Vollständige Version anzeigen : Psychisches Training + Beispiel
Hallo,
ich wollte fragen, ob es möglich ist durch psychisches Training Fortschritte zu machen ? Mit psychischem Training meine ich, das man sich nach seinem Unterricht, nochmal ein paar Dinge durchgeht oder abends im Bett ein paar Bewegungsabläufe durchgeht bzw. sich einfach neue Ideen zur Verbesserung der eigenen Techniken überlegt, usw. .
Dazu habe ich auch gleich ein Beispiel:
Nehmen wir mal an wir hätten 2 gleich gute Kämpfer, sowohl in Hinsicht Technik, Kraft, Agilität (also einfach Klone :D) , unabhängig von der/dem KK/KS. Der Eine geht nach seiner Unterrichtsstunde nach Hause, guckt sich einen Spielfilm im Fernsehen oder entspannt sich vielleicht einfach vom Arbeitstag. Der Andere, jetzt mal im krassen Gegensatz, geht nach seinem Unterricht nach Hause, liest sich ein Buch über das von ihm praktizierte System, macht sich seine Gedanken, z.B. über die Verbesserung seiner Schnelligkeit oder was er heute im Unterricht hätte besser machen können.
Würde der Zweite dadurch "besser" als der Erste sein können ? Vielleicht sogar in physischer Hinsicht ? (Einschleifen der Techniken durch durchgehen in den Gedanken ?)
Die Frage daher, weil es bei mir inzwischen soweit ausartet, das keine Stunde vergeht die ich nicht über meine Kampfkunst nachdenke bzw. über Wege mich zu verbessern, aber ich mich eigentlich frage, da meine Kollegen, nach dem Unterricht einfach ihren gewohnten Dingen nachgehen (Fernsehen, Disco, etc:), ob ich das eigentlich sollte, schließlich machen sich die Anderen doch auch nicht die Mühe (Es ist nicht so, das ich dieses "Denken" als Zwang empfinde, lediglich überlege ob ich mir soviele Gedanken nicht umsonst mache ?) ?
MFG Tidus
irgendjemand
02-09-2003, 16:58
Ich würde mal schätzen, je komplexer eine KK ist, desto mehr wird psychisches Training bringen...
Wenn du jetzt Z.b. Boxer bist kannst du dir das IMHO getrost in die Haare schmieren.
Als Aikidoka oder meinetwegen auch Systema-Ausübender sieht ie Sache schon anders aus.
Keine schlechte Frage, aber schwierig zu beantworten finde ich. Ich bin der Überzeugung, dass jemand, der sich keine oder kaum Gedanken macht, sich also eher wenig geistig mit seinem Stil auseinandersetzt, nicht so tief in die Materie eindringen wird, ABER: Man kann es hier finde ich sehr übertreiben, vor allem als Anfänger. Zuerstmal muss man ja eine Basis schaffen, und zwar vor allem körperlich. Wer sich zu sehr reinsteigert, wird vielleicht dem Irrglauben verfallen, er könnte das Grundlagentraining, dass meistens geistig leicht begriffen werden kann, verkürzen oder gar überspringen. Das recht Maß macht´s!
Alfons Heck
02-09-2003, 18:14
Original geschrieben von irgendjemand
Ich würde mal schätzen, je komplexer eine KK ist, desto mehr wird psychisches Training bringen...
Wenn du jetzt Z.b. Boxer bist kannst du dir das IMHO getrost in die Haare schmieren.
Als Aikidoka oder meinetwegen auch Systema-Ausübender sieht ie Sache schon anders aus.
Gerade nicht. Komplexe Dinge wie fallen, hebeln, werfen kann man nur durch training verbessern. Hier "lernt" der Körper auf die Umwelt/ den Partner (Angreifer) zu reagieren.
Gröbere Fehler kann man durch Nachdenken und überlegen eventuell herausfiltern aber die eigentliche Korrektur findet dann wieder in der Praxis statt.
Ich finde schon das man sich mit seiner KK auch gedanklich auseinandersetzen muß. Aber eine "perfekte" Technik bekommt man davon nicht :fight:
irgendjemand
02-09-2003, 18:42
Gerade nicht. Komplexe Dinge wie fallen, hebeln, werfen kann man nur durch training verbessern. Hier "lernt" der Körper auf die Umwelt/ den Partner (Angreifer) zu reagieren.
War ja auch nie die Rede von riesigen verbesserungen, aber Aikido hat ja auch noch eine heftige philosophische Seite, da passts schon irgendwie rein.
Alfons Heck
02-09-2003, 21:15
Irgendwie schon. Aber nicht in Bezug auf Tidus Frage.
Hallo Tidus,
was Du beschreibst ist in meinen Augen kein psychisches Training. Du beschreibst Technik-Visualisierungen und gedanklich-theoretische Auseinandersetzung mit dem System.
Psychisches Training sieht anders aus.
Die gedankliche Auseinandersetzung mit Deiner Kunst ist auf jeden Fall wichtig. Sie ersetzt das praktische Training nicht, das ist allerdings auch nicht ihre Funktion, deshalb bräuchte man diese Einschränkung eigentlich gar nicht zu erwähnen.
Gedankliche Auseinandersetzung führt Dich nachdem Du Dich etwas mit den Methoden beschäftigt hast früher oder später zu Sinnfragen. Und die sind das Entscheidende. Je klarer Du Dir darüber wirst, welche Rolle Kampfkunst für Dich konkret spielt, desto leichter sind Antworten darauf zu finden, wie Du sie trainieren solltest.
Du kannst sie hobbymäßig ein paar Stunden pro Woche oder eben ganz und gar, das heißt jeden Tag betreiben. Die Vor- und Nachteile dieser Varianten erschließen sich Dir, wenn Du beginnst, Dir Deine eigenen Fragen zu stellen...
Beste Grüße
Thorre
Hallo Thorre,
das ist ja das Problem: Ich habe täglich soviele Überlegungen und Fragen und am nächsten Tag sehe ich wie meine anderen Trainingskollegen ganz locker vom Training abdüsen und dann zu McDonalds fahren oder Sonstiges. Sie mach einfach ihre KK und gehen dann ihren Dingen nach, daher frage ich mich ob ich nicht vielleicht die ganze Fragerei in meinem Kopf einfach sein lassen soll, schließlich ist "nur" machen manchmal ja auch leichter und sinnvoller als zuviel zu denken,
MFG Tidus
Zum Teil kenne ich das. Ich würde sagen, übertreibe es nicht, aber die Einstellung solltest du dir auf jeden Fall erhalten. Denn die, die einfach nur ins Training gehen und danach zu McDonalds oder sonstwohin sind häufig auch die die aufhören, wenn es mal etwas "schwieriger" wird, zu trainieren - egal ob aus beruflichen, privaten oder körperlichen Gründen.
Meister Tada (9. Dan, direkter Schüler von O-Sensei) sagt ganz klar, dass wenn man ein guter Aikidoka werden will, man 80% des Trainings alleine macht/machen muss. Dies tönt zwar ein wenig komisch, da Aikido eigentlich immer mit einem Partner gemacht wird, aber ich habe selbst gemerkt, dass ich die meisten Fortschritte durch selbstständiges Üben mache. Anschliessend gehe man ins Dojo und probiere aus, was man geübt habe und sieht dann, ob man es richtig gemacht hat oder wo noch Fehler auftreten.
Was sind nun Schritte dieses Trainings alleine:
1. die Bewegung des Verteidigers machen (ohne Partner, einfach als Form)
2. die Bewegung des Angreifers machen
3. Ashi-Sabaki (Fussbewegungen) machen
Bei 1-3. ist es wichtig, sich immer auf das Hara (Zentrum, Dantien) konzentieren.
4. im Seiza sitzen (kann auch ein Bürostuhl sein), sich die Technik vorstellen, Körper und Hände dürfen sich bewegen.
5. um Griffe zu üben, hat Tada Sensei einen sogenannten "Neri-Bo". Dies ist ein Holzstab von der Länge und Durchmesser eines durchschnittlichen Unterarms. Mit diesem Übungsinstrument übt man nun die Bewegungen für Griffe und Halter (mit einem echten Uke könne man einen Griff nur ein paar Mal üben, mit dem Neri-Bo 100'000 mal, denn der kenne keine Schmerzen). Dies könne man überall und zu jeder Zeit machen.
6. sich die Bewegungen vorstellen, ohne sich zu bewegen und ohne die Hände zu bewegen. Sich vorstellen, wie man eine Technike macht, Kraft dabei spüren.
7. sich von aussen zuschauen, auf Details schauen. Ideal im Seiza oder auf einem Stuhl sitzend, sich nicht bewegen.
8. die Bewegung fühlen, nur fühlen! Sich nicht die Bewegung bildlich vorstellen, sich nicht von aussen beobachten, die Bewegung im Geiste auf das Gefühl reduzieren.
9. die Bewegung hören, nur hören! Weder fühlen, noch sehen, nur hören!
10. 3. - 9. Ebenfalls in der Rolle des Angreifers machen.
11. Meditation. Während den Techniken sollte man idealerweise auch in diesem Zustand sein. Also die Meditation statisch üben. Ein anderer grosser Aikido Meister, Michio Hikitsuchi 10. Dan, sagt dazu: Das Herz muss rein sein, um Aikido zu machen. Ist das Herz rein, entstehen die Techniken automatisch richtig.
Dann geht man ins Dojo und wendet dies alles an. Man stellt sich dieTechnik vor, bevor man sie macht, man fühlt, was man machen muss, da man den Angreifer fühlt und dies schon bevor er wirklich angreift.
Und dann gibt es noch die vielen, vielen Atemübungen, die von den Yogis aus Indien stammen, die man ja überall und zu jederzeit üben kann.
Beispiel:
Ich hatte immer zu grossen Respekt vor dem Fallen und konnte deshalb auch nach längerem Üben nicht Fallen - ich hatte immer irgendwie Angst und das blockierte. Anstatt dann im Dojo das Fallen weiter zu üben, habe ich 4 Wochen lang zu Hause das Fallen mit den 3.-11. "geübt". Nach 4 Wochen ging ich ins Dojo und konnte fallen - ohne Partner. Ich machte die Bewegung als Angreifer und fiel dann - einfach so. Ich drehte mich in der Luft, ich machte einen Wurf mit - ohne dass mich jemand werfen musste. Heute kann ich nun Fallen, egal ob mich ein Anfänger wirft oder jemandem eine Technik nicht ganz gelingt, ich falle immer angenehm.
Durch das ganze geistige Üben des Fallens fühle ich immer wo und wie ich bin und was ich tun muss....
Gruss Oxford
ich kenne jemanden, also eigentlich der Co-trainer
er hat Shotokan gemacht und ist jetzt bei Kyokushin!
er ist so verdammt schnell und unendlich gut!
jedoch verbringt er seine Nächte in Discos und vor dem TV usw.......
jedoch früher als er so alt war wie ich htte er keine Minute ohne ans Kämpfen zu denken.
wenn er das immer noch machen würde.....wie gut wäre er wohl dann????
Eure Trainingspartner gehen nach dem Training ins McDonalds?
Paar von meinen Leuten gehen danach "n` Bierchen trinken"...
Das hat nicht nur mit der Einstellung zum Sport sondern meiner Meinung nach vorallem zum eigenen Körper selbst zutun.
MfG
Nic
vBulletin v4.2.5, Copyright ©2000-2025, Jelsoft Enterprises Ltd.