PDA

Vollständige Version anzeigen : Hutton-Säbel & Scharf oder Stumpf?



Azincourt
15-08-2010, 12:27
Ich stehe zwar erst gaaanz am Anfang des Fechtens mit dem Säbel, möchte mir aber trotzdem schon einen eigenen Säbel zulegen, um ein Gefühl für das gewicht zu bekommen.(ok, ich gebs zu, die Dinger sehen einfach toll an der Wand aus:D)
Ich habe ein Auge auf den Hutton-Säbel von Paul-Chen geworfen. Hat einer von Euch Erfahrungen damit gemacht?
Ich finde gerade das relativ geringe Gewicht sehr gut.

Ich habe noch eine zweite Frage, was ist fürs Training besser, die Waffe direkt stumpf kaufen, oder lieber scharf, und dann selber sichern?

Danke schonmal für Eure Antworten!

DavidBr.
15-08-2010, 13:22
Dumme Frage: Hast du schonmal gefochten bisher, wenn ja welche Waffe(n)? Such mal im Netz nach dem Cold Steel Buch von Hutton, gibts häufig als Download zu finden, falls du das noch nicht haben solltest.
In unserer Fechtgruppe haben 2 Leute den Hutton-Säbel und benutzen ihn kaum. Die Verarbeitung ist nicht wirklich dolle. Kannst ja mal dem Stefan (im Board als "Alte Kampfkunst" unterwegs) ne PN schreiben. Zur Frage scharf oder stumpf: STUMPF!!! Und auch nen Singlestick (Rattan z.B) beschaffen.

Azincourt
15-08-2010, 13:48
Danke für die Antwort, hätte nur etwas freundlicher ausfallen können...

DavidBr.
15-08-2010, 13:52
Danke für die Antwort, hätte nur etwas freundlicher ausfallen können...

War jetzt nicht unfreundlich gemeint, auch wenns so rüberkam. Ich vergesse manchmal dass ich zu Anfang auch da gestanden hab und nicht wusste worauf ich achten soll :o und das teilw. heute noch so ist. Also nix für ungut.

Azincourt
15-08-2010, 14:05
Dann ist ja alles in Butter! Ich bin in Stefans Fecht-Klasse, und stehe noch ganz am Anfang.

itto_ryu
15-08-2010, 15:51
Na dann bist du in guten Hände, möchte ich meinen.

DavidBr.
15-08-2010, 16:56
Na dann bist du in guten Hände, möchte ich meinen.

Stimmt. Mal ne andere Frage: Gibts den Hutton-Säbel überhaupt in scharf zu kaufen? Was sagt denn das Waffengesetz dazu? Würde mich mal interessieren.

Azincourt
15-08-2010, 18:30
Ich habe den Hutton-Säbel im netz nur stumpf gefunden. Anscheinend gibt es ihn garnicht scharf zu kaufen. Wegen der Singlesticks, welches material würdest Du empfehlen? Rattan, oder doch eher Holz?

DavidBr.
15-08-2010, 18:52
Eindeutig Rattan. Ist auch ein sehr festes Material, aber gibt auch ein wenig nach. Wenn du z.B. nen Buchenrundstab aus dem Baumarkt dafür nimmst, wird der irgendwann splittern - selbst erlebt :o Ich habe meinen Stock hier bestellt Kampfstock.de Equipment fr Stockkampf Escrima Ju-Jutsu Kali Arnis (http://www.kampfstock.de/kontakt.php) , und zwar in dem größeren Durchmesser; also 25-30 mm. Ich finde der größere Durchmesser lässt sich angenehmer greifen und die Hand ermüdet daher nicht so schnell.
Vielleicht hat Stefan ja auch was da.

Wolfgang L.
15-08-2010, 19:31
Moin Moin,

den Hutton säbel von P. Chen benutzen wir seit ca. 7-8 Monaten, vorzugsweise für den Freikampf (natürlich mit Fechtmaske, Gambeson etc.).
Man muss sich hierbei nicht wie z.B. beim langen Schwert zurückhalten und kontraproduktive "Bremsreflexe" einüben.

Die Verarbeitung ist wie bereits von DavidBr bemerkt Paul Chen Qualität. D.h. der Stahl ist relativ weich und der Handschutz (shell, Gefäß, Glocke) ist
sehr dünn und wird bei unseren Anwendungen stets sehr verdengeld. Aber mit Kombizange ist das wieder in den Griff zu bekommen.

Ansonsten für ca. 160,- EUR ist das ok, zumal wir beide den gleichen Säbel haben und die Härte sich somit nur beim leichteren Verbiegen der Klinge im Gefecht bemerkbar macht.

Zum Technik üben ist er allemal ausreichend.


Hier wäre noch eine Alternative, allerdings ohne Überarbeitung nur zum Technik (Huten) üben zu verwenden, da spitz und vernickelt. Aber extrem führig und natürlich blitz schnell.
Der Stahl ist jedenfalls sehr gut. Allerdings fehlt die Glocke. Bei Nachfrage bei WKC machen sie auch mal eine Ausnahmefertigung unvernickelt und evtl mit Gefäß. Das kostet allerdings mehr.

Viele Grüße
Wolfgang

PS:
bei weiteren Fragen bitte vie email, da ich hier selten zu gange bin.


WKC Militär Paradewaffen, Online Shop - Reitersäbel | Deutsche Blankwaffen. (http://www.wkc-solingen.de/newshop/deutsch/Reitersabel.html)

Wolfgang L.
15-08-2010, 19:33
hatte den WKC link vergessen:

WKC Militär Paradewaffen, Online Shop - Reitersäbel | Deutsche Blankwaffen. (http://www.wkc-solingen.de/newshop/deutsch/Reitersabel.html)

Azincourt
15-08-2010, 20:03
Eindeutig Rattan. Ist auch ein sehr festes Material, aber gibt auch ein wenig nach. Wenn du z.B. nen Buchenrundstab aus dem Baumarkt dafür nimmst, wird der irgendwann splittern - selbst erlebt :o Ich habe meinen Stock hier bestellt Kampfstock.de Equipment fr Stockkampf Escrima Ju-Jutsu Kali Arnis (http://www.kampfstock.de/kontakt.php) , und zwar in dem größeren Durchmesser; also 25-30 mm. Ich finde der größere Durchmesser lässt sich angenehmer greifen und die Hand ermüdet daher nicht so schnell.
Vielleicht hat Stefan ja auch was da.

Hey, danke für die ausführliche Antwort! Stefan hat Rundstäbe, kein Rattan. Wie lang sollte der Stick denn sein? Ich habe einen Singlestick zwar schon öfter in der Hand gehabt, kann aber Maße schlecht abschätzen:o

itto_ryu
15-08-2010, 22:04
Den Hutton-Säbel gibt es nur stumpf, denn er ist eine Übungswaffe schon damals bei Hutton gewesen (wobei ich nicht weiß, welche Waffe ihm als Vorbild diente). Für ab 109,- Öcken schon erschwinglich. Singlesticks sind natürlich die beste und kostengünstigste Variante und recht lang haltbar (mit Gewebetape verstärkt bekommen sie auch gutes Gewicht bzw. halten länger m.M. nach). Ich persönlich finde Rattan am besten.

Alte Kampfkunst
15-08-2010, 22:09
WKC kommt mir nicht in den Fechtsaal!!!
Die machen Wallhanger und Repräsentationsteile für Schützenvereine etc.

Und all die Hutton-Säbel von Hanwei, die ich gesehen habe, hat's nach 6 - 10 Wochen Training zerrissen, äh, zerbrochen bzw. zerbröselt. Das war aber die erste Generation. Mag ja sein, dass sich da was geändert hat. Ich geb' jedenfalls kein Geld mehr dafür aus um rauszufinden, dass sich meine schlechten Erwartungen bestätigen.

Rattan hat einige Vorteile. Nicht ohne Grund findet es in vielen KKs Verwendung. Das Abprallverhalten von Rattan-Stöcken hat aber nochmal deutlich weniger mit Stahl zu tun als mit anderen Holzsorten.

Buche ist einfach zu bekommen, recht haltbar, und wenn der Stock dann doch bricht wird er eben ausgetauscht. Hält übrigens erheblich länger als 6 - 10 Wochen.

Die fortgeschrittenen Schüler der Alten Kampfkunst benutzen meist Originalsäbel aus der Zeit um 1900.

Gruß

Stefan

DavidBr.
16-08-2010, 07:23
Hey, danke für die ausführliche Antwort! Stefan hat Rundstäbe, kein Rattan. Wie lang sollte der Stick denn sein? Ich habe einen Singlestick zwar schon öfter in der Hand gehabt, kann aber Maße schlecht abschätzen:o

Wie lang er "sein sollte" kann ich jetzt auch nicht sagen, meinen hab ich in 100 cm Länge bestellt. Ansonsten in der nächsten Stunde Stefan fragen oder ein Maßband in der Tasche haben.
Wie lang ist denn der Hutton insgesamt bzw die originalen Säbel die bei dir verwendet werden Stefan? Vielleicht wäre das ein Richtwert für die Länge.

Klaus
16-08-2010, 13:07
Darf ich mal fragen was so ein Übungssäbel in hoher (deutscher) Qualität kosten darf ?
Ich habe ja jetzt eine Schleiferei in der Familie, und eine Industrieschmiede mit bodenständigen Preisen an der Hand, Probleme machen uns immer nur die Zierteile aufgrund des hohen Fertigungsaufwands wenn man es selbst machen will. Sofern wir diese Teile selbst machen oder zu normalen Preisen besorgen können, kann ich sowas immer zu Endpreisen grob zwischen 200 und 350 Euro herstellen (je nach Aufwand der Klinge), bei voller Kontrolle über alle Details. Die werden dann von einem Industriemeister Metall in meiner Familie zusammengebaut, nicht von einem Handlanger in China der vorher Müll sortiert hat.

Wenn Interesse besteht, so eine Übungswaffe mitzuentwickeln, PN. :) Allerdings erfordert das einigen Vorlauf, wenn die Komponenten nicht zufällig gerade leicht verfügbar sind.

Daemonday
16-08-2010, 16:57
Mit den europäischen Teilen keinen Plan aber in Bereich Katana und Co. haben WKC, Paul Chen und John Lee in den letzten Jahren echte Fortschritte gemacht.

Und WGC ist alleine schon wegen ihren exelenten Service und die hohe Flexibilität ihrer Angebote sehr zu empfehlen.

Lg
Micha

EukalyptusNow
16-08-2010, 17:31
Darf ich mal fragen was so ein Übungssäbel in hoher (deutscher) Qualität kosten darf ?
Ich habe ja jetzt eine Schleiferei in der Familie, und eine Industrieschmiede mit bodenständigen Preisen an der Hand, Probleme machen uns immer nur die Zierteile aufgrund des hohen Fertigungsaufwands wenn man es selbst machen will. Sofern wir diese Teile selbst machen oder zu normalen Preisen besorgen können, kann ich sowas immer zu Endpreisen grob zwischen 200 und 350 Euro herstellen (je nach Aufwand der Klinge), bei voller Kontrolle über alle Details.

Hallo Klaus,

eines unserer Vereinsmitglieder stellt in seiner Freizeit selbst Klingen her und bringt inzwischen fuer 250-300 Euro wirklich gute Saebel hin. Der von dir genannte Preis ist fuer Leute, die mit dem Ding ernsthaft sparren wollen schon ok.

Mit den Hanweis hatten wir frueher auch nur desastroese Erfahrungen gemacht. Bei einmal Partnertraining/ Sparring pro Woche brach der erste nach sechs Wochen und der letzte nach sechs Monaten (davon drei Monate ohne Nutzung). Und die Gefaeße sehen recht schnell aus, als waere ein Panzer druebergefahren.
Hab auch gehoert, daß die neuen Hanwei-Huttons besser waeren, aber wie Stefan will ich kein Geld mehr in diese Saebel stecken, weil ich bessere Loesungen gefunden habe.

Alte Kampfkunst
16-08-2010, 18:32
Ansonsten in der nächsten Stunde Stefan fragen ...

Tja, auch im Zeitalter von Highspeed-Internet und Satelitentelefonen ist manchmal die traditionelle Methode der Informationsbeschaffung in Form eines Gespräches von Angesicht zu Angesicht die Beste.



Wie lang ist denn der Hutton insgesamt bzw die originalen Säbel die bei dir verwendet werden Stefan? Vielleicht wäre das ein Richtwert für die Länge.

Die Säbel, die hier zum Einsatz kommen haben alle um einen Meter gesamtlänge. Somit sind sie länger als ein Arm - m.E. das wesentliche Kriterium warum wir so fechten wie wir fechten (und andere in Jahrhunderten vor uns) und kein Escrima mit Säbeln machen.

Gruß

Stefan

Alte Kampfkunst
16-08-2010, 18:35
... und die hohe Flexibilität ihrer Angebote sehr zu empfehlen

Wasndas fürn Kriterium?

Und auch der tollste Service macht aus einem Wallhanger keine Trainingswaffe.

Daemonday
16-08-2010, 18:53
Also wie gesagt ich hab von den Europäischen WKC teilen keine Ahnung. die japanischen sind aber klasse, egal ob scharf zum Schnitttest oder stumpf für Kontakttraining.

Guter Service heist das sie sehr viele Wartungen auf eigenen Kosten übernehmen.
Und flexible Angebote heißt das sie dir im Prinzip jede Klinge schmieden die du willst.

Lg
Micha

Azincourt
16-08-2010, 19:20
So, ich habe mich jetzt für einen Rattan-Singlestick der Purpleheart Armoury aus den USA entschieden, inklusive Lederkorb.
Singlestick (http://www.woodenswords.com/WMA/singlest.htm)
Bin sehr gespannt auf das Teil. Hoffe, die Qualität ist so gut, wie sie im netz in einigen Foren beschrieben wurde.
Der Kunden-Service ist jedenfalls 1a,sehr nett und unkompliziert.

itto_ryu
16-08-2010, 19:43
Darf man fragen, wie hoch die Versandkosten sind?

Azincourt
16-08-2010, 22:10
Darf man fragen, wie hoch die Versandkosten sind?

Umgerechnet 23 €, für die Größe geht das eigentlich. Ein einfacher Holzstock aus dem Baummarkt wäre natürlich viel billiger gewesen, aber ich habe mich in den Stick verguckt:D

Klaus
16-08-2010, 22:19
Du darfst auch den Zoll nicht vergessen, bzw. die 19% Einfuhrumsatzsteuer. Das sind nämlich Nettopreise die man da sieht, darum muss man von deutschen Produkten auch die 19% abziehen um zu vergleichen. Man kann zwar Glück haben und den Zoll bescheissen, klappt aber nicht immer. Ein Säbel der hier im Laden 199,- kostet muss im Nettopreis mit 167,- angesetzt werden, den Rest nimmt Papa Staat gleich mit.

Alte Kampfkunst
17-08-2010, 12:32
Also wie gesagt ich hab von den Europäischen WKC teilen keine Ahnung. die japanischen sind aber klasse, egal ob scharf zum Schnitttest oder stumpf für Kontakttraining.

Mir geht's genau andersherum, ich hab' keine Ahnung von japanischen Waffen und schon gar nicht was WKC in diesem Segment anbietet. Du bist aber nicht der einzige, der ihnen dafür gute Kritiken gibt.


Guter Service heist das sie sehr viele Wartungen auf eigenen Kosten übernehmen.

Böse Zungen könnten dem entgegenhalten, das gute Produkte kaum Wartung benötigen. Bei Schwertern fällt mir ausser einer regelmäßgien Ölung kaum was ein.


Und flexible Angebote heißt das sie dir im Prinzip jede Klinge schmieden die du willst.

Das ist in der Tat ein guter Punkt. Sowas treibt den Preis i.d.R. hoch, wenn's denn überhaupt gemacht wird. Oder man wendet sich an Leute, die nur 'Custom'-Sachen machen. Dann geht's direkt hochpreisig los.

Gruß

Stefan

Daemonday
17-08-2010, 17:36
Mir geht's genau andersherum, ich hab' keine Ahnung von japanischen Waffen und schon gar nicht was WKC in diesem Segment anbietet. Du bist aber nicht der einzige, der ihnen dafür gute Kritiken gibt.

Mich würde es ahlt wundern wen sie in anderen Bereichen so schlampen. Aber es gibt ja mehrere Firmen die nur 1-2 wirklich gute Produkte haben.


Böse Zungen könnten dem entgegenhalten, das gute Produkte kaum Wartung benötigen. Bei Schwertern fällt mir ausser einer regelmäßgien Ölung kaum was ein.
Hmm schleifen, Polieren, neue Wicklungen usw.^^


Das ist in der Tat ein guter Punkt. Sowas treibt den Preis i.d.R. hoch, wenn's denn überhaupt gemacht wird. Oder man wendet sich an Leute, die nur 'Custom'-Sachen machen. Dann geht's direkt hochpreisig los.

Jup das finde ich halt das gute an WKC. Wen du nen 58 cm langes Wakizashi mit 21 cm Griff, rosa Griffwicklung und giftgrüner Saya willst kostet das evtl etwas mehr (wobei ich das bisher immer als sehr fair empfunden habe) aber sie bauen es dir.

Bei uns haben die meisten als erstes Schwert nen John Lee da man mit denen vom Preis nichts falsch machen kann, und die meisten die dann was richtiges wollen hohlen sich irgendwann ein WKC.

Lg
Micha

Klaus
17-08-2010, 22:12
Scharten vom gegeneinander schlagen müssen schon rausgeschliffen werden, aber seit wann macht das der Hersteller, und gratis ?

Daemonday
17-08-2010, 23:30
naja wegen Scharten hab ich nochnicht gefragt, aber z.b. nen Reinigungsfehöer haben sie ohne kosten rauspoliert, und als wir ne Wicklung durchgehackt ham, haben sie uns nen neuen Griff geschickt.

Lg
Micha

Alte Kampfkunst
17-08-2010, 23:48
naja wegen Scharten hab ich nochnicht gefragt, aber z.b. nen Reinigungsfehöer haben sie ohne kosten rauspoliert, und als wir ne Wicklung durchgehackt ham, haben sie uns nen neuen Griff geschickt.

Lg
Micha

Wo waren denn da die Händes desjenigen, der das Schwert geführt hat? :ups:

Ich finde es generell gut, dass es die Möglichkeit gibt einen Ersatzgriff zu bekommen.

Da scheinen sich Katanas aber auch drastisch von europäischen Schwertern zu unterscheiden. Wüsste nicht, warum man bei einem europäischen Schwert den Griff austauschen müsste.

Gruß

Stefan

Daemonday
18-08-2010, 00:13
Wo waren denn da die Händes desjenigen, der das Schwert geführt hat?
im Plattenhandschuh mit drübergezogener Polsterung^^

Naja die Wicklungen haben ja nicht nur nen estetischen Zweck, aber jo da sind die europäischen meist unkomplezierter.^^

Lg
Micha

Klaus
18-08-2010, 10:34
So ein Griff kostet 2 Euro. Oder meint einer die werden in Solingen in einer alten Hütte von Meister Eder handgefertigt ?

Daemonday
18-08-2010, 16:29
Ne gewickelte Tsuka mit Kashira, Fuchi, Menuki echter Same und recht hochwertiger Ito Maki für 2 Euro?

wenn ja dan nehme ich gleich 3 Stück davon.

Lg
Micha

Klaus
18-08-2010, 17:16
Einen Griff mit hochwertigen Teilen aus nachgearbeitetem Wachsguss und echter, hochwertiger Rochenhaut mit Muster an der richtigen Stelle schmeisst Dir aber kein Hersteller hinterher. Da sind haufenweise Imitate und billige Spritzgussteile am Start, die kosten tatsächlich nur so wenig aus chinesischer Fertigung. Sonst wäre es ja nicht möglich ein komplettes Schwert für 20 Dollar bei Alibaba zu kaufen. Für Holzgriffe mit Wicklung habe ich 17 RMB bezahlt, und da hat sich der Hersteller noch entschuldigt für den hohen Preis, weil es nur 10 Stück für Testzwecke waren. Die "Rochenhaut" war allerdings Kunststoff, merkt man aber erst wenn man sie anritzt. Wenn Du ein Schwert für 1000 Euro kaufst, oder guter Kunde bist, dann bekommt man sicher auch mal nen Griff für 30 Euro umsonst, aber man soll nicht meinen dass Unternehmen es immer nur gut mit einem meinen und einem deshalb einen Griff für 200 Euro schenken. Oder dass die ihre Massenteile mit zungenpolierter handselektierter Same ausliefern, wo die Rochenhaut schon mehr kostet als das ganze Schwert. Die Leute machen sich keine Vorstellung von der Gewinnspanne bei chinesischer Fertigung, da sind die Fertigungskosten 1% vom Endpreis (bei Elektronik). Wenn es keine spezielle Qualität ist, kostet auch echte Rochenhaut keine 10 Euro, sowas würde ich auch schon mal verschenken. Erst recht an Kunden die öfter was kaufen.

Was Arbeitslohn anbelangt, je nach Region ist der durchschnittliche Lohn für Arbeiter zwischen 150 und 250 Euro im Monat. Vorsichtig gerechnet arbeiten die 192 Stunden im Monat, macht 1,30 pro Stunde. Jetzt kann man sich ausrechnen was so ein Griff kostet wenn die ne ganze Stunde für ein Stück brauchen. Neckische Kleinteile mit tollen japanischen Namen kosten im Centbereich, da ist man mit 80 Cent schon teuer. Eine Firma die sowas selbst herstellt oder in tausender Stückzahlen einkauft ist da weit drunter.

Daemonday
18-08-2010, 18:28
Hast du eines der neueren WKC Modelle mal in der Hand gehabt?

Also die 300- 600 Euro Modelle sind alle sehr gut verarbeitet. Und ich hatte schon wirklich viele teils sehr teuere Exemplare in der Hand.

Und die Griffe werden bei WKC selbst gemacht. Wobei sie aber die montierungsteile wie kashira, Tsuba, Fuchi usw. meist aus japan beziehen.

Klar könne diese Schwerter nicht mit echten Nihonto mit Preisen um die 10.000 Euro mithalten, aber die würde man auch kaum zum Training nutzen.

lg
Micha

Klaus
18-08-2010, 18:51
Was jemand erzählt und was tatsächlich an etwas verbaut ist, sind zwei verschiedene Paar Schuhe. In Japan wird so gut wie nichts mehr industriell gefertigt, das steht alles in China, auch bei deutschen oder japanischen Firmen. Ich beziehe Zierteile auch aus China, weil das in Deutschland unmöglich preiswert zu fertigen ist, wenn man nicht selbst eine moderne computergesteuerte Giesserei hat. Wenn man eine ordentliche Qualitätssicherung hat, muss die Verarbeitung aber nicht schlecht sein. Bei den bekannten chinesischen Firmen ist sie es aber öfter, insbesondere extrem schwankend. Von WKC höre ich nur die Geschichten über die militärische Produktion, was die Endverbraucherprodukte angeht weiss ich nichts. Ich finde es nur immer amüsant, dass Leute sich scheinbar vorstellen da sitzen alte langjährige Experten im Schein ihrer Öllampe und polieren mühsam liebevoll die handgedrechselten Teile, und verkaufen das anschliessend aber für nen Appel und nen Ei. Bei einem VK von 300 Euro kann kein Griff mit Eigenkosten von 50 Euro verbaut sein, die industriellen Hersteller kalkulieren mit Gewinnspannen, da würden die Controller den Technikern in den Hintern treten bei solchen Produktionskosten.

Die Zierteile meiner Jian habe ich dagegen zum Beispiel tatsächlich alle selbst in der Hand gehabt, beize und öle die Scheiden, trage die selbstgemachte Patina auf (damit ich weiss dass keine Gifte drin sind), und meckere beim Schleifer wenn die Klingen zu dick oder dünn sind. Das mache ich quasi als Hobby, nachdem ich den ganzen Tag am Computer sitze. Kann ich natürlich nur machen solange das Kleinserien sind.

Daemonday
18-08-2010, 19:45
Von WKC höre ich nur die Geschichten über die militärische Produktion, was die Endverbraucherprodukte angeht weiss ich nichts.
ich denke da ist das problem^^
Ich habe auch eine 2600Euro Gurke aus Japan, aber die benutze ich noch nichtmal für schnitttests und co.
Die WKC Teile kann ich aus eigener Erfahrung sehr empfelen, auch wen ich Einsteiger immer erst zu nem John Lee raten würde.

Unser Dojo hat sehr gute Beziehungen nach Solingen, und wir wurden noch nie entäuscht.

Das ist das was ich sagen kann.^^

Lg
Micha

Andreasmeier
18-08-2010, 20:14
Hallo zusammen,

die Paul Chen Teile kann ich auch nicht empfehlen. Halten nicht viel aus.

@Ate Kampfkunst
Hallo Stefan
worauf beruhen deine Vorbehalte gegenüber WKC? Angeblich werden die Klingen ja in alter Tradition hergestellt. So sagt es zumindest der WKC Chef.
Weißt du da mehr? Doch aus Fernost.

Grüße nach Wuppertal

Andreas

Alte Kampfkunst
18-08-2010, 22:58
Hi Andi!

Guckst du hier: WKC Militär Paradewaffen, Online Shop - Reitersäbel | Deutsche Blankwaffen. (http://www.wkc-solingen.de/newshop/deutsch/Reitersabel.html)

Klinge aus rostfreiem Stahl?
Montur aus Messing, vernickelt?
Griff aus Kunststoff?

Diese Art der Tradition kann aber nicht viel weiter als bis max. in die 80er des letzten Jahrhunderts zurück reichen.

Und dann guckst du bei M1796 hier:M1811 (http://www.franckowiak.de/bluecher/ig/bl/m1811/m1811.htm)

Ich denke nicht, dass irgendwer die beiden Säbel verwechseln wird, wenn sie nebeneinander liegen.

Gruß

Stefan

Daemonday
18-08-2010, 23:47
Hmm in bezug auf die europäischen Teile schauts ja echt mau aus bei WKC.
Bei den japanischen gibts zig Stahlsorten zur auswahl.

Lg
Micha

Alte Kampfkunst
19-08-2010, 12:18
Kurzer Nachtrag



Quelle: WKC Militär Paradewaffen, Online Shop - Handlung, Wartung und lagerung von Blankwaffen. (http://www.wkc-solingen.de/newshop/deutsch/care.html)

- WKC Blankwaffen sind nur geeignet für zeremonielle Paraden.

- Klingenspitzen sind relativ scharf und spitz. Exzerzieren Sie mit grosser Sorgfalt.

- Wir raten Ihnen davon ab, mit Paradewaffen zu spielen und "fechten". Obwohl die Klingen geschmiedet, gehärtet und flexibel sind, sind sie nicht für starke Hiebe zu empfehlen. Es handelt sich um Paradewaffen.

- Deshalb benutzen Sie solche Waffen nicht für "re-enactment" oder Theateraufführungen.

- Das unsachgemässe Benutzen einer Waffe kann in Beschädigung der Waffe und Verletzungen von Personen resultieren.

T. Stoeppler
19-08-2010, 12:28
Also ohne auf WKC rumhacken zu wollen - besonders freundliche Worte (bezüglich Fertigung, Qualität, Marketing-Offensive) fand einer der letzten echten Klingenschmiede in Solingen auch nicht für den Verein.

Gruss, Thomas

DavidBr.
21-08-2010, 11:03
@Stefan, eine Frage zu den Originalsäbeln die deine Fortgeschrittenen verwenden: Gibts da irgendwelche Hinweise/Anhaltspunkte worauf man achten sollte? Ich denke mal das grade der Klingenstahl irgendwann nicht mehr der beste ist? (Darüber hatten wir ja letztes Jahr nach dem y-day uns kurz ausgetauscht). Kann man die alten Klingen angemessen ersetzen, sprich nachbauen lassen? Oder verändert das komplett die Balance der Waffe?

Gruß, David

P.S.: Wenn WKC und Co. so schlecht sind/sein sollen - wo kriegt man dann was gutes her und was kann das dann kosten?

Keff
21-08-2010, 11:43
Was mich an dem WKC-Säbel etwas verwundert, ist die Angabe "rostfreier Edelstahl - gehärtet"
Im allgemeinen sind rostfreie Edelstähle nämlich austenitisch, somit kann man sie gar nicht härten...
Es gibt auch martensitische, wie die sich genau verhalten weiß ich nicht, die sind meines Wissens aber recht ungewöhnlich und um einiges teurer.

Wenn da also nichtmal die Stahllegierung angegeben ist, gehe ich mal von einem 08/15 - Edelstahl und Humbug in der Beschreibung aus.
Wenn ich was übersehen habe, bitte korrigieren, aber ich bin da mal misstrauisch.
(Und "vernickelter Karbonstahl"...Brrr)

Klaus
21-08-2010, 12:11
Die Balance verändert sich nicht, wenn der Nachbauer sich EXAKT an die Maße des Originals hält. Die Mühe machen sich nur die meisten nicht, nach dem Motto, ungefähr ist ja auch ok. Ein Unterschied von einem Millimeter in der Stärke gibt je nach Geometrie bis zu 200g Unterschied im Gewicht.

Im Prinzip sind wir dabei, die Voraussetzungen zu schaffen solche Klingen nachzufertigen, wir haben nur nicht die Kapazität, 40 Modelle aufzulegen, in zig Farben und Varianten. Und es gibt auch einen Tradeoff zwischen den physikalischen Eigenschaften, der Einfachheit der Fertigung, und der optischen Qualität. Die Chinesen verwenden zum Beispiel richtig weiche Stähle, damit sie leichter richten und schleifen können. Wir haben einen genommen der richtig hart wird und sehr gute Eigenschaften hat, dafür ist es viel schwieriger das wirklich exakt auf Null zu richten ohne sich tierisch lange an einem Stück aufzuhalten. Je länger man an einem Stück arbeitet, umso höher muss der Preis ausfallen. Deshalb gibt es ja diesen Spagat, hochwertige Fertigung als deutsches Handwerk zu hohen Preisen, oder chinesisches Billigzeug mit weichen Stählen, sieht gut aus aber kann nix und geht schnell kaputt. Dafür ist es halt billig, und nicht wenige kaufen ausschliesslich nach Preis. Wir versuchen einen Mittelweg zu gehen, aber ob das erfolgreich sein wird, muss sich noch rausstellen.

Was die Härte angeht, da steht ja nicht wie HOCH gehärtet wurde. Wir haben unsere Prototypen auf 54-56 HRC gehärtet, da handelt man sich einen Sack Probleme mit ein. Schön weich gehärtet dass es gerade so die Form hält, aber mit dem Daumen zu richten ist, ist halt produktionstechnisch angenehmer. "Rostfreie Stähle" sind in der Realität übrigens oft rostträge, nicht rostfrei. Die werden erst rostfrei durch die Vernickelung, dafür macht man das ja (und weil man so das spiegelpolieren spart).

Übrigens, man muss auch mal die Kirche im Dorf lassen. Wenn WKC da schreibt dass das für die Wand gedacht ist und man damit nicht fechten darf, dann ist das so auch in Ordnung. Die Dinger werden zu Preisen verkauft, zu denen man einen hochwertigen Säbel mit hohem Anteil Handarbeit kaum herstellen kann, sprich, die Eigenkosten wären schon höher. Ich halte nichts davon, immer Kirmesqualität aus China preistechnisch heranzuziehen, und sich dann zu beschweren dass hochwertigeres Zeug teurer ist, oder billiges Zeug aus China eben Kitschkram. Wer möchte denn SELBST hierzulande für 1,50 Stundenlohn arbeiten ? Zu dem Preis ist sowas in China nämlich hergestellt worden.

Mal was zu den Preisen, dünne Ersatzklingen z.B. für das studentische Fechten kosten hier aus deutscher Fertigung ungefähr 70 Euro. Schwere Säbelklingen (also sowas wie der 1811er) ohne Montur kann man vermutlich für 150 Euro verkaufen, in ordentlicher Qualität. Also mit hervorragenden physikalischen Eigenschaften, aber z.B. nicht 150% feingerichtet als wäre es gegossen oder gewalzt, das geht bei dem Preis nicht.