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Vollständige Version anzeigen : Knie Probleme durch Tai-Chi-Training



WhyLee
21-09-2010, 19:35
Zugegeben, es ist wohl nicht sehr klug an einem sehr intensiven Wochenseminar teilzunehmen, wenn man vorher sämtliche Stellungen der 'liegenden Säule' am Sofa ausführlich 'trainiert' hat, aber ich hab mir das einfach mal gegeben. Hab auch viel gelernt dabei. War cool.

Am fünften Tag haben sich beim Nachmittagstraining dann aber die Knie bemerkbar gemacht.
Naja, bei 117 kg Lebendgewicht und viel stehender Säule und langem Stehen bei Korrekturen bei den Seidenübungen kommt schon einiges an Belastung zusammen.

Ergebnis: Schwellung der Knie (ist nach Ende der Trainingswoche auch wieder weg gegangen), bei starker Belastung (auch beim Stiegen steigen) waren leichte Schmerzen da.
Bei normalem Gehen kaum Schmerzen.

Nach gut einer Woche Pause ist es besser, aber beim Stiegen steigen immer noch merkbar und etwas unangenehm, aber keine richtig stechenden Schmerzen mehr. Wird also langsam besser.

Jetzt die Frage an euch:
1. wer hat ähnliche Erfahrungen gemacht
2. welche Lösungen fallen euch ein?
3. hab im Internet auch was von der Sitzmeditiation gehört (ersten zwei Stufen hab ich vor kurzem beim Seminar auch gemacht), das angeblich den Heilungsprozeß der Knie beschleuningen könne soll. Könnt ihr das irgendwie nachvollziehen??
4. Kenn ihr irgendwelche Übungen, die den Heilungsprozess beschleunigen könnten?

Wenn die Knie sich nicht mehr melden, wie soll ich dann mit dem Tai-Chi (Chen Lao Jia) wieder weiter machen?
Soll ich die Seidenübungen mal lassen aber stehende Säule zur Kräftigung weiter machen?

Bin etwas verunsichert und hab schon gehört, daß manche Leute Knie-Probleme beim Tai-Chi haben.

Letztes Jahr war das beim einem Intensivseminar auch ähnlich, da hab ich aber Schuhe (Sneakers) gehabt, die keinen guten Seitenhalt innen gegeben haben und da ich einen Senkplattfuß (oder sowas) hab, knickte der Fuß leicht nach innen, was sich in einer minimalen Drehung des Unterschenkels und damit zu einer falschen Belastung im Knie bemerkbar machte.

Vorne weg gleich mal Dank für euren Input!!
c.u.,
whylee.

Otsotiros
21-09-2010, 20:12
Hallo,

als ich 1997 anfing Chen Shi Taijiquan (Lao Jia und Xiao Jia) zu erlernen hatte ich auch Knieschmerzen. Ich hatte vorher schon geschädigte Knie (Gewichttraining, Bergsteigen, Taekwondo, etc....). Mein Lehrer sagte mir, der "innere Chirurg" würde nun arbeiten und meine Knieprobleme lösen sich, wie bei ihm zuvor, im Laufe der Zeit auf. Ich wog damals (wie heute) auch über 100 kg. Nach einiger Zeit waren die Knieprobleme tatsächlich weg. Bis heute habe ich auch keine mehr gehabt. Und dies schreibe ich meinem damaligen intensiven Taijiquan- und Xingyiquan-Training zu (5 Jahre lang) zu! Heute trainiere und unterrichte ich Arnis. Die Grundprinzipien der inneren chinesischen Kampfkünste sind mir auch dort von umschätzbarem Wert!

Grüsse,
Dieter

scarabe
21-09-2010, 21:15
die dicken, geschwollenen Knie hatte ich eine Weile auch, wegen Überlastung. Bei mir wran es damals jeden Tag 3-6 Stunden, und keineswsegs nur langsam, hoch und schonend.
Wer sich zuviel zumutet, bekommt solche Probleme.

Durch Pause und dann eine langsame Steigerung von moderatem Training gehen die Probleme wieder weg, durch verbesserten inneren Energiefluß und langsamen Aufbau der richtigen Muskeln wird außerdem das Gelenk entlastet.
Seidenfadenübungen, insbesondere das Kreisen des Unterschenkels, sind ebenfalls nützlich (die im Sitzen bringts aber erst, wenn der Energiefluß bereits entwickelt wurde)
Hab heute keine Probleme mehr, solange ich nicht wirklich übertreibe.

Genug Mineralien und gesundes Essen, sowie Akupunktur sind auch sehr hilfreich.

GilesTCC
21-09-2010, 21:40
Und: es ist wichtig, daß der Lehrer den Unterschied zwischen "Kniebeugung" und "Leistenbeugung" selber versteht und auch entsprechend unterrichtet/korrigiert. "Kniebeugung" macht auf Dauer die Knie problematisch oder gar kaputt, und bedeutet übrigens auch weniger Effizienz, Kraft und Flexibilität. "Leistenbeugung" sieht für das ungeübte Auge +/- identisch aus, ist aber ein ganz anderes Prozeß, die Knie werden entlastet und zugleich gestärkt - und sie ist nämlich genau das, was man bei Tai Chi machen sollte.
Die meisten vernünftigen Lehrer haben das selber relativ oder sehr gut darauf, aber - aus welchen Gründen auch immer - korrigieren sie nicht immer entsprechend. Daher nachfragen! :)

Schöne Grüsse,

Giles

christoph
21-09-2010, 22:09
Hi Giles,

Kniebeugung, Leistenbeugung? Habe ich noch nie gehört. Kannst Du versuchen, den Unterschied zu erklären? Danke.

WhyLee
22-09-2010, 07:52
Kniebeugung, Leistenbeugung? Habe ich noch nie gehört. Kannst Du versuchen, den Unterschied zu erklären?

Ja, da schließe ich mich an. Ich kann mir darunter auch nichts vorstellen.
Thanks.

GilesTCC
22-09-2010, 08:07
Ist wirklich nichts Abstrüses, und kann "live vor Ort" ganz schnell gezeigt/gefühlt werden. Rein sprachlich ein bisschen komplizierter. Ich muß heute morgen arbeiten, daher keine Zeit, aber versuche, später darauf zurückzukommen...

Schöne Grüsse,

Giles

GilesTCC
22-09-2010, 17:39
So, jetzt ein bisschen Zeit :)

Mit "Leistenbeugung" meine ich "Bewegungsansatz im Kwa" oder "zuerst das Kwa enspannen und sinken lassen". Wenn man eine Bewegung, die auch eine "Beugung des Knies" beinhaltet, aus dem Kwa initiiert, wird das Knie anders bewegt und belastet. Im positiven Sinne, meine ich. Das Knie beugt sich auch, aber die Belastung geht direkter vom Becken/Rücken direkt in den Fuß. Die Kniebeugung ist dann fast eine 'Nebenwirkung' der Leistenbeugung, und so fühlt es sich auch an - ganz anders. Viele Anfänger (und nicht ausschliesslich Anfänger) machen den Fehler, eine "Kniebeugung" tatsächlich im Knie zu initieren. Infolgedessen bleibt mehr Last "im Knie stecken", was auf Dauer zu Schmerzen und Verschleiß führt. Von guter Struktur und KK-Tauglichkeit mal zu schweigen. Das sieht man auch oft daran, daß das Knie z.B. bei einem Bogenschritt über das Knie herausragt, oder im back stance seitlich ausbricht. :(
Wenn man die Bewegung richtig im Kwa anfängt, ist es auch nicht mehr wirklich nötig, das Knie bewusst zu 'stoppen' oder zu 'fixieren', um in eine - äusserlich gesehen - richtige Stellung zu kommen. Bewegt/entspannt sich das Kwa zuerst, dann landet das Knie meistens fast von alleine in die gute Position. Und ist, wie gesagt, weniger belastet.

Das sieht man relative gut in diesem Vid:
Passt auch auf, was er zwischen 0.10 and 0.15 zum Vergleich zeigt ("This is wrong")

YouTube - some Kwa movements (http://www.youtube.com/watch?v=PtBPZmRGC3M&feature=related)

Natürlich bringt das auch viele Vorteile für die Kampfkunst, sowohl defensiv als offensiv. Aber die Gesundheit der Bewegung ist sowieso das Wichtigste.

Ansonsten: it has to be felt/shown...

Schöne Grüsse,

Giles

Ahasver
22-09-2010, 19:14
So, jetzt ein bisschen Zeit :)

Mit "Leistenbeugung" meine ich "Bewegungsansatz im Kwa" oder "zuerst das Kwa enspannen und sinken lassen"...

Schöne Grüsse,

Giles

Hi Giles!

Was meinst du mit Kwa? Ich kenne den Ausdruck nicht - und auch google ist ziemlich hilflos, wenn ich's zu dem Thema befrage.

Liebe Grüße
Ahasver

GilesTCC
22-09-2010, 19:36
Entschuldigung, ich hätte "kua" schreiben müssen.

Siehe:
Taiji-Netzwerk - Lexikon - Glossar (http://www.taiji-netzwerk.de/component/option,com_glossary/Itemid,55/)
und dann unter "K".

Schöne Grüsse,

Giles

scarabe
22-09-2010, 19:36
Kua/Kwa kann man salopp mit Hüfte, Becken, Hüftbereich übersetzen. Sprich lösen und Sinken, wodurch die Gelenke (auch Knie) geöffnet und durchlässig bleiben, statt mit reiner Muskelkraft der Beine einfach nur in die Knie zu gehen.

christoph
23-09-2010, 06:52
Ok, jetzt ist es klarer. Thanks. Ich versuche schon darauf zu achten, im Kua zu sinken, und dort dieses "Loch" entstehen zu lassen. Das damit die Knie entlastet werden, war mir zwar noch nicht bewusst, kann ich mir aber vorstellen. Ein guter Tip ist, nochmal wieder darauf zu achten, ob die Bewegung tatsächlich dort und im Zentrum initiiert wird. Werde ich die nächsten Wochen mal verstärkt drauf achten.

Drachin
24-09-2010, 21:17
Letztes Jahr war das beim einem Intensivseminar auch ähnlich, da hab ich aber Schuhe (Sneakers) gehabt, die keinen guten Seitenhalt innen gegeben haben und da ich einen Senkplattfuß (oder sowas) hab, knickte der Fuß leicht nach innen, was sich in einer minimalen Drehung des Unterschenkels und damit zu einer falschen Belastung im Knie bemerkbar machte.

Das sollte man vermeiden. Dehne die Lendenwirbelsäule nach hinten aus (gerader Rücken). Das streckt nicht nur die obere Wirbelsäule, sondern bringt auch das Gewicht auf die Aussenkante der Füße und vermeidet somit das Einwärtsdrehen der Knie. Und ermöglicht das Sinken in der Leistenbeuge.

LG

P.S. Ob spezielle Schuhe oder Einlagen dabei hilfreich sind, kann ich nicht beurteilen, bezweifele das aber erst einmal. Warum? Die Aufrichtung ist ein bewußter Akt.

WingChun77
25-09-2010, 21:26
Zugegeben, es ist wohl nicht sehr klug an einem sehr intensiven Wochenseminar teilzunehmen, wenn man vorher sämtliche Stellungen der 'liegenden Säule' am Sofa ausführlich 'trainiert' hat, aber ich hab mir das einfach mal gegeben. Hab auch viel gelernt dabei. War cool.

Am fünften Tag haben sich beim Nachmittagstraining dann aber die Knie bemerkbar gemacht. Naja, bei 117 kg Lebendgewicht und viel stehender Säule und langem Stehen bei Korrekturen bei den Seidenübungen kommt schon einiges an Belastung zusammen.

Ergebnis: Schwellung der Knie (ist nach Ende der Trainingswoche auch wieder weg gegangen), bei starker Belastung (auch beim Stiegen steigen) waren leichte Schmerzen da. Bei normalem Gehen kaum Schmerzen.

Nach gut einer Woche Pause ist es besser, aber beim Stiegen steigen immer noch merkbar und etwas unangenehm, aber keine richtig stechenden Schmerzen mehr. Wird also langsam besser.

Jetzt die Frage an euch:
1. wer hat ähnliche Erfahrungen gemacht
2. welche Lösungen fallen euch ein?
3. hab im Internet auch was von der Sitzmeditiation gehört (ersten zwei Stufen hab ich vor kurzem beim Seminar auch gemacht), das angeblich den Heilungsprozeß der Knie beschleuningen könne soll. Könnt ihr das irgendwie nachvollziehen??
4. Kenn ihr irgendwelche Übungen, die den Heilungsprozess beschleunigen könnten?

Wenn die Knie sich nicht mehr melden, wie soll ich dann mit dem Tai-Chi (Chen Lao Jia) wieder weiter machen?
Soll ich die Seidenübungen mal lassen aber stehende Säule zur Kräftigung weiter machen?

Bin etwas verunsichert und hab schon gehört, daß manche Leute Knie-Probleme beim Tai-Chi haben.

Letztes Jahr war das beim einem Intensivseminar auch ähnlich, da hab ich aber Schuhe (Sneakers) gehabt, die keinen guten Seitenhalt innen gegeben haben und da ich einen Senkplattfuß (oder sowas) hab, knickte der Fuß leicht nach innen, was sich in einer minimalen Drehung des Unterschenkels und damit zu einer falschen Belastung im Knie bemerkbar machte.

Vorne weg gleich mal Dank für euren Input!!
c.u.,
whylee.


Guten Abend!

Knieprobleme et al sind meist eine recht individuelle Sache. Der eine geht runter bis zu den Fersen und springt mit 60 noch freudig durch die Gegend. Ein anderen bekommt schon Wundbrand in der Kniesehne, wenn er leicht wippt. Ich für meinen Teil würde nicht zu tief stehen - gerade bei den Seidenübungen (8 Brokate?) gehen viele Menschen beim "Adler schießen" in einem extrem weiten und tiefen Stand hinein, was gar nicht sein muss. Dies gilt auch für die anderen Übungen - ein tiefer Stand ist IMO nicht notwendig.

Selbiges findest du im Tai Ji Quan: Tiefe Stände. Vor allem beim Tai Ji Quan hilft die Eselsbrücke, dass nahezu alle "Form-Figuren" eine Anwendung in der Selbstverteidigung darstellen. Meist verzerrt ein zu tiefer Stand dies Ideen "hinter" der Form oder aber man wird zu "statisch" und rutscht in die typischen Pesudo-Anwendungen ab.


Tipp: Einfach höher und bewusster stehen!


LG sendet

Günther

LooSaan
26-10-2010, 20:33
Spannen -Entspannen,Das Prinzip einer Feder gleicht dem höchster Kunst ,dauerhafte Belastung führt zu Verschleiss ,dauerhafte Ruhe führt zu Steifheit Mfg Loo

WhyLee
26-10-2010, 20:54
Spannen -Entspannen,Das Prinzip einer Feder gleicht dem höchster Kunst ,dauerhafte Belastung führt zu Verschleiss ,dauerhafte Ruhe führt zu Steifheit Mfg Loo

Thanks, ja, ich werde einfach versuchen etwas mehr Bewegung ohne zu viel oder einseitige Belastung zu machen. Das wird wohl die vernünftigste Sache sein.
Unterschiedliche Bewegungsmuster von unterschiedlichen Sportarten (Schwimmen, vielleicht schau ich mal eines der tausend Yoga- oder Pilates-Angebote hier in Linz an und ganz einfach viel spazieren gehen. Laufen ist mit meinem Gewicht vermutlich eher kontraproduktiv für meine Knie)

Thanks für alle eure Tipps.