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Vollständige Version anzeigen : Aikido oder nicht Aikido, das ist hier die Frage.



Yannik
18-11-2010, 23:52
Hi,

ich hab mich ja grade schon vorgestellt, hier könnt ihr etwas über meine Vorgeschichte erfahren: http://www.kampfkunst-board.info/forum/f63/nabend-122725/

Ich bin auf der Suche nach einer Kampfkunst, die mich sowohl körperlich(also auch im bezug auf Selbstverteidigung) als auch geistig weiterbringt.

Bisher hat mir Aikido sehr gut gefallen, da mir sowohl die Philosophie dieser Kampfkunst (“Aikido ist, den Gegner so zu führen, dass er freiwillig seine feindliche Einstellung aufgibt”) als auch die Griffe und Hebel, die, finde ich, schon fast was tänzerisches an sich haben.

Ich konnte noch nicht besonders viele Probetrainings mitmachen, weiß deshalb nicht, inwiefern sich der Sport noch "entwickeln" wird.
Deswegen meine Frage: Wie viele Gemeinsamkeiten hat Aikido mit Judo?
Ich mochte Judo noch nie besonders und würde, falls es zu viele Gemeinsamkeiten gäbe, noch mal über meine Wahl nachdenken.


- Wo wohnst du (Heimatort / bevorzugter Trainingsort) und welche KK/KS werden in deiner Gegend angeboten / kannst du für ein regelmäßiges Training sinnvoll erreichen?
21614 Buxtehude-Mit Bahn nach Hamburg ist kein Problem-kennt jemand gute Vereine/Dojos?

- Wie wichtig ist dir Selbstverteidigung?
Wichtig

- Wie wichtig ist dir Wettkampf?
Unwichtig

- Wie wichtig ist dir spirituelle Entwicklung/Philosophie?
wichtig

- Wie wichtig ist dir Ästhetik/schöne Bewegung?
zweitrangig

- Wie wichtig ist es dir, den Umgang mit Waffen erlernen?
Unwichtig

- Scheust du dich vor Körperkontakt?
nein.

- Hast du irgendwelche Gelenk-, Rücken- oder Atemprobleme?
Noch nicht.

- Wie stehst du in Bezug auf Schlaghärte?
Ein bisschen Schmerz schadet nie-also weniger kritisch.


Ich persönlich könnte mir gut vorstellen, erst 2-3 Jahre eine gewisse Erfahrung im Aikido zu erlangen, und dann noch ein zweites, evt. mehr auf Schlägen basierendes System zu erlernen, um so die Lücken von der Tauglichkeit von Aikido als Selbstverteidigung zu schließen. Ich fände Wing Chung evt. ganz cool. ;)


Anregungen, Fragen, Tipps sind erwünscht. :)



Gute Nacht,


Yannik

califax
19-11-2010, 00:16
Deswegen meine Frage: Wie viele Gemeinsamkeiten hat Aikido mit Judo?
Ich mochte Judo noch nie besonders und würde, falls es zu viele Gemeinsamkeiten gäbe, noch mal über meine Wahl nachdenken.


Es hat ebenso wie Judo einen gewaltigen Verlust an Wissen und Können erlitten und ist heute noch kampfuntauglicher als Sportjudo.
Zu Zeiten des Gründers war es als Nahkampfmethode gefürchtet.
Genauso wie Judo.
Ansonsten gibt es dieselben Würfe, dieselben Hebel, dieselben Schläge und Tritte, dieselben Waffen...
Es ist nunmal aus derselben Kampfkultur und arbeitet mit derselben Anatomie.
Allerdings werden im Aikido die ganzen Sachen etwas anders interpretiert.
Im Sportjudo geht es ruppig und schwerathletisch an die Jacke.
Im Aikido klebt man mehr an der Tradition mit "kraftlosem" Arbeiten, Zentrumsarbeit, Waffen und Kata.



- Wie wichtig ist es dir, den Umgang mit Waffen erlernen?
Unwichtig


Du wirst an Waffen, vor allem an Stock und Schwert, nicht vorbeikommen, wenn Du Aikido als KAMPFkunst ernstnehmen willst. Viele seltsame Details kapiert man erst durch die Waffen.



Ich persönlich könnte mir gut vorstellen, erst 2-3 Jahre eine gewisse Erfahrung im Aikido zu erlangen, und dann noch ein zweites, evt. mehr auf Schlägen basierendes System zu erlernen, um so die Lücken von der Tauglichkeit von Aikido als Selbstverteidigung zu schließen. Ich fände Wing Chung evt. ganz cool. ;)


Ob Du nun ausgerechnet im WC richtig schlagen lernst...
Zum Aikido besser passen täten die Schläge und Tritte von Vollkontaktkarate, BBT/Genbukan/Jinenkan oder diversen japanischen Koryu.
Das sind nämlich dieselben Schläge und Tritte wie im Aikido, nur ordentlich durchgezogen und gründlich gelernt. (Wobei es Dir bei Bujin-/Jinen-/Genbu-kan möglicherweise zu lange dauert, bis Du 'ne richtige Kelle schlägst.)

Wenn es nichts japanisches/okinawisches sein kann, wären Taekwondo, MT, Boxen, Krav Maga, etc. empfehlenswert.
Du solltest diese Sachen aber von Anfang an machen, wenn Dir SV wichtig ist, denn Aikido baut auf solche Grundlagen auf und erweitert sie um bessere Körperbeherrschung. Man kann kein Haus bauen, wenn man erst das Dach in den Schlamm setzt und zwei/drei Jahre später mal ein Fundament und Wände drunter schiebt.
Ok. Kann man schon. Aber man verschwendet viel Zeit und Mühe dabei.

Alex R.
19-11-2010, 00:18
Ich persönlich finde, dass sich Aikido und Wing Chun beißen. Rein von den grundverschiedenen Bewegungsansätzen her. Rund und ausweichend im Aikido, direkt und geradeaus beim Wing Chun. Gibts bei dir eigentlich eine Aikijitsu-Schule? Vielleicht wäre die ja was für dich.
Ansonsten gilt:
Hingehen, anschauen, mitmachen. Und das bei möglichst vielen verschiedenen KK's, bevor du deine endgültige Wahl triffst.

amasbaal
19-11-2010, 00:56
Gibts bei dir eigentlich eine Aikijitsu-Schule?

gute frage. wenn ja, dann nix wie hin, da es sicher gut zu dem passt, was du willst (aiki&sv sozusagen ;)).

quirl
19-11-2010, 01:13
Zur SV Tauglichkeit und allgemein zur Art des Trainings im Akikido gibts momentan einen sehr guten Thread im jap. KK. Unterforum.
http://www.kampfkunst-board.info/forum/f12/aikido-lehrmethode-realistische-sv-122568/

Evtl. ists sinnvoller, erst eine Basis in einem knackigeren Stil zu bekommen und dann zum Aikido zu wechseln. Sinnvoll wäre evtl. ein Karate- oder Jiu Jitsu Stil.

Kumbaja
19-11-2010, 07:10
Vieleicht das: Yoshinkan Dojo, Itzehoe (http://www.yoshinkan-dojo.de/)

gruß
Oli

Tunguska
19-11-2010, 07:24
ich denke das beide Wege möglich sind, entweder mit Aikido anzufangen und später etwas "handfester zu werden"

die meisten bevorzugen aber den Weg erst SV und Techniken zu machen und später Aikido als Bewegungs & Formlehre anzureichern.

Krav maga bietet sich als Starter an genauso wie das deutsche Ju-Jutsu (LINK (http://de.wikipedia.org/wiki/Ju-Jutsu)), das eine offene Mischung von Aikido, Karate und Judo wofür du dich interessiert.

So kannst du in die Grundlagen reinschaun und in 2-3 Jahren besser entscheiden wo du weiter gehen willst

Cyankali
19-11-2010, 17:57
Mein bescheidener Eindruck und das, was ich bisher in Bücher und Netz gelesen habe, ist Aikido ein sehr guter Einstieg in die Welt des KK. Den SV-Gedanken lassen mir mal weg, da der bei vielen viel zu sehr im Kopf herumspukt. Ich glaube es ist keine Zeitverschwendung, dass man eine gute Fall- und Bewegungsschule durchläuft, auch wenn man sich dann ganz anders gerichteten Sachen wie MT, JuJutsu, FMA oder SV-Hybriden zuwendet.
Das muss man irgendwo für sich selber festlegen, ob man die Geduld mitbringt. Da wir Großstadthektiker immer da zu neigen, mit unserer knapp bemessen Zeit möglichst schnell und effektiv ans Ziel zu kommen, boomen auch die ganzen SV-Sachen derart, dass man schon fast Paranoia bekommen kann, in welch gefährlicher Welt wir leben.
Wenn es dir Spaß macht, dann bleib beim Aikido und lass dich nicht von diesem ständigen SV-Vergleich verunsichern.

Du solltest wirklich alle Schule in deiner Nähe nach und nach abklappern. Allein mit Probetraining kann man Wochen/Monate verbringen. Du lernst in jedem Probetraining einen neuen Eindruck einer KK kennen und kannst dir dann selber über youtube und Stadtbibliothek eine Bild von der KK machen. Natürlich nur sehr oberflächlich (weil du bist ja kein Insider), aber durchaus realistisch für deine Zielsetzung.

Viel Glück - ich bin auch immer noch am Suchen. Und selbst, wenn dir jeder abraten würde, so gegensätzliche Sachen wie Aikido und MT zu trainieren, hör nicht drauf, wenn es für dich passt. Das Ziel definiert jeder für sich anders. Der eine will ein perfekter Aikidoka werden, der andere nützt nur die Fallschule und möchte seine Bewegungsgefühl schulen.

Quickkick
19-11-2010, 18:39
Ich bin auf der Suche nach einer Kampfkunst, die mich sowohl körperlich(also auch im bezug auf Selbstverteidigung) als auch geistig weiterbringt.

(...)

Bisher hat mir Aikido sehr gut gefallen, da mir sowohl die Philosophie dieser Kampfkunst (“Aikido ist, den Gegner so zu führen, dass er freiwillig seine feindliche Einstellung aufgibt”) als auch die Griffe und Hebel, die, finde ich, schon fast was tänzerisches an sich haben.

(...)

- Wie wichtig ist dir Selbstverteidigung?
Wichtig



Hallo Yannik,

sorry, dass ich Dich da ein bißchen auf den Boden der Realität zurückholen muss: Ästhetische, tänzerische Bewegungen und realistische Selbstverteidigung schließen sich - leider - in 99,99 Prozent aller Fälle aus. Realitische SV ist nicht schön - und schon gar nicht tänzerisch. Das soll nicht heißen, dass die Techniken des Aikido grundsätzlich nutzlos wären bzw. niemals funktionieren können, aber Aikido ist sicherlich eine der KK, die man viele Jahre lang trainiert haben muss, um sich damit wirklich schützen zu können. Und realistisch angewendet sehen Aikidotechniken dann in den allermeisten Fällen sicher auch nicht mehr so tänzerisch aus...

ich denke Du musst hier eine Entscheidung treffen: Ist es mir wichtiger, dass die KK, die ich ausübe, toll aussieht (das tut Aikido ohne Frage) oder möchte ich schnell Fortschritte im Hinblick auf die SV erzielen (dann würde ich statt Aikido vielleicht eher etwas anderes machen: Z.B. Krav Maga, Alpha System, T.S.D bzw. PFS., Keysi Fighting Method - um einfach mal die "üblichen Verdächtigen" an modernen SV-Systemen aufzuzählen)? Natürlich gibt´s auch "Kompromisslösungen" - ich ganz persönlich finde z.B. das deutsche Ju Jutsu (oder auch Ju Jutsu Do; das ist - zumindest organisatorisch - etwas anderes) eine wirklich brauchbare "Einstiegs-KK", die es Dir ermöglicht, ein breites Spektrum an Techniken und Konzepten kennen zu lernen (unter anderem auch Elemente aus dem Aikido). Und wenn Dir dann etwas besonders liegt oder gefällt, kannst Du Dich ja immer noch in diese Richtung weiterentwicklen oder auch ganz spezialisieren. Evtl. könnten Dir auch Silat-Stile gefallen - viele (alle??? wo sind die Spezialisten?) davon haben ganz tolle Körper-Manipulationen... wenn Dir Aikido gefällt könnte Dir das evtl. auch gefallen, auch wenn es in Wirklichkeit schon entscheidend anders ist als Aikido.

Aber alles lesen bringt nichts, wenn Du nicht auch die eigenen Erfahrungen machst, deshalb mein Standardtipp für alle Einsteiger: Probetrainings machen, Probetrainings machen und nochmals Probetrainings machen!!!


Ich konnte noch nicht besonders viele Probetrainings mitmachen, weiß deshalb nicht, inwiefern sich der Sport noch "entwickeln" wird. Deswegen meine Frage: Wie viele Gemeinsamkeiten hat Aikido mit Judo? Ich mochte Judo noch nie besonders und würde, falls es zu viele Gemeinsamkeiten gäbe, noch mal über meine Wahl nachdenken.



Mmmh, schwer zu sagen... Judo und Aikido haben schon in einigen Punkten gewisse Parallelen (basieren bspw. beide hauptsächlich auf Gleichgewichtbrechen und Werfen). Andererseits unterscheiden sie sich dann doch wieder stark (im Judo stärkere Betonung des sportlichen Zweikampfs + Wettkampfs inkl. Bodenkampf, im Aikido nur Training mit Partner ohne Wettkampfgedanken, oft philosophiosch angehaucht, am Boden lediglich Festlegetechniken). Du solltest vielleicht ein bißchen genauer sagen, was genau Dir am Judo nicht gefällt.


- Wo wohnst du (Heimatort / bevorzugter Trainingsort) und welche KK/KS werden in deiner Gegend angeboten / kannst du für ein regelmäßiges Training sinnvoll erreichen?
21614 Buxtehude-Mit Bahn nach Hamburg ist kein Problem-kennt jemand gute Vereine/Dojos?


In Hamburg dürfte es sehr, sehr viele verschiedene Möglichkeiten geben... deshalb auch für Dich mein Standardtipp für alle Einsteiger: Probetrainings machen, Probetrainings machen und nochmals Probetrainings machen... hatte ichb das schon erwähnt??? ;)


Ich persönlich könnte mir gut vorstellen, erst 2-3 Jahre eine gewisse Erfahrung im Aikido zu erlangen, und dann noch ein zweites, evt. mehr auf Schlägen basierendes System zu erlernen, um so die Lücken von der Tauglichkeit von Aikido als Selbstverteidigung zu schließen. Ich fände Wing Chung evt. ganz cool. ;)



Warum soll es ausgerechnet diese Kombination sein?

ISM Combatives
19-11-2010, 21:33
kann mir nicht helfen aber find grad aikido und wing ne super kombi und sehr ergaenzend betreffend technik, koerpermechanik und strategie. wenn wuerd ich gleich beides trainieren und auf einen anstaendigen ing ung club setzten mich sehr genau informieren welcher shifon da abgeht.

fehlt bei beiden ein wenig die uebermittlung des richtigen mindset, falls man den von zuhause mitbringt oder sich durch seminare oder sonstwie aneignet kann man sich im notfall mit soner kombi durchaus anstaendig kloppen.

sind natuerlich beides sachen die hoeheren trainingsaufwand und entsprechend zeit benoetigen und er ab einem hoeheren perfektionsgrad wirksam eingesetzt werden koennen.

frage also will man er du a) sich schnell verteidigen oder b) geht es in erster linie um den spass und die kampfkunst und verteidigungsfaehigkeit kann ein paar jahre warten?

ein guter tip: falls jemand sich fuer diese kombi entscheidet nach ein paar jaehrchen erfahrung nebenbei ein wenig boxen gehen um dynamiken moeglichkeiten geschwindigkeiten sowie den eigenen charakter realistisch kennenzulernen. mal hier und da bei krav und co reinschnuppern (seminare) um vor allem taktisch zu erfahren was SV ausmacht erhoeht das potential sich erfolgreich zu verteidigen zu koennen enorm.

amasbaal
20-11-2010, 13:34
gar nicht mal so falsch, was der freak uns sagt. da ist was dran. aiki gibt dem wc die zirkulären aspekte, wc dem aiki die "straight forward" mentalität. beides sind auf konzeptueller ebene "weiche" varianten, die - so die theorie - sehr viel mit "geborgter" kraft operieren. beide sind künste, die ne gewisse ausdauer verlangen, bevor sie umsetzbare praktiken werden. beide haben sowohl den ruf, für die sv zu komplex als auch "sv-kampfkünste" zu sein (da wird es unter uns streithähnen wohl nie eine einigung geben).
aiki wirft und hebelt hat aber kaum "prügelndes" zu bieten, während wc schlägt und tritt (tief), dabei operieren beide aus einem stand heraus (gewicht hinten), der mit dem jeweils anderen durchaus "kompromissfähig" ist.
wäre ein versuch wert. bleibt nur noch die frage, was für ein wing chun, damit es kein böses erwachen gibt. aber darüber sollen sich die ing ungler lieber die köpfe einschlagen (was sie jah eh andauernd tun :D)

mrx085
20-11-2010, 14:02
Ich würde auch sagen, das yannik es probieren sollte. Man hört zwar oft das sich Dingsbums mit jedem anderen Still beißt, aber die Argumente von kuntao freak und amasbaal klingen auch logisch, so das man dem TE durchaus raten könnte es zu versuchen.

Ich wünsch dir viel erfolg bei deinem KK weg.

Yannik
20-11-2010, 14:12
Hallo,

ich danke euch für eure zahlreichen Antworten. Ich werde jetzt erstmal bei mehreren Aikidoschulen Probetraining machen, eine habe ich schon hinter mir.(hat mir persönlich schon sehr gut gefallen)

Wenn ich jetzt "meine" Aikidoschule gefunden haben sollte, werde ich, wie bereits erwähnt, erst einmal versuchen, ein gewisses Level in diesem Sport zu erreichen, bevor ich ihn mit einer anderen Kampfkunst kombiniere, denn besonders in den Anfängerjahren kann man in dieser Hinsicht viel falsch machen, glaube ich.

Sollte der Zeitpunkt gekommen sein, werd ich euch auch noch einmal informieren. ;)


Bis dahin,


LG

Yannik