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Vollständige Version anzeigen : Lehrzeit vor dem Unterrichten



IMA-Fan
30-07-2010, 23:03
Guten Abend,

ich frage mich aktuell des öfteren, was so der grobe Schnitt ,,an Lehrzeit" sprich Übungsstunden bei den Lehrern hier bei uns in D-Land ist.

Ich meine viele Optionen gibt es ja nicht wirklich:

- Entweder man hat nen Lehrer hier vor Ort, das ermöglicht doch sehr intensives Üben.

- Ist dies nicht der Fall, muss wohl in der Regel über Seminar oder Reiseaufenthalt gelernt werden.

Jetzt würd mich doch sehr interessieren, welchen Umfang ihr für angemessen haltet bevor jemand unterrichtet und was euch in der Regel so begegnet. Ich fände es nett, wenn ihr dazu schreibt, falls ihr Unterrichtet und natürlich würde mich vorallem eure ,,Lehrzeit" interessieren, bevor man damit anfing!

Grüße Ima-Fan

scarabe
31-07-2010, 01:25
eine zweischneidige Frage ... ;)

so effektiv die Seminare bei den (Groß-)Meistern auch sind, ohne begleitenden Unterricht hier- Gruppe und/oder Privat gehts meiner Meinung nach nicht, wenn man sich entwickeln will. Ich z.B. habe hier zwei Lehrer mit langjähriger Erfahrung (bei und mit Jan gelernt), die mir weiterhelfen, sowie einen Meister in Österreich, so daß ich in Zeiten ohne Seminare bei den Chens gut "aufgehoben" bin.

Ich muß gestehen, bei mir sind es im Taiji gerade mal 5 Jahre, wobei nach eineinhalb eher durchschnittlichen Startjahren dann allerdings das Tagespensum über einen längeren Zeitraum bei mehreren Stunden lag- plus mindestens zwei Stunden Videos, Theorie, Bücher etc pro Tag- und davor auch diverse Jahre Kampfsport bzw Kampfkunst, Qi Gong, Meditation und "energetische Spielereien". Heute trainiere ich ca 4-5 mal pro Woche, die anderen Tage dienen der Regeneration.
Also ein Pensum, das mancher Lehrer nicht hat, der schon doppelt so lange dabei ist.

Ich denke, letztendlich zählen neben den Jahren und der Bewegungsqualität, die man mitbringt, auch die Inhalte und die Intensität der Lernzeit (auch wenn ich bedaure, nicht schon 20 Jahre früher mit Taiji angefangen zu haben), zuletzt auch der Draht zum Meister, von dem viel abhängt. Immerhin gibt es bei einer Inneren KK ja auch gewisse Prozesse und energetische Geschichten, die trotz aller Möglichkeiten eine gewisse Zeit brauchen.

Interessant ist, daß sich Krankenkassen meines Wissens oft schon mit ca 250 Std zufrieden geben, während einigermaßen seriöse Schulsysteme bei eher um die 400 Stunden mindestens liegen, bzw. manche eine Mindestzeit von 2 Jahren festlegen, die allerdings betüglich Inhalt flexibel gehandhabt werden können von 1x wöchentlich bis zu mehrfach...

Sascha
31-07-2010, 09:55
Bei uns in der Akademie liegt die Dauer für die Lehrerausbildung bei drei bzw. sechs Jahren. Die drei Jahre gelten für Schüler vor Ort welche mehrfach wöchentlich zum Unterricht erscheinen und ca. 1000 bis 1500 Ausbildungsstunden absolvieren, die sechs Jahre gelten für Schüler von "weiter weg" welche "nur" zu Seminaren kommen und jährlichen Blockunterricht bei uns besuchen - sie haben rund 600 Stunden Ausbildungsdauer und zusätzlich noch quartalsweise Videoüberprüfung, Skype-Tutoring und Hausaufgaben.

Hengli
31-07-2010, 16:39
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KlingonJake
31-07-2010, 17:04
also ich übe jetzt seit 15 jahren ChingWu Kung Fu und unterrichte offiziell seit november 09...ich denke , dass die schon geschriebenen 10 jahre eine gute zeit sind,....6 jahre finde ich persönlich etwas zu kurz gegriffen.natürlich sollten sich auch lehrer ständig weiterbilden.
jede lehrende person ist gleichzeitig auch immer schüler, entweder von einem direkten Meister oder von der Lehre selber...und ich glaube auch nicht, dass nur ein Dan-Grad oder schwarzer gürtel etwas über die qualifikation einer lehrenden person aussagen - natürlich hat solche person dann eine gewisse qualifikation...jedoch gehört in unserer branche (egal welche KK) auch immer der kampf dazu. viele leute z.b. im Kung Fu sind nur noch mit Formen/Kuen beschaeftigt...wo bleibt bei diesen leuten der Kampf, wo ja die KAMPF-Kunst her kommt? ich denke, dass auch immer das eine rolle dabei spilet

yiquanberlin
31-07-2010, 20:28
6 Jahre ist da schon gut für Deutschland. Zu früh anzufangen zu unterrichten kann negativ für die langfristige Entwicklung ausfallen, da das Üben dann nicht mehr frei von Druck ist. Die Frage ist auch wieviel täglich trainiert wird. Richtig Gas geben bringt natürlich auch schnelleren Fortschritt.



@ Hengli:

...und wie kommt es dann, dass Du Dich nach nur drei Jahren bei Herrn Chen schon als Yiquan Lehrer verkaufst :rolleyes:!!??

Naja...is schon O.K., die Chengrong Linie ist ja auch nicht besonders anspruchsvoll (meine Erfahrung):p!!!



Ich denke, dass wenn ein Schüler sich um die 10 Jahre intensiv mit seinem Stil unter fachlicher Anleitung auseinandersetzt und in dieser Zeit auch schon mal als "Assistenz Lehrer" unterwegs war...dann sind das optimale Voraussetzungen, um einen guten und sinnvollen Unterricht zu gewährleisten!

Aber ich vermute, dass ich da mit meiner Meinung nicht zu viel Unterstützung bekomme...
heute reichen ja manchmal schon ein paar Monate in China oder eine gewisse Zeit bei einem "großen Namen" um mit einem lächerlichen Lehrdiplom oder Duan zurückzukommen, um hier dann gut ins Geschäft einzusteigen...da wünsch ich mir doch wirklich manchmal die "guten, alten Zeiten" zurück, wo man solchen "Meistern" noch richtig in den Allerwertesten getreten hat...:mad:!!!

taiwandeutscher
31-07-2010, 23:54
2 Std. tägl. X 6 = 12 Std/Woche X 50 Wochen = 600 Std. X 5 Jahre = 3000 Std.

Hengli
01-08-2010, 10:49
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yiquanberlin
01-08-2010, 20:17
Servus Hengli,

ich gehe gerne noch mal auf einige Punkte genauer ein...


Danke für Dein wirklich aufrichtiges Interesse an unseren Internas. Das Du ohne Grund beleidigend gegen mich und meine Lehrer wirst zeigt eine gewisse Armseligkeit.

Ich habe folgendes Hinterfragt, nicht mehr!
...und wie kommt es dann, dass Du Dich nach nur drei Jahren bei Herrn Chen schon als Yiquan Lehrer verkaufst !!??
Wo ist die Beleidigung?





Du kennst mich nicht persönlich, hast nie mit mir Sanshou gemacht oder gepusht und kommst hier mit "Yiquan verkaufen" und "ins Geschäft einsteigen mit Duans" etc.

Ich hatte Dir schon vor gut einem Jahr mal über YT eine Einladung zu meinem Training geschickt, als Du zu einem Lehrgang in Berlin warst!

Genauso Michael...aber daraufhin leider nix mehr von von Euch gehört!!!

Also noch mal:

Wenn jemand von Euch Lust auf Training, Sparring & Roushou hat...schick mir ne Nachricht, ich nehme mir gerne die Zeit dafür :)!!!



Auch wenn es Dein Ego furchtbar erschüttern mag, zu Deinem Leidwesen praktiziere ich Internal Martial Arts (Vorsicht! Nicht erschrecken) weitaus länger als 10 Jahre...

Das einzige, was mich erschüttern könnte, ist, dass Du nun Yiquan & Chen Zonghua's Methode unterrichtest:D...



Deine Bewertung und Beurteilung von Meister Yao Chengrong klingt ziemlich eindeutig nach einer gewissen Yiquan Linie. Ziemlich anmassend und oberflächlich, findest Du nicht?

Nö, finde ich nicht anmaßend, weil ich die Methode und das Lehrsystem von YCR und seinem Bruder zur genüge kenne (leider) und falls Du auf die Han Jingyu / Timo Heikkilä Trainingsmethode anspielst...ja, ich habe mit einem Schüler von Timo längere Zeit trainiert und bin davon sehr angetan.
Und ich denke nach etwas über 20 Jahren Erfahrung und Austausch mit verschiedenen Yiquan Linien, kann ich mir ein persönliches Urteil über Yao's Methode erlauben...auch wenn es Dir nicht gefällt!!!

Solong...und komm vorbei, wenn's Dich nach B. verschlägt!

Hengli
01-08-2010, 20:57
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scarabe
01-08-2010, 22:38
entschuldigt bitte, aber ich frage mich schon, was diese Wechsel oder auch stilistische Ergänzungen bedeuten- es sind zwar viele Jahre des Praktizierens innerer KK (vor allem Chen Taiji?)-
aber dann kamen erst WT zusätzlich zum Chen (nicht effektiv genug?), dann ein Jahr später Yiquan (anfangs ja Riesen-Begeisterung), jetzt, wieder drei Jahre später Practical Method Hunyuan (ist das nun ein eigener Stil oder gehört es noch zum Chenstil? CZH war ja Tudi von Feng Zhiqiang, der Hunyuanstil machte...? Und wenn es doch Chen ist, es sieht bei Chen Zonghua ja doch recht anders aus, als z.B. bei Chen Quanzong)
... was suchst Du?
(und gibt es das Gesuchte denn überhaupt irgendwo im im Außen in irgendeinem Stil oder einer KK oder ist es eher eine innere persönliche Frage, bzw nur in Dir selbst zu finden?)

Ich muß nun auch sagen, daß ich doch ein paar Einblicke in WT und Yiquan hatte und beides war zwar eine gute Erfahrung, aber auf Dauer meinen stilistischen skills im Chen Tuishou wegen diverser Unterschiede eher abträglich- wie kann man das unter einen Hut bringen, ohne daß die Entwicklung in einem Stil leidet? Würde man seine Energien auf den Fortschritt EINES Stils legen, müßte man doch wesentlich mehr erreichen, als wenn man quasi in verschiedene Richtungen zugleich marschiert?

Hengli
02-08-2010, 06:51
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taiwandeutscher
02-08-2010, 08:05
Ja, alles Deine Privatangelegenheit, aber da Du eine große Webpräsenz pflegst, wo alles öffentlich einsehbar ist, solltest Du Dich über Rückfragen innerhalb dieses Threads, auch auf Deine Ausführungen vom 31. 7. hin, nicht wundern.

Wenn ich richtig gezählt habe, waren das 10 Lehrer in 16 Jahren (bei mir sind's auch 8, in 27 Jahren, aber auf Empfehlung meines in Ruhestand getretenen Meister bzw. nach seinem Heimgang, und Baishi habe ich auch nur einmal gemacht).

Das Yao-Zertifikat, das Du nach 3 Wochen in Beijing erhalten hast, ist immerhin ein Trainerschein, wenn auch nur für Anfängerniveau. Das widerspricht aber Deinen anfangs genannten 10 - 6 Jahren gewaltig, oder schaffst Du das alles in so kurzer Zeit?

Alles doch im Rahmen des Themas, oder?

Hengli
02-08-2010, 09:52
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bluemonkey
02-08-2010, 09:56
Jetzt würd mich doch sehr interessieren, welchen Umfang ihr für angemessen haltet bevor jemand unterrichtet und was euch in der Regel so begegnet. Ich fände es nett, wenn ihr dazu schreibt, falls ihr Unterrichtet und natürlich würde mich vorallem eure ,,Lehrzeit" interessieren, bevor man damit anfing!


DDQT - Deutscher Dachverband fr Qigong und Taijiquan e.V. - Ausbildungsleitlinien Taijiquan (http://www.ddqt.de/index.php?option=com_content&task=view&id=24&Itemid=26)


Lehrer: mindestens 6 Jahre Ausbildung, mindestens 500 Unterrichtseinheiten
Bei einer Selbstverpflichtung von 30 min eingenem Training täglich nochmal mindesten 1095 Stunden eigenes üben, dazu 100 UE Unterrichtserfahrung.

Das ist IMO eine gute Mindestanforderung, auch wenn die 30min mit Not gerade mal für die stehende Säule ausreicht :)
Da man noch ein paar andere Übungen und Formen erlernen und am Leben erhalten will, kommt da normalerweise einiges mehr zusammen.

scarabe
02-08-2010, 11:22
also, mit Practical Method hab ich mich nicht intensiv befaßt, auch wenn die gesehenen Anwendugsvids von Chen Zhonghua natürlich Qualität zeigen, der Mann kann ohne Frage was.
Natürlich gibt es auch genug andere, die ohne Frage was können. Die Begeisterung für Practical Method scheint also etwas mit dem Lehrmodell zu tun zu haben, es scheint ja als eigenens System aufgebaut worden zu sein und heißt nicht einfach Anwendungen und Tuishou, sowas ist attraktiv.

Dennoch wundert mich, wie man in einem neuen Stil oder System (sofern es nicht nur einen anderen Namen hat und prinzipiell dasselbe ist, wie bei anderen Lehrern, die Anwendungen unterrichten) schon nach wenigen Wochen ein Lehrerzertifikat bekommen kann? Das erinnert mich sehr an unsere hierzulande beliebten Kurzausbildungen á la "in 6 Wochenendblöcken zum xxx-Lehrer..."
In ein paar Wochen kann man doch unmöglich etwas Neues so gut können und vertiefen, um auch hintergründig unterrichten zu können, oder? (es sei denn, es ist eben doch dasselbe, was man vorher schon unter anderem Namen gemacht hat und man hat nur etwas "Feinschliff" und einen PR-wirksameren Namen erhalten...)

Was nun Yiquan betrifft, kann ich mir als Außenstehende schon vorstellen, daß man nach drei Jahren intensiven Übens, wenn der Background langjähriger Innerer KK da ist, auch soweit kommen kann, daß man unterrichtet.
Aber es ist keineswegs dem Chen sehr ähnlich:
Wenn Du im Chen von einem Bein auf das andere dauernd "hin- und herhampelst", ist das nicht richtig. Und wenn Du bei Schritten so belastet aufsetzt, wie beim Yiquan, womöglich gar mit vorgeneigtem Oberkörper, dann ist das absolut falsch.
Stell dir nur vor, Du hast Deinen Schwerpunkt schon nach vorne verlagert und jemand fegt Deinen Fuß, den Du gerade aufsetzen willst, weg- Du landest auf dem Boden! (was jemandem, der vergleichsweise groß und schwer ist natürlich bei kleineren und "braven" Partnern nicht passieren wird).
Im Chen setzt Du nunmal in der Regel leer auf und verlagerst erst dann Dein Gewicht, hast weniger Vorneigung, verlagerst das Gewicht eher fließend aus den Hüften, statt hin- und her mit auf und ab.... uva.
Auch wenn natürlich auch einige Gemeinsamkeiten da sind, da sind ganz gewaltige Unterschiede in der Ausführung von Yiquan und Chen... Auch Armtechnisch, was die Weichheit betrifft... Seidenfaden...
darum denke ich, ist ggf. auch die Frage, wie man sich in verhältnismäßig kurzer zeit stilistisch so sehr umstellen kann, in gewisser Weise berechtigt.

Ich meine, es ist in unserem Land natürlich üblich, relativ früh Unterricht anzubieten, aber wenn sich jemand davon bewußt abgrenzt und auf solide langjährige Praxis hinweist, muß man auch nachfragen dürfen, wenn relativ unerwartet neue Angebote auftauchen, oder?

Wär jedenfalls recht interessant, wenn Du bei Gelegenheit mal hier im Park bei einem der Treffen auftauchen würdest, damit man sich aus der Praxis heraus ein besseres Bild machen kann.

taiwandeutscher
02-08-2010, 11:58
Ein Wushuprofessor (Prof. Zhang Zhi Yong, Bagua Meister 7 Duan) sagte 2001 zu mir:

Es dauert 10 Jahre bis die Innere Bewegung erreicht ist. Danach kann der Übende unterrichten, da er die Innere Bewegung hat und sich das Gefühl auf die Schüler überträgt.

6 Jahre ist da schon gut für Deutschland. Zu früh anzufangen zu unterrichten kann negativ für die langfristige Entwicklung ausfallen, da das Üben dann nicht mehr frei von Druck ist. Die Frage ist auch wieviel täglich trainiert wird. Richtig Gas geben bringt natürlich auch schnelleren Fortschritt.

sollte man sich doch überlegen

lg He

Na, wer wird denn gleich ... in die Luft gehen. Gar kein Grund, alles freundlich gemeint, keiner will Dir schaden, zumindest ich nicht. Könnten wir das denn überhaupt, ich so weit weg!

Geht doch nur um die Aussage oben, 10 oder 6 Jahre vor dem Unterrichten. Dass Du Yiquan nach 3 Jahren beim Österreicher (wie viele Stunden?) und 3 Wochen in Beijing unterrichtest, ist den meisten Boardlern wohl völlig egal. Ist ja nur ein Meinungsaustausch zur Frage der Std. vor dem Unterrichten.

Aber wenn ich richtig verstehe, dann unterrichtest Du Yiquan, mit Grundlagen und Skills aus dem Chen, oder? Und das war die Frage, auch von S.

Chen Zhonghua finde ich übrigens auch super, seine Lehr-Vids sind wohl die detailliertesten überhaupt, und die Feng/Hong-Linie gefällt mir auch sehr gut, zum einen wegen des betonten Neigong und zum anderen wegen des Xingyi-Einflusses.

Warst Du vielleicht gar auf deren Retreat in den Bergen? Das wär ja interessant, aus erster Hand was zu hören, lese dazu nur auf einem Englischen Blog.

Also, nichts für ungut, und schöne Grüße nach Bayern.

Heping
02-08-2010, 12:56
Die Webpräsenz, die der Taiwandeutsche anspricht hat Vor- und Nachteile. Ich selbst halte das ja ähnlich. Für meine potentiellen Kursteilnehmer bin ich transparent, sie können genau nachlesen, welche Lehrer meine Quellen sind, wie lange ich was gelernt habe und durch meine Videos gebe ich einerseits einen Einblick in mein Können, welches aber evtl. anderen Kampfkünstler Anlass zu Kritik gibt (der kann ja nichts). Damit muss ich dann leben. Ist die Kritik sachlich und fundiert, nehme ich das auch gerne an, oft ist die Kritik eher persönlicher (man beachte die vielzitierte Gürtellinie…) denn kritischer Natur. Damit muss ich dann halt auch umgehen können, wenn ich transparent sein will.

Etwas anderes sind die Einflüsse der Lehrer. Ich folge seit über 20 Jahren meinen beiden Lehrern für Waijia und Neijia. Obwohl ich immer auch offen für andere Lehrer war (ich habe auch bei anderen namhaften Lehrern Kurse und Seminare besucht und mich weitergebildet), habe ich für mich selbst festgestellt, dass Konstanz und Kontinuität für meine Entwicklung wichtig sind. Für einen Anderen mag dies aber vielleicht bremsend wirken und er wächst mit neuen Eindrücken und Konzepten. So tolerant sollten wir jedoch sein, dass wir beide Wege oder gar den Mittelweg akzeptieren können.

Um zur Ausgangsfrage zurückzukehren: Die rechnerische Zusammenfassung des Taiwandeutschen finde ich als Faustregel nicht schlecht.

nagual
02-08-2010, 13:28
Allgemein möchte ich nur anmerken, dass eine generell sicherlich sehr berechtigte Forderung, dass ein Lehrender vorher mindestens z.B. 3 oder 5 Jahre solide trainiert haben sollte, nicht pauschal auf jeden Einzelnen bezogen werden sollte.
So eine Forderung nach bspw. mindestens 3 oder 5 Jahren Lehrzeit soll doch dazu dienen, dass damit zumindest der gröbste Schrott an schnell-kommerziellen Luftnummern weggefiltert wird, auch wenn das selbst mit 5 Jahren nicht ganz gelingen kann.

Wenn ein einzelnes "Wunderkind" nach 2 Jahren schon ein Top-Niveau hat, sei es aufgrund besonderer Begabung, extremem Fleiß oder extrem viel Privatstunden bei sehr guten Lehrern, so besteht eigentlich kein wirklicher Grund, warum derjenige dann nicht schon unterrichten (dürfen) sollte.

Es bringt doch wirklich gar nichts, Leute lediglich an ihrer Lernzeit zu messen, um davon dann ihre Lehrtauglichkeit ableiten zu wollen. Entweder jemand ist halt so gut, dass er eine gute Lehrperson sein kann, oder eben nicht.

Hengli
02-08-2010, 15:12
Na, wer wird denn gleich ... in die Luft gehen.

Ich geh nicht in die Luft:-) ich hab Deinen Post auch nicht negativ aufgefasst, diese Art der offenen Komunikation find ich ok.

Zu Deiner Frage: Ich unterrichte mittlerweile Yiquan und Taiji streng getrennt, Taiji ist Taiji, Yiquan ist Yiquan. Vermischen bringt nichts sondern schadet nur (Meine Meinung)

Trotzdem merkt man sehr schnell das sich die beiden Systeme gegenseitig befruchten und ergänzen. Obwohl eines natürlich auch völlig reicht.

Was das trainieren angeht macht man am besten erst mal ein System im Schwerpunkt. Heisst 70-80 % der Trainingszeit fliessen da rein. Funktioniert gut!

lg He:)

rudongshe
02-08-2010, 19:50
Zu Deiner Frage: Ich unterrichte mittlerweile Yiquan und Taiji streng getrennt, Taiji ist Taiji, Yiquan ist Yiquan. Vermischen bringt nichts sondern schadet nur (Meine Meinung)



Ich seh das Gongfu wirklich nicht getrennt nach Stilen. Training ist Training, Internal Skills sind Internal Skills, 1 Kopf, 2 Augen, 2 Arme, 2 Beine, ein Stamm und 5 Kontaktpunkte + Gravitation...

Der Widerspruch ergibt sich aus dem Lehren, nicht aus dem Lernen?
Ernstgemeinte Frage. :)

Hengli
03-08-2010, 14:39
Um zu profitieren muss man sauber trennen. Aber das Gongfu selbst hat ja nichts mit einem "Stil" zu tun oder? :)

rudongshe
03-08-2010, 15:07
Um zu profitieren muss man sauber trennen. Aber das Gongfu selbst hat ja nichts mit einem "Stil" zu tun oder? :)

Das weiß ich nicht. Ich finde die Aussage widersprüchlich. Einerseits klare Trennung und keine Vermischung. Andererseits sagst Du, das Gong Fu ist gleich.

Dann müsste man doch wiederum nicht trennen, wenn beides auf das gleiche GongFu hinausliefe, wäre es ja nicht kontarproduktiv.

Hengli
03-08-2010, 15:16
Ist auch widersprüchlich da hast Du schon recht. Widersprüche wird es immer geben wenn man vom Kopf her rangeht.

die frage ist doch wie man "gongfu" definiert oder? das gongfu ist "gleich" hab ich nicht gesagt.
"kontraproduktiv" auch nicht. Vielleicht mein ich etwas anderes mit "Gongfu" als Du unter "Gongfu" verstehst?

Es gibt kein "gleiches" Gongfu in dem Sinne. "Gleich" ist ja wieder im Aussen, auf der Stil oder Formebene.

Entweder man hat es halt oder eben nicht. Gongfu hat nichts damit zu tun "was" Du trainierst sondern damit "wie" Du es trainierst.

rudongshe
03-08-2010, 15:58
Ist auch widersprüchlich da hast Du schon recht

Dieses Phänomen ist mir auch schon oft begegnet :)


Widersprüche wird es immer geben wenn man vom Kopf her rangeht.

Ja, mein Hauptproblem. :o

Drachin
03-08-2010, 22:16
Reifen braucht Zeit. Und Tai Chi benötigt ein Heranreifen. Der andere Punkt ist, wieviele Lehrer blieben dann übrig, und wenn sie in Hintertupfingen reifen, wie sähe es mit der Weitergabe der Kunst aus, besonders auch, weil nicht jeder am Lehren interessiert ist.

Die Motivation lehren zu wollen, ist mitunter die Triebfeder, Tai Chi überhaupt erst mal lernen zu wollen. Dies erschafft das Qualitätsproblem mit. Das wird aber nicht zu ändern sein.

Besser wäre es, jemand wäre mit der Zeit so weise auf diesem Gebiet geworden, dass er sich irgendwann entschließt zu teilen.

Kann sein, dass ich mich nicht perfekt ausgedrückt habe - sollte es dennoch verständlich rüberkommen, wäre es nett, vom Zerpflücken meiner Worte abzusehen, danke.

Beste Grüße

Hengli
04-08-2010, 00:31
@drachin: Es ist durchaus möglich ein System wie Practical Method oder Yiquan in 5 Jahren zu meistern bei kompromisslosem Einsatz (ab 4 Stunden pro Tag) und genug Vorerfahrung. Um das zu bringen ist aber auch grosser Enthusiasmus notwendig.

Die Motivation zu lehren als Grund Taiji zu lernen? DAS ist echt hart.

Ein Lehrer sollte seine Kunst doch über alles lieben, nur die tiefe Liebe für die Kunst sollte die Motivation sein. Wahrer Enthusiasmus für die Innere Kampfkunst sollte da sein bei einem Lehrer, oder nicht?

Und was ist die Motivation lehren zu wollen? Da vorne stehen im feschen Seidenanzug und bewundert werden?....Taiji ist da wohl Nebensache...

scarabe
04-08-2010, 00:53
Du schreibst:
"Es ist durchaus möglich ein System wie Practical oder Yiquan in 5 Jahren zu meistern bei kompromisslosem Einsatz (4 Stunden pro Tag) und genug Vorerfahrung. " (oups, wo isses hin...?)

Soweit ich weiß, machst Du Deine Yiquan-Lehrerausbildung seit Ende 2007 und Practical Method seit wenigen Monaten.

Meinst Du nicht, daß erst jemand, der beides tatsächlich fünf Jahre oder mehr gemacht hat, auch realistisch beurteilen kann, ob es denn tatsächlich in dieser Zeit gemeistert werden kann?

Hengli
04-08-2010, 01:08
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scarabe
04-08-2010, 01:26
Du scheibst -wo ist es hin- daß ich ein bißchen aufpassen muß, weil mich hier jeder kennt-

Mich kennen ist sowas Relatives. Meinen Namen kennen im Forum wohl alle, persönlich kennen mich nur wenige. Dann gibts vermutlich einige, die Wahres vermuten (und verbreiten) und vermutlich auch einige, die Falsches annehmen und möglicherweise auch verbreiten. (Fast) wie im wirklichen Leben ;) So what?

ja, unter anderem hab ich auch einige Seminare gemacht. In den letzten Jahren, mehrere. Zusätzlich zum Unterricht, den ich auch jetzt noch regelmäßig wöchentlich nehme- auch wenn aus einem Trainer mit vier Jahren WCTAG-Erfahrung jetzt aus Qualitätsgründen zwei mit über 8 Jahren geworden sind, die schon mehrere Lehrer ausgebildet haben (weil ich in den vier Monaten ohne wöchentliches Training nicht recht vorwärtskam und alleine von Seminaren nicht abhängig sein möchte)... Und ja, ich unterrichte mittlerweile auch selbst.

Ob ich mich als "grosse" Lehrerin aufspiele? Ist wohl Interpretationssache.
Wenn wir uns im Kleistpark treffen und alle miteinander pushen, zeigt sich sowieso schnell, was man kann und was nicht- wenn man denn hingeht.
Ich wurde eingeladen und kam immerhin. Und Du?

Aber unabhängig davon- wie ja oben von anderen auch schon erwähnt, bei Deinen Aussagen solltest Du Dir ein paar Fragen diesbezüglich schon gefallen lassen. Yiquan unterrichtest Du ja (fast) schon von Anfang an und wenn Yao Zhongyun nach drei Jahren Yiquan beherrschte, dann gibts wohl keinen Grund, warum Du das nicht auch tun solltest, oder?

Hengli
04-08-2010, 01:31
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scarabe
04-08-2010, 01:47
Soso, mit Wohlwollen :rolleyes: na, besser im Gespräch sein als Totenstille.

Meine zwei Privatschüler haben sich deutlich verbessert, bei den Anfängern dauerts noch eine Weile, bis sich da was herausfiltern läßt. Die Zeit wirds zeigen.

Klasse, mitten in den Nacht und ich hab jetzt Appetit auf Kaffee... ich verabschiede mich für heute.

Hengli
04-08-2010, 01:51
Mein Wohlwollen gilt allen die viel Zeit, Energie und Geld in Ihr Taiji investieren und Einsatz bringen. Wer sagt das es Deine Person betrifft? Für mich geht es rein um die Sache. Deine Unterstellungen kannst Du Dir sparen.

scarabe
04-08-2010, 07:12
ah, da hat auch einer seine Texte ein wenig angepaßt inzwischen über Nacht. Bin ich ja beruhigt, daß ich das nicht als Einzige so mache- wobei ich diese Texte mit Antworten auf Deine Andeutungen jetzt stehenlasse, auch wenn es durch das Entfernen Deiner Zeilen etwas aus der Luft gegriffen scheint..

Ich frage mich, wie Du darauf kommst, daß jemand die Qualität meines Unterrichts objektiv und fair aufgrund meines Auftretens hier im Forum beurteilen können soll?
Wäre es da nicht viel schlauer (und vor allem fairer), an einigen Probestunden teilzunehmen und das dann mit dem Unterricht anderer zu vergleichen?

Immerhin fängt man ja gerade bei Anfängern im Chen Stil nicht gleich mit Pushhands und Anwendungen an, sondern mit Basics wie Seidenfaden, ZZ und Form. Und zum besseren Verständnis hat CXW ja ein System entwickelt, bei dem die Bewegungen erst mal unterteilt werden in ihre Yin-und Yang-Abschnitte, so daß kein großes Gehudle entstehen kann und jeder weiß, wie die Bewegungen aufgebaut sind. KLappen die einzelnen Abschnitte, setzt man die Einzelteile immer fließender aneinander, bis man eine fließende, harmonische und vor allem saubere Bewegung(sfolge) erreicht. Da kann man dann zum besseren Verständnis erste Erklärungen zur Anwendung mit einbringen, aber zu erwarten, daß der Schüler das auch schon umsetzen kann, wäre wohl voreilig.

Ich weiß nicht, ob Du dich je so intensiv mit den Abschnitten der Bewegungen auseinandergesetzt hast, aber das sind Inhalte, die für einen Anfänger, der seine ersten Formen und Bewegungen lernen muß, erst mal wichtiger sind, als da Erörtern hochphilosophischer Fragen im Forum.
Und eben auch etwas anderes.

Eine ziemlich obstruse Idee, so etwas aufgrund einiger Forumsposts beurteilen zu wollen, findest Du nicht auch?
(Es sei denn, man wollte bewußt Stimmung gegen jemanden machen, aber sowas will ich hier keinem unterstellen)

scarabe
04-08-2010, 07:20
fragen ist auch ok, es kommt aber auf die art und weise an. ich habe nicht das gefühl das du zur sache etwas äussern willst, sondern deine absicht ist eine andere. aber da ich weiss das du viel zeit, geld und energie in dein Taiji investierst seh ich das gerade noch so mit wohlwollen.

Was die PM angeht, das ist Chenstil Taiji und lernt sich wirklich sehr mühelos wenn man genug Grundlagen hat. Mit dem Taiji System von Hong Junsheng befass ich mich schon länger neben dem Yiquan, das geht schon seit vielen Jahren. (Li Enjiu etc.)

Der einzige Unterschied ist das ich nun seit Juni kein Laojia mehr praktiziere und auch nicht mehr unterrichte. Das ist definitiv vorbei, ich denke nicht das ich wieder mit Laojia anfange, aber das kann man nie wissen.

.

Es mag voreingenommen klingen, aber es kommt doch eher selten vor, daß ein Lehrer samt seinen Schülern ein System (Laojia), das alle jahrelang mühsam geübt haben, innerhalb weniger Monate komplett über Bord wirft, um etwas anderes ( PM) zu praktizieren.
Wenn mein Leher das machen würde, ich würde mir eine andere Schule suchen und die Laojia trotzdem weiterpraktizieren.
Das wundert mich eben und deshalb frage ich nach. Ist ja nicht so, daß Du PM seit Urzeiten betreibst.

Und da das, was ich mache, umgekehrt ja auch sehr kritisch beurteilt wird, und das anscheinend weniger offen und nachvollziehbar, als ich das hier in meinen allen zugänglichen Posts mache, werde doch wohl auch ich nachfragen dürfen, oder?

bluemonkey
04-08-2010, 07:25
Die Motivation zu lehren als Grund Taiji zu lernen? DAS ist echt hart.

Ein Lehrer sollte seine Kunst doch über alles lieben, nur die tiefe Liebe für die Kunst sollte die Motivation sein. Wahrer Enthusiasmus für die Innere Kampfkunst sollte da sein bei einem Lehrer, oder nicht?

Und was ist die Motivation lehren zu wollen? Da vorne stehen im feschen Seidenanzug und bewundert werden?....Taiji ist da wohl Nebensache...

Ganz so schlimm braucht man es nicht sehen (die haben schon auch Freude an und Leidenschaft zu der Sache), aber es ist schon zu beobachten, dass einige relativ schnell unterrichten wollen.

Es gibt ja ein Phasenmodell für die Entwicklung in inneren Künste:

Experte->Hoher Herr->Dummkopf->Natürlichkeit
(Da geht angeblich jeder durch;))

Nicht nur in den inneren KK ist zu beobachten, dass Leute, die ein wenig verstanden haben, gleich meinen Anfänger oder auch nur solche, die sie für Anfänger halten, mit Ihrem reichhaltigen Wissen beschenken, bzw. vermeintliche Fehler ungefragt korrigieren zu müssen.
Das ist die Phase "Experte".
Bei manchen ist das dann so ausgeprägt, dass sie gleich Lehrer werden wollen. Und wenn die dann eventuell von Ihren Schülern in dieser Rolle bestätigt werden können die möglicher Weise in dieser oder der nächsten Phase lange hängenbleiben. :)



Wenn ein einzelnes "Wunderkind" nach 2 Jahren schon ein Top-Niveau hat, sei es aufgrund besonderer Begabung, extremem Fleiß oder extrem viel Privatstunden bei sehr guten Lehrern, so besteht eigentlich kein wirklicher Grund, warum derjenige dann nicht schon unterrichten (dürfen) sollte.

nein, das Problem ist nur, dass es wohl viel mehr Leute gibt, die sich für Wunderkinder halten, als wirkliche Wunderkinder.:D

scarabe
04-08-2010, 07:37
Nicht nur in den inneren KK ist zu beobachten, dass Leute, die ein wenig verstanden haben, gleich meinen Anfänger oder auch nur solche, die sie für Anfänger halten, mit Ihrem reichhaltigen Wissen beschenken, bzw. vermeintliche Fehler ungefragt korrigieren zu müssen.
D

Wann ist das, nach ein paar Wochen, Monaten oder nach zwei Jahren und der mancherorts bestandenen ersten Prüfung? ;)

bluemonkey
04-08-2010, 07:55
Es mag voreingenommen klingen, aber es kommt doch eher selten vor, daß ein Lehrer samt seinen Schülern ein System (Laojia), das alle jahrelang mühsam geübt haben, innerhalb weniger Monate komplett über Bord wirft, um etwas anderes ( PM) zu praktizieren.
Wenn mein Leher das machen würde, ich würde mir eine andere Schule suchen und die Laojia trotzdem weiterpraktizieren.


Das würd ich jetzt nicht so negativ sehen, im Gegentum.
Wenn jemand ein System findet, dass seine Ziele besser verwirklicht, dann ist es ein logischer und konsequenter Schritt, auf dieses System umzusteigen.
Ein Lehrer hat aufgrund seiner Schülerschaft das natürlich einen gewissen Konflikt, aber um so ehrlicher wenn er das Risiko, Schüler zu verlieren für seine Überzeugungen eingeht.
Ein Beispiel aus dem Yangstil ist die Veröffentlichung des Snakestile

Ich fände es eher traurig, wenn ein Lehrer aus kommerziellen (existenziellen) Gründen an ein System gebunden ist, von dem er nicht mehr überzeugt ist.

By the way: läuft man in PM Formen? Xinjia?
Laojia ist nur eine Form, kein System, die Prinzipien werden im PM wohl ähnlich dem Mainstream Chenstil sein, eventuell mit anderer Methodik?
Ich hätte kein Problem wenn ich nur noch Xinjia-Unterricht bekäme :)

bluemonkey
04-08-2010, 08:12
Wann ist das, nach ein paar Wochen, Monaten oder nach zwei Jahren und der mancherorts bestandenen ersten Prüfung? ;)

Das ist individuell unterschiedlich, tritt aber bei den meisten auf, sobald sie auf Leute treffen, die noch nicht so lange dabei sind, bzw. wenn sie in Anfängerkursen sind, und schon Vorkenntnisse aus anderen Künsten haben oder meinen zu haben (wie gesagt, das machen alle durch, ist also kein Mangel, sondern lediglich eine Entwicklungsstufe:))
Falls die Vorkenntnisse entsprechend hoch eingeschätzt werden, kann es natürlich sein, dass man gleich in die Phase "hoher Herr" eintritt (Experte ist man schon in der alten Kunst), was sich dadurch äußert, dass man die anderen nicht mehr auf Ihre Fehler anspricht, jedoch sein eigenes Ego aufgrund der angenommenen oder tatsächlichen Überlegenheit aufbläht.

Eine Prüfung berechtigt "mancherorts" zu einer gewissen Unterrichtstätigkeit, in diesem Rahmen sind Korrekturen von zu Unterrichtenden natürlich erwünscht.

CchamploO
04-08-2010, 08:24
.

bluemonkey
04-08-2010, 09:03
Moinsen,

was haltet ihr denn von diesem Weg?


1. Basic-Instructor (1 Modul - 3 Monate)

2. Instructor (2 Module im selben Bereich - 6 Monate)

3. Full-Instructor (3 Module im selben Bereich - 9 Monate)

4. Main-Instructor
(Ausbilder für Trainer, darf Trainer ausbilden: 4 Module - 12 Monate)

Hiernach gibt es noch die beiden höheren Level "TEACHER" und "MASTER".

Diese können nicht zeitlich festgelegt werden, wann man was erreicht. Meister Tang Li Long und Ismet Himmet informieren den jeweiligen Instructor, wenn es soweit ist, dass man zum Teacher (Lehrer) wird, oder zum Meister.


Naja, offensichtlich ist ein Main-Instructor noch kein "Lehrer", dass er allerdings Trainer (Instructor?) ausbilden darf, ist etwas seltsam.
Eventuell dürfen die Instructoren nicht eigenverantwortlich unterrichten.

Die Rechnung 500 Unterrichtsstunden = 3 Jahre Freizeittraining geht wohl von 3 Unterrichtsstunden pro Woche für das Freizeittraining aus, vernachlässigt allerdings, dass eigentlich auf jede Unterrichtsstunde ein Vielfaches an eigenem Training kommen sollte, was bei 6 Stunden Unterricht pro Tag wohl nicht mehr so einfach möglich ist.

Edit: natürlich ist es eventuell sehr fruchtbar, wenn die Übungszeiten nicht durch den Alltag oder die Hauptbeschäftigung unterbrochen wird und man sich die ganze Zeit in förderlicher Atmosphäre aufhält.

scarabe
04-08-2010, 12:47
By the way: läuft man in PM Formen? Xinjia?
Laojia ist nur eine Form, kein System, die Prinzipien werden im PM wohl ähnlich dem Mainstream Chenstil sein, eventuell mit anderer Methodik?
Ich hätte kein Problem wenn ich nur noch Xinjia-Unterricht bekäme :)

Anscheinend läuft man auch Formen, aber das frag besser Hengli.
Du hast wohl Xinjia auch schon gelernt und fändest es deshalb ok, nur X. zu machen? Soweit mir bekannt, gab es dort nämlich nur Laojia Yilu und Erlu. Zumindest, als ich vor Jahren dort lernte. Kann sich natürlich geändert haben, war seit über zweieinhalb Jahren nicht mehr bei H.

Wobei sich der alte und der neue Rahmen schon unterscheiden, mehr Spiralen, extremeres Fajin... soweit muß jemand auch erst mal sein (innerlich).

bluemonkey
04-08-2010, 13:32
Anscheinend läuft man auch Formen, aber das frag besser Hengli.


der darf selbst verständlich auch antworten:)



Wobei sich der alte und der neue Rahmen schon unterscheiden, mehr Spiralen, extremeres Fajin... soweit muß jemand auch erst mal sein (innerlich).

In Beijing lernt man auch nur neuen Rahmen, also wohl auch die Anfänger (?)


cultura martialis: Heute fallen im Dajia ("Großer Stil") des Chen Taijiquan oftmals die Begriffe Laojia ("Alter Stil") und Xinjia ("Neuer Stil"). Waren diese Begriffe früher in der Familie schon bekannt bzw. woher stammen diese Unterscheidungen? Haben Chen Fake und Chen Zhaokui die Taijiquan-Formen verändert und gab einer der beiden ihnen diese Namen?

Chen Yu: Man kann nicht wirklich von so etwas wie Laojia oder Xinjia sprechen. Vor 1980 waren diese Bezeichnungen im Dorf Chenjiagou, dem Ursprungsort des Taijiquan, völlig unbekannt. Die Dorfbewohner, die das Taijiquan meines Vaters beobachten konnten, haben sein Taijiquan nie als Xinjia bezeichnet. Es gibt meiner Ansicht nach nicht so etwas wie Laojia oder Xinjia, sondern nur ein Jia. Mein Vater und mein Großvater haben keinen neuen Stil oder eine neue Form entwickelt. Sie haben nur viele Detailänderungen an der bereits bestehenden Form vorgenommen, was bei manchem Betrachter wohl den Anschein erweckte, es handele sich um eine neue Form. Ich wüsste auch nicht, dass mein Vater das Taijiquan meiner Familie jemals als Laojia oder Xinjia bezeichnet hätte. Die Form, die mein Vater praktizierte und unterrichtete, ist eine Kampfform. Ich bezeichne das als Gongfu Jia.

scarabe
04-08-2010, 16:29
so ähnlich kannte ich die Geschichte auch, daß die ursprüngl. Laojia, als "sie" aus Peking zurückkam, soweit verändert war, daß die Leute in Chenjiagou sie lieber gleich als neue Form/neuen Rahmen bezeichneten.

Trotzdem, wer jahrelang Laojia gemacht hat, muß schon ein bißchen arbeiten, bis er die Bewegungen der Xinjia wirklich meistert. Es muß natürlich auch machbar sein, gleich mit Xinjia zu beginnen, schätze, das dauert dann halt eine Weile länger, bis man die Form richtig kann...

yiquanberlin
04-08-2010, 21:46
was haltet ihr denn von diesem Weg?
Wenn man runterscrollt und auf weitere Infos klickt, kann man herausfinden, das es scheinbar schon nach 1 Jahr Training möglich ist, sogar Trainer ausbilden zu dürfen.

http://www.wudang-xuan-wu-jing-xue.d...s/welcome.html

Wenn ich mir Meister anschau, die ihre Schüler mindestens 3 Jahre durch harte Basics knallen und die Ausbildung an sich schon mindestens 10 Jahre dauert bevor sie überhaupt ans lehren denken dürfn, weiß ich nicht was ich mit solch einer kurzen Ausbildung anfangen soll...
Ich mein hier gehts doch um "innere" Sachen oder?
Und gerade hier ist es doch unfassbar wichtig eine gute Ausbildung zu erhalten bevor ich diese weitergebe, oder seh ich das falsch?

Es sei denn ich bin nur daran interessiert Formen zu sammeln und nen derben Titel auf Papier zu haben.



@CchamploO:


...das ist leider ein sehr typisches Beispiel, wie eine interessante KK Breitensporttauglich gemacht werden soll (nur meine Meinung).

Warum sonst sollte eine alte KK so einen Wandel in der Unterrichtsstruktur durchmachen?

Und warum spielen auf einmal Zertifikate eine so große Rolle...ist das nicht absolut gegen die propagierten daoistischen und philosophischen Grundsätze des Wudang Pai?

Zertifikate - neue (mehr) Trainer - bessere Möglichkeit der Verbreitung - mehr Schüler - höhere finanzielle Gewinnspanne...der Gedanke drängt sich mir auf, wenn ich mir das verlinkte Angebot anschaue :(!!!

Dieses Modulsystem scheint sich in China immer mehr zu verbreiten (speziell im Yiquan), um einfacher, schneller und effektiver Wissen zu verbreiten...nur an den Ergebnissen habe ich leider so meine Zweifel.

scientist
05-08-2010, 03:06
hi, weder zertifikate sagen irgendetwas aus, noch der name des lehrers, aber auch nicht die länge des übens oder der kommerzielle erfolg.

beispiel:als ich den durch viel werbung, kaufvideos und (zumindest früher auch) fernsehpräsenz wahrsch. kommerziell erfolgreichste tai chi-lehrer münchens kennenlernte, war ich einfach nur belustigt. hatte wunderschöne zertifikate, trainiert jetzt seit 27 jahren taiji, hat viele schüler etc.
problem nur: ausser formen abspulen war da gar nix. ich konnte ihn problemlos pushen, ein gastdozent (mit eigentümlicher frisur:cool:) mit wesentlich kürzerer trainingszeit spielte mit ihm wie mit einem kind....

ich glaube daher, dass es für einen anfänger extrem schwierig bis unmöglich ist, die qualität des unterrichts zu beurteilen.es ist wohl einfach zufall, ob man an einen der guten gerät oder nicht...die länge des übens vor dem unterrichten - da stimme ich meinen vorrednern zu - soll wohl wirklich nur den untersatz, de schlechtesten ein bis zwei prozent abhalten....

gruß

bluemonkey
05-08-2010, 07:20
Trotzdem, wer jahrelang Laojia gemacht hat, muß schon ein bißchen arbeiten, bis er die Bewegungen der Xinjia wirklich meistert..

ich würde sogar behaupten, wer jahrelang Laojia gemacht hat, muss noch eine Menge arbeiten, bis er die Bewegungen der Laojia wirklich meistert;)

scarabe
05-08-2010, 12:06
ja, darum finde ich es so schade, wenn jemand nach Jahren mühsamen Trainings dann mal schnell wechselt und alles hinschmeißt...

bluemonkey
05-08-2010, 13:14
ja, darum finde ich es so schade, wenn jemand nach Jahren mühsamen Trainings dann mal schnell wechselt und alles hinschmeißt...

Das was man sich erarbeitet hat, kann man ja weiterverwenden, es geht ja um Inhalte, nicht um Formen (mir zumindest).
Und sooo verschieden ist zumindest die erste Form in den beiden Rahmen nun auch wieder nicht, sind nur ein paar "Kringel", Fajins und Hüpfer mehr.

scarabe
05-08-2010, 13:28
das stimmt schon, trotzdem, wenn man eine Form eine Weile nicht mehr läuft, wird sie nicht besser- und die Geradlinigkeit der L. yilu ist natürlich herrlich geeignet, sein Taiji auf das Wesentliche und die Grundlagen zu reduzieren und einfach an der so wichtigen Basis zu feilen- meiner Ansicht nach- wobei ich mich täuschen kann- besteht bei Nur-Xinjia-Übenden die Gefahr, zusehr in Schnörkeln und Fajins aufzugehen und die Basics zu vernachlässigen....
wobei ich Chen Zhonghua selbst jetzt einfach mal unterstelle, daß er bei seinen Leuten schon aufpaßt, daß sie täglich an diese Basics erinnert werden! (wenn die denn tatsächlich Xinjia als Schwerpunkt machen)

bluemonkey
05-08-2010, 14:09
(wenn die denn tatsächlich Xinjia als Schwerpunkt machen)

vielleicht mag ja Hengli dazu was sagen:)

kyuzo
05-08-2010, 18:37
Trotzdem, wer jahrelang Laojia gemacht hat, muß schon ein bißchen arbeiten, bis er die Bewegungen der Xinjia wirklich meistert. Es muß natürlich auch machbar sein, gleich mit Xinjia zu beginnen, schätze, das dauert dann halt eine Weile länger, bis man die Form richtig kann...

ja, darum finde ich es so schade, wenn jemand nach Jahren mühsamen Trainings dann mal schnell wechselt und alles hinschmeißt...
Tag auch!

Ich kann zwar nicht für Hengli sprechen oder von den Trainingsmethoden Chen Zhonghuas aber ich hab mit Laojia und Xinjia meine Erfahrungen gemacht. Erstmal sind das wie bluemonkey schon meinte nur Formen und keine Systeme und eine Form ist prinzipiell ja auch "nur" ein Trainingsmittel. Man kann es auch Trainingsart oder -werkzeug nennen. Genau wie die stehende Säule oder Seidenübungen nutzt man sie, um an sich zu arbeiten.

Wenn man diese Unterscheidung trifft, dann habe ich mich jahrelang mit Laojia beschäftigt und jetzt ausschließlich mit Xinjia. Aber genau genommen mache ich nach wie vor Chen Stil Taijiquan, früher nach CXW heute nach Chen Yu.
Meistern ist vielleicht nicht der richtige Begriff dafür, nennen wir es mal verstehen, nachvollziehen oder irgendwas im Sinne von ausüben und beherrschen. Jedenfalls das Laojia Training hindert mich nicht an den Xinjia Bewegungen, falls du das so meintest und ich dich richtig verstanden habe, scarabe.
PM wie gesagt außen vor gelassen, aber ein Wechsel von Laojia zu Xinjia ist definitiv nicht "gelerntes über Bord zu werfen". Mit Xinjia zu beginnen ist auch kein vernachlässigen von Basics und die Gefahr sich zu "verschnörkeln" besteht auch nicht.
Ich trainiere auch regelmäßig mit Leuten, die zuvor überhaupt noch nichts mit Kampfkünsten zu tun hatten und den Einstieg mit Xinjia sehe ich nicht als schwieriger an. Mancher macht nach meiner Meinung sogar schnellere Fortschritte. Das liegt eventuell an der Genauigkeit wie Chen Yu das weitergibt. Es wird sehr deutlich und detailliert auf die Bewegungen und Kraftrichtungen eingegangen.
Oops, wollte eigentlich noch was schreiben aber ich muss los.

lg

scarabe
05-08-2010, 20:08
Tag auch!

Jedenfalls das Laojia Training hindert mich nicht an den Xinjia Bewegungen, falls du das so meintest und ich dich richtig verstanden habe, scarabe.
PM wie gesagt außen vor gelassen, aber ein Wechsel von Laojia zu Xinjia ist definitiv nicht "gelerntes über Bord zu werfen". Mit Xinjia zu beginnen ist auch kein vernachlässigen von Basics und die Gefahr sich zu "verschnörkeln" besteht auch nicht.


lg

nein, so habe ich das nicht gemeint. Man kann ja auch theoretisch die Laojia mit ein paar Extra-Seidenfäden ergänzen.
Ich sehe nur bei Schülern, die (vermutlich) nicht so weit sind wie Du eine gewisse Gefahr, daß es wirklich eine Art Bruch im Üben geben könnte, zumal die Ausführung von Chen Zhonghua sich doch (optisch) auch mehr von der Linie Chen Quanzongs unterscheidet, als z.B. Chen Yus Taiji von dem CXW`s oder CXX`s (die man ja auch zusammen antrifft, weil verwandt).

Interessant ist ja auch, daß alle wechseln, ist denn keiner dabei, dem seine Laojia so wichtig ist, daß er/sie sie nicht so einfach aufgibt? (Prioritäten- und Motivationsfrage, warum jemand Taiji macht...)

Heping
05-08-2010, 22:03
Interessant ist ja auch, daß alle wechseln, ist denn keiner dabei, dem seine Laojia so wichtig ist, daß er/sie sie nicht so einfach aufgibt?

Doch, doch...

kyuzo
06-08-2010, 00:26
...Ich sehe nur bei Schülern, die (vermutlich) nicht so weit sind wie Du eine gewisse Gefahr, daß es wirklich eine Art Bruch im Üben geben könnte...
Was stellst du dir unter so einem Bruch vor? Man hat doch immer malwieder Probleme mit Feinheiten oder Bewegungen. Man denkt, dass man auf der Stelle tritt, tut das teilweise auch. Dann macht man wieder Fortschritte. Sind doch alles ganz normale Lernprozesse.
Ich kann für mich nur sagen, dass ich durch die Herangehensweise von Chen Yu vieles an meiner Technik und Struktur eher verstehe und umsetzen kann. Dadurch klären sich auch Lücken und Probleme, die ich teilweise vorher hatte.

...Interessant ist ja auch, daß alle wechseln, ist denn keiner dabei, dem seine Laojia so wichtig ist, daß er/sie sie nicht so einfach aufgibt? (Prioritäten- und Motivationsfrage, warum jemand Taiji macht...)...
Das ist es was ich meinte, mit der Unterscheidung zwischen System und Trainingsmittel. Du übst Taijiquan, du arbeitest an deiner Struktur und Bewegungen in Stehender Säule, Seidenübungen und Formen. Dazu kannst du im Tuishou weiterbasteln, spielen, ausprobieren. Gucken, was funktioniert und was nicht.
Es geht doch darum, an sich zu arbeiten. Zu Beobachten, was im Körper passiert. Wie man sich dabei fühlt und danach, was dein Geist anstellt...
Davon gebe ich doch nichts auf, wenn ich die Art zu trainieren abändere. Taiji ist doch weit mehr, als eine Form zu laufen und Rückschritte oder einen Bruch konnte ich nicht feststellen - im Gegenteil.
Ich möchte hier auch kein Plädoyer für oder gegen irgendwas abgeben. Jeder soll das machen, was ihm Spass macht. Gibt doch auch Leute, die Laojia und Xinjia laufen.
Ich komme damit nicht zurecht. Denn dafür sind beide viel zu ähnlich. Man hat z.B. gleiche Stellungen, Namen und Reihenfolgen, detailreichere und andere zusätzliche Bewegungen in den Bildern. Ich hab beide eine Zeitlang bei zwei Lehrern geübt und irgendwann gemerkt, dass ich das nicht gleichzeitig hinkriege. Plötzlich steht man auf dem falschen Bein, denkt drüber nach, was man gerade macht und ist evtl. "falsch abgebogen" und in der "anderen" Form gelandet. Dann hab ich den Entschluss für mich gefasst, was für mich passender ist, was mir mehr bringt und Spass macht. Mit welchem Werkzeug ich eben besser umgehen kann. Dabei habe ich nicht alles Erarbeitete hingeschmissen und mache jetzt Ikebana. ;)

Was ich vorhin noch sagen wollte, extremeres Fajin ist im Xinjia auch nicht drin. Ist doch nach Laune oder der Tagesform, wie man eine Form läuft. Ob man sich auspowert oder ganz langsam unterwegs ist, wie man dabei wechselt. Wann, wo und wie oft man Fajin anwendet. Darin unterscheiden sich Laojia und Xinjia nicht.
Aber genug dazu, hier soll es ja eigentlich um Lehrzeit vor dem Unterricht gehen.

scarabe
06-08-2010, 01:20
na ja, nach einigen Jahren Ctjq sollte man denn doch so sicher sein, daß man eben nicht mehr aus Versehen auf dem falschen Bein steht. Man kennt das Seidenfadenprinzip samt Gewichtung und Zusammenschlüssen , sollte es verinnerlicht haben und kann dieses auf jegliche Bewegung der Form übertragen, bzw., es anwenden. Egal, ob in der Laojia oder in der Xinjia. Ok, bei den Rückwärtsschritten ist die Gewichtsverlagerung etwas anders, aber Peitsche und Co bleiben korrekt bei 70:30 und die Dantien-/Hüftbewegung, aus der die Fajins und Punches kommen, ist auch nicht anders gewichtet.

Ansonsten ist es in Chenjiagou noch immer in der Chen-Familie selbst so, daß der familieneigene Nachwuchs erst mal viele Jahre nur Laojia machen darf, bevor die anderen Formen dann relativ Knall auf Fall dazugelernt werden. Das wird wohl seinen Grund haben. Zumal bei vielen Leicht Fortgeschrittenen die Spiralen der Xinjia nicht aus der Mitte/dem Bauch raus kommen (oft ist auch der innere Energiefluß noch nicht ausreichend entwickelt), sondern oft leere Armschlenker sind, Fajins oft zuviel "Knee-Shaking" haben etc... Sowas kann man durch eine solide Basis vermeiden.

Der andere Aspekt ist, daß Chen Yu durchaus Laojia läuft und auch unterrichtet und schließlich Grundlagen und Prinzipien in allen Formen wichtig und auch unterrichtbar sind, so gesehen braucht man weder den Alten, noch den Neuen Rahmen wegzulassen- man braucht einfach nur ein gutes Gedächtnis und genug Zeit zum Üben seiner diversen Formen.

CchamploO
06-08-2010, 05:58
@scarabe und co.

Ihr seid ja mal sowas von off-topic...

Wär eure kleine Diskussion nicht nen eigenes Thema wert??

bluemonkey
06-08-2010, 08:20
na ja, nach einigen Jahren Ctjq sollte man denn doch so sicher sein, daß man eben nicht mehr aus Versehen auf dem falschen Bein steht. Man kennt das Seidenfadenprinzip samt Gewichtung und Zusammenschlüssen , sollte es verinnerlicht haben und kann dieses auf jegliche Bewegung der Form übertragen, bzw., es anwenden. Egal, ob in der Laojia oder in der Xinjia.


er meinte natürlich mit "falsches Bein", falsch bezüglich der gelaufenen Form, nicht falsch bezüglich der Prinzipien.;)
Man kann die ganze Form spiegelverkehrt laufen, ohne gegen die Prinzipien zu verstoßen und dann steht man dauernd (außer bei 50/50-Stellungen) auf dem "falschen" Bein (bezgl. der Originalform, nicht bezüglich der Prinzipien).



Ok, bei den Rückwärtsschritten ist die Gewichtsverlagerung etwas anders,


genau, und wenn ich dann anders verlagere, steh ich bei der Armdrehung auf dem anderen Bein.
Auch CXW hat schon mal vergessen in welcher Form er grade war.
Gerade weil sich die Formen so ähnlich sind, kann man mal was verwechseln.



aber Peitsche und Co bleiben korrekt bei 70:30 und die Dantien-/Hüftbewegung, aus der die Fajins und Punches kommen, ist auch nicht anders gewichtet.


Ja, dann, wo ist der große Unterschied, der große Bruch? :)

Wer an seinen mühsam erarbeiteten Formen so hängt, dass er Sie weiterüben will, kann das ja machen. :)

kyuzo
06-08-2010, 09:12
na ja, nach einigen Jahren Ctjq sollte man denn doch so sicher sein, daß man eben nicht mehr aus Versehen auf dem falschen Bein steht
Ja, das ist man. Deswegen fallen einem ja auch Ähnlichkeiten und Unterschiede auf. ;)
Aber wie gesagt, genug dazu. Kommen wir zurück zum Thema.

Hallo, ich bin kyuzo und anonymer Anonymer. Ich bin kein Lehrer und ich finde auch nicht, dass man diesen Schritt richtig an Zeiten festmachen kann. Das ist einfach zu unterschiedlich von Person zu Person, was man sich in Unterricht, eigenem Trainingspensum und Theorie erarbeitet.
Als Überblick, wie es bei jemandem gewesen ist, ok. Aber andersrum zu sagen, der hat die Zeit investiert und ist von daher als Lehrer geeignet, ist so pauschal mMn nicht möglich.
Wie scarabe sagte, ist das eine zweischneidige Frage. Irgendwie müssen ja auch z.B. die erwähnten Krankenkassen "die Spreu vom Weizen trennen" können.

Mir ist wichtig, dass mir der eigene Lehrer zutraut etwas weiter zu geben. Das steht vor der eigenen Beurteilung, wie weit man ist, oder der Dauer der eigenen Kampfkunstkarriere.
Für mich ist das auch eher ein fließender Übergang. Man sollte nicht nur Taiji bei einem guten Lehrer lernen, sondern auch dieses zu Unterrichten. Dazu kommt zu beidem viel eigene Arbeit.
Wir helfen uns als Schüler gegenseitig, zeigen uns Fehler oder beantworten Fragen, arbeiten mit Anfängern zusammen. Dann nimmt man mal als Vertretung einen Teil ab oder wird beim Korrigieren korrigiert, usw...
Dabei erarbeitet man sich, wie man etwas weitergibt und erklärt. Kriegt dabei Hilfestellung vom eigenen Lehrer und verbessert so auch sein eigenes gongfu. Das endet ja auch nicht, wenn man irgendwann mehr Zeit mit eigenen Schülern verbringt. Ausgelernt hat man nie und das sollte man auch nie von sich denken.

kyuzo
06-08-2010, 09:17
@bluemonkey: Danke dir, genau so meinte ich das :)

scarabe
06-08-2010, 09:51
Gerade weil sich die Formen so ähnlich sind, kann man mal was verwechseln.



Ja, dann, wo ist der große Unterschied, der große Bruch? :)

Wer an seinen mühsam erarbeiteten Formen so hängt, dass er Sie weiterüben will, kann das ja machen. :)

Ich denke, wenn ein Schüler gerade mal die Laojia durchlaufen kann und viel Verbesserungsbedarf hat, sollte er die erst mal weitermachen, statt alles fallenzulassen und mit einer noch etwas anspruchsvolleren Form neu anzufangen. Sind ja nicht alle seit 10 Jahren durch die Laojia durch...

Ansonsten bez. oben: ob man die Formen verwechselt (ist mir auch schon passiert) ist eher eine Frage, wie intensiv man übt und wie konzentriert man beim Üben ist.

@C.: Ja, es wäre einen eigenen Thread wert! ;)

Übrigens ist mir zum Thema Lehren auch noch was eingefallen: Bei allem theoretischen über Unterrichtsgestaltung und bei allem Können und Wissen, was man sich als Grundlage erst mal erarbeitet haben sollte- Persönlichkeit und Charakter spielen auch eine wichtige Rolle, ob man die Inhalte rüberbringen kann. Ich kenne Leute, die sind selber brillant, können aber Ihr Können nicht so richtig rüberbringen, wenn es über die normalen Unterrichtsstandards geht.
Es gibt andere, die sich gut ausdrücken können und jede Menge Empathie mitbringen und auf diese Weise den Schülern noch ein kleines Extra mitgeben können.
Und bei chin. Meistern habe ich es auch schon erlebt, daß sie sich zwar nicht ausdrücken können, sich aber quasi plötzlich "zugeschaltet" haben, und wenn einer plötzlich am eigenen Körper fühlt, wie sich die gewisse Bewegung beim Meister anfühlt, wenn der sie läuft, ist das für den Schüler natürlich klasse, weil er dann weiß, wo er hin muß.

Zuletzt: Durch Unterrichten lernt man selbst auch noch einiges dazu, auch wenn natürlich schon einiges da sein sollte, wenn jemand damit anfängt.

kyuzo
06-08-2010, 12:34
Der andere Aspekt ist, daß Chen Yu durchaus Laojia läuft und auch unterrichtet...
Da muss ich nochmal eine Kleinigkeit zu sagen, ohne wieder vom Thema abzulenken oder einen eigenen thread anzustubsen. Lieber machen und üben als theoretisch drüber zu diskutieren, egal in welcher in Form.

Chen Yu selbst kennt die Begriffe Laojia und Xinjia, unterstützt diese Unterscheidung aber nicht direkt. Das hatte bluemonkey neulich ja auch von der Seite des CTND zitiert. Manchmal läuft er aus Spass die Laojia. Er kennt sie, hat sie aber nie direkt gelernt. Vermutlich würde er sie auch korrigieren, wenn sie jemand läuft und ihn drauf anspricht. Bei ihm steht die Korrektheit der Bewegung im Vordergrund, nicht die Form. Aber wenn man von ihm lernt, lernt man definitiv nicht die Laojia.

So hat mir das einer seiner direkten Schüler dargestellt und deswegen möchte ich es nicht unkommentiert im Raum stehen lassen, dass Chen Yu Laojia unterrichten würde.

lg

scarabe
06-08-2010, 14:24
doppelt

scarabe
06-08-2010, 14:25
das erscheint mir fragwürdig, weil er unter seiner Seite auch die Laojia per Video anbietet:
http://www.youtube.com/watch?v=foGkLMdcYsc
soweit mir bekannt, unterrichten seine hiesigen Linienschüler auch Laojia?

auch wenn die xinjias natürlich mehr oder weniger in Peking aus der Laojia entstanden sind und Chen Yu als Pekinger (ist er doch?) vermutlich dementsprechend ausgebildet wurde.
Trotzdem, ich argwöhne einen Trend zur Xinjia, nicht, weil die Form den Leuten mehr bringt, sonden weil die Laojias finanziell abgegrast sind und die "Markterweiterung" zur Xinjia neue Verdienstmöglichkeiten eröffnet.
(wobei man schon differenzieren muß, ein Meister, der mit Schwerpunkt Xinjia aufgwachsen ist, wird wohl kaum seinen Schwerpunkt auf was anderes verlegen)

kyuzo
06-08-2010, 15:11
Dann erscheint es dir eben fragwürdig. Mir erscheint es fragwürdig, jemandem "Markterweiterung" im Sinne finanzieller Interessen zu unterstellen, weil man seinen Schwerpunkt ändert.

Seine hiesigen Linienschüler unterrichten nicht Laojia (mit hiesig meinst du doch Deutschland, oder?), so ist es mir jedenfalls bekannt. Ansonsten sollte ich wohl an mir selber zweifeln und drüber nachdenken, was ich dort jede Woche eigentlich tue und mal einen Psychologen aufsuchen ;)

scarabe
06-08-2010, 16:53
ok, ich muß mich selber auch ein wenig korrigieren- in Berlin bieten sie etwas an, das sie "erste Form Chen Stil Taijiquan" nennen.
Als Schülerin des Chenjiagou-Systems ist mir das als Laojia Yilu bekannt, wobei es natürlich sein kann, daß die "erste Form" in der Linie Chen Yu´S die Xinjia Yilu ist. Schade, daß es so vage ausgedrückt ist, wieso steht da nicht, welche Form genau mit "erste Form" gemeint ist?

Ansonsten kann ich nur sagen, wenn ich über 10 Jahre nur Laojias gemacht hätte (H.) und das bei meinen Schülern als das einzig essentiell Wichtige (im Gegensatz zum Formensammeln) vertreten hätte, würde ich mir schwer überlegen, ob ich innerhalb weniger Monate alles Bisherige über Bord werfen würde und als Lehrer einer neuen Form und eines neuen Systems auftreten würde. Aber jeder wie er mag.

kyuzo
06-08-2010, 17:12
Das kann nicht nur so sein, dass ist sogar so: Mit der "ersten Form Chen-Stil Taijiquan" ist die Yilu gemeint. Das ist nicht wirklich vage ausgedrückt, das hat eher mit der erwähnten Nicht-Unterteilung in Xinjia und Laojia von Chen Yu zu tun. Dennoch gibt es die Unterteilung in Yilu und Erlu und schon bist du mit der Yilu bei der ersten Form CTQ.

Und in deinem "Laojia" Video von vorhin, sehe ich beim kurzen reinschauen 'ne Menge Bewegungen und Bilder, die sich nicht zu dem unterscheiden, was mir gerade beigebracht wird. Wie gesagt, die korrekte Bewegung ist das wichtige.

scarabe
06-08-2010, 19:37
Yilu ist erste Form, klar. Erlu die Zweite. Aber ob Laojia oder Xinjia, davon steht da nichts...

Am Anfang von Chen Yus Laojia Video, das ich eingestellt habe, ist irgendwo-wars bei Lan Zha Yi (?)- ein Seidenfaden mehr drin, als in der Chenjiagou-Laojia.
Ansonsten sieht es mir aber sehr nach der Laojia aus, wie sie mir bekannt ist, wobei man natürlich nicht weiß, wie es nach Ende des Videos weitergeht...

kyuzo
06-08-2010, 20:08
Das ist eine total überflüssige und am Thema vorbeirauschende Dikussion. Natürlich gibt es da Unterschiede. Also belassen wir es einfach dabei. Jeder wie er mag, ok?

Ich habe nie behauptet, dass es oder das es im Video nicht die Laojia ist. Mir ging es um einzelne Bewegungen und ich hab nur kurz reingeguckt. Vergessen wir das einfach. Zurück zum Thema.

Heping
06-08-2010, 20:16
Manchmal gibt es ganz simple Erklärungen, die meist weder mit CXW noch Chen Yu oder sonst irgendjemandem zu tun haben, jedoch mit der Entwicklung. Als Chen Fake nach Beijing ging veränderte er im Laufe der Jahre die Form. Die Yi Lu erhielt zusätzlich Spiralen, Fa Jins usw. und fügte ihr 7 Bewegungen hinzu. Die Er Lu erfuhr sogar einen Ausbau von 43 auf 71 Bewegungen. Für Chen Fake war dies jedoch nicht eine neue Variante des bisherigen Rahmens, sondern eben immer noch Yi Lu und Er Lu. In Beijng, wo heute noch Schüler und Enkelschüler von Chen Fake die Szene prägen, findet man auch heute noch kaum jemand, der eine Unterteilung in Lao Jia und Xin Jia macht. In Chenjiagou kannte man ebenfalls einen neuen Rahmen, den heutigen Xiao Jia. Als 1973 Chen Zhaopi, der Hauptvertreter des (alten Rahmens) starb, reiste mein Lehrer Wang Xian nach Beijing, um Chen Zhaokui, den Sohn von Chen Fake dazu zu bewegen, in Chenjiagou zu unterrichten. Durch die Rückkehr von Chen Zhaokui nach Chenjiagou kam auch die Variante von Chen Fake nach Chenjiagou und zur Unterscheidung der Varianten wurde die Variante von Chen Fake der neue Rahmen, während der bereits im Dorf verbreitete Rahmen zum alten Rahmen wurde. Reine Ansichtssache also. Da aber vor allem die Protagonisten aus Chenjiagou den Chen-Stil in der Welt verbreiteten, gilt heute allgemein die Unterteilung in Lao Jia und Xin Jia. Die Pekinger durften ausnahmsweise mal nicht mitreden ;)

bluemonkey
07-08-2010, 10:03
Trotzdem, ich argwöhne einen Trend zur Xinjia, nicht, weil die Form den Leuten mehr bringt, sonden weil die Laojias finanziell abgegrast sind und die "Markterweiterung" zur Xinjia neue Verdienstmöglichkeiten eröffnet.

Schau mal auf Deiner Homepage nach unter "Wude", Punkt Gerüchte verbreiten:)

scarabe
07-08-2010, 11:53
Trotzdem, ich argwöhne einen Trend zur Xinjia, nicht, weil die Form den Leuten mehr bringt, sonden weil die Laojias finanziell abgegrast sind und die "Markterweiterung" zur Xinjia neue Verdienstmöglichkeiten eröffnet.

(wobei man schon differenzieren muß, ein Meister, der mit Schwerpunkt Xinjia aufgwachsen ist, wird wohl kaum seinen Schwerpunkt auf was anderes verlegen)

Du hast recht, das könnte man so auffassen, auch wenn es mir mehr darum geht, zu eruieren, wer etwas aus Überzeugung tut und wer aus anderen Interessen. Mnachmal ist die Gratwanderung eben etwas schwierig, wenn man halbwegs realistisch herausfinden will, was die Motivationsgründe sind. Ein gewisses finanzielles Interesse wird bei den Betreibern vonn Schulen und Co schon da sein, oder?

Wobei ich trotz des seit nicht ganz einem Jahr immer größeren Interesses an den Xinjias (Trend?) denke, daß Nabil zu Chen Yu ging, weil Chen Yu einfach ein guter Meister ist und Nabil alle Erfahrung und Voraussetzung mitbrachte, davon auch voll profitieren zu können. Andere haben möglicherweise auch andere Gründe.

bluemonkey
09-08-2010, 07:39
Ein gewisses finanzielles Interesse wird bei den Betreibern von Schulen und Co schon da sein, oder?
.

Das ist ganz einfach herauszufinden: frag, ob sie auch umsonst oder gegen Unkostenpauschale unterrichten.:D

Ich sehe bisher nur, dass Leute den Meister/Verband wechseln, aus welchen Gründen auch immer.
Dass die Leute dann die Formen und das System des Meisters unterrichten ist doch irgendwie klar?

Als Kunde finde ich es durchaus spannend, dass die Szene etwas heterogener wird. :)

scarabe
09-08-2010, 11:57
das auf jeden Fall, wobei man als Außenstehender wenig sagen kann über die "Reifungszeit", die ein Leher nach Stilwechsel braucht, um entsprechend "fit" zu sein.
Ob sich das, was er/sie vorher mit Nachdruck vertreten hat mit dem in Übereinstimmung bringen läßt, was er kurz darauf nach dem Wechsel vertritt usw...

Das kann mancherorts eine super bereicherung sein, in anderen Fällen aber auch etwas fragwürdiger.

Ist ja auch ein Unterschied, ob man zwar den Verband wechslet, aber im gleichen Stil der Familie bleibt (bzw bei Angehörigen, die alle zusammen und voneinander trainiert und gelernt haben und das noch tun) oder ob es in Sachen Ausführung und Gesamtkonzept deutliche inhaltliche Unterschiede gibt.