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Vollständige Version anzeigen : Gutes Gong Fu - Vergleichbarkeit



Ahasver
15-01-2011, 17:51
Die einen Verbände wollen mikroskopisch langsame Bewegungen, andere wollen es etwas fließender, die einen wollen sehen, daß auch die Armbewegungen deutlich aus der Rumpfbewegung kommen, andere sind damit zufrieden, wenn man keine Taillen-/Rumpfbewegung sieht und nur die Bewegung der Arme, das ja das Dantien unsichtbar rotiert, die einen wollen wirklich bodentiefe Stellungen sehen, andere gerade nicht usw...

Gibt es einen objektiven Maßstab darüber, was gutes Gong Fu (z.B. gutes Taijiquan) ist?

Wenn die Maßstäbe verschiedener Verbände/ Lehrer so unterschiedlich sind, sagt das dann auch etwas über das Verständnis von Gong Fu dieses Verbandes/ Lehrers aus; oder gibt es verschiedene Herangehensweisen, um am Ende trotzdem einen vergleichbaren körperlichen, seelischen und geistigen Harmonie- und Energielevel zu erreichen?

bluemonkey
15-01-2011, 18:02
Ich nehme an, Du hast das Buch "Chen" von Jan gelesen?
Dann weißt Du auch, wie CXW auf die Darbietung des Taijiquan, mit dem er (Jan) auf so vielen internationalen TJQ-Wettkämpfen (selbstverständlich mit kompetenten Kampfrichtern) erfolgreich war, reagiert hat?;):p
Welche Möglichkeiten gibt es, objektiv die Skills von Boxern zu vergleichen, von denen einer vielleicht eine bessere Beinarbeit hat, der andere eine super Deckung, Meidverhalten und der dritte eventuell einen Mörderhammer, sich dafür aber etwas trampelig bewegt?
:gruebel:

quirl
15-01-2011, 18:06
Vergleich: Wettkampf^^ Nur ist das bei Formenwettkämpfen halt nicht möglich. Da seid ihr jz beim Sinn der inneren KK angekommen. Was soll verbessert/erreicht werden? Und vor allem: wie lassen sich diese Attribute/Fähigkeiten messen?

wudangdao
15-01-2011, 18:07
Gutes Gongfu ist stilunabhängig... das erkennt man am Gesamtbild. Struktur, Verwurzelung, Bewegungsfluss, Genauigkeit, etc.

Hier verschiedene Beispiele für gutes Gongfu aus unterschiedlichen Stilen:

Xingyiquan: YouTube - Xingyi Pi Quan (http://www.youtube.com/watch?v=Y45fhstsh-g)

Jingangbashi: YouTube - Jin gang ba shi - Lianshouquan no.4 by Mr. zhou jingxuan (http://www.youtube.com/watch?v=ECo-rgRT4BU)

Zhaobao Taijiquan: YouTube - Zhao Bao TaiJiChuan (http://www.youtube.com/watch?v=boJ-2oLhhHg)

usw.

Grüße
wudangdao

bluemonkey
15-01-2011, 18:25
Vergleich: Wettkampf^^ Nur ist das bei Formenwettkämpfen halt nicht möglich. Da seid ihr jz beim Sinn der inneren KK angekommen. Was soll verbessert/erreicht werden?


Struktur, Verwurzelung, Verbundenheit, Durchlässigkeit, Dantiansteuerung, Sensibilität das beim anderen wahrzunehmen und die Fähigkeit es beim andern zu zerstören.
So wie man bei einem Boxer Kraft, Schnelligkeit, Ausdauer, Reaktionsvermögen mit entsprechenden Tests messen kann, kann man diese Fähigkeiten auch mehr oder weniger handfest in einschränkten Settings "testen". Bei Leuten ähnlichen oder niedrigeren Niveaus kann man diese Fähigkeiten auch sehen. Bei Leuten mit weitaus höherem Niveau als der Beurteilende wohl nicht.
Dennoch kann man aus all diesen Faktoren nur bedingt den Ausgang eines Kampfes vorausberechnen, die comptersimulierten Kämpfe von dominierenden Boxern unterschiedlicher Generationen haben ja auch keine wirkliche Erkenntnis gebracht.
Daher werden wir nie wissen, ob Ali Rocky Marciano besiegt hätte, oder ein Tyson auf der Höhe seiner Fähigkeiten einen Klitschko.

Ahasver
15-01-2011, 19:14
Ich nehme an, Du hast das Buch "Chen" von Jan gelesen?
Dann weißt Du auch, wie CXW auf die Darbietung des Taijiquan, mit dem er (Jan) auf so vielen internationalen TJQ-Wettkämpfen (selbstverständlich mit kompetenten Kampfrichtern) erfolgreich war, reagiert hat?;):p

Ich habe das Buch gelesen; diesen Abschnitt aber wieder vergessen. Hilf mir bitte auf die Sprünge! Was hat Chen Xiaowang dazu gesagt?

bluemonkey
15-01-2011, 19:56
Ich habe das Buch gelesen; diesen Abschnitt aber wieder vergessen. Hilf mir bitte auf die Sprünge! Was hat Chen Xiaowang dazu gesagt?

Im Kapitel "Das System des Chen-Taijiquan" auf S. 167 der 2003-Ausgabe:


Als ich endete, gab der Großmeister ausgiebig Beifall und sagte:
"Sehr schön machst du die Form, Jan.
Die Stände sind tief, der Körper bewegt sich geschmeidig, sieht gut aus und auch das Fajin macht was her.
Ich kann gut verstehen, dass du die Turniere gewonnen hast.
Sieht wirklich sehr schön aus.
Ist aber ansonsten zu nichts nütze"
Damit schlug er sich die Hände auf die Knie und fing lauthals an zu lachen.

Also: der Großmeister hat's gesehen, die Kampfrichter wohl nicht, oder zumindest nicht bewertet;)

bluemonkey
16-01-2011, 11:47
-

Schafsmann
16-01-2011, 12:03
sind formen nich sowas wie sandsacktraining fürn boxer? wenn jetzt n boxer seinem trainer zeigt wie absolut top er am sandsack kombos schlägt, würde der trainer doch wahrscheinlich auch ähnlich antworten.
"super technik, aber nützt ja so für sich alleine nichts..."

Pu Bär
16-01-2011, 13:21
Wenn die jeweilige Tätigkeit demjenigen sehr leicht von der Hand geht. So leicht, dass man selbst denkt "Das ist ja einfach!" und es nachmachen will und es nicht klappt, weil es in Wahrheit schwierig ist. ;)

Muy fa
16-01-2011, 14:48
@TE Frage:
Schwierig, auf den ersten Blick zu erkennen, aber schnell beim Bridging, Sparring oder Pushhands bemerkbar, mal ganz banal ausgedrückt.

(Sollte dieser Post Beleidigungen, Anstösse oder sonstige Gemeinheiten enthalten, bitte ich darum, dass er unverzüglich aus dem Forum katapultiert wird :ironie: )

Jochen Wolfgramm
16-01-2011, 17:31
So, habe jetzt hier aufgeräumt und verweise auf die Forenregeln, insbesondere die Punkte zu Offtopic Beiträgen und Verbandspolitik.

Ahasver
16-01-2011, 19:07
@TE Frage:
Schwierig, auf den ersten Blick zu erkennen, aber schnell beim Bridging, Sparring oder Pushhands bemerkbar, mal ganz banal ausgedrückt.

Gibt's vergleichbare Aktivitäten auch im deutschsprachigen Bereich? Wie heißen sie dort (hier!)?

T. Stoeppler
16-01-2011, 19:12
Ich weiss zwar grad nicht von wem das ist, aber:

"Gong Fu must always have power!"

Gruss, Thomas

bluemonkey
16-01-2011, 19:27
Gibt's vergleichbare Aktivitäten auch im deutschsprachigen Bereich? Wie heißen sie dort (hier!)?

Skat, Übungskampf, Rumschubsen?:gruebel:

Muy fa
17-01-2011, 01:45
Sehr rudimentär ausgedrückt, ja :)

scarabe
17-01-2011, 13:04
Wenn die jeweilige Tätigkeit demjenigen sehr leicht von der Hand geht. So leicht, dass man selbst denkt "Das ist ja einfach!" und es nachmachen will und es nicht klappt, weil es in Wahrheit schwierig ist. ;)

Ja, unbedingt. Für den Begriff Gong Fu im Allgemeinen stimmt das auf jeden Fall, sieht man ja auch bei guten Tänzern oder Kalligrafen, Turnern etc.

Im Kampfsport in Form bzw Kata sieht man ja auch die Unterschiede zwischen locker-entspannter Darbeitung und trotzdem sauber und schön anzusehen oder den eher verspannt-angestrengt Wirkenden, die sehen lassen, daß es doch einiges gibt, worauf man achten muß.
Umgekehrt kann jeder das, was er tut, mal locker-entspannt machen, ob es dann allerdings korrekt ist und gut aussieht, ist die andere Frage.

Im Kampfsport geht das soweit, daß man diese Lockerheit im Kampf auch irgendwie braucht, um schnell und automatisch reagieren zu können.

Grundlage dafür ist aber natürlich eine gut entwickelte Technik, die antrainierten körperlichen Voraussetzungen, wie Kraft, Athletik, Geschmeidigkeit, evt. Schnelligkeit, die mentalen Skills (einstecken können, der absolute Wille, im Kampf zu gewinnen, Disziplin, Konzentration bzw. mentale Vertiefung ect) und
in unseren Kampfkünsten natürlich auch eine gewisse Verwurzelung und energetische oder innere Fähigkeiten, Sensibilität bzw. Instinkt/Intuition (jede KK)
und dann je nach Kampfkunst noch individuelle, stilbezogene Merkmale.

Sundro
18-01-2011, 14:57
Gibt es einen objektiven Maßstab darüber, was gutes Gong Fu (z.B. gutes Taijiquan) ist?



Ja den gibt es.
Wer besser mit seinem Leben klar kommt macht was richtig.

Wer versucht besser zu sein hat es nicht verstanden.

Sundro

Kamenraida
18-01-2011, 15:07
Ja den gibt es.
Wer besser mit seinem Leben klar kommt macht was richtig.

Wer versucht besser zu sein hat es nicht verstanden.

Sundro

Erste Aussage: d'accor. Zweite: Gar nicht. Ich finde, ein gesunder Ehrgeiz, ist auch in den IMA unerlässlich, um vorwärts zu kommen. Und zwar konkret der Ehrgeiz, besser als andere zu sein. Schockiert?

Diese bemühten Haltungen wie zum Beispiel Ich-vergleiche-mich-nicht oder dieses Kämpfst-du-noch-oder-bist-du-schon-eins-mit-dem-Tao ist eine totale Wachstumsbremse.

Gutes Gongfu wird im Messen mit anderen deutlich. Und zwar nicht nur für die anderen, sondern vorallem für sich selbst. Hier findet dann wirkliches Wachsen statt, zum Beispiel indem man lernt, Niederlagen zu verarbeiten.

scarabe
18-01-2011, 22:03
leider hat es die Natur in der Steinzeit schon so eingerichtet: die Besten, Stärksten Schlauesten überleben und pflanzen sich fort, die anderen.... na ja.
Heute ist es in einer gesellschaft voller leistungsdruck zwar verlagert, aber auch nicht viel anders.
Natürlich kann man KK betreiben, um sich ein bißchen zu entspannen, bewegen, auszupowern.
Aber auch hier zeigt der Vergleich mit anderen, ob man schon was gelernt hat, ob man planmäßig vorwärts kommt usw. Man muß keine Wettkämpfe machen, aber ganz ohne Vergleich gehts eben nicht, sieht man ja auch im Kurs, wenn die einen besser mitkommen, andere dagegen nicht.
Was also ist schlimm daran, wenn man versucht, das, was man macht und wofür man sowieso seine Zeit aufwendet, auch möglichst gut zu machen? (es muß deswegen ja nicht gleich zu einem verkrampften, ungesunden Zwangsehrgeiz ausarten)

Kampfsport oder -kunst im Speziellen ist natürlich sowieso darauf ausgerichtet, durch Überlegenheit dem Gegner gegenüber entweder zu siegen oder sich erfolgreich zu verteidigen. Es geht also hier mehr als anderswo darum, besser zu sein als der andere...

Sundro
19-01-2011, 08:52
Im TaiChi wie ich es verstehe gibt es eine Schranke durch die wir gehen müssen um wirklich unter unseren Füssen anzukommen. Das ist die eigene Wertung weg zu lassen.

Ich kenne es aus der chinesischen Mythologie als „durch das Drachentor schreiten“ Gemeint ist: Ohne Wertung weitergehen, trotz der Gut/Schlecht Drachen.

Für mich ist das wie in der Meditation, Gedanken kommen, ich lasse das so wie es eben ist, verdamme den Gedanken nicht und hänge mich auch nicht an ihn dran. Einfach immer weiter, zurück zu dem was gerade ist, der Atem, das Knie tut weh.
Dann kann es passieren dass die inneren Gut/Schlecht Stimmen, diese Richter die wir mitschleppen, ruhiger werden. Im TaiChi ist das dann ganz in dem zu sein was man gerade tut.
Im Rest Leben auch ;-)
Dann gibt es natürlich die Stimmen die sagen das ich das nicht richtig mache, nicht entspannt bin oder, und das ist nur scheinbar besser, der beste TaiChi-Spieler von allen bin.
Ich vertraue mittlerweile einfach darauf das TaiChi und Meditation ein guter Weg sind um dies Drachentor wieder und wieder zu durchschreiten. Und wenn sie(die Drachen) mich mal nicht durchlassen, dann eben beim nächsten Mal.

Das ist mein einziger Ehrgeiz, dieses immer wieder unter meinen Füßen ankommen. Dabei lase ich mir gerne von anderen Spielern im Pushands helfen und helfe denen gerne.
Wenn ich dabei ständig weggeschubst werde ,muss ich meine Praxis überprüfen, das ist dann grundsätzlich gut und hat nichts mit verlieren zu tun.

Sundro

bluemonkey
19-01-2011, 09:13
leider hat es die Natur in der Steinzeit schon so eingerichtet: die Besten, Stärksten Schlauesten überleben und pflanzen sich fort, die anderen.... na ja.

Wo kommen dann die ganzen Dödel her? :idea:


Das ist mein einziger Ehrgeiz, dieses immer wieder unter meinen Füßen ankommen. Dabei lase ich mir gerne von anderen Spielern im Pushands helfen und helfe denen gerne.
Wenn ich dabei ständig weggeschubst werde ,muss ich meine Praxis überprüfen, das ist dann grundsätzlich gut und hat nichts mit verlieren zu tun.


Ich nehme an, Du willst vieeel weniger gewinnen als alle andern:).

pilger
19-01-2011, 09:17
Hallo Sundro, hallo zusammen :)

Deine Einstellung finde ich grundsätzlich toll!!
Ich für mich kann nur sagen, dass ich immer mehr wegkomme vom Vergleichen. (Edit: Obwohl mein Satz erster Satz schon ein Vergleich ist *g* ;) )

Zwar geschieht es auch heute noch immer mal wieder, dass ich vergleiche - und damit auch werte (früher tat ich das ständig und überall), aber es fällt mir sehr schnell auf. Ich beobachte mich dabei dann sozusagen selbst und merke, dass MICH jedes Vergleichen mit anderen letztlich nur von mir selbst wegführt.

Es geht nicht darum, dass ich keinen Spaß daran hätte, mich mit anderen im Tai Chi zu "schubsen" (weit gefehlt!! *lach*), sondern darum, beim schubsen und geschubst werden mehr über mich selbst zu erfahren und diese Erfahrung zu nutzen, weiter auf meinem persönlichen Weg voranzuschreiten.

DIES allerdings als eine allgemeingültige Definition für "gutes Gongfu" zu nehmen, so weit gehe ich nicht.
Allerhöchstens als gutes Gongfu, auf MEIN ganz PERSÖNLICHES LEBEN bezogen :)

Viele Grüße
Pilger

scarabe
19-01-2011, 09:46
Im TaiChi wie ich es verstehe gibt es eine Schranke durch die wir gehen müssen um wirklich unter unseren Füssen anzukommen. Das ist die eigene Wertung weg zu lassen.


Sundro

Ich bin kein Freund von solch poetisierten Sätzen.
Es gibt weder eine Schranke, noch kommt man unter seinen Füßen an, man kann sich aber mental allerlei verbauen und unrealistisch werden.

Daß es allein schon der Konzentration und Sammlung wegen ratsam ist, nicht dauernd alles, was man tut, mit anderen zu vergleichen, ist klar, denn wenn man dauernd etwas besser, schneller, weiter tiefer... machen will, als die anderen, ist man mit seiner Aufmerksamkeit bei den anderen und nicht bei sich selbst, wo man im Taiji viel sein sollte.

Andererseits ist der Gruppenzwang, immer genau mit der Gruppe und in der energie der Gruppe zu bewegen etc. auch nicht viel besser, wen ständig darauf achten muß, nicht schneller/langsamer zu sein, als andere, kommt auch nicht dazu, in seinem Körper auszuloten, was ihm individuell am besten bekommt und wie es sich anfühlt... usw, ich möchte nicht zu weit ausschweifen.

So gesehen ist es richtig, nicht zu sehr vergleichen zu sollen.
Andererseits, es ist gerade in der Gesundheits-Taiji-Szene schon fast zur Manie geworden, bloß ja keine vergleichende "Wettkampfstimmung" aufkommen zu lassen, es ist schon fast verpöhnt, mal zu schauen, wie gut es andere machen- und das blockiert gute Leute.
Es mag für diejenigen, die gemütlich mit der Masse mithoppeln, ja recht angenehm sein, ist aber für die, die gelernt haben, sich auch mal zu plagen, bitter zu essen, die die KK so lieben und respektieren, daß sie bereit sind, sich wirklich reinzuhängen, natürlich eine extreme Bremse, wenn sie unter Leute geraten, die eifersüchtig darüber wachen, daß nur ja keiner Anstalten macht, sich schneller, besser oder weiter zu entwickeln, als das Gros der Gruppe-
und diese Haltung hat sich leider bei uns ziemlich verbreitet.
Aber nicht, weil alle mental so abgeklärt sind, daß sie selbstsicher in sich ruhen und glücklich sind mit dem eigenen erreichten, sondern leider sehr oft, weil sie eben gerade das nicht sind und es unerträglich finden, wenn jemand anderer vor ihren Augen etwas besser macht...
(dementsprechend versuche ich, meinen Schülern klarzumachen, daß jeder woanders seine Stärken hat und daß es auch eine Stärke ist, ohne Gram anzuerkennen, wenn ein anderer irgendwas besser hinkriegt)

In Chenjiagou ist das anders, die jungen Leute lernen, sich mental zu sammeln, in tiefer, innerer Konzentration Taiji zu machen- und trotzdem wird verglichen, in Wettkämpfen, in Berufsaussichten und wer die besten Trainerjobs bekommt. Auch im Pushhands geht es bald darum, wer den anderen auf den Boden schubst, besser ist...
Immer noch besser, als früher, wo Taiji zum Kämpfen verwendet wurde und das Besser-Sein u.U. über Leben und Tod entschied.

Deshalb finde ich den (Zen-) buddhistischen Ansatz, nicht vergleichen zu sollen (Vergleichen schafft Leid, Unzufriedenheit), etwas fehl am Platz, einfach zu esotherisch und auch nicht wirklich in Übereinstimmung mit der philosophischen Wurzel des Taijiquan als Kampfkunst.
Besser wäre es da schon, zu lernen, trotz Vergleichens zufrieden zu sein, kein Leid zu empfinden, wenn jemand anderer bei einem Vergleich besser abschneidet. Loszulassen, auch die Idee, wie andere sein sollen...
Schwere Aufgabe, aber im Rahmen innerer Kultivierung müßte das durchaus zu schaffen sein.

Wer das so auffaßt, wie es ist, freut sich auch über die Erfahrung, geschubst zu werden und daraus lernen zu können, übersieht aber nicht, daß alles eine Entwicklung bezweckt, die man nicht vom Tempo anderer abhängig machen sollte.
Für Taiji zur Gesundheit und Formenlaufen zum Spaß ist es egal, ob man besser ist als andere oder schlechter, gerät man aber in eine Rauferei oder ein PH-Turnier, ist es eben NICHT egal. Bei den Unterrichtenden ist es auch NICHT egal, da wird gnadenlos verglichen, welcher Lehrer, Verband, Meister besser ist.... usw

(Kinder, die Leistungssport treiben und regelmäßig an Sportwettkämpfen teilnehmen, lernen das schon sehr früh, da einmal sie selbst gewinnen, ein anderes mal ein anderer, oft auch Freunde- auf diese Weise lernen sie spielerisch, mit Gewinnen und Verlieren umzugehen, dabei eine faire, sportliche Einstellung zu bewahren, ohne sich allzusehr zu Herzen zu nehmen, wenns mal nicht so klappt- eine gute Schule fürs Leben!)

pilger
19-01-2011, 10:00
es mag für diejenigen, die gemütlich mit der Masse mithoppeln, ja recht angenehm sein, ist aber für die, die gelernt haben, sich auch mal zu plagen, bitter zu essen, die die KK so lieben und respektieren, daß sie bereit sind, sich wirklich reinzuhängen, natürlich eine extreme Bremse, wenn sie unter Leute geraten, die eifersüchtig darüber wachen, daß nur ja keiner Anstalten macht, sich schneller, besser oder weiter zu entwickeln, als das Gros der Gruppe-
und diese Haltung hat sich leider bei uns ziemlich verbreitet.
Aber nicht, weil alle mental so abgeklärt sind, daß sie selbstsicher in sich ruhen und glücklich sind mit dem eigenen erreichten, sondern leider sehr oft, weil sie eben gerade das nicht sind und es unerträglich finden, wenn jemand anderer vor ihren Augen etwas besser macht...
(dementsprechend versuche ich, meinen Schülern klarzumachen, daß jeder woanders seine Stärken hat und daß es auch eine Stärke ist, ohne Gram anzuerkennen, wenn ein anderer irgendwas besser hinkriegt)

Und wer WIRKLICH bei sich selbst ist, den interessiert es gar nicht, wenn er unter solch "eifersüchtige" Menschen gerät. Der macht einfach SEIN Ding, bleibt bei sich und es ist ihm völlig egal, was die anderen ach so schlimmes sagen oder welche Anstalten sie machen. Und deshalb stört es ihn auch nicht und er kann bitter essen so lange und oft er will. Denn er geht SEINEN Weg.

Grüße
Pilger

Sundro
19-01-2011, 10:14
Wo kommen dann die ganzen Dödel her? :idea:
Ich nehme an, Du willst vieeel weniger gewinnen als alle andern:).

Ich bin der Beste Verlierer! GENAU! :)

Klaus
19-01-2011, 10:15
Ehrgeiz hat im Kampf und in Kampfkünsten keinen Platz. Ehrgeiz ist, was zu fast jeder Katastrophe führt, in echten Auseinandersetzungen, im Leben, überall. "Die packen wir!", losrennen, sterben. Oder die "Kumpel" mit reinreissen, damit die auch ordentlich auf die Fresse bekommen, oder im soldatischen Umfeld Blei.

Sundro
19-01-2011, 10:18
Ich bin kein Freund von solch poetisierten Sätzen.
Es gibt weder eine Schranke, noch kommt man unter seinen Füßen an

Ja das sehe ich auch so.
Es gab nie eine Schranke und wir waren schon immer unter unseren Füssen.

Deine Chen-Welt wäre nichts für mich. Aber gut, der Fisch sieht es von unten, der Vogel von oben.

Sundro

scarabe
19-01-2011, 10:21
@ Pilger
Sagen wirs mal so- solange die Leute ihre Meinung für sich behalten, stört es tatsächlich nicht. Wenn diese Leute dann aber denjenigen ansprechen und ihm Vorwürfe mache, da wäre doch nicht das richtige Taiji, zu hoch, zu tief, zu ehrgeiztig, zu sehr im Außen etc, dann kostet das Zeit und Aufmerksamkeit und stört. Es kostet Energie, die besser in ein ungestörtes Training fließen könnte.
Und so gesehen ist es eben NICHT egal.
Auch wenn man letztendlich nur darüber lächeln kann, meistens ist es eben der nicht von edlen Motiven geprägte versuch, jemanden von seienm Weg abzubringen.
Und da auch jemand, der etwas sehr gut macht, möglicherweise noch in der entwicklungsphase ist oder mal einen schwachen Tag hat, fallen solche unsportlichen Hackereien eben DOCH ins Gewicht, wie alle energien, die einem begegnen, ob gut oder schlecht.

Letztendlich wird jemand, der auf diese Weise zu oft beeinträchtigt wird, sich einen anderen Ort suchen, wo er in Ruhe weitertrainieren kann, und gena das tun, ungeachtet der anderen, aber schade ist es trotzdem.

@ Klaus- setzt Du das normale Vergleichen mit Ehrgeiz gleich?
In meinen Augen ist das etwas völlig anderes. Zum einen das Bestreben, sich zu entwickeln und besser zu werden, weswegen man etwas lernt- sonst bräuchte man es ja nicht zu lernen- dabei durchaus auch das spielerische Messen mit anderen (gerade in der KK, denn alleine kann man nicht sparren) und zum anderen der übertriebene Ehrgeiz, durch den man das wirkliche Ziel der Entwicklung schnell außer Augen verliert. Wenn ein Triumph über andere plötzlich mehr wiegt, als ein Stück weitere Entwicklung oder etwas für die eigenen Verhältnisse gut gemacht zu haben, stimmt etwas nicht.... Oder wenns so läuft, wie von Dir oben beschrieben...
Das ist aber auch die Kunst des goldenen Mittelweges, einerseits nicht übertreiben und andererseits realistisch und zielgerichtet vorwärtsgehen.

Wobei ich trotzdem der Ansicht bin, daß all die Top-Kämpfer, die auf Wettkämpfen ihr Können zeigen (über die auf der Straße oder in der Armee kann ich wenig sagen), ohne ein bißchen gesunden Ehrgeiz nie dahin gelangt wären, weil die Versuchung, sich zwischendurch auch mal weniger zu plagen auch bei diesen Leuten vorhanden ist.

pilger
19-01-2011, 10:33
Sagen wirs mal so- solange die Leute ihre Meinung für sich behalten, stört es tatsächlich nicht. Wenn diese Leute dann aber denjenigen ansprechen und ihm Vorwürfe mache, da wäre doch nicht das richtige Taiji, zu hoch, zu tief, zu ehrgeiztig, zu sehr im Außen etc, dann kostet das Zeit und Aufmerksamkeit und stört. Es kostet Energie, die besser in ein ungestörtes Training fließen könnte.

Ich weiß was du meinst, denn auch mir ist das natürlich schon oft passiert, dass jemand kam, der mir dies und das meinte mitteilen zu müssen. Was ich machen oder lassen soll usw. Klar, das kennt jeder, denke ich.
Und ich lerne aus jeder diesen Situationen. Und immer mehr und mehr lerne ich gerade in solchen Situationen, TATSÄCHLICH bei mir selbst zu bleiben. Und das funktioniert immer besser, sowohl im Tai Chi wie auch im (richtigen *lach*) Leben. Und dann geht keine Energie oder was auch immer verloren.



Und so gesehen ist es eben NICHT egal.

Und zwar genau SO LANG, wie man eben trotz der Kommentare NICHT bei sich ist :)



Auch wenn man letztendlich nur darüber lächeln kann, meistens ist es eben der nicht von edlen Motiven geprägte versuch, jemanden von seienm Weg abzubringen.

JA genau!! Und dieser Versuch verpufft im Nichts, wenn ich bei MIR SELBST bleibe, also auch nicht mal mehr drüber lächeln "muss" :)

Liebe Grüße
Pilger

scarabe
19-01-2011, 10:39
Das stimmt und letztendlich hat es diejenigen, die trotzdem weitergemacht haben und vielleicht gerade dadurch gelernt haben, besser bei sich zu bleiben, auch weiter gebracht und stärker gemacht.
Trotzdem, ich habe in früheren Zeiten auch schon erlebt, daß sich talentierte, aber sensible Gemüter durch sowas verunsichern ließen und dann quasi ihr Licht unter den Scheffel gestellt haben, um andere nicht zu verstimmen. Kommt ja auch immer auf den psychologisch-philosophischen Hintergrund und die Intelligenz des Betroffenen an-
Ich finde sowas schade, auch wenn man natürlich sagen kann, sie wären selbst verantwortlich, weil nicht stark genug (bezieht sich übrigens nicht nur auf KK)

pilger
19-01-2011, 10:50
Das stimmt, es ist schade, wenn sich Menschen durch "so was", also durch die Meinung und das Gehabe der anderen verunsichern lassen. Das sehe ich auch so.
Und damit sind wir immer noch GENAU beim Thema (Gongfu bezogen auf sich selbst ;) ). Wenn ich als Lehrer dann meinem Schüler nämlich z.B sage: "Bleibe DU einfach nur bei DIR, egal was um dich herum geschieht", dann kann genau DER Prozess einsetzen, der ihn bei der Sache hält, anstatt sie aufzugeben. Der Prozess des EIGENEN WEGES.

Kann´s leider nicht besser ausdrücken, sorry.

Liebe Grüße
Pilger

scarabe
19-01-2011, 11:09
paßt schon, ist deutlich.
(wobei ich eigentlich vorhabe, Leuten, die anderen durch sowas das Leben schwer machen, zumindest bei mir im Unterricht auch deutlich zu sagen, daß das nicht die feine Art ist)

Heping
19-01-2011, 18:09
Deine Chen-Welt wäre nichts für mich.

Ich nehme an, das ist nicht verallgemeinernd? Ich lebe in "meiner" Chen-Welt nämlich bestens.

Kamenraida
19-01-2011, 22:16
Ehrgeiz hat im Kampf und in Kampfkünsten keinen Platz. Ehrgeiz ist, was zu fast jeder Katastrophe führt, in echten Auseinandersetzungen, im Leben, überall. "Die packen wir!", losrennen, sterben. Oder die "Kumpel" mit reinreissen, damit die auch ordentlich auf die Fresse bekommen, oder im soldatischen Umfeld Blei.

Das, was du beschreibst, würde ich Übermut oder Leichtsinn nennen.

Ehrgeiz ist einfach nur das Streben nach Verbesserung. Oder wie würdest du deine Motivation beschreiben, die dich trainieren lässt?

Im übrigen finde ich, dass es, gerade in den IMA, mit dem Wollen und dem Ehrgeiz natürlich immer so eine Sache ist. Will man zuviel, führt es genau in die falsche Richtung. Es geht um Wuwei.

Aber eines ist klar: Die Hürden des Wollens zu umgehen, indem man einfach nichts mehr will - das ist es nicht. Das ist aufgesetzt.

Ich meine das sehr konkret, zum Beispiel beim Pushen. Natürlich nerven Leute, die immer unbedingt gewinnen wollen und dementsprechend gegen ihren Partner "anrennen". Aber noch viel schlimmer finde ich die, die lächelnd und lasch wie ein welker Chinakohl vor einem stehen und gar nichts machen und auch noch glauben, das sei spirituell.

Hanspeter
20-01-2011, 05:19
Das, was du beschreibst, würde ich Übermut oder Leichtsinn nennen.

Ehrgeiz ist einfach nur das Streben nach Verbesserung. Oder wie würdest du deine Motivation beschreiben, die dich trainieren lässt?

Im übrigen finde ich, dass es, gerade in den IMA, mit dem Wollen und dem Ehrgeiz natürlich immer so eine Sache ist. Will man zuviel, führt es genau in die falsche Richtung. Es geht um Wuwei.

Aber eines ist klar: Die Hürden des Wollens zu umgehen, indem man einfach nichts mehr will - das ist es nicht. Das ist aufgesetzt.

Ich meine das sehr konkret, zum Beispiel beim Pushen. Natürlich nerven Leute, die immer unbedingt gewinnen wollen und dementsprechend gegen ihren Partner "anrennen". Aber noch viel schlimmer finde ich die, die lächelnd und lasch wie ein welker Chinakohl vor einem stehen und gar nichts machen und auch noch glauben, das sei spirituell.

Für mich ist Motivation was anderes als Ehrgeiz: Ich bin motiviert (aus vielerlei Gründen), aber nicht ehrgeizig. Aber das ist dann wohl eher ein Streit um Worte als um die Sache. Und zu viel Ehrgeiz ist eben genauso schlecht wie zuviel welker Chinakohl. Und wenn einer lasch herumsteht - das ist dann einfach kein Pushhands. "Anrennen" aber auch nicht. Wie du schon sagst.

Sundro
20-01-2011, 08:00
Ich nehme an, das ist nicht verallgemeinernd? Ich lebe in "meiner" Chen-Welt nämlich bestens.

Was meinst du mit verallgemeinernd?
Ich meine einfach das was du für wichtig in deinem TaiChi erachtest für mich eher abstoßend wirkt. Da dir das mit meinem Eso-TaiChi wohl genauso geht müssen wir, wenn wir wollen, etwas suchen um Gemeinsamkeiten zu finden.
Den Austausch mit anderen Stilen finde ich sehr wichtig und forsche gerne indem ich über den Tellerrand gucke.. Oft sind es nur die Worte, die das Gleiche beschreiben. Aber es tun sich auch manchmal völlig verschiedene Menschenbilder auf.
Ich habe selbst schon mehrfach den Stil gewechselt bis ich dort angekommen bin wo ich jetzt bin.
Was deiner Art TaiChi zu spielen am nähesten kommt war sicherlich der Huang-Stil (WeeKeeJin)
Das war alles wichtig, es gibt keine Umwege.

Gruß
Sundro

bluemonkey
20-01-2011, 08:18
Was meinst du mit verallgemeinernd?
Ich meine einfach das was du für wichtig in deinem TaiChi erachtest für mich eher abstoßend wirkt.


Struktur, Zentrierung, Durchlässigkeit, Sensibilität und harte Arbeit an diesen
Attributen?
Wenn etwas auf Dich abstoßend wirkt, ist dass dann vielleicht nicht auch einer der unterscheidenden Drachen, der Dir das ins Ohr flüstert?



Das war alles wichtig, es gibt keine Umwege.


Gottes Wege sind unergründlich?
Ich persönlich bin ja der Meinung, es gibt sogar Sackgassen.
Umwege und Sackgassen sind natürlich die Folge einer Zielsetzung.
Wer nicht's Bestimmtes erreichen will, wird niemals scheitern.

Heping
20-01-2011, 09:06
Was meinst du mit verallgemeinernd?
Ich meine einfach das was du für wichtig in deinem TaiChi erachtest für mich eher abstoßend wirkt. Da dir das mit meinem Eso-TaiChi wohl genauso geht müssen wir, wenn wir wollen, etwas suchen um Gemeinsamkeiten zu finden.
Den Austausch mit anderen Stilen finde ich sehr wichtig und forsche gerne indem ich über den Tellerrand gucke.. Oft sind es nur die Worte, die das Gleiche beschreiben. Aber es tun sich auch manchmal völlig verschiedene Menschenbilder auf.
Ich habe selbst schon mehrfach den Stil gewechselt bis ich dort angekommen bin wo ich jetzt bin.
Was deiner Art TaiChi zu spielen am nähesten kommt war sicherlich der Huang-Stil (WeeKeeJin)
Das war alles wichtig, es gibt keine Umwege.

Gruß
Sundro

Entweder Du hast mich gerade verwechselt, oder Du bestätigst meine Vorurteile ;)

Sundro
20-01-2011, 09:33
Entweder Du hast mich gerade verwechselt, oder Du bestätigst meine Vorurteile ;)

Ja ich habe dich verwechselt. :o

Sundro
20-01-2011, 09:36
Struktur, Zentrierung, Durchlässigkeit, Sensibilität und harte Arbeit an diesen
Attributen?
Absolut auch meine Welt. Aber meistens in einer spielerischen Athmosphäre.




Wenn etwas auf Dich abstoßend wirkt, ist dass dann vielleicht nicht auch einer der unterscheidenden Drachen, der Dir das ins Ohr flüstert?
Das kann gut sein ;)

bluemonkey
20-01-2011, 09:52
Absolut auch meine Welt. Aber meistens in einer spielerischen Athmosphäre.

Dann ist's ja nicht so unterschiedlich.:)

Ich mag den Ausdruck "Taiji spielen" zwar nicht, dennoch:


Don't Do Anything That Isn't Play! (http://www.nonviolentcommunication.com/freeresources/article_archive/play_mbrosenberg.htm)