Vollständige Version anzeigen : Geselliges Ringen
Mjöllnir
24-09-2010, 11:20
Hallo
Ich hab mal ein paar Fragen in Bezug auf das gesellige Ringen deutscher Schule (ott,talhoff, auerswald).
1. Gab es bei den Turnieren oder Wettkämpfen eine Art Trainingskleidung oder "Tracht" die getragen wurde? Ich denke da an den judogi, oder die Kleidung beim Schwingen oder bei anderen Folk Wrestling Stilen bspw. dem georgischen oder in der Antike ? Auf den Zeichnungen aus den Büchern sind es zT sehr unterschiedliche Kleidungen.
2. Wo wurden solche Kämpfe ausgetragen? Gab es sowas wie ein Ring ? Im Sand oder auf einer Wiese ? Gibt es dazu irgentwelche Überlieferungen ?
so weit erstmal:)
Auf allen mir bekannten Abbildungen vom Ringen sind die Kämpfer in der zeitgenössischen Alltagskleidung dargestellt.
Zum Trainingsuntergrund würde ich auf eine Wiese tippen.
Dann stellt sich mir die Frage, zu welchen Anlässen überhaupt "gesellig", gerungen wurde? Dann kann man auch genaueres zu den Austragungsorten sagen.
Mjöllnir
24-09-2010, 20:38
Dann stellt sich mir die Frage, zu welchen Anlässen überhaupt "gesellig", geringt wurde? Dann kann man auch genaueres zu den Austragungsorten sagen.
Ich stelle jetzt einfach mal die Behauptung auf, dass zu bestimmten Festen am Hofe gerungen wurde ähnlich den Ritterspielen. bspw. Hochzeiten oder Feiertage.
Aber auch in kleinen Dörfern zu bestimmten Anlässen.
Aber richtige Quellen konnte ich dazu nicht finden.
seoi-nage
24-09-2010, 20:41
Ich würd sagen: Immer wenns Alkohol und Volksfeste gab, oder?
Ist ja heute auch nicht anders :D
Ne, im Ernst. Ich tippe wirklich auf die geselligen Veranstaltungen. Aber da es mich jetzt auch wirklich interessiert, werd ich mal googlen...
PS.: Mjöllnir war schneller...
Mjöllnir
24-09-2010, 20:50
@seoi nage
genau das denke ich auch.
In einigen Schriften über die Wikinger die ich gelesen habe wurde geschrieben, dass zu bestimmten Festen wie Julfest oder Sommersonnwende ordentlich gebechert und gefeiert wurde und eben es eben auch auf die Mütze gab. Ob das jetzt nun wilde Prügelein waren oder "geselliges" Ringen, dass weiß ich nicht.
seoi-nage
24-09-2010, 21:00
Hab ja schnell mal gegoogelt. So einfach an Infos ranzukommen ist es wohl nicht. Wenn ich wieder mal in der Uni-Bibliothek bin und etwas Zeit hab, werd ich da mal schauen, ob ich was finde. Referenzen zu Talhoff treten wohl öfter mal auf, vieleicht finde ich ja Literatur dazu.
1) Der Mann heisst Hans TalhoffER
2) Ist 'sein' Ringen das Ringen Meister Ott's, "der der Herren von Österreich Ringer gewesen ist" bzw. "der ein taufter Jud ist wesen"
Die Person Ott ist -über die rein technische Seite hinaus- in allen uns derzeit bekannten stehenden Dokumenten nicht faßbar.
Lowkick Loverboy
26-09-2010, 15:05
Halb OT - die Frage war nach der deutschen Schule, aber Mjöllnir, Du hast ja selbst den nordeuropäischen Bereich angesprochen. Die Textstellen mit den ringenden Wikingern würden mich interessieren.
Für das mittelalterliche Island (und das sind eben nicht "die Wikinger") lässt sich aus den Sagas deutlich ersehen, dass
1) keine spezielle Ringkampfkleidung angelegt wurde, die Leute normalerweise aber auch nicht nackt rangen.
Beispiele:
Grettis saga, Kap. 72: "Grettir griff über Þórðs Rücken, bekam seine Hosenbeine zu fassen und hob ihn von den Füßen..."
Króka-Refs saga, Kap. 5: "Ref packte Gellir mit einer Hand an der Gürtelschlaufe und mit der anderen zwischen den Schulterblättern und warf ihn auf den gefrorenen Boden..."
2) sowohl im Freien als auch in Häusern gerungen wurde; ein Beipiel für zweiteres in Svarfdæla saga, Kap. 13: "Sie packten sich in Ringergriffen und rangen lange bis eine Magd duch die Stubentür kam und sagte, dass sei ein Mädchenringen, weil keiner fiele, und sie sollten sich einen Kuss geben und damit aufhören."
Lowkick Loverboy
26-09-2010, 21:31
Oha, und schon muss ich mich selbst verbessern. Gerade kommt mir zum ersten Mal doch eine spezielle Ringkampfkleidung unter:
"Ruddi stand auf dem Platz und hatte einen Ringerkittel an, der ihm bis zu den Knien reichte..." - Saga von Vilmund Vidutan, Kap. 12 (Original liegt mir nicht vor, kann den Begriff nicht nachprüfen.)
Allerdings handelt es sich hier um einen Text, der schon vom mittelalterlichen Publikum als fiktiv angesehen und genossen wurde, und der Ringerkittel hat die spezielle Aufgabe, besagtem Ruddi als Rüstung zu dienen. Der Kampf, der sich anschließt, ist komplett übertrieben, und ich weiß nicht, ob man davon auf die Existenz spezieller Ringerkleidung schließen darf. Auch deshalb, weil sich zu dieser Zeit im Volke wohl kaum jemand Klamotten nur für den Sport geleistet hätte.
Wahrscheinlich war im original lediglich von einer Kampfbkleidung oder einem Umhang zum Kampfe oder etwas ähnlichem die Rede...... der Übersetzer bezog dies auf das Ringen, weil davon die REde ist, doch gemeint war dann vermutlich eine Kriegsbekleidung.
Sofern der Text authentisch ist voraugesetzt.
Lowkick Loverboy
27-09-2010, 10:09
Sofern der Text authentisch ist voraugesetzt.
Naja, er ist authentisch aus dem Mittelalter, wahrscheinlich im 14. Jahrhundert entstanden, in drei Handschriften aus dem 15. Jahrhundert überliefert. Authentisch im Sinne von "Realität abbildend" ist er definitv nicht, das war er schon nicht für die Zeitgenossen. Was aber nicht heißt, dass manche Dinge nicht doch historische Wirklichkeit widerspiegeln, das macht die Sache ja so schwierig.
Die genaue Bezeichnung für den Ringerkittel im Orgignal prüfe ich in den nächsten Tagen noch nach. Generell gehen die Übersetzer hier schon recht exakt vor, heutzutage zumindest.
Lowkick Loverboy
06-10-2010, 12:22
Um es abzuschließen: Der Text spricht im Original von einem fangastakkr, das ist definitiv ein Ringerkittel, nicht irgendeine Kampfkleidung.
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