Grappling für die Strasse [Archiv] - Kampfkunst-Board

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Vollständige Version anzeigen : Grappling für die Strasse



jkdberlin
08-08-2003, 07:51
Okay, man hört ja immer wieder die einen oder anderen Argumente Pro und Contra zu dem Thema in diversen SV / MMA Threads. Also versuchen wir mal, dass alles zusammen zufassen und Antworten zu geben.

Wie sieht es aus mit dem Grappling für die SV? Da Grappling "passiert", gehört es sicherlich dazu. Ist es eine gute Strategie, wenn der Kampf mal zu Boden gegangen ist, ihn auch am Boden zu halten. Kann man und sollte man seinen Gegner am Boden "besiegen"? Schlagen? Mehrere Gegner? Waffen? Ist Stand-Up dabei wirklich besser? Ist das ganze nur eine Ausrede der Leute, die zu faul sind, am Boden zu trainieren oder eine fadenscheinige Argumentation der Bodenkampf-Hype-Posse?

Grüsse

Rocco
08-08-2003, 08:11
Nunja ich glaube Positionen wie zum Beispiel die Guard (die bei ungeübten Grapplern auch schnell zur Mount des Gegners werden kann) sollte man auf der Strasse doch lieber sein lassen.
Wenn Freunde des Angreifers dazukommen ist es um so schwerer wieder schnell auf die Beine zu kommen...


Ich kann aber eigentlich nur das Ringen mit seinen Takedowns und dem Bodenkampf bewerten da ich auch nur das trainiere.

Ich finde das für die reine Sv Ringen wohl mit das Beste auf dem Boden ist ----> da keine Chokes und Armbars die für die Strasse glaube ich eh
ein wenig fern vom Thema wären - kräftige Takedowns und schnelle Kontrolle des Gegeners am Boden oft ohne das man selber diesen mehr als mit den Füßen und Knien berührt.

Ein sehr wichtiger Vorteil denn ich finde auf der Straße muß man so mobil wie möglich bleiben --> man weiß nie was noch kommt (Waffen,mehrere Gegner etc.) , darum sollte es einem doch jederzeit noch möglich sein so schnell wie möglich die Beine in die Hand nehmen zu können.

martin.schloeter
08-08-2003, 08:16
Hallo Frank.

Die Antwort ist ein klares "Ja". ;)

Scherz beiseite: Das auf unklarem Untergrund das Verletzungsrisiko beim Runtergehen zumindest nichttrivial ist ist ein Argument oben bleiben zu wollen. Wenn es nicht 100% eindeutig eine 1 gegen 1 Situation ist, wird's brandgefährlich sobald man unten ist. Also noch ein Argument oben bleiben zu wollen.

Die Erfahrung zeigt aber, dass man es sich oft nicht aussuchen kann, man schneller als einem lieb sein kann ground-skills benötigt.

Also...... :ups:

Gruss
Martin

jkdberlin
08-08-2003, 08:19
Hi Rocco

Alles schön und gut, aber was macht man als Ringer denn nach einem Takedown mit seinem Gegner ohne Choke und Armbar? Festhalten, bis einer an Altersschwäche stirbt? Oder das altbekannte Schulhof-Fragespiel "Gibst du auf? Gibst du auf?" Schlagen ohne vernünftige Position und Verständnis derselben ist ebenfalls ein sehr risikoreiches Spiel...

Grüsse

Franz
08-08-2003, 08:21
also Bodenkampf gehört mit zum Training, aber es ist nicht mein Ziel am Boden zu landen oder den Kampf auf dem Boden fortzuführen, Ziel ist es den Gegner
- entweder unter Kontrolle zu bringen (Sistiergriff)
- oder wegzupumpen
- sollte der Gegner zu Boden gebracht werden bin ich eher dafür auf den Kopf zu treten oder auf den Hals und selber stehen zu bleiben wegen evtl. Helfers Helfer,

wenn ich mit auf den Boden muss, dann ist mir ein Fehler unterlaufen oder der andere hat Technisch eine Lücke bei mir genutzt dafür sollte man Grappling / Bodenkampf trainieren.

Es sollte aber nicht bei bei einigen Stilen das Ziel sein den anderen vornehmlich zu Boden zu bringen für den Bodenkampf
draußen hat man meistens mehr als einen gegen sich!

Ist eben meine Eigenheit, hat keinen Anspruch auf Wahrheit für alle!

SoshinDo
08-08-2003, 08:34
Moin Frank,
obwohl mein Können am Boden noch nicht so berauschend ist und ich Grappling / Vale Tudo erst seit ca. nem Jahr zusätzlich zum „Stand-Up“ trainiere, hier meine Meinung:

Heute ist Bodenkampf wohl ein „muß“ für alle die halbwegs realistisch trainieren / kämpfen wollen. Das gilt in erster Linie für eine eins-zu-eins (SV)Situation. Bei einer Auseinandersetzung auf der Straße mit mehreren Gegner ist das aber wohl weniger sinnvoll, da sich immer einer findet der dir ins Gesicht tritt wenn du auf seinem Freund sitzt... Deswegen würde ich das bei mehreren Gegnern tunlicht vermeiden wollen!
Aus eigener Erfahrung muß ich sagen das man sich schneller auf dem Boden wieder findet als einem lieb ist. Dann sollte man schon wissen was es für Möglichkeiten gibt, für den Fall das...

Grundsätzlich würde ich es aber so lange wie möglich vermeiden wollen in einer SV Situation auf den Boden zu gehen, erstens weil ich zu unerfahren in dieser Distanz bin und zweitens weil die Nähe zum Gegner noch so einige andere Gefahren birgt wie die von Dir angesprochenen Waffen / Messer, oder ganz einfach das Beißen, was auch nicht zu unterschätzen ist.
Einmal zum Grappling übergegangen, versuche ich zumindest beim Training immer wieder in den Stand-Up zu kommen, was aber an meiner KK-Vorgeschichte liegt, da ich hier klare Vorteile für mich sehe. Deswegen lege ich bei meinem Training auch Schwerpunkte auf eine gute Take-Down-Defence.

Heutzutage ist glaube / hoffe ich niemand mehr so naiv den Bodenkampf aus einem SV-System komplett rauszuhalten. Das wäre wohl extrem unrealistisch. Ein gutes System sollte alle Distanzen trainieren!

Gruß
Carsten

P.S.: An dieser Stelle mal Danke an Dich Frank, da mein Interesse für Bodenkampf erst geweckt wurde als ich einige Zeit bei Euch trainiert habe!

Rocco
08-08-2003, 08:35
>>>Schlagen ohne vernünftige Position und Verständnis derselben ist ebenfalls ein sehr risikoreiches Spiel...

Ich glaube wohl so ziemlich jeder Mensch(wenn er nicht durch das Festhalten eines Ringers bereits an Altersschwäche leidet) wird einen Anderen der vor seinen Füßen liegt treten können.

Je nach Wucht eines Ringer-Takedowns hast du auch die Möglickeit die Zeit in der der Gengner überrascht oder benommen ist reißaus zu nehmen -->finde das ist doch eh der bessere Weg.

Wenn nicht, wer sagt dann das sich ein Ringer nicht mit dem Schlagen auf dem Boden auskennt( auch wenn es nicht zum Repertoire gehört) , aber wer sich mit den Ringerpositionen gut auskennt wird diese durch Kontrolle des Gegners zum Schlagen nutzen zu wissen.

Andreas Weitzel
08-08-2003, 10:16
Hallo,

die Fähigkeit, einen Kampf auf dem Boden oder vom Boden aus führen zu können, gehört meiner Meinung nach auf jeden Fall in ein vernünftiges SV-System/Konzept. Um diese Fähigkeit noch besser zu trainieren, sollte man sogar den Waffenkampf und die Verteidigung gegen mehrere Angreifer auf dem Boden üben.

In einem realen Kampf würde ich mich nur ungerne freiwillig auf einen Bodenkampf einlassen, denn die Gefahr, daß eine Waffe oder weitere Angreifer ins Spiel kommen könnten (was meine Chancen, nicht zu verlieren, doch erheblich sinken lassen würde), vorhanden ist.

Gruß
Andreas

Ortega
08-08-2003, 11:56
Grappling für die Straße ?? Also auf der Straße, würde ich mich aus oben genannten Gründen nicht so gern auf den Boden(Guard) trauen. Vielmehr würde ich versuchen meine Gegner auf den Boden zu holen und durch Schläge und Tritte, in einer vorteilhaften Position schnell zu verletzen oder kampfunfähig zu machen ! Würfe, Hebel und Würgen gehört in jedes SV.( Also auf der Straße = Hebel,Würfe und Würgenl nur schlagend oder reißend durchführen.) Es geht eigentlich nur darum komplett zu sein, und im richtigen Moment das richtige zu tun. und dafür sollte man sich alle Optionen offen halten und sich nicht auf irendetwas beschränken. Bei mir z.B bildet das JJ die Basis, MT für die Verbesserung aller JJ Schläge/Tritte(Kondi&Härte) und das BJJ um auf den Boden zu gehen(!oder nicht!). Aber ist Grappling/BJJ wirklich nur Boden....Grappling und BJJ ist doch viel mehr als nur Boden! Boden hört sich auch gleich so beschränkt an !!

holyshit
08-08-2003, 12:22
Leider fehlt mir hierfür die Quelle, aber bei den antiken olympischen Spielen traten Kämpfer öfter sowohl im Boxkampf als auch im Pankration an. Die Kämpfer wünschten sich wenn möglich zuerst im Pankration anzutreten, da dort der Gegner schneller besiegt werden konnte.
Klar, das war wieder der Wettkampf und ein Ko-Schlag aus heiterem Himmel kam da nicht vor.
Bei einem guten Bodenkämpfer könnt ich mir vorstellen, daß es ganz schnell gehen kann das ein Gelenk kaputt ist oder ein Würger erfolgreich ist. Manch einer weiß bestimmt noch nicht was eigentlich abgeht und schon ist der Ellbogen durch.
Was ich mir auch vorstellen kann, ist daß wenn manch guter Grappler nicht vergessen würde das er da absolut überlegen ist und gleich in den Bodenkampf gehen würde könnte er seine Verletzungen minimieren.

Miyagi
08-08-2003, 12:27
Grappling und BJJ ist doch viel mehr als nur Boden! Boden hört sich auch gleich so beschränkt an !!
Grapplingkenntnisse sind auch dafür wichtig, um nicht so einfach von einem Gegner auf den Boden geworfen zu werden.

Sid N. Strolch
08-08-2003, 12:34
In den bisherigen Beiträgen scheinen sich die meisten aus der aktiveren, den Kampf kontrollierenden und damit gewinnenden Perspektive zu sehen - da klingt es natürlich immer gut, wenn man sich aussuchen kann, ob man seinen Kontrahenten nun lieber ausknockt oder doch hebelt/ auschoket...

Ich betrachte meine Grapplingfähigkeiten in einer SV-Situation eher als Hilfe "Land gewinnen zu können", d.h. falls mich jemand daran himdert, ich z.B. bereits gemountet bin und saftig eingeschenkt bekomme (:cool: ), dann weiß ich, wie ich es anzustellen habe mich zu schützen bzw. zu entkommen.
Meiner Meinung nach nehmen in SV-Situationen die Escapes die wichtigste Rolle ein.

Übrigens: in den wenigen Auseinandersetzungen, in die ich bisher auf der Straße oder im Job (Krankenpfleger in der Akutpsychiatrie) verwickelt wurde, bin ich damit ganz gut gefahren. Ich bin sogar stolz darauf, mich angreifende Patienten nicht "niedertreten" zu müssen um mich zu schützen - sonst könnte ich mich nicht mehr im Spiegel ansehen.
Auf der Straße hätte ich im Zweifelsfall keine Skrupel - never!

Gruß Sid N.