Deckung [Archiv] - Kampfkunst-Board

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Moritz
25-09-2003, 13:43
Bisher habe ich nur an einem Systema Einführungsseminar teilgenommen und ein paar Videoclips gesehen, aber ich habe nie gesehen, dass im Systema irgendeine Form der Deckung benutzt wird.
Warum nicht?

Andreas Weitzel
25-09-2003, 14:11
Hallo, Triple-M,

1) Durch die Einnahme einer Deckung verspannen sich einige Muskeln oder sogar ganze Muskelgruppen. Das wollen wir vermeiden, weil jede Verspannung ein Hindernis für Bewegungen ist. Die Form wird gestört.

2) Durch die einname einer Deckung programmiert man seine eigenen Bewegungen bereits. Da man aber nie davon ausgehen kann, daß der Gegner genau die Angriffe machen wird, die ich mit meinen vorprogrammierten Bewegungen abwehren kann, sollte man es lieber lassen.

3) Warum sollen wir mehr als nötig machen? Wir kommen auch so gut zurecht :)

Gruß
Andreas

PS: An welchem Seminar hast Du teilgenommen?

Moritz
25-09-2003, 15:48
Wenn man die Arme unten hat sind die Bewegungen aber auch 'vorprogrammiert'.
Das Seminar war eine kostenlose Einführung in Systema in der Dortmunder Schule.
Dabei musste ich leider bemerken, dass ich 4 Stunden hin und 4 Stunden zurück brauche, also an regelmässiges Training nicht zu denken ist.

Andreas Weitzel
26-09-2003, 11:16
Man hat seine Arme nicht "unten" oder "oben". Man hat sie da, wo sie gerade sind, weil man z.B. gerade beim Essen, Spazierengehen, Autofahren, Zeitunglesen oder sonstigem ist. Und wenn man gerade nichts desgleichen tut, sondern einfach da steht, dann hängen die Arme tatsächlich öfter herunter. Aber das liegt eher an dem Bau des menschlichen Körpers ;)

Gruß
Andreas

Zambo
26-09-2003, 11:33
Hallo Andreas,

gibt es im Systema eine Stellung/Haltung in einer vorbereiteten Situation? Wenn ja, wo habt Ihr dann die Hände?

Gruss, Zambo

Andreas Weitzel
26-09-2003, 11:37
Hallo, Zambo,

nein, sowas gibt es nicht. Man hält die Hände da, wo man sie sonst auch halten würde (herunterhängend, in den Hosentaschen, hinter dem Rücken, an den Hüften, am Hinterkopf...). Je nach Gewohnheit.

Gruß
Andreas

Zambo
26-09-2003, 11:48
Hallo Andreas,

heisst dass auch, dass in einer Situation, wo ich nicht weglaufen kann, und ich weiss, dass mein gegenüber mich gleich schlagen wird, ich die Hände in den Hosentaschen behalte? Die Hände gehen erst raus, wenn er schlägt?

Mr.Fister
26-09-2003, 11:59
wenn du eh schon "gepennt" hast und die hände nicht mehr aus der tasche kriegst - weil du bis dahin das ding kassiert hättest - isses recht erstaunlich, was man dann z.b mit seinen schultern machen kann...

fister

Andreas Weitzel
26-09-2003, 12:05
@ Zambo:

:) Das ist ein unverbindliches Beispiel. Wobei man das auch machen kann. Ich selbst hatte bereits eine Situation, in der ich meine Hände in den Hosentaschen hatte, als es plötzlich Ärger gab. Um die Opponente nicht zu früh zu provozieren, ließ ich sie darin. Bis der erste Angriff kam, den ich mit der Schulter abwehren mußte. Das Ausweichen, die Abwehr und ein Kniestoß als Konter gaben mir die Zeit, um die aus den Hosentaschen zu ziehen. Es ist immer Situationsbezogen.

Gruß
Andreas

Tengu
26-09-2003, 13:25
Schon als kleiner Junge habe ich gelernt, daß man nicht mit den Händen in der Hosentasche rumläuft. Sieht nicht nur schlecht aus, bringt auch interessante Bewegungen wenn man z.B. im Winter auf Eis ausrutscht. ;) (hat nix damit zu tun, wenn man sih gerade ein taschentuch aus der Hose angelt, wärend man gerade angegriffen wird.)

Natürliche Haltung muß nicht schlampige Haltung bedeuten.


Gruß

Tengu

Andreas Weitzel
26-09-2003, 13:34
@ Tengu:

Richtig. Ich habe damals gerade nach meinem Autoschlüssel gesucht.

Gruß
Andreas

Zambo
26-09-2003, 13:37
Tengu, Du alter Moralapostel :biglaugh: . War doch nur ein Beispiel. Natürlich sind wir auch alle gut erzogen. Ich zum Beispiel, habe immer die Hände an dem Po meiner Frau. :devil:

Tengu
29-09-2003, 09:55
Keinen Stress!! Ich mein ja nur. - "Hände in den Hosentaschen" hat mir mal ein wunderschönes Feilchen eingebracht. Vor allem, weil ich die Faust erst mitbekommen habe, als es krachte. Das alberne dabei war, daß es eine Verwechslung war. Nicht, daß es mir in diesem Augenblick was genützt hat. Aber er hat sich anschließend entschuldigt.

Gruß

Tengu

Andreas Weitzel
29-09-2003, 10:20
Aber er hat sich anschließend entschuldigt.Na wenigstens das :D

Oogly
08-10-2003, 10:04
Interessant, jetzt bin ich neugierig geworden.

Ich unterstelle mal, daß Ihr da auf die Überraschung baut? Der Angreifer, rechnet nicht mit Gegenwehr, weil sein Gegenüber sich ja nicht "wappnet"? Korrigiert mich wenn ich falsch liege.

Wenn ich jetzt mal weiterphantasiere: Der Angriff konnte abgewehrt, der Angreifer aber noch nicht unter Kontrolle gebracht werden. Er möchte wieder angreifen. Beginnt nun das spiel von vorn oder ist eine Deckung/"Kampfstellung" nun angebracht, da der Angreifer nun weiß, daß Gegenwehr kommt und der Überraschungseffekt weg ist?

Gruß

Oogly

Andreas Weitzel
08-10-2003, 11:00
Hallo, Oogly,

das hat wenig mit Überraschung zu tun (obwohl sie manchmal auch da ist :)), sondern mit der Notwendigkeit, seine eigene Psyche und Körper zu entspannen. Wir wollen auch nicht, daß der Gegner unnötig angespannt und gereizt ist. Man kann sehr gut ohne Deckung kämpfen, wenn man sich bewegt, ruhig und entspannt bleibt. Mein Trainer sagt immer: "Belaste Dich nicht; belaste Deinen Gegner nicht; laß Dich nicht vom Gegner belasten; laß den Gegner nicht, sich selbst zu belasten." Das gilt auch für die psychische Belastung, die von Deckungen auf jeden Fall gefördert wird.

Gruß
Andreas

Oogly
08-10-2003, 12:01
@ Andreas

Ich glaube, ich habe Dich verstanden.
Es würde also auch ohne "Kampfstellung" weitergehen weil Du
a) so deine entspannte Haltung beibehaltest und
b) dem Angreifer durch Deine nichtagressive Haltung die Möglichkeit zum Rückzug gibst?

Darf ich daraus Schlußfolgern, daß Systema auch keine spezielle oder individuelle Kampfhaltung bei Angiffen (also ein Systemakämpfer greift an) kennt? Für mich wär das dann logisch, da somit aus der neutralen Position ansatzlose Tritte/Schläge/Hebel schwerer abzuwehren sind.

Neugierige Grüße

Oogly

Andreas Weitzel
08-10-2003, 12:06
@ Oogly:

Auch bei Angriffen gibt es keine spezielle Kampfhaltung. Schläge, Tritte und andere Aktionen werden bei uns ohne zusätzliche Vorbereitungen ausgeführt.

Gruß
Andreas

Oogly
08-10-2003, 13:03
@ Andreas

Danke, daß Du so schnell antwortest. Ich finde, Du machst Dir da sehr viel Arbeit, was ich so im Board mitbekomme.

Deine Antwort trifft ja meine Vermutung.

Gibt es im Systema eine Art "eigener Aktionsbereich" in den ihr niemanden eindringen lasst oder anders gefragt: ab wann würdet Ihr (ich schreib mal Ihr, Systema-Betreibender ist lang oder gibts da eine Bezeichnung analog zu Karateka, Judoka u.a.?) eure neutrale Position verlassen und aktiv werden. Ich frag, weil es vorkommt, daß der Angreifer, wenn er "nur" auf Streit aus ist oft sehr nahe (Nase an Nase) an einem herantritt (Imponier-/Drohgebärde?). Siehe: Selbstverteidigung/dreister Sack... da hätte es ja auch beinahe geknallt.

Gruß

Oogly

Andreas Weitzel
08-10-2003, 14:59
@ Oogly:

"Eigener Aktionsbereich"?.. Er ist bei uns (Systema-Betreibenden ;)) nicht festgesetzt, weil er immer sehr individuell ist. Er hängt von dem Ausbildungsstand des Betroffenen, dem/den Gegnern, der gesamten Situation um uns herum usw. Hauptsache, daß man immer in der Lage ist, den Gegner zu kontrollieren.

Gruß
Andreas

unimog
09-10-2003, 19:09
irgendwie ist es das gleiche prinzip wie im tai chi, da geht man auch von einer natürlichen haltung aus. hat einer von euch systema leuten schon mal tai chi gemacht und kann einer von euch sagen ob sich die systeme in anderen bereichen auch ähneln?

@mr.fister
versteht sich systema nicht auch als eine traditionelle kampfkunst?

viele grüße

DieKlette
09-10-2003, 19:41
Das ist ein interressantes Thema. Ich finde, dass diese Aspekt oft vernachlässigt wird. Eine Deckung im Kontaktsport ist sehr wichtig. Aber laßt ihr den Gegner auf der Straße eine Mehrfachkombination in eure Arme hämmern ? Sicher nicht. Abgesehen davon, dass die Hälfte durchkommen würde. Es ist in der SV viel wichtiger richtig zu Blocken oder den Gegner direkt als erstes zu treffen. Ausserdem kann man ohne Handschuhe längst nicht soviel Körper abdecken wie es mit gehen würde. Viel wichtiger Hingegen ist eine lockere Körperhaltung um schnell und flexibel zu reagieren. Im Notfall kann man immer noch die Arme panisch vors Gesicht reißen und sich vertrimmen lassen ;).

Einen freundlichen Gruß

Julian

Andreas Weitzel
09-10-2003, 21:23
@ unimog:

Wir haben Ähnlichkeiten und Unterschiede zwischen Taichi und Systema bereits besprochen. Schau Dich einfach um. Du wirst den Thread bestimmt finden :)
versteht sich systema nicht auch als eine traditionelle kampfkunst?
Was hat das mit dem Thema zu tun? Was meinst Du denn damit?

Gruß
Andreas

Harrington
10-10-2003, 13:36
Das ist ein interressantes Thema. Ich finde, dass diese Aspekt oft vernachlässigt wird. Eine Deckung im Kontaktsport ist sehr wichtig. Aber laßt ihr den Gegner auf der Straße eine Mehrfachkombination in eure Arme hämmern ? Sicher nicht. Abgesehen davon, dass die Hälfte durchkommen würde. Es ist in der SV viel wichtiger richtig zu Blocken oder den Gegner direkt als erstes zu treffen. Ausserdem kann man ohne Handschuhe längst nicht soviel Körper abdecken wie es mit gehen würde. Viel wichtiger Hingegen ist eine lockere Körperhaltung um schnell und flexibel zu reagieren. Im Notfall kann man immer noch die Arme panisch vors Gesicht reißen und sich vertrimmen lassen ;).

Einen freundlichen Gruß

Julian

Wenn jemand unvorhergesehen angreift,bleibt mir gar nichts anderes übrig,als den ersten Angriff abzuwarten,soll heißen,ich nehme die Arme hoch , gehe in eine Art Boxerdoppeldeckung und versuche aus dieser dann zu kontern.
Wenn diese Deckung richtig aufgebaut ist,wird nicht die Hälfte der Angriffsschläge durchkommen,auf jeden Fall habe ich diese Erfahrung gemacht.

Wie willst du sowas denn blocken?Shoto Uke?Age Uke?Oder was?

Die Arme müssen oben sein(nicht in der Hosentasche :rolleyes: ),soviel steht fest.. Rein Interessehalber Bist du denn irgendwann schon mal in einer SV Situation gewesen?

DieKlette
10-10-2003, 15:09
Wie willst du sowas denn blocken?Shoto Uke?Age Uke?Oder was?

Die Arme müssen oben sein(nicht in der Hosentasche :rolleyes: ),soviel steht fest.. Rein Interessehalber Bist du denn irgendwann schon mal in einer SV Situation gewesen?

Ne, is' klar, ich mache 'nen Age-Uke um dann mit Gyaku-zuki zu kontern ;).

Harrington
13-10-2003, 14:23
Ne, is' klar, ich mache 'nen Age-Uke um dann mit Gyaku-zuki zu kontern ;).


War ja ne Superantwort.... :rolleyes: Du wolltest doch blocken,laut dir ist es doch sehr wichtig...

Andreas Weitzel
13-10-2003, 21:06
@ Zeroboy:
Wenn jemand unvorhergesehen angreift,bleibt mir gar nichts anderes übrig,als den ersten Angriff abzuwarten,soll heißen,ich nehme die Arme hoch , gehe in eine Art Boxerdoppeldeckung und versuche aus dieser dann zu kontern ... Die Arme müssen oben sein (nicht in der Hosentasche),soviel steht fest Wenn der Angriff tatsächlich unvorhergesehen ist, dann können die Hände überall sein, auch in den Hosentaschen. Bei einem unvorhergesehenen Angriff kann schlecht davon ausgehen, daß der Angreifer mir noch Zeit zum "Angriff abwarten, Arme hochnehmen und kontern" gibt. Wenn ich Zeit zum Abwarten habe, dann kann ich den Angriff sehr wohl vorhersehen ;)

Gruß
Andreas

Harrington
15-10-2003, 08:01
@ Zeroboy: Wenn der Angriff tatsächlich unvorhergesehen ist, dann können die Hände überall sein, auch in den Hosentaschen. Bei einem unvorhergesehenen Angriff kann schlecht davon ausgehen, daß der Angreifer mir noch Zeit zum "Angriff abwarten, Arme hochnehmen und kontern" gibt. Wenn ich Zeit zum Abwarten habe, dann kann ich den Angriff sehr wohl vorhersehen ;)

Gruß
Andreas

Unvorhergesehen ist falsch ausgedrückt...Sagen wir es geht ein Wortgefecht voraus,u.U.sehe ich daran,das er eventuell angreifen wird..Bei mir ist es dennoch so,das ich immer versuche die Arme hochzunehmen, Klassische Blocks funktionieren selten bis nie,darum Hände hoch,Kopf einziehen,wie beim Boxen ..

Das Ding mit der Schulter funktioniert bestimmt,aber das muss man üben und ich kann das nicht..Vielleicht wenn ich bei Fidibus was trainieren...

DieKlette
15-10-2003, 11:52
Dann will ich mich mal dazu äußern ;). Ein Block, der rein auf die Abwehr eines Angriffes ausgelegt ist stellt nur die selbe Ausgangssituation wieder her. Wenn ich einen Schlag abwehre so folgt der nächste so das nur ein Zeitgewinn von wenigen Augenblicken entsteht. Somit bringt einem eine solche Form des Blocks keinen Vorteil. Ein gut ausgeführter Block hat allerdings eine andere Funktion. Als natürliche Reaktion machen es viele leider falsch. Man versucht den Arm von sich weg zu drücken, sei es nach unten, oben oder zur Seite. Ein Block muss aber zielgerichtet sein. Sicher muss er den Schlag ablenken aber auch simultan Druck nach vorne ausüben. D.h zum Beispiel diagonal nach vorne Blocken. Wenn ich das richtig mache ( dazu gehört schließlich noch mehr, aber vor allem der richtige Stand und der Wille ) so wird der Angreifer aus dem Gleichgewicht gebracht. Er wird nicht stürzen sondern nur leicht die Balance verlieren. Aber wir alle wissen ohne Gleichgewicht kann man keinen wirklichen Angriff ausführen. Somit liefert der Block die Vorarbeit das Ziel abzuschießen. So gesehen ist ein Block immer ein Angriff oder zumindest die Vorbereitung zu einem. Das ist auch das, was Karate zu einem Teil sicherlich ausmacht. Es ist das fokussieren auf ein Ziel. Wenn ich nur das Ziel habe den Angriff von meinem Körper abzuhalten, dann ist es ein schwacher Block. Ein Block, der das Ziel hat seinen Gegner aus der Balance zu bringen um ihn dann zu treffen ist ein starker Block. Aber sage ganz klar, dass diese Form zu blocken schwer zu lernen ist und ich sie auch nicht beherrsche, da ich vieles noch zu ziellos mache. Aber das Prinzip des Druckaufbauens sollte geläufig sein.

Einen freundlichen Gruss

Julian

martin.schloeter
15-10-2003, 12:08
Hi,
die Ausführungen von DieKletten treffens sehr gut.
Das ganze Prinzip kann man noch weiterführen indem die "Blöcke" so ausgeführt werden, dass sie sich dynamisch in derselben Bewegung in einen Angriffsschlag verwandeln, wenn der gegnerische Angriff dann doch nicht kommt oder vom "Block" aus dem Weg geräumt wurde.
Wird z.B. im Wing Chun und in anderen Kung Fu Stilen so praktiziert.
"Jede Verteidigung ist ein Angriff".

Gruss
Martin

Andreas Weitzel
16-10-2003, 10:39
Hallo,

gute Ansätze :) Ich kann noch zufügen, daß man die Arme des Gegners mit eigenen Schlägen angreifen kann, anstatt sie zu blocken, oder einfach zur Seite ausweichen, Distanz verkürzen und selbst kontern kann. Geht auch sehr gut.

Gruß
Andreas