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Vollständige Version anzeigen : Bitte um Hilfe von Chen-Stil-Experten



laoshu
28-02-2010, 16:14
Ich besuche gerade einen achtstündigen Einführungskurs in den Chen-Stil. Der Lehrer ist des Deutschen leider noch nicht recht mächtig. Er spricht zwar besser Deutsch als ich Chinesisch, aber die Kommunikation erfolgt eher nonverbal.
Nach mehreren absolvierten Unterrichtsstunden erschließt sich mir bis jetzt leider immer noch nicht, welche Form des Chen-Stils ich da gerade erlerne. Soll eine 13er oder 8er Form sein oder vielleicht sogar nur Anfängerbewegungen zum Reinschnuppern.
Ja, ich habe im Internet nachgeforscht, aber nichts Passendes gefunden.
Die "Form" beginnt im Schulterbreiten Stand, dazu Handbewegungen wie in der Figur "Rückwärts schreiten und den Affen vertreiben" des Yang-Stil, dann Hand- und Armspiralen, eine Art stehende Acht zeichnen vor dem Oberkörper (genaueres sehe ich nicht, denn der Lehrer wendet uns den Rücken zu), schließlich eine Art Ausfallschritt in einen rechten Bogenschritt, dazu Handbewegungen wie "brush knee and push", das gleiche nach links, gefolgt von der einarmigen Peitsche (single whip).
Schließlich gab es noch (vom eben Beschriebenen völlig losgelöst) eine Einheit "Stehen auf einem Bein - Ausfallschritt - Arme wie einen Fächer öffnen) jeweils nach links und rechts. Letzte Woche dann eine Art Wolkenhände oder Bewege die Hände wie Wind gekoppelt mit Schritt, Hinterkreuzen, Schritt - Bewegungen der Beine.
Falls jemand aus meinen konfusen Beschreibungen ungefähr erahnen kann, worum es sich da handeln könnte und mich zumindest theoretisch erhellen, wäre ich ihm oder ihr sehr dankbar.
Alles Liebe,
laoshu

Fei Long
28-02-2010, 19:22
Ich antworte jetzt mal auch wenn ich sicher kein Chen-Experte bin. Also ich wüste jetzt nichts von eine offiziellen 8er oder 13er Form im Chen.

Wäre natürlich die Frage, aus welcher Chen-Linie Dein Meister kommt. Auch wenn die Varianten im Chen nicht so groß sind wie bspw. beim Yang (AFAIK), auch da gibt es durchaus verschiedenen Linien mit verschiedenen Varianten. Bspw. hat Chen Xiaowang eine kurze 19er Form entwickelt, Chen Zhenglei statt dessen eine 18er. Die Hunyuan-Linie (wo mein Meister her kommt) hat sogar völlig andere Formen als die üblichen Chen-Formen.

Klingt für mich aber eher wie etwas "Selbstgemachtes". Zumal in Deiner Beschreibung "Buddhas Wächter..." (der typische "Chen-Stampfer") fehlt, daß kommt eigentlich in allen Chen-Varianten die ich kenne in der Form recht früh am Anfang.
Das würde ich aber jetzt nicht als schlimm ansehen, im Gegenteil, wahrscheinlich eine Vorbereitungsform mit ein paar Basissachen die Dein Lehrer für wichtig hält, wo er vielleicht in der Vergangenheit bei anderen Schülern gesehen hat daß man das extra üben sollte bevor man zu den richtigen Formen übergeht.

Was mich hingegen stören würde ist, wenn der Lehrer immer nur "vorturnt" und nicht korrigiert (das geht auch nonverbal sehr gut), um so mehr wenn die Schüler so stehen daß man nicht mal alles sehen kann.
Das kann es eigentlich nicht sein daß man etwas lernen soll aber nicht mal alles sieht und es auch nicht erklärt bekommt. Da würde ich - bei allen Sprachproblemen - doch mal versuchen ihn darauf anzusprechen.

Alpensahne
28-02-2010, 19:34
Hallo,

ich würde mich auch nicht als Chen Experte bezeichnen aber:
mir sind eine 13er und eine 8er von Zhu Tiancai bekannt.
habe selber davon die 13er gelernt.
Allerdings hört sich für mich deine Beschreibung
eher nach einer, wie mein Vorrredner bereits bemerkte,
selbst zusammengestelten Einstiegsform, bzw. Vorübungen an.
(was nicht unbedingt schlecht sein muß.
Der Name des Lehrers/Linie wäre hilfreich.

Eine Chen Kurzform mit Yang Stilelementen gibts auch von Howard Choy; der spricht allerdings auch gut Englisch.

laoshu
01-03-2010, 08:49
Danke, dass ihr euch die Mühe gemacht habt, mir zu antworten.
Die zhu tiancai-Form habe ich mir bei youtube auch angesehen. Trifft es nicht.
Und "Buddhas Wächter" war letztes Mal auch dran. Fajin und du bist hin. Nein, böse, böse, nicht mit Fuß stampfen. Anders. Sorry, überfordert mich total.
Wenn ich die Linie meines Kurzzeit-Lehrers hier nenne, gefährde ich seine Anonymität, und das möchte ich nicht. Nur so weit: Der klassische Lebenslauf junger chinesischer "Meister": Zuerst lernen bei Papa, dann gewinnen einiger Meisterschaften und Sporthochschule in Beijing.
Wahrscheinlich ist das Können weniger das Problem als die Kunst des Lehrens.
Da ich ja nur 8 Stunden hineinschnuppere, ist es vielleicht auch nicht so wichtig, die Form als Ganzes zu kennen. Ich gebe es zu, ich wollte heimlich ein wenig üben und suchte dafür eine Art Vorlage:). Übereifer einer Schülerin mit Anflug von Alters-Bewegungs-Legasthenie:D.
Was den Chen-Stil von meinem bis dato praktizierten Yang-Stil unterscheidet, stellt sich mir allerdings auch so dar.
Im fiesen Mutt eines Reisfeldes in Südchina kann man sich untenherum naturgemäß nicht so gut bewegen, also tiefer, meist breiter Stand und oben herum dafür superbeweglich (weia, jetzt merke ich erst, wie eingerostet meine Wirbelsäule ist).
Dann glaube ich langsam an die Geschichte von yang lu-chan, der ja zuerst den Chen-Stil erlernt haben soll und dann (angeblich) daraus den Yang-Stil entwickelte, weil die ebenfalls eingerosteten Beijinger Adelssprösslinge körperlich nicht in der Lage waren, die komplizierten Chen-Bewegungen nachzuvollziehen. Na, da befinde ich mich ja in guter Gesellschaft. Kleiner Trost:D.
Nochmals herzlichen Dank,
Eure
laoshu

scarabe
01-03-2010, 13:12
wie heißt der Lehrer???

Einige erfinden ja ihre eigenen Formen, der Name des Lehrers kann ggf. Aufschluß geben über seine stilistische "Herkunft"

Fei Long
01-03-2010, 20:15
wie heißt der Lehrer???

Einige erfinden ja ihre eigenen Formen, der Name des Lehrers kann ggf. Aufschluß geben über seine stilistische "Herkunft"

Will sie doch nicht sagen:


Wenn ich die Linie meines Kurzzeit-Lehrers hier nenne, gefährde ich seine Anonymität, und das möchte ich nicht. Nur so weit: Der klassische Lebenslauf junger chinesischer "Meister": Zuerst lernen bei Papa, dann gewinnen einiger Meisterschaften und Sporthochschule in Beijing.

Klingt jetzt nicht danach als ob da ein "klassische" Ausbildung in einer ganz bestimmten Chen-Linie hinter stehen würde.
Was aber auch nicht schlimm ist wenn die Qualität stimmt. Ich sehe wie gesagt eher das Problem bei der Art des Unterrichts, aber auch das räumt Laoshu ja selber ein.


P.S.: @Laoshu

Wie kommst Du im Bezug auf den Chenstil auf südchinesische Reisfelder?:confused:

Nebenbei, interessanter Weise fand ich die paar Yang-Sachen in die ich ganz am Anfang parallel mal reingeschuppert habe komplizierter als die Chen-Sachen bei denen ich ja dann auch geblieben bin - im Sinne davon das die Chen-Bewegungen für mich (! keine Verallgemeinerung) irgendwie natürlicher und logischer waren, mein Körper da auch besser mit klar gekommen ist und mir das daher irgendwie leichter gefallen ist (wobei mir eigentlich nix wirklich leicht fällt, auch jetzt noch nicht, ein Naturtalent bin ich sicher nicht...:o).
So können da die Erfahrungen und Wahrnehmungen von Person zu Person variieren.

laoshu
02-03-2010, 10:26
Ich dachte, der Chen-Stil habe sich im chinesischen Süden entwickelt. Sorry, falls ich damit falsch gelegen habe. Werde gleich mal die Lage von chenjiagou (oder so ähnlich) bei google earth oder im alten Dierke-Atlas scannen.
Die Legende mit den Reisfeldkämpfern mag zwar so nicht hinkommen, ich fand sie dennoch irgendwie einleuchtend.
Ich denke, ob und wie man einen Lehrstoff begreift, hängt sehr vom Lehrer ab. Und, zumindest bei uns Westlern, ist halt die Sprache ein wichtiges Medium.
Vielleicht schaue ich mir das ganze noch einmal in einem Jahr an. Oder bei einem anderen Lehrer.
Wie gesagt, wenn mich jemand spontan hätte erhellen können...

Damit mein thread nicht als Datenmüll endet, bite ich die mods, ihn rauszunehmen.

Danke nochmals und alles Liebe,
laoshu