Quo vadis JKD [Archiv] - Kampfkunst-Board

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jkdberlin
21-09-2003, 08:11
JKD ist heutzutage das gleiche JKD wie 1973. Ist es das?
Die allgemeine Kampfkunstszene ist es nicht mehr. Kampfsportarten wie Brazilian JiuJitsu, Sambo, Shooto, Luta Livre und ein allgemeines Crosstraining, begünstigt durch Events wie die UFC, Pride, Extreme Fighting, King of the Cage und Free Fight im allgemeinen, haben die Szene verändert. Trainingsequipment wie Focus Gloves, Thai Pratzen, Kicking Schilder usw. gehören heutzutage in jede Schule. Die Chance, in einer SV Situation auf jemanden zu treffen, der Kampfkunst schon betrieben hat, ist aufgrund der Verbreitung und des erleichterten Informationszugriffes durch Internet, Videos, Bücher enorm gestiegen.
Wenn man nicht versteht, gegen was und wen man kämpft, ist man in Schwierigkeiten. Heisst es, das man als JKD'ler alles können muss? Das man alle und jeden neuen Stil trainiert haben muss (am besten noch, in jedem Stil irgendein Zertifikat haben muss?) Sicher nicht! Aber man muss sich, um erfolgreich bestehen zu können, damit beschäftigt haben! Man muss sich dem ausgesetzt haben!
Doch was heisst aussetzen? Sich eine Demo, eine Vorführung, oder ein Training anzusehen und im Geiste die Bewegungen mit Stoppkick, Biu Jee, Kettenfauststoss und Pak Sao/Lap Sao zu kontern?
JKD handelt von Freiheit, von "using no way as way". Jemand, der sich diese Gedanken macht, ist nicht frei, er benutzt einen definitiven Weg. Den JKD Weg. Er steckt in seinem eigenen Gefängnis und ist nicht mehr offen für Fortschritt und den dadurch bedingten Wandel.
JKD, mit den einstmals als revolutionär angepriesenden Trainingsmethoden, Prinzipien, Konzepten, Strategie und Philosophie, ist heute ein System unter vielen, die ähnliche Methoden haben. Stillstand bedeutend das Ende, wer sich zurücksetzt und versucht, sich auf den 30 Jahre alten Lorbeeren auszuruhen, ist schon tot.


Grüsse

John1974
21-09-2003, 21:01
Amen.......das ist fuer mich das beweiss das der JKD concepts approach, the way to go is.
So etwas aehnliches hat Sifu Larry letztens auch schon zu mir gesagt beim letzten seminar wan wir mit Frank, Waldo und co aus essen waren.

J.

jkdberlin
22-09-2003, 08:21
Der Witz dabei ist, ich sehe das gar nicht als "JKD Concepts" Approach, sondern als logische Folge des "Original JKD", falls es da einen Unterschied geben sollte.

Grüsse

John1974
22-09-2003, 13:18
stimmt, da hast du recht. Leider werd heutzutage da das unterschied gemacht zwischen OJKD und JKDC.

J

Jun Fan JKD Ahrweiler
23-09-2003, 11:56
Ich finde das Jeet Kune Do steckt in einer tiefen Krise.
Viele vergessen, das der Schlüssel zu Lee´s Können und Aussehen und smomit auch zur Effizienz des Jeet Kune Do in Lee´s Fitness lag / liegt.

Viele verstehen das nicht. Daher kommt auch der "concepts approach". Wenn Dan Inosanto sagt, das Jeet Kune Do maßgeschneidert wie ein Mantel werden muss, weil nicht jeder in die gleiche Mantelgrösse passt ist das eine Erweiterung des JKD.
Wenn ersagt, das Lee´s Jeet Kune Do. also Lee´s persönliches JKD zwar gelehrt aber nicht standardisiert werden kann, im Gegensatz zum Jun Fan Gung Fu System, das fest definiert ist, schlägt er damit eine Brücke, damit auch Leute ohne Lee´s Fitness was mit dem System anfangen können.

Leider sind weder viele JKD Instructors noch JKD practitioners dazu in der Lage, die Dinge zu tun, mit denen Lee berühmt geworden ist und somit nicht in der Lage das Bild zu erfüllen, das viele von einem Instructor in Lee´s Kunst erwarten mögen.

Auch wenn ich mit meiner Meinung ziemlich alleine dastehe, behaupte ich, das JKD damit "leer" und inhaltslos wird. Wenn Lee´s Techniken von Leuten vermittelt werden, die nicht die nötige Effizienz in die Technik legen können um WIRKLICH zu zeigen, warum JKD ein revolutionärer Ansatz ist, bleibt das wiederholen der Techniken genauso stumpf, wie stundenlanges Katalaufen ohne das Bunkai zu kennen.

Ich habe bis jetzt viele JKD Instructors gesehen und auch viele JKD-Schüler, und diejenigen, die in der Lage sind 2 Finger ein Hand Liegestütze zu machen, elevated V-sits auszuführen, fast kein Gramm Körperfett zu haben und dabei stark wie ein Stier u sein kann ich an den fingern einer Hand abzählen.

Inosanto´s Ansatz, des Jun Fan Gung Fu als Plattform zu nutzen um sich evtl. in eine Richtung zu entwickeln, die einem körperlich sowieso liegt ist eine logische Entwicklung, aber steht Lee´s ursprünglichem Gedanken gegenüber. Lee selber sagte das seine martial art (JKD and Gung Fu) höchstens 1 von 10.000 machen könnte und es dumm und albern wäre zu glauben, jeder könnte das machen.

Interessant wäre aber, was dabei rauskäme, wenn zu dem Heer an Concepts Leuten, die versuchen das System an sich anzupassen, ein Heer von "original JKD" Leuten käme die versuchen sich dem System anzupassen, indem sie sich zu so extremen Topathleten trainieren würden, wie Lee einer war. Lee propagierte nicht, das Du JKD auch nutzen kannst wenn Du fett, faul und langsam bist und einmal die Woche eine Stunde trainierst um Dich hinter her bei Mc doof satt zu essen. Er trainierte "the hardest for years". Was heute an JKD angeboten wird von all diesen hauptberuflichen Bürokaufleuten, ist bestenfalls lächerlich zu nnen und nicht geeignet JKD in der Öffentlichkeit als Lee´s Erbe zu präsentieren. Wenn plötzlich eine Welle an Tommy Carruthers und Balkan Bros. auf die JKD-Bühne gespült würde, würde es auch endlich Sinn machen zu versuchen die JKD-Welt zu einen und zu organisieren und von "traditionellen" Künstlern der martial arts ernst genommen zu werden, Mittlerweile lachen ja sogar die WTler über JKDler...

Sebastian
23-09-2003, 12:03
kann zwar nicht alles nachvollziehen, klingt aber für mich nach einem recht schlüssigen Beitrag. Soweit ich davon überhaupt Ahnung habe sehe die Sachlage wie du. Ich empfinde den Fitness Aspekt haargenau wie du. JKD trainieren ohne körperlich wenigstens eine Basis an Fitness mitzubringen sehe ich als unpassend an, so wie ich es bisher erfahren habe.

Grüße

Sebastian

jkdberlin
23-09-2003, 12:51
Ich verstehe mal wieder nicht, warum hier ein Spalt zwischen Concepts und Original künstlich aufgerissen wird. Das ist Quatsch. Egal was man trainiert, man wird nur gut, wenn sein Training auch auf "gut werden" ausgerichtet ist!
Völlig schnuppe, ob ich Original, Concepts, MMA, Boxen, Muay Thai, Sprint, Formel 1, Schach, Tennis oder sonstwas trainiere. Original JKD'ler passen sich dem System an? Toll, lang lebe der Widerspruch. Weniger Original geht ja schon nicht mehr ;)
Berühmt geworden ist Lee durch seine Schauspielerei, und das wollen vielleicht nicht alle. Um im JKD seinen Entwicklungsprozess zu finden, muss niemand irgendjemanden kopieren. Man kann, man muss nicht. Schaut man sich mal die unterschiedlichen Typen an, die bei BL selber trainiert haben, zu eben jener Zeit an, sieht man sehr wohl, dass es auch anders ging.
Niemand muss gymnastische Höchstleistungen erbringen, um sich erfolgreich verteidigen zu können.
Wichtig ist, dass das Supplementationstraining weiterhin fetser Bestandteil des Trainings ist, um sich selber immer besser zu machen. JKD ist ein Prozess, kein fertiges Produkt. Mit dem Training ist man nie "zu Ende", man ist nicht fertig, man setzt sich nicht zurück und ruht sich aus. JKD nur an Bruce Lee festzumachen ist meiner Meinung nach eine weitere Beschränkung.

Grüsse

A.M.
23-09-2003, 19:11
Stimme Frank hier zu:

"Sich dem System anpassen" = Widerspruch zu Bruce Lees Martial Arts-Philosophie

@ Wilfried

Ich kann nicht für meisten JKDler sprechen, aber ich kenne Tommy Carruthers ein bißchen. Er fügt sich nur soweit in das Original-System ein, wie es für ihn persönlich Sinn macht....

Denke auch nicht, dass Bruce Lees Ausspruch viel mit seiner Fitneß zu tun hatte, sondern eher mit seinen herausragenden Attributen....

Grüße,
Andreas

jkdberlin
24-09-2003, 07:57
"wie es für ihn persönlich Sinn macht"

Ich denke, gerade das ist ein hervorragender Satz, der leider auch zu sehr viel Verwirrung führt. Dazu würde ich gerne meine Einstellung dazu versuchen zu erklären:

JKD hat meiner Meinung nach eine Basis, eine Struktur und einige Grundtechniken, die gelehrt werden können und erlenrt werden müssen, um JKD zu verstehen. Hieraus leiten sich grundlegende Prinzipien, Eigenschaften, Konzepte, Strategien und Taktiken ab, die fundamental für's JKD sind.
Dabei meine ich mit erlernen nicht nur das "kennen", sondern das "können"!
Erst, wenn ich etwas "kann" macht es Sinn, sich darüber Gedfanken zu machen, ob es zu mir passt. Und dieser Moment kommt unweigerlich in dem Prozess JKD. Der Punkt, in dem ich selber mir Gedanken machen muss. Indem ich mich selber entdecke und nicht mehr nur stur versuche, auswendig zu lernen. JKD kann, wie ich schon schrieb, auch ein Gefägnis sein, wenn ich diesen Punkt nicht erreiche oder übersehe. Es ist kein Problem für mich, nicht ausserhalb des Systems zu lernen und nicht andere Sachen zu trainieren, man muss sich nur immer wieder bewusst machen, dass es sowas auch ausserhalb des JKDs gibt und man darf nicht in die Arroganz und letztendlich auch Ignoranz verfallen, dass JKD automatisch das Nonplusultra ist. So macht man, wenn man JKD trainiert oder praktiziert, praktisch beide Stufen mit:
erst passt man sich an das System an und dann passt man das, was für einen Sinn macht, das System, an sich an.

Grüsse

Jun Fan JKD Ahrweiler
24-09-2003, 08:52
@Andreas

welche "Attribute" Lee´s meinst Du denn, die nicht unter den Oberbegriff Fitness fallen?

zu TC: Ich meinte das nur und ausschliesslich auf das Level an physischer Fitness bezogen, das er in Deinen Clips demonstriert

@ Frank:

Lee hatte lt. Aussagen seiner Schüler NIE dazu ermuntert irgendetwas anderes "dazu zu lernen". Es gibt diesen Brief an Jerry Poteet ("a garden of violets yields violets, a garden of roses yields roses, by representing a style x and blending it with teachings y you´re denying x but still call it x"), James Coburns Eintritt in eine Karateschule verstand Lee als "Verrat".

Nebenbei findei ch gar nicht schlimm, wenn jemand PERSÖNLICH sein JKD mit anderem Zeug ergänzt, das ist ja seine Sache, nur wenn jemand JKD unterrichtet und unterrichtet DANN alles mögliche durcheinander ohne darauf hinzuweisen.

A.M.
24-09-2003, 09:01
@ Wilfried

Ein Fitness-Buch, dass ich mal las, zählte Körperkraft, Ausdauer und Beweglichkeit / Flexibilität (verstanden als Dehnfähigkeit der Muskeln) als die drei Komponenten der körperlichen Fitness auf. Fand ich persönlich ganz gelungen, diese Definition. Diese Dinge stellen allgemeine Komponenten dar, die man disziplinübergreifend, also unabhängig von der jeweiligen Sportart, als Fitness bezeichen bezeichen kann. Kann sogar sein, dass ich das aus Schwarzeneggers Bodybuilding-Buch habe. Man unterschätze seine jahrzehntelangen Erfahrungen und Kenntnisse nicht...

Attributes --> hat Tim Tackett mal in Franks Forum als wesentliche Meilensteine zur 'Meisterschaft' des JKD gepostet: Eigenschaften wie Koordination, Wachsamkeit, Bewegungsschnelligkeit, Rhythmusgefühl, Timing, Distanzgefühl, Reaktionsschnelligkeit, etc. Am signifikantesten war dabei sein Ausspruch: "That's the reason why I still don't get it."

Grüße,
Andreas

jkdberlin
24-09-2003, 09:02
Ich kenne den Brief an Poteet. Es geht dabei darum, das Poteet Chi Sao ins Kenpo Training mit aufnehmen wollte. Und nur so lese ich das auch: da möchte jemand einen Wing Chun Drill ins Kenpo integrieren.
Lee hat durchaus seine Schüler dazu ermutigt, nach ihren eigenen Bedürfnissen und mentalen/physischen Stärken bestimmte personalisierte Duinge zu trainieren. Nur darf man, wie bei so vielem, hier nicht die ganze Zeit von Stilen reden und in dieser Matrix denken. BL selber hat andere Stile und Systeme "erforscht". Hat er Techniken, Trainingsmethodik oder anderes übernommen oder hat er sie nur sich angesehen, um zu gucken, ob man diese mit JKD-Mittel kontern kann? Wenn JKD ein personalisiertes, individuelles System ist, hat dann nur Bruce Lee das Recht mit Jhoon Rhee Taekwondo zu trainieren und einige dieser HighKicks dann aufzunehmen? Ist nicht jeder, ab einer von mir bereits beschriebenen Stufe, selber dafür zuständig, den Grund der eigenen Ignoranz zu erkennen und dagegen zu arbeiten?
Nur kann ich nicht einfach hingehen und BJJ trainieren und dann im Training sagen, es sei JKD. Da sind wir uns einig.

Grüsse

Jun Fan JKD Ahrweiler
01-10-2003, 19:12
Dann müssen wir etwas neues einführen:

Wenn nämlich Original und Concepts das Gleiche ist ( sagen wir , wir hätten uns darauf geeinigt), gibt es eine neue Grupee. Die JKD-Fundamentalisten, die GANZ GENAU und NUR das machen, was Lee irgendwann mal irgendwem unterrichtet und NIX MEHR, und das ist GESETZ, weil Jeet Kune Do nämlich gar keine Kampfkunst unter vielen ist, sondern eine WISSENSCHAFT, und daher UNIVERSELL wie Naturgesetze....

jkdberlin
02-10-2003, 07:23
Cool!
"JKD Fundamentalisten" !!
Gefällt mir!!!

Obwohl es sich in meiner Interpretation ja in den ******* beisst, weil eben dieses Erkennen der eignen Ignoranz und das Finden der eigenen Wahrheit fundamentales JKD ist ;) JKD Traditionalisten?

Grüsse

Jun Fan JKD Ahrweiler
02-10-2003, 15:56
Jau,

oder JKD-Traditionalisten ist gut...
oder vielleicht: Jun Fan Junkies?

LOL

:hammer:

jkdberlin
03-10-2003, 08:58
Jau, darauf könnte man sich auch einigen ;)
Eins ist halt formell, das andere eher umgangssprachlich...

Grüsse

A.M.
04-10-2003, 16:51
@ JFJKDHKRYUBOXEN

"Original" oder "Concepts" ist für mich abhängig von dem jeweiligen Entwicklungsstand Bruce Lees - zunächst wurde JKD von BL als "einziges nichtklassisches SYSTEM des chinesischen Kung Fu" begründet, später distanzierte er sich in schriftlicher und mündlicher Form davon. Einige scheinen sich bei ihrer Martial Arts-Praxis auf das System zu berufen (z.B. Jerry Poteet), andere eher auf die spätere Philosophie (z.B. Dan Inosanto). Diese Entwicklung in der Sichtweise Bruce Lees machte IMHO niemals einen Unterschied für seine persönliche Kampfmethode.
1972 - zeitlich NACH dem philosophischen Aufsatz "Liberate yourself from classical Karate", auf den sich JKD-Concept'ler schon mal berufen - betonte Bruce Lee im Rahmen eines Artikels für die Taiwan Newspaper erneut, dass JKD DEFINTIV eine CHINESISCHE Kampfkunst sei, die mit folgendem Prinzip steht oder fällt: "the notion of deciding at the right moment in order to stop the enemy at the gate". Obwohl er es nicht als einen Stil im klassischen Sinne ansah (Bruce Lees Auffassung des Begriffs "Stil" müßte in diesem Zusammenhang näher erläutert werden), hielt er den Namen "JKD" aus Gründen der Bequemlichkeit ("for convenience sake") aufrecht. Irgendeinen Namen muss man dem Kind schließlich geben....

Quelle: Bruce Lee-Library, Band 1: Words of the Dragon, Seite 127

Grüße,
Andreas