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Vollständige Version anzeigen : Kampfkunst für Elfjährigen nach Unfall



m1985
10-12-2009, 12:50
Hallo zusammen,

ich bin Trainer einer Fußballmannschaft (U11) und habe einen Spieler, der bei einem Fahrradunfall ein Schädel-Hirn-Trauma erlitten hat. Nach sechs Monaten in Krankenhaus und Rehaklinik ist er jetzt wieder mit großem Eifer dabei.
Aufgrund körperlicher Einschränkungen (siehe unten) zeichnet sich aber ab, dass er mit der Zeit den Anschluss und damit wohl auch den Spaß am Fußball verlieren wird.
Ich überlege deshalb, ihm eine Kampfsportart zu empfehlen, weil ich annehme, dass man da besser auf seine Bedürfnisse eingehen kann, als bei einer Mannschaftssportart wie Fußball.

Über den Jungen:
Sein linker Arm ist vom Ellbogen abwärts gelähmt (Bi- und Trizeps kann er steuern), das linke Bein bewegt er relativ unkoordiniert, mit Gehen und Sprinten hat er aber kaum noch Probleme. Da er nach dem Unfall linksseitig komplett gelähmt war, ist nicht auszuschließen, dass sich sein Zustand noch weiter verbessert.
Abgesehen von diesen Einschränkungen ist er motorisch begabt und sehr schnell. Er ist sehr ehrgeizig und hat keine Angst vor Körperkontakt oder kleineren Blessuren. Auf keinen Fall möchte er als Behinderter gesehen oder behandelt werden. Deshalb gibt er auch sehr ungern zu, wenn er erschöpft ist oder Schmerzen hat, und muss deshalb relativ genau beobachtet werden.

Ich suche also eine Kampfkunst mit folgendem Profil.

- Die KK ist körperlich durchaus fordernd. Trotzdem kann das Training gut an die Belastbarkeit des Jungen angepasst werden.
- Die KK sollte ihn begeistern können, einige "coole" Elemente würden also nicht schaden.
- Die KK sollte einigermaßen verbreitet sein, damit eine gewisse Auswahl an Schulen/Trainern besteht.

Vielen Dank für Eure Hilfe!

Gruß, Matze

BenitoB.
10-12-2009, 12:55
wie wärs erst mal abzuwarten auf was der junge überhaupt lust hat. dein engagement in allen ehren, aber der kleine wird sicher selber entscheiden wollen was für ihn geeignet ist.vielleicht ist ihm ja eher nach tischtennis als karate...
für dritte zu fragen,ohne dass diese von ihrem glück wissen, ist meist wenig zielführend.
wenn dann sollte man ihn fragen ob er sich das vorstellen kann und auf was er lust hat. in dem alter gibts fast nur judo,ju jutsu,karate oder taekwondo,alle nicht ganz einfach zu erlernen mit den handicaps, kann aber klappen-wenn man einen guten lehrer erwischt.

m1985
10-12-2009, 13:07
wie wärs erst mal abzuwarten auf was der junge überhaupt lust hat. dein engagement in allen ehren, aber der kleine wird sicher selber entscheiden wollen was für ihn geeignet ist.vielleicht ist ihm ja eher nach tischtennis als karate...


Natürlich muss er selber entscheiden, was ihm Spaß macht und ich habe sicher nicht vor, ihn zu irgendwas zu drängen. Ich versuche lediglich, einige sinnvolle Alternativen zu finden, die ich ihm vorschlagen kann. Als Elfähriger kennt er nun mal nicht besonders viele Sportarten und ist daher auf Vorschläge von anderen angewiesen.

Chi Sim
10-12-2009, 13:59
Mir ist nicht ganz klar was du für ihn suchst. Prinzipiell muss man einmal zwischen Kampfsport, Kampfkunst und diversen zur Selbstverteidigung entwickelten Hybridstilen (z.B. Krav Maga) unterscheiden.
Während Kampfsport auf Wettkampf abzielt, ist Kampfkunst meist sehr traditionell aufgebaut.
Aufgrund der körperlichen Einschränkungen des Jungen würde ich ihm aber von wettkampforientierten Kampfsportarten (z.B. Boxen, Kickboxen, Muay Thai...) momentan abraten.


Traditionelle Kampfkünste haben meist sehr unterschiedliche Ziele:

1, Selbstverteidigung (z.B. wing chun, karate, mantis...)

2, körperliche Fitness / Krafttraining (z.B. Hung Gar Kuen, Shaolin Kung Fu...)

3, Gesunderhaltung des Körpers / Persönlichkeitsentwicklung / Meditation (z.B. Taijiquan, viele andere Wudang Stile...)


Gruss
Chi Sim

heavenlybody
10-12-2009, 14:30
auf jeden fall, denke ich, sollte man den gedanken von wettkampforienterter kk/ks verwerfen ...

er sollte, wenn dann vielleicht eine kk ausüben, die hauptsächlich mit kooperativen trainingsmethoden arbeitet ... dabei kann man ganz gut auf die nachteile einiger achten ... wir haben im training auch nicht nur gesunde ... die leute haben "rücken" oder "knie" usw. ... aber das geht schon ...

dennoch stelle ich mir die frage ... warum eigentlich eine kk/ks ... vielleicht gibt es auch einen anderen sport, den er ausführen kann ...

klar möchte er nicht als behindert behandelt werden, das wollen die wenigsten ... doch ich glabe diesen umgang haben - so krass sich das anhört - die behinderten untereinander besser drauf als die nicht behinderten ...

aber alles in allem würde ich erstmal abwarten wie er sich noch entwickelt ... er wird sicherlich noch lange reha bekommen ... probleme sollte man anfassen, wenn sie aufkommen und nicht schon vorher alle möglichkeiten wälzen ... außerdem, denke ich, macht es mehr spaß, wenn man ihn, falls er diesen gedanken überhaupt hegt, bei der hand nimmt und sich einfach mal gemeinsam was anschaut ... worte prasseln nur auf einen ein ... aber haben keinen so nachhaltigen effekt wie das gesehene ..

Franz
10-12-2009, 14:38
Wt ?

Darraco
10-12-2009, 21:35
Er hat sich innerhalb von 6 Monaten Reha von einer Linksseitigen Komplettlähmung zurückgekämpft zu einer Bi/Trizeps-Bewegung und Lauf- und Sprintfähigkeit? Erstmal allergrössten Respekt dafür, mit etwas Glück wird er im Laufe der Zeit vielleicht sogar eine vollständige Regeneration hinbekommen.

Zu den Kampfsportarten:
Die SV-Stile sind für Kinder nichts und werden i.A. eh erst ab 18 angeboten soweit ich das mitbekommen habe.
Wettkampforientierte Stile würde ich erstmal auch ausschließen.
Ju-Jutsu und Judo mit den Würfen würde ich nicht empfehlen, einerseits braucht man echt sicheren Stand und oft auch beide Arme zum gut zupacken.
Karate könnte passend sein, aber ob ihm das gefällt ist fraglich..

Lanariel
12-12-2009, 16:46
Falls der Junge überhaupt Interesse hat würde ich Karate vorschlagen. Karate wird oft angeboten und es ist möglich in der Gruppe auch gezielt auf den Einzelnen einzugehen. Karate schult die Motorik und Koordination. Ich könnte mir gut vorstellen, dass er dadurch auch seinen gesundheitlichen Zustand noch mehr verbessern könnte, erst Recht wenn er noch den Ehrgeiz mitbringt. Es wird auch oft in einer Gruppe so trainiert, dass man im Prinzip die Übung für sich alleine ausführt, was ich in dem Fall als Vorteil ansehe. Bei der Suche nach einem Verein ist vor Allem darauf zu achten, dass der Trainer auch die entsprechende Kompetenz hat mit dem Jungen richtig umzugehen.

An sich finde ich die Situation schwierig. Ich bewundere den Ehrgeiz des Jungen. Vielleicht verliert er ja trotz seiner Behinderung den Spaß nicht am Fußball und du kannst ihn in der Mannschaft lassen. Bei den erwachsenen Freizeitkickern gibt´s ja im Grunde auch genug, die nicht wirklich Fußball spielen können ;)