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Vollständige Version anzeigen : Einige Fragen zu Karate!



MazZ
07-11-2010, 19:04
Guten Abend liebe Budōkas!

Bevor ich meine Fragen stelle, gebe ich kurz und knapp einige Informationen an:

Alter: 21
Kampfkunst: Wing Chun/Wing Tsun
Graduierung: 9. Schülergrad
Ziele: Ab dem 10. Schülergrad Ausbilder (vielleicht).

Was gefällt mir an WC?

- Der wohl interessanteste Aspekt ist der geringe Anteil der Muskelkraft. Die Entspannung, die daraus folgende Schnelligkeit und der geringe Abstand zum Übungspartner im Sparring ( Chi-Sao). Neben den geraden ausgeführten Schlägen, dem tiefen Stand und den Formen (Siu Nim Tao und Cham Kiu) ist es eine sehr passende Kampfkunst und durchaus zu gebrauchen für Selbstverteidigung.

Was stört mich an WC?

- Der fehlende philosophische und spirituelle Aspekt der Kampfkunst. Mir ist es durchaus klar, dass viele Vereine/Dojos nicht darauf eingehen können, da sie nebensächlich bzw es hauptberuflich machen und nicht die Zeit haben, die sich vielleicht mancher Schüler wünschen würde.
Ich weiß auch nicht ob es zu viel verlangt ist, aber ich würde auch gerne in die Zen-Lehren eintauchen, sie durch das Training versuchen zu erlernen, um ab und an die spirituellen Aspekte zu erkennen. Ob nun Atmungstechniken, Meditation oder ähnliches. Das fehlt mir....

Wie bin ich auf Karate gekommen?

- Da ich mich auch sehr für "Zen in der Kampfkunst" interessiere, habe ich einige Bücher gelesen:

- Der Weg der leeren Hand (Joe Hyams)
- Karate-do: Die Kunst, ohne Waffen zu siegen (Gichin Funakoshi)

Diese Bücher haben einen sehr spirituellen Part über Karate dargelegt, und genau das hat mich so sehr angesprochen. Irgendwie bezweifle ich aber, ob es wirklich solche Kampfschulen hier in Deutschland gibt, um diesen Weg zu beschreiten?
Ich würde sehr gerne Karate ausprobieren. Es scheint mir ziemlich dynamisch und kraftvoll - das totale Gegenteil zu WC. Natürlich will ich mein WC noch nicht aufhören, und mir zuerst noch den Lehrergrad erkämpfen, bevor ich eine neue Kampfsportart beginne, und diese auslebe.
Da ich eine VK-KK suche, bin ich mir aber nciht sicher, ob alle Stile des Karate diesen Unterstützen? Ich habe hier im Forum schon etwas nachgelesen, doch bin ich mir nicht wirklich schlüssig geworden.
Ist es abhängig von dem Dojo, abhängig von dem Stil oder sogar von der Wettkampfform?
Wettkämpfe an sich sind mir nicht wichtig. Im WC sind sie auch eher unüblich. Dennoch könnte ich mich mit den Gedanken anfreunden, wenn dabei nicht zu viel "Tradition und Technik" verloren geht.

Ich habe einbisschen viel geschrieben, doch vielleicht macht sich jemand die Mühe, mir meine Fragen zu beantworten und mich zu beraten.

Danke!

mfg :)

hashime
07-11-2010, 19:08
Wenn du eine VK-Kampfkunst im Karate suchst, dann schau dir Kyokushin, Seido, Ashihara, Enshin oder Budokai-Karate an....das sind VK-Stile....
Ob und wieviel "Philosophie" im Training Platz hat, hängt stark vom Trainer ab....das kannst du wohl nur über Probetrainings herausfinden....

Dakan
07-11-2010, 20:15
Bei solchen Sachen ist es immer sehr schwer Empfehlungen auszusprechen. Als erstes sei dir mal gesagt, dass Karate und Zen keine Einheit bilden. Es wird zwar oft so verkauft, aber das ist nicht der Fall. Natürlich steht es aber jedem frei Karate und Zen zu betreiben. Hilfreich wäre eine Angabe wo du wohnst bzw. ein Umkreis der für dich infrage kommen würde. Wie oft möchtest du trainieren? Wie weit würdest du dafür fahren?

MazZ
07-11-2010, 20:34
Bei solchen Sachen ist es immer sehr schwer Empfehlungen auszusprechen. Als erstes sei dir mal gesagt, dass Karate und Zen keine Einheit bilden. Es wird zwar oft so verkauft, aber das ist nicht der Fall. Natürlich steht es aber jedem frei Karate und Zen zu betreiben. Hilfreich wäre eine Angabe wo du wohnst bzw. ein Umkreis der für dich infrage kommen würde. Wie oft möchtest du trainieren? Wie weit würdest du dafür fahren?

Im Moment trainiere ich 4 mal die Woche, je 2 Stunden.

Hier liegt wohl auch das Problem: Ich wohne im schwäbischen Bayern - nähe Augsburg (Donauwörth). Hier in der Nähe gibt es schon einige Dojos, aber keins unterrichtet Kyokushin Kaikan, die meisten eher Shōtōkan.
Länger als 1 Stunden fahrt ist fast zu viel, bin im Moment noch Schüler, und darauf folgend wahrscheinlich Student. Auf 10 Minuten hin oder her kommts nicht an, aber 2 Stunden wäre definitiv zu viel!
Eventuell kommt ja jemand aus meiner Gegend und hat einige Erfahrungen?

Danke schon mal für die Hilfe :)

SKA-Student
08-11-2010, 08:56
...
Wie bin ich auf Karate gekommen?

- Da ich mich auch sehr für "Zen in der Kampfkunst" interessiere, habe ich einige Bücher gelesen:

- Der Weg der leeren Hand (Joe Hyams)
- Karate-do: Die Kunst, ohne Waffen zu siegen (Gichin Funakoshi)
...

Wenn das deine Beweggründe sind, mach weiter WC und lies weiter Bücher über Karate und Zen, und such dir einen "Zen-Meister". Aber Zen ist eigentlich nur ungesundes rumsitzen (Zazen), da ist die Zeit mit Training zu verbringen sinnvoller.
Das Buch von Hyams ist zwar eine nette Anekdotensammlung, hat aber nicht viel mit Zen und noch weniger mit Karate zu tun.
Im normalen Dojo redet man nicht über "Philosophie". Wenn überhaupt wird man erinnert, sich selbst zu besiegen, oder in einer SV-Situation "maßvoll" zu reagieren, o.ä. Mehr passiert da in der Regel nicht.

Edit:
Entspannt und locker ist mE besser als kraftvoll, bleib lieber beim WC was das angeht. Karate wird hier oft erstmal zu "verkrampft" gelehrt (das heisst dann Kime...), und dann muss es den Leuten nach einigen Jahren der Ganzkörperverspannung wieder abgewöhnt werden - was viel schwieriger ist.

FireFlea
08-11-2010, 10:52
Ein "normales" Karatedojo ist weder spirituell noch vom Zen geprägt. Da müsstest Du jemanden mit entsprechendem Hintergrund finden. Man kann Zen sicher auch ins Wing Chun einbringen (wie in alles andere). Also falls Zen Dein Hauptinteresse ist, dann such Dir einen Zen Lehrer.

Trunkenbold
08-11-2010, 11:07
Guten Abend liebe Budōkas!

Bevor ich meine Fragen stelle, gebe ich kurz und knapp einige Informationen an:

Alter: 21
Kampfkunst: Wing Chun/Wing Tsun
Graduierung: 9. Schülergrad
Ziele: Ab dem 10. Schülergrad Ausbilder (vielleicht).

Was gefällt mir an WC?

- Der wohl interessanteste Aspekt ist der geringe Anteil der Muskelkraft. Die Entspannung, die daraus folgende Schnelligkeit und der geringe Abstand zum Übungspartner im Sparring ( Chi-Sao). Neben den geraden ausgeführten Schlägen, dem tiefen Stand und den Formen (Siu Nim Tao und Cham Kiu) ist es eine sehr passende Kampfkunst und durchaus zu gebrauchen für Selbstverteidigung.

Was stört mich an WC?

- Der fehlende philosophische und spirituelle Aspekt der Kampfkunst. Mir ist es durchaus klar, dass viele Vereine/Dojos nicht darauf eingehen können, da sie nebensächlich bzw es hauptberuflich machen und nicht die Zeit haben, die sich vielleicht mancher Schüler wünschen würde.
Ich weiß auch nicht ob es zu viel verlangt ist, aber ich würde auch gerne in die Zen-Lehren eintauchen, sie durch das Training versuchen zu erlernen, um ab und an die spirituellen Aspekte zu erkennen. Ob nun Atmungstechniken, Meditation oder ähnliches. Das fehlt mir....

Wie bin ich auf Karate gekommen?

- Da ich mich auch sehr für "Zen in der Kampfkunst" interessiere, habe ich einige Bücher gelesen:

- Der Weg der leeren Hand (Joe Hyams)
- Karate-do: Die Kunst, ohne Waffen zu siegen (Gichin Funakoshi)

Diese Bücher haben einen sehr spirituellen Part über Karate dargelegt, und genau das hat mich so sehr angesprochen. Irgendwie bezweifle ich aber, ob es wirklich solche Kampfschulen hier in Deutschland gibt, um diesen Weg zu beschreiten?
Ich würde sehr gerne Karate ausprobieren. Es scheint mir ziemlich dynamisch und kraftvoll - das totale Gegenteil zu WC. Natürlich will ich mein WC noch nicht aufhören, und mir zuerst noch den Lehrergrad erkämpfen, bevor ich eine neue Kampfsportart beginne, und diese auslebe.
Da ich eine VK-KK suche, bin ich mir aber nciht sicher, ob alle Stile des Karate diesen Unterstützen? Ich habe hier im Forum schon etwas nachgelesen, doch bin ich mir nicht wirklich schlüssig geworden.
Ist es abhängig von dem Dojo, abhängig von dem Stil oder sogar von der Wettkampfform?
Wettkämpfe an sich sind mir nicht wichtig. Im WC sind sie auch eher unüblich. Dennoch könnte ich mich mit den Gedanken anfreunden, wenn dabei nicht zu viel "Tradition und Technik" verloren geht.

Ich habe einbisschen viel geschrieben, doch vielleicht macht sich jemand die Mühe, mir meine Fragen zu beantworten und mich zu beraten.

Danke!

mfg :)

Der Stil welcher nach der Legende den Ursprung von WC begründet, ist auch einer der Basisstile des Karate. Dort wo Karate viel vergessen hat, ist WC, und dort wo WC erst in den höheren Graden übt Karate.
Sprich man kann beides wunderbar kombinieren.

Von dem ganzen Zen halte ich persönlich nicht viel, es gibt aber gerade heute viele Dojo dies sich darauf spezialisiert haben.

MazZ
08-11-2010, 14:53
Wenn das deine Beweggründe sind, mach weiter WC und lies weiter Bücher über Karate und Zen, und such dir einen "Zen-Meister". Aber Zen ist eigentlich nur ungesundes rumsitzen (Zazen), da ist die Zeit mit Training zu verbringen sinnvoller.

Muss ich dir leider Recht geben. Jeder mag seine eigene Einstellung dazu haben, doch für mich gehört Kampfkunst und Zen zusammen.


Das Buch von Hyams ist zwar eine nette Anekdotensammlung, hat aber nicht viel mit Zen und noch weniger mit Karate zu tun.

Und wieder hast du Recht. Es ist eine Ansammlung von Erfahrungen, die der Autor selbst durch verschiedene Kampfkünste, bzw Meister erfahren hat.


Im normalen Dojo redet man nicht über "Philosophie". Wenn überhaupt wird man erinnert, sich selbst zu besiegen, oder in einer SV-Situation "maßvoll" zu reagieren, o.ä. Mehr passiert da in der Regel nicht.

Bitter, aber wahr.


Entspannt und locker ist mE besser als kraftvoll, bleib lieber beim WC was das angeht. Karate wird hier oft erstmal zu "verkrampft" gelehrt (das heisst dann Kime...), und dann muss es den Leuten nach einigen Jahren der Ganzkörperverspannung wieder abgewöhnt werden - was viel schwieriger ist.

Gibt es keine sanften Stille? Basiert wirklich alles auf die Anspannung des letzten Muskels? Ich meine eine gewissen Anspannung gibt es bei WC auch. Die Schläge, bevor sie treffen - die Blocks, welche mit einer unheimlichen Kraft teilweise ausgeführt werden (unterscheiden sich von System zu System) und von dem Kernteil (Chi-Sao) brauchen wir erst gar nicht reden. Natürlich sollte man es entspannt ausführen, doch tendieren viele Schule dazu, es auch schon mit Kraft auszuführen, da es viel leichter zu erlernen ist, als der sanfte Weg.

@Fireflea

Hast du schon Erfahrungen mit diversen Zen-Lehrern gemacht? Zumeist diese Leute ja öfters die Lehren des Zens, welche auf alle Lagen des Lebens ausgeführt werden können, auf die Kampfkunst beziehen. Wäre auf jeden Fall eine nette Idee, und ich könnte es mir auch vorstellen.

Heutzutage ist es wirklich schwer, seine Lebenseinstellung nach einer Kampfkunst zu führen. Immer mehr Verbände sehen nur noch den finanziellen Aspekt, nicht den traditionellen...
Natürlich macht es für mich einen Sinn - Sie müssen eben überleben, aber ist es wirklich so hart in der Welt dort draußen eine kleine Schule, vielleicht sogar Hauptberuflich, zu führen?

@Trunkenbold

Ich möchte neben WC noch einige andere Kampfsportarten erlernen und mir selbst ein Bild schaffen.
Bei WC habe ich es selbst bemerkt: Eine Kampfkunst wird erst auf Zeit interessant, und nicht von heute auf morgen. Früher oder später kommen immer mehr Techniken, mehr Wissen und mehr Inhalt hinzu - vorallem wenn es auf die Lehrergrade zugeht. Es wird immer spannender, anstrengender und zeitintensiver, doch es lohnt sich. Man lernt mit jeder Trainingsstunde etwas dazu, ob nun körperlich oder sogar geistig. Deswegen möchte ich für mich selbst einige Kampfkünste meistern, und dadurch den Kampfsport finden, welcher mir am meisten zuspricht.

FireFlea
08-11-2010, 16:56
Ich habe keine persönlichen Erfahrungen mit Zen Lehrern. Aber wenn Du eine Zen Einstellung in Deinem Leben verfolgen willst, hat das erstmal nichts mit Kampfkunst oder Tradition zu tun. Zen kann auf Zähneputzen und Autofahren genauso "angewandt" werden, wie auf Kampfkunst.

Eine Zen+Karate Definition habe ich kürzlich im Buch "Karate Masters Vol I" von Fraguas gelesen (auch auf Deutsch bei Schlatt erhältlich). Dort zitiert Chuck Merriman (8.Dan Jundokan Goju Ryu) seinen Zen Leher Sakiyama.

"Zen and Karate are not the same, but can complement each other".

Das ist doch mal eine vernünftige Aussage. Sogen Sakiyama Roshi ist Zen Mönch und weiterhin direkter Schüler von Goju Ryu Begründer Chojun Miyagi. Er unterrichte(te) außerdem Shoshin Nagamine und Morio Higaonna im Zen.

Sekretär
09-11-2010, 14:49
Hallo MazZ,

wenn Du nach einem VK Stil in Augsburg suchst, dann kannst Du gerne auch mal bei uns vorbei kommen. Wir leben das von dir gesuchte spirituelle nicht wirklich aus, sondern sehen Karate recht nüchtern als Kunst der Verteidigung. Unser Karatestil deckt alle Distanzen ab. Auch der Bodenkampf wird intensiv gelebt, was auch an der sehr guten bjj schule im gleichen Dojo liegt. crosstraining ist hier gern gesehen :)

Academja de Luta Augsburg (http://www.academia-de-luta.de/wiki/tiki-index.php?page=Kurse)

Grüße Raufbold