleibt konsequent bei der projizierten Bewegung und achtet darauf, was im eigenen Körper dadurch geschieht. Nicht also den Körper in eine Form pressen (Drills, Bewegungsmuster, Taktiken usw.), sondern den Körper arbeiten lassen und Mind und Body verschmelzen, statt durch das Ego im Körper und im Raum Wege vorzuschreiben.

    Hilfreich ist es auch, die Bewegungen an einem Partner immer von den Kontaktpunkten her zu denken - meistens also von den Händen her. Torsten erklärt das z. B. so, dass die Hände und Füße ein Eigenleben hätten. Dadurch agieren sie "unabhängig" und unvorhersehbar, der Fokus ist immer vorne - durch das Sinken hat man einen passenden Körpermodus, so dass Kraft den optimalen Weg finden kann wie Wasser, das durch einen Gartenschlauch geschossen kommt und niemand da ist, der versucht, den Schlauch zu beherrschen.

    Irgendwann ist es dann auch egal, auf welche Weise man materiell arbeitet. Deshalb gibt es z. B. auch keine speziellen Waffentechniken. Kommt eine Bewegung aus der Tiefe, reicht schon ein Antippen und den anderen haut es um, weil sich seine eigene Energie in ihm selbst entlädt. Es ist auch nicht nötig, Fauststöße oder Ähnliches zu üben, denn entscheidend ist das, was hinter allem steht.
    Geändert von junger Tiger (28-01-2018 um 13:09 Uhr)

  14. #14
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    Zitat Zitat von Glückskind Beitrag anzeigen
    Hallo junger Tiger,

    da würde ich gerne mehr darüber wissen, wie das in der Praxis aus sehen soll. Welche
    heutigen Praktiker hast Du denn im Sinn, bei denen man sich das von Dir beschriebene
    auf guten Niveau anschauen kann?

    Beste Grüße,

    Glückskind
    Da schließe ich mich mal an.

    Liebe Grüße
    DatOlli

  15. #15
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    Standard

    Da schließe ich mich mal an.
    Ich habe weiter oben bereits ein paar Namen genannt; mich selber ausgeschlossen, weil ich kein hauptberuflicher Lehrer bin.

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