jkdberlin
10-02-2010, 13:46
Artikel von Mario-Sathayam-Schwenninger mit Erlaubnis:
Authentizität
Ich habe den Rundbrief der Zeitschrift "Connection" gelesen und wollte meinen bescheidenen Senf zum Thema "Authentizität" abgeben.
Laut Fremdwörterduden heißt Authentizität Echtheit, Zuverlässigkeit, Glaubwürdigkeit.
Um aber selbige zu prüfen bedarf es einer Person oder Gruppe die dies tut.
Diese Person oder Gruppe hat daher sicher Kriterien anhand der diese Begriffe geprüft werden.
Doch diese Begriffe sind relativ.
Das bedeutet zunächst einmal, dass wir allerhöchstens über relative Echtheit, Zuverlässigkeit und Glaubwürdigkeit sprechen können, wenngleich doch in der Gruppentherapie-, Spiri- und Kampfkunstszene der Begriff oft so gebraucht wurde und wird, als wenn es ein "wirklich echtes" Gefühl und eine "wirklich echte Handlung" gibt, die sich von den nicht authentischen unterschiedet.
Solange ich aber durch die Filter der Sinneswahrnehmung, des bewertenden Verstandes, der Glaubenssätze und Werte die Welt erfahre kann es keine "echte" Echtheit, Zuverlässigkeit und Glaubwürdigkeit geben, sondern eben nur relative, von mir als solche subjektiv eingeordnete.
Aus dem Blickwinkel eines Kampfkünstlers betrachtet, ist die Frage der Authentizität überflüssig wie ein Kropf.
Was ist eine echte, zuverlässige oder glaubwürdige Bewegung?
Bruce Lee wollte noch das Individuum von den Zwängen starrer traditioneller Kampfkunstsyteme befreien, damit sich jeder individuell und "authentisch" ausdrücken kann. Sicher stammen diese Gedankengänge auch aus der Zeit der späten 60iger und frühen 70iger, die sich wie ein roter Faden durch alle Bereiche gesellschaftlichen und kulturellen Lebens zogen und den "Muff unter den Talaren" hinwegfegen wollten.
Letztendlich kommt aber effektive Bewegung, wie auch das Zögern, die Angst und die Wut aus mir heraus sind aber letztendlich alle irgendwann erlernt, kopiert oder ankonditioniert worden und werden einem Reiz-Reaktionsmuster nach getriggert.
Ist ein Reiz-Reaktions-muster eines Jeet Kune Do-Praktizierenden authentischer als das von jemanden der traditionelles Karate praktiziert?
Allenfalls im Sparring oder in den "push hand Übungen" des Tai Chi kann ich schauen, wie ich auf eine gegeben Situation reagiere. Schiebt der andere mich aus dem Gleichgewicht im Tai Chi oder bekomme ich einen auf die Nase beim Kontaktsparring oder werde ich beim Jiu Jitsu/Judo/Grappling/ geworfen oder gehebelt, dann habe ich laut Anspruch des Kampfkünstler etwas falsch gemacht, aber war ich deshalb nicht authentisch?
In einem anderen Kontext wird in der Kampfkunst- und Meditationsszene gerne lang und breit darüber diskutiert, ob ein Stil oder System "authentisch" sei. Sozusagen eine beglaubigte Kopie des Originals.
Ich wage zu bezweifeln, dass diejenigen, die einen Stil oder eine System lediglich kopieren, authentischer sind als diejenigen, die sich die Freiheit nehmen etwas hinzuzufügen oder wegzunehmen, denn, wie wir alle wissen, treten auch beim gewöhnlichen Kopieren von Originalen immer leichte Abweichungen auf.
Mit anderen Worten kann es "den Originalstil" garnicht geben.
Vielleicht passt der Ausdruck "nicht kongruent" besser, um zu beschreiben, was man an der Körpersprache und den Aussagen wahrzunehmen scheint, wenn jemand der voll innerer Widersprüche ist, mindestens zwei verschiedene Botschaften mitteilt oder nur zum Teil hinter seinen Handlungen und Aussagen steht.
In diesm Sinne wären wir kongruent, wenn Körper, Rede und Geist in Harmonie miteinander sind und dementsprechend agieren oder gegebenenfalls auch nichts tun und schweigen.
Alles Gute
Mario-Sathayam-Schwenninger
Grüsse
Authentizität
Ich habe den Rundbrief der Zeitschrift "Connection" gelesen und wollte meinen bescheidenen Senf zum Thema "Authentizität" abgeben.
Laut Fremdwörterduden heißt Authentizität Echtheit, Zuverlässigkeit, Glaubwürdigkeit.
Um aber selbige zu prüfen bedarf es einer Person oder Gruppe die dies tut.
Diese Person oder Gruppe hat daher sicher Kriterien anhand der diese Begriffe geprüft werden.
Doch diese Begriffe sind relativ.
Das bedeutet zunächst einmal, dass wir allerhöchstens über relative Echtheit, Zuverlässigkeit und Glaubwürdigkeit sprechen können, wenngleich doch in der Gruppentherapie-, Spiri- und Kampfkunstszene der Begriff oft so gebraucht wurde und wird, als wenn es ein "wirklich echtes" Gefühl und eine "wirklich echte Handlung" gibt, die sich von den nicht authentischen unterschiedet.
Solange ich aber durch die Filter der Sinneswahrnehmung, des bewertenden Verstandes, der Glaubenssätze und Werte die Welt erfahre kann es keine "echte" Echtheit, Zuverlässigkeit und Glaubwürdigkeit geben, sondern eben nur relative, von mir als solche subjektiv eingeordnete.
Aus dem Blickwinkel eines Kampfkünstlers betrachtet, ist die Frage der Authentizität überflüssig wie ein Kropf.
Was ist eine echte, zuverlässige oder glaubwürdige Bewegung?
Bruce Lee wollte noch das Individuum von den Zwängen starrer traditioneller Kampfkunstsyteme befreien, damit sich jeder individuell und "authentisch" ausdrücken kann. Sicher stammen diese Gedankengänge auch aus der Zeit der späten 60iger und frühen 70iger, die sich wie ein roter Faden durch alle Bereiche gesellschaftlichen und kulturellen Lebens zogen und den "Muff unter den Talaren" hinwegfegen wollten.
Letztendlich kommt aber effektive Bewegung, wie auch das Zögern, die Angst und die Wut aus mir heraus sind aber letztendlich alle irgendwann erlernt, kopiert oder ankonditioniert worden und werden einem Reiz-Reaktionsmuster nach getriggert.
Ist ein Reiz-Reaktions-muster eines Jeet Kune Do-Praktizierenden authentischer als das von jemanden der traditionelles Karate praktiziert?
Allenfalls im Sparring oder in den "push hand Übungen" des Tai Chi kann ich schauen, wie ich auf eine gegeben Situation reagiere. Schiebt der andere mich aus dem Gleichgewicht im Tai Chi oder bekomme ich einen auf die Nase beim Kontaktsparring oder werde ich beim Jiu Jitsu/Judo/Grappling/ geworfen oder gehebelt, dann habe ich laut Anspruch des Kampfkünstler etwas falsch gemacht, aber war ich deshalb nicht authentisch?
In einem anderen Kontext wird in der Kampfkunst- und Meditationsszene gerne lang und breit darüber diskutiert, ob ein Stil oder System "authentisch" sei. Sozusagen eine beglaubigte Kopie des Originals.
Ich wage zu bezweifeln, dass diejenigen, die einen Stil oder eine System lediglich kopieren, authentischer sind als diejenigen, die sich die Freiheit nehmen etwas hinzuzufügen oder wegzunehmen, denn, wie wir alle wissen, treten auch beim gewöhnlichen Kopieren von Originalen immer leichte Abweichungen auf.
Mit anderen Worten kann es "den Originalstil" garnicht geben.
Vielleicht passt der Ausdruck "nicht kongruent" besser, um zu beschreiben, was man an der Körpersprache und den Aussagen wahrzunehmen scheint, wenn jemand der voll innerer Widersprüche ist, mindestens zwei verschiedene Botschaften mitteilt oder nur zum Teil hinter seinen Handlungen und Aussagen steht.
In diesm Sinne wären wir kongruent, wenn Körper, Rede und Geist in Harmonie miteinander sind und dementsprechend agieren oder gegebenenfalls auch nichts tun und schweigen.
Alles Gute
Mario-Sathayam-Schwenninger
Grüsse