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JetLag
01-11-2003, 23:09
Jeder der Systema übt, hat das sicherlich schon öfter erlebt: Man hat einen Trainingspartner, der einfach nicht locker ist. Als Folge lassen sich bestimmte Bewegungen mit dem Partner einfach schlecht durchführen und man läuft Gefahr, selber angespannt oder schneller zu werden.
Während des Trainings ist es möglich, den Trainingspartner darauf hinzuweisen oder Entspannungsübungen durchzuführen.

Aber was mach ich z.B. in einer SV Situation? :confused:

Nun gibt es ja z.B. die Möglichkeit, mit Tritten/Schlägen die Angespanntheit des Gegnes zu brechen, um dann weiter mit ihm zu arbeiten. Macht es da nicht mehr Sinn, von Beginn an eine KO-Aktion anzusetzen, damit man die Situation nicht unnötig in die Länge zieht bzw. man sich vielleicht auf andere Gegner konzentrieren kann?

Da fehlt mir total das Konzept und ich würde mich wahrscheinlich einfach auf meine Boxtechniken beschränken und nicht lange fackeln.

Gruß Jet

knudolf
02-11-2003, 14:34
Jeder der Systema übt, hat das sicherlich schon öfter erlebt: Man hat einen Trainingspartner, der einfach nicht locker ist. Als Folge lassen sich bestimmte Bewegungen mit dem Partner einfach schlecht durchführen und man läuft Gefahr, selber angespannt oder schneller zu werden.
Während des Trainings ist es möglich, den Trainingspartner darauf hinzuweisen oder Entspannungsübungen durchzuführen.

Aber was mach ich z.B. in einer SV Situation? :confused:

Nun gibt es ja z.B. die Möglichkeit, mit Tritten/Schlägen die Angespanntheit des Gegnes zu brechen, um dann weiter mit ihm zu arbeiten. Macht es da nicht mehr Sinn, von Beginn an eine KO-Aktion anzusetzen, damit man die Situation nicht unnötig in die Länge zieht bzw. man sich vielleicht auf andere Gegner konzentrieren kann?

Da fehlt mir total das Konzept und ich würde mich wahrscheinlich einfach auf meine Boxtechniken beschränken und nicht lange fackeln.

Gruß Jet

joa...folgendermaßen denke ich zumindest mir das:

-in einer "sv-situation" nicht lange fackeln ist klar..
Aber wenn Du Dich nur auf Deine Boxtechniken beschränkst, und den Gegner unbedingt am Kinn ko hauen willst, beraubst Du Dich vieler anderer Möglichkeiten, mit denen Du den Kampf noch viel schneller (und evtl. sogar friedlicher) beenden könntest.
Und wenn der Gegner sich von Dir nicht am Kinn treffen lassen will, zieht sich das vielleicht eben gerade bis sonstwann in die Länge.
Außerdem entspricht es nicht den Systema-Prinzipien, wenn Du das Ziel hast, unbedingt seine Kinnspitze zu treffen, sondern Du solltest Dich immer natürlich bewegen und immer das machen, was sich gerade ergibt und in einer Situation gerade das naheliegendste und "straighteste" ist, um den Gegner zum Aufgeben zu bewegen -ausm Gleichgewicht zu bringen und -ihm wehzutun.
-also z.B. ziehen, drücken, schieben, mit allen möglichen Körperteilen auf alle möglichen Körperteile schlagen etc. -lediglich mit Fäusten das Kinn treffen wollen wäre eine ziemlich starke Einschränkung.

Mit einem angespannten Parter Systema-Übungen machen finde ich auch nicht schön...-dann lernen beide weniger, denke ich.
Ich denke, es liegt daran, dass sich Systema-Anfänger, vor allem wenn sie vorher andere KKs gemacht haben, oft ein wenig blöd vorkommen, wenn sie sich bei den Übungen so locker wie eine Marionette verhalten sollen -und den Sinn noch nicht ganz verstehen.

Aber mit einem echten Gegner und in Echtzeit stellt sich m.M. nach dieses Problem nicht. Denn wenn er Dich in Echtzeit angreift, hat er immer mehr oder weniger Momentum, welches Du benutzen kannst, um ihn aus dem Gleichgewicht zu bringen...

Wenn der Übungspartner Dich bei den langsamen Systema-Übungen also angreift und dabei steif ist, heißt das, dass er sich unrealistisch bewegt. Dann in Echtzeit wäre er bei dem selben Angriff natürlich viel dynamischer und man hätte mehr Möglichkeiten, sein Momentum auszunutzen.
Dadurch, dass man beim langsamen Üben locker ist, gleicht man das fehlende Momentum aus und kann als "Angreifer" bei den langsamen Partnerübungen realistischer auf die Aktionen des "Verteidigers" reagieren, -als ob man sich schnell und dynamisch bewegen würde.
Wenn man nun als Angreifer steif ist und "dagegenhält" um sein Gleichgewicht zu halten, ist das unrealistisch -man muß sich, im Gegenteil, so verhalten, als greife man in Echtzeit und -dynamisch an. In Echtzeit kann er eben nicht so "dagegenhalten" und -verliert viel leichter sein Gleichgewicht..

Das "locker sein" hat aber natürlich nicht nur die Funktion, das langsame Üben realistischer zu machen, sondern hat vor allem wichtige Funktionen und Vorteile beim "echten" Kämpfen. Aber das ist ein anderes Thema.

esdo
02-11-2003, 14:48
@Knudolf
Dann ist das für dich wahrscheinlich ein realistischer lockerer Angriff?
http://www.rochesteraikido.com/media/short.mpg
mfg

JetLag
02-11-2003, 15:03
@knudolf


Aber wenn Du Dich nur auf Deine Boxtechniken beschränkst, und den Gegner unbedingt am Kinn ko hauen willst, beraubst Du Dich vieler anderer Möglichkeiten, mit denen Du den Kampf noch viel schneller (und evtl. sogar friedlicher) beenden könntest.

Würde mich insgesamt natürlich nicht nur auf Boxtechniken beschränken. Atmungs- und Bewegungsprinzipien aus dem Systema kann man sicher anwenden und nur auf das Kinn zu schlagen wär auch etwas beschränkt. Ziehen, drücken, schieben stell ich mir dagegen etwas schwierig vor. Das kann nur funktionieren, wenn der Gegner sich mit seinen Aktionen selbst aus dem Gleichgewicht bringt. Probier das mal mit einem erfahrenen Grappler (das Thema hatten wir glaub ich schon).


Dadurch, dass man beim langsamen Üben locker ist, gleicht man das fehlende Momentum aus und kann als "Angreifer" bei den langsamen Partnerübungen realistischer auf die Aktionen des "Verteidigers" reagieren, -als ob man sich schnell und dynamisch bewegen würde.

Hab die Lockerheit bisher immer in dem Zusammenhang gesehen, dass man so besser lernen kann, mit dem Gegner zu arbeiten und es auch der Atmosphäre beim Training gut tut. Den von dir beschriebenen Effekt hab ich so noch gar nicht in Betracht gezogen. :rolleyes:

Danke, deine Antwort hat mich echt zum Nachdenken gebracht :halbyeaha

Gruß Jet

knudolf
02-11-2003, 15:32
@Knudolf
Dann ist das für dich wahrscheinlich ein realistischer lockerer Angriff?
http://www.rochesteraikido.com/media/short.mpg
mfg

uff. haste nicht irgendwas kleineres im Angebot? -habe kein dsl...
bzw. was ist denn da zu sehen?

esdo
02-11-2003, 15:37
Sehr lockeres Abwehren,bzw weiterleiten.
mfg

knudolf
02-11-2003, 15:43
Ziehen, drücken, schieben stell ich mir dagegen etwas schwierig vor. Das kann nur funktionieren, wenn der Gegner sich mit seinen Aktionen selbst aus dem Gleichgewicht bringt. Probier das mal mit einem erfahrenen Grappler (das Thema hatten wir glaub ich schon).

-ja, hatten wir...-seh ich nicht so..



Hab die Lockerheit bisher immer in dem Zusammenhang gesehen, dass man so besser lernen kann, mit dem Gegner zu arbeiten

öhm...nichts anderes wollte ich mit Obigem sagen..

JetLag
02-11-2003, 16:09
den Effekt meine ich:


Dadurch, dass man beim langsamen Üben locker ist, gleicht man das fehlende Momentum aus und kann als "Angreifer" bei den langsamen Partnerübungen realistischer auf die Aktionen des "Verteidigers" reagieren, -als ob man sich schnell und dynamisch bewegen würde.


aus dem Thread "Kombi von Grappling mit Systema möglich?":


Es kann aber vielleicht sein, dass man beim Judo mal systema-untypisch die Muskeln längere Zeit anspannen muß, um sich einem Wurf-Versuch engegenzustemmen, anstatt locker zu Boden zu gehen und von dort weiterzukämpfen, weil der Gegner ansonsten schnell mal einen Waza-ari bekommen kann.

Ich möchte vielleicht auch in einer SV-Situation nicht locker zu Boden gehen. (Schließlich muss ich meine Sachen alleine waschen.) :D


Gruß Jet

knudolf
02-11-2003, 16:25
Sehr lockeres Abwehren,bzw weiterleiten.
mfg

-kann ich mir jetzt nicht vorstellen, aber Dein Ausdruck "realistischer lockerer Angriff" läßt mich vermuten, dass Du etwas mißverstanden hast und mich für ein wenig behämmert hältst.
Ich glaube selbstverständlich nicht, dass ein realistischer Angriff lasch und halbherzig sein soll.
Wenn mein Schlag eine Wirkung haben soll, muß natürlich Wummes dahinter stecken.
Ein realistischer Angriff muß natürlich mit der Absicht ausgeführt werden, den Gegner ernsthaft zu besiegen.

Beim Systema-Training werden die Angriffe aber mehr oder weniger verlangsamt ausgeführt. Das ist schon mal nicht realistisch. Man kann durch die Langsamkeit aber in Ruhe herausfinden, wie die (meine und die gegnerische) Körpermechanik in verschiedenen Situationen funktioniert und man ist nicht unter Stress -kann sich auf seine Form, die natürlichkeit und effizienz seiner Bewegungen, seine Ausweichbewegungen, seine Atmung, die Umgebung und seine Lockerheit etc. konzentrieren -alles Faktoren, auf die Systema großen Wert legt -die dadurch automatisiert werden- und die im Idealfall dann auch irgendwann später unter Stress (den man durch die richtige Atmung, Entspanntheit und Kontrolle seiner Psyche gar nicht erst bekommen sollte) funktionieren sollen.
Wenn mein Partner mich nun mit bspielsweise -einem Seitwärtshaken zum Kopf angreift -und zwar nur halb so schnell wie normal, ist es für ihn ein leichtes, dies mit Körperspannung zu tun, so dass ich seine Bewegung, die in Echtzeit eine Dynamik und Momentum hätte, z.B. schwerer dazu nutzen kann, ihn aus dem Gleichgewicht zu bringen. Bei schneller Ausführung hätte die selbe Bewegung aber mehr Dynamik und den Angreifer aus dem Gleichgewicht zu bringen wäre einfacher, da er dann eben nicht dermaßen dagegenhalten kann.

Wenn der Übungspartner, der mit unrealistisch geringer Geschwindigkeit "angreift" nun ein "Dagegenhalten" vermeidet, ermöglicht er damit etwas mehr Realismus der Übung und hilft dem "Verteidiger" mehr, herauszufinden, wie der Körper eines "Angreifers" in Echtzeit und dynamisch reagieren würde.

knudolf
02-11-2003, 16:33
Ich möchte vielleicht auch in einer SV-Situation nicht locker zu Boden gehen. (Schließlich muss ich meine Sachen alleine waschen.)

Mußt in einer sv-Situation halt überlegen: meine Sachen oder meine Gesundheit?
-mit "locker zu Boden gehen" meinte ich: lieber eine kontrollierte Rolle etc. als unkontrolliert hinzufallen, nur weil ich um jeden Preis auf meinen Füssen bleiben wollte.

JetLag
02-11-2003, 19:44
@knudolf
War auch nicht so ernst gemeint. Sicher, wenns um meine Gesundheit geht, ist mir jedes Mittel recht.


Wenn der Übungspartner, der mit unrealistisch geringer Geschwindigkeit "angreift" nun ein "Dagegenhalten" vermeidet, ermöglicht er damit etwas mehr Realismus der Übung und hilft dem "Verteidiger" mehr, herauszufinden, wie der Körper eines "Angreifers" in Echtzeit und dynamisch reagieren würde.
Ist das deine persönliche Einsicht, dass ein lockeres Arbeiten die Realität simuliert oder hat euch das euer Trainer so erklärt? Bin ja mal gespannt, was Andreas dazu meint. :rolleyes:

Gruß Jet

knudolf
02-11-2003, 22:33
@knudolf
War auch nicht so ernst gemeint. Sicher, wenns um meine Gesundheit geht, ist mir jedes Mittel recht.

Ist das deine persönliche Einsicht, dass ein lockeres Arbeiten die Realität simuliert oder hat euch das euer Trainer so erklärt? Bin ja mal gespannt, was Andreas dazu meint. :rolleyes:

Gruß Jet

-so wie ich das mit dem Unrealismus des "steifseins" beim Angriff im langsamen Sparring formuliert habe, ist das schon mehr oder weniger meine persönliche Einsicht.

V.Vassilievs "Guidebook" und mein Trainer sagen außerdem, dass die Lockerheit und "sich möglichst bequem fühlen" Energie spart und mir hilft, z.B. in Situationen, in denen ich den Überblick zu verlieren drohe, auch psychisch zu relaxen (keine Panik, nicht zuviel Adrenalin und Streß). Außerdem hilft mir Lockerheit demnach, dass ich nicht verkrampfe und "dichtmache" (-mich einigele), wenn ich einen schmerzhaften Treffer abbekommen habe, sondern mich weiterbewege/weiteratme.
Ich bin locker auch schneller und kann Schläge besser "absorbieren", -ausweichen und -mein Gleichgewicht besser halten, indem ich nur mit den angegriffenen Körperteilen ausweiche/nachgebe (nicht wie ein Brett, das man umstößt).
Ja, und außerdem kann man entspannt halt besser trainieren und lernt mehr.

Andreas Weitzel
03-11-2003, 12:12
Hallo,

grundsätzlich bin ich mit knudolf einverstanden. Man soll tatsächlich entspannt bleiben und langsamer trainieren.

Zu der eigentlichen Frage von JetLag: Was mache ich mit einem angespannten Gegner in einer SV-Situation? Das gleiche, wie im Training. Seinem Druck/Schlag/Griff ausweichen bzw. nachgeben, eine bessere Position mit einem besseren Angriffswinkel einnehmen und ihm damit das Gleichgewicht und weitere Angriffsmöglichkeiten rauben... Und selbst agieren: Stoßen, schlagen, treten, werfen, greifen... Was Dir lieber ist.

Gruß
Andreas

Rick
18-11-2003, 23:23
ich hatte beim letzten training einen Partner, welcher sehr steif war. Ich glaube Knudolf hat recht wenn er sagt, daß da auch der Aspekt der Angst und der Panik in SV-Situationen hineinspielt. Der Trainingspartner hat dann zB sehr schnelle, überzogene Bewegungen durchgeführt und zog dann unter anderem an meinen Haaren.
Mir wurde Systema so beigebracht, daß man mit dem Partner "spielt" und locker umgeht, also genau das Gegnteil.
Wie soll ich mich also bei so einem Trainingspartner verhalten?
Soll ich entgegen den mir beigebrachten Regeln den Partner bei solchen Aktionen mit einem kurzen Schlag ruhigstellen oder versuchen meine lockere Kampfweise dem anderen "aufzuzwingen"?

Andreas Weitzel
19-11-2003, 09:23
Hallo, Rick,

"locker sein" bedeutet nicht, daß man nichts mehr mit einem Gegner machen darf. Im Gegenteil! Man greift, wirft, schlägt, tritt usw. je nach Situation und Bedarf. Grundsätzlich ist anzumerken, daß man seinen Gegner nicht provozieren, unnötig belasten oder zum Verspannen bringen soll. Brich seine Struktur mit Hilfe von Schrittarbeit, Bewegung, richtigen Druck und Nachgeben. Bring ihn damit aus dem Gleichgewicht. Sorg dafür, daß er mit seinem eigenen Gleichgewicht kämpft, aber nicht mit Dir. Auch ein gut platzierter Schlag kann sehr beruhigend wirken :)

Gruß
Andreas

Rick
19-11-2003, 13:29
Danke für den Tipp Andreas, ich werds versuchen umzusetzen.

Gruß,
Rick

JetLag
03-03-2004, 11:08
ich hatte beim letzten training einen Partner, welcher sehr steif war. Ich glaube Knudolf hat recht wenn er sagt, daß da auch der Aspekt der Angst und der Panik in SV-Situationen hineinspielt.

Ich sehe das jetzt so:
Ich kann mit dem Trainingspartner nur die Bewegungen machen, die er selber will oder wollte. Wenn ich davon ausgehe, dass ich angegriffen werde, hab ich alles, was ich brauche, um darauf aufzubauen.
Ob der Gegner fest oder locker ist, ist für mich eigentlich nicht wichtig, sondern vielmehr für ihn, da er sich sonst seiner Möglichkeiten beraubt und alles schmerzhafter wird.

@Andreas
Wie würdest du "Lockerheit" definieren?
Nach der Devise, je lockerer, desto besser? Was dann irgendwie auch mit einschließt, dass man selbst aktiv mit den Bewegungen des Gegners mitgeht, um geringstmöglichen Widerstand zu bieten.
Oder sollte man nur "so locker sein, wie jeder träge Körper", sich quasi einfach bewegen lassen und nur darauf achten, dass man nicht aktiv gegenhält?


Gruß Jet

Andreas Weitzel
04-03-2004, 08:56
@ Jet:
Wie würdest du "Lockerheit" definieren? Das ist ein Zustand, in dem sowohl die Psyche, als auch alle Muskeln, die man gerade nicht braucht entspannt bleiben. In diesem Zustand sollte die Psyche immer locker bleiben. Mit den Muskeln ist es ein bißchen anders: Sie werden angespannt. Man muß nur darauf achten, daß man die richtigen Muskeln zu einem richtigen Zeitpunkt und bis zu einem richtigen Grad anspannt.
Nach der Devise, je lockerer, desto besser? Ja. Dabei soll aber die eigene Form bewahrt werden.
Oder sollte man nur "so locker sein, wie jeder träge Körper", sich quasi einfach bewegen lassen und nur darauf achten, dass man nicht aktiv gegenhält? Das ist eine Frage der Taktik.

Gruß
Andreas

JetLag
04-03-2004, 10:36
Das ist eine Frage der Taktik.

Mh, darüber muss ich jetzt erstmal nachdenken :D

Erst Form, dann Lockerheit. Kann man das so hierarchisch einordnen?
In dem Sinne, dass man nur so locker sein kann, wie die Form (als Reaktion auf die Aktionen des Gegners) es zulässt, da sie kurzfristig nicht immer "perfekt" gewahrt werden kann und dementsprechend mehr oder weniger Muskelspannung erforderlich ist.


Gruß Jet

bobi
04-03-2004, 18:13
hi jungs
ich find systema mega spannend. auch die verschiedenen anwendungen, das entspannte -in keine schablone pasende, spricht mich extrem an.

hier noch ein paar fragenzeichen:
ist es eigentlich mit aikido verwandt?
oder sonst mit weichen kampfkünsten? die enstsehungsgeschichte kenn ich,
wollte nur wissen ob es heutzutage noch "berührungspunkte" mit anderen stilen gibt???


mir ist der grund der lockerheit bewusst, oder zumindest einige davon.

ist es aber nicht gefährlich nicht nur mit partner zutrainieren die weich/locker
und langsam angreifen?
oder gibt es für erfahrenere schüler auch eine art sparring? mit hart und
schnell angreifenden partnern?
gewisse abwehren die man langsam macht sind ja schnell gar nicht umsetzbar.
wie beugt ihr dem vor das ihr da euch nicht "falsches" zeug eintrainiert?

danke für antwort
bobi hajas

ps: was heisst eigentlich "ciao" oder auch "hallo" auf russisch?

Andreas Weitzel
04-03-2004, 21:25
@ Jet:

Ohne richtige Form gibt es keine richtige Lockerheit.

@ bobi:

Privet, bobi :)
ist es eigentlich mit aikido verwandt?Ich weiß nicht. Aikido enstand erst vor kurzer Zeit. Der Begründer Ueshiba kam mindestens drei Mal für eine längere Zeit in Kontakt mit Russen: 1904-1905 im russisch-japanischen Krieg, dann 1924-1925 in dem Gebiet der russisch-chinesisch-japanischen Konflikte in der Mandschurei und vor dem zweiten Weltkrieg nochmal. Natürlich hätte er sowohl von Russen, als auch von Chinesen einiges mitnehmen können...
ist es aber nicht gefährlich nicht nur mit partner zutrainieren die weich/locker und langsam angreifen?
Nein. Warum auch? Die Treffer tun sogar noch mehr weh :)
oder gibt es für erfahrenere schüler auch eine art sparring? mit hart und schnell angreifenden partnern?Sparring gibt es auf jeden Fall. Und "hart und schnell" greift sowieso jeder an, der Systema zum ersten Mal kennen lernt. Das dauert eine Zeit lang. Bis man begreift, daß es nicht auf Härte und Schnelligkeit ankommt.
gewisse abwehren die man langsam macht sind ja schnell gar nicht umsetzbar. Dann macht man grundsätzlich etwas falsch.
wie beugt ihr dem vor das ihr da euch nicht "falsches" zeug eintrainiert? Ganz einfach. Wir verlassen uns nicht nur auf unser eigenes Wissen und Können, sondern fragen unsere Trainer :)

Poka
Andreas

bobi
05-03-2004, 08:51
:-)

seh ich das richtig? privet heisst hallo.
und poka tschüss?

danke für antwort.

poka
bobi

JetLag
05-03-2004, 21:26
gewisse abwehren die man langsam macht sind ja schnell gar nicht umsetzbar.
wie beugt ihr dem vor das ihr da euch nicht "falsches" zeug eintrainiert?


Da seh ich zum Teil auch ein Problem.
Dem kann man wohl nur begegnen, wenn man mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten trainiert und es ausprobiert, ob es auch schnell umsetzbar ist.
Ansonsten beruht das langsame Sparring u.a. auf der Grundlage, dass beide mit gleicher Geschwindigkeit agieren (oder zumindest der Verteidiger nicht schneller als der Angreifer). Was langsam funktioniert müsste dann theoretisch auch schnell funktionieren.


seh ich das richtig? privet heisst hallo. und poka tschüss?
Naja, andersherum macht's weniger Sinn, oder? ;)


Gruß Jet

Andreas Weitzel
08-03-2004, 11:16
Da seh ich zum Teil auch ein Problem Es ist an sich kein Problem, sondern eine Frage der Lockerheit von Psyche und der geistigen Einstellung ;)

Gruß
Andreas

UDF-System
19-03-2004, 15:00
Hallo aus Graz

Das mit der langsamen Bewegungsabfolge hat auch noch einen tiefern Grund der in der Möglichkeit des Lernens begründet ist.

1) Wir alle sind Wesen die in der Regel gesellschaftlich darauf trainiert sind Informationen überwiegend durch Augen und Ohren aufzunehmen.

2) Danach werden diese "behirnt" und in eine dafür bestimmte, wenn vorhanden, Schublade sortiert. Dort warten die Informationen bis sie abgerufen werden.

Informationen können aber nur abgerufen werden wenn diese durch Wiederholung in ihrer Funktionalität gefestigt wurden. Je öfters diese Wiederholungen durchgeführt werden umso mehr neurale Verknüpfungen entstehen im Hirn. Umso größer ist auch der Fundus in dem gesucht werden kann, wenn um die Erledigung einer Aufgabe geht.

Ein Beispiel aus dem Leben: Viele der Leser haben schon den Führerschein gemacht. Viele können sich auch noch daran erinnern das sie eigentlich schon lange bevor sie in der Fahrschule waren oder das erste Mal selber am Steuer saßen, der eigentliche Fahrvorgang behirnt war. Viel haben sogar schon einiges an Erfahrung aus den PC-Fahrspielen mitgebracht.

Und trotzdem waren die ersten Meter für viele eine große Stress-Situation. Warum --- der Kopf wusste zwar wie es geht aber die Muskulatur konnte die Aufgaben nicht zufrieden stellend lösen. Nur das oftmalige TUN brachte die gute oder weniger gute Fahrtechnik jedes Einzelnen.

Jetzt nach ca. 100.000 KM (so spricht die Wissenschaft) haben wir genügend Erfahrungen und das Fahren wird grundsätzlich zur Routine. Wir können nebenbei sogar Radiohören, sprechen, die Gegend aufnehmen, Dinge am Straßenrand wahrnehmen und sogar noch rauchen, essen oder telefonieren.

Und jetzt sollte sich jeder bei der Nase nehmen --- keiner hat gleich mit der erforderlichen Reisegeschwindigkeit begonnen um eine Wegstrecke effizient in der Zeit von A nach B zu durcheilen.

So und jetzt zurück zum Sachthema:
Nur durch das langsame und bewusste Bewegen hat der Körper die Möglichkeit gespeicherte Fakten zur Lösung auch über die Muskulatur umzusetzen. Die Sportwissenschaft sagt das der Körper für die Akzeptanz einer Grobbewegung im Ablauf je nach Körpervorbildung 20 bis 30.000 Bewegungen benötigt. Nur so ist es möglich das eine Reaktion von selber zur Lösung der Aufgabe führen kann. Die Reaktion ist die Aktion die die Lösungsaufgabe erbringt.

Die Lösungsaufgabe kann sein das der Körper ausweichen, aufnehmen hinfallen usw. muss.

Noch ein Faktor ist ein ganz wichtiger. Dieser lässt sich, wenn nicht ausreichend vorhanden, im späteren Leben nicht mehr verbessern. Das Bewegungsgedächtnis unseres Körpers. Alles an Bewegungsformen die der junge Körper bis zu seiner Pubertät gespeichert hat (Lauf-,Geh-, Schwimm-, Springstil, Gleichgewichts-, Koordinierungs- und Orientierungssinn sowie all die Vernetzungen die benötigt werden eine Aufgabe zu lösen) sind ausschlaggebend für alle Fähigkeiten in seinem Leben. Der Körper wird nur das Vorhandene bei Training optimieren aber über das Grundmuster wird er nicht mehr hinaus kommen.

Das ist wissenschaftlich fundiertes Wissen und bringt daher Wissende zu Rage wenn erlebt wird wie mit der Zukunft unserer Kinder umgegangen wird.

Schöne Grüße aus Graz