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Vollständige Version anzeigen : Thema: Zeit



Verity
03-09-2003, 08:33
Hier soll es um die Zeit gehen...

Hat die Zeit eine Bedeutung für Euch?
Gemeint ist z.B. die Zeit, wie lange Ihr schon Kung fu macht.
Oder wieviel Zeit Ihr für´s Training verwendet...

Mit Bedeutung ist gemeint...
wenn einer seit 10 Jahren KK betreibt, aber leider wenig Talent oder nur wenig trainiert hat... sollte man diese Treue mitbewerten im Unterricht oder sollte man sich mehr auf das Können des Schülers konzentrieren...?

Also wie weit beeinflußt Euch die Zeit...?

Man geht wohl immer davon aus, daß jemand mit 10 jähriger KK Geschichte mehr kann, als einer der nur 5 Jahre dabei ist...
Aber kann man das so pauschalisieren?

Eure (fachlichen) Meinungen...?

hanzaisha
03-09-2003, 08:47
hi,

für mich persönlich ist wichtig, daß die leute a) verstehen was sie machen, b) darin engagiert sind und c) vor allem die hintergründe verstehen und verstehen wollen!

wenn ich einen mitschüler habe, der zehn jahre kung fu macht habe ich respekt vor dem. habe ich einen mitschüler der nur fünf jahre dabei ist, allerdings viel engagierter ist, habe ich "mehr" respekt vor dem.

leute, die eigentlich nicht so "talentiert" sind aber sich doppelt so viel den allerwertesten aufreissen als die, die von grundauf talent haben finde ich auch sehr couragiert.

fazit: die zeit/das alter spielen für mich nicht unbedingt die größte rolle! eher die identifikation und das engagement!:)

Dao
03-09-2003, 09:21
Hi Verity,
interessante Frage.
Respekt dem Partner, Schüler, Lehrer gegenüber für seine
-Bemühungen
-Zeitaufwendungen
-...
finde ich ganz wichtig.
Diese Frage entscheidet sich sehr intuitiv, wenn du diesem Menschen gegenüberstehst. Dann wird sich die Summe deiner Aufzählungen als Ausdruck von dir und die Meinung über ihn als Beziehungssumme ergeben.
Da spielen auch noch psychologische Momente eine große Rolle. Kann der Typ, mit positiver Kritik (Respekt, ...) umgehen. Will er das von dir überhaupt. Usw.

Jochen Wolfgramm
03-09-2003, 09:41
Original geschrieben von hanzaisha


leute, die eigentlich nicht so "talentiert" sind aber sich doppelt so viel den allerwertesten aufreissen als die, die von grundauf talent haben finde ich auch sehr couragiert.


solche Schüler werden oftmals die besten und treuesten. Sie haben auch grundsätzlich eher die Chance zu verstehen, was "Kung Fu" bedeuted, da sie sich wirklich alles "Hart" erarbeiten müssen!

Die besonders talentierten dagegen, sind meist immer nur ein Strohfeuer. Sie haben schon immer und überall festgestellt, dass ihnen alles nur so zufliegt und sie sich ohne viel Mühe als herausragend bezeichnen lassen können...
Wenn beim Kung Fu dann aber doch irgendwann mal "harte Arbeit" verlangt wird, verlieren sie schnell wieder die Lust!
Oft ist da auch das Zeitkriterium ein Aspekt: Bewegungstalentierte Schüler meinen oft, es reicht einmal die Woche oder weniger zum training zu kommen.... wenn ihnen klargemacht wird das das eigentlich zu wenig zeit ist, ist die Enttäuschung gross.

Das sind nur Erfahrungswerte und treffen natürlich nicht auf grundsätzlich alle Leute zu. Aber doch zu einem Großteil ... ;)

Verity
03-09-2003, 22:37
Es ist schwierig Zeit zu beurteilen...

Leider mußte ich mich damit beschäftigen.
Wie kann man fair Zeit bewerten?

z.B.
Man hat zwei Leute, der eine ist schon lange dabei und fleißig.
Der andere ist noch nicht so lange dabei, aber auch fleißig.
Jedoch der Ältere ist nicht so begabt und ist mit seinen Fähigkeiten genauso weit, wie der Jüngere...

Schwierig...
Man kann sehr leicht den Älteren demotivieren...

hanzaisha
03-09-2003, 22:47
der ältere sollte das eigentlich verstehen können. ausserdem ist`s ja auch gut für ihn wenn`s länger dauert-das muß er ebenso verstehen können…

Xiaoshi
04-09-2003, 07:28
Im Prinzip hast du genau die gleiche Frage schon mal gestellt... :rolleyes:

Verity
04-09-2003, 07:35
Ja, irgendwo hast Du recht,... nur habe ich leider keine Antwort darauf...

Sorry, wenn ich Dich nerve :)

esdo
04-09-2003, 07:36
@Mantis
Kann deine erfahrungen eigendlich nur bestädigen.
mfg

Xiaoshi
04-09-2003, 07:48
Nicht unbedingt. Aber wie schon damals sage ich auch jetzt dass man einen nicht aus "Mitleid" weiterkommen lassen sollte, auf Dauer bringt das nichts. Ich meine, wenn jemand älter ist und Schwierigkeiten hat, dann sollte ihm klar sein, dass er nicht mehr der Überkämpfer wird. Wer dann sauer ist dass der Jüngere oder irgendwer anders schneller voran kommt dann wäre das auch eine Lektion in Sachen Demut - auch wenn´s hart ist. Probleme gibt´s immer erst wenn die Phantasievorstellung offensichtlich nicht mehr mit der Realität übereingeht. Jemand, der einfach ernsthaft übt wird sich nicht darum scheren, ob jemand anders schneller lernt oder nicht, behaupte ich mal.

unimog
04-09-2003, 08:57
@xiaoshi
Da bin ich echt deiner Meinung!
Aber wenn ein Lehrer sieht, das der ältere Schüler Schwierigkeiten hat, sollte der Lehrer ihn unterstützen und ihm die Bewegungen oder die Knackpunkte nochmals zeigen oder vieleicht eine weiter Idee des umsetzens geben.

Was mir aufgefallen ist,(bei mir selbst) ist das die Bewegungstalentierten Schüler nach einiger Zeit anfangen sich auf ihrem Erfolg auszuruhen und nicht mehr hart oder gar nicht mehr an sich arbeiten. Dann finde ich, ist der Lehrer an der Reihe den Gong zu hauen und den Schüler wach zu rütteln.

Es ist aber nicht die Arbeit des Lehrers sich über die Motivation der Schüler gedanken zu machen, wenn er einem jüngeren Schüler mehr zeigt als dem älteren. Er sollte dem der soweit ist die nächsten Dinge zu lernen diese auch zeigen. Es ist die Arbeit der Schüler sich jetzt mit Demut, Neid und Respekt auseinander zu setzen. Bei uns würde ein junger Schüler der hochnäsig wird, direkt vor die Tür gesetzt, oder er wird in den Sachen die er meint so toll zu können nochmals korrigiert, bis er merkt das er noch immer einen langen Weg zu gehen hat.

Also der Lehrer sollte seine Schüler gleich behandeln, wen er als Schüler ernster nimmt ist auch seine Sache, aber die Schüler sind meiner Meinung nach aufgefordert sich gegenseitig Respekt zu zollen und der jüngere Schüler der eine Bewegung besser kann als der ältere Schüler sollte sich nicht einbilden mehr verstanden zu haben, denn da gehört mehr zu als die reine Bewegung.

Thorre
04-09-2003, 11:35
Hallo Freunde,

aus meiner Sicht werden da einige Dinge etwas durcheinandergewürfelt. Aber kann auch sein, daß mein Kung Fu-Ansatz einfach ein anderer ist.

Für mich stellen alle zu trainierenden körperlichen Fähigkeiten (Kraft, Schnelligkeit, Beweglichkeit etc.) sowie alle technischen Fertigkeiten (Schritte, Stände, Griffe, Schläge, Blöcke etc.) Mittel dar, beim Schüler eine geistige Entwicklung voranzutreiben. Die Methode, äußere Techniken zu üben, um innere Effekte zu erzielen zeichnet alle buddhistischen Künste aus, so eben auch buddhistisches Kung Fu.

Somit stellen all die äußerlichen Techniken im Grunde genommen lediglich Möglichkeiten dar, dem Schüler das Beschreiten eines inneren Weges zu eröffnen. Unser Kung Fu beinhaltet natürlich gewisse Standarts, die JEDER erlernen muß. Ich verlange aber für Prüfungen beispielsweise nicht von jedem Schüler, die gesamte Bandbreite des physischen Vermögens und des technischen Könnens zu erarbeiten, insbesondere, wenn er dazu körperlich nicht in der Lage ist.

Somit mißt sich Fortschritt nicht direkt an äußeren Leistungen, sondern indirekt an der Veränderung der geistigen Haltung. Die dafür notwendige Zeit ist von Mensch zu Mensch verschieden. Zeit hat also ebenfalls keine wirkliche Bedeutung.

Was bewegungstalentierte Schüler betrifft, so spielt das in unserer Schule keine Rolle. Wenn jemand eine höhere physische Belastbarkeit besitzt, dann muß er auch mit härteren Anforderungen zurechtkommen. Pro Training sind bei mir ca. 20 bis 25 Schüler anwesend, und ich habe noch nie gehört, daß sich jemand unterfordert gefühlt hätte.

Beste Grüße
Thorre

Xiaoshi
04-09-2003, 12:04
Ja das scheint mir tatsächlich ein anderer Ansatz zu sein ;)

Denn für das Erlernen des Handwerks ist das technische/körperliche Können genauso entscheidend wie das geistige. Wobei ich gar nicht mal glaube, dass hier was durcheinander gewürftelt wird, denn eine gewisse Reife ist auch für den technischen Aspekt unerlässlich. Egal ob einem alles in den Schoss fällt oder ob man es schwieriger hat als sein Mitschüler, es ist immer ein individueller Weg, solange einem das nicht klar ist, geht´s auch nicht weiter.

Renner
04-09-2003, 16:13
Original geschrieben von Xiaoshi

Egal ob einem alles in den Schoss fällt oder ob man es schwieriger hat als sein Mitschüler, es ist immer ein individueller Weg, solange einem das nicht klar ist, geht´s auch nicht weiter.

Guter Gedanke Xiaoshi :), dem schliesse ich mich an!

und Hallo zusammen,

Zum Thema Prüfungen und Zeit
Man kann oder sollte auch ruhig in einzelenn Fällen mit einem "Ausreichend" weiter kommen, jedoch sollte einem das auch bewusst sein, so dass man selbst weiter an den Techniken feilen kann. Denn ohne Verbesserung dieser erreicht man bei der nächsten Prüfung vielleicht nur ein "befriedigend" und das ganze System fängt an zu wackeln und die nächste Stufe wird unerreichbar.
Und die Guten sind halt gut, deshalb bestehen sie auch mit einem "gut" oder auch "sehr gut" und auch die nächste Stufe wird für sie schneller erreichbar.
Eine Prüfung ist immer auch dazu da, einem den eigenen Leistungsstand vor Augen zu halten, um so auch anzuspornen.
Die Zeit die jeder investiert um besser zu werden hängt von jedem selbst ab, vom dem was er erreichen will.

Im Prinzip sollte man sich von solchen Äusserlichkeiten aber nicht beeinflussen lassen und seinen eigenen Weg finden, dann werden auch die Prüfungen nebensächlich und die Zeit spielt nur eine untergeordnete Rolle.


Gruss Renner