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Vollständige Version anzeigen : Indianische Kampfkünste?



Submission Strikes
03-08-2003, 19:47
Wenn jemand Internetseiten kennt die sich mit dem Thema beschäftigen oder Material hat kann es hier ja mal gepostet werden.
Würde mich gern mal darüber informieren....

jkdberlin
03-08-2003, 20:08
In den amerikanischen Kampfkunstzeitungen bietet ein Kenpo-Instructor Videos mit ihm zu diesem Thema an. Ein anderer, Schüler von Guro Dan Inosanto, hat mal ein Video mit Filipinischen Messertechniken aufgenommen, die er denn, da er selber Indianer ist, mit "indianischen" Messertechniken mixt.
Desweiteren gibt es die Anzeigen von TRS, in denen ein vollbärtiger Mann behauptet, er habe Comanchen udn Apachen als Vorfahren und hätte dadurch Wissen über indianische Kampfkunst (sehr unwahrscheinlich).

Die Frage, ob es eine indianische Kampfkunst gibt, wird schwer zu beantorten sein. Definiert müsste vorher werden:

- was gilt alles als "indianisch"

- wann ist eine Kampfkunst eine Kampfkunst?

Tatsache ist, dass es Anzeichen dafür gibt, das innerhalb bestimmter Familien und Clans Waffentechniken für die Jagd und den Krieg mit anderen Clans geübt wurden. Von waffenlosen Techniken habe ich bisher nichts gesehen. Es gibt Aufzeichnung über bestimmte Kampfrituale der Inoit bis hin zu den Pueblo-Indianern, von den indigen Völkern der Ostküste bis hin zu den Ureinwohnern der Westküste. Diese Techniken sowie die dazugehörigen Strategien wurden aufgrund der Erfahrung mit den tatsächlichen Vorgängen und Zwangslagen entwickelt. Sie versagten dann meistens gegen die Invasoren aus Europa, da die indigenen Völker Amerikas ein völlig anderes Verständnis von Krieg und Kampf hatten.
Vieles war anders, als man es heute im "Western"-Genre zu sehen bekommt.
Eine strukturierte Kampfkunst, ein Familien- oder Clansystem ist mir allerdings bisher noch nicht begegnet. Das meiste, was sich heute so nennt, scheint eher auf den modernen Kampfkünsten mit einem gewissen kulturellem Einfluss zu basieren.

Jede Kultur hat irgendwann mal irgendeine Art von mehr oder weniger strukturiertem Kampf entwickelt, angepasst an die Kultur, Umgebung und Ansprüche. Ob man das dann als Kampfkunst bezeichnen mag, ist Interpretationssache.

Grüsse

Submission Strikes
03-08-2003, 20:44
Original geschrieben von jkdberlin
Vieles war anders, als man es heute im "Western"-Genre zu sehen bekommt.

Danke erstmal für dein posting.
Hollywood - Genau das will ich ja nicht als Vorlage. ;)
("Der packt der Wölfe" ist mal ausgenommen, der Mani hat das Kung Fu drauf) :D

Ich denke mal das die Indianer im Kampf Mann gegen Mann (mit oder ohne Messer/Axt) oder auch 1gegen mehrere ziehmlich gut waren. Bei den meisten (Natur)Völkern wird mit dem Laufe der Zeit ja die jeweilige Kampfart perfektioniert, warum sollte das bei den Indianern anders gewesen sein. Gute Jäger waren sie sicherlich! Und da es zwischen den verschiedenen Indianer-Stämmen auch Kriege gab muss es also soetwas wie eine Kampfart gegeben haben. Denk ich mir mal... (Es würde doch auch kein Sinn machen ohne "Übung" gegen einen anderen zu Kämpfen wenns dabei auch noch um Leben oder Tot geht...)
Leider finde ich kein Material darüber.

greetz

jkdberlin
04-08-2003, 06:34
Wie ich schon sagte, natürlich finden sich Hinweise darauf, dass sich diverse Arten des Kampfes entwickelt haben. Einige Tagebücher von "white slaves" lassen sogar eine Art Training vermuten, doch war das sehr unstrukturiert, in Form von Spielen für die Heranwachsenden und vom Zeitaufwand her eher klein; es gab halt wichtigeres.
Die Art des Kämpfens Mann gegen Mann und gegen andere Clans ist zum Beispiel durch Cpt. John Smith von den Powhatans sehr gut überliefert. Die Powhatans waren ein sehr kriegerischer und mächtiger Stamm (eigentlich eine Zusammensetzung aus mehreren Clans um den Chief Powhatan, der dann von Opechancanou beerbt wurde), die ein relativ grosses Gebiet mit vielen Clans beherrschten und somit auch immer im Krieg mit den angrenzenden Völkern waren. Smith erwähnt sehr wohl die Kriegszüge der Powhatans, von einem Training, insbesobndere von einem Training für den Kampf Mann gegen Mann, erwähnt er an keiner Stelle etwas. Eine reine Kaste "Krieger" (vergleichbar mit "Soldat") scheint es bei den Powhatans auch nicht gegeben zu haben, zu den Kriegszügen kam halt mit, wer wollte und konnte. Tatsächlich war die Teilnahme praktisch "freiwillig", wer gerade nix anderes zu tun hatte, von dem wurde erwartet, mit in den Krieg zu ziehen. Powhatan hatte auch eine Art Leibgarde, deren Aufgabe sich auch auf seine Verpfelgung, körperliche Pflege, Aufbau und Einrichten seiner Häuser usw. ausdehnte.

Problem bei der ganzen Historie der indigenen Völker Nordamerikas ist, dass diese keine Schriftlichkeit in unserem Sinne besassen. Selbst die mündlich weitergegebenen Geschichten unterscheiden sich völlig von unserer Erzählstruktur. Das meiste, dass wir von ihnen wissen, wissen wir aus den Aufzeichnungen und Tagebüchern einzelner Einwanderen aus Europa, die halt alles aus ihrer damaligen euro-zentristischen Sichtweise ("unkultivierte Wilde") her sehen. Da waren keine Historiker und Ethnologen dabei, die eine Art wissenschaftliche Aufzeichnung über die indigenen Clans führten. Ansonsten wirst du dich wohl an ein ethnologische Institut, in dem auch Nordamerikastudien betrieben werden, wenden. Hier in Berlin wäre dafür u.a. Prof. Renner ein Name. Oder halt das John F. Kennedy Institut für Nordamerikastudien ;)

Grüsse

Tengu
05-08-2003, 14:52
Hi,

vielleicht sollten wir auch noch den Begriff "Indianer" etwas auseinandernehmen. Meinen wir mit Indianer auch Inkas (Die Männer heirateten, wenn sie 25 Jahre alt waren, und mußten von diesem Zeitpunkt an Steuern in Form von Arbeitsleistungen und Kriegsdienst entrichten. ) und Mayas (incl. der Tolteken ab dem 10. Jahrhundert, die Offiziersclans besaßen.). Oder meinen wir eher die Indianer des "Nordens/Ostens/Westens/Südens" der USA.

Wenn es eine Teilung in Kasten gab, gab es auch eine Kriegerkaste. Wenn die nicht etwas in Friedenszeiten geübt hätten, wären sie im Krieg nutzlos gewesen.

Etwas anders sehe ich das bei Jägern. Da mag schon der Vater dem Sohn beigebracht haben, wie man einem Bären die Holzkeule über den Schädel zieht. Von einer Ausbildung in kriegerischer Hinsicht würde ich jedoch absehen.

Ein Link zu einer schönen Indianerseite ist hier: http://www.indianerwww.de/indian/ind_indx.htm .


Gruß

Tengu

jkdberlin
06-08-2003, 06:41
Eine wirklich recht gute Seite, insbesondere in Sachen Sprachfamilien (obwohl ich da erstmal keine Pueblo-Stämme gefunden habe). In der zeittafel, insbesondere bei den Kriegen, ist sie etwas oberflächlich. Aber alles zusammen ein empfehlenswerte Site!

Grüsse

silverhawk54
06-08-2003, 07:07
dem kann ich nur zustimmen! sehr lehr - und aufschlussreich.