Vollständige Version anzeigen : Koryû, Jûjutsu, Gendai und Co: vermeidbare Irrtümer
Liebe Foruminaner,
ein leider etwas ausgeartetes Thema hat mich dazu veranlasst,
hier einmal ein Thema zu eröffnen, in welchem es darum gehen soll,
in möglichst kurz gehaltener Form Wissen zum Bushidô und anderen
Dingen zu sammeln, zu denen man auf diversen Internetseiten
nach wie vor immer wieder grobe Schnitzer entdeckt
- selbst bei Leuten, die es besser wissen
sollten, es aber nicht unbedingt tun.
Nun ist ja nicht jeder KK-Schüler/lehrer auch immer gleich an jap. Geschichte interessiert und erzwingen
kann man dieses Interesse sicherlich nicht. Um auch diese Personen anzusprechen, suche ich eben
nicht nach seitenlangen Erklärungen zu den Themen, sondern einen Überblick, der die Themen
in einer recht kurzen Form so erschließen lässt, dass man z.B. auf eine spontane Frage
jederzeit kurz aber auch richtig antworten könnte. Gerne kann dabei auch
der vermutete (weit)verbreitete Irrtum dem gegenübergestellt werden
Huangshan8
04-07-2010, 04:03
Hi
Ein Irrtum den ich oft gelesen habe, in einigen Publikationen,Seiten usw. ist, dass Chen Yuan-Yun (Chin Gempin or Chen Yuan-Pin; 1587-1674) das Koryu Ju Jutsu stark beeinflusst hat und das er Qin Na(Chin Na) Methoden einigen Samurai beigebracht hat.
Seine Lehre, die aus dem Shaolin Kloster stammt, soll das japanische Ju Jutsu reformiert haben.
Tatsache ist das viele Koryu Ryu-Ha viel aelter sind und in ihrem Curriculum Hebel, Kyusho usw. beinhalten.
FireFlea
04-07-2010, 06:37
Verallgemeinerung und Überbetonung von "Zen" und "Bushido" und Ungleichgewicht zwischen Kampf und geistig-/philosophisch-/moralischen- Werten bei den Gendai Kampfkünsten (KK XY ist vor allem zur Entwicklung des Charalters da, wir wollen gar nicht kämpfen etc.).
Danke Wilf, guter Thread.
Ich möchte gerne folgendes beitragen:
Ein grosses (wenn nicht das grösste) Problem ist, dass sich viele nicht gerne mit Unsicherheiten abgeben wollen. Sobald man aber auf Geschichte zu sprechen kommt (natürlich nicht nur bezogen auf Japan), ist es ganz einfach häufig unvermeidbar sich mit vielen Grautönen und "sowohl-als-auch" zufrieden geben zu müssen.
Das romantische Bild der Samurai, des "alten" Japan, der Geisha, den Kampfkünsten, den tollen Schwertern, usw. steht wohl den meisten Praktizierenden im Weg zur besseren Erkenntnis. Und dann kommen einige und wollen einem weissmachen, dass es SO gar nie war :ups: ......
Klar, dass sich die meisten darauf nicht einlassen wollen (können).
Vielleicht sollte man auch darauf eingehen, daß viele der Koryû nicht schon "1000 Jahre alt" sind.
;)
Vielleicht wäre es auch gut, wenn man den "chinesischen Einfluß" auf die japanischen KK etwas ... sagen wir: differenzierter darstellen könnte.
:)
Und ja - bei vielen Dingen werden wir wohl über "... höchstwahrscheinlich könnte es so gewesen sein, daß ..." nicht hinauskommen.
Macht aber nix, denke ich.
FG
Rambat
Vielleicht sollte man auch darauf eingehen, daß viele der Koryû nicht schon "1000 Jahre alt" sind.
;)
Vielleicht wäre es auch gut, wenn man den "chinesischen Einfluß" auf die japanischen KK etwas ... sagen wir: differenzierter darstellen könnte.
:)
Und ja - bei vielen Dingen werden wir wohl über "... höchstwahrscheinlich könnte es so gewesen sein, daß ..." nicht hinauskommen.
Macht aber nix, denke ich.
FG
Rambat
Stimmt!! In etwa so wollte ich es sagen... aber als Schweizer bin ich des Deutschen noch nicht so mächtig, um solch kurze, prägnante Statements zu machen... :D
Ich denke auch, daß es ganz gut wäre, hier nochmal darauf zu verweisen, daß die japanischen Koryû Bugei in der Regel KEINE "Einheit mit dem Zen" bildeten.
Dazu wäre es vielleicht hilfreich, ein wenig auf's Shingon einzugehen ...
Ich würde es auch begrüßen, wenn die Vorstellung, daß in der Edo-Periode die "Bujutsu"-KK sich "umformten" zu den "philosophischen" KK des "Dô" ein wenig ... geradegerückt würde.
Vielleicht wäre es gut, ein wenig fundierter auszuführen, daß in den japanischen KK der Vor-Meiji-Zeit kaum oder gar nicht unterschieden wurde zwischen "Jutsu" und Dô" ... (sollte ich da etwas falsch verstanden haben, bitte ich um Korrektur).
FG
Rambat
Ich bin mir sicher, dass wir in Kürze alle "Berichtigungen" auf Wilfs neuer Seite lesen werden, oder?
Ansonsten würde ich mich rambat's Punkten anschliessen, da ich diese Themen in der Tat auch sehr interessant finde.
Dragodan
06-07-2010, 10:00
Ich denke auch, daß es ganz gut wäre, hier nochmal darauf zu verweisen, daß die japanischen Koryû Bugei in der Regel KEINE "Einheit mit dem Zen" bildeten.
Obwohl es auch hier andere Beispiele gibt: siehe Mugai ryu oder Itto Shoden Muto ryu (Yamaoka Tesshu). Obwohl letztere eher ins Gendai-Budo fließen würde.
Zwei Dinge, die mir spontan einfallen:
- Der Name "aikido" stammt nicht von Ueshiba Morihei, sondern wurde von ihm lediglich - zunächst wohl sogar eher widerwillig - akzeptiert.
- Spiritueller Hintergrund des aikido ist nicht zen. Sondern Oomoto kyo, eine moderne Form des Shintoismus. Und Shingon Buddhismus (Mikkyo)
FireFlea
06-07-2010, 12:02
Obwohl es auch hier andere Beispiele gibt: siehe Mugai ryu oder Itto Shoden Muto ryu (Yamaoka Tesshu). Obwohl letztere eher ins Gendai-Budo fließen würde.
Es gibt denke ich sogar noch mehr aber ich glaube es geht eher darum, die hierzulande übliche Verallgemeinerung (alle jap. KK = Zen) anzusprechen.
Danke Wilf, guter Thread.Gern geschehen, vielleicht kommt ja noch einiges zusammen, wäre schön.
Zunächst einmal denke an diejenigen, die sich schon beteiligt haben. :)
Ich bin mir sicher, dass wir in Kürze alle "Berichtigungen"
auf Wilfs neuer Seite lesen werden, oder?Hmmm eigentlich eine gute Idee, ...vor dem Einstellen längerer Texte
zu einzelnen Themen/Fragen, wie es die neue Seite mit sich bringt,
einmal eine Kurzauflistung der ganz groben Schnitzer zu erstellen.
Eigentllich war das hier nicht so sehr für mich gedacht
aber zumindest eine Kurzauflistung hätte schon etwas.
Naja, vielleicht entdecke ich aber auch für mich selbst
hier noch zwei, drei Dinge, die mir völlig unbekannt sind
oder zu denen ich zumindest nur sehr wenig sagen kann.
Das bringt mich auch schon direkt zur ersten Nachfrage:
Ein Irrtum den ich oft gelesen habe, in einigen Publikationen,
Seiten usw. ist, dass Chen Yuan-Yun (Chin Gempin or Chen Yuan-Pin;
1587-1674) das Koryu Ju Jutsu stark beeinflusst hat und das er
Qin Na(Chin Na) Methoden einigen Samurai beigebracht hat.Ich meine, das zumindest andeutungsweise vor ewig langer Zeit
mal im Netz gelesen zu haben (lese aber soviel.....wer weiß....).
Könntest Du evtl. Buchtitel nennen oder zumindest in etwa die
Richtung, aus der diese Aussagen kommen ? Ich vermute da
aufgrund Deines Benutzernamens u.U. eher chin. Quellen.
Es gibt denke ich sogar noch mehr aber ich glaube es geht eher darum,
die hierzulande übliche Verallgemeinerung (alle jap. KK = Zen) anzusprechen. Ja, viel mehr kann es - zumindest m.A.n. nicht sein,
weil man dann gleich schon wieder viele seitenlange Texte
schreiben müsste über das ganz genaue Warum, Wieso, Weshalb.
Bei einer Kurzauflistung, auf die Bokken mich da indirekt brachte,
denke ich, man könnte am Anfang erwähnen, dass die Listung
stark verallgemeinern muss und in Texten zu den einzelnen
Punkten könnte man dann "ganze Romane" schreiben. :)
Zu Gempin:
Ich meine, das zumindest andeutungsweise vor ewig langer Zeit
mal im Netz gelesen zu haben (lese aber soviel.....wer weiß....).
Könntest Du evtl. Buchtitel nennen oder zumindest in etwa die
Richtung, aus der diese Aussagen kommen ? Ich vermute da
aufgrund Deines Benutzernamens u.U. eher chin. Quellen.
Die älteste deutschsprachige Quelle dieser Aussage dürfte von E. Bälz stammen und zwar im Vorwort zur deutschen Version von Irving Hancocks "Kano Jiu Jitsu" (ca. 1906). In diesem Vorwort korrigiert Bälz die Aussage der englischen Version (The complete Kano-Jiu-Jitsu), das Jiu-Jitsu sei 2.600 Jahre alt. Dies sei (wörtlich!) "ein Märchen" und Jiu-Jitsu sei in Wahrheit wie vieles in Japan chinesischen Ursprungs. Danach folgt die Aussage, dass es der Nationalstolz der Japaner neuerdings nicht zulasse, den chinesischen Ursprung zuzugeben, obwohl das "früher" unbestritten gewesen sei.
Bereits 1889 erläuterte Kano in einem Vortrag, dass seiner Auffassung nach Jûjutsu nicht chinesichen, sondern japanischen Ursprungs sei. Die Debatte ist also schon etwas älter;)
Dennoch spielt Gempin eine Rolle für die Entstehung von Kitô-ryû. Die Art und Weise ist mir aber nicht wirklich klar.
Ich habe die Texte gerade nicht zur Hand bin aber ziemlich sicher, keinen Fehler eingebaut zu haben.
Akeru, du bist mir zuvorgekommen ...
:)
Zu Gempin findet sich, soweit ich das überblicken kann, in der nicht-japanischsprachigen Literatur kaum etwas, das NICHT aus den von dir genannten Quellen abgeschrieben worden wäre ...
Es ist halt schade, daß wir zu den Ursprüngen vieler Koryû nur jene Legenden finden, die - wenn überhaupt - nur sehr verzerrt das tatsächliche Geschehen wiedergeben werden ...
FG
Rambat
heavenlybody
07-07-2010, 13:11
ja, da wäre noch die sache mit dem katana und dem unterschied zwischen "gefaltet" und "lagen". ab und an höre ich immer noch "mein katana wurde über 8000 mal gefaltet".
Daemonday
07-07-2010, 13:34
8.000 mal gefalltet?^^ boar das sind ja billionen lagen oder so^^ muss nen echt tolles Schwert sein und das warscheinlich für rund 300 Euro stimmts?
Lg
Micha
ja, da wäre noch die sache mit dem katana und dem unterschied zwischen "gefaltet" und "lagen". ab und an höre ich immer noch "mein katana wurde über 8000 mal gefaltet".
Weil es gerade passt und ich es auf dem Schreibtisch liegen habe. Mehr über japanische Schwerter gibt´s hier:
English Information Sword Museum (http://touken.or.jp/english/index.html)
(Ist die englische Seite des Schwertermuseums in Tokyo)
Ich glaube ich habs schon mal vor längerer Zeit gepostet:
NBTHK (http://www.nbthk.net/NBTHK/NBTHK.html) (auf Deutsch!) ;)
Absolute Pflichtlektüre von M. Hagenbusch Japanische Schwerter (http://www.nbthk.net/NBTHK/Japanische_Schwerter.html)
Wer das gelesen hat und immer noch nicht versteht, dass es für das Verständnis japanischer Kunstschwerter ganz einfach eines intensiven Kunststudiums bedarf, dem kann nicht mehr weitergeholfen werden. PUNKT.
Hier verhält es sich genau so, wie bei den anderen Teilbereichen: Es gibt hervorragende, kompakte Infos (wie hier sogar auf Deutsch). Und trotzdem geistert noch immer der grösste Schwachsinn umher.
Mir persönlich absolut unverständlich. Ich führe es zurück auf absolute Beratungsresistenz.
pmhausen
07-07-2010, 15:44
8.000 mal gefalltet?^^ boar das sind ja billionen lagen oder so^^ muss nen echt tolles Schwert sein und das warscheinlich für rund 300 Euro stimmts?
Wenn man 10 hoch 2400 eine Billion nennt ... :D
Patrick
Bin gerade wieder mal über was gestolpert betr. den hehren Tugenden des "Bushido"...
Die Treuepflicht... gäääähhhnnnn....
Und das nur, weil rund hundert Jahre nach Sekigahara einige Samurai (genaugenommen 47 ;) ) diese Pflicht wohl etwas zu ernst nahmen.
Wenn man sich aber mal mit den Zuständen ab der späten Heian-Zeit befasst (explizit Nanbokucho und Sengoku-jidai), wird man feststellen, dass Verrat und Seitenwechsel das abolut übliche, überlebensnotwendige Vorgehen waren. Also so, wie überall auf der Welt...
Also kann man das auch abhaken.
Und div. Homepages können das auch von ihrer Seite "Bushido" streichen... ausser der Hinweis ist für heutige Schüler gedacht, dem Verein (oder Sensei) auch immer schön die Stange zu halten, denn so habens ja die ollen Samurai auch gemacht... ;)
ja, ja ich weiss... ist schon spät und ich geh jetzt ins Bett.
Hallo Ryoma,
volle Zustimmung!
In etwa dies hatte ich ja hier in dem seeeeehr ausufernden Thread zum Bushidô in ähnlicher Weise geschrieben.
Aber für alle, die immer noch daran glauben, daß "der Bushidô" etwas anderes als eine Erfindung Inazo Nitobes ist, beruhend auf den Verklärungen des Hagakure (geschrieben von einem Mann, der nie in einem echten Kampf, geschweige denn in einem Krieg das Schwert geführt hat) ... WIESO sollen sich nun ausgerechnet die Bushi (Samurai war nur ein RANG innerhalb der Kriegerkaste!) anders verhalten haben als die Landsknechte Europas im 30jährigen Krieg???
Der Bushidô hat als verbindlicher Verhaltenskodex für "die Samurai" des feudalen Japan NIE existiert.
Wie hätte man so einen Kodex auch durchsetzen wollen ...?
Noch dazu in der Sengoku-Jidai-Zeit??
300 Jahre Bürgerkrieg ...
Klar, die beste Zeit, um sich edel und loyal zu verhalten ...
Im Gegensatz zu dem herbeiphantasierten "Bushidô" des feudalen Japan existierte in Europa tatsächlich ein Moral- und Verhaltenskodex: die "10 Gebote" des Christentums.
Und nun soll mir mal bitte jemand erzählen, wie sich die Landsknechte bspw. in den Bauernkriegen des beginnenden 16. Jahrhunderts GENAU DARAN gehalten haben ... oder, was das angeht, die aufständischen Bauern selber ... ich sag nur: Florian Geyers schwarze Schar ...
Schön wäre auch, wenn mir jemand erklären könnte, wieso sich bspw.im 30jährigen Krieg kein Landsknecht an diese Gebote hielt - waren doch angeblich alles Christen und kämpften für die "richtige" Auslegung des schon in sich albernen christlichen Glaubens ...
Da das alles bestens belegt ist ... nun meine Frage: WIESO hätten sich nun ausgerechnet japanische Landsknechte und Söldner - denn etwas anderes, "Besseres" waren sie NICHT! - an einen nichtexistenten, "ungeschriebenen" Verhaltens- und Moralkodex halten sollen?
:rolleyes:
Ich denke, daß es so langsam Zeit wird, daß denkende Menschen aus ihren Knabenmorgenblütenträumen von "edlen Samurai" erwachen und sich mal nüchtern mit historischen Fakten befassen.
Dann würde vielleicht auch endlich ein Großteil des salbadernden, esoterisch angehauchten, romantisierenden Mümpels verschwinden, der so viele Internetseiten verunziert und der uns in albernen, schlecht recherchierten Büchern wieder und wieder begegnet.
Ich kann den ganzen Quark nämlich so langsam nicht mehr ertragen ...
:mad:
FG
Rambat
DeepPurple
13-08-2010, 07:29
Bushido war wie die 10 Gebote halt ein Ideal. Schön wenn man eines hat, als Ziel und Rechtfertigung seines Tuns.
Und aus der Gegenwart kann man sie schön hernehmen, um die Vergangenheit zu verklären.
Ich denke, daß es so langsam Zeit wird, daß denkende Menschen aus ihren Knabenmorgenblütenträumen von "edlen Samurai" erwachen und sich mal nüchtern mit historischen Fakten befassen.
Dann würde vielleicht auch endlich ein Großteil des salbadernden, esoterisch angehauchten, romantisierenden Mümpels verschwinden, der so viele Internetseiten verunziert und der uns in albernen, schlecht recherchierten Büchern wieder und wieder begegnet.
Schön wärs. Aber historische Fakten bieten triste Realität, die ist nicht so **** wie Ideale. Siehe den "edlen Wilden".
Bushido war wie die 10 Gebote halt ein Ideal
Werden nicht Ideale immer dann besonders hoch geschätzt, wenn die Wirklichkeit besonders beklagenswert ist?
Wird nicht auch in der heutigen Zeit der "Werteerziehung" besondere Bedeutung beigemessen, weil ein "Werteverfall" lauthals beklagt wird?
Man darf halt nur nicht den Fehler machen, aus dem Ruf nach Idealen auf deren selbstverständliche Einhaltung zu schließen. Denn das würde verkürzt bedeuten, aus einer tristen Wirklichkeit entstandenes Wunschdenken zur einer idealen Wirklichkeit umzumünzen.
Es spricht aber doch nichts dagegen, den Idealen weiter anzuhängen, wenn man sie denn für sich persönlich als wertvoll betrachtet. Und es spricht auch nichts dagegen, die Historizität der Ideale zu benennen.
Werden nicht Ideale immer dann besonders hoch geschätzt, wenn die Wirklichkeit besonders beklagenswert ist?
Wird nicht auch in der heutigen Zeit der "Werteerziehung" besondere Bedeutung beigemessen, weil ein "Werteverfall" lauthals beklagt wird?
Man darf halt nur nicht den Fehler machen, aus dem Ruf nach Idealen auf deren selbstverständliche Einhaltung zu schließen. Denn das würde verkürzt bedeuten, aus einer tristen Wirklichkeit entstandenes Wunschdenken zur einer idealen Wirklichkeit umzumünzen.
Es spricht aber doch nichts dagegen, den Idealen weiter anzuhängen, wenn man sie denn für sich persönlich als wertvoll betrachtet. Und es spricht auch nichts dagegen, die Historizität der Ideale zu benennen.
Ja, das mit den Idealen und der Wirklichkeit ist schon so.
Aber wie bereits von rambat dargestellt: Die "10 Gebote" sind ausformuliert und besitzen zweifelsohne die entsprechende Historizität (wie immer man nun persönlich dazu stehen mag...).
Aber beim "Bushido" und seinen Idealen ist eben der grosse Knackpunkt die Historizität!
Aber beim "Bushido" und seinen Idealen ist eben der grosse Knackpunkt die Historizität!
Zweifellos - deswegen habe ich ja bewusst allgemein geschrieben und mich nicht auf Bushido bezogen. Ich hoffe, dass das niemand falsch verstanden hat.
Der Bushidô hat als verbindlicher Verhaltenskodex für "die Samurai" des feudalen Japan NIE existiert.
Wie hätte man so einen Kodex auch durchsetzen wollen ...?
Noch dazu in der Sengoku-Jidai-Zeit??
300 Jahre Bürgerkrieg ...
Klar, die beste Zeit, um sich edel und loyal zu verhalten ...
Ähnlich wie Takeda Shingen lehnte auch Kenshin den Gebrauch europäischer Feuerwaffen ab – sie würden dem Bushidō, dem „Weg des Kriegers“, zuwiderlaufen. Dennoch benutzten beide Feuerwaffen vereinzelt in ihren Schlachten.
Uesugi Kenshin ? Wikipedia (http://de.wikipedia.org/wiki/Uesugi_Kenshin)
http://forum.meinskype.de/images/smiles/emoticon-0136-giggle.gif
Da das alles bestens belegt ist ... nun meine Frage: WIESO hätten sich nun ausgerechnet japanische Landsknechte und Söldner - denn etwas anderes, "Besseres" waren sie NICHT! - an einen nichtexistenten, "ungeschriebenen" Verhaltens- und Moralkodex halten sollen?
ich habe irgendwo gelesen, dass in der edo-zeit der shogun die samurai in der friedenszeit beschäftigen wollte, damit diese aus langerweile nicht auf dumme gedanken kommen.
so entstanden die teezeremonie, die besondere stellung des schwertes für den samurai und dessen glorifizierung und so weiter.
ist da was wahres dran?
Es gibt hier im Unterforum ja schon länger einen extra, hochausführlichen Bushidô-Thread.
Vielleicht könnte man den Bushidô dort ausführlich besprechen, hier sollte es ja
nur um möglichst kurz und knapp gehaltene Erklärungen gehen. ;)
FireFlea
13-08-2010, 16:27
[
ich habe irgendwo gelesen, dass in der edo-zeit der shogun die samurai in der friedenszeit beschäftigen wollte, damit diese aus langerweile nicht auf dumme gedanken kommen.
so entstanden die teezeremonie, die besondere stellung des schwertes für den samurai und dessen glorifizierung und so weiter.
ist da was wahres dran?
Die Teezeremonie ist schon deutlich älter und auch die Bedeutung des Schwertes als Standessymbol des Kriegerstandes müsste älter sein.
Daemonday
13-08-2010, 17:23
die Bedeutung des Schwertes als Standessymbol des Kriegerstandes
Also das gab es auch schon 300 n.Chr. Nur waren schon damals Schwerter nicht die Hauptwaffe der Krieger.
Nen Speer oder nen langbogen sind aber immer so unpraktisch wenn man nach der Schlacht noch in den Pup will oder so.
Deswegen eignen sie sich nicht so als Standessymbol.
lg
Micha
Also das gab es auch schon 300 n.Chr. Nur waren schon damals Schwerter nicht die Hauptwaffe der Krieger.
Nen Speer oder nen langbogen sind aber immer so unpraktisch wenn man nach der Schlacht noch in den Pup will oder so.
Deswegen eignen sie sich nicht so als Standessymbol.
Ich denke mal ein Schwert ist vor allen Dingen auch deshalb ein Symbol für Krieger, weil es die erste reine Kriegswaffe darstellt. Bogen und Speer sind erstmal Jagdwaffen und dann erst Kriegswaffen.
Ein Schwert lässt sich für nichts weiter verwenden als den Kampf gegen andere Menschen und ist zudem auch noch recht teuer.
Daemonday
13-08-2010, 20:58
Hmm Nen Schert ist auch nur ein Messer^^
Aber joa könnte sein^^
Hat jemand dazu evtl. ne genauere Info? schließlich gab es Schwertkulte in vielen kulturen.
lg
Micha
Nein ein Schwert ist eben kein Messer. Jedenfalls nicht in dem Sinne, daß man es im Alltag gebrauchen kann.
Daemonday
17-08-2010, 13:07
achne^^
Das war ja auch Ironie.
Davon abgesehen kann ich mir auch mit meinem Katana Nutela aufs Brot schmieren, nur ob das Sinn macht ist ne andere.
Lg
Micha
Susa1986
17-08-2010, 23:39
Davon abgesehen kann ich mir auch mit meinem Katana Nutela aufs Brot schmieren.
Lg
Micha
du ölst die klinge mit olivenöl ein, nehme ich an ?:biglaugh::baeehh::sport146:
Daemonday
18-08-2010, 00:28
ne nähmaschinenöl.
Olivenöl nem ich für meinen Bo.
lg
Micha
Susa1986
18-08-2010, 08:50
Davon abgesehen kann ich mir auch mit meinem Katana Nutela aufs Brot schmieren.
nähmaschinenöl.
ihhhh nutelabrot mit nähmaschinenöl geschmack:wuerg:
ihhhh nutelabrot mit nähmaschinenöl geschmack:wuerg:
Ich halte es da mit Dieter Nuhr.
heavenlybody
20-08-2010, 19:22
Olivenöl nem ich für meinen Bo.
:ups: speiseöl auf tolles holz???
Daemonday
20-08-2010, 19:52
Jup Olivenöl hat sehrgute Holzpflegeeigenschaften.
Eigentlich würde auch leinenöl gehen, aber das färbt das Holz dan nicht so schön rot.^^
lg
Micha
heavenlybody
20-08-2010, 22:11
der holzwaffenhändler meines vertrauens schrieb mir mal, dass ich ein hartöl wie lein-, tung- oder orangenöl, aber kein salatöl, was ja olivenöl wäre, nehmen solle.
ich glaube damit gehen wir wieder off topic - ich stell's mal in http://www.kampfkunst-board.info/forum/f12/nebenfragen-begleitthread-117715/ ein, genau hier (http://www.kampfkunst-board.info/forum/f12/nebenfragen-begleitthread-117715/#post2297063).
Hallo,
was mich mal interessieren würde ist die nähere geschichtliche Beziehung zwischen Zen und Kampfkunst. Es gibt ja einiges an Literatur zu dem Thema. Mir ist zumindest eine Quelle bekannt aus älterer Zeit, der Text des Takuan über die Verbindung Schwertkampf und Zen. Der Geisteszustand, der innerhalb der Meditation erfahren wird, entspricht ja laut dem Text, dem nicht anhaftenden Geist während des Kampfes.
Für mich bleibt die Kombination Zen und Kampfkunst (auch aufgrund eigener Meditationserfahrungen) sinnvoll. Allerdings verstehe ich auch die Kämpfer, die sich von Meditierenden (darunter gibt's ja auch jede Menge Eso-Freaks, die völlig realitätsfremd sind) distanzieren.
Meine Erfahrungen mit Zazen haben definitiv mein Gefühl für das Zentrum, meine Atmung, meine Konzentrationsfähigkeit und das Freiwerden von Gedanken verbessert. Alles Eigenschaften, die in einem Kampf von großem Nutzen sind.
Könnte jemand, der sich in japanischer Geschichte besser auskennt als ich, da vielleicht etwas zu sagen?
Grüße
FireFlea
21-08-2010, 11:04
Für eine vernünftig Antwort müsste man länger ausholen - mal in Kurzform: Sicher kann Zen und KK eine sinnhafte Kombination sein und es ist auch nichts dagegen einzuwenden. Weiterhin sind durchaus einige Meister und Schulen vom Zen beeinflusst. Das Problem ist, dass heutzutage eine Pauschalisierung in der Art stattfindet, dass alle japanischen KK Zen sind und alle Samurai den Zenweg verfolgten etc.
FireFlea hats schon gut zusammengefasst.
Ja, der Zustand im Zazen mag tatsächlich dem erwünschten Zustand während eines Kampfes gleichen. Und daraus haben dann wohl im Laufe der Zeit Leute, die sich weder gut in jap. KK-Geschichte noch jap. Religionsgeschichte auskannten, eine GLEICHSETZUNG gemacht. Und das ist falsch.
Zen war immer eine der kleineren buddhistischen Schulen in Japan, selbst während seiner Blütezeit. Auch die Bushi waren zum grossen Teil Anhänger anderer Schulen: In der Heian-Zeit (als Zen noch nicht eingeführt war) waren das vorallem die Kegon-shu, Tendai-shu und Shingon-shu. Später dann die am weitesten verbreiteten Schulen des Amida-Buddhismus ("Volks"-Buddhismus) Jodo-shu und Jodo-shin-shu. Diese beiden Schulen sind auch heute noch die mitgliederstärksten in Japan.
Es berufen sich nur sehr wenige Ryu auf eine DIREKTE Verbindung zu Zen.
pmhausen
21-08-2010, 17:54
was mich mal interessieren würde ist die nähere geschichtliche Beziehung zwischen Zen und Kampfkunst.
Traditions: Essays on the Japanese ... - Google Bücher (http://books.google.de/books?id=Purh_L9lQz8C&lpg=PA68&ots=TIEfvauw7k&pg=PA68#v=onepage&q&f=false)
Gruß,
Patrick
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