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Vollständige Version anzeigen : Ergänzung zum Thema "Sifu/Shifu = Meister?"



cdobe
02-10-2009, 10:18
Hallo,
ich habe folgenden Thread gefunden, der leider schon geschlossen ist (?)
http://www.kampfkunst-board.info/forum/f25/sifu-shifu-meister-70635/

Ich habe kürzlich einen Artikel zu eben diesem Thema übersetzt und veröffentlicht:
Meister oder Sifu in den chinesischen Kampfkünsten (http://www.wu-taichi.info/artikel/56-meister-oder-sifu.html)

Grüße
cdobe

Jochen Wolfgramm
02-10-2009, 10:46
Schöne ergänzende Sichtweise des ganzen.

Mir persönlich geht die Nutzung von "Meister" und "Großmeister" auch ganz gehörig auf die nerven. Ich würde es sogar fast schon als unseriös sehen, sich selber so zu bezeichnen. (Ich meine jetzt ausschliesslich Meister/Großmeister)

cdobe
02-10-2009, 10:51
Mir geht es genauso. Deswegen habe ich den Autor um Erlaubnis gebeten und den Artikel übersetzt. Bei Wikipedia sagte mir jemand, der einen Artikel über seinen Lehrer verfasst hat, dass "Taichi-Meister" verständlicher für die Wikipedia-Leser sei als "Taichi-Lehrer" :rolleyes:

Gruß
cdobe

Thorre
02-10-2009, 12:06
Bei diesen Shifu-Diskussionen ist mir oft nicht so ganz klar, woher die Empörung über die Verwendung des Begriffes Meister eigentlich rührt.

Geht es darum, daß Meister mit dem Begriff Bester gleichgesetzt wird? Daß es sich dabei um einen Irrtum handelt, wurde in der Diskussion von Guan Yu ja schon angesprochen.

Wenn jemand schwaches Gongfu praktiziert und trotzdem unterrichtet, wie das nicht nur in Deutschland, sondern auch in China sehr häufig vorkommt, dann ist er trotzdem der Meister seiner Schüler. Man kann dann darüber streiten, ob er ein guter Meister ist, aber das wäre eine ganz andere Frage.

Der Begriff Trainer hingegen kann den Begriff Meister bzw. Lehrer nicht ersetzen. Ein Meister/ Lehrer ist etwas anderes als ein Trainer.

Zum einen muß ein Trainer das, was er von seinen Schülern verlangt, nicht selbst beherrschen. Er muß sie nur korrekt anleiten, korrigieren, trainieren können. Da ich aus dem Leistungssport komme, weiß ich, daß viele Trainer erfolgreich in Disziplinen tätig sind, in denen sie niemals selbst aktiv waren.

Ein Meister hingegen muß das, was er lehrt allerdings beherrschen oder zumindest - wenn er alt ist - irgendwann beherrscht haben.

Zum anderen unterrichtet ein Gongfu-Meister in Dingen, die man nicht mit dem Begriff Training umfassen kann. Wenn er seine Schüler in chinesischer Philosophie unterweist, in Meditation und Gesundheitslehre, dann ist er eben kein Trainer, sondern ein Lehrer. Oder würde jemand sagen: Ich trainiere daoistische Philosophie. Sicher nicht.

cdobe
02-10-2009, 12:16
Hallo,

Du diskutierst Meister / Lehrer versus Trainer. Mir geht es um den Unterschied Meister versus Lehrer.


cdobe

Si Mui
02-10-2009, 14:38
Also ich finde es nicht mal so falsch jemanden S(h)ifu bzw Meister zu nennen. Denn um Shifu zu sein gehört einfach mehr dazu als nur die KK an sich zu beherrschen (sprich Philosophie, Geduld usw). Ausserdem sollte ein Meister auch ein Vorbild sein und irgendwie auch jemand vor dem man schon Respekt hat, wenn man ihm über den Weg läuft. Nicht Respekt, was das körperliche betrifft sondern viel mehr was die Ausstrahlung betrifft.
Deshalb denke ich, dass Lehrer es einfach nicht so gut trifft wie S(h)ifu. Für mich persönlich macht der Begriff Lehrer den Eindruck, als wäre das kein richtiges Vorbild (was nicht heißen soll, dass Lehrer keine Vorbilder sind!!). Und irgendwie erinnert Lehrer auch immer wieder stark an Schule. Und Schule wird meistens doch nur mit Lernen und mit Freunden Spaß haben verbunden. Und bei Gong Fu geht es doch schließlich um mehr.
Lange Rede, kurzer Sinn: Mein Shifu bleibt Shifu und wird nicht zum Lehrer für mich. :)

Klaus
02-10-2009, 15:19
Man wird aber nicht zum Meister von jemandem, weil man die Kampfkunst so toll beherrscht. Sondern wenn man eine familiäre Beziehung aufnimmt, und Verantwortung übernimmt. Die menschliche Qualifikation, eine Vaterfigur für Schüler abzugeben, sehe ich bei recht vielen Leuten nicht gegeben. Das ist in religiösen Kreisen durchaus üblicher, und ein Teil der Problematik kommt vermutlich daher, dass es halt Kampfkunstunterweisung auch in religiösen Kreisen gab. Das kann man aber nicht auf Trainer-Schüler-Verhältnisse übertragen. Ich hätte mir verbeten, meinen Handball-Trainer als "Meister" sehen zu sollen.

Im europäischen Sprachgebrauch kam der Maitre und Grand Maitre durchaus öfter vor, im Fechten, Schach, und das gab es als Ämter, z.B. bei der Ehrenlegion und anderen Gesellschaften des französischen Sprachraums. Insofern fand da nur eine sprachliche Übertragung der institutionellen Funktion statt, die gerne später zum Zweck der Überhöhung mit der religiösen gemischt wurde.

Jochen Wolfgramm
02-10-2009, 15:35
Also ich finde es nicht mal so falsch jemanden S(h)ifu bzw Meister zu nennen. Denn um Shifu zu sein gehört einfach mehr dazu als nur die KK an sich zu beherrschen (sprich Philosophie, Geduld usw). Ausserdem sollte ein Meister auch ein Vorbild sein und irgendwie auch jemand vor dem man schon Respekt hat, wenn man ihm über den Weg läuft. Nicht Respekt, was das körperliche betrifft sondern viel mehr was die Ausstrahlung betrifft.
Deshalb denke ich, dass Lehrer es einfach nicht so gut trifft wie S(h)ifu. Für mich persönlich macht der Begriff Lehrer den Eindruck, als wäre das kein richtiges Vorbild (was nicht heißen soll, dass Lehrer keine Vorbilder sind!!). Und irgendwie erinnert Lehrer auch immer wieder stark an Schule. Und Schule wird meistens doch nur mit Lernen und mit Freunden Spaß haben verbunden. Und bei Gong Fu geht es doch schließlich um mehr.
Lange Rede, kurzer Sinn: Mein Shifu bleibt Shifu und wird nicht zum Lehrer für mich. :)

Vorschlag: lies doch mal den Eingangspost und den Artikel hinter dem zweiten Link. Evtl. wird dann klarer worum es cdobe geht.
Eben NICHT darum, ob Shifu oder nicht, sondern ob Shifu = Meister.

Nassem
02-10-2009, 17:04
Shifu bzw Sifu , ist keine direkte bezeichung eines Meister. Shifu ist eher in verbindung zubringen mit jemanden der lehrt bzw unterrichtet , sein wissen weiter gibt und zu dem man einen direkten draht hat.
Ist ja im deutschen ähnlich wenn jemand einen Meistertitel trägt heist es noch lange ncht das er dir was zeigt oder inderlage dazu ist, ein lehrer kann dir hingegen ne menge zeigen . nun gibt es für den begriff lehrer auch eine def: Laoshi.
Der begriff Shifu ist glaube ich eher hier im zusammen hang mit einem Dr. Vater zufinden , der man in dieser person ein Vorbild sieht und diese person einen auch unterrichtet um mit ranzieht.
mfg nassem

Tshingis
02-10-2009, 19:48
Ist ja im deutschen ähnlich wenn jemand einen Meistertitel trägt heist es noch lange ncht das er dir was zeigt oder inderlage dazu ist, ein lehrer kann dir hingegen ne menge zeigen .
Blödsinn. Ein Schreiner-/Tischlermeister kann seinen Schülern sehr wohl so einige Dinge beibringen und dient auch in seinem Engagement und seiner Erfahrung als Vorbild.

xingyi/cailifo
02-10-2009, 20:52
Hay

ich mache seit 20 jahren Chinesische Kampfkunst Modernes Wushu/NanQuan,Changquan Plus die Standatisierten Traditionellen Formen.
Dann noch CaiLiFo und Hungar! Ich habe seit 8-9 jahren ein e.V wo ich auch Unterrichte. Also meine Schüler nennen mich mit VORNAMEN!!! Es gibt bei mir keine Titel und keine prüfungen!! Ich mache ja auch keine KOhle....alles FÜR lEUTE DIE KEINE gELD HABEN!!Ich weis immer wie weit ein Schüler ist was neues zu lernen! Als ich noch selber lernte habe ich mich auch immer über meine Lehrer aufgeregt! Die sich Sifu nannten, geraucht haben bis zum geht nicht mehr, Sekten artig drauf waren und vergöttert werden wollten, DIE SIFUS HIER IN DEUTSCHLAND!!!!! In China meine Zeit war ganz anders, mann war wie Kumpels mit den Sifus, Essen Trinken, die wollten nicht vergöttert werden die wollten auch eher eine Freundschaft zu ihren Schülern.
Also ich finde das Shifu Gelaber hier in ´Deutschland zum Kotzen. GGGM GGGMMMKKJJ Shifus usw Grand Grand grand great great great master usw.
Alles nur Menschen!!! Mann sollte mit kampfkunst kein Geld verdienen, dann geht der wahre kern Verloren in Deutschland. Und die Lehrer an sich sehen nur noch das Geld zum Überleben!!! Jetzt bin ich 31 und Unterrichte ohne Geld 9 jahre lang, und das ist wahre Liebe und Spass an der kampfkunst!!!
Also Gründet e.V und sucht euch andere Arbeit und macht die Kunst Besser zum hobby.......................



Hallo,
ich habe folgenden Thread gefunden, der leider schon geschlossen ist (?)
http://www.kampfkunst-board.info/forum/f25/sifu-shifu-meister-70635/

Ich habe kürzlich einen Artikel zu eben diesem Thema übersetzt und veröffentlicht:
Meister oder Sifu in den chinesischen Kampfkünsten (http://www.wu-taichi.info/artikel/56-meister-oder-sifu.html)

Grüße
cdobe

Klaus
02-10-2009, 21:05
Es ist nichts falsches daran, für's Training Geld zu nehmen, wenn man das professionell macht. Die Yang-Familie hat für das Militärtraining am Kaiserhof sicher auch ordentlich Geld genommen. Aber der Kaiser und seine Prinzen die beim alten Yang gelernt haben, haben mit Sicherheit den nicht als "Meister" angesprochen. Wobei, möglich wäre das, aber dann nur freiwillig und von sich aus initiiert, als Zeichen ausgesprochener Wertschätzung, wenn er die beeindruckt hat. Das aber eher auch nur unter 4 Augen. Ich glaube nicht dass er damit durchgekommen wäre zu erklären, ok, ich trainiere euch, aber nur wenn ihr mich jetzt Meister Yang nennt und bei mir den Hof fegt.

xingyi/cailifo
02-10-2009, 21:19
Ich denke hier in Deutschland die Menschen die sich kampfkünste suchen, sehen immer in einem Shifu etwas Grosses mächtiges, so habe ich das überall erlebt. Und im nachhinein sind alles Normale Menschen die Total menschliche Probleme haben! Wie wir alle!! Ich meinte nur das der Begriff Shifu hier in Deutschland missbraucht wird!! Besser Lehrer, Coach, oder was anderes!
Meine Schüler kommen auch viel von anderen Schulen ,wo sie weniger gelernt haben für viel Geld, und bei mir ,mehr für weniger Geld! Natürlich wenn jemand auf Zetzifikate aus ist und Schwarzgurt irgendwo machen möchte muss er sich eine Shifu Schule suchen! Na ja man lernt mit der Zeit! und sammelt erfahrung!! Mann kann auch mehr und ber ohne zertifikate lernen. nach 5 jahre Training in China hab ich auch kein zertifikat oder ähnliches., obwohl ich dort 6 stunden 5 tage die Woche Trainiert habe!
na ja wollte nur mein senf da zu geben

ciao

Nassem
03-10-2009, 00:09
Die Kaiser hatten keine Sifus , wenn überhaut lehrer , und ich bezweifle das ein Kaiser sich vor seinem lehrer zum bückling macht .... so wie man die kaiser so einschätz würde man die lehrer die einem zum bückling machen doch direkt ins feuer werfen.
Und wenn es nirgendwo erwäht ist , woher hast du dann deine Infos?

mfg nassem

Si Mui
03-10-2009, 01:56
Vorschlag: lies doch mal den Eingangspost und den Artikel hinter dem zweiten Link. Evtl. wird dann klarer worum es cdobe geht.
Eben NICHT darum, ob Shifu oder nicht, sondern ob Shifu = Meister.

Hab ich schon verstanden und auch versucht so rüberzubringen. Ich bin einfach der Meinung, dass Meister es besser trifft als Lehrer. ;-)

Si Mui
03-10-2009, 14:55
Bei uns ist es so, dass manche unseren Sifu Sifu nennen, manche nennen ihn aber auch beim Vornamen. Wir halten zwar an den alten Familienstrukturen im Gong Fu fest, aber trotzdem ist mein Sifu für mich mehr als ein Meister. Wir können zB mit ihm über alles reden und unternehmen auch alle zusammen mal was. Ich weiß zwar nicht, wie das in anderen Schulen abläuft, aber so wie es bei uns ist finde ich es richtig gut.

scarabe
04-10-2009, 00:52
Nur mal so als Anregung- das ist vielleicht auch eine Frage des Sprachgebrauchs.

Wenn jemand in einer Kampfkunst Meister geworden ist (kein erkaufter Meistertitel:D),
dann ist das eine Leistung, die man ruhig respektieren darf.
Dementsprechend habe ich auch keine Probleme damit, denjenigen mit "Meister" anzureden, wenn er es wünscht.
Ich mache aber (innerlich) durchaus einen Unterschied, ob ich jemanden mit seinem Titel "Meister" anrede, oder ob ich ihn als meinen Meister betrachte und anerkenne. (ganz abgesehen davon, ob so ein Meister mich dann auch akzeptieren würde. Unterschied Shi, Laoshi- Sifu).

Generell habe ich auch kein Problem damit, jemanden als meinen Kampfkunst-Meister anzunehmen, wenn dieser die entsprechenden fachlichen und menschlichen Qualitäten (ich habe da ein paar Ansprüche) mitbringt.
Das ist aber immer noch ein Unterschied zu einem elternähnlichen spirituellen Meister, den man dann gleich als Meister fürs ganze Leben und nicht nur für die Kampfkunst betrachtet. Ratschläge annehmen ist ja gut und schön, aber die Verantwortung für den eigenen Weg sollte man nicht abgeben...

So eine Sichtweise ist mir fremd und sie würde mir auch gefährlich scheinen, denn wo gibt es schon einen solchen "Übermenschen", der gleich Meister über mein ganzes Leben sein könnte?

cdobe
04-10-2009, 10:52
scarabe,
ich denke, dass man jemanden, der seinen Sport oder seine Kunst gemeistert hat, eher als ming-shou (名手) bezeichnen würde.

Gruß
cdobe


Nur mal so als Anregung- das ist vielleicht auch eine Frage des Sprachgebrauchs.

Wenn jemand in einer Kampfkunst Meister geworden ist (kein erkaufter Meistertitel:D),
dann ist das eine Leistung, die man ruhig respektieren darf.
Dementsprechend habe ich auch keine Probleme damit, denjenigen mit "Meister" anzureden, wenn er es wünscht.
Ich mache aber (innerlich) durchaus einen Unterschied, ob ich jemanden mit seinem Titel "Meister" anrede, oder ob ich ihn als meinen Meister betrachte und anerkenne. (ganz abgesehen davon, ob so ein Meister mich dann auch akzeptieren würde. Unterschied Shi, Laoshi- Sifu).

Generell habe ich auch kein Problem damit, jemanden als meinen Kampfkunst-Meister anzunehmen, wenn dieser die entsprechenden fachlichen und menschlichen Qualitäten (ich habe da ein paar Ansprüche) mitbringt.
Das ist aber immer noch ein Unterschied zu einem elternähnlichen spirituellen Meister, den man dann gleich als Meister fürs ganze Leben und nicht nur für die Kampfkunst betrachtet. Ratschläge annehmen ist ja gut und schön, aber die Verantwortung für den eigenen Weg sollte man nicht abgeben...

So eine Sichtweise ist mir fremd und sie würde mir auch gefährlich scheinen, denn wo gibt es schon einen solchen "Übermenschen", der gleich Meister über mein ganzes Leben sein könnte?

Rorschach
04-10-2009, 11:24
Wie wäre es, wenn man einfach den Begriff "Lehrer" benutzt: lǎo shī 老师

Jochen Wolfgramm
04-10-2009, 11:49
So, bitte mal wieder beruhigen hier. Es ist sicherlich nicht sehr förderlich, irgend jemanden Unwissen oder Unbelehrbarkeit vorzuwerfen. Bleibt beim Thema!
Sobald es das Unterforum für Sinologische Fachfragen gibt, werde ich die Diskussion teilen und verschieben.

Zum eigentlichen Thema:
ob jemand Sifu oder Laoshi geannt wird, kann man meinen Erfahrungen nach in zwei Gründen teilen:

1. Regional. Im Süden Chinas (und damit in der weitestgehend vom Hong Kong Gong Fu beeinflussten westlichen Welt) ist der Gebrauch von Sifu/Shifu weitaus verbreiteter als Laoshi. Im Norden, besonders Beijing dagegen eher der Gebrauch Laoshi.

2. Sozial/Emotional. Der Gebrauch Laoshi ist für "Lehrer" die man mal besucht, trifft oder mit denen man weniger häufig trainiert der übliche. Es besteht eine weniger starke soziale und emotionale Bindung von Schüler und Lehrer. Für den Schüler der seinem Lehrer wirklich folgt und im traditionellen Sinne von ihm lernt (soll heissen: er kümmert sich um seinen Lehrer auch ausserhalb des Trainings, er beachtet die konfuzianischen Gepflogenheiten im Umgang mit der Kung Fu Familie etc) wird der Laoshi ein Shifu. Diese Bezeichnung wird dann eigentlich nur von den Schülern benutzt, die ihren Lehrer wirklich auch als Mentor und "Vater-Lehrer" sehen. In diesem Kontext nennt sich ein Lehrer weder selber Shifu noch andere die nicht seine direkten Schüler sind.

Das ganze hat sich aber wirklich extrem verändert in den Umgang dieser Bezeichnungen bei uns eingebürgert.
Was bleibt ist der mir befremdliche Umgang mit dem "Meister"titel. Dem haftet nach wie vor aus meiner Sicht eine starke "selbstbeweihräucherung" an, gerade wenn Lehrer sich selbst auf ihren WebSites und Flyern so titulieren. Ganz zu schweigen von den Großartigen Großmeistern, die es plötzlich überall gibt ;)

Oliver 101
04-10-2009, 13:24
-

Thorre
04-10-2009, 13:56
Was bleibt ist der mir befremdliche Umgang mit dem "Meister"titel. Dem haftet nach wie vor aus meiner Sicht eine starke "selbstbeweihräucherung" an, gerade wenn Lehrer sich selbst auf ihren WebSites und Flyern so titulieren.

Jochen, was heißt hier "sich selbst so titulieren"? Jemand der andere in allen Bereichen der traditionellen Kampfkunst unterrichtet, ausbildet, unterweist ist nun einmal der Meister seiner Schüler. Ich verstehe nicht, was daran falsch sein soll.

Unter "Selbstbeweihräucherung" verstehe ich das Preisen der eigenen Fähigkeiten und Verdienste. Das Benennen der Tatsache, daß es sich in einer Kampfkunst-Gemeinschaft u.a. um Meister-Schüler-Beziehungen handelt, hat damit doch nichts zu tun.

Etwas anderes ist die Frage, ob jemand die Kampfkunst gemeistert hat. Wenn jemand das von sich behauptet, sollte es auch von außen irgendwie zu sehen sein. Natürlich ist es lächerlich, wenn jemand, der schwach und unsicher ist, behauptet, er wäre ein Kampfkunst-Meister.

Gruß aus Berlin

Nananom
04-10-2009, 18:04
Jochen, was heißt hier "sich selbst so titulieren"? Jemand der andere in allen Bereichen der traditionellen Kampfkunst unterrichtet, ausbildet, unterweist ist nun einmal der Meister seiner Schüler. Ich verstehe nicht, was daran falsch sein soll.

Unter "Selbstbeweihräucherung" verstehe ich das Preisen der eigenen Fähigkeiten und Verdienste. Das Benennen der Tatsache, daß es sich in einer Kampfkunst-Gemeinschaft u.a. um Meister-Schüler-Beziehungen handelt, hat damit doch nichts zu tun.

Etwas anderes ist die Frage, ob jemand die Kampfkunst gemeistert hat. Wenn jemand das von sich behauptet, sollte es auch von außen irgendwie zu sehen sein. Natürlich ist es lächerlich, wenn jemand, der schwach und unsicher ist, behauptet, er wäre ein Kampfkunst-Meister.

Gruß aus Berlin

Also jeder der Kampfkunst unterrichtet ist gleich ein Meister? Oder wie legt ihr fest ab wann jemand ein Meister ist? Welche Kriterien habt ihr denn?

Wenn jemand ein starkes Verstrauensverhältnis zu seinem Lehrer hat, kann er ihn ja gerne Meister (Sifu) nennen. Aber dies ist dann eine Sache zwischen Schüler und Lehrer und sollte nicht nach außen getragen werden. Es handelt sich hier doch keineswegs um verleihbare Titel.

Nassem
04-10-2009, 18:36
Jochen, was heißt hier "sich selbst so titulieren"? Jemand der andere in allen Bereichen der traditionellen Kampfkunst unterrichtet, ausbildet, unterweist ist nun einmal der Meister seiner Schüler. Ich verstehe nicht, was daran falsch sein soll.

@ Thorre, genau da ist der Punkt , man ist nicht der Meister seiner schüler , sondern der Lehrer seiner schüler.
Wenn der unterricht gut ist und das können des Lehrers auch gut ist dann kommt es mit dem respekt von alleine und muss nicht darauf hinweisen , dies aus eigener erfahrung.
gruss aus Köln

Ghaza
04-10-2009, 18:48
Moment...was ist dann mit einem Tischlermeister zb?
Ist der nicht der Meister seiner Lehrlinge?
Sind die ganzen Meisterbriefe der vergangenen Jahrhunderte dann null und nichtig?

Ich verstehe nicht wieso man sich so am "Meister" aufhängt.
Der Tischlermeister hat sein Handwerk gemeistert, warum nicht auch der Kampfkünstler?

Gruß

Nananom
04-10-2009, 18:54
Moment...was ist dann mit einem Tischlermeister zb?
Ist der nicht der Meister seiner Lehrlinge?
Sind die ganzen Meisterbriefe der vergangenen Jahrhunderte dann null und nichtig?

Ich verstehe nicht wieso man sich so am "Meister" aufhängt.
Der Tischlermeister hat sein Handwerk gemeistert, warum nicht auch der Kampfkünstler?

Gruß

Ein Meister in diesem sinne ist ein Berufstitel. Solch ein Meistertitel, genau wie akademische Titel wie Bachelor,Master,Professor usw. können durch das ablegen der entsprechenden Prüfung erworben werden. Die Bezeichnung Meister im Kampfkunstbereich ist aber kein verleihbarer Titel.

Oliver 101
04-10-2009, 20:23
@ Gong Fu:

Ja, da hast du recht.

@ Nassem:

So sehe ich das auch.
Der Begriff Lehrer ist auch näher am chinesischen Ursprung.
Außerdem, warum sollte man in diesem Fall überhaupt einen deutschen Begriff verwenden?

Klaus
04-10-2009, 21:07
Man kann sich durchaus als Meister empfinden, in dem Sinne wie man das selbst gelernt hat. Da steckt nur eben was anderes hinter als ein Wort, da steckt Erfahrung dahinter, was "so jemand" eben so tut, so wie man es selbst mitbekommen hat. Ich habe übrigens nie gehört dass Meister in meinem Beisein "Shifu" genannt wurden, das ist nicht in allen Zirkeln so üblich. In religiösen Kreisen wird die Funktion gar nicht erwähnt, oder eben Shi und dergleichen angehängt.

Nassem
04-10-2009, 21:53
Das mit dem meisterbrief hier ist auch sone sache , auf der einen seite finde ich es gut da man erkennen kann was irgendwo seriös ist und was nicht, aber nur weil ich irgendwo ne urkunde habe heißt es nicht das meister bin ;)
aber das ist offtopic

BakMee
05-10-2009, 06:50
Nun, es ist immer auch schwierig für einen Laien zu erkennen ob der Lehrer wirklich was kann oder nicht. Ob er gut ist oder nicht. Hier in Deutschland gibt es sehr sehr viele Personen die irgendwann einmal eine fernöstliche Kampfkunst betrieben haben und eine Schule gegründet haben die irgendwann einmal nicht mehr richtig lief und sie dann ihr langjährig erlerntes aus irgendwelchen Gründen als Gong Fu verkaufen, weil es gerade vielleicht in der Mode ist, wegen vielleicht Kinofilm, Fernsehen oder was weiss ich....
Der Laie ist geblendet und fällt auf die Aussage des Lehrers: Ich mache das original Kung Fu oder das ist das wirklich wahre Shaolin Kung Fu" herein....
Irgendwann sieht der Laie das er dann vielleicht auf einen Scharlaten hereingefallen ist der ihn sogar wohlmöglich nocht nicht einmal aus dem Vertrag herauslässt (Oder nur mit den typischen Anwaltsgängen).
Ich habe auch ein kleines Problem mit der Bezeichnung "Meister". Es ist natürlich gut, wenn man einen Stil "gemeistert" hat, aber was heißt eigentlich wirklich "meistern"? Kann man eigentlich etwas "meistern"? Heist es denn nicht immer , das es immer einen Besseren gibt? Wie würde man diesen Meister dann bezeichnen? Ein Meister Meister????
Ich persönlich betrachte mich als Lehrer eines Stils den ich irgendwann einmal erlernt habe. Ich arbeite immer noch an jede einzelne Form, jede Technik, jede Ausführung, meine Schnelligkeit, Härte, Kraft und Atmung u.s.w., aber auch an der Geduld, Verständniss, Sichtweisen und Verhalten anderer zu verstehen, die z.B meine Schüler sind.
Ich sehe es so, daß wenn ich behaupten würde ein Meister zu sein, dann sage ich irgendwie gleichzeitig aus, daß ich es nicht mehr nötig habe weiterzulernen da ich ja alles schon kann. Aber dieses würde auch gleichzeitig Stillstand bedeuten und Stillsatand heißt "nicht weiterkommen", "auf der Stelle treten". Da ziehe ich lieber die Veränderung vor. Und zwar die zum Positiven. Dieses geschieht natürlich nur durch ein Weiterkommen.
Viele meiner Schüler nennen mich Sifu, andere beim Vornamen. Das soll jeder machen wie er möchte. Die einen sehen mich als ihren traditionellen Lehrer an und nennen mich Sifu um eine Tradition zu bewahren und für sich und der Schule diese weiterzuleben, und die anderen nennen mich Sifu, weil sie diese tradition vielleicht entweder nicht leben wollen und andere persönliche Sichtweisen haben oder mich halt einfach als einen Freund ansehen. Vielleicht auch weil sie für sich irgendwie nicht haben wollen daß es einen gibt der evtl einen Rang höher steht, wer weiß. Aber das ist in meinen Augen nicht in dem Mom von Wichtigkeit. Wie gesagt, lernen die Schüler den Lehrer kennen, so kommt der Respekt sowieso von alleine.
Doch letztenendes ist es doch wichtig worauf es Letztenendes am meisten ankommt warum eine Schule gegründet worden ist. Nur um Geld zu verdienen und sich gleichzeitig als "Meister aller Klassen zu präsentieren" oder um Schüler zu haben um eine Kampfkunst, die man einst erlernt hat weiterzugeben, damit sie nicht irgendwann einmal in Vergessenheit gerät.
Vor ein paar Jahren trainierte ich in den Parks in Shanghai mit einigen meiner Schüler. Ich wurde von einem alten Tai Chi Mann angesprochen. Er sagte mir lächelnd, daß da wohl erst die Ausländer kommen müssen um unser traditionelles Wu Shu weiterleben zu lassen. "Hier machen die meisten Chinesen nur noch modernes Wu Shu. Er erfüllte mich mit Stolz. Ich war froh einen Chinesen treffen zu können, einen der recht alten Kampfkunstpraktizierenden der sagar englisch sprach. Und auch über das Thema Sifu (Shifu) unterhielten wir uns sehr sehr lange und wir beide hatten genau die gleichen Ansichten.
Nein, in meinen Augen gibt es vielleicht den "sehr guten Lehrer". Aber wer sich selbst als "Meister" bezeichnet, der wohl noch nicht einmal es nötig hat weiterzulernen oder weiterzuüben, der lebt in einem Stillstand und hat schon für sich selbst verloren...
Liebe Grüße,
BakMee

Thorre
05-10-2009, 11:37
In meinen Augen gibt es Unterschiede zwischen dem Begriffen Lehrer und Meister. Ich finde diese Unterschiede nicht so groß, daß ich mich ernsthaft darüber streiten würde (im Gegensatz zum Begriff Trainer), aber ich finde das Thema auch nicht völlig unwichtig.

Lehrer sind in unserem Kulturkreis meistens Menschen, die auf einem bestimmten Gebiet eine höhere Kompetenz entwickelt haben. So gibt es im schulischen Bereich den Mathematik- oder Geographielehrer und auf außerschulischem Gebiet Tanzlehrer, Gesangslehrer, Reitlehrer usw.

Sobald wir in den Bereich kommen, wo ein Schüler nicht lediglich ein Fach belegt, sondern ein Handwerk oder eine Kunst „komplett“ erlernen will (wie es unter Zimmermännern, Steinmetzen, in der Malerei oder Komposition üblich ist) verwendet man auch in Europa sehr häufig den Begriff Meister. Jemand der einen Schüler in einem Handwerk oder einer Kunst von den ersten Schritten bis zur Eigenständigkeit ausbildet, ist der Meister dieser Schüler.

Der Unterschied ist immer, welchen Umfang und welche Bedeutung das Handwerk oder die Kunst im Leben des Schülers einnehmen soll. Soll der Schüler nur in einem bestimmten Fach etwas lernen, beispielsweise etwas über Geographie oder wie man einen Walzer tanzt, dann haben wir es mit Lehrer-Schüler-Verhältnissen zu tun.

Soll sich beim Schüler aber auch die Persönlichkeit weiterentwickeln, so wie es beispielsweise auch in einer Handwerkslehre allgemein gesehen wird (siehe Zimmermannslehre), dann ist der Ausbilder eben mehr als der Lehrer auf einem bestimmten engumschriebenen Fachgebiet.

Traditionelle Kampfkunst will mehr, als Kompetenzen auf einem einzelnen Fachgebiet vermitteln. Insbesondere, wenn es sich um taoistische oder buddhistische Kampfkünste handelt. In dieser Hinsicht lehrt ein Kampfkunst-Meister einen besonderen Lebensansatz, eine bestimmte Art, die eigene Existenz und die damit verbundenen Herausforderungen zu sehen.

Freakay
08-10-2009, 09:31
Hallöchen.

Ich möchte mal meine ganz persönliche Ansicht zu dem Thema kundtun.
Für mich würde es einen Unterschied machen, ob ich jemanden als "Meister" oder als "meinen Meister" bezeichne.
Sagte ich z.B. "Er ist ein Meister", dann würde ich mehr über den Level, seine kampfkünstlerische Erfahrung, reden. Bezeichne ich aber jemanden als "meinen Meister", im Sinne von Vater-Lehrer, dann wäre er etwas wie ein Mentor und auch eine philosophische Bezugsperson.
Lehrer im klassischen SInne sind bzw sollten Pädagogen sein. Und ein pädagogischer Aspekt, oder auch philosophischer meinetwegen, steckt sicherlich auch in den meisten Kampfkünsten.
Am Ende wäre, für mich persönlich, ein Unterschied vorhanden. Ich kann 2 Leute als Meister bezeichnen, und dabei doch völlig unterschiedliche Grundlagen dafür haben.

Am Ende ist es wie meisten eine Sache der Persönlichkeit des Einzelnen. Jeder sollte sich für sich selbst damit auseinander setzen und für sich selbst entscheiden, was für einen "richtig" ist.
Sicherlich, SiFu/ShiFu kann man sicherlich recht klar definieren. Aber ich glaube, heutzutage sollte nicht mehr alles zu steif gesehen werden.

Hoffe, ich konnte meine Ansicht einigermaßen nachvollziehbar nahe bringen.
Liebe Grüße :)

nagual
08-10-2009, 18:09
In meinen Augen gibt es Unterschiede zwischen dem Begriffen Lehrer und Meister. Ich finde diese Unterschiede nicht so groß, daß ich mich ernsthaft darüber streiten würde (im Gegensatz zum Begriff Trainer), aber ich finde das Thema auch nicht völlig unwichtig.

Im Deutschen gibt es ohne Frage einen sehr deutlichen Unterschied zwischen "Lehrer" und "Meister". Witzig ist irgendwie, dass im Kampfkunstbereich der "Meister" irgendwie logischerweise über dem "Lehrer" steht, und dies auch in üblichen Graduierungsbegrifflichkeiten so gehandhabt wird, ggf. sogar Dan-Graden zugeordnet wird, z.B. "Lehrer" ab 1. Dan und "Meister" ab 5. Dan, o.ä..
Im gesellschaftlichen Bereich steht nun witzigerweise der "Lehrer" an einer Schule als Akademiker hinsichtlich des üblichen Statusdenkens über einem Handwerksmeister (z.B. Tischlermeister), der eben kein Akademiker ist.

Aber mit einem "Meister" wird halt ganz allgemein jemand bezeichnet, der eine Sache "gemeistert" hat, also im Können komplett über den Dingen steht, und nicht wirklich etwas dazu lernen kann oder braucht.

Die chinesischen Begriffe "laoshi" =Lehrer und "shifu" =Meister bedeuten jetzt in wörtlicher Hinsicht etwas anderes, nämlich im Wesentlichen einmal "der Ältere" (das shi hat IMO eher eine geringere Bedeutung, und bedeutet wohl hauptsächlich deswegen auch "Lehrer", weil "laoshi" "Lehrer" bedeutet.), und "shifu" betont halt die väterliche Rolle; es wird also vor allem die engere persönliche Bindung betont.
Die Sache mit dem "Älteren" bezieht sich dann auch noch auf die Betonung der vorhergehenden Generation, ebenso wie die väterliche Sache auf den Generationwechsel verweist.
Diese Dinge sind in den deutschen Begriffen gar nicht angedeutet, sondern die deutschen Begriffe erklären sich über den üblichen Berufsstatus, der von der Generationenfrage unabhängig ist.

Das tatsächliche Können und Wissen wird also in den chinesischen Begriffen in geringerem Maße erwähnt, während die Frage des Status sich zunächst automatisch aus der Zugehörigkeit zu den entsprechenden Generationen des "Älteren" bzw. "Vaters" ergibt. Dadurch braucht dann quasi die Meisterung erst gar nicht bewiesen werden, bzw. durch einen zusätzlichen offiziellen Berufsstatus bzw. eine derartige Assoziation untermauert werden.