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Vollständige Version anzeigen : geschmeidig, weich werden



sonntag
11-01-2011, 08:45
Hi Leutz,

bin noch seit etwa 6 Monate mit ganzem Herzen an meinem Kung Fu Training dran.

Mach laut meinem Meister auch ganz pasable Fortschritte.

Jedoch hab ich laut seinen Aussagen ein Problem mit meiner Verkrampftheit.

Er meint ich leg zu viel Kraft und Muskelspannung in meine Schläge und reisse zu viel.

Gibts eventuell ein paar Tipps wie ich das zuhause verbessern kann.

Also meine Bewegungen weicher und die Krafteinwirkung erst kurz vor dem Treffer um weniger Energie zu vergeuden.

bluemonkey
11-01-2011, 09:09
Er meint ich leg zu viel Kraft und Muskelspannung in meine Schläge und reisse zu viel.

Meine Schläge wurden unverkrampfter durch Schlagen.
Ich habe lange Jahre intensiv Kraftraining gemacht bevor ich mit Taekwondo anfing.
Meine Schläge waren am Anfang ziemlich verkrampft.
Durch viele Schläge (hauptsächlich in die Luft:)) mit dem Ziel auf Explosivität/Schnelligkeit hat mein Körper gelernt die unnötige Spannung rauszunehmen und locker (nicht weich:D) zu schlagen.
Nach meinen subjektiven:) Eindruck schlage ich lockerer, als manche Leute, die nur Taijiquan geübt haben.
Also entweder viel Form laufen, oder ein paar Schlagtechniken rausnehmen und üben, üben, üben. Dann wird der Körper die Bewegung irgendwann ökonomisieren.
Hilfreich ist, nach jedem Schlag bewusst die Spannung rauszunehmen.
Ansonsten kannst Du mal ausprobieren, die Arme relativ passiv aus der Hüftbewegung rauszuschleudern und nach und nach etwas Armkraft dazuzugeben, bis das optimale Maß erreicht ist.

Ich weiß natürlich nicht, wie verkrampft Du bist. Wenn jemand Deinen Arm hochhält, den Du entspannen sollst und dann loßlässt, fällt der Arm dann runter, ober bleibt er oben?
Falls letzteres der Fall ist, wären vielleicht zusätzliche Übungen angebracht.

Im Zweikampf hat die Verkrampfung natürlich psychische Ursachen, auch da hilft IMO Erfahrung mit der Situation.

sonntag
11-01-2011, 09:46
Gut weich war ev. der falsche Ausdruck mit locker hast du es wohl besser getroffen.

Wenn jemand meinen Arm hochhält und der entspannt ist fällt er natürlich runter und hängt nicht stocksteif auf der Höhe fest. :D

Also hilft nur üben üben und nochmals üben.

Hab ich mir fast gedacht, hab aber auf irgend eine 1000 Jahre alte Geheimtechnik gehofft.:cool:

Shenming
11-01-2011, 09:56
Hi Leutz,

bin noch seit etwa 6 Monate mit ganzem Herzen an meinem Kung Fu Training dran.

Mach laut meinem Meister auch ganz pasable Fortschritte.

Jedoch hab ich laut seinen Aussagen ein Problem mit meiner Verkrampftheit.

Er meint ich leg zu viel Kraft und Muskelspannung in meine Schläge und reisse zu viel.

Gibts eventuell ein paar Tipps wie ich das zuhause verbessern kann.

Also meine Bewegungen weicher und die Krafteinwirkung erst kurz vor dem Treffer um weniger Energie zu vergeuden.

Wenn du daran etwas arbeiten möchtest mehr loszulassen, weicher zu werden und weniger angespannt, dann kann ich dir nur empfehlen dein Kung Fu mit Taijiquan zu unterstützen. Kann definitiv nicht schaden und stärkt dein Qi. Musst dich nur mal umschauen, ob du einen guten Lehrer findest. Vielleicht können dir deine Kollegen auch weiterhelfen.

Gruß
Shenming

bluemonkey
11-01-2011, 10:12
Wenn jemand meinen Arm hochhält und der entspannt ist fällt er natürlich runter und hängt nicht stocksteif auf der Höhe fest. :D

Ja, wenn er entspannt ist. Es gibt wirklich Leute, die damit Schwierigkeiten haben



Hab ich mir fast gedacht, hab aber auf irgend eine 1000 Jahre alte Geheimtechnik gehofft.:cool:

Das ist die einzige Geheimtechnik, die ich kenne:D
Bewusste Konzentration auf die Spannung und Entspannung kann das ganze vielleicht beschleunigen.
z.B. locker aber möglichst schnell schlagen, in der Endstellung kurz anspannen, dann alles bewusst entspannen und aus dieser Entspannung heraus wieder locker schlagen.....
Und natürlich mit dem ganzen Körper aus Beinen/Hüften heraus schlagen, nicht nur mit den Armen.

MaFyA
11-01-2011, 11:13
klingt vielleicht doof aber, tai chi als kampfkunst (nicht die allg. verbreitetekrankenkassen tai chi bewegungsform) hilft ungemein um sich zu entkrampfen..
beim wt lernen die anfänger es durch lockere schläge in die luft und das bewusst locker und je besser die technik dann auch schneller.. wenn man sich das mit dem gedankenhintergrund aus dem tai chi veranschaulicht, erreicht man dadurch das man schläge ausführt mit wirklich nur den benötigten muskeln und hebt dadurch die "muskelreibung" auf...
soweit die theorie, die aber wie bei allem nichts bringt so lange man nicht praktisch aktiv wird... viel übung ist der wahre schlüssel für lockerheit...

hashime
11-01-2011, 11:45
Beim Schlag bewusst ausatmen nimmt schonmal viel von der Spannung.....

sonntag
11-01-2011, 12:11
Beim Schlag bewusst ausatmen nimmt schonmal viel von der Spannung.....

Das heißt ich soll auch an meiner Atemtechnik feilen?

Hört sich interessant an, danke für den Hinweis.

hashime
11-01-2011, 12:32
Das heißt ich soll auch an meiner Atemtechnik feilen?

Hört sich interessant an, danke für den Hinweis.

Ist bei den meisten Anfängern (aber auch manchmal bei Fortgeschrittenen) ein Problem, dass sie vor lauter Konzentration (oder auch falschem Anspannen wollen, falls sie getroffen werden) die Luft anhalten und damit komplett verkrampfen.

Klaus
11-01-2011, 13:03
Ich kann wirklich nur dringend raten, emotionale und muskuläre Spannung unterschiedlich anzugehen.

Die emotionalen Ursachen hoher Anspannung kann man einigermassen bewusst verarbeiten, indem man sich schlicht hinsetzt und mit sich "beschliesst", sich jetzt damit zu beschäftigen. Ohne nachforschen, einfach nur dasitzen und sich die Zeit nehmen die es braucht, bis der Geist die vielen Päckchen die enthalten sind so aufzubereiten dass man das akzeptieren kann. Dabei können diverse emotionale oder körperliche Gefühle oder Phänomene auftreten, auch Zittern, Angst, Schwäche, oder was auch immer. Das dauert aber einige Zeit, je mehr harte Dinge dahinter stecken desto länger dauert es bis sich überhaupt etwas bewegt. Allgemeinere Fälle von "Beisswut" gehen eventuell schneller vorüber. Mit sowas kann man sich vernünftig einigermassen bewusst beschäftigen, die Gefühle wahrnehmen / "finden", akzeptieren, in Ordnung finden, hinnehmen, und zulassen dass sich der innere Geist was überlegt. Manchmal ist es richtig, ekligen Personen prophylaktisch eine reinzuhauen, um die über die unbefriedigende Qualität ihrer Handlungen zu informieren. Nach und nach lernt man aber auch, das verbaler bzw. emotionaler zu gestalten, je nach Notwendigkeit und Sinn. Ich weiss selbst nicht wo ich schimpfe, und wo ich jemandem ein Stopschild vor die Nase halte. Tiere verbeissen halt schon mal Bösewichte, das ist im Menschen auch noch angelegt.

Körperliche Anspannung wie sie aus diversen Gründen schon rein aus biologischen Gegebenheiten entstehen, und die teils übertrieben oder einfach nur mechanisch nicht hilfreich sind (z.B. einfach nur lange gearbeitet und dann halt verkrampft), teilweise aber auch sinnvoll sind (wenn ich jemandem den Schädel gegen die Wand beschleunigen will um ihn an unerfreulichen Vorhaben zu hindern, braucht das KRAFT, die entsteht durch KONTRAKTION), unterliegt dermassen vielen Sachzwängen, dass man da NICHT bewusst in die Abläufe eingreifen sollte. Heraus kommt dabei immer ein unausgegorenes Gepfusche in Körperempfindungen, die einen hindern das Potential auch zu nutzen, oder zu haarsträubenden Fehlprägungen wie "locker" zu werden wenn eine grosse Kraft auf ein Körperteil wirkt - und es sich infolgedessen zu brechen oder auszukugeln.

Tatsächlich findet bei optimalen Abläufen ein Übergang zwischen einem "light body"-Zustand (gewichtslos, schnell, flüssig) und einem "hard strength"-Zustand (Widerstand wird durch immer grössere Kontraktion gebrochen bis er nachlässt oder die eigene Leistungsfähigkeit überschritten ist). Das kann später blitzartig geschehen, innerhalb von Bruchteilen einer Sekunde. Allerdings kann das NUR der Körper selbst, mit seinem "Steuerungsnucleus". Wieviel Vorspannung und wo er sich "reserviert", muss man auch diesem überlassen. Das ist vollkommen unabhängig von emotional oder habituell verursachten Spannungen.

Am Ende empfehle ich darum drei Dinge. Erstens, normales Training von Formen in den Varianten extrem langsam, mittellangsam, flüssig und schnell, Qigong. Zweitens, Feedbackpraxis mit leichten Gegenständen (Volleyball pritschen, Bälle auf dem Arm balancieren und sich mit diesem durch den Raum bewegen) und schweren (Lanzen, Steine, usw.). Drittens, einen normalen Sport, Basketball, Handball, Tennis, Badminton, egal. Hauptsache etwas wo man sich in Realgeschwindigkeit bewegen muss, und improvisieren. Dazu kommt später Schlagtraining, aber das ist etwas wo man viel zu überlegen hat. Einfache Mechaniken wie eine Pratze auf einer Feder montieren und mit "Ohrfeigen" wegschlagen sind hilfreich. Schwere Säcke schlagen sollte man erst machen, wenn sich die Mechanik im Körper bereits gesetzt hat, und man sich nicht schädigt (kaputte Gelenke usw.). Es braucht auch nicht jeder der als Hobby ein bischen in "Kung Fu" daddelt potentiell knochenbrechende Schlagkraft. Das was mit obigen Mitteln zu erreichen ist, reicht für KOs völlig aus.

P.S.: Wenn sich die Möglichkeit bietet, hilft auch, zusätzlich Submission Grappling / BJJ zu trainieren. Besonders das längere "Rollen" mit Gegner hilft, eine gesunde Kombination aus Entspannung wo es nicht schädigt, und reaktiver Kraft wo man sie dringend nötig hat zu entwickeln.