Muy fa
21-09-2010, 13:13
Hier mal eine alte Geschichte aus dem Kaukasus (Khevsuretien), aus dem Georgischen übersetzt (aber achtung, nur sehr leidlich, kommt nie ans Original ran):
---
-Bakur-
"Erzähle es mir, Elizbar,
was dereinst sich zutrug
unter den Wolken bei Egho;
wie dereinst die Kisthen
Turm und den Hof von Bakur
überfielen mit kreischenden Klingen?"
"Frage mich nicht danach,
mich dünkt, viele alte Sorgen
reissen die Narben tiefer
als sie jetzt schon wuchern im Herzen.
Was soll ich sagen zu Bakur?
Vor den Bergen mag nun sein Auge
mit gerechtem Stolz auf uns blicken,
denn er war es, der sich wahrhaftig
mitten hinein in den Sturm
stürzte mit hoher Stirn.
Nicht mich sehe ich gern
an Seite mit solchen Menschen,
schweigend würde ich sterben,
ohne gelebt zu haben
wie Bakur, der wie ein Blitz
herniederfuhr auf diese Welt."
"Weshalb sprichst du so, Freund,
dich selbst trittst in den Staub?"
"Die Angenehmheit der Lügen
entbehre ich heute hier.
Denn Mut genug ich nicht hatte,
um die Klinge an seiner Seite
zu heben im Antlitz des Todes.
Nicht starb ich, hielt mich am Leben
mit festem, ängstlichen Griffe.
Hättest du nur dies damals
mit eigenen Augen gesehen!
Der Abschluss des Lebens von Bakur,
sein Gebaren und Streit!
Das Herz will mir bersten, weswegen
ich dem Feind dort fiel in die Hände
bei lebendigem Leibe.
Diese Gedanken steigen
wie Gift hoch in meinen Adern,
nicht empor ich hebe das Haupt noch
weder aufrecht steh ich des Tages."
"Dennoch verliessest das Feld nicht,
als der Sturm sich dir nahte,
nicht treffen konntest du damals
das Geschick deines eignen Todes.
Weshalb grämst du dich tagelang,
du musst dich nicht schämen vor uns.
Wir kennen Berichte von Zeugen,
von denen keiner dich jemals
geschadet mit Worten und Sinn.
Ich bitte dich Freund, erzähle,
wie du es erlebtest zu Egho."
"Zahlreich erschienen die Feinde,
wie ein Sturm sie umzingelten uns,
Palisaden und Nebel sie schleiften
Gellend sich deckend mit Pferden.
Der Tage waren es sieben
da wir wehrten sie ab mit Geschoss
viele fielen den Kugeln,
aus Türmen, stark wie die Berge.
Unsere Frauen luden die Waffen uns
standhaft wahrten sie Mut..
Am achten Tage des Nebels
gingen die Hülsen uns aus,
nutzlos lagen Gewehre
und immer noch sirrten zerreissend
feindliche Geschosse des Nachts.
Da glaubten wir alles verloren,
schlaflos, hungrig und müde
zerknickt hatte uns das Geschick.
Da drückten die Reihen der Vorhut,
der Feind bemerkte die Ruhe,
es drängten Krieger und Schatten
heran mit mächtigen Rufen.
Da lag unser Turm und der Hof
entblösst vor Feuer und Fackeln.
"So müssen wir also zusehn,
wie Frau und Kind uns entwendet,
wie Schmach und Leid an uns lastet,
wie die Freiheit für uns würd versiegen?
Nach diesem Tage, ich sage euch,
die Wahrhaftigkeit wäre verloren,
der Ruf, zu tragen die Brünne!"
Das Feuer im Geiste von Bakur
brach hervor mit goldenem Klange,
die Worte glühten, er stöhnte
fauchend der Wende des Schicksals,
sein Auge loderte dunkel,
"Weh der Geburt von euch, Kisthen!",
sagte er zähneknirschend,
legte die Hand an die Waffe:
"So werde ich selbst es vollführen",
und enthauptete Frau und Kind
auf der Stelle, mit geräuschlosem Hieb.
Dem Feind eilte Bakur entgegen
ich folgte ihm hinterher,
mit nacktem Schwert er sich stürzte
mitten in dichte Reihen.
Es lachte die Klinge der Templer,
Zwölf der kisthischen Krieger
sanken vor Bakur nieder,
die reissenden Krallen des Tigers,
wurden stumpf, es schloss sich das Auge
an dem Tage, als Bakur sich wandte,
um zu schweigender Ruh sich zu legen."
[Waja Pshavela]
---
Kriegertum? Brutalität? Wahrhaftigkeit? Blutgier?
Sehr oft gehen diese Dinge Hand in Hand.
Auch wenn dieses Bild sehr, sehr alt ist (man merkt das einfach an der archaisch-antiken Kriegsgesinnung, was im Original noch viel krasser zum Ausdruck kommt) und gewiss nicht mehr in unsere Zeit passt, fasziniert mich eine gewisse urtümliche, archetypische Kraft an diesem Gedicht/Geschichte.
Gruss
P.S.:
Noch einige Details: mit "Klinge der Templer" sind Schwerter aus dem Mittelalter gemeint, deren erstaunlich hohe Zahl in Georgien damals zu finden war und bis heute sogar zu finden ist. Vertreter des Templerordens haben anscheinend sehr viele Exemplare ihrer Waffen im Kaukasus dagelassen/verschenkt/verkauft. Inschriften auf den Schwertern ("Gloria Mater Dei") in lateinischer Sprache verweisen klar auf die Herkunft.
PPS.:
In Georgien gab es eine Kampfkunst, Khridoli genannt.
Immer wieder begegnet man Aufzeichnungen und Überlieferungen von diesem Kampfsystem vor allem in georgischen Bergregionen.
Leider wurde in der kommunistischen Periode nahezu alles vernichtet, was einen Anhaltspunkt hätte dazu geben können, sodass heute nur äusserst fragmentarische Kenntnisse dazu vorhanden sind. Es ist anzunehmen, dass im obigen Gedicht die Protagonisten sich dieser Kriegskunst bedienen.
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-Bakur-
"Erzähle es mir, Elizbar,
was dereinst sich zutrug
unter den Wolken bei Egho;
wie dereinst die Kisthen
Turm und den Hof von Bakur
überfielen mit kreischenden Klingen?"
"Frage mich nicht danach,
mich dünkt, viele alte Sorgen
reissen die Narben tiefer
als sie jetzt schon wuchern im Herzen.
Was soll ich sagen zu Bakur?
Vor den Bergen mag nun sein Auge
mit gerechtem Stolz auf uns blicken,
denn er war es, der sich wahrhaftig
mitten hinein in den Sturm
stürzte mit hoher Stirn.
Nicht mich sehe ich gern
an Seite mit solchen Menschen,
schweigend würde ich sterben,
ohne gelebt zu haben
wie Bakur, der wie ein Blitz
herniederfuhr auf diese Welt."
"Weshalb sprichst du so, Freund,
dich selbst trittst in den Staub?"
"Die Angenehmheit der Lügen
entbehre ich heute hier.
Denn Mut genug ich nicht hatte,
um die Klinge an seiner Seite
zu heben im Antlitz des Todes.
Nicht starb ich, hielt mich am Leben
mit festem, ängstlichen Griffe.
Hättest du nur dies damals
mit eigenen Augen gesehen!
Der Abschluss des Lebens von Bakur,
sein Gebaren und Streit!
Das Herz will mir bersten, weswegen
ich dem Feind dort fiel in die Hände
bei lebendigem Leibe.
Diese Gedanken steigen
wie Gift hoch in meinen Adern,
nicht empor ich hebe das Haupt noch
weder aufrecht steh ich des Tages."
"Dennoch verliessest das Feld nicht,
als der Sturm sich dir nahte,
nicht treffen konntest du damals
das Geschick deines eignen Todes.
Weshalb grämst du dich tagelang,
du musst dich nicht schämen vor uns.
Wir kennen Berichte von Zeugen,
von denen keiner dich jemals
geschadet mit Worten und Sinn.
Ich bitte dich Freund, erzähle,
wie du es erlebtest zu Egho."
"Zahlreich erschienen die Feinde,
wie ein Sturm sie umzingelten uns,
Palisaden und Nebel sie schleiften
Gellend sich deckend mit Pferden.
Der Tage waren es sieben
da wir wehrten sie ab mit Geschoss
viele fielen den Kugeln,
aus Türmen, stark wie die Berge.
Unsere Frauen luden die Waffen uns
standhaft wahrten sie Mut..
Am achten Tage des Nebels
gingen die Hülsen uns aus,
nutzlos lagen Gewehre
und immer noch sirrten zerreissend
feindliche Geschosse des Nachts.
Da glaubten wir alles verloren,
schlaflos, hungrig und müde
zerknickt hatte uns das Geschick.
Da drückten die Reihen der Vorhut,
der Feind bemerkte die Ruhe,
es drängten Krieger und Schatten
heran mit mächtigen Rufen.
Da lag unser Turm und der Hof
entblösst vor Feuer und Fackeln.
"So müssen wir also zusehn,
wie Frau und Kind uns entwendet,
wie Schmach und Leid an uns lastet,
wie die Freiheit für uns würd versiegen?
Nach diesem Tage, ich sage euch,
die Wahrhaftigkeit wäre verloren,
der Ruf, zu tragen die Brünne!"
Das Feuer im Geiste von Bakur
brach hervor mit goldenem Klange,
die Worte glühten, er stöhnte
fauchend der Wende des Schicksals,
sein Auge loderte dunkel,
"Weh der Geburt von euch, Kisthen!",
sagte er zähneknirschend,
legte die Hand an die Waffe:
"So werde ich selbst es vollführen",
und enthauptete Frau und Kind
auf der Stelle, mit geräuschlosem Hieb.
Dem Feind eilte Bakur entgegen
ich folgte ihm hinterher,
mit nacktem Schwert er sich stürzte
mitten in dichte Reihen.
Es lachte die Klinge der Templer,
Zwölf der kisthischen Krieger
sanken vor Bakur nieder,
die reissenden Krallen des Tigers,
wurden stumpf, es schloss sich das Auge
an dem Tage, als Bakur sich wandte,
um zu schweigender Ruh sich zu legen."
[Waja Pshavela]
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Kriegertum? Brutalität? Wahrhaftigkeit? Blutgier?
Sehr oft gehen diese Dinge Hand in Hand.
Auch wenn dieses Bild sehr, sehr alt ist (man merkt das einfach an der archaisch-antiken Kriegsgesinnung, was im Original noch viel krasser zum Ausdruck kommt) und gewiss nicht mehr in unsere Zeit passt, fasziniert mich eine gewisse urtümliche, archetypische Kraft an diesem Gedicht/Geschichte.
Gruss
P.S.:
Noch einige Details: mit "Klinge der Templer" sind Schwerter aus dem Mittelalter gemeint, deren erstaunlich hohe Zahl in Georgien damals zu finden war und bis heute sogar zu finden ist. Vertreter des Templerordens haben anscheinend sehr viele Exemplare ihrer Waffen im Kaukasus dagelassen/verschenkt/verkauft. Inschriften auf den Schwertern ("Gloria Mater Dei") in lateinischer Sprache verweisen klar auf die Herkunft.
PPS.:
In Georgien gab es eine Kampfkunst, Khridoli genannt.
Immer wieder begegnet man Aufzeichnungen und Überlieferungen von diesem Kampfsystem vor allem in georgischen Bergregionen.
Leider wurde in der kommunistischen Periode nahezu alles vernichtet, was einen Anhaltspunkt hätte dazu geben können, sodass heute nur äusserst fragmentarische Kenntnisse dazu vorhanden sind. Es ist anzunehmen, dass im obigen Gedicht die Protagonisten sich dieser Kriegskunst bedienen.