watzenlunger
28-12-2009, 00:28
Hallo miteinander!
Ich hatte das Glück ab Oktober 2009 für ein kurzes Praktikum 2 Monate nach Kiev (Ukraine) gehen zu können. Natürlich wollte ich auch dort Arnis/Escrima weitertrainieren und begab mich deshalb im Internet auf die Suche nach einem Verein oder einer Privatperson die dort Training anbietet. Erstaunlicherweise habe ich nach langer langer Suche nur einen einzigen Eskrimador in Kiev gefunden. Anscheinend konzentriert sich das Zentrum der philipinischen Kampfkünste mehr auf die Region in und um Dnjepropetrowsk im Osten der Ukraine. Um jedem der das Selbe plant die Suche zu erleichtern möchte ich hier jetzt einen kurzen Erfahrungsbericht abgeben.
Per Email hatte ich schon im Vorfeld Kontakt aufgenommen mit Igor Begun. Seine Homepage findet ihr hier www.eskrima.org.ua (http://www.eskrima.org.ua/). Die englische Variante ist etwas holprig liefert aber eigentlich alles Wissenswertes. Wer des Russischen mächtig ist oder mit Google Translator Übersetzungen zurechtkommt, sollte sich auch diese ansehen, da diese mehr gepflegt wird und auch mehr Videos verfügbar sind.
Anfahrt zum Verein:
Sportclub Arena, Радянської України проспект (50.509858,30.407056 - Google Maps (http://maps.google.de/maps?q=50.509858,30.407056&num=1&sll=51.151786,10.415039&sspn=7.307413,14.941406&ie=UTF8&ll=50.508384,30.408665&spn=0.005486,0.013937&z=17)) Ab der Metrostation Nyvky fährt Marshrutka Linie 28 und die Nummer 455 schon ab der Metrostation Shuliavs‘ka.
(Achtung: Igor meinte, dass er derzeit auf der Suche nach neuen Trainingsräumen ist. Die Adresse könnte sich also mittlerweile geändert haben!!)
Eskrima Contra Tiempo:
Eskrima Contra Tiempo (www.kali-eskrima.ru (http://www.kali-eskrima.ru/)) wurde (soweit ich das richtig verstanden habe) von dem Russen Alexander Furunzhiev aus mehreren philippinischen Stilen entwickelt. Dabei stand wohl im Vordergrund das System auf die täglichen Lebensumstände in Russland anzupassen, die sich beispielsweise durch dickere Kleidung ergeben. Insofern kann man wohl sagen, dass das System auch einen starken Selbstverteidigungsaspekt hat und das klassische Arnis/Eskrima mit tiefem Stand und langen Klingenwaffen weniger betrachtet wird. Das System enthält dabei einige Stilelemente aus dem Doce Pares, soweit ich das beurteilen kann aber auch Messertechniken , die mich stark an Fechten erinnern. Laut eigenen Angaben auf seiner Homepage hat er trainiert bei "Kyriakos" Cañete , Dionisio "Dion" Cañete, Edring Casio (San Miguel Escrima ), Eric Olavides (Escrima de Campo), Yuli Romo (Illustrissimo Kali), Nikomedes "Nick" Elizar (Balintawak Escrima), Daniel "Mumbaki" Foronda (Kali Pekiti Tirso), Nathan Dominguez und John Escudero (Lightning Sentifik Arnis), Mike Rikablanka, Rolando "Rollen" Tafeda (Arkibo, Muay Thai Hadji Yasser Tanandzhalan (Filipino Silat), sowie mit den Meistern der Schulen Balarau , Lapunti Arnis de Abanico, Doblete rampilon. Wie lang er da mit wem trainiert hat und wer ihn wie stark beeinflusst hat sei mal dahingestellt.
Training:
Training fand zweimal die Woche statt. Je Dienstag und Donnerstag um 19Uhr (nach ukrainischer Tradition sind natürlich alle erst um 19:30Uhr gekommen :D ) Dienstag trainierten wir in einem Umkleideraum und Donnerstag im Kampfsport Raum zusammen neben den Thaiboxern. Da wir aber immer nur wenige Teilnehmer waren, war das kein Problem (max. 4 + Trainer). Igor spricht English und war so freundlich bei meiner Anwesenheit den Unterricht hauptsächlich auf Englisch zu führen. Wenn mal etwas nicht so klar war konnten wir uns aber auch mit Händen, Füssen und Messern verständigen. Wobei mir hier mal wieder aufgefallen ist, dass jeder seine Technik so nennt wie er will. Was im Stil A noch Sumbrada heißt, heißt in Stil B schon wieder ganz anders und ein Sumbrada is da auch wieder was anderes. Wenigstens bekommt man so selbst in der Ukraine noch die geplante Verwirrung der Filipinos zu spüren ;) Im kleinen Raum trainierten wir meistens mit dem Messer. Hierbei ging es vor allem um schnelle Reaktion und das antizipieren von Angriffen, indem man entweder schnell die Messerhand des Gegners angriff oder als „Gegner“ eben schnell zurückziehen musste (mit Handschuh natürlich). Worauf Igor aber sehr viel Wert legte und was wir dementsprechend ausgiebig übten war dabei die Beinarbeit. Kaum ein Drill ohne Beinarbeit. Hier fielen mir auch die Ähnlichkeiten zum Fechten auf, z.B. dynamische Beinarbeit mit schnellem Ausfallschritt nach vorne. Was ich auch schön fand waren die Messer. Igor hatte sie provisorisch aus Holz geschnitzt und deshalb waren sie nicht so groß. Wisst ihr, ich mag die großen schönen Messer echt gerne: Sie sehen super aus, man kann damit schön mal Entwaffnungen zum Spaß trainieren und sie liegen halt gut in der Hand. Aber es war auch echt mal nett nur mit so kleinen „Knastmessern“ zu trainieren ;)
Beim Training mit dem Stock ging es nach einem kurzen anstrengenden Aufwärmen auch hauptsächlich mit Beinarbeit und ein paar Drills weiter. Die Stöcke waren hier Plastikrohre die auf die passende Länge geschnitten waren. In der Ukraine improvisiert man halt gerne. Der Stock wurde hier nur mit einem recht kurzen Butt gehalten (max. 3cm), ganz nach der Devise: kürzerer Butt, größere Reichweite, jeder cm zählt.
Das Training hat ungefähr 1,5 – 2 Stunden gedauert. Die Kosten für eine Einheit haben 20uah betragen, was in etwa 1,50€ entspricht. Die konnte man gleich nach dem Training Igor in Bar geben.
Das Training hat super viel Spaß gemacht und Igor war nicht nur ein super Trainer (mit KS-Erfahrung u.a. im Sambo, Karate, SPAS, …) sondern auch ein sehr freundlicher, aufgeschlossener Mensch. An dieser Stelle möchte ich ihm natürlich nochmal für alles danken und kann jedem, der mal in Kiev ist, ausdrücklich empfehlen bei ihm vorbeizuschauen. Trainingsmesser, Stöcke oder ähnliches sind nicht nötig, da Igor alles Nötige vor Ort hat. Ich habe auch in der kurzen Zeit mit diesem kleinen Ausflug in einen anderen Stil sicher einiges mitnehmen können!
In diesem Sinne
Большое спасибо и до скорой встречи
Matthias
Ich hatte das Glück ab Oktober 2009 für ein kurzes Praktikum 2 Monate nach Kiev (Ukraine) gehen zu können. Natürlich wollte ich auch dort Arnis/Escrima weitertrainieren und begab mich deshalb im Internet auf die Suche nach einem Verein oder einer Privatperson die dort Training anbietet. Erstaunlicherweise habe ich nach langer langer Suche nur einen einzigen Eskrimador in Kiev gefunden. Anscheinend konzentriert sich das Zentrum der philipinischen Kampfkünste mehr auf die Region in und um Dnjepropetrowsk im Osten der Ukraine. Um jedem der das Selbe plant die Suche zu erleichtern möchte ich hier jetzt einen kurzen Erfahrungsbericht abgeben.
Per Email hatte ich schon im Vorfeld Kontakt aufgenommen mit Igor Begun. Seine Homepage findet ihr hier www.eskrima.org.ua (http://www.eskrima.org.ua/). Die englische Variante ist etwas holprig liefert aber eigentlich alles Wissenswertes. Wer des Russischen mächtig ist oder mit Google Translator Übersetzungen zurechtkommt, sollte sich auch diese ansehen, da diese mehr gepflegt wird und auch mehr Videos verfügbar sind.
Anfahrt zum Verein:
Sportclub Arena, Радянської України проспект (50.509858,30.407056 - Google Maps (http://maps.google.de/maps?q=50.509858,30.407056&num=1&sll=51.151786,10.415039&sspn=7.307413,14.941406&ie=UTF8&ll=50.508384,30.408665&spn=0.005486,0.013937&z=17)) Ab der Metrostation Nyvky fährt Marshrutka Linie 28 und die Nummer 455 schon ab der Metrostation Shuliavs‘ka.
(Achtung: Igor meinte, dass er derzeit auf der Suche nach neuen Trainingsräumen ist. Die Adresse könnte sich also mittlerweile geändert haben!!)
Eskrima Contra Tiempo:
Eskrima Contra Tiempo (www.kali-eskrima.ru (http://www.kali-eskrima.ru/)) wurde (soweit ich das richtig verstanden habe) von dem Russen Alexander Furunzhiev aus mehreren philippinischen Stilen entwickelt. Dabei stand wohl im Vordergrund das System auf die täglichen Lebensumstände in Russland anzupassen, die sich beispielsweise durch dickere Kleidung ergeben. Insofern kann man wohl sagen, dass das System auch einen starken Selbstverteidigungsaspekt hat und das klassische Arnis/Eskrima mit tiefem Stand und langen Klingenwaffen weniger betrachtet wird. Das System enthält dabei einige Stilelemente aus dem Doce Pares, soweit ich das beurteilen kann aber auch Messertechniken , die mich stark an Fechten erinnern. Laut eigenen Angaben auf seiner Homepage hat er trainiert bei "Kyriakos" Cañete , Dionisio "Dion" Cañete, Edring Casio (San Miguel Escrima ), Eric Olavides (Escrima de Campo), Yuli Romo (Illustrissimo Kali), Nikomedes "Nick" Elizar (Balintawak Escrima), Daniel "Mumbaki" Foronda (Kali Pekiti Tirso), Nathan Dominguez und John Escudero (Lightning Sentifik Arnis), Mike Rikablanka, Rolando "Rollen" Tafeda (Arkibo, Muay Thai Hadji Yasser Tanandzhalan (Filipino Silat), sowie mit den Meistern der Schulen Balarau , Lapunti Arnis de Abanico, Doblete rampilon. Wie lang er da mit wem trainiert hat und wer ihn wie stark beeinflusst hat sei mal dahingestellt.
Training:
Training fand zweimal die Woche statt. Je Dienstag und Donnerstag um 19Uhr (nach ukrainischer Tradition sind natürlich alle erst um 19:30Uhr gekommen :D ) Dienstag trainierten wir in einem Umkleideraum und Donnerstag im Kampfsport Raum zusammen neben den Thaiboxern. Da wir aber immer nur wenige Teilnehmer waren, war das kein Problem (max. 4 + Trainer). Igor spricht English und war so freundlich bei meiner Anwesenheit den Unterricht hauptsächlich auf Englisch zu führen. Wenn mal etwas nicht so klar war konnten wir uns aber auch mit Händen, Füssen und Messern verständigen. Wobei mir hier mal wieder aufgefallen ist, dass jeder seine Technik so nennt wie er will. Was im Stil A noch Sumbrada heißt, heißt in Stil B schon wieder ganz anders und ein Sumbrada is da auch wieder was anderes. Wenigstens bekommt man so selbst in der Ukraine noch die geplante Verwirrung der Filipinos zu spüren ;) Im kleinen Raum trainierten wir meistens mit dem Messer. Hierbei ging es vor allem um schnelle Reaktion und das antizipieren von Angriffen, indem man entweder schnell die Messerhand des Gegners angriff oder als „Gegner“ eben schnell zurückziehen musste (mit Handschuh natürlich). Worauf Igor aber sehr viel Wert legte und was wir dementsprechend ausgiebig übten war dabei die Beinarbeit. Kaum ein Drill ohne Beinarbeit. Hier fielen mir auch die Ähnlichkeiten zum Fechten auf, z.B. dynamische Beinarbeit mit schnellem Ausfallschritt nach vorne. Was ich auch schön fand waren die Messer. Igor hatte sie provisorisch aus Holz geschnitzt und deshalb waren sie nicht so groß. Wisst ihr, ich mag die großen schönen Messer echt gerne: Sie sehen super aus, man kann damit schön mal Entwaffnungen zum Spaß trainieren und sie liegen halt gut in der Hand. Aber es war auch echt mal nett nur mit so kleinen „Knastmessern“ zu trainieren ;)
Beim Training mit dem Stock ging es nach einem kurzen anstrengenden Aufwärmen auch hauptsächlich mit Beinarbeit und ein paar Drills weiter. Die Stöcke waren hier Plastikrohre die auf die passende Länge geschnitten waren. In der Ukraine improvisiert man halt gerne. Der Stock wurde hier nur mit einem recht kurzen Butt gehalten (max. 3cm), ganz nach der Devise: kürzerer Butt, größere Reichweite, jeder cm zählt.
Das Training hat ungefähr 1,5 – 2 Stunden gedauert. Die Kosten für eine Einheit haben 20uah betragen, was in etwa 1,50€ entspricht. Die konnte man gleich nach dem Training Igor in Bar geben.
Das Training hat super viel Spaß gemacht und Igor war nicht nur ein super Trainer (mit KS-Erfahrung u.a. im Sambo, Karate, SPAS, …) sondern auch ein sehr freundlicher, aufgeschlossener Mensch. An dieser Stelle möchte ich ihm natürlich nochmal für alles danken und kann jedem, der mal in Kiev ist, ausdrücklich empfehlen bei ihm vorbeizuschauen. Trainingsmesser, Stöcke oder ähnliches sind nicht nötig, da Igor alles Nötige vor Ort hat. Ich habe auch in der kurzen Zeit mit diesem kleinen Ausflug in einen anderen Stil sicher einiges mitnehmen können!
In diesem Sinne
Большое спасибо и до скорой встречи
Matthias