Vollständige Version anzeigen : Russisches Boxen/Kulachniy Boy
Hi,
bin schon vor längerer Zeit mal bei Wiki auf diesen Link gestossen weil ich mich über bare-knuckle boxing/pugilism informieren wollte:
Russian fist fighting - Wikipedia, the free encyclopedia (http://en.wikipedia.org/wiki/Russian_fist_fighting)
Und ja, ich hab in der Suchfunktion geschaut und nix gefunden! Gibts da noch mehr drüber zu berichten, also weiss jemand hier im Forum noch mehr drüber? Oder is das auch schon wieder so ne neu erfundene Sache?
Schonmal besten Dank für die kommenden Infos!
FlyingTiger
08-11-2009, 16:39
Es ist ja bekannt, dass der Name "Systema" von Mikhail Ryabko erfunden worden ist. Da dürften noch alle übereinstimmten. Weiteres weiss ich auch nur vom Hören sagen und kann keine Quellen oder ähnliches nennen.
Wenn es in Russland so etwas wie eine alte Kampfkunst gegeben hat, was viele hier ebenfalls anzweifeln, dann ist es nur logisch, dass es in so einem grossen Land noch mehr Leute mit Kenntnissen dieser gibt.
Wie schon erwähnt, ich hörte einige male, dass es tatsächlich so ist. Jedenfalls nennen diese Leute ihr Zeugs halt nicht Systema, sondern Faustkampf oder sonst wie.
Mehr kann ich dir dazu nicht sagen.
mykatharsis
08-11-2009, 16:57
Es ist ja bekannt, dass der Name "Systema" von Mikhail Ryabko erfunden worden ist.
Er hat das griechische Wort "System" erfunden? Respekt!
System - Lexikon (http://www1.bpb.de/popup/popup_lemmata.html?guid=6TTRE1)
Mich interessiert das nur weil es eben NEBEN Systema genannt wurde. Systema ist mir als Kampfsystem schon ein Begriff.
FlyingTiger
09-11-2009, 01:14
Eben und alles, was ich dazu weiss ist, dass es in Russland Leute gibt, die ganz ähnliche Sachen machen wie Ryabko, aber halt nicht unter dem Namen "Systema".
Alte Kampfkunst
09-11-2009, 10:51
Bei Gradodpolow gibt's etwas Hintergrund zur russischen Faustkampftradition - wie schon im Wikipedia-Artikel erwähnt. Ich seh's mir mal an und melde mich mit den wissenswerten Infos, die über den Wikipedia-Beitrag hinausgehen, in den nächsten Tagen zurück.
Gruß
Stefan
Unter dem Begriff „Kulachniy boy“ ist mir bekannt nur „Slawjanogoritskaja borjba“
Beispiel:
YouTube - ???????-???????? ?????? ????????? ??? ?????? 2006 (http://www.youtube.com/watch?v=a_7PHdIdfcs)
Das hier sind Anfänger:
YouTube - ???????-???????? ??????.??? ????????.???? ? ??????. (http://www.youtube.com/watch?v=irMnk_7pemE&feature=related)
Und ein wenig Werbung:
YouTube - ???????-???????? ??????, ?????????????? ????????? (http://www.youtube.com/watch?v=16_naFmvFgc&feature=related)
Hier auch was mit Waffen…
YouTube - ???? ???????? - ??????? (http://www.youtube.com/watch?v=2OPk2uPDTMk&feature=related)
Und noch ein Beispiel (Anscheinend Ringen ist nicht überall erlaubt):
YouTube - ????? ??? ???????? ??? Gorits fighting (http://www.youtube.com/watch?v=tpwOv4euIaE&feature=related)
Gruß
Hey,
danke euch allen für die Infos. Heute hab ich nen Bekannten gefragt der in Kasachstan aufgewachsen ist ob er das kennt. Er meinte gleich das würde er kennen, diese Jungs waren recht rabiat und anscheinend ging es da wenig technisch zu, eher ne Mischung aus Härte und dem Wissen wo man Hinschlagen muss. Manche hätten ihre bandagierten Hände in kaltes Wasser gesteckt um die Bandagen härter zu machen etc. Scheint alles in allem schon ne gewisse Tradition zu haben.
Alte Kampfkunst
09-11-2009, 21:23
So, habe mal bei Gradopolow nachgelesen. Laut seinen Aussagen leitet sich der russische Faustkampf aus den Zeiten her, als sich die slawische Volksgruppe ausbildete. Weiter geht es bei den Kiever Rus. Wie schon im Wikipedia-Artikel zu lesen gibt es zwei Varianten: einer gegen einen und Gruppe gegen Gruppe. Auch wenn es dabei ungeschriebene Regeln im Sinne eines Ehrenkodex' gegeben hat, so verwendet er (bzw. der deutsche Übersetzer) doch den Begriff der "Schlägerei". Getreten wurde dabei jedoch nicht.
Anlässe für die Faustkämpfe scheinen von einer Art gerichtlichen Funktion über Streit zwischen Dörfern, Stadtteilen, Straßenzügen bis zu sinnfreien Schlägereien zwischen Hooligans zu reichen. Oft fanden solche Kämpfe an Feiertagen oder Sonntagen statt. Irgendwie fühlte ich mich dabei an die irisichen Faction-Fights des 19. Jahrhunderts erinnert.
Gradopolow erwähnt auch Vergleichskämpfe zwischen russischen und englischen Faustkämpfern zu Ende des 19. Jahrhunderts. Angeblich waren die Russen den englischen Boxern dabei deutlich überlegen. Die deutsche Ausgabe ist 1954 erschienen, dass russische Original dürfte in der Stalin-Ära erschienen sein. Nationalismus überrascht also nicht. Trotztdem halte ich es nicht für unwahrscheinlich, dass Gs Aussage einen Großteil Wahrheit enthält.
Wenn man sich die von Garin verlinkten Videos ansieht, erkennt man doch eine deutliche Grundeinstellung der russischen Faustkämpfer. Die dort gezeigten Boxer haben Nehmerqualitäten und versuchen, den Gegner mit mehr Treffern einzudecken als dieser physisch oder psychisch vertragen kann. Beim englischen 'Scientific Boxing' scheint eher eine Fechtereinstellung vorherrschend gewesen zu sein. D.h. dabei ging es vorrangig darum, den Gegner zu treffen und es zu vermeiden, selber getroffen zu werden - nicht möglichst viel einstecken zu können.
Gruß
Stefan
Alte Kampfkunst
09-11-2009, 21:30
Habe dass hier gefunden:
YouTube - ??????? ?????? ??????????. ??????? ????????. (http://www.youtube.com/watch?v=021XpUIL78s)
leider verstehe ich kein Wort - vielleicht kann ja jemand die Kernaussagen hier wiedergeben.
Man scheint also schon Techniken zu trainieren. Einige Bewegungsabläufe erinnern mich an Sachen, die ich in System-Videos gesehen habe. Da stellt sich mir die Frage, haben die modernen russischen Faustkämpfer sich da was beim Systema abgeguckt oder greifen Sie beide auf dei gleichen historischen Wurzeln zurück? Oder sehe ich da einfach was, was es gar nicht gibt?
Gruß
Stefan
Graubereich
09-11-2009, 21:33
Hier habe ich noch eine Seite gefunden. RUSSIAN ALL-ROUND FIGHTING (http://www.rusbm.ru/eng/tec-fist.html) und RUSSIAN ALL-ROUND FIGHTING (http://www.rusbm.ru/eng/roots.html)
Ich habe aber keine Ahnung, was davon zu halten ist.
Es ist ja bekannt, dass der Name "Systema" von Mikhail Ryabko erfunden worden ist. Da dürften noch alle übereinstimmten. Weiteres weiss ich auch nur vom Hören sagen und kann keine Quellen oder ähnliches nennen.
Wenn es in Russland so etwas wie eine alte Kampfkunst gegeben hat, was viele hier ebenfalls anzweifeln, dann ist es nur logisch, dass es in so einem grossen Land noch mehr Leute mit Kenntnissen dieser gibt.
Wie schon erwähnt, ich hörte einige male, dass es tatsächlich so ist. Jedenfalls nennen diese Leute ihr Zeugs halt nicht Systema, sondern Faustkampf oder sonst wie.
Mehr kann ich dir dazu nicht sagen.
wäre mir neu.
Kadochnikov's Systema - Wikipedia, the free encyclopedia (http://en.wikipedia.org/wiki/Kadochnikov%27s_Systema)
Habe dass hier gefunden:
YouTube - ??????? ?????? ??????????. ??????? ????????. (http://www.youtube.com/watch?v=021XpUIL78s)
leider verstehe ich kein Wort - vielleicht kann ja jemand die Kernaussagen hier wiedergeben.
moderner russischer mehrkampf hat 8 disziplinen:
- fechten (messer, stock, bajonett)
- russischer faustkampf
- kämpfen mit füßen
- sturmkampf
- nahkampf (fäuste, füße)
- großrussisches ringen
- faustkampf wird 1 gegen 1 geführt (2:26)
- faustkampf wird in verschiedenen versionen geführt: wand gegen wand (?) und haltekampf (3:00)
- im haltekampf müssen die hände hinter dem rücken des gegners geschlossen sein
- im gürtelkampf hält man sich am gürtel fest (3:18)
- freikampf wird ohne halten geführt, hat ähnlichkeit mit sambo (4:02)
- waffen gehören auch dazu: schlagstock/streitkolben, balken (4:17), flegel/morgenstern
- es werden wettkämpfe durchgeführt
@Alte Kampfkunst:
Danke für den Link. Denke schon auch dass da eher Techniken trainiert werden, aber der Bruder meines Bekannten is Boxer, da is eben alles was etwas grobschlächtiger aussieht nicht technisch. Interessant ist aber dass mein Bekannter wenig bis gar nichts über Systema wusste, d. h. nur entfernt davon gehört hatte, aber eben beim Russischen Boxen gleich wusste was ich meine. Irgendwas scheint also schon existent zu sein, bzw. zumindest existent gewesen zu sein. An sich ja auch nicht abwegig. Stelle mir da eher so ne russische Version von Pugilism/Bare-knuckle Boxing vor...
http://works.tarefer.ru/90/100055/pics/image010.jpghttp://feb-web.ru/feb/lermenc/Pictures/Lre411-1.jpg
es ist eine alte kampfkunst, wie man sieht.
übrigens:
- faustkampf wird in verschiedenen versionen geführt: wand gegen wand (?) und haltekampf (3:00)wand gegen wand bedeutet, das man sich in eine reihe gestellt hat und eine reihe gegen eine andere ging und kämpfte. die erste reihe die nachgab, hat verloren.
boevieiskusstva.narod.ru/istorrusboksa.html (http://boevieiskusstva.narod.ru/istorrusboksa.html)
Was hat das eigentlich mit den Swastika am Ende des Beitrages auf sich?
Swastika ? Wikipedia (http://de.wikipedia.org/wiki/Swastika)
Alte Kampfkunst
10-11-2009, 09:07
Hallo Loco!
Sorry, dass ich unklar rüber gekommen bin. Die Aussage in meinem letzten Post, dass man da doch Techniken erkennen könne, bezog sich gar nicht auf deinen Beitrag. Für mich sah das in Videos gezeigte bis dahin auch einfach nur nach wildem Gekloppe ohne technische Basis aus.
In dem von mir verlinkten Video erkennt man deutlich mehr, als in den Wettkampf- oder Solovideos, da man Zusammenhänge in kleinen Portionen sehen kann.
Gruß
Stefan
Andreas Weitzel
10-11-2009, 09:20
Hallo an alle,
selbstverständlich gibt es eine lange Kampftradition in Russland. Die hat sich zweigleisig entwickelt: Folklore und Kriegskunst.
Die erste Variante wurde von einfachen Leuten als Teil ihrer "Freizeitbeschäftigung" praktiziert. Aber auch nicht immer, denn ab einem gewissen Zeitpunkt herrschte die Leibeigenschaft mehrere Jahrhunderte lang in Russland. Sie wurde erst Mitte des 19. Jh. abgeschaft. Also ist der Faustkampf kaum bis gar nicht unter den Bauern praktiziert worden. Einige Bruchstücke dieser Tradition haben unter Handwerkern und Kaufleuten länger überlebt haben. Die Oktoberrevolution von 1917, der Bürgerkrieg, der zweite Weltkrieg und das Sowjetregime haben aber auch diese Bruchstücke zum größten Teil ausgerottet.
Die Kriegskunst wurde professionellen Kriegern vorbehalten. Und das waren Kosaken. Da sie frei waren und ihre Traditionen lange Zeit uneingeschränkt weiterpflegen konnten, hat ihre Kampfkunst bis zum 20. Jh. zum großen Teil überlebt. Im 20. Jh. wurde es auch damit problematisch, denn die Kosaken wurden fast vernichtet, und ihre Kultur, ihre Tradition wäre fast verschwunden. Die Kampfkunst wurde jedoch in gewissen Spezialeinheiten weiter praktiziert. Aus dieser Tradition kommt auch SYSTEMA von Michail Ryabko, dessen Vater, Großvater und Großonkel selbst Ausbilder von solchen Spezialeinheiten waren. Natürlich gab und gibt es noch weitere richtige Könner der russischen Kriegskunst außer Ryabko (das weiß ich von ihm selbst). Allerdings ist er zur Zeit der einzige von ihnen, der öffentlich unterrichtet. Das liegt vielleicht daran, daß er sein Leben lang bei der Polizei und nicht in etwas verborgeneren staatlichen Strukturen diente.
Was die heutigen Vertreter der zahlreichen "russischen Kampfkünste" angeht, so gibt es sehr geteilte Meinungen über sie. Ein paar Beispiele:
- Kadotschnikow's Stil. Diese Kampfkunst hatte den Namen "Kadotschnikow's Systema" nie gehabt und bekam ihn erst, nachdem SYSTEMA von Ryabko im Westen bekannt wurde. Aleksej Kadotschnikow selbst gab dem "Kind" einen völlig anderen Namen (das Patent ist auf seiner Webseite zu finden). Seine Kenntnisse ewarb es vermutlich während seiner kurzen Militärdienstzeit. Während dieser Zeit wurde er angeblich an einer Diversantenschule ausgebildet (ich sehe keinen Grund, dies anzuzweifeln). Danach studierte er und unterrichtete an einer Militärhochschule. Dort experementierte er mit seinen Nahkampfkenntnissen und entwickelte eine Unterrichtsmethode, die auf geometrischen und physikalischen Formeln basiert. Es könnte also durchaus sein, sein die Wurzeln von seiner Kampfkunst und SYSTEMA gleich sind, aber nur die Wurzeln. Denn die Substanz des Kadotschnikow's Stils unterscheidet sich in den wichtigsten Punkten (Grundsäulen, Atmung, Schlagausführung, Bewegungsschule usw.) von SYSTEMA.
- Slawjano-Gorizkaja Borba. Der Gründer dieser Kampfkunst, Alexandr Below, trainierte Karate. Dann besuchte er etwa ein Jahr lang das Training von Valerij Butov, einem ehemaligen Studenten von Michail Ryabko (ohne jedoch am Training teizunehmen). Kurz danach "rekonstruierte" er die "alte Kampfkunst" der alten (noch vorchristlichen!) Slawen, erklärte das Heidentum zur wahren Religion der Indo-Germaner (am Anfang wurde von Ariern gesprochen), nahm sich einen heidnischen Namen, erklärte sich zum Barbaren und kämpft seitdem für die Wiedergeburt des "wahren Ruhms" der Slawen. Seine Kampfkunst und Ideologie sind sehr beliebt bei russischen Neonazisten.
-...
Die meisten anderen (Retünskich von ROSS, Skogorew von Sibirskij Wjun, Scott Sonnon usw.), die sonst auf dem Markt herumspringen, haben ihr Wissen entweder von Kadotschnikow, oder von Ryabko, oder von beiden. Es könnte natürlich auch Ausnahmen geben, aber wenn es sie gibt (was ich bezweifle), dann unterrichten sie nur Bruchstücke der russischen Kampfkunst.
Gruß
Andreas
Alte Kampfkunst
10-11-2009, 09:34
Hallo Teashi,
vielen Dank für deine Erläuterung zum Video!
moderner russischer mehrkampf hat 8 disziplinen:
Schade! Mit 'modern' wird's für mich wieder uninteressant. In unserer globalisierten Welt ist es einfach zu einfach, dass sich absolut fremde Einflüsse darin wiederfinden. Da kann 'modern' auch eine Freikarte für 'das Beste aus allen Kampfkünsten der Erde' sein. Jedenfalls lassen sich ein paar sehr interessante motorische Konzepte erkennen. Mich würde es ja wirklich freuen, wenn die nachweisbar aus Zeiten vor dem Ersten Weltkrieg stammten. Wg. mir auch gerner von den Slawen oder Kiever Rus. Könnte aber auch sein, dass da jemand ein paar Systema-Videos auf youtube verarbeitet hat.
Wenn ich die beiden Bilder mal sehr kritisch betrachte, zeigen die fast gar nichts. Das rechte ist von 1891 und illustriert 'Das Lied vom Zaren Iwan Wassiljewitsch, seinem jungen Leibwächter und dem Kühnen Kaufmann Kalaschnikow'. Niedergeschrieben wurde es 1837. Ausgehend von Zar Iwan Wassiljewitsch würde ich die Handlung auf das 16. Jahrhundert datieren. Sieht man einen Faustkampf? Nein. Da liegt einer auf dem Boden, der andere hält die Fäuste geballt. Wie der eine zu Boden gegangen ist, können wir nur vermuten anhand der Körpersprache, die der Künstler verwendet hat. Aber ob das Ganze das Ergebnis der Umsetzung einer Kampfkunst oder einer wilden Klopperei ist, lässt sich nun wirklich nicht sagen. Und es liegt halt in der Natur eines Bildes, dass das so oder so ähnlich auch für linke Bild gilt.
Gruß
Stefan
gion toji
10-11-2009, 10:05
Wenn ich die beiden Bilder mal sehr kritisch betrachte, zeigen die fast gar nichts. Das rechte ist von 1891 und illustriert 'Das Lied vom Zaren Iwan Wassiljewitsch, seinem jungen Leibwächter und dem Kühnen Kaufmann Kalaschnikow'. Niedergeschrieben wurde es 1837. Ausgehend von Zar Iwan Wassiljewitsch würde ich die Handlung auf das 16. Jahrhundert datieren. Sieht man einen Faustkampf? Nein. Beim Zaren handelt es sich um Ivan den Schreklichen. In der Geschichte geht es um ein "Duell" zwischen dem Opritschnik Kiribeevitsch und dem besagten Kaufmann, weil der Opritschnik die Frau des Kaufmanns belästigt hat. Dabei tötet der Kaufmann den Opritschnik durch einen Schlag zur Schläfe
Der Kaufmann wird dafür später hingerichtet
Andreas Weitzel
10-11-2009, 12:03
Schade! Mit 'modern' wird's für mich wieder uninteressant. In unserer globalisierten Welt ist es einfach zu einfach, dass sich absolut fremde Einflüsse darin wiederfinden. Da kann 'modern' auch eine Freikarte für 'das Beste aus allen Kampfkünsten der Erde' sein. Jedenfalls lassen sich ein paar sehr interessante motorische Konzepte erkennen. Mich würde es ja wirklich freuen, wenn die nachweisbar aus Zeiten vor dem Ersten Weltkrieg stammten. Wg. mir auch gerner von den Slawen oder Kiever Rus. Könnte aber auch sein, dass da jemand ein paar Systema-Videos auf youtube verarbeitet hat.
Der Chef von denen ("russischer Mehrkampf") war ein Schüler von Below, dem "Erfinder" von Slawjano-Gorezkaja Borba (SGB). Wie das SGB entstanden ist, habe ich weiter oben erläutert.
Wenn es dich interessiert, dann schau doch am 28-29. November bei uns vorbei. Valentin Talanov, einer der ältesten Studenten von Michail Ryabko (ca. seit 1982), wird gerade bei uns zu Besuch sein (Seminarausschreibung: http://www.rma-systema.de/kalender/2009/2009-11-Talanov.pdf). Er kennt die meisten Leute aus der Szene der "russischen Kampfkünste" und deren Hintergründe persönlich und kann dir bestimmt einige Fragen noch viel detaillierter beantworten, als ich.
Gruß
Andreas
Alte Kampfkunst
11-11-2009, 12:51
Hallo Andreas,
und vielen Dank für deine Ausführungen. Schade eigentlich, dass du meine Vermutung bestätigst, dass sich auch diese Ausprägung des russischen Faustkampfes auf Ryabko zurückführen lässt. Damit ist es sicher in Ryabko-Tradition - aber ob es auch in allgemeinerer russischer Tradition ist bleibt damit ungeklärt. Dass in einem Land wie Russland oder besser der ehemaligen UDSSR eine einzige Person als Bindeglied für ein jahrhundertealtes typisches Kulturelement zum 21. Jahrhundert fungiert haben soll, scheint mir unwahrscheinlich. Ein effektives, weitverbreitetes und traditionelles Faustkampfsystem sollte mehr als eine einzige Tradierungskette bis in die Gegenwart aufweisen können. Wie der russische Faustkampf in den Jahrhunderten vor der UDSSR aussah bleibt somit reichlich unklar. Das Boxen, wie Gradopolow, der sich ja in der tradition russischer Faustkämpfer gesehen hat, beschreibt, scheint sich nicht wirklich vom westlichen Ansatz zum Thema zu unterscheiden.
Das Seminar klingt interessant, nur habe ich an dem Wochenende schon etwas anderes vor, wie du meiner Signatur entnehmen kannst :) Aber ich werde sicher bei Gelegenheit ein Systema-Seminar besuchen.
Gruß
Stefan
Hallo Andreas,
und vielen Dank für deine Ausführungen. Schade eigentlich, dass du meine Vermutung bestätigst, dass sich auch diese Ausprägung des russischen Faustkampfes auf Ryabko zurückführen lässt. Damit ist es sicher in Ryabko-Tradition - aber ob es auch in allgemeinerer russischer Tradition ist bleibt damit ungeklärt. Dass in einem Land wie Russland oder besser der ehemaligen UDSSR eine einzige Person als Bindeglied für ein jahrhundertealtes typisches Kulturelement zum 21. Jahrhundert fungiert haben soll, scheint mir unwahrscheinlich. Ein effektives, weitverbreitetes und traditionelles Faustkampfsystem sollte mehr als eine einzige Tradierungskette bis in die Gegenwart aufweisen können. Wie der russische Faustkampf in den Jahrhunderten vor der UDSSR aussah bleibt somit reichlich unklar. Das Boxen, wie Gradopolow, der sich ja in der tradition russischer Faustkämpfer gesehen hat, beschreibt, scheint sich nicht wirklich vom westlichen Ansatz zum Thema zu unterscheiden.
boxen vor 100 jahren sah anders aus, als jetzt. so viele versionen gibt es weltweit nicht. in russland wurde halt mit fäußten gekämpft. bestimmte techniken gabs wahrscheinlich nicht. jeder kämpfte so, wie er konnte.
ich bin sicher das das traditionelles boxen noch in manchen gemeinden und dörfern auf festen praktiziert wird. russland ist sehr groß, der kommunistische regime war nicht überall so stark present.
Die meisten anderen (Retünskich von ROSS, Skogorew von Sibirskij Wjun, Scott Sonnon usw.), die sonst auf dem Markt herumspringen, haben ihr Wissen entweder von Kadotschnikow, oder von Ryabko, oder von beiden. Es könnte natürlich auch Ausnahmen geben, aber wenn es sie gibt (was ich bezweifle), dann unterrichten sie nur Bruchstücke der russischen Kampfkunst.
Das ist so nicht korrekt!
Scott Sonnon verweist in seinem Werdegang hauptsächlich auf Alexander Retuinskih.
The True History of Hidden Sambo (http://www.usadojo.com/articles/scott-sonnon/true-history-hidden-sambo.htm)
Nach dieser Darstellung hatte niemand von den beiden irgendwas mit Ryabko zu tun. Danach wäre es auch ebenso legitim zu behaupten, dass auch Ryabko nur eine Eigenkomposition aus Bruchstücken einer von vielen russischen Kampfkünsten unterrichtet.
Hallo Loco!
Sorry, dass ich unklar rüber gekommen bin. Die Aussage in meinem letzten Post, dass man da doch Techniken erkennen könne, bezog sich gar nicht auf deinen Beitrag. Für mich sah das in Videos gezeigte bis dahin auch einfach nur nach wildem Gekloppe ohne technische Basis aus.
In dem von mir verlinkten Video erkennt man deutlich mehr, als in den Wettkampf- oder Solovideos, da man Zusammenhänge in kleinen Portionen sehen kann.
Gruß
Stefan
Hey Stefan,
oder ich hab das falsch gelesen, kein Problem. Dazu aber dennoch die Anmerkung dass mein kasachischer Bekannter nix von Systema oder so erwähnt hat, sonder einfach von Typen die geboxt haben mit den bloßen Fäusten. Und als ich von mehreren gegeneinander gesprochen hab hat er das auch gleich weitergeführt und es bestätigt. Und nein, er wollte mir dann nicht gleich danach Privatunterricht erteilen oder so :). Eine gewisse Tradition scheint da wohl schon vorhanden zu sein, ob das natürlich wie im Text bis zu den Kiever Rus zurückverfolgbar ist möchte ich persönlich mal bezweifeln.
Das ist so nicht korrekt!
Scott Sonnon verweist in seinem Werdegang hauptsächlich auf Alexander Retuinskih.
The True History of Hidden Sambo (http://www.usadojo.com/articles/scott-sonnon/true-history-hidden-sambo.htm)
Nach dieser Darstellung hatte niemand von den beiden irgendwas mit Ryabko zu tun. Danach wäre es auch ebenso legitim zu behaupten, dass auch Ryabko nur eine Eigenkomposition aus Bruchstücken einer von vielen russischen Kampfkünsten unterrichtet.
sambo ist keine traditionelle russiche kampfkunst. es ist "das beste" aus allen.
Andreas Weitzel
12-11-2009, 10:34
Das ist so nicht korrekt!
Scott Sonnon verweist in seinem Werdegang hauptsächlich auf Alexander Retuinskih... Nach dieser Darstellung hatte niemand von den beiden irgendwas mit Ryabko zu tun...
Bitte genau lesen. Ich habe geschrieben: "... entweder von Kadotschnikow, oder von Ryabko, oder von beiden." Und Retünskich war ein Schüler von Kadotschnikow.
Gruß
Andreas
Bitte genau lesen. Ich habe geschrieben: "... entweder von Kadotschnikow, oder von Ryabko, oder von beiden." Und Retünskich war ein Schüler von Kadotschnikow.
Gruß
Andreas
Ich hatte es so verstanden, dass zumindest einer der erwähnten unter oder mit Ryabko trainiert hätte, und wunderte mich, dass ihn niemand referenziert. Aber dann war das wohl ein Mißverständniss.
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