Vollständige Version anzeigen : neid und missgunst im kung fu
hanzaisha
28-08-2003, 23:28
hi leute,
ich will hier keinen streit vom zaun brechen und keine rivalitäten schüren, also bitte ich vorweg um faire, gehaltvolle posts!!!
woher kommen neid und missgunst im kung fu. gerade in letzter zeit fällt mir häufig auf, das sich stile, familien, und sogar familien-intern die leute in die wolle kriegen.
das kann doch nicht ausschließlich am finanziellen interesse liegen, oder? es gibt ein paar sehr gute lehrer, denen es eigentlich egal sein sollte, da sie eh genug verdienen, weil sie einfach gut unterrichten.
es gibt ein paar nicht so gute lehrer denen es egal sein sollte, weil sie gut verkaufen.
die entwicklung geht meiner meinung nach immer mehr richtung *ing *un*, was ich sehr traurig finde!
p.s.: dies sind keinerlei anspielungen auf irgendjemand, ich möchte einfach objektive meinungen lesen.
merci! :)
Das ist doch überall so, wieso sollte es bei den chinesischen KK nicht so sein?
Original geschrieben von Xiaoshi
Das ist doch überall so, wieso sollte es bei den chinesischen KK nicht so sein?
Sehe ich genauso... den "Kampf" gibt es auch innerhalb japanischer und philippinischer Kampfkünste... warum das so ist und warum kein friedliches Miteinander möglich ist ---> keine Ahnung... vielleicht Angst vor Konkurrenz und Geldverlust ?? Oder einfach nur der menschliche Anspruch auf das bessere System ?? ... :rolleyes:
Gruß Micha
Hallo Hanzaisha,
ich denke, es ist ganz natürlich, daß Kämpfe unter den verschiedenen Schulen geführt werden. Wenn man sich sehr intensiv mit einer Kunst auseinandersetzt, kommt man unweigerlich an einen Punkt, der verlangt, daß man Stellung bezieht.
Man kann nicht Kung Fu lieben und gleichzeitig alles akzeptieren, was den Menschen unter diesem Namen verkauft werden soll. Je mehr man es liebt und versteht, desto klarer sieht man, wo sich verschiedene Schulen mit Fakes an ahnungslosen Leuten bereichern.
Daß unter denen Zorn entbrennt, die einen Teil ihres Lebens der Aufgabe widmen, authentisches Kung Fu zu unterrichten, wenn sie sehen, wie andere mit Betrug Geld verdienen, ist klar.
Selbstverständlich gehen die meisten Lehrer davon aus, auf der „guten Seite“ zu stehen. Das ist wahrscheinlich der entscheidende Irrtum.
Ich ziehe es vor, auf Anfragen zu anderen Schulen – und dazu bekomme ich wegen unserer Website sehr viele - keine Statements zu geben, auch wenn ich beim Betrachten der Schulhomepages oft nur mit dem Kopf schütteln kann. Mit dieser Zurückhaltung fährt man am besten, glaube ich.
Beste Grüße
Thorre
hanzaisha
29-08-2003, 10:05
Daß unter denen Zorn entbrennt, die einen Teil ihres Lebens der Aufgabe widmen, authentisches Kung Fu zu unterrichten, wenn sie sehen, wie andere mit Betrug Geld verdienen, ist klar.
selbstverständlich. aber wie kann ich als kung fu lehrer/schüler, der sich auf authenzität beruft, andere schulen als z.b. pfeiffen oder ähnliches diffameren, das ist ja total paradox! ;)
Ich ziehe es vor, auf Anfragen zu anderen Schulen – und dazu bekomme ich wegen unserer Website sehr viele - keine Statements zu geben, auch wenn ich beim Betrachten der Schulhomepages oft nur mit dem Kopf schütteln kann. Mit dieser Zurückhaltung fährt man am besten, glaube ich.
ich denke ebenso dasses der beste weg ist über andere zu schweigen, bzw. kein schlechtes wort zu äussern.
was mich wundert ist, das so wenige stile, auch "authentische"/traditionelle miteinander arbeiten können. gerade um die "authenzität" und tradition zu bewahren sollte man da doch an einem strang ziehen.
aber wenn sich die leute schon in ihren eigenen familien verkloppen hat das wohl alles keinen geistigen nährwert. :rolleyes:
Hallo Hanzaisha,
ich vermute den Grund für fehlende Zusammenarbeit in der verbreiteten Auffassung, daß nicht zwei Antworten (Stile) auf die Frage, wie man kämpfen soll, richtig sein können. Das ist natürlich eine naive Sicht der Dinge, aber wenn sich die Stile ähneln, kommen Laien schon ins Grübeln.
Ich selbst komme auch nicht sooo gut mit anderen Kung Fu Schulen klar, weil mir oft der Kitsch, die bunten, glänzenden Anzüge und die kraftlose Exotik auf die Nerven gehen. Aber im Gegensatz dazu habe ich schon zusammen mit Nin Jutsu - und Jiu Jitsu Meistern gemeinsamen Unterricht gegeben. Dabei haben die „Japaner“ Hebel- und Grifftechniken gezeigt und ich war für Beintechniken verantwortlich.
Ich finde es wichtiger, den theoretischen Dialog unter den Schulen weiterzuentwickeln. Mir ist egal, welche Fausttechniken ein anderer Stil seinen Schülern zeigt. Nicht ganz so egal ist mir, was dieser Stil den Leuten für eine Einstellung zum Kämpfen vermittelt, denn das betrifft ja auch irgendwo die Entwicklung der Gesellschaft...
Beste Grüße
Thorre
hanzaisha
29-08-2003, 10:29
Original geschrieben von Thorre
Nicht ganz so egal ist mir, was dieser Stil den Leuten für eine Einstellung zum Kämpfen vermittelt, denn das betrifft ja auch irgendwo die Entwicklung der Gesellschaft...
hi thorre,
das ist ja auch das wesentliche, und sollte gerade bei den "traditionalisten" im vordergrund stehen und recht ähnlich sein.
ich muß ehrlich sagen, ich bekomme fast angst davor mal "was zu können", sprich vielleicht mal in einigen jahren mal selbst unterrichten zu dürfen und dann genauso ignorant und intolerant zu werden wie leider sehr viele unterrichtende. :rolleyes:
seven-star
29-08-2003, 14:57
Ein Grund, der soetwas evtl. eher begünstigt als in schon verbreiteteren Kampfkünsten( Judo,Karate) mag vielleicht der Exotikaspekt sein. Solange nichts wirklich geordnet und in festen Bahnen sprich großen Verbänden abläuft, in Strukturen, die für jeden Laien ebenfalls leicht nachvollziehbar weil TRANSPARENT sind, versucht vielleicht eher einer den anderen zu übertreffen, noch toller, noch authentischer zu sein.--- Stichwort fehlende objektive Vergleichbarkeit auch.
Trotzdem müßte es ja auch dann nicht so sein. Was also bringt Leute dazu, neidisch und missgünstig zu sein?
Vorgeschaltet dazu vielleicht die Frage: was ist bei vielen die Motivation, sich ausgerechnet den Kampfkünsten zu verschreiben ?
Mir ist aufgefallen, daß es in kaum einem anderen "Sport"-bereich( obwohl es für mich mehr ist als das) so viele Leute gibt, die ein wie auch immer geartetes Problem in puncto Selbstbewußtsein haben, das gerade sie dazu bringt, mit einer Kampfkunst anfangen.
Ein Grund mag sein: Dort gibt es zum einen Hierarchien und feste Strukturen- viele suchen darin Halt und Sicherheit, die sie sonst vielleicht nicht verspüren, zum anderen gibt es aber auch die erhoffte Möglichkeit, Schwäche physisch wie psychisch durch die Beschäftigung mit Kampfkunst in Stärke zu verwandeln. Die meisten Kampfkünstler, die ich kenne, sind auf die ein oder andere Art absolute Sensibelchen- die einen ganz offen, die anderen versteckt hinter ganz viel zur Schau getragener Härte und Überlegenheit. Aber auf jeden Fall alle extrem in der einen oder anderen Ausprägung.
In der Kampfkunst steckt zum einen die Chance, alte Schwächen zu überwinden, für den, der sie annimmt und akzeptiert, als auch zum anderen die Gefahr für diejenigen, die Kampfkunst dazu gebrauchen, ihre Maske der Härte und Überlegenheit nur noch perfekter zu machen und zugleich den eigenen poser- ego-trip zu bedienen.
Im letzten Falle kommt es zu Neid und Missgunst, aus der Angst heraus, ein anderer käme in der Gunst der Bewunderer vielleicht besser weg als man selbst. Jemand, der sich seiner selbst sicher ist ,läuft nicht Gefahr, selbst in Neid und Mißgunst zu verfallen.Ihm ist auch die Bewunderung durch andere egal. Nur jemand, der die Sicherheit des einen will, die er selber nur scheinbar hat, wird akribisch darauf bedacht sein, sich über abfällige Äußerungen über den anderen ins rechte Licht der Bewunderer zu rücken.
Der eine zieht seine Selbstsicherheit und Bestätigung aus seinem eigenen Tun, aus seinem Innersten heraus, strahlt es aus und ist deshalb Attraktion für alle,der andere bezieht die Bestätigung ausschließlich aus der Bewunderung von außen, saugt sie auf wie ein Schwamm ohne selbst etwas zu geben und wundert sich stets, warum seine Anziehung nicht halb so groß ist. Er wird ärgerlich , ist mehr und mehr verbittert. Gönnt dem anderen nicht mal mehr das Haar in der Suppe. - Und schon geht's los: Der Neid und die Mißgunst wächst und gedeiht.
Original geschrieben von seven-star
Mir ist aufgefallen, daß es in kaum einem anderen "Sport"-bereich( obwohl es für mich mehr ist als das) so viele Leute gibt, die ein wie auch immer geartetes Problem in puncto Selbstbewußtsein haben, das gerade sie dazu bringt, mit einer Kampfkunst anfangen.
Lustig das du das sagst, genau das gleiche hat Sifu auch schon mal erwähnt.
Wobei einer der klassischen Aspekte des Sportes eigentlich die soziale Bestätigung ist - dazu der Kräftevergleich im Wettkampf. Es ist also weniger ein KK-Problem, nur in den traditionellen Stilen gibt es eben keinen Wettkampf, man kann sich nicht über andere stellen, außer durch verbales Niedermachen der Anderen.
Dass das durch Organisationen und Vereine besser wird, wage ich SEHR zu bezweifeln, mein Onkel war Vorstandsmitglied in einem großen Judo-verein/verband, und dort sitzen anscheinend eine ganze Menge Leute die es sehr nötig haben ihr Ego aufzupolieren...
seven-star
29-08-2003, 15:30
Wobei einer der klassischen Aspekte des Sportes eigentlich die soziale Bestätigung ist - dazu der Kräftevergleich im Wettkampf. Es ist also weniger ein KK-Problem, nur in den traditionellen Stilen gibt es eben keinen Wettkampf, man kann sich nicht über andere stellen, außer durch verbales Niedermachen der Anderen. Stimme dir darin zu, daß selbst große verbände soetwas nicht verhindern, aber vielleicht hält es das ganze dadurch etwas mehr im Rahmen. keine Ahnung, vielleicht auch nicht.
Aber was das andere angeht: Klar geht es im Sport per se um soziale Bestätigung. Aber ich finde nirgendwo sonst geht es so sehr um Schwäche und Stärke wie in einer Kampfkunst, darum, dem anderen physisch wie spsychisch überlegen bzw. unterlegen zu sein.Denn es geht konkret um "Kampf", das ist die Thematik, das Anliegen einer KAMPFkunst, nicht um
sportlichen Wettkampf im übertragenen Sinne, bei dem man gegeneinander rudert, z.B. Es geht konkret um Auseinandersetzung im Zweikampf. Womit ich jetzt nicht sagen will, daß die Kämpfe ungeheuer real und realistisch sind, die habe auch eher Wettkampfcharakter,wo kämen wir sonst hin.. aber der Grad der Abstraktion von Kampf bzw."übertragenem" Kräftemessen ist in der Kampfkunst nunmal absolut gering, verglichen z.B. mit Volleyball, oder so..
Das ist richtig. Volleyball und ähnliches eignet sich eher schlecht für das direkte Niedermachen des Gegners :D
Aber kontaktfreudige Ballsportarten oder solche, in denen viel Kraft eine Rolle spielt, erfreuen sich glaube ich schon auch großer Beliebtheit. Wobei ich nicht den "Nutzen" von KK/KS für diese Art von Selbsterhöhung schmälern will - es kommt glaube ich auch auf das Umfeld an, in dem man sich befindet.
Nicht alle Menschen vertragen sich das ist ganz normal denke ich.
Ihr kennt bestimmt auch Leute die ihr weniger mögt. Das ist halt so. Nur finde ich das man immer den Respekt wahren solte.
Und ich will das jetzt nicht verallgemeinern. Aber ich glaube Kampfsport is auch eher was für Draufgänger und da fliegen schon mal schneller die Fetzen als bei Akademikern.
hanzaisha
30-08-2003, 09:01
hossa,
erstmal danke für eure beiträge (so ganz ohne klopperei, geht doch :) )
ich denke was dieses kräftemessen angeht: da sind wir bei dem unterschied zwischen kampfspocht und kampfkunst angelangt.
Original geschrieben von Avatar
Und ich will das jetzt nicht verallgemeinern. Aber ich glaube Kampfsport is auch eher was für Draufgänger und da fliegen schon mal schneller die Fetzen als bei Akademikern.
das würd ich so nicht sagen! :D
in der kampfkunst findest du vom kindergartengänger über den schreiner bishin zum theologiestudenten alles!;)
christoph
31-08-2003, 15:48
Ich denke ein Punkt ist auch:
Viele die professionell Kk betreiben haben nix anderes richtig gelernt oder haben reel nicht mehr die Moeglichkeit in ihren alten Beruf zurueck zu kehren. Das macht zum einen natuerlich finanziell abhaengig davon und zum anderen muessen sie dann auch ihre ganze Selbstbestaetigung aus der KK beziehen. Der eine oder andere kann damit halt nicht umgehen. Besonders wenn man viel Selbstbestaetigung von aussen braucht wird es dann schwierig.
Wenn man anscheinend wirklich besonders in den KK Leute mit eher schwachen Selbstbewusstsein findet dann passt das ja gut zusammen.
Shi Xing Zhong
06-09-2003, 02:01
Hi Kampfkünstler,
ich hätte gerne einen differenzierten, sensiblen und aufklärenden Beitrag zu diesem Thema geschrieben. Leider kam seven-star mir zuvor. So, wie er es sagt, scheint es mir auch. Bei aller Sympahtie, wenn es Schwierigkeiten unter Kampfkünstlern gibt, hat er uns erklärt, warum.
Xing Zhong
Wilfried
Jet Bruce chan
06-09-2003, 14:22
Wahrscheinlich ham die den ganzen Tag nix besseres zu tun!
seven-star
08-09-2003, 10:48
Naja, Jet Bruce Chan- du schaust wahrscheinlich den ganzen Tag dafür KF-Filme..-ich glaube, wenn man ne Weile irgend ne Kampfkunst betreibt, kommt man nicht umhin, sich auch mit solch unangenehmen Nebenerscheinungen... ;) zu beschäftigen .. oder einfach darüber hinwegzusehen., wenns geht. @ Shi Xing Dhong: Danke für die Blumen..:)
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