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Vollständige Version anzeigen : Wie gegen grössere Gegner fechten?



onlythestrong
23-04-2010, 10:50
Hallo zusammen

Der Titel sagt es schon bereits.

Wie fechte ich am besten gegen Gegner, welche deutlcih grösse sind als ich?

Besten Dank für Eure Hilfe!

Dingleberry
23-04-2010, 10:55
Nimm ein längeres Schwert.....:biglaugh:

T. Stoeppler
23-04-2010, 11:10
Also, zum ersten muss klar sein, dass der grössere Fechter einen Vorteil hat. Daran kann man erstmal nichts ändern.

Eine grössere Waffe zu nehmen hilft nichts, sobald sie über eine gewisse, für einen selbst optimale Grösse geht.

Der kleinere Fechter hat auf seiner Seite, dass seine Blössen auch kleinere Ziele darstellen und somit etwas besser zu verteidigen sind. Das wird durch die effektiv gefährlicheren Angriffe des Grösseren (besonders der zum Kopf) relativiert.

Dann hat der kleinere Fechter auf seiner Seite, dass die Tempi des Grösseren meist etwas länger sind - wobei man jetzt von ungefähr gleicher Fähigkeit und Mechanik ausgeht.

Die Taktik, die sich zwangsweise ergibt, ist also: den Gegner zu einer frühen Aktion aus der Distanz zu verleiten (z.B. eine Finte ausserhalb der Mensur des Gegenfechters) um dann die Distanz in dessen ("indes" wer nach Liechtenauer ficht) Tempo zu überbrücken und zu kontern. Und dann diese Mensur schnellstmöglich verlassen.

Man muss sehr aufpassen, dass man *nicht* in der Mensur des Gegners bleibt, sonst kann dieser seinen Vorteil massiv ausspielen. Wenn man schon "nah" ran muss, dann sehr schnell auf Nulldistanz und mit den Schnitten zur Kontrolle der Arme arbeiten.

Fazit: Saubere Distanzarbeit, und sich nicht auf den Schlagabtausch einlassen.

Gruss, Thomas

onlythestrong
23-04-2010, 12:02
Ok danke erstmal für den Tipp!!!

Werde ich gleich mal im nächsten Training probieren umzusetzen!!

Greeez

Papatom
23-04-2010, 12:29
Moin,

Schwert- oder Sportfechten?

Gruß

onlythestrong
23-04-2010, 12:46
Sportfechten (Degen)

bin allerdings bin ich noch blutiger Anfäger :-)

Papatom
23-04-2010, 12:59
Moin,

alsoooo, das hängt natürlich davon ab, was für ein Typ Fechter Du bist. Eher defensiv/ Konter oder offensiv.
Ich persönlich war eher ein Konterfechter. Das fand ich gerade beim Degen sehr angenehm, da Du ja auch Hand/ Fuß oder Kopf treffen kannst. Wenn Du im Anfängerbereich fichst, kommen die meisten Degenfechter ja auch noch aus dem Florettbereich und sind das noch nicht wirklich gewöhnt. Einige lernen es nie :p

Gerade bei den Hand oder Fusstreffern ist es ja nicht schlimm, dass der Gegner größer ist. Mit Bindungen kann man hier schon viel ausrichten. Kurz den Stil des Gegners studieren und sich dazu etwas ausdenken. Kann das etwas schwer beschreiben, aber die meisten haben so einen Standardangriff den man mit ein wenig Vorbereitung gut für eine Finte/ Konter nutzen kann.

Mache mir nochmal gedanken, wie ich es besser beschreiben kann. Ist bei mir auch schon ne Weile her....:o

Gruß

DavidBr.
23-04-2010, 17:07
Moin, wenn ich mal nen Buchtipp abgeben darf: William Gaugler, Fechten für Anfänger und Fortgeschrittene. Gibts immer mal wieder auf ebay (auch als Neuware).

Ich werd mir auch nochmal ein paar Gedanken machen, aber jetzt ruft erstmal das Fahrrad :D :winke:

ThirdKing
23-04-2010, 18:01
Wie fechte ich am besten gegen Gegner, welche deutlcih grösse sind als ich?
Dazu könnte ich dir was erzählen, wenn du nen richtiges Schwert hättest. Unabhängig davon: Hoch verteidigen, tief angreifen!


Also, zum ersten muss klar sein, dass der grössere Fechter einen Vorteil hat.
Nicht unbedingt... das ist stark Stilabhängig.
Ich bin selber nen kleiner fieser Linkshäder; meist ist das zu meinem Vortiel. Zumindest im Schwertkampf lässt sich da einiges durch Anpasung der Huten machen.


Sportfechten (Degen)
Mhh, okey... einhändig. Egal, ich verusch trotzdem mal dir zu helfen.
Dein größtes Problem wird sein, dass der Degen stark im Stich ist- und genau das ist ein Punkt, den du versuchen musst zu vermeiden! Bei einem Stich kann dein Gegner seine überlegene Körpergröße (Arm und Beinlänge) vollends ausspielen. Du solltest daruaf achten, dass du während des Kampfes immer (!) in der Bindung bleibst, sobald die weg ist, macht dein Gegenr nen Schritt rückwärts und sticht dich ab. Je mehr dein Gegner größer ist als du, desdo gefährlicher ist das.
Also wenn du (oder dein Gegner) die Bindung löst, musst du sofort ran oder zurrück- wenn du deinen Gegner nichtmehr treffen kannst, gilt das nicht umgekehrt.
Eine Technik, die ich sehr gerne mache, ist das Abducken:
[Ich such grad die passende Abbildung]
Edit: Ich find grad des dumme Bild, das ich gesucht hab, net. Ich verlink dir mal nen anderes http://www.freifechter.org/sutor_71-88.html da bei Bild 76 und 77 so ne Mischung aus beidem. Du gehst in die Hocke, aber hast deine Waffe, bis unmittelbar vorm Sitch überm Kopf. Damit biste dann von oben relativ sicher und kasst von unten zustechen. Im Freikampf funktioniert das sehr gut (nur nicht zu oft hintereinander).
Edit: Naja, da benutzt man mal google und schon findet man das richtige Bild: http://krifon.de/essays/zivilefechtkunst/gfx/zivilefechtkunst_html_m253d644.png
Wenn du nah genug rankommst, kannste dann auch gut ins Ringen gehen und deinen Gegner umwerfen.

Ich weiß jetzt nicht, inwieweit sich das ganze vom Schwert aufm Degen übertragen lässt, aber ich hoffe mal, es hilft dir wenigstens nen bissschen.

ThirdKing

T. Stoeppler
23-04-2010, 18:14
Also das der grössere Fechter den Vorteil hat, ist stilunabhängig. Dazu liest man am Besten die Ausführungen von Leuten wie Roux/Kahn, George Silver oder so. Dieser Sachverhalt ist einfach klar.

Als Linkser ficht es sich meistens günstiger gegen alle Rechtsfechter, das hat zu einen geometrische Gründe und zum Anderen eben die Gewohnheit der Rechtsfechter.

Gruss, Thomas

Klaus
23-04-2010, 18:25
Sportfechten hat aufgrund der Geschwindigkeit mit Fechten mit langen, schweren und langsam manövrierenden Schwertern wenig ausser ein paar Allgemeinplätzen zu tun.

Prinzipiell hat ein grosser Gegner grössere Reichweite und längere Schritte, kann sich auch über grössere Strecken vor und zurück bewegen nur durch Oberkörperbewegungen. Dafür sind die Hebel länger, also sind einzelne Bewegungen bei gleicher Athletik langsamer. Schlecht stellen und zuerst treffen bzw. kontern. Das ist aber einfacher gesagt als getan, da liegt einfach mehrjähriges Grundlagentraining zwischen. Also einfach einen guten Lehrer bzw. Verein finden und üben, am besten mit besseren Partnern.

lusch3
24-04-2010, 12:37
Ich kann nur von meinen Erfahrungen mit dem Langen Messer sprechen (was dem Degenfechten noch am nächsten kommt) und da haben mich die kleineren Gegner dann bekommen, wenn sie mit Druck die Distanz verkürzten und dann in ihrer Mensur gearbeitet haben. Ich konnte das dann nur kontern, wenn ich ihnen schnell genug eins auf die Mütze gegeben hab.
Als kleinerer Fechter sollte man es vermeiden, dem größeren das Feld zu überlassen.

K4in
24-04-2010, 13:11
Aaaalso... was mir immer gut geholfen hat, war das gezielte öffnen einer Lücke auf die der Gegner dann auch meistens losging. Weil man schon wusste was kam, hatte man dann einen leichten Zeitvorteil für den Konter :)

onlythestrong
26-04-2010, 08:05
Super Leute vielen Dank für die vielen Tipps!

Morgen habe ich gleich die Gelgenheit alles im Training auszuprobieren!

Greeez...

Papatom
26-04-2010, 08:25
Moin,

bin nochmal in mich gegangen.....gegen größere Leute habe ich meist defensiv gefochten. Lag aber wohl daran, dass ich recht schnell war. Ich sehe es wie K4in....provoziere einen absehbaren Angriff und lass ihn in Deine Klingenbindung laufen. Vornhemlich solltest Du dann auf Fuß, Hand oder Maske zielen. Wenn Du versuchst, auf den Körper zu treffen, hat er wieder den Vorteil seiner Reichweite und kann noch entsprechendreagieren....

Erfordet natürlich gute Fußarbeit und ein wenig Abgebrühtheit..

Viel Erfolg ;)

:fechtduel

Gruß

Jörg B.
26-04-2010, 10:56
@Threadersteller

www.rede-mit-deinem-trainer.de

Keiner der postenden kann Dein Können auch nur ansatzweise beurteilen, keiner kennt Deine Stärken und Schwächen so gut wie er.

DavidBr.
26-04-2010, 20:48
Da hat der Jörg wohl wahr mit. Ich würde wie Papatom schon schrieb den Degen mehr als eine Waffe für Konteraktionen sehen. Dein Gegner hat Reichweitenvorteile - also solltest du mit deinem Trainer Techniken/Taktiken üben, wie du die Reichweite für dich nutzen kannst. Um meinen Trainer zu zitieren: "Let the other guy do the work, and than nail him!" :D

Katthedemon
29-04-2010, 02:03
Als "großer" 1,96m muss ich sagen das kleine Gegner zwar aufgrund ihrer reichweite unterlegen scheinen aber diesen nachteil sehr schnell überwinden können. Finten Passierschläge oder das durchtauchen unter schlägen kombiniert mit der Schnelligkeit die ein kleiner körper mit sich bringt machen kleinere fechter durchaus zu ebenbürtigen Gegnern. Ich versuche gegen viel kleinere gegner meistens tiefe frontale Huten zu nehmen und auf distanz zu bleiben und eher defensiv zu arbeiten, da ich durch die überlegene reichweite den gegner in zugzwang bringen kann.

lucyinthesky
26-11-2011, 21:17
Wenn ich die Antworten hier richtig interpretiere, dann muss es nicht unbedingt ein Nachteil sein, wenn man kleiner ist als der Fechtgegner. Wie sieht das mit der Masse aus? Kann das ein Vorteil sein beim Fechten, wenn man sozusagen weniger Angriffsfläche bietet?

DavidBr.
26-11-2011, 22:03
Wenn ich die Antworten hier richtig interpretiere, dann muss es nicht unbedingt ein Nachteil sein, wenn man kleiner ist als der Fechtgegner. Wie sieht das mit der Masse aus? Kann das ein Vorteil sein beim Fechten, wenn man sozusagen weniger Angriffsfläche bietet?

Meinst Du mit "Masse" den liebevoll antrainierten Bierbauch ;):D

Die Angriffsfläche oder auch Blöße ist abhängig von der Waffe mit der Du fichst.
Florett = Rumpf
Degen = Kompletter Körper (Rumpf, Beine, Arme, Hände, Füße, Kopf)
Säbel = alles ab Hüfte aufwärts

Zumindest ist das die Auffassung, die derzeit im olympischen Sportfechten gilt und nach der ich auch fechte (also Fechtblöße, nicht dieses olympische "Rumgehopse"). Was aber nicht heißt, dass man mit Säbel oder Florett nicht auch auf den kompletten Körper als Blöße fechten kann (was grade beim Säbel ziemlich spannend würde :D )

DavidBr.
26-11-2011, 22:17
Nachtrag: Wenn ich kleiner bin als mein Gegner, hab ich eine andere Mensur, heißt ich muss näher ran um einen gültigen Treffer zu erzielen. Wenn der Gegner sich aber nur auf seinen Reichweitenvorteil verlässt, kann ich ihn mit Schnelligkeit und Technik kriegen.

lucyinthesky
27-11-2011, 20:01
@DavidBr.: Ja, auch den Bierbauch. ;) Egal welche Waffe, trifft man einen großen, breiten Fechter nicht besser, weil es einfach "mehr" zu treffen gibt? :)
Ok, das mit dem Näher-Rangehen bei kleineren Fechtern verstehe ich. Werden im Training die Fechtgegner normalerweise durchgemischt, oder fechten eher die Gegner mit ähnlicher Größe gegeneinander?

DavidBr.
27-11-2011, 21:14
@DavidBr.: Ja, auch den Bierbauch. ;) Egal welche Waffe, trifft man einen großen, breiten Fechter nicht besser, weil es einfach "mehr" zu treffen gibt? :)

Genau, eine größere mögliche Trefferfläche (Blöße) bedeutet nicht automatisch, dass man mehr trifft. Denn was nützt mir eine größere Möglichkeit zu treffen, wenn ich nicht weiß wie bzw. mein Gegner weiß, wie er seine eigene Blöße verteidigt.


Ok, das mit dem Näher-Rangehen bei kleineren Fechtern verstehe ich. Werden im Training die Fechtgegner normalerweise durchgemischt, oder fechten eher die Gegner mit ähnlicher Größe gegeneinander?

Kommt drauf an. Habe ich überhaupt Fechtpartner zur Verfügung, die deutlich größer sind als ich, oder bewegt sich alles in einem einigermaßen vergleichbaren Größenrahmen, also +/- 15-20 cm um die eigene Körpergröße. Spannender zu fechten als größere Gegner sind Linkshänder (wenn man selber Rechtshänder ist).

Klar ist es zuerst eine Überwindung, gegen deutlich größere Fechter anzutreten, weil man ein bischen im Hinterkopf hat (der trifft mich doch sofort/da komm ich nie ran). Aber irgendwann kommt der kleine, giftige Terrier in einem durch und dann ist einem die Größe des Gegners egal ;)

lucyinthesky
28-11-2011, 16:24
Klar ist es zuerst eine Überwindung, gegen deutlich größere Fechter anzutreten, weil man ein bischen im Hinterkopf hat (der trifft mich doch sofort/da komm ich nie ran). Aber irgendwann kommt der kleine, giftige Terrier in einem durch und dann ist einem die Größe des Gegners egal ;)

Das ist auch spannend, kann ich mir vorstellen, gegen ganz unterschiedliche Gegner zu fechten. Man lernt wahrscheinlich an unterschiedlichen Gegnern ganz gut mentales plus körperliches Austeilen/Nehmen und eigene Verhaltensmuster im Konflikt zu analysieren und nach Bedarf zu verändern.

jpk@kkb
28-11-2011, 16:53
Sportfechten (Degen)
bin allerdings bin ich noch blutiger Anfäger :-)
Na, dann lerne und übe fleißig und deine Frage erledigt sich von selbst.

Sonst kommt nämlich als nächstes die Frage: wie besiege ich bessere Fechter?

:D

DavidBr.
28-11-2011, 20:37
Das ist auch spannend, kann ich mir vorstellen, gegen ganz unterschiedliche Gegner zu fechten. Man lernt wahrscheinlich an unterschiedlichen Gegnern ganz gut mentales plus körperliches Austeilen/Nehmen und eigene Verhaltensmuster im Konflikt zu analysieren und nach Bedarf zu verändern.

Das ist der schwierigste Teil dabei finde ich. Man muss versuchen sich von diesem "Ich will diesen [Beliebiges Schimpfwort einsetzen] besiegen" zu lösen. Wenn man sich auf die Fechttechnik konzentriert, ficht man meist entspannter und lockerer.

Daran sieht man mal, dass man für philosophisches etc. nicht erst nach Japan und Co. muss ;) Und im 18. Jhdt. gehörte Fechten auch zu einer akademischen Ausbildung (und damit ist jetzt nicht das heutige "Akademische Fechten" der Schlagenden Verbindungen gemeint).
Beispiel: Einer der bedeutendsten deutschen Fechtbuchautoren, Anton Friedrich Kahn, war Angestellter Fechtmeister an der Universität Göttingen.

jpk@kkb
29-11-2011, 07:51
Wenn ich eine Klingenlänge von 90cm habe und eine Armlänge von 90cm (dazu noch Hand + Glocke + Stärke), dann ist es schon sehr schwer einen Armtreffer oder Körpertreffer zu erzielen. Der lange Mensch muss sich nicht bewegen, er muss nur warten, bis der kleine rankommt. Da im Sportdegen nicht geschlagen wird, hat der Thread-Ersteller einen sehr deutlichen Nachteil sobald er angreift. Es ist ein leichtes für den längeren Fechter den Arm oder das vordere Bein zu treffen, während der kleinere noch unterwegs ist. Auch hat der längere Fechter oft die Möglichkeit innerhalb einer zwanzigstel Sekunde den Doppeltreffer zu setzen. Einzig das "Angriffsrecht" hilft dem kleineren Fechter, sofern die Kampfrichter von seiner Initiative ausgehen. Aber ein simultané oder tempo commune erzeugt man durch eine dynamische Körperhaltung und leicher Vorwärtsbewegung und schon ist der Doppeltreffer da.

Der kleinere Fechter muss daher am Ort des längeren so vorbei, dass dem längeren kein Angriff mehr zugesprochen werden kann. Eine im Fechten schwierige Sache, wenn der längere sehr gelassen bleibt. Der kleinere Fechter muss also einladen und locken, finten und verführen, bis er den längeren in einer Bewegung erwischt, die ihm erlaubt hinter dessen Ort zu kommen. Dazu muss er sehr schnell und explosiv werden. Gute Kraft und gute Fußarbeit ist gefragt.

Der kleinere Fechter muss einen enorm schnellen Stoß mit Ausfallschritt hinbekommen. Also 200 pro Tag: Stellung, Schritt, Schritt, Ausfallschritt + 50 Ballestra. Das gilt es zu trainieren, trainieren, trainieren..... Aber immer schön aufs Knie achten, nicht mehr als 90°! Dazu noch 50 Liegestütze.

Alles andere ist Blabla, Kopfgeburten, die am Körper scheitern werden.

El_Hefe
29-11-2011, 19:09
Also das mit der Schwierigkeit der Handtreffer bei Größenunterschied kann ich jetzt aus eigener Erfahrung eher nicht bestätigen. Die Waffen von beiden sind immer noch gleich lang - die Größe ändert dabei lediglich die Winkel die der eine zum angreifen hat, und die der andere folglich decken muss.

Womit ich aber d'accord gehe ist, die Internetleserei sein zu lassen, und den ***** die Trainingshalle zu schleppen. Die paar Quadratzentimenter Handschuh, die man da aus voller Bewegung erwischen will, sind sehr klein, sehr beweglich und meist auch nur für Sekundenbruchteile offen. Dennoch ist die Hand beim Degen meiner Erfahrung nach eine der Stellen, bei denen es sich lohnt, drauf hinzutrainieren das Ding so schnell und so sicher wie möglich zu treffen. Das hat mehrere Gründe:

-Wie schon erwähnt, Waffen sind gleich lang. Treff ich deine Fingerchen mit ausgestrecktem Arm, bin ich so weit wie möglich von deiner Spitze weg wie es nur geht.
-Daraus folgt, dass man geringe Distanzänderungen braucht um dort treffen zu können. Es ist eine sehr gute Möglichkeit, jemanden für Unachtsamkeiten zu bestrafen, ohne selbst größere Risiken einzugehen.
-Habe während meiner aktiven Zeit kaum jemanden gesehen, der seine Hand zu jeder Zeit zuverlässig gedeckt gehabt hätte, einfach weil es sehr viel Aufmerksamkeit braucht ständig drauf zu achten, und in der Hitze des Gefechts gehts letztendlich eh daneben. Irgendwas geht da so gut wie immer.

Besonders habe ichs geliebt, die kleine Falte unterhalb des kleinen Fingers zu erwischen. Die guckt oft leicht aus der Glocke raus, und dank ihrer seltsamen Form und Beschaffenheit bleibt man doch recht oft dran hängen, da es eine der wenigen Stellen an so ner Hand ist, wo die Haut faltig, mit Fleisch drunter und ohne Knochen ist, so dass man nicht vorbeirutscht, sondern sich die Spitze reingräbt.

Fazit: Geh trainieren. Freifechten mit vorgabe "ausschliesslich Handtreffer" hilft dabei sehr.

/e: @jpk: Beim Degen gibts keine Angriffsrechte. Wer trifft ohne den Doppeltreffer zu kassieren, der hats.

jpk@kkb
29-11-2011, 23:56
Jupp, habe ich die Drahtstangeln durcheinandergebracht. Mache ja auch das schon sehr lange nicht mehr.:D

Den Armtreffer hatte ich anders gemeint. Das war eher auf die Empfehlung des Durchtauchens und anderer Reichweite unterlaufenden Aktionen des Kleineren gemeint. Dabei gibt der Arm meiner Erfahrung nach ein wunderschönes Ziel zum Abschießen her.
Das Trainieren auf die Hand ist für (nicht nur für) kleinere Fechter sehr empfehlenswert.

lucyinthesky
30-11-2011, 18:44
Besonders habe ichs geliebt, die kleine Falte unterhalb des kleinen Fingers zu erwischen.

:)

DavidBr.
30-11-2011, 21:27
Wenn ich eine Klingenlänge von 90cm habe und eine Armlänge von 90cm (dazu noch Hand + Glocke + Stärke), dann ist es schon sehr schwer einen Armtreffer oder Körpertreffer zu erzielen. Der lange Mensch muss sich nicht bewegen, er muss nur warten, bis der kleine rankommt.

Das fett markierte kann sicher funktionieren, ich persönlich halte das für Blödsinn.


Da im Sportdegen nicht geschlagen wird, hat der Thread-Ersteller einen sehr deutlichen Nachteil sobald er angreift. Es ist ein leichtes für den längeren Fechter den Arm oder das vordere Bein zu treffen, während der kleinere noch unterwegs ist. Auch hat der längere Fechter oft die Möglichkeit innerhalb einer zwanzigstel Sekunde den Doppeltreffer zu setzen. Einzig das "Angriffsrecht" hilft dem kleineren Fechter, sofern die Kampfrichter von seiner Initiative ausgehen. Aber ein simultané oder tempo commune erzeugt man durch eine dynamische Körperhaltung und leicher Vorwärtsbewegung und schon ist der Doppeltreffer da.

Mit "nicht geschlagen wird" meinst Du den Hieb, nicht die Schlagparade (wobei Schlagparaden im Degen... na ja sind..)?

Was genau meinst Du in diesem Zusammenhang mit Angriffsrecht?

Nach der Definition die ich gelernt habe, ist "tempo commune" die zeitgleiche Ausführung eines Angriffs, nicht nur "dynamische Körperhaltung und leichte Vorwärtsbewegung". Zum Punkt "Doppeltreffer" steht auch was in Gaugler's "Fechten für Anfänger und Fortgeschrittene", S. 103.


Der kleinere Fechter muss daher am Ort des längeren so vorbei, dass dem längeren kein Angriff mehr zugesprochen werden kann. Eine im Fechten schwierige Sache, wenn der längere sehr gelassen bleibt. Der kleinere Fechter muss also einladen und locken, finten und verführen, bis er den längeren in einer Bewegung erwischt, die ihm erlaubt hinter dessen Ort zu kommen. Dazu muss er sehr schnell und explosiv werden. Gute Kraft und gute Fußarbeit ist gefragt.

Zustimmung, ich würde es nur etwas anders formulieren. Was ich kontrollieren muss, sind Mensur und Klinge. Das wie ist der nächste Schritt.


Der kleinere Fechter muss einen enorm schnellen Stoß mit Ausfallschritt hinbekommen. Also 200 pro Tag: Stellung, Schritt, Schritt, Ausfallschritt + 50 Ballestra. Das gilt es zu trainieren, trainieren, trainieren..... Aber immer schön aufs Knie achten, nicht mehr als 90°! Dazu noch 50 Liegestütze.

Alles andere ist Blabla, Kopfgeburten, die am Körper scheitern werden.

Den Satz hätte ich gerne mal ausführlicher erläutert. Gehe ich Recht in der Annahme, dass Du mal ein Sportfechter warst ;)

DavidBr.
30-11-2011, 21:38
@jpk und el_Hefe: Tja, hab ich wohl zu schnell gelesen :D Auch Treffer von oben über die Glocke funktionieren sehr gut, wenn man die Spitze punktgenau auf Daumenballen (gegnerische Hand in Quart) oder den Ellenbogen setzen kann, dafür muss ich von der Beinbewegung den vorderen Fuß zurückziehen, bis sich beide Fersen berühren.

jpk@kkb
01-12-2011, 00:33
@DavidBr. Dann hat sich ja eine Menge erledigt. Und ja, ich habe vor dem Urknall mal Sportfechten betrieben. Das ist zwar Jahrzehnte her, aber ich kann mich an fast jede Sekunde erinnern, in der uns der ergeizzerfressene Fechtmeister gequält hat. Regelkrempel bringe ich allerdings inzwischen öfter mal durcheinander. Doch schon damals hat es mich angekotzt, dass viele Fechter durch Trickserei und Meckerei den Treffer weg oder herbei reden wollten. Doch das ist ein anderes Thema. :rolleyes:

lucyinthesky
02-12-2011, 10:48
Doch schon damals hat es mich angekotzt, dass viele Fechter durch Trickserei und Meckerei den Treffer weg oder herbei reden wollten.

Dieser Taktik könnte für einen kleineren Gegner von Vorteil sein gegen einen größeren. :)

DavidBr.
03-12-2011, 18:09
Dieser Taktik könnte für einen kleineren Gegner von Vorteil sein gegen einen größeren. :)

Meckern ist keine Taktik sondern einfach Sch****. Das zeigt einfach nur, dass derjenige, der sich auf sowas verlässt ein schlechter Fechter ist. Punkt. Die Regeln der FIE sind sehr klar und eindeutig. Warum die so extrem verwurstet werden -> übertriebener Ehrgeiz "ich muss die Trefferanzeige öfter zum Leuchten bringen!". Huzzah! :rolleyes::rolleyes::rolleyes:

Regeln wie bei den olympischen Spielen 1908 wären mal witzig - Ein Treffer und das Gefecht ist entschieden. Da ist dann nix mit auf der Planche rumspringen und ähnlichem Käse :devil:

Jadetiger
13-12-2011, 15:36
Da auch ich meine ganze Teeny-Zeit Säbel und Segen gefochten habe, gebe ich auch mal meinen Senf dazu:

Meine Erfahrung ist ähnlich der der meisten meiner Vorredner: Konterfechten!

Speziell die von mir heißgeliebten und auch im Messerfechten von mir gern gelehrten Sperrstöße sind hier gut anwendbar, weil sie dem Gegner nicht die Möglichkeit zum Mitstoß lassen.

Beim Degenfechten kenne ich als häufigste Treffer Handtreffer, die natürlich bei langen Gegnern ebensogut anwendbar sind als bei kurzen.

Noch ein Tipp: Stöße zur Maske! Werden oft nicht erwartet, sind schwer zu sehen, da die Klingenlänge dabei schwer zu sehen ist und viele Sportfechter nehmen den Kopf beim Ausfall generell recht weit vor.

Papatom
13-12-2011, 15:48
Hi,

wenn es sich nicht um Vollprofis handelt, sind die Maskenstöße auch deshalb gut, weil sich tatsächlich noch viele davor erschrecken und dann unkontrolliert reagieren...:p

Gruß

Jadetiger
14-12-2011, 11:02
Hi,

wenn es sich nicht um Vollprofis handelt, sind die Maskenstöße auch deshalb gut, weil sich tatsächlich noch viele davor erschrecken und dann unkontrolliert reagieren...:p

Gruß
+1!

Hab ich damals besonders gern beim Säbelfechten gemacht, weil da viele Gegner nicht nur vom Maskenstoß, sondern vom Stoß an sich überrascht werden :p

DavidBr.
14-12-2011, 22:07
Da auch ich meine ganze Teeny-Zeit Säbel und Segen gefochten habe, gebe ich auch mal meinen Senf dazu:

Meine Erfahrung ist ähnlich der der meisten meiner Vorredner: Konterfechten!

Speziell die von mir heißgeliebten und auch im Messerfechten von mir gern gelehrten Sperrstöße sind hier gut anwendbar, weil sie dem Gegner nicht die Möglichkeit zum Mitstoß lassen.

Beim Degenfechten kenne ich als häufigste Treffer Handtreffer, die natürlich bei langen Gegnern ebensogut anwendbar sind als bei kurzen.

Noch ein Tipp: Stöße zur Maske! Werden oft nicht erwartet, sind schwer zu sehen, da die Klingenlänge dabei schwer zu sehen ist und viele Sportfechter nehmen den Kopf beim Ausfall generell recht weit vor.

Gefällt mir! :devil: :D

Man kann auch mit mit Klingenbindung auf Konter fechten, Gleitstoß-Finten mit Cavation macht Spaß, alle Gegenangriffe die Gaugler beschreibt. Spaßig wird Degen auch, wenn man in einer Grundstellung ficht, die Gaugler als "Ferro in linea" bezeichnet. Irgendwo hab ich den Artikel von ihm noch rumfliegen, kann ich bei Interesse mal einstellen. Hinweis: Aldo Nadis Fechtpositur ;)


+1!

Hab ich damals besonders gern beim Säbelfechten gemacht, weil da viele Gegner nicht nur vom Maskenstoß, sondern vom Stoß an sich überrascht werden :p

Du kannst auch hier mit dem Säbel einen Aufhalt- oder Sperrstoß fechten. Wenn der Gegner zum Hieb ausholen will, sind Arm und Hand offen - go for it :D

Jadetiger
15-12-2011, 09:41
Spaßig wird Degen auch, wenn man in einer Grundstellung ficht, die Gaugler als "Ferro in linea" bezeichnet. Irgendwo hab ich den Artikel von ihm noch rumfliegen, kann ich bei Interesse mal einstellenInteresse!
Ja! Ferro in linea! :)
Wenn man als Größerer gegen kleinere Gegner ficht (ist hier also eigentlich OT *hüstel*) kann ich auch empfehlen mit "Ferro in linea" (mit gestrecktem Arm) permamnent die Maske so zu bedrohen, dass der Gegner die Klingenlänge nicht sieht. Ist nicht besonders effektiv, wenn der Gegner gut Handtreffer setzen kann, macht aber Spaß und ärgert den Gegner :devil:

DavidBr.
21-12-2011, 18:28
Interesse!
Ja! Ferro in linea! :)
Wenn man als Größerer gegen kleinere Gegner ficht (ist hier also eigentlich OT *hüstel*) kann ich auch empfehlen mit "Ferro in linea" (mit gestrecktem Arm) permamnent die Maske so zu bedrohen, dass der Gegner die Klingenlänge nicht sieht. Ist nicht besonders effektiv, wenn der Gegner gut Handtreffer setzen kann, macht aber Spaß und ärgert den Gegner :devil:

So, hat ein bischen länger gedauert.. Sorry für geringe Auflösung, hoffentlich kanns jeder lesen.. :o