Nachweis eines sphärischen Magnesium-32-Kerns rüttelt am Atomkern-Modell [Archiv] - Kampfkunst-Board

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Vollständige Version anzeigen : Nachweis eines sphärischen Magnesium-32-Kerns rüttelt am Atomkern-Modell



shin101
07-02-2011, 12:20
grenz|wissenschaft-aktuell: Nachweis eines sphärischen Magnesium-32-Kerns rüttelt am Atomkern-Modell (http://grenzwissenschaft-aktuell.blogspot.com/2011/02/nachweis-eines-spharischen-magnesium-32.html)

Liebe Grüße,
Shin

Trinculo
07-02-2011, 12:26
"... rüttelt am Atomkern-Modell" klingt ein bisschen, als sollten Atomkerne generell in Frage gestellt werden ... geht aber nur um die genaue Berechnung der Energieniveaus bestimmter Anordnungen ;)

Blume
07-02-2011, 12:29
LOL, so eine Berichterstattung kann neben so einer Käseseite wie grenzwissenschaft-aktuell nur bei der Bildzeitung auftreten.

Aus der reissereischen Überschrift "Nachweis eines sphärischen Magnesium-32-Kerns rüttelt am Atomkern-Modell"

wird bei genauerem hinsehen

"Doch die Herstellung des kugelförmigen Magnesium-32-Kerns gelang schon bei viel niedrigerer Energie als theoretisch vorhergesagt. Damit stellt dieses Ergebnis die theoretischen Modelle zur Beschreibung der Veränderung der Schalenstruktur in dieser und anderen Regionen der Nuklidkarte teilweise wieder infrage."

ein ganz normaler wissenschaftlicher Vorgang: Wirklichkeit -> Modell -> neue Erkentnisse über die Wirklichkeit -> verbessertes Modell -> usw.

Viele Grüsse an Mulder ;-)

Klaus
07-02-2011, 13:37
Natürlich ist das reisserischer Unsinn.

Auf der anderen Seite vergegenwärtige man sich mal die übliche Diskussion, wenn es um "wissenschaftliche Erkenntnisse" hier geht. "Die Wissenschaft hat festgestellt dass X immer Y ist". Ein paar Jahre später: "Die Wissenschaft hat festgestellt dass X meistens Y ist, allerdings wurden experimentell Zustände beobachtet in denen es zu Z tendierte."

Aber in Foren kommt dann noch 100 Jahre "X ist immer Y, Du unwissenschaftlicher Depp Du !!!!"

sbenji
07-02-2011, 14:03
@ Klaus nicht nur in Foren.

Die Leute hören irgendetwas, und plappern es nach, bloß weil es von leuten Kommt, die angeblich Ahnung haben.
Oder weil es veraltet ist.

So Sachen wie: "Alkoholabbau geht bei Gewöhnung nicht schneller", "Gehirnzellen wachsen nicht nach" oder mein Liebling: "Kühe können nicht schwimmen, weil sie keinen Schließmuskel haben":D
Das wäre ja noch kein Problem, aber wenn man erklärt warum und die Leute dann trotzdem auf ihrer eigenen Meinung felsenfest beharren.


Wissenschaft in Diskussionen ist sowieso immer ein witziges Thema.:D
evt sollte man Menschen mal über folgende Dinge aufklären:
- Es gibt keine Naturgesetze sondern nur Modelle und Annahmen
- Bloß weil es im Lehrbuch steht, ist es noch lange nicht richtig.
- Auch Professoren und Doktoren haben das Recht sich zu Irren.
- Bei einigen Studien gilt: wer zahlt hat recht.
- Im Tierversuch ermittelte Ergebnisse sind nur bedingt übertragbar
- was wir wissen ist ein Tropfen was wir nicht wissen ein Ozean.
- Bloß weil es in dem Fall richtig ist heißt es nicht zwangsweise, dass es in einem Anderen Fall richtig ist.

Kreuzkuemmel
07-02-2011, 14:08
Das stimmt alles, trotzdem ist die wissenschaftliche Methode die Beste, die wir zum Zweck des Erkenntnisgewinns zur Verfügung haben.

Die andere Seite der Medaille ist nämlich die Meinung, dass weil die Wissenschaft nicht alles weiß (und nicht alles wissen kann, und nur Modelle liefert und keine "Wahrheiten" etc, pp.) alle Annahmen bzw. alle Methoden des Erkenntnisgewinns gleichwertig wären. Und das ist schlicht nicht der Fall.

Blume
07-02-2011, 14:20
Die andere Seite der Medaille ist nämlich die Meinung, dass weil die Wissenschaft nicht alles weiß (und nicht alles wissen kann, und nur Modelle liefert und keine "Wahrheiten" etc, pp.) alle Annahmen bzw. alle Methoden des Erkenntnisgewinns gleichwertig wären.
Wie selbstreferenziell! :) Diese Meinung wird genau von solchen Leuten vertreten, die Webites wie die obige lesen, dort schreiben und weiterverbreiten und dabei vor lauter Indifferenziertheit falsch gewordene Aussagen weiterverbreiten.

Sven K.
07-02-2011, 15:33
... oder mein Liebling: "Kühe können nicht schwimmen, weil sie keinen Schließmuskel haben":D
...


Ich hoffe, es erzählten denen keiner diese Wahrheit. Nicht dass die noch
absaufen. :D ;)

gZvFOXt1v84

shin101
07-02-2011, 16:10
"... rüttelt am Atomkern-Modell" klingt ein bisschen, als sollten Atomkerne generell in Frage gestellt werden ... geht aber nur um die genaue Berechnung der Energieniveaus bestimmter Anordnungen ;)

Jo stimmt, hatte nur erlich gesagt keine Lust den schlechten Titel schon wieder zu korrigieren. Viel mir auch nichts vernünftiges ein.
Sorry.

Trinculo
07-02-2011, 16:17
Hey, wir schlagen schon nicht den Sack, wenn wir den Esel meinen ;)

Häretiker
09-02-2011, 17:38
Hallo!


Damit stellt dieses Ergebnis die theoretischen Modelle zur Beschreibung der Veränderung der Schalenstruktur in dieser und anderen Regionen der Nuklidkarte teilweise wieder infrage

Ich will auchmal!

Dieses physikalische Problem (sphärischer Magnesium-32-Kern) ist - wenn mans exakt rechnen will - zu schwer. Wer wissen will, wo die Grenzen liegen: in der klassischen Mechanik ist schon das Dreikörperproblem *) schon nicht mehr allgemein analytisch lösbar. Es gibt also keine geschlossene Lösung, bei der man einen beliebigen Zeitpunkt einsetzt und man bekommt die Systemparameter (Orte, Geschwindigkeiten, ...).

Hier: um zu schauen, was in so einem Atomkern passiert, macht man ein Modell, weil man nicht mehr exakt rechnen kann. Und hier hat sich gezeigt, dass ein Modell, das ansonsten sehr gut funktioniert hat, in diesem Fall daneben liegt; man muss also entweder das Modell anpassen oder ein neues versuchen.

Soweit finde ich das Ganze eher undramatisch. Schlimm wäre es, wenn das Modell nicht die Natur beschreibt, aber alle klammern sich daran fest, weil es Die Wahrheit(TM) ist. Oder nicht in Frage stellen darf wegen Dogma.

Spannend ist jetzt die Frage, ob es bei den höheren Kernen irgendwann wieder eine Insel der Stabilität gibt. "Atomgewicht 500" von Hans Dominik lässt grüßen ...

Und ich grüße auch!
Häretiker

*)
Dreikörperproblem ? Wikipedia (http://de.wikipedia.org/wiki/Dreik%C3%B6rperproblem)

Klaus
10-02-2011, 16:29
Solange die Beteiligten in dem Fall einfach das Modell ändern um die gemessenen / experimentellen Beobachtungen abzubilden, ist alles in Ordnung. Das hysterische "die Welt bricht zusammen, E ist nicht mc²!" ist völlig unangebracht, schliesslich funktionieren so gut wie alle Modelle nur in bestimmten Grenzen, sind aber innerhalb dessen zuverlässig und geeignet für Berechnungen. Die Falldauer eines Apfels den ich vom Tisch schubse wird nicht signifikant anders ausfallen, wenn ich vereinfachte Formeln verwende.


The equation Einstein came up with more than a century ago can be considered a degenerate form of the mass-energy-momentum relation for vanishing momentum. Einstein was very well aware of this, and in later papers repetitively stressed that his mass-energy equation is strictly limited to observers co-moving with the object under study. However, very, very few people seem to have paid attention to Einstein's warnings, nor to any of the more recent warnings (http://www.physics.princeton.edu/%7Emcdonald/examples/mechanics/okun_ajp_77_430_09.pdf). Even worse, the vast majority of authors of popular science books take great liberty in applying E=mc2 to objects moving at speeds close to the speed of light, and then declare mass to increase with velocity in an attempt to recover consistency in what has become an incoherent mix of relativistic and Newtonian dynamics. Theoretical physicist Lev Okun refers to (http://arxiv.org/abs/hep-ph/0602037) this practice as a “pedagogical virus”.

Nervig ist, dass nicht wenige Leute dann darauf herumreiten was irgendwelche anderen Leute mal vereinfacht definiert haben. Oder als These behauptet. Oder eine beliebte Variante, irgendwas wurde noch gar nicht untersucht, dann kann es da gar keine Beobachtungen geben, weil nur Phänomene existieren zu denen es schon Studien gibt.