Vollständige Version anzeigen : Techniken, die nicht rund laufen - weg lassen?
SifuSeifenzwerg
18-12-2010, 08:41
Mit Techniken, die nicht rund laufen meine ich solche, die zwar sinvoll sind, bei einem bestimmten KKler aber einfach nicht funzen.
Aus dem WC ist das bei mir z.B. der Seitwärttritt. Ich kann ihn in der Form, ich kann ihn bei abesprochenen Übungen, aber damit ist auch schon gut. Sobald es etwas fordernder wird, wird er inexistent.
Macht es überhaupt Sinn, eine Technik zu üben, die schon bei kleinerem Stress einfach nicht läuft? Ich meine jetzt aus pragmatischer Sicht, nicht um Prüfungen zu bestehen oder art pour l'art zu betreiben.
StefanB. aka Stefsen
18-12-2010, 09:07
Mit Techniken, die nicht rund laufen meine ich solche, die zwar sinvoll sind, bei einem bestimmten KKler aber einfach nicht funzen.
Aus dem WC ist das bei mir z.B. der Seitwärttritt. Ich kann ihn in der Form, ich kann ihn bei abesprochenen Übungen, aber damit ist auch schon gut. Sobald es etwas fordernder wird, wird er inexistent.
Macht es überhaupt Sinn, eine Technik zu üben, die schon bei kleinerem Stress einfach nicht läuft? Ich meine jetzt aus pragmatischer Sicht, nicht um Prüfungen zu bestehen oder art pour l'art zu betreiben.
Der Seitwärtsschritt? Bei allen Dingen würde ich auf die Schrittarbeit im Vng Tsun nie verzichten! Die ist richtig gut! Und das "Weg abschneiden" ist nunmal immanenter Bestandteil der Strategie. Ohne Seitwärtsschritt geht das nicht.
Ausserdem wird es sicher immer mal den ein oder andren KKler geben, der dir keine Chance zu überhaupt etwas lässt. Was sollte man daraus für Konsequenzen ziehen?
BlackFist
18-12-2010, 09:18
Als Schüler könnte ich evtl. die ein oder Andere Technik weglassen, wenn sie gar nicht klappt.
Wenn ich jetzt unterrichten würde, ginge das eigentlich nicht, da es bei einem anderen möglicherweise gut funktioniert.
Wenn ich etwas weglasse, sollte ich es evtl. durch ein gleichwertiges Tool das mir besser liegt ersetzen.
StefanB. aka Stefsen
18-12-2010, 09:42
tust du jetzt mit dem tritt den schritt als ein und das selbe betrachten?
nach dem motto ein schritt ist ein tritt...
:D Ne hab mich einfach nur verlesen...:o
mykatharsis
18-12-2010, 10:44
Manche Dinge brauchen einfach Zeit und Übung. Manche muss man erst gangbar machen.
Richtig! Dinge, die nicht rund laufen, muß man einfach intensiver trainieren, sonst kannst’e ja gleich alles weg lassen, wenn’s neu ist.
Recht-/Linksauslage sollte man sich in Richtung gleichwertiger Seitendominanz ab-, vielmehr daraufhin trainieren.
Gruß, WT-Herb
Mit Techniken, die nicht rund laufen meine ich solche, die zwar sinvoll sind, bei einem bestimmten KKler aber einfach nicht funzen.
Aus dem WC ist das bei mir z.B. der Seitwärttritt. Ich kann ihn in der Form, ich kann ihn bei abesprochenen Übungen, aber damit ist auch schon gut. Sobald es etwas fordernder wird, wird er inexistent.
Macht es überhaupt Sinn, eine Technik zu üben, die schon bei kleinerem Stress einfach nicht läuft? Ich meine jetzt aus pragmatischer Sicht, nicht um Prüfungen zu bestehen oder art pour l'art zu betreiben.
Ein klares NO ... üben würde ich eine solche Technik, um mir selbst einen technischen Ansporn, eine Hürde zu setzen ... natürlich auch um Prüfungen zu bestehen oder um eine Kampfkunst richtig zu erlernen, ABER
KÄMPFEN ... würde ich nur mit bewährten Techniken und Konzepten, die ich auch vollbesoffen noch automatisch abrufen kann!
Die Profis des Kampfsports machen es auch nicht anders ...!
dreambike
28-12-2010, 08:30
Mit Techniken, die nicht rund laufen meine ich solche, die zwar sinvoll sind, bei einem bestimmten KKler aber einfach nicht funzen.
Aus dem WC ist das bei mir z.B. der Seitwärttritt. Ich kann ihn in der Form, ich kann ihn bei abesprochenen Übungen, aber damit ist auch schon gut. Sobald es etwas fordernder wird, wird er inexistent.
Macht es überhaupt Sinn, eine Technik zu üben, die schon bei kleinerem Stress einfach nicht läuft? Ich meine jetzt aus pragmatischer Sicht, nicht um Prüfungen zu bestehen oder art pour l'art zu betreiben.
Kenne das Problem mit dem Sidekick nicht aus eigener Erfahrung - in traditionellen Systemen bildet er im Fight eigentlich die am häufigst verwendete Technik, sei´s um wen auf Distanz zu halten, abzutasten oder als Brücke zum Angriff.
Inwiefern Du es für Dich für sinnbehaftet hältst Techniken zu üben bei denen Du keine praxisrelevanz erkennst ist rein Dir überlassen und muß jeder für sich selbst entscheiden - ich habe in meinem KK-Leben gelernt das man einfach mal durchhalten muß und irgendwann versteht man auch gewisse Sinnhaftigkeiten, Anwendungen und Zusammenhänge. Außerdem denke ich eines jeden Ziel sollte doch sein ein System im Ganzen zu erfassen - ein Lernen also nur des Lernens wegen scheidet da als unlogisch aus wenn ich alles erfassen will, oder ?!
LG Tommy
WingChun77
28-12-2010, 11:07
Guten Morgen!
Ich finde, hier zeigt sich eine herrliche Gretchenfrage bzw. die gemeine Tür der Selbstreflexion contra "tu-es-um-des-tuns-willen" öffnet sich. Ich komme direkt auf den "Sidekick" der 2. Form:
Ist dies überhaupt ein klassischer "Sidekick" zum Beispiel im Sinne eines Yoko-Geri-Kekomi bzw. -Keage? Ich denke nein! Weder geht die Hüfte "tief" mit rein, noch wird geschnappt. Ich habe schon sehr viele Variationen von diesem "Sidekick" in der 2. Form gesehen. Angefangen von der klassischen Ausführung á la Leung Ting (wobei damals viele Ausführungen in den Vereinen die Runde machten), hinüber zu einer eingedrehten Hüfte und Ausführung als "Frontkick" mit gedrehtem Fuß, bis hin einem Stampftritt zum Boden.
Mit Techniken, die nicht rund laufen meine ich solche, die zwar sinvoll sind, bei einem bestimmten KKler aber einfach nicht funzen. Aus dem WC ist das bei mir z.B. der Seitwärttritt. Ich kann ihn in der Form, ich kann ihn bei abesprochenen Übungen, aber damit ist auch schon gut. Sobald es etwas fordernder wird, wird er inexistent.
Macht es überhaupt Sinn, eine Technik zu üben, die schon bei kleinerem Stress einfach nicht läuft?
Nein, es macht keinen Sinn! Wenn Du merkst, dass diese Technik nicht zu dir passt, warum solltest du die dann trainieren? Nur, weil es die Konvention vorschreibt und "es schon immer so gemacht wird"? Vor allem sollte man sich hüten und die Formbilder 1:1 in einen Kampf zu übertragen. Insbesondere der "Sidekick" der 2. Form á al 2. Form ist hier IMO weniger bis gar nicht gut geeignet. Es ist vielmehr die Idee die dahinter steckt und die ist (wie immer) bei der Interpretation von Formen mannigfaltig. Wenn du das Gefühl hast, dass der Kick in der Form einen Tick anders geführt werden soll und diesen dann im Kampf anwenden kannst, dann wird die Form eben auf dich modifiziert. Dies ist die vielbesungene (aber kaum ungesetzte) Wandlung der Dinge. :D
Ich habe mal einen Anwender erlebt, der hat die Kicks in der 2. Form gar nicht ausgeführt, sondern lediglich die Knie in die entsprechende Position gezogen (Bong- und Yap-Gerk?). Nach Nachfrage meinerseits verwies er auf die Holzpuppenform, denn "da haste dann auch den notwendigen Widerstand beim Treten". Kann ich ohne Probleme akzeptieren.
Anbei eine Frage: Ist der 1. Kick in der HPF (nach EWTO) eigentlich identisch mit dem der 2. Form?
diese frage hab ich mir auch gestellt,
und noch weiter gesponnen, sollte ich auf beiden seiten die gleichen dinge trainieren, wenn ich doch nur eine auslage hab?
Diesen Malus der "Auslage" stelle ich immer wieder bei der Taijiquan-Form fest. Lediglich das BaguaZhang und einige Karate Kata sind symmetrisch im Sinne von beide Seiten werden gedrillt. Was diesen Malus im Wing Chun angeht, so habe ich vor Jahren beschlossen die Techniken der Formen beidseitig auszuführen. Insbesondere die 1. Form gewinnt dadurch eine "nette Tiefe". Wenn ich die Cracks auf diesen Malus angesprochen habe, dann kamen stets zwei Antworten: 1) "Wir wollen damit Zeit sparen. Wir drillen natürlich im Kampf beiden Seiten." 2) "Damit wird die Nicht-Schokoladenseite vom Anwender trainiert." ...grübel...mit einem Wort: Die wussten es auch nicht. Also musste (mal wieder) die Selbsterfahrung ran und die sagt mir nach Jahren: Wir trainieren in der Form beide Seiten, um uns beidseitig zu "formen". ;)
Um auf die Ausgangsfrage zurückzukommen: Warum Techniken trainieren, die nicht funktionieren? Hier gibt es IMO eigentlich nur zwei Wege:
1) Die Technik wird falsch umgesetzt - die Idee dahinter nicht gesehen.
2) Die Technik "passt" nicht zum Stil des Anwenders.
Beide Antworten setzen ein Maß an Selbstreflexion und Mut zur Lücke bzw. Änderung voraus...
LG
Günther
Architect
28-12-2010, 15:05
Sie haben sich für einen oder mehrere Stile entschieden. Die eigentliche Frage ist also nicht, was Sie von Ihrem Stil weglassen können. Die eigentliche Frage ist, wieviel Sie von Ihrem Stil beherrschen.
Erst wenn Sie etwas beherrschen, können Sie davon etwas bewusst weglassen. Wenn Sie etwas nicht beherrschen, können Sie davon nichts weglassen.
Es handelt sich hier um Kampfstile. Je mehr Sie Ihren Stil beherrschen, umso mehr können Sie Ihren Stil im Kampf umsetzen. Je mehr Sie Ihren Stil im Kampf umsetzen können, umso mehr ist Ihr Stil im Kampf erkennbar.
Jedoch können Sie auch mit Wenigem gut zurecht kommen.
Frei nach Pareto reicht es aus, wenn Sie 5% Ihres Stiles beherrschen, um 95% aller Probleme damit zu bewältigen. Ob Sie damit zufrieden sind oder nicht, bleibt Ihnen selbst überlassen, darüber kann niemand urteilen.
Mir ist im Übrigen niemand bekannt, der einen Stil jenseits der 90% beherrschen würde.
Richtig! Dinge, die nicht rund laufen, muß man einfach intensiver trainieren, sonst kannst’e ja gleich alles weg lassen, wenn’s neu ist.
Recht-/Linksauslage sollte man sich in Richtung gleichwertiger Seitendominanz ab-, vielmehr daraufhin trainieren.
Gruß, WT-Herb
Denke aber auch dass das eben ein Zeitproblem ist. Ich kann mit dem Seitwärtstritt und vielen anderen Tritten veranlagungsbedingt eher wenig anfangen, in einer echten Verteidungssituation schon dreimal nicht. Da hab ich mir dann auch die Frage gestellt ob es viel Sinn macht Die Zeit zu nutzen um die Dinge die mir eh kaum liegen leicht zu verbessern, oder die Sachen die ich gut kann und die ich auch anwenden könnte noch besser zu machen. Bei mir ist die Entscheidung ganz deutlich auf letzteres gefallen und regelmäßig üben (Sandsack etc.) tu ich kaum mehr als 10 Techniken.
Gruß
Hallo Störr,
nun ja, es kommt auf die persönlichen Ziele an. Rein pragmatisch betrachtet, reicht für die Mehrzahl üblicher SV-Situationen der Kettenfauststoß nebst ein paar Beiwerken aus. Das ist dann aber alles andere, als eine Kampfkunst zu erlernen. Das ist ein wenig, wie mit der Musik... will jemand Pfadfinderlieder schrummeln oder auf der Bühne mit Leichtigkeit seine 32tel-Läufe im Dreiklang abspulen. Das Eine unterscheidet sich vom Anderen darin, sich dem stumpfsinnigen Üben von Fingerbewegungen hinzugeben, die er auf der Bühne nie bringen würde, die ihm aber die Grundlage für das freie Spielen liefern.
Die Formen tun ja nix anders. Sie trainieren Bewegungen, Beweglichkeiten, machen Dich auf die Dauer frei, Deinen Körper den Anforderungen entsprechend frei benutzen zu können und konditionieren den Bewegungsapparat. Daß da Bewegungen bei sind, die erst einmal ungewohnt und unbequem sind, liegt ja auf der Hand. Wer den bequemen Weg wählt, wird auch nicht mehr erreichen, als wo dieser hinführen.
Gruß, WT-Herb
Hallo Störr,
nun ja, es kommt auf die persönlichen Ziele an. Rein pragmatisch betrachtet, reicht für die Mehrzahl üblicher SV-Situationen der Kettenfauststoß nebst ein paar Beiwerken aus. Das ist dann aber alles andere, als eine Kampfkunst zu erlernen. Das ist ein wenig, wie mit der Musik... will jemand Pfadfinderlieder schrummeln oder auf der Bühne mit Leichtigkeit seine 32tel-Läufe im Dreiklang abspulen. Das Eine unterscheidet sich vom Anderen darin, sich dem stumpfsinnigen Üben von Fingerbewegungen hinzugeben, die er auf der Bühne nie bringen würde, die ihm aber die Grundlage für das freie Spielen liefern.
Die Formen tun ja nix anders. Sie trainieren Bewegungen, Beweglichkeiten, machen Dich auf die Dauer frei, Deinen Körper den Anforderungen entsprechend frei benutzen zu können und konditionieren den Bewegungsapparat. Daß da Bewegungen bei sind, die erst einmal ungewohnt und unbequem sind, liegt ja auf der Hand. Wer den bequemen Weg wählt, wird auch nicht mehr erreichen, als wo dieser hinführen.
Gruß, WT-Herb
Ich sag ja auch nicht, dass man alle Techniken, die einem beim ersten Ausführen schwer fallen pauschal weglassen soll. Aber nach einer bestimmten Zeit in einer Kampfkunst muss man mMn eben erkennen welche Techniken für einen selbst sinnvoll sind und mit welchen man was anfangen kann, zumindest wenn man nicht die Zeit hat mehrere Stunden am Tag zu trainieren. Und ich finde es dann eben sinnvoller die "guten" Techniken auf ein hohes Level zu bringen, als die "schlechten" auf ein mittelmäßiges.
Dein Musik-Vergleich hinkt auch etwas, da die Techniken die mir liegen ja nicht auch gleich die billigen schlechten sein müssen. Mir würde es schon völlig ausreichen wenn ich das Freebird-Solo auf der Gitarre spielen könnte, um zufrieden mit meinen musikalischen Fertigkeiten zu sein, da muss ich nicht noch ein Klavierkonzert von Mozart beherrschen;)
Gruß
Nun, wie schon gesagt, es kommt darauf an, welche Ziele man hat. Wer Musik studieren will, wird um Klavier nicht herum kommen, auch wenn „sein“ Instrument die Gitarre ist. Das Ganze hat etwas mit dem sogenannten „tieferen Verständnis“ zu tun, das in jedem Bereich auch dazu führt, sich mit Dingen zu befassen, die bestimmte Grundsätze behandeln. Die Formen im Wing Tsun sind die Grundsätze des Systems. Man muß sie nicht lernen, nur dann, wenn man halt Wing Tsun lernen will.
Manchem genügen halt die Inhalte der ersten Hälfte der ersten Form, Andere möchten das System vertiefen.
Gruß, WT-Herb
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