PDA

Vollständige Version anzeigen : "Es ist vollbracht" ... oder das unrümliche Ende einer deutschen Firma



Michael Kann
11-11-2003, 14:49
Kommentar:
Unrühmlich
Das Ende der IG Farben

So unrühmlich und skandalumwittert wie der allergrößte Teil der Firmengeschichte war, so unselig und skandalös ist das Ende. Ein Streit um 500 Wohnungen entzieht der IG Farben endgültig den letzten Cent und hinterlässt eine Stiftung, die ihren Namen nicht verdient, weil sie mangels Kapital faktisch ihren Zweck nicht erfüllen und Nazi-Opfern nicht helfen kann.

Und doch kann dieses Ende niemanden überraschen: Seit Jahrzehnten wird die „IG Liquis“ von Protesten ehemaliger Zwangsarbeiter begleitet, die das Ende der „Blutfirma“ und die Ausschüttung des Restvermögens an Leidtragende des NS-Regimes verlangen. Seit Jahren verweigern die Liquidatoren dies beharrlich. Angespornt auch von einer teils merkwürdigen Schar von Aktionären: Unbelehrbare, skrupellose Spekulanten oder dubiose Immobilienunternehmer. Und blauäugige wie bedenkenlose Anleger, die nach der Wiedervereinigung auf einen Milliardensegen aus angeblich noch vorhandenem Ost-Vermögen des Chemiekonzerns hofften.

Das Bundesverfassungsgericht hat dem zum Glück ein Ende gesetzt. Liquidatoren, Aktionäre und Spekulanten haben freilich auch mit Hilfe einiger zudem noch öffentlicher Banken das Restvermögen des Konzerns in den Sand gesetzt und Geld verspielt, das Opfern zusteht. Sie haben geschäftlich und moralisch versagt. Auf das 2002 noch als möglicher Großaktionär der Commerzbank hochgelobte Beteiligungsunternehmen WCM wirft die Pleite der „IG Liquis“ einen Schatten. Das Aus der IG Farben ist ein Skandal, wie das gesamte Unternehmen als enger Verbündeter der Nazis ein Skandal war. Das Ende hat nur ein Gutes: Die IG Farben verschwindet vom Kurszettel der Börse.

ROLF OBERTREIS

Michael Kann
11-11-2003, 14:50
Welche "Blutfirmen" werden folgen?

Gruß
Mike