Dachverband Taijiquan und Qigong [Archiv] - Kampfkunst-Board

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Vollständige Version anzeigen : Dachverband Taijiquan und Qigong



Dao
13-11-2003, 17:54
Hi Leute,
am 11.September 2003 ist der neue Dachverband DDQT gegründet worden. Hier der Artikel dazu aus dem Taijiquan und Qigong Journal.
Link dazu http://www.tqj.de/
und der Text.
Mich würde euere Meinung dazu interessieren?!

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Heft 14, 4/2003
Es ist vollbracht!

Zur Gründung eines Dachverbandes für Qigong und Taijiquan in Deutschland
Von Helmut Oberlack


Am 11. September 2003 trafen sich VertreterInnen von 16 Qigong- beziehungsweise Taijiquan-Verbänden und -Ausbildungsstätten in Göttingen und gründeten den »Deutschen Dachverband für Qigong und Taijiquan« (DDQT). Helmut Oberlack war maßgeblich mitverantwortlich für den Gründungsprozess und beschreibt dessen Entwicklung seit 1997. Insbesondere die Diskussionen um eine Anerkennung von Seiten der Krankenkassen und das bevorstehende Lebensbewältigungshilfe-Gesetz scheinen Bewegung und »frisches Qi« in die Szene gebracht zu haben, so dass sich wesentliche Organisationen nun auf gemeinsame Grundsätze geeinigt haben. Weitere Mitglieder sind willkommen.

Mission accomplished!
On the foundation of an umbrella organization for Qigong and Taijiquan in Germany. By Helmut Oberlack

On 11 September 2003 representatives of 16 Qigong and Taijiquan associations and training institutes met in Göttingen and founded the "Deutscher Dachverband für Qigong und Taijiquan" (DDQT). Helmut Oberlack was a moving force being the process of foundation and describes its development since 1997. In particular the discussions about recognition by the health insurance institutions and about the impending law to regulate life counselling activities seem to have brought movement and "fresh Qi" into the community. As a result, various important organisations have now been able to agree on common principles. Further members are welcome.



Dass ich seit Jahren einen Dachverband beziehungsweise Berufsverband für Qigong und Taijiquan für notwendig erachte, werden die LeserInnen des TQJ bereits bemerkt haben. Nun ist es vollbracht, der DDQT ist gegründet und wird so schnell wie möglich seine Arbeit aufnehmen.
Manche werden sich sicherlich an das Jahr 1997 erinnern, als ein Entwurf zu einem Lebensbewältigungshilfe-Gesetz (LBHG) die Existenz vieler freier Lehrender - nicht nur in Taijiquan und Qigong, sondern in der gesamten "alternativen Gesundheitsszene" - bedrohte. Ich war seiner Zeit noch für die Zeitschrift DAO - das Dao habe sie selig - tätig und beteiligte mich an der Gründung der Interessengemeinschaft Lebenskunst, einem Zusammenschluss von Zeitschriften, die über verschiedene Wege von Lebenskunst berichteten. Die IG Lebenskunst startete eine publizistische Offensive gegen den Gesetzentwurf und sammelte Tausende von Unterschriften.
Ich initiierte auch einen Gesprächskreis von Organisationen verschiedener Wege (Taijiquan und Qigong, Yoga, Atemtherapie und andere), aus denen die "Frankfurter Gespräche" resultierten, ein Dachverband von Verbänden und Organisationen im Bereich der "alternativen" Gesundheit. Die Frankfurter Gespräche haben mittlerweile übergreifende Qualitätsrichtlinien und eine Ethikrichtlinie erstellt.

Der erste Versuch
Doch damit nicht genug, irgendwie war ich wohl in einer Gründerlaune - oder war es ein Gründungswahn? -, zusammen mit Christian Auerbach startete ich einen Versuch, Qigong- und Taijiquan-Unterrichtende an einen Tisch zu bringen und über die Gründung eines Berufsverbandes zu beraten. In den Jahren 1998 und 1999 gab es in Oldenburg und Göttingen drei Treffen. Zudem wurde in einem Ausschuss ein Satzungsentwurf erarbeitet, ein weiterer Ausschuss beriet über "Qualitätsrichtlinien". Doch dieser Versuch einen Berufsverband ins Leben zu rufen verlief im Sande. Lag es daran, dass er sehr basisdemokratisch organisiert war und bis zu 60 TeilnehmerInnen unter einen Hut zu bringen waren? Oder daran, dass auch das LBHG scheiterte? Oder war einfach noch nicht die Zeit dafür?
Eine längere Ruhephase trat ein und alle Unterrichtenden und Verbände kümmerten sich - mehr oder weniger - nur noch um sich. Ich konnte allerdings nicht immer "mein Maul halten" und nutzte meine Stellung als Herausgeber des TQJ dazu, das Thema "Dach-/Berufsverband" am Leben zu halten.

Die AALL Taijiquan entstehen
Im Jahre 2001 begann Klemens Speer, federführend für das "Taijiquan & Qigong Netzwerk Deutschland", Kontakt zu verschiedenen Verbänden und Ausbildungsinstituten im Bereich Taijiquan aufzunehmen und sich auf gemeinsame "Allgemeine Ausbildungsleitlinien" (AALL) zu verständigen. Im Frühjahr dieses Jahres war es dann soweit: Auf einem Treffen in Osnabrück wurden am 9. März die AALL Taijiquan beschlossen. Damit war es Klemens Speer gelungen eine wegweisende Vereinbarung von namhaften Taiji-Organisationen in Deutschland zu erreichen - eine mühevolle Arbeit, die nicht nur ich Klemens Speer hoch anrechne!
Doch auch beim Qigong tat sich etwas. Letztes Jahr beauftragte die Deutsche Angestellten Krankenkasse (DAK) Johann Bölts von der Uni Oldenburg damit, Kriterien für die Anerkennung von Qigong-LehrerInnen auszuarbeiten und eine dementsprechende Prüfungskommission zu leiten. In diese Arbeit bezog dieser Dr. Gisela Hildenbrandt von der "Medizinischen Gesellschaft für Qigong Yangsheng" mit ein. Wer jetzt von der DAK als Qigong-LehrerIn anerkannt werden und damit seinen SchülerInnen Gelegenheit geben will, einen Zuschuss von der DAK zu den Kursgebühren zu bekommen, muss sich einem Prüfungsverfahren unterziehen.
Innerhalb der "Qigong-Szene" sorgte die Zusammenarbeit der DAK mit Johann Bölts für heftige Unruhe und viele Emotionen, zumal sich andere Kassen dem Verfahren der DAK anschlossen. Nun ist es durchaus möglich, dass die DAK-Regelung zu einem bundesweiten Modell und auch auf Bereiche außerhalb der Krankenkassen übertragen wird.
In Zusammenhang mit der Anerkennung bei Krankenkassen ist es für die allermeisten Qigong- beziehungsweise Taijiquan-Unterrichtenden außerdem unverständlich, dass dafür meistens der sogenannte "Primärberuf" eine wichtige Rolle spielt. Nur bestimmte akademische Berufsgruppen wie SportlehrerInnen, PsychologInnen, PädagogInnen, ÄrztInnen, SozialwissenschaftlerInnen und SozialpädagogInnen mit einer Zusatzausbildung in Qigong oder Taijiquan können nach einem Beschluss der Spitzenverbände der Krankenkassen anerkannt werden. Dadurch wurde es vielen, die schon jahrelang unterrichten und teilweise sogar LehrerInnen ausbilden, unmöglich von Krankenkassen anerkannt zu werden beziehungsweise sie müssen auf Ausnahmeregelungen hoffen.
Diese Entwicklung in einem wesentlichen Bereich des deutschen Gesundheitswesens machte es vielen Qigong- und auch Taijiquan-Unterrichtenden deutlich, dass ein gemeinsamer Verband nötig ist, um besser auf uns betreffende gesellschaftliche Prozesse Einfluss nehmen zu können, zum Beispiel damit solche unsinnigen Regelungen wie die der "Primärberufe" nicht entstehen.

Der zweite Versuch
Christian Auerbach und ich waren uns schnell einig, dass ein neuer Versuch zur Gründung eines Dachverbandes nicht wieder so "basisdemokratisch" organisiert werden sollte. Vielmehr erschien es uns sinnvoller, zuerst einige Qigong-Organisationen zu einem Treffen zu bewegen.
Am 28. Februar dieses Jahres trafen sich dann in Göttingen VertreterInnen folgender Vereine: Daoyin Yangsheng Gong Vereinigung Deutschland (DYYSG), Deutsche Qigong Gesellschaft (DQGG), Fördergemeinschaft Chan Mi Qigong (Chan Mi), Kolibri Seminare beziehungsweise Club (Kolibri) und Taijiquan & Qigong Netzwerk Deutschland (Netzwerk). Es wurde unter anderem beschlossen, einen gemeinsamen Dachverband für Qigong und Taijiquan zu gründen, das sei sinnvoller als zwei getrennte. Zum nächsten Treffen sollten weitere Qigong- und einige Taijiquan-Organisationen eingeladen werden. Zudem sollte allen an einem Dachverband Interessierten die Möglichkeit gegeben werden dabei zu sein. Aus diesem Grunde veröffentlichte ich im TQJ und auf dessen Website eine entsprechende Mitteilung. Alle, die sich daraufhin gemeldet haben, wurden über den Stand der Dinge informiert und zu den weiteren Treffen eingeladen.
Weitere Treffen fanden am 4. April, 19. Juni und am 5. September statt. Hinzugekommen sind die Akademie Gesundheit, Bewegung und Pädagogik, das Bildungsinstitut für Taijiquan und Körperarbeit (BITAK), Dalü - Schule für Taijiquan und Körperarbeit, das Institut für Bewegungslehre und -forschung (IFBUB), Neues Guolin Qigong, die Sebastian Kneipp Akademie (SKA), das Tai Chi Forum Deutschland und der Verein Achtsamkeit in Oldenburg sowie Klemens Speer.
Die Gründung verlief innerhalb von sieben Monaten, was vergleichsweise schnell ist. Das war nur möglich, weil wichtige Vorarbeiten bereits erledigt waren. So wurde bei der Satzung auf den Entwurf vom ersten Gründungsversuch und auf die Satzung der Frankfurter Gespräche zurückgegriffen und die AALL Taijiquan wurden als Maßstab für die Mitgliedschaft im Bereich Taijiquan übernommen, für Qigong gibt es bisher erst eine Rohfassung. Außerdem gab es eine hohe Bereitschaft sich zu einigen, das heißt auch, sich von seinen Idealvorstellungen zu verabschieden und sich auf Kompromisse einzulassen.

Die Gründung
Am 11. September 2003 fand die Gründungsversammlung statt, natürlich wieder in Göttingen. Die 16 Gründungsmitglieder des "Deutschen Dachverbandes für Qigong und Taijiquan" sind:
- Akademie Gesundheit, Bewegung und Pädagogik,
- Bildungsinstitut für Taijiquan und Körperarbeit,
- Dalü - Schule für Taijiquan und Körperarbeit,
- Dao-Schule Göttingen,
- Daoyin Yangsheng Gong Vereinigung Deutschland,
- Deutsche Qigong Gesellschaft,
- Chan Mi Qigong Gesellschaft,
- Institut für Bewegungslehre und -forschung,
- Klemens J. P. Speer,
- Kolibri Seminare,
- Schule für bewegende und berührende Künste,
- Sebastian Kneipp Akademie,
- Tai Chi Forum Deutschland,
- Taijiquan & Qigong Netzwerk Deutschland,
- Verein Achtsamkeit in Oldenburg und
- World Chen Taijiquan Association Germany.

Der DDQT hat sich als Verein konstituiert und versteht sich - wie es der Name schon sagt - als Dachverband. Er soll eine Organisation werden, die bereits bestehende Verbände und Vereine miteinander verbindet und nicht mit ihnen in Konkurrenz tritt. Mitglieder können nur Vereine und Verbände werden, deren Mitglieder unterrichten, oder "natürliche und juristische" Personen, die oder deren Mitglieder beziehungsweise Mitarbeiter ausbilden. Der Dachverband soll hauptsächlich eine hohe Qualität des Unterrichts beziehungsweise von Ausbildungen gewährleisten und die gesellschaftliche Anerkennung der Berufe Qigong-LehrerIn und Taijiquan-LehrerIn vorantreiben. Dazu gehört auch der Kontakt zu gesellschaftlich relevanten Gruppen wie Sportverbänden, Volkshochschulen, Krankenversicherungen und zu politisch Verantwortlichen.
Als Vorsitzender wurde Wilhelm Mertens gewählt, dem weiteren Vorstand gehören Christian Auerbach, Manfred Folkers, Martin Pendzialek und Zuzana Sebková-Thaller an. Es gibt einen Ausschuss für Qigong und einen für Taijiquan, ein wissenschaftlicher Beirat soll noch gegründet werden.
Der Dachverband für Qigong- und Taijiquan wird ein weiterer Baustein in der Vernetzung der Taijiquan- und Qigong-Szene sein. Nun ist es möglich, gegenüber gesellschaftlich relevanten Gruppen stärker aufzutreten, weil bereits jetzt mehrere hundert Unterrichtende über diesen Dachverband repräsentiert werden. Alleingänge einzelner Organisationen werden nun schwieriger. Je mehr Organisationen im Dachverband zusammenkommen, desto kraftvoller oder besser: "qivoller" wird er sein.

Wie geht es weiter?
Allerdings birgt ein übergreifender Verband auch die Gefahr einer Spaltung. Vereine und Organisationen, die nicht mit der Satzung, den Kriterien oder der Arbeitsweise des Dachverbandes einverstanden sind, werden sich ihm nicht anschließen und könnten gar einen "Gegenverband" aufbauen. Dieses Phänomen ist nicht neu und ich sehe Qigong und Taijiquan schon so sehr in unserer Gesellschaft integriert, dass solche menschlichen Mechanismen auch in unserer Szene greifen könnten.
Allerdings wünsche ich mir, dass es nur einen Dachverband gibt, der unsere Künste in unserer Gesellschaft qivoll vertritt. Die Struktur und die Menschen, die in ihm tätig sind, sollten flexibel und offen genug sein, um möglichst vielen eine Teilnahme in diesem Dachverband zu ermöglichen. Diesbezüglich ist der Start gelungen, der Vorstand und die Ausschüsse sind mit Menschen besetzt, die für ihre Offenheit bekannt sind. Nun kommt es darauf an, dass die "Noch-nicht-Mitglieder" sich überlegen in den Dachverband einzutreten oder sich über andere Mitglieder des Dachverbandes vertreten lassen.
Ich selbst habe mich sehr bei der Gründung engagiert. Damit ist vorerst meine Arbeit für einen Dachverband getan. Ich werde darin keinen Posten bekleiden, sondern mich mit dem Medium, das ich betreue, für die weitere Verbreitung von Qigong und Taijiquan einsetzen. Das Taijiquan & Qigong Journal wird die Arbeit des Dachverbandes aufgeschlossen und kritisch begleiten, aber es bleibt ein Medium für alle Praktizierenden, egal ob sie in irgendeinem Verband organisiert sind oder nicht.





Frankfurter Gespräche
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D-10407 Berlin
Fon 030/ 92 09 13 77
Fax 030/ 92 09 13 76
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www.frankfurter-gespraeche.de


Deutscher Dachverband für Qigong und Taijiquan
Adresse war zum Red.-Schluss noch nicht bekannt
www.ddqt.de

anonym
14-11-2003, 08:45
Der Geschäftsführer einer Krankenkasse hat mir dazu gesagt:
"Wir möchten unseren Mitgliedern seit längerem Taijiquan und
Qigong als Präventiv-Maßnahmen zur Gesunderhaltung anbieten.
Bisher ist dies daran gescheitert, dass wir als Krankenkasse
nicht wussten, wen wir als Lehrer für solche Maßnahmen engagieren
sollten. Es fehlt uns einfach an Fachwissen um Qualitätskriterien
sinnvoll zu entwickeln.
Mit dem Dachverband haben wir einen Ansprechpartner, der uns
dabei helfen kann.
Wir sind bereit, qualifizierten Trainern ein deutlich über dem
Marktniveau liegendes Entgelt zu zahlen." Zitat Ende

Bei allen Gefahren, die es bei einem solchen Verband gibt
(Eifersüchteleien der Mitglieder, Profilneurosen von Funktionären,
Diskussionen über Geschäftsordnungen statt über Taiji-Prinzipien etc.)
halte ich den Weg für gut. Denn so werden mit der Zeit all die
selbsternannten Meister und Übermeister, die ihr Können auf ein
paar Wochenend-Seminaren erlangt haben, vom Markt verschwinden.

Gut ist es, wenn die Ausübenden selbst ihre Qualitätskriterien
festlegen und diese ihnen nicht durch Dritte auferlegt werden.
(Wie z.B. durch die DAK bei Qigong geschehen)