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Vollständige Version anzeigen : Soto-Deshi und die Kampfkünste



Teashi
10-08-2010, 01:33
beim lesen über uchi-deshi (http://de.wikipedia.org/wiki/Uchi-Deshi) und soto-deshi (http://de.wikipedia.org/wiki/Soto-Deshi) ist mir folgender abschnitt aufgefallen:

So passierte es oft, dass ein Soto-Deshi nicht alle Aspekte einer Form (Kata) verstand. Katas wurden dann verändert und vermeintlich „sinnlose“ Bewegungen durch andere ersetzt.
das ist was mich stutzig macht.
warum ein meister einen oder mehrere schüler bevorzugte ist mir klar. die frage die sich aufdräng ist, machten soto-deshi nicht ihre kampfkunst kaputt?


natürlich waren die meisten schüler soto-deshi. ohne sie würde ein meister kaum von trainingsgebühren überleben. sie machten die kampfkünste bekannt und sorgten für ihre verbreitung. der knackpunkt ist: sie lernten eine unvollständige kampfkunst!

sie lernten bewegungsabläufe ohne sie oder einige davon zu verstehen. es wurde auswendig gedrillt bis man es konnte. wenn man danach andere trainierte, konnte man nicht die hintergründe hinter den bewegungen erklären, sondern nur den technischen aspekt zeigen. das geht nur solange gut, bis sich die schüler selbstständig machen und selbst anfangen veränderungen im system zu machen, um für sie "ünnützen" bewegungen herauszunehmen.

Ein Beispiel hierfür ist der chinesische Meister Koshukun, der die Kata Kushanku nach Okinawa brachte. Die kräftigen Einwohner Okinawas verstanden viele Bewegungen nicht und modifizierten die Kata. Koshukuns Uchi-Deshi Yari lehrte als innerer Schüler die Originalversion weiter, während der Soto-Deshi Sakugawa eine veränderte Version der Kata weitergab.
die uchi-deshi waren diejenigen, die in die gesamte kampfkunst eingeweiht wurden. sie waren nächsten meister ihres stils.
wie war das, wenn man eine lehrerlizenz hatte? wurde man in die geheimen hintergründe der jeweiligen kampfkunst eingeweiht? die meister konnten wohl kaum riskieren, dass unvollständigen und falschen versionen ihres stils im umlauf waren und dazu noch von offiziellen lehrern ihrer kampfkunst gelehrt wurden.

wenn nun der nächste meister ein uchi-deshi wird und einige zeit später stirbt, was wird aus dieser kampfkunst? es gibt keinen legitimierten nachfolger der den kompletten stil kennt. das führt doch entweder zur auslöschung des stils oder er wird in veränderter und verfälschter form weitergeführt.


Mizoguchi-ha Ittō-ryū (http://en.wikipedia.org/wiki/Itto-ryu) (溝口派一刀流?) was founded by Mizoguchi Shingoemon Masakatsu, who was a student of the second headmaster of Ono-ha Ittō-ryū, Ono Jiroemon Tadatsune, before creating his own style, the Mizoguchi-ha.

Ito Masamori, a student of Mizoguchi's, visited the Aizu clan and taught Edamatsu Kimitada an incomplete version of the art. Ikegami Jozaemon Yasumichi, a student of Edamatsu, was sent by the daimyo (feudal lord) to study the sword methods to be found in Edo (present-day Tokyo). Combining methods learned there with the original teachings of Mizoguchi-ha Ittō-ryū, he created a distinct Aizu line of the Mizoguchi-ha school with many significant differences in technique. This is the line that survives today, as the original line has disappeared.

ist das wirklich das alles wert?

ist die geheimhaltung soviel wichtiger als die erhaltung der kampfkunst selbst?

Griphes
10-08-2010, 02:00
Wenn mir dieses Geheimnis mein Leben sichert dann durchaus ja.

Und dies auf zweierlei Art.
Zu einem direkt auf den Schlachtfeld, weil es mir einen Vorteil bringt.
Zum anderen indirekt. Weil aus dem Vorteil ein guter Ruf entsteht der mir möglichst viele Schüler einbringt die mir meinen Lebensunterhalt sichern (Siehe Entwicklung der Koryu in der Edozeit)

Auf der anderen Seite denke ich und das ist meine persönliche Meinung, das man den Begriff Uchideshi und Sotodeshi nur auf Gendai Budo und bestimmte Koryu die als offizielle Schule eines Clans fungierte anwenden kann, da hier die hohen Mitgliederzahlen eine solche Unterscheidung erst nötig machten.
Aber als Mitglied einer Koryu bist und warst du Teil der Ryu und hast alles zu einen bestimmten Zeitpunkt in deiner Entwicklung gezeigt bekommen, wenn du deine Ausbildung nicht abgebrochen hast, mit wenigen Ausnahmen: spezielle Kuden und Techniken gabs dann doch noch nur für den nächsten Soke

Gruß Griphes

Teashi
10-08-2010, 02:06
mit wenigen Ausnahmen: spezielle Kuden und Techniken gabs dann doch noch nur für den nächsten Sokewas nutzen diese techniken, wenn sie nur einer gezeigt bekommt?

rambat
10-08-2010, 08:45
-

Griphes
10-08-2010, 10:56
was nutzen diese techniken, wenn sie nur einer gezeigt bekommt?

Als Ergänzung zu rambat:
Sie dienen auch dazu den nächsten Soke oder auch Shihanke(einige Schulen haben nämlich zwei Linien, eine die als Soke verwalten und andere die als Shihanke das Training leiten) durch die letzten Geheimnisse, die Authorität und somit die wirtschaftliche Stellung zu sichern. Besonders wenn diese Titel, wie so oft in der Familie weitervererbt wurden.

Gruß Griphes

rambat
10-08-2010, 11:17
-

heavenlybody
10-08-2010, 12:20
ich kann mir auch nicht vorstellen, dass die soto-deshi eine "unvollständige" kampfkunst lernten, gar "falsche" kata. den wiki-einträgen nach konnten demnach nur ein uchi-deshi die "vollständige kampfkunst" erlernen. irgendwie empfinde ich die wiki-einträge als nicht stimmig.

demnach war der soto-deshi jemand, der die kampfkunst nur des ansehens wegen erlernen wollte und dem meister nicht treu ergeben war und da wohl der großteil soto-deshi war, war der meister also nur von untreuen möchtegernen umgeben, die süchtig nach ansehen waren; naaaaa toll.

uchi-deshi hingegen arbeiteten für den meister und wohnten in dessem haushalt, nur sie waren ihm treu ergeben und wurden in die "inneren dinge" eingeweiht und meist der nächste soke, ach ja. das bedeutet ja auch, dass die soto-deshi nicht beim meister wohnten.

demnach müssen alle, die menkyo kaiden erhalten haben automatisch uchi-deshi gewesen sein und demnach auch beim meister gewohnt und ihm bei haushalt- und büroarbeiten geholfen haben. kann ich irgendwie kaum glauben.

edit:
"vorteilhaft" für die schule ist natürlich, wenn man bedenkt, dass nach dem wiki-artikel die mehrheit derjenigen, die "öffentlichkeitsarbeit" betreiben soto-deshi waren.

edit2:
ich habe mal a bissel rumgegooglt:



[...] UCHI-DESGHI means a person who whishes to train in Aikido as his profession in life but who does not have the necessary financial means to do so and he applies to the Doshu to be allowed to stay at Hombu and study Aikido in return for providing personal services such as preparing the dojo before classes and cleaning up after classes.
He is provided food and lodging and free lessons but is not paid fixed wages or allowances. SOTO-DESHI simply means day students that attend classes at Hombu but return home after class. (http://aikikaimy.com/shihan.html)