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Vollständige Version anzeigen : Mythos: "schädliches Crosstraining"?



guenther
23-03-2010, 00:29
jeder hat das hier schon gelesen/geschrieben oder auch in anderem rahmen garantiert schon selber gesagt oder gehört:

"fang lieber nicht jetzt schon an XY zu trainieren! du machst erst seit einem halben jahr ABC und wenn du jetzt noch XY machst, versaust du dir damit nur dein ABC und lernst am ende gar nichts richtig."

jetzt gerade habe ich es in mehreren *ing*ung-threads gelesen und erst vor einigen tagen noch von einem capoeirista als begründung gehört warum er bischer erst einmal bei uns beim probetraining war. er hätte zwar "richtig bock" aber er will sich nicht sein capoeira "kaputt machen" durch muay thai.

ich habe das auch einge zeitlang als ausrede benutzt warum ich "noch nicht" mit dem BJJ-training anfangen könne, aber so langsam zweifle ich ein wenig an der stillschweigend hingenommenen richtigkeit dieser annahme.
ich sehe an mir selber, dass ich problemlos zwischen boxen-deckung/-stand wenn wir reines box-sparring und muay-thai-deckung/-stand beim muay-thai-sparring hin und her schalten kann seit ich mir einige - dringend benötigte - technische basics vom klassischen boxen habe beibringen lassen.
jetzt habe ich natürlich schon etwas länger muay thai trainiert und daher passt das nicht so ganz mit der ausgangslage überein.

daher jetzt meine frage:
könnt ihr aus eurer eigenen erfahrung wirklich praktisch sagen "jau, damals als ich angefnagen habe TKD zu machen hätte ich mal lieber nicht nebenbei WT gemacht, sonst hätte ich jetzt nicht die blöde angewohnheit __________________ zu machen."
oder habt ihr das vielleicht bei trainingspartern von euch erlebt?
und falls ihr sowas erlebt oder beobachtet habt, war es wirklich so unmöglich solche verhaltensweisen wieder auszumerzen wie es immer behauptet wird?

K4in
23-03-2010, 05:27
Ja und Nein.

Im Grunde wird dein Stil dadurch verwässert, dass nur die Bewegungen wirklich hängen bleiben, die auch (für dich) funktionieren.

Das hat mehrere Dinge zu folge:

Dein Boxen sieht u.U. nicht mehr wie reines, schönes Boxen aus, wenn du mal nur boxt, aber sonst auch viel MT trainierst. Was aber nicht heißt, dass du ein schlechterer Boxer sein wirst. Es sieht dann einfach anders aus und ist halt nicht mehr 100% Boxen.

Im Ing Ung genau das selbe. Du wirst durch Crosstraining nicht schlechter, aber dein Wing Chun ist halt nicht mehr soviel Wing Chun wie es wäre wenn du NUR Wing Chun trainiers, es sieht halt nicht Lehrbuchmäßig aus. Muss deswegen nicht schlechter sein, ist halt nur anders.

Kritisch wirds dann beim erlernen neuer Bewegungsabläufe, weil man dann ständig überprüfen muss, ob mans richtig macht um nicht in alte Muster zu verfallen und die Bewegung nur halbherzig zu lernen.

Es hat also vor und nachteile.

Einzeltraining geht schneller, Crosstraining beleuchtet dafür mehrere Aspekte der selben Sache.

Hinkelstein
23-03-2010, 10:50
seh ich auch so. sieht man ja an den mma profis. die können alle gut boxen, ringen und bjj, aber im kampf sieht es halt für die *experten* der einzelnen sportarten ein bisschen anfängerhaft aus, was solche genies wie werner schneyder zum schluss kommen lässt, dass die sportarten nicht beherrscht werden.
an deiner stelle würde ich mitnehmen, was geht. es schadet nie, seinen horizont zu erweitern.

Dietrich von Bern
23-03-2010, 12:19
seh ich auch so. sieht man ja an den mma profis. die können alle gut boxen, ringen und bjj, aber im kampf sieht es halt für die *experten* der einzelnen sportarten ein bisschen anfängerhaft aus, was solche genies wie werner schneyder zum schluss kommen lässt, dass die sportarten nicht beherrscht werden.
an deiner stelle würde ich mitnehmen, was geht. es schadet nie, seinen horizont zu erweitern.

:halbyeaha

Caramujo
23-03-2010, 13:55
Also ich würde auch sagen, dass das "2-Gleisig-Fahren" (grad beim Capoeira) keine schlimmen Auswirkungen haben sollte.
Man muss halt nur umschalten können MT = Vollkontakt, Capoeira = max. Semikontakt. Es gibt natürlich so Helden die das dann jedes Mal komplett durcheinander bringen :rolleyes:
Jeder Capoerista sollte seinen eigenen Stil haben (das macht die Persönlichkeit und damit auch das Jogo aus), der natürlich durch eine Kombination mit einer anderen KK positiv (ab und an aber auch negativ) beeinflusst werden kann.
Wenn die Zeit da ist, dass beiden KK die "nötige Zeit" gewidmet
werden kann :cooolll:

Über den eigenen Tellerrand schauen und flexibel sein ist doch immer gut :D

Caramujo

IMA-Fan
23-03-2010, 14:12
Hi,

Crosstraining ansich ist ne super Sache. Aber man muss aufpassen inwiefern die Kampfstruktur und damit verbunden Bewegungen ergänzbar/aufeinander aufbaubar/abstimmbar sind.

Da kann es durchaus zu Problemen kommen...

Es liegt am Trainierenden darauf zu achten und sein Trainingentsprechend zu gestalten. Aber über den Tellerrand gucken ist nie verkehrt!

Grüße Ima-Fan

NotDeadYet
23-03-2010, 16:06
Hängt vielleicht auch davon ab, was man als Ziel erreichen will und wie die Rahmenstruktur ist. Wenn bei einem Training sehr viel Wert auf bestimmte Rituale oder Ausführungen gelegt wird, könnte das Angewöhnen von fremden Riten vielleicht Probleme bereiten. Ansonsten ist das Mischen sicher von Vorteil, weil man eher etwas findet, das einem wirklich liegt und darauf kommt es an. Gerade bei den Hybrid-Systemen geht es ja darum, daß es funktioniert und nicht, wo das Ding eigentlich herkommt (wobei Hintergrundwissen nicht schadet).

guenther
23-03-2010, 18:56
die bisheringen antworten gehen alle an meiner fragestellung vorbei.
vielleicht habe ich mich unklar ausgedrückt aber ich suche nach überprüfbaren fallbeispielen in denen jemand sich wirklich "seinen stil verwässert hat". bisher gab es leider nur allgemeinplätze wie:

"man muss aufpassen inwiefern die Kampfstruktur und damit verbunden Bewegungen ergänzbar/aufeinander aufbaubar/abstimmbar sind."

"Aber über den Tellerrand gucken ist nie verkehrt!"
usw usf

die ganzen theoretischen überlegungen kenne ich und kenne wir alle denke ich. die frage ist nun ob sich das in der praxis auch wirklich so bewahrheitet. hat da niemand erfahrungen mit gemacht?

Hinkelstein
23-03-2010, 19:04
ok kleines beispiel von meinem trainer. hat in seiner jugend erfolgreich amateurboxen betrieben, ist dann zum karate und schlussendlich zum muay thai. er sagt, immer wenn er eine dan prüfung machen will, braucht er eine gewisse umstellungsphase um die techniken sauber zu machen. allerdings sieht man bei seinem muay thai immer wieder boxeinflüsse (sieht einfach nach boxen aus). beim karatetraining. mittlerweile schnuppert er auch in bjj ein, was man an seinem clinchen etwas merkt, da er noch mehr mit gleichgewichtsstörung usw arbeitet. am ende ist er dennoch in allen disziplinen ein sauberer techniker

IMA-Fan
24-03-2010, 14:52
die ganzen theoretischen überlegungen kenne ich und kenne wir alle denke ich. die frage ist nun ob sich das in der praxis auch wirklich so bewahrheitet. hat da niemand erfahrungen mit gemacht?

Fall 1:

Person A kommt aus dem Boxen und kommt ins Thaiboxen. Im reinen Boxsparring war er dort sicher einer der Besten, wenn nicht der beste in seiner Gewichtsklasse.

Problem: Sein antrainiertes Verhalten im Boxen nahm zu oft Überhand im Thaiboxen. Sprich er ist zu oft zu stark nach vorne/hinten gependelt und fühlte sich zu sicher, wenn er im Clinch war.

Fazit: Er hat den Umfang des Boxtrainings drastisch reduziert und letztendlich damit aufgehört, damit er das fürs Thaiboxen eher unvorteilhafte Verhalten ablegen konnte.

Fall 2:

Person B ist sehr gut im Boxen und Kickboxen und trainiert dazu verstärkt MMA und Grappling.

Problem: Durchs MMA neigt er immer stärker dazu, den Clinch/Shoot zu suchen, wobei er in seinem Stand Up durcheinander kommt, welches darunter leidet.

Fazit: Nach freieren Regeln ist er zwar jetzt der bessere Kämpfer, aber im Stand-Up (Boxen/Kickboxen) hat er definitiv nachgelassen.

Grüße Ima-Fan

K4in
24-03-2010, 17:50
Wüste jetzt nicht, wan an meiner Antwort allgemein und nicht Erfahrungsbezogen war. :rolleyes:

paka
24-03-2010, 21:26
ich habe Boxen und MT gemacht teilweise auch parallel, zuerst MT danach kam Boxen (dazu)

und meine Erfahrung war: Auf das MT hat mein Boxtraining so gut wie keinen Einfluss genommen, ausser die Deckung, aber die Distanz ist so anders, dass es für mich 2 unterschiedliche Sachen waren
Aber beim Boxen war sehr viel vom MT beeinflusst, zb die linke immer langsam rausstrecken und vortasten, wenig Pendeln usw.

Mrbaked
24-03-2010, 21:45
Also ich muss sagen, dass ich da gar keine Probleme habe von Boxen zum Taekwon-do "umzuschalten".
Also für mich ist es nur eine bereicherung ,da ich unter anderem gelernt habe zB. lange Arme zu schlagen aber trotzdem die Explosivität und Schnelligkeit von Tkd oder vom Kickboxen drin habe.

Guv´nor
25-03-2010, 11:32
boxen und grappling beißt sich zb kaum.
die kraft is eine andere und man muss darauf achten das die schläge schön flüßig bleiben. thats all.

ansonsten fand ich das man beim boxen / kickboxen schön ausgleichend trainiert. also fluffig die hände fliegen lassen. den lat schön dehnen. kicks reaktionen etc.

aber es stimmt schon zb kann boxen und mma ein wenig schädlich für das boxen sein. man steht anders, deckt anders andere schritarbeit usw.

n00by
25-03-2010, 14:59
Kommt meiner meinung nach sehr auf die kombi an.

Als ich gerade in meiner KK-anfangszeit neben dem karate mal beim taekwondo reingeschnuppert habe, waren die unterschiede und vor allem die koreanischen begriffe zu viel für mich.

Wenn ich neben dem KFM mal zum uniboxen gehe, behindert das mein KFM überhaupt nicht, im gegenteil!

Raging Bull
03-04-2010, 20:02
Ich merke dass schon bei EINER KS...

Konzentriere ich mich vermehrt auf Beinarbeit, meine ich zumindest, das die Schläge nicht mehr so hart und präzise sind. Konzentriere ich mich verstärkt auf die Schläge, neige ich dazu meine Beinarbeit zu vernachlässigen....ich bin also meilenweit von perfekt entfernt.

Wenn noch was anderes dazu kommt, kommts echt auf die Kombi an. Je leichter es sich voneinander unterscheiden lässt, desto leichter wird dein Gehirn umswitchen.

Auf der andern Seite, wenn man nie etwas anderes ausprobiert, findet man auch net seins. Also überlegen, was bin ich (liegt mir) und was will ich sein (Allrounder oder Spezialist)

Hat alles Vor- und Nachteil. Ein Urteil maße ich mir nicht an.