"Blocks" in chinesischen Kampfkünsten [Archiv] - Kampfkunst-Board

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SQ
25-09-2003, 13:18
Was haltet ihr von Blocks? Gibt es das in chinesischen Kampfkünsten? Wie ist ein Block definiert?

SQ
25-09-2003, 13:20
@xiaoshi:

was du beschreibst, kenne ich auch von unseren stilen, allerdings ist das kein plumpes kraft gegen kraft - denn du sagst ja selber dagegengehen - DAMIT DER ANGRIFF NICHT DIE VOLLE KRAFT ENTWICKELT.

z.B. Schwinger im Ansatz zerstören - dabei leite ich die runde kraft nach schräg vorne/unten ab. oder nicht?

also kein block in diesem sinne....

Xiaoshi
25-09-2003, 13:26
Es hat auch nie jemand behauptet dass es "plump" sein soll. Block kommt, wie Frank geschrieben hat, von blockieren. Es ist völlig egal ob ich eine Kraft umleite oder unterbreche, blockieren muss ich den Arm des Gegners so oder so. Denn wenn ich das nicht tue verpasst er mir eine Folgetechnik. D.h. jede vernünftige Maßnahme im Kungfu beinhaltet einen Block.

Das Problem ist wohl eher dass bei Block jeder an Shotokan oder Taekwondo-ausführung denkt.

Jochen Wolfgramm
25-09-2003, 13:34
Original geschrieben von Shaolin Quan

und dann hab ich genau das gemeint, was ich geschrieben habe. ein block (kommt von blockieren) und das bedeutet mit einer kraft einer anderen kraft entgegen zu wirken. und genau das bedeutet traditionelles kung fu nicht !!!

man benützt (zumindest in den shaolin-stilen) immer eine raumdiagonale kraft in einem sinnvollen winkel zum angriff, um die kraft des angriffs in mind. 1-2 andere richtungen abzulenken.

beispiel: eine gerade faust wird ziehend nach unten abgewehrt, während der verteidiger nach links oder rechts ausweicht.

nur deswegen ist es möglich, auch als körperlich unterlegener mensch sich effektiv zu verteidigen. mit einem block ist das nur sehr schwer möglich. denn block ist kraft gegen kraft...

Hmm,

ich würde mal sagen, dass fast alles von dem NICHT stimmt... natürlich NUR aus meiner Sicht der Dinge!
Denn:

"und das bedeutet mit einer kraft einer anderen kraft entgegen zu wirken. und genau das bedeutet traditionelles kung fu nicht !!!"
Das macht man beim Kämpfen die ganze Zeit über! Ein Angriff ist nichts weiteres als eine Kraft (beschleunigende, aktive) die auf eine andere Kraft trifft (statische, passive): sprich Faust trifft Kopf!

"man benützt (zumindest in den shaolin-stilen) immer eine raumdiagonale kraft in einem sinnvollen winkel zum angriff, um die kraft des angriffs in mind. 1-2 andere richtungen abzulenken."
NOPE. Auch in Shaolin Stilen gibt es den direkten Block mit Arm, Hand und sogar Bein! Durchaus auch in direkt schneidender Linie mit der angreifenden Extremität: Fauststoß kommt, ich BLOCKE mit der offenen Hand den Arm zur Seite und konter mit einem eigenen Fauststoß, kennt wohl jeder...

"beispiel: eine gerade faust wird ziehend nach unten abgewehrt, während der verteidiger nach links oder rechts ausweicht."
Ja, sowas gibt es. Ist aber natürlich kein Argument, warum es dann direkte Blöcke nicht geben sollte ...

"nur deswegen ist es möglich, auch als körperlich unterlegener mensch sich effektiv zu verteidigen. mit einem block ist das nur sehr schwer möglich. denn block ist kraft gegen kraft..."
Wenn Du körperlich unterlegen sein solltest, ist das eine weise Entscheidung nicht direkt dem Angriff zu begegnen. Fällt unter Kampftaktik.
Aber Du kannst auch körperlich überlegen sein: dann ist es wesentlich einfacher einen Angriff direkt zu blocken! Und eigentlich trainiert man ja auch im Kung Fu (gerade in den Shaolin Stilen) Kraft und Schnelligkeit, oder?
Dazu kommt: wenn ich Blöcken durch Krafttraining und Abhärtungstraining nur genug Härte verleihen kann, brauch ich evtl. nicht einmal mehr anzugreifen! Es reicht den Angreifer vehement und konsequent die Angriffslinie zu zerstören. Die Schmerzen reichen oft aus um weitere Angriffe vorzubeugen! Bestes Beispiel Choi Lay Fut Techniken und natürlich auch einiges aus dem Mantis Stil...

Alles in allem ist die Aussage so nicht richtig...

Le Lôi
25-09-2003, 13:38
In vielen südlichen Stilen ist es Kraft gegen Kraft. Nur weil man versucht die innere Kraft einzusetzen, ist es schlussendlich Kaft gegen Kraft. Ob nun geistige, energetische oder brachiale, Kraft bleibt Kraft.

Gruss

Jochen Wolfgramm
25-09-2003, 13:39
Original geschrieben von Shaolin Quan


z.B. Schwinger im Ansatz zerstören - dabei leite ich die runde kraft nach schräg vorne/unten ab. oder nicht?

also kein block in diesem sinne....

gerade Schwinger werden am besten einfach mit einer stabilen Deckung "nur " geblockt. Sie umzuleiten ist viel zu aufwendig und gefährlich, da in der Regel ein weiterer Angriff unterwegs ist!!

SQ
25-09-2003, 13:41
nun ja, mantis, das mag deine sicht der dinge sein. deswegen kannst du nicht sagen, das meine sicht NICHT stimmt.

außerdem stimme ich vielen deiner punkte zu, allerdings ist das was du schreibst nicht kraft gegen kraft.... ...oder schon? dann weiss ich nicht, ob du gegen einen körperlich überlegenen gegner eine chance hast....

wir im shaolin quan kung fu benützen die "block-techniken" als fühler, um zu erspüren wie weit wir ausweichen müssen, um nicht der kraft des gegners ausgeliefert zu sein.... ...das ist meiner meinung nach taktisches kämpfen...

seven-star
25-09-2003, 13:45
Hab wohl irgend ne Diskussion aus nem anderen thread verpaßt- aber lustige Frage! Wie kämpfst du denn, wenn du nicht blockst, Shaolin Quan? Da ich mal davon ausgehe, daß du's trotz provokanter Eingangsfrage "Gibt's das überhaupt" sehr wohl tust, stimme ich Xiaoshi voll und ganz zu: alle denken immer nur an Karateähnliche Blocks Kraft gegen Kraft- aber wie sollten denn die weichen inneren Systeme auskommen ohne Blocks bzw. das Umlenken von Kraft? Und nur weil's weich ist, heißt es doch noch lange nicht, daß man nicht blockt-
außerdem- blocken, Kraft umlenken- ist doch eigentlich egal und Wortklauberei bzw. Deffinitionsprinzipienreiterrei- wichtig ist doch nur , was rauskommt, nämlich das man die Faust des Gegners eben nicht im Gesicht hat, oder? Alter Shaolinspruch: Blocke Hartes mit Weichem und Weiches mit Hartem. ( knöcherne Strukturen des Gegners mit eigenem Weichteilpolster, weiche strukturen wie Muskulatur mit eigenen knöchernen Strukturen. Sehr einfaches Prinzip und äußerst logisch noch dazu.)- ( Oder auch: begegne Kraft mit Weichheit und Weichheit mit Kraft- technisch gesehen.)

Jochen Wolfgramm
25-09-2003, 13:49
Christian,

neben der Ausführung weiter oben, hab ich einfach ein Problem mit Deiner Art und Weise so zu tun, als wenn Du ALLE Shaolin Stile kennst oder gar kannst!!!
Nur weil Du Shaolin Quan machst, heisst das nicht, dass Du die Weisheit über Shaolin Stile mit Löffeln gefressen hast!
Und wenn ich Dich dann über ALLE Shaolin Stile schwaffeln lese, bin ich verärgert!

Oder noch besser: ALLE chin. Kampfkünste! Prima ... als wenn die sich nicht unterscheiden würden wie nix gutes ... ich versteh es nicht ...

SQ
25-09-2003, 13:50
ja, es mag wohl wortglauberei sein, aber ich finde, darin unterscheiden sich die chin. kampfkünste von den anderen. das wir eben keine "blocks" machen, sondern immer mit raumdiagonalen zur kraft des anderen arbeiten.

ich versuche meinen schülern zu erläutern, dass man eine kommende kraft immer in mind. 2 andere raumrichtungen teilt...
...so hab ich es gelernt, und so ist das kung fu eine sehr ästhetisch-weiche, und durchaus effektive kampfkunst...

...und der hohe frauenanteil unserer kurse spricht dafür, dass sich auch schwächere menschen damit verteidigen können, wie ist das bei euch?

SQ
25-09-2003, 13:55
@ mantis:

du musst dich ja nicht angesprochen fühlen, in erster linie spreche ich über das shaolin quan kung fu, was ja die grundidee für viele heute bekannte shaolinstile darstellt.

shaolin quan fa war die wurzel der shaolin stile - was heute shaolin quan kung fu ist, ist die wiedervereinte essenz dieser stile. shaolin stand und steht im ständigen austausch mit kampfkunstmeistern und integriert immer wieder.

wir haben mantis-elemente (qi xing tang lang ,mei hua tang lang,...) wir haben ba ji elemente und vieles mehr... ...und für all diese elemente kann ich sprechen.

stört dich das? dann lass es uns per pn ausdiskutieren. danke.

seven-star
25-09-2003, 13:55
Ich bin ne Frau- und: ich kann mich ganz gut wehren würd ich meinen. Und ich versteh ehrlich gesagt euer aller Problem grad nicht so ganz. Erhitzte Diskussion- Klaus beinahe des boardes verwiesen- Hilfe! Was ist denn mit euch los?

SQ
25-09-2003, 13:59
bbbrrrrrr.......

stop.

die diskussion ist nicht erhitzt, ich habe in meiner funktion als mod nur diese frage aus dem anderen thema herausgenommen und als eigenen thread gepostet.

klaus hatte einen verbalen ausrutscher, deswegen hab ich ihn zurecht verwiesen. es ist nicht normal, in dieser art unter erwachsenen zu diskutieren. ganz einfach.



und ich finde es klasse, dass du als frau kampfkunst betreibst. tang lang ist ein wahnsinnig schöner und effektiver stil - daher bin ich mir auch sicher, dass wir bei all der diskussion fast alle das gleiche meinen, nur das "blocken" anders definieren.... oder?

tigercrane
25-09-2003, 14:01
hi an alle

es gibt so eine schöne geschichte über das "blocken" im hung gar.. das "blocking sutra" :) ob die geschichte wahr ist, das weiss ich nicht, die erklärungen darin sind aber tatsache.. vielleicht erkennt ihr es auch bei euch so.. ;)

stufe 1 - zuerst block dann schlag
stufe 2 - block und schlag zusammen
stufe 3 - beides hat sich vereint und es gibt nur noch den schlag

viele grüsse

seven-star
25-09-2003, 14:04
Ich gestehe: Ich blocke öfter mal- und durchaus auch Kraft gegen kraft- deshalb zähle ich zum wei jia , die nei gia- Leute blocken vermehrt mit Kraft umlenken, so, wie du es beschreibst, shaolin quan. Auch im mantisstil gibt es viele weiche Blöcke ähnlich deinen beschriebenen. Aber dennoch ist es wie das Shaolin quan auf jeden fall auch ein äußerer Stil, der sehr wohl auch harte Blöcke beinhaltet. Mußt du doch besser wissen, als ich, Christian? Du machst es ja schließlich selbst! Und schon ne ganze Weile? :ui:


Nachtrag. Ihr schreibt aber schnell- stellt euch diesen post direkt unter meinem anderen post vor, sozusagen...grins

SQ
25-09-2003, 14:07
nun ja, ich kenne jedenfalls keine "harten" blocks aus dem shaolin quan kung fu... ...aber vielleicht, weil meine lehrer in china alle schon etwas älter waren.... :D :p

tigercrane
25-09-2003, 14:18
hi shaolin quan

***
weil meine lehrer in china alle schon etwas älter waren
***
nun komm bitte nicht mit solchen ausreden.. :D

oder ist das hier ein softer block? http://www.daigaku.de/php/gallerie/bilder/Eroeffnung%20WuDao/010.jpg

viele grüsse

Xiaoshi
25-09-2003, 14:19
Shaolinquan, ist ja schön wenn ihr kein blockieren verwendet. Im Aikido wird man das wohl auch kaum machen, aber da im Bajiquan, Baguazhang, Xingyiquan und in zig anderen Stilen sehr unterbrochen und blockiert wird (oder gezogen, gerissen, geschubst, was immer der Situation entspricht) kann man kaum von einem gemeinsamen Nenner des Kungfu sprechen. Und wie schon mal jemand gesagt hat, blockieren muss nicht unbedingt hart sind. Tigercrane hat es passend formuliert: Im Idealfall erfüllt jede Bewegung den gerade erforderten Zweck. Angriff, Abwehr, umleiten, entwurzeln usw.

Das Argument "ein Schwächerer kann sich verteidigen" ist meines Erachtens erfunden. Ein Schwächerer verliert gegen einen stärkeren, ganz einfach. Man kann Technik und Kraft nicht voneinander trennen, und es gibt keine Zaubermittel durch die man gewinnt. Entweder du hast sinnvoll trainiert oder nicht. Nur weil ein Taiji-meister weder stark noch athletisch AUSSIEHT heisst das nicht dass er Arnold Schwarzenegger körperlich unterlegen ist. Ein 1,60 großer Mensch kann auch mit einer aggressiven Vorgehensweise erfolgreich sein, wenn er die Fähigkeiten, die er hat, voll und ganz einsetzen kann. Ich will dich oder deinen Unterricht hier nicht angreifen (ich kenn weder das eine noch das andere :rolleyes: ), aber das Argument "bei uns können auch Schwache lernen, sich zu verteidigen" ist für mich inhaltsleer. Denn am Anfang eines Trainings sind die meisten "schwach", und die obige Aussage wird von vielen so aufgefasst dass man ohne diszipliniertes Training Fähigkeiten erlangen kann.

SQ
25-09-2003, 14:26
@tigercrane:

ja, das ist ein weicher block - und wenn du es nicht glaubst, kannst ja deinen sigung fragen, der wird dir das bestätigen...

@ xiaoshi:

natürlich gehört ein gewisses kraftpotential dazu - und natürlich kann man mit guter technik viel kraft einsparen - stimme ich dir komplett zu.

trotzdem gibt es systeme, die auch für körperlich unterlegene menschen (nicht schwächer - ich sage bewußt immer körperlich schwächer oder unterlegen) besser geeignet sind, und manche weniger...


ich denke, dass shaolin quan kung fu auch für körperlich schwächere menschen geeignet ist.

seven-star
25-09-2003, 14:28
Hi, hi..
danke.. hatte grad nach was Ähnlichem gesucht...
Alte Chinesen.. alter Schwede!!! Ich sag nur::ui:

Xiaoshi
25-09-2003, 14:39
Was ist körperlich unterlegen? Du meinst Größe? Körpermasse? Da stimme ich dir zu. Aber wenn es ums Kämpfen geht bedeutet überlegene Technik und Taktik auch Stärke. Demnach ist es, wenn ich das mal so sagen darf, Dampfplauderei. Ohne technisches Training muss man sich natürlich auf die oben genannten Faktoren verlassen. Aber auch "brachialere" Systeme mit höherem Verschleiss (z.B. Muay Thai) trainieren auf einen Idealzustand hin, z.B. durch ein rigoroses Abhärtungstraining - und das kann jeder mitmachen. Es geht ja darum, was man durch Training erreichen kann.
Ein Stil, in dem (um dein Beispiel aufzugreifen) Frauen nicht die gleichen Fähigkeiten erreichen können wie Männer müsst einer sein der sich auf Größe und Masse verlässt, weil eben nur hier Einschränkungen bei einer Frau vorliegen... kennst du da einen?

Jochen Wolfgramm
25-09-2003, 14:43
Im Affen Kung Fu, soll es Unterteilungen nach der Konstitution des Lernenden geben...

SQ
25-09-2003, 14:46
nun ja, ich denke mal, all die stile, die geschaffen sind, um sich auf sportlicher ebene zu messen, also in wettkampf mit regeln und gewichtsklassen würde ich dazu zählen, oder meinst nicht?

tigercrane
25-09-2003, 14:49
hi an alle

@shaolin quan

***
ja, das ist ein weicher block - und wenn du es nicht glaubst, kannst ja deinen sigung fragen, der wird dir das bestätigen...
***
da hast du vollkommen recht.. doch nur wenn man weiss, wie er zu benutzen ist.. rein vom bild her ist es kein weicher block.. .. kein anfänger ist in der lage eine solche bewegung weich zu benutzen.. wenn man ihn vorführt sieht er ebenfalls nicht weich aus, da die bewegung in der form (zumindest bei uns) und in der anwendung zwar äusserlich gleich aussieht, jedoch mittels winkel und verschiedenen kräften anders benutzt werden kann

viele grüsse

SQ
25-09-2003, 14:51
warum dann die kritische frage?

tigercrane
25-09-2003, 15:02
hi shaolin quan

hätte nen :hammer: hinstellen sollen.. war als joke gedacht

viele grüsse

Xiaoshi
25-09-2003, 15:52
@Shaolinquan
Klar, je mehr regeln, detso mehr rückt die Physis in den Vordergrund. Also prinzipiell sehe ich das schon auch so, aber die Übergänge sind fließend. Vor allem sehe ich eben den Unterschied nicht darin, ob man nun in die Kraftrichtung des Gegners reingeht oder ob man sie von ihrer ursprünglichen Bahn abbringt. Es geht mehr wie man für welchen gewünschten Zustand übt.

Klaus
25-09-2003, 17:05
Mantis, Tigercrane, Seven-Star, Xiaoshi, danke. Ich glaube ihr habt alles gesagt.

Im Übrigen ist glaube ich die Diskussion mit dem ersten erwähnen des Terminus "weicher Block" erledigt. Ich sprach von "blocken bzw. umleiten um aus der Balance zu bringen". Sowas ist high level. Darunter findet man noch "ich zerdresche dem Angreifer den Arm indem ich in den Schlag schlage". Ob man da blocken sagt oder konterschlagen ist egal, ich habe es so genannt. Und finden tut man es definitiv in "Kung-Fu"-Stilen. Das es die unsäglichen "Blöcke" wie im "Mist unter Adlern" nicht so gibt ist klar, glaube ich. Aber sogar sowas gibt es in ähnlichen Ansätzen, wenn man nämlich den Schlagarm im Schlag mit grosser Griffkraft packt. Das ist ein totaler Block. Experten machen sowas gern weil es gleich die Fronten klärt. Kraft haben Leute die ihr Leben lang trainieren nunmal.

Jadetiger
25-09-2003, 17:57
Mann ist dieser Thread schnell gewachsen!

@Shaolin Quan Die Kraft in zwei Raumdiagonalen teilen.

Ich glaube zu verstehen was du meinst und ich halte es durchaus für sinnvoll (war auch nicht anders zu erwarten von dir).
Ist das nicht bei jedem Block so, dass ich die Kraft der auf mich zukommenden Faust umlenke? Die einzigen Fälle, die ich mir denken kann, in denen das nicht so ist, ist beim passiven Blocken (Deckung oben halten beim Boxen oder Schienbein heben gegen einen Tritt beim Muay Thai).

"Blocks" die auf den Arm des Gegners schlagen um ihm Schmerzen zuzufügen gelten in meiner Schule streng genommen gar nicht als Blocks, sondern als direkte Gegenangriffe.
Sowas gibts im Hung Gar recht oft. Wie ich bereits bei einem Karate Schnuppertraining gemerkt habe, ist das nach einigen Jahren Abhärtung SEHR effektiv. Der Gegner hat dann einfach plötzlich gar keinen Bedarf daran weiter anzugreifen:D

Wie tigercrane so schön geschrieben hat

stufe 1 - zuerst block dann schlag
stufe 2 - block und schlag zusammen
stufe 3 - beides hat sich vereint und es gibt nur noch den schlag
Das kann man vor allem beim Choy Li Fut sehr schön sehen. Da wird mit einer Schwingerbewegung der Arm des Gegners beiseitegewischt und dann direkt durch die Weiterführung der Bewegung das Ziel getroffen.

Blocks in diesem engen Sinn von "direkt frontal gegen den Angriff" gibts also nicht, oder nur sehr selten (ist ja auch ein bischen blöd, oder?).
Blocks im erweiterten Sinn von reinen Abwehraktionen gibts natürlich schon.

Dazu möchte ich zum Schluß noch den Film "Sidekicks" mit Chuck Norris zitieren:

Du wirst bekannt sein als der Knödelmann, der die Fäuste seiner Gegner mit seinem Schädel zertrümmert!
Gruß,
Jadetiger

Silvan
02-10-2003, 04:54
Hi Jadetiger

Ich liebe diese Techniken! Die machen so richtig schön Kleinholz aus den Armen des Gegners!

Ed Parker sagte einmal:
Jeder Schlag ist eine Abwehr und jede Abwehr ist ein Schlag.

hanzaisha
02-10-2003, 08:40
hi,

ich als schüler von shaolin quan kann nur sagen, daß das "blocken" eher als aufnehmen/umleiten/neutralisiseren… erklärt und verstanden wird. das wird einem auch von anfang an so eingetrichtert. winkel, distanz, bewegung… stehen im vordergrund. klar geht`s darum nicht getroffen zu werden, aber im grunde so, daß man die kraft und den schlag des gegeners versucht zu seinem vorteil umzuwandeln und auszunutzen.

im endeffekt wie tigercrane das beschrieben hat:


stufe 1 - zuerst block dann schlag
stufe 2 - block und schlag zusammen
stufe 3 - beides hat sich vereint und es gibt nur noch den schlag


allerdings ist das wort "block" schon quasi verboten (s.o.). ;)

Jadetiger
02-10-2003, 08:59
@Hanzaisha und Shaolin Quan

Was ihr beide als aufnehmen/umleiten/neutralisiseren bezeichnet, heißt bei meinem Sifu schlicht "weicher Block". Das was ihr beide unter Block versteht, nennt mein Sifu "harter Block".
Einen harten Block gibt es sehr wohl. So wie ich das bisher verstanden habe verwendet man ihn hauptsächlich aus zwie Gründen.
1) Um dem Gegner direkt Schmerzen zuzufügen. Dies ist aber eigentlich schon ein Gegenangriff (siehe mein letztes Posting)
2) Um den Rhythmus des Gegenrs zu brechen.
Erklärung: Wenn der Gegner mit einer Schlagserie auf mich zukommt, gehe ich plötzlich "in den Gegner hinein", blocke einmal mit all meiner Kraft, schlage damit seine Arme beiseite und breche so den Rhythmus seiner Schlagkombination. Sobald er aus dem Takt ist, kommt mein Gegenschlag. Das funzt z.B. sehr gut gegen viele WT-Leute (Stichwort Kettenfaustschlag)

Gibts das bei euch nicht?

@Silvan
Eine verwandte Seele! Ich hoffe, du bist auch beim Nikolausseminar dabei!

hanzaisha
02-10-2003, 09:17
@Jadetiger: soweit ich das von meinem ausbildungsstand her beurteilen kann gibt`s bei uns keinen harten block, der nur starr gegen z.b. die schlaghand gehalten wird oder entgegen"geschleudert" wird.

SQ
02-10-2003, 09:28
bei uns wird eigentlich nur "weich" geblockt, allerdings gibt es das von dir angesprochene "hartblocken" im sinne von angriffen auf die führungshand oder ähnliches, aber wie du sagst, ist das ja schon mehr gegenangriff und wird bei uns nicht als abwehr oder block bezeichnet.

Jadetiger
02-10-2003, 09:36
Wenn das so ist, dann ist das wohl eine Stileigenheit deines und Shaolin Quans Kung Fu. Man kann definitiv nicht behaupten, dass sowas dem Prinzip aller Kunf Fu Stile entgegenläuft und daher in keinem Stil existiert. Gerade Hung Gar ist ja als sehr Körperkraftbetonter Stil bekannt und setzt daher den "harten Block" sehr wohl ein.

@Hanzaisha
block, der nur starr gegen z.b. die schlaghand gehalten Da hab ich wohl noch einen dritten Typus von Block vergessen! Also:
1) Weicher Block
2) Harter Block
3) Passiver Block
Erklärung: Aus meinem Posting vom 25.9., erster Absatz:
Ist das nicht bei jedem Block so, dass ich die Kraft der auf mich zukommenden Faust umlenke? Die einzigen Fälle, die ich mir denken kann, in denen das nicht so ist, ist beim passiven Blocken (Deckung oben halten beim Boxen oder Schienbein heben gegen einen Tritt beim Muay Thai).

DanBrug
03-10-2003, 11:52
Im Kung Fu gibt massig verschiedene Blocks, die sich durch unterschiedliche Handtechniken, Fußtechniken und Prizipien auszeichnen.

Zwei große Sparten sind Blocks mit der Hand (Arm) und Blocks mit dem Bein. Die kann man dann wieder in ihre Prinziepen unterteilen. Es gibt sowohl Blocks die darauf setzen der Kraft des Gegners die eigene entgegen zu setzen, bzw. solche die z.B. die schlagende Hand des Gegners in eine andere Bahn lenken (z.B. Prinzip der klebenden Hände).
Das ganze kann man fast ewig weiterführen. Aber jeder der KungFu betreibt, weis das es sich vor allem durch seine Vielseitigkeit auszeichnet.


DanBrug
DanBrugger@aol.com

DanBrug
03-10-2003, 11:54
Ups,

massig Tipp und Rechtschreib Fehler. Sorry,

DanBrug.

Jadetiger
03-10-2003, 16:43
Die Unterteilung der BlockPRINZIPIEN in Arm- und Fußblocks halte ich nicht für sinnvoll. Harte, weiche und passive Blocks kann man sowohl mit Armen als auch mit Beinen machen.
Ich rede hier nicht von Einzeltechniken, sondern von Abwehr-Prinzipien.

Gruß,
Rupert

Nadine
13-10-2003, 21:17
Hallo zusammen,

Nun, ich denke es gibt einfach verschiedene Levels.
Was zu Beginn noch wie ein BLock aussah, wird mit steigendem Level eine Bewegung, die alle 6 Richtungen beinhaltet und den Gegner gleichzeitig schmerzlich trifft, als auch völlig aus dem Gleichgewicht bringt. Ich würde es formulieren, wie es mein Grossmeister tut, er sagt: jeder Block ist auch ein Schlag. Treffend oder?

Gruss Nadine

PAI LEE
14-10-2003, 06:35
Hola Chavales


Was ist den gegen einen richtig gemachten Powerblock auszusetzen?


Nach dem ich vor ca. 25 Jahren, als Wushu Quan und Wing Chun Mann das erste Mal mit Hung Gar in der Schule von Sifu Alan Baklayan in München in berührung kam, wurde ich sofort mit der Wirksamkeit harter Blöcke konfrontiert. Beim üben eines Blockes brach Sifu Baklayan einer seiner besten Schüler den Vorderarm!

Hasta Luego

Pai Lee

SQ
14-10-2003, 08:01
@ Pai Lee:

Daher würden wir sowas als Angriff bezeichnen....

Ach so, und nochmal was: Ich denke nicht, dass eine derartige Aussage gute Werbung für diese Schule ist - ich persönlich würde in keine Schule gehen, wo der Schulleiter mal aus Versehen einem Schüler den Arm bricht...

PAI LEE
14-10-2003, 08:20
Hola Chavales


@Shaolin Quan



Ach so, und nochmal was: Ich denke nicht, dass eine derartige Aussage gute Werbung für diese Schule ist - ich persönlich würde in keine Schule gehen, wo der Schulleiter mal aus Versehen einem Schüler den Arm bricht...


War nur ein kleiner Unfall!

Mich und vielen wie mir hat es dann erst recht überzeugt. Aber eben, ich hab extra vor 25 Jahren geschrieben, damals waren die Leute irgendwie besser drauf "je härter des do besser"!

Heute muss man schon beim Aufwärmen aufpassen das man nichts zu hart macht, um nicht gleich alle Schüler zu verlieren. :mad:

Wenn ich nicht so viel Spass an den KK und meinen kleinen Neffen hätte, würde ich schon lange nicht mehr unterrichten, ist ja nicht zum aushalten wie verweichlicht die meisten Heute sind.

Hasta Luego

Pai Lee

Xiaoshi
14-10-2003, 09:20
Aber eben, ich hab extra vor 25 Jahren geschrieben, damals waren die Leute irgendwie besser drauf "je härter des do besser"!

Mit der Einstellung richtest du dich mit dem Training mancher Stile auch so richtig schön zu grunde, das kann ich dir versichern...

SQ
14-10-2003, 10:42
@ Pai Lee:

Waren die früher härter oder einfach schlechter ausgebildet?

Ich kann mir nicht vorstellen, dass vor 400 - 500 Jahren die Kämpfer und Krieger sich schon im Training gegenseitig verletzt und verkrüppelt haben - immerhin ging es da ums Überleben und man musste fit sein für den realen Kampf.

Wenn Du schon im Training Ausfälle hast - ist doch Schwachsinn.

Und das ist doch das tolle an den traditionellen, ostasiatischen Kampfkünsten: Man hat ein Lehrkonzept, wie man "relativ gefahrlos" Kampf und Selbstverteidigung erlernen kann....


@ Xiaoshi:

Schließe mich vollkommen an.

Nadine
14-10-2003, 12:13
@Pai Lee

Je härter je besser kann nicht langfristig die Devise sein. Oder anders gesagt es muss Gong(hart) und Yau(weich) geben, sonst fehlt ein entscheidender Teil.
Man befasse sich mit der Yin/Yang Theorie, dann ist das sonnenklar."Das Nachgiebige überwindet das Starre""Unstarr geht der Mensch ins Leben, verliert er Leben, wird er Starr""Nichts Nachgiebigeres in der Welt als Wasser, dennoch zwingt es das Härteste" alles von LaoTse. Ach ja, hab vergessen, Du findest Philosophie ja unwichtig. Dann mach weiter mit hart, hart, hart.
Kleiner Einschub: ich hab nichts gegen hart, ich mag so richtig harte Trainings, aber nicht nur, die andere Seite ist ebenso wichtig.

@Shaolin Quan

Ich denke es kann beim Training schon mal blöde Unfälle geben, die niemanden freuen, denn mit dem "lebenden Power" ist schnell was passiert, obschon die Devise "aufpassen" heisst, aber dafür haben wir in unserem Stil ja die gute Dit Da Medizin, um alles wieder richtig zu heilen. (ein Bruch dauert nur 3 Wochen, dann ist alles wieder heil) Deshalb war es so (oder ist in gewissen Stilen heute noch so), dass ein Kung Fu Schüler Medizin lernen muss, wenn er Meister werden will.

Grüsse Nadine

scientist
14-10-2003, 12:29
du musst dabei auch zugeben, dass herr baklayan damals noch am anfang seiner lehrer laufbahn stand und gerade mal mitte zwanzig war. da kann schon mal passieren, dass man seine kraft falsch einschätzt.

gruß

PAI LEE
14-10-2003, 15:22
Hola Chavales


@scientist

genau sehr richtig!


@Nadine


Ach ja, hab vergessen, Du findest Philosophie ja unwichtig. Dann mach weiter mit hart, hart, hart.


Philosophie ist schon wichtig, nur sollte halt mehr hart trainiert und gekämpft werden als weich philosophiert! :D

Wenn ich mal eine harte Philosophie kennen würde, wär ich dann vielleicht auch philosophischer. ;)


@Shaolin Quan


Wenn Du schon im Training Ausfälle hast - ist doch Schwachsinn.


Die meisten Jungenleute sind schon für sich ein Ausfall, es wird immer schwerer Schüler mit der nötigen Grundeinstellung zu finden. Deshalb glaube ich dass das Kung Fu in Europa praktisch nur noch aus mystischem Zeug's bestehen wird und die harte Arbeit soll jemand anders machen!

Hasta Luego

Pai Lee

Xiaoshi
14-10-2003, 15:57
Wie Klaus schon mal sehr richtig gesagt hat bedeutet Kungfu nicht harte Arbeit im Sinne von sich auspowern sondern eine Fertigkeit die durch lange Hingabe erlangt wird. Ein guter Musiker oder Handwerker hat auch Kungfu, aber das "harte" daran sind die Rückschläge und der Zeitaufwand des Lernprozesses (sprich die Anforderung an die Geduld des Übenden).

SQ
14-10-2003, 15:57
@ pai lee:

wenn du es so siehst - muss ich leider zustimmen. wer will schon gerne lange und ausdauernd trainieren,...

SQ
14-10-2003, 16:02
@Xiaoshi:

schön erklärt. in meiner kung fu familie sagt man auch kung fu bedeutet nicht nur harte arbeit, sondern vielmehr "etwas mit dem ganzen herzen tun"... ...denn wenn das herz erfüllt ist mit etwas (wie verliebt sein), dann denkt, redet und tut man nix anderes...

seven-star
14-10-2003, 18:52
@Xiaoshi:

schön erklärt. in meiner kung fu familie sagt man auch kung fu bedeutet nicht nur harte arbeit, sondern vielmehr "etwas mit dem ganzen herzen tun"... ...denn wenn das herz erfüllt ist mit etwas (wie verliebt sein), dann denkt, redet und tut man nix anderes...
Ja, das auch- und trotzdem ist es manchmal auch "bitter essen"- wie Pan Cheng Fu es in Eisen und Seide so treffend formuliert...sich durch das Harte stumpf durcharbeiten quasi- dann kommen auch die schönen Seiten wieder zu Tage..

;)

Klaus
14-10-2003, 19:16
Ich glaube in Eisen und Seide wird auch wo erwähnt, daß Pan Qin Fu mit knapp 50 fast den Löffel abgegeben hat. Soviel bitter sollte man auch nicht essen.

Es gibt ein bestimmtes Maß an Abhärtung daß man durch Training mit sich selbst oder mit Partnern erreicht, ohne auf allzu harte Flächen zu schlagen. Man kann sich auch selbst mit der Faust oder dem Ellbogen moderat schlagen, da bewirkt das in Maßen auch eine Fertigkeit. Mit einem Holzknüppel würde ich es lassen. Und was auch viele nicht mehr wissen und nie gewusst haben, ist daß das in einem Intervalltraining aufgebaut wird. Also bestimmte Übungen nicht länger als ein halbes Jahr oder eine andere Spanne machen, und dann aufhören. In manchen Dingen geht es nur darum daß man körperlich lernt daß es gewisse Dinge gibt, und sich der Körper auf die Last einstellt. Es sind ab einer gewissen Stufe dann nur noch "Auffrischungen" nötig, der Körper hält die Fertigkeiten für lange Zeit. Sprich, ich konnte mir jahrelang auch ohne das Training in die Seiten reinplästern ohne es zu merken, aber wenn ich das heute tue tut es weh. Der Kontakt den man mit normalem Sparring hat reicht völlig aus diese Fertigkeiten zu behalten.

seven-star
14-10-2003, 19:22
[QUOTE=Klaus]Ich glaube in Eisen und Seide wird auch wo erwähnt, daß Pan Qin Fu mit knapp 50 fast den Löffel abgegeben hat. Soviel bitter sollte man auch nicht essen.
Wie du weißt, bin ich absolut kein Freund von extremer Abhärtung und darauf bezog sich meine Antwort auch nicht. Ich wollte damirt nur sagen, daß es sich nicht immer wie verliebtsein anfühlt, aber das es sich trotzdem lohnt, Durststrecken zu überstehen- weil die Kunst es wert ist, sein Herz daran zu hängen. In einer alten Ehe gab es bestimmt nicht immer nur gute Zeiten, auch wenn es aktuell vielleicht gerade so erscheint..