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Vollständige Version anzeigen : Trainingsprinzipien – traditionelle Kampfkunst



Boiled
08-12-2009, 13:16
Hallo,

mich würde interessieren, wie Ihr Euch die körperlichen Anforderungen einer traditionellen Kampfkunst erarbeitet.
Mich interessiert nicht ein Trainingsplan, wie etwa heute 5 Fauststöße, morgen 3 Kicks und übermorgen dehnen.

Wie geht ihr das Einüben einer Bewegung an? Habt ihr da bestimmte Schwerpunkte? Was für (übergeordnete) Ziele verfolgt ihr, um eine Bewegung mit all ihren Anforderungen zu lernen, um sie zu beherrschen? Habt ihr da eine bestimmte Reihenfolge? Mich würde eure persönliche, praktische Erfahrung interessieren und nicht so sehr (pseudo)wissenschaftliche Erklärungen.

Ich hoffe, das ist einigermaßen verständlich, was ich meine. Ansonsten entwickelt sich das vielleicht durch die Diskussion.

Vielen Dank und viele Grüße

Boiled

Ir-khaim
08-12-2009, 15:23
Aliveness:

Technik gezeigt bekommen, Technik mit graduell ansteigendem Widerstand isoliert trainieren, Technik ins sparring integrieren

introduce, isolate, integrate (i method), um dem ganzen einen Namen zu geben.

Wenn man kämpfe können will, sollte man so oder so ähnlich trainieren, egal ob was traditionelles / modernes / wettkampforientiertes.


Das klingt zwar jetzt sehr pseudowissenschaftlich, ist aber auch meine Trainingserfahrung.

tm180184
08-12-2009, 15:37
Technik gezeigt bekommen, Technik mit graduell ansteigendem Widerstand isoliert trainieren, Technik ins sparring integrieren

klingt doch gut. genau so habe ich das auch gehandhabt.

Boiled
09-12-2009, 07:10
Ir-khaim, das klingt auch für mich interessant.

Welches Ziel ist im Vordergrund, solange der Widerstand gering ist? Oder anders gesagt, warum zuerst mit geringem Widerstand trainieren?

Und wodurch/ wie erzeugst Du dann Widerstand?
Wovon machst Du den Zeitabschnitt bis zur Erhöhung des Widerstandes abhängig? Wann erhöhst Du?

Siehst Du die drei I getrennt, oder greifen die evtl ineinander bzw. sind sie sowas wie ein Kreislauf?

Sojobo
09-12-2009, 08:46
Wenn man eine Technik noch nicht richtig beherrscht, aber schon mit starkem "Widerstand" trainiert, werden sich Fehler einschleifen, die nicht so schnell wieder raus gehen. Techniken kann man bei großer Anstrengung ohnehin nicht lernen, weshalb man sie nur zu Beginn einer Trainingseinheit beigebracht bekommen sollte (beherrscht man sie schon, kann man sie auch am Ende trainieren; nur neu lernen halt nicht).

Zu den wichtigsten trainingsdidaktischen Prinzipien zählen "Vom Einfachen zum Schweren", "Vom Simplen zum Komplexen" und "Vom Bekannten zum Unbekannten". Weitere ähnliche Steigerungen lassen sich anschließen. Diese sollte man beim Lehren und Erlernen neuer Techniken stets berücksichtigen.

Einfaches (schematisiertes) Beispiel anhand eines Karateschlags im Vorwärtsgehen (Zuki) für einen Anfänger:
Erst sollte er den Vorwärtsschritt lernen (für einen Anfänger schon schwer genug), dann erst den Arm mitbewegen lernen. Lernen meint nach Ir-khaim Methode: gezegt bekommen und imitieren. Beherrscht er diese Bewegungskopplung, kann er stärker auf die Atmung achten; geht auch das, kann er den Fokus auf den Hüfteinsatz und anschließend auf Details zur Optimierung der Grundschultechnik setzen. Das ist schrittweises Lernen, wobei es immer schwieriger und komplexer wird und immer Neues (Unbekanntes) hinzukommt.
"Widerstand" kann meiner Ansicht nach vieles bedeuten. Nachdem unser junger Freund nun einen Zuki in die Luft zu hauen gelernt hat, muss er lernen, ihn auch anzuwenden. Erst vielleicht trainiert er ihn an Pratzen, um ein erstes Gefühl für den Aufschlag zu bekommen. Einen größeren Widerstand bildet dann der Partner, den er damit treffen muss und der sich erst vielleicht in einer Partnertechnik leicht treffen lässt, dann aber in einem freien Trainingskampf mit einer je nach Können ansteigenden Intensität nicht mehr so einfach treffen lässt und der sogar zurückschlägt. Es wird also immer schwieriger und es kommen immer neue Faktoren/Widerstände dazu auf dem Weg zum Erlernen der Schlagtechnik.

Erst, wenn der Ausübende nicht mehr bewusst an einzelne Teilaspekte der Bewegungsausführung denken muss, wenn die Techniken ins Fleisch eingebrannt sind und ganz unbewusst/natürlich einegsetzt werden können, wie man auch das eine Bein vor das andere beim Gehen setzt, hat er es gelernt.

Ir-khaim
09-12-2009, 09:04
Danke Sojobo. Ich hätte es vielleicht etwas anders erklärt, aber das trifft es auch gut.

Wen aliveness und i method interessiert, der kann mal nach den Begriffen im Zusammenhang mit Matt Thornton googlen. Auch hier im Forum gibts den ein oder anderen Thread, in dem es ausführlich diskutiert wird.