TacHead
28-01-2010, 17:01
Hier eine kleine Rezension von mir zu Chris Crudelli, "Die Kunst des Kampfes". Vielleicht findet sie der eine oder andere hilfreich. :)
Es ist schon ein gewagtes Vorhaben, mit der Beschreibung von 300 Kampfkünsten ein umfassendes Bild der Kampfkünste weltweit zu zeichnen. Crudelli, durch BBC-Serien wie „Mind, Body & Kickass Moves“ bekannt und selber erfahrener Kung Fu-Lehrer, hat es geschafft und eine inhaltlich und optisch phantastische Materialfülle zusammengetragen.
Gegliedert ist sie in sieben Großkapitel nach Weltregionen, innerhalb dieser Großkapitel erfolgt höchstens noch eine Gruppierung nach Ländern, aber ansonsten keine alphabetische, chronologische oder sonstige Sortierung. Eine Gruppierung in Haupt- oder Ursprungsstile und Weiterentwicklungen hätte diesem enzyklopädisch angelegten Buch gut getan – so muss man sich mit den immerhin in den Einträgen vorhandenen Verweisen begnügen. Die einzelnen, je nach Bedeutung (und Quellenlage bzw. Kenntnis und Interesse des Autors) unterschiedlich langen Artikel zu den einzelnen Kampfkünsten werden ergänzt durch mehrere umfassende Hintergrundartikel zu bedeutenden Kampfkünsten, kurze Erzählungen aus Crudellis eigenem Kampfkunstleben sowie Portraits und Zitate bedeutender Meister.
Inhaltlich liegt ein deutlicher Schwerpunkt auf den asiatischen – und hier den chinesischen – Disziplinen. Trotzdem gelingt dem Autor eine recht ausgewogene, anschauliche Gesamtdarstellung mit erfreulich umfangreichen Kapiteln beispielsweise über Europa, Afrika und Amerika. An der einen oder anderen Stelle stutzt man allerdings etwas. Das betrifft zunächst Fragen der (notwendigen) Auswahl – Parkour ist beim besten Willen keine Kampfkunst, auch nicht nach der Eingangsdefinition des Autors, dafür fehlt z.B. Kajukenbo. Auch sachliche Fehler oder verzerrte Darstellungen haben sich an der einen oder anderen Stelle eingeschlichen. So ist der Eintrag zum Kali Sikaran (S. 175) kaum brauchbar und Jeff Espinous im Eintragskopf als Stilgründer zu benennen wäre keine Kunst gewesen. Dan Inosanto vor allem mit Pangamut und Suntukan in Verbindung zu bringen drängt sich ebenso wenig auf wie der Vergleich von Sambo und Aikido. Und dass es sich bei der Statue auf S. 180 um Lapu Lapu handelt, hätte schon erwähnt werden können. Bei einem solchen Mammutprojekt lassen sich kleinere Fehler kaum vermeiden, in der Summe beeinträchtigen sie allerdings etwas das positive Gesamtbild.
Als Fazit bleibt trotzdem eine klare Empfehlung. Ein umfassenderes Buch zum Thema gibt es nicht, und allein die über 1.100 hervorragenden Farbfotos machen das Buch zu einem Muss für jeden interessierten Kampfkünstler (und auch zu einem idealen Geschenk). Für großformatige 360 Seiten im Hardcover mit der für den Verlag typischen hochwertigen Gestaltung und Ausstattung ist zudem der Ladenpreis von EUR 29,95 (in D) sehr günstig.
Chris Crudelli
Die Kunst des Kampfes
300 Kampfsportarten: Tradition – Entwicklung – Techniken
München: Dorling Kindersley Verlag 2009
ISBN 978-3-8310-1475-0
Es ist schon ein gewagtes Vorhaben, mit der Beschreibung von 300 Kampfkünsten ein umfassendes Bild der Kampfkünste weltweit zu zeichnen. Crudelli, durch BBC-Serien wie „Mind, Body & Kickass Moves“ bekannt und selber erfahrener Kung Fu-Lehrer, hat es geschafft und eine inhaltlich und optisch phantastische Materialfülle zusammengetragen.
Gegliedert ist sie in sieben Großkapitel nach Weltregionen, innerhalb dieser Großkapitel erfolgt höchstens noch eine Gruppierung nach Ländern, aber ansonsten keine alphabetische, chronologische oder sonstige Sortierung. Eine Gruppierung in Haupt- oder Ursprungsstile und Weiterentwicklungen hätte diesem enzyklopädisch angelegten Buch gut getan – so muss man sich mit den immerhin in den Einträgen vorhandenen Verweisen begnügen. Die einzelnen, je nach Bedeutung (und Quellenlage bzw. Kenntnis und Interesse des Autors) unterschiedlich langen Artikel zu den einzelnen Kampfkünsten werden ergänzt durch mehrere umfassende Hintergrundartikel zu bedeutenden Kampfkünsten, kurze Erzählungen aus Crudellis eigenem Kampfkunstleben sowie Portraits und Zitate bedeutender Meister.
Inhaltlich liegt ein deutlicher Schwerpunkt auf den asiatischen – und hier den chinesischen – Disziplinen. Trotzdem gelingt dem Autor eine recht ausgewogene, anschauliche Gesamtdarstellung mit erfreulich umfangreichen Kapiteln beispielsweise über Europa, Afrika und Amerika. An der einen oder anderen Stelle stutzt man allerdings etwas. Das betrifft zunächst Fragen der (notwendigen) Auswahl – Parkour ist beim besten Willen keine Kampfkunst, auch nicht nach der Eingangsdefinition des Autors, dafür fehlt z.B. Kajukenbo. Auch sachliche Fehler oder verzerrte Darstellungen haben sich an der einen oder anderen Stelle eingeschlichen. So ist der Eintrag zum Kali Sikaran (S. 175) kaum brauchbar und Jeff Espinous im Eintragskopf als Stilgründer zu benennen wäre keine Kunst gewesen. Dan Inosanto vor allem mit Pangamut und Suntukan in Verbindung zu bringen drängt sich ebenso wenig auf wie der Vergleich von Sambo und Aikido. Und dass es sich bei der Statue auf S. 180 um Lapu Lapu handelt, hätte schon erwähnt werden können. Bei einem solchen Mammutprojekt lassen sich kleinere Fehler kaum vermeiden, in der Summe beeinträchtigen sie allerdings etwas das positive Gesamtbild.
Als Fazit bleibt trotzdem eine klare Empfehlung. Ein umfassenderes Buch zum Thema gibt es nicht, und allein die über 1.100 hervorragenden Farbfotos machen das Buch zu einem Muss für jeden interessierten Kampfkünstler (und auch zu einem idealen Geschenk). Für großformatige 360 Seiten im Hardcover mit der für den Verlag typischen hochwertigen Gestaltung und Ausstattung ist zudem der Ladenpreis von EUR 29,95 (in D) sehr günstig.
Chris Crudelli
Die Kunst des Kampfes
300 Kampfsportarten: Tradition – Entwicklung – Techniken
München: Dorling Kindersley Verlag 2009
ISBN 978-3-8310-1475-0