Vollständige Version anzeigen : Verteidigung getroffener Entscheidungen
Trinculo
28-09-2010, 11:22
Weshalb Leute ihren Stil, wenn sie sich erst einmal für ihn entschieden haben, vehement verteidigen ;)
TP: Wir schätzen, wofür wir uns entschieden haben (http://www.heise.de/tp/r4/artikel/33/33398/1.html)
Helmut Gensler
03-10-2010, 09:18
In jeder Gesellschaft ist "Verlässlichkeit" ein Grundpfeiler. Ohne die könnte beispielsweise Kindererziehung oder Teamwork nicht möglich sein.
Insoweit ist es nur logisch, seine Entscheidungen zu verteidigen.
Fragwürdig wird das Ganze nur, wenn das zum "statischen Beharren" ausartet und wenn vernünftige Ideen Anderer als Angriff gewertet werden. Irgendwie schlägt da Alfred Adlers Theorie der Minderwertigkeitskomplexe durch, wenn Andersdenkende mit aller Kraft bekämpft werden müssen.
Naja... die Anzahl der Probanden ist keineswegs repräsentativ. Und ich vermute auch nicht randomisiert. Von daher als experimentelle Studie sehr wenig aussagekräftig.
Das Ergebnis würde ich grundsätzlich nur teilweise unterstützen. Zum Einen aus philosophischen Gründen (z.B. Descartes), zum Anderen, da Adler schon erwähnt wurde, aus den Gründen der tendenziösen Apperzeption und des Lebensstils. Ein Thaiboxer, der das Land liebt und immer dort den Urlaub verbringt, wird sich mit großer Wahrscheinlichkeit immer für das Land entscheiden, egal was die Alternativen sind. Ob Sibirien oft auf der Liste steht, wage ich da eher zu bezweifeln. Es wäre interessant ob ein signifikanter Unterschied besteht, wenn die Stichprobe >100 ist und die Urlaubsorte mehr oder weniger einheitlich sind und Präferenzen möglichst vermieden werden können.
Dazu ein paar meiner Thesen:
Man entscheidet sich sooft im Leben für oder gegen etwas. Würde man pausenlos damit beschäftigt sein, diese Entscheidungen dann auch noch ständig zu hinterfragen, würde das ins ad absurdum führen.
Entscheidungen sind Entscheidungen, weil man sich bewusst für etwas und damit auch bewusst gegen etwas anderes entschieden hat. Zumeist nach genauerer Abwägung.
Gewohnheiten, individuelle Ticks, Glaube, Patriotismus, Lebensstil sowie soziale und kulturelle Herkunft hebeln Logik, Intelligenz, Ökonomie u. Selbstbestimmung aus. Man tut oder kauft etwas, ohne einen Bedarf damit zu decken bzw. ohne den Sinn abzuchecken.
Häufig habe ich beobachtet, dass Interessenten einer KK schon beim Kauf einer Jeans oder eines T-Shirts kritischer sind, mehr abwägen, Angebote besser vergleichen und die Ware genauer prüfen, als sie es bei der Entscheidung für eine KK tun. Daher geht es hier m. E. nicht um die Verteidigung einer Entscheidung, sondern um die Rechtfertigung der schlechten Recherche im Vorfeld.
Das mal so ein paar Inputs von mir...
fenglong
18-03-2011, 14:17
sorry, double post, browser hatte schluckauf, bitte loeschen...
fenglong
18-03-2011, 14:18
Weshalb Leute ihren Stil, wenn sie sich erst einmal für ihn entschieden haben, vehement verteidigen ;)
TP: Wir schätzen, wofür wir uns entschieden haben (http://www.heise.de/tp/r4/artikel/33/33398/1.html)
:D
"keine Ahnung was ich hier mache aber besser als deins ist es hundert pro!"
netwolff
21-03-2011, 10:16
Moin, das passt zu einer meiner Ansichten, die allerdings vollkommen subjektiv und nicht wissenschaftlich ist:
Ich denke auch, dass dort, wo Entscheidungen massiv verteidigt werden, oftmals der Grund dafür darin liegt, dass derjenige selber seiner Entscheidung kritisch gegenüber steht. Es ist dann eher eine Selbstbestätigung als eine Verteidigung.
Schwierig wird das zugegebener Maßen dann, wie Helmut schon sagte, wenn daraus ein stures Beharren wird.
Entscheidungen zu treffen ist gut und wichtig, aber es heißt natürlich nicht, dass eine einmal getroffene Entscheidung nicht überdacht werden kann.
Meiner Erfahrung nach aus 2 eigenen Kindern und 6 Jahren als Trainer und Berater auch in Management-Kreisen, ist Entscheidungen zu treffen durchaus "natürlich" und wird erst später problematisiert. Liegt vielleicht auch daran, wie mit falschen Entscheidungen umgegangen wird (Schuldsuche anstelle von Lösungssuche etc.)
Bin ich abgewichen? Kann schon sein. Und zudem habt ihr sicher wissenschaftlichere Ansätze als ich :)
Dazu ein paar meiner Thesen:
Häufig habe ich beobachtet, dass Interessenten einer KK schon beim Kauf einer Jeans oder eines T-Shirts kritischer sind, mehr abwägen, Angebote besser vergleichen und die Ware genauer prüfen, als sie es bei der Entscheidung für eine KK tun. Daher geht es hier m. E. nicht um die Verteidigung einer Entscheidung, sondern um die Rechtfertigung der schlechten Recherche im Vorfeld.
netwolff
24-03-2011, 10:04
Die Geschichte lehrt uns, dass beides gefährlich sein kann:
- Stur an einer getroffenen Entscheidung festzuhalten, auch wenn alles dagegen spricht.
- Einen guten Plan bei den kleinsten Schwierigkeiten oder bei den ersten auftauchenden Widerständen zu verwerfen und dauernd die Richtung zu wechseln.
Beides kann sich sehr negativ auswirken und es ist sehr schwer, in jeder Situation die richtige Balance zwischen diesen Extremen zu finden.
Stimmt, aber das kann man lernen und üben. In der Bundeswehr gibt es dazu das Hilfsmittel der Beurteilung der Lage. Etwas ähnliches macht ein jeder Projektleiter recht sachlich, wenn neue Situationen auftreten. Das hilft auch im normalen Leben und je mehr das analysieren neuer Situationen geübt wird, umso schneller wird man darin.
Unglücklicher Weise verhindert das immer noch nicht das Treffen "falscher" Entscheidungen :)
Eine bewusste Entscheidung ist dennoch, so zumindest denke ich, in 99% aller Fälle besser, als keine Entscheidung zu treffen. Auch wenn die Entscheidung heißt, bewusst nichts zu ändern.
EDITH: "Ein Befehl muss nicht richtig sein, sondern laut und deutlich." ;)
Klingt blöd, aber ist einiges an Wahrheit drin, wenn ich so mein Leben als externe Berater und Projektleiter bei Kunden anschaue
Trinculo
24-03-2011, 10:06
In der Bundeswehr gibt es dazu das Hilfsmittel der Beurteilung der Lage.
Stand das auch dem Ex-Verteidigungsminister zur Verfügung :D?
netwolff
24-03-2011, 10:33
Stand das auch dem Ex-Verteidigungsminister zur Verfügung :D?
Wenn er mal Offizier war, schon ;)
Wer weiß schon genau, nach wie vielen Aspekten ein hoher Politiker eine Lage beurteilt und wie viele Berater ihm dann noch einflüstern?
auf meiner To Read Liste steht auch noch "Blink"
In dem Buch geht es wohl auch darum, dass man sich innerhalb von wenigen Sekunden für Sachen entscheidet, und danach erst rationalisiert
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