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Vollständige Version anzeigen : Timbei Kata



itto_ryu
18-02-2011, 12:29
Ich habe von der Thematik nur wenig Ahnung, aber ich verstehe den Sinn dieser ersten gezeigten Form nicht. Ich meine, warum wirft er den Schild nicht einfach weg, er benutzt ihn doch ohnehin nicht, abgesehen davon, dass er so ruck-zuck seinen Waffenarm verliert. Vielleicht kann ja jemand für Aufklärung sorgen. Was später gegen den Bo gemacht wird, sieht dann schon viel logischer aus, also wie man einen Schild sinnvoller einsetzt:
YouTube - Timbei Kata and Bunkai (http://www.youtube.com/watch?v=MKvSKBBN0ko&feature=related)

FireFlea
18-02-2011, 12:53
Ich verschiebe es mal in den Karate&Kobudo Bereich, da das Gezeigte dem okinawanischen Kobudo zuzurechnen ist.

Zum Thema wird sich hier denke ich kaum jemand wirklich fundiert äußern können, da Tinbe & Rochin im Kobudo erst sehr spät unterrichtet werden.

kanken
18-02-2011, 13:26
In der Kata sieht man doch auch viele Bewegungen/Techniken mit dem Schild, auch wenn das Hauptaugenmerk auf die Waffenhand gelegt wird. Kobudo ist Karate! Es agieren immer beide Hände parallel, egal ob ich eine Waffe in der Hand habe oder nicht.
Achte mal auf die Bewegungen aus dem Zentrum heraus und wie sich der Schildarm mitbewegt, da hast du deine Techniken mit dem Schild.

Grüße

Kanken

Trunkenbold
18-02-2011, 15:15
Muss mich da itto ryu anschließen, der Schild wird schlecht eingesetzt und das Hauptaugenmerk liegt auf der Waffenhand.

Dazu kommt noch eines, der Schild ist zu klein (meine Meinung).

YouTube - Fight Quest 12 - Kalarippayattu 3/4 (http://www.youtube.com/watch?v=iFYDQWiatiU)

Gulli
19-02-2011, 08:52
Die Größe des Schildes hängt immer von der jeweiligen Kampftechnik ab. Ohne auf die Kultur zu achten, die Römer trugen Scutums, rechteckige Schilder, mit 6 Kilo Gewicht mit sich und fast Mannshoch, im späten Hochmittelalter gab es sogenannte Faustschilder mit einem max. Durchmesser von 30 cm. Für´s Pferde´lreiten gab es dann auch wieder andere Schildformen.

Ich weiß, dass hat jetzt nichts mit Kobudo zu tun, ich wollte nur zeigen dass auch andere Schildgrößen definitiv zum Kampf geeignet sind.

Trunkenbold
21-02-2011, 08:44
Die Größe des Schildes hängt immer von der jeweiligen Kampftechnik ab. Ohne auf die Kultur zu achten, die Römer trugen Scutums, rechteckige Schilder, mit 6 Kilo Gewicht mit sich und fast Mannshoch, im späten Hochmittelalter gab es sogenannte Faustschilder mit einem max. Durchmesser von 30 cm. Für´s Pferde´lreiten gab es dann auch wieder andere Schildformen.

Ich weiß, dass hat jetzt nichts mit Kobudo zu tun, ich wollte nur zeigen dass auch andere Schildgrößen definitiv zum Kampf geeignet sind.

Wie schon geschrieben wird der Schild in der Kata kaum eingesetzt. Diese eher passive Art der Schildhand wird eigentlich bei großen und schweren Schildern eingesetzt. Dazu ist der benutzte Schild zu klein…

Gulli
21-02-2011, 09:15
Ah, ok, den Satz hatte ich missverstanden, ich dachte Du meinst, dass er im Allgemeinem zu klein sein, und nicht wegen der Technik.

Allerdings ist der Schild groß genug, dass ich mit relativ wenig "Arbeit" viel Körper abdecke. Wenig aktive Schildarbeit ist kraftsparender. Wäre jetzt interessant, wie schwer der/die/das Tinbe ist (Welcher Artikel ist jetzt hier richtig?)

Ich denke, das es auch am jeweiligem Stil liegen kann. Anbei ein Video, wo viel aktiver mit dem Schild gearbeitet wird. Er ist allerdings kleiner, daher muß ich mehr Bewegung reinbringen.

YouTube - TINBE kata - Matsuda Takeshi, Okinawa (http://www.youtube.com/watch?v=w3vpJmZN_Qw)

Trunkenbold
22-02-2011, 09:30
Ah, ok, den Satz hatte ich missverstanden, ich dachte Du meinst, dass er im Allgemeinem zu klein sein, und nicht wegen der Technik.

Allerdings ist der Schild groß genug, dass ich mit relativ wenig "Arbeit" viel Körper abdecke. Wenig aktive Schildarbeit ist kraftsparender. Wäre jetzt interessant, wie schwer der/die/das Tinbe ist (Welcher Artikel ist jetzt hier richtig?)

Ich denke, das es auch am jeweiligem Stil liegen kann. Anbei ein Video, wo viel aktiver mit dem Schild gearbeitet wird. Er ist allerdings kleiner, daher muß ich mehr Bewegung reinbringen.

YouTube - TINBE kata - Matsuda Takeshi, Okinawa (http://www.youtube.com/watch?v=w3vpJmZN_Qw)

YouTube - Sword Fighting Seicho Jutsu (http://www.youtube.com/watch?v=K1Ccmf7_C4k&feature=related)
...

Gulli
23-02-2011, 08:26
Hi,
ich weiß nicht, nach welcher (Fecht)Schule die zwei fechten, allerdings ist der Buckler nicht gut eingesetzt.

Anbei zwei Videos, wo man den Einsatz Schwert und Buckler gut sieht und sogar gleiche Bewegungsprinzipien mit der letzten Tinbe Kata erkennen kann.

Beide "Schulen" benutzten den Buckler/Tinbe um die Waffenhand zu schützen, was bei dem Seicho Jutsu nicht gemacht wird (zumindest nicht im Freikampf).

Die Schwertschule ist aus dem/um 1300. Manuskript I.33

hier zwischen 0,35-0,56
YouTube - Fencing with five different medieval weapons (http://www.youtube.com/watch?v=-TzdtyMC7ek)

YouTube - Schwert u. Buckler: begleitende Übungen zum 2. Spiel I.33 (http://www.youtube.com/watch?v=m8pVQsEzWSo)

Trunkenbold
23-02-2011, 10:01
Hi,
ich weiß nicht, nach welcher (Fecht)Schule die zwei fechten, allerdings ist der Buckler nicht gut eingesetzt.

Anbei zwei Videos, wo man den Einsatz Schwert und Buckler gut sieht und sogar gleiche Bewegungsprinzipien mit der letzten Tinbe Kata erkennen kann.

Beide "Schulen" benutzten den Buckler/Tinbe um die Waffenhand zu schützen, was bei dem Seicho Jutsu nicht gemacht wird (zumindest nicht im Freikampf).

Die Schwertschule ist aus dem/um 1300. Manuskript I.33

hier zwischen 0,35-0,56
YouTube - Fencing with five different medieval weapons (http://www.youtube.com/watch?v=-TzdtyMC7ek)

YouTube - Schwert u. Buckler: begleitende Übungen zum 2. Spiel I.33 (http://www.youtube.com/watch?v=m8pVQsEzWSo)

Man sieht in den Versuch auf welcher Basis die Arbeit mit dem Schild aufbaut. Fairer Weise muss man auch sagen, dass die Typen in meinem Video versuchten frei zu kämpfen. Denn mit abgesprochenen Bewegungen klappt alles.

An sich würde ich so einen Schild niemals benutzen, wenn dann würde ich einen Fechtdolch benutzen.

PS: Im Thai Bereich habe ich ein Video veröffentlicht, was ich als hohe Kunst bezeichnen würde, obwohl spielerisch präsentiert wird.

Gulli
23-02-2011, 11:06
Hier sieht man die Bewegungen im Freikampf.

YouTube - hammaborg schwert und buckler XI (http://www.youtube.com/watch?v=RmSbL4buaTE)

Das Thai-Video ist schon ziemlich erste Sahne, erinnert mich ziemlich an Eskrima.

itto_ryu
23-02-2011, 12:14
Sehr interessante Videos und Ausführungen, danke.

Ein kleiner Schild, selbst nur "Buckler"-Größe lässt sich aber aktiv sehr gut einsetzen. Das hat mir beim ersten video gefehlt, der kleine Schild weniger als direkter Schutz, sondern zur Kontrolle. So ähnlich wie beim Buckler oder wie der schottischen targe.

jpk@kkb
23-02-2011, 14:12
Was später gegen den Bo gemacht wird, sieht dann schon viel logischer aus, also wie man einen Schild sinnvoller einsetzt:
YouTube - Timbei Kata and Bunkai (http://www.youtube.com/watch?v=MKvSKBBN0ko&feature=related)
Diese Schildformen gibt es im Asiatischen Raum mehrfach, schau mal auch hier: YouTube - Choi Li Fut and Wing Chun Demo in Foushan 2010 (http://www.youtube.com/watch?v=g8ko34zuIV8&feature=relmfu)

Was der gute alte Mann da ausführt ist rein symbolisch und realitätsfern. Das ist auch in dem Video von dem Youngster zu sehen, das ich verlinkt habe. Trotzdem sieht man deutlich den Sinn der Kata. Es geht um den Kampf gegen Gegner, die in der Reichweite deutlich überlegen sind und ihre Wehr zweihändig benutzen. Daher ist auch der 2. Teil mit dem Stock völlig richtig angefügt. Allerdings ist der Schaukampf dabei erbärmlich und grausam anzusehen. Der doppelhändige Block gegen ein Messer ist hochgradig albern. Für mich sieht es so aus, wie eine KK, die partiell nachgetanzt aber nicht verstanden wird. Das entspricht einem militärischen Drill, der nicht verstanden wird und immer weiter sich im Stille Post Prinzip verliert.

big X
23-02-2011, 17:41
hab zu dem video noch ne andere frage:

warum werden die schläge des herren mit dem schild nur aus dem arm geführt ? ich sehe in dem video keinen anhalt für ganz-körper-bewegung, muskelketten etc. ist das im kobudo so üblich ?

sky-
23-02-2011, 20:22
Harra Bewegung, lässt sich schlecht erklären, aber man merkt es im Kumite. Da ist eine unglaubliche Wucht dahinter.

Da wird nicht mehr viel mit Körperdrehungen gemacht, das ist eine Stufe höher.

jpk@kkb
23-02-2011, 23:42
hab zu dem video noch ne andere frage:

warum werden die schläge des herren mit dem schild nur aus dem arm geführt ? ich sehe in dem video keinen anhalt für ganz-körper-bewegung, muskelketten etc. ist das im kobudo so üblich ?

Tinbe-Rochin ist zwar eine Kombination von Bauernwaffen und es geht um eine Okinawa Stilrichtung, aber was der Mensch da zur Auswahl hat ist ein Kurzspeer oder ein langgriffiges Messer, in Europa als Bauernwehr bekannt. Der Stil ist recht exotisch und daher beliebt bei denjenigen, die eine gewisse Exklusivität verbreiten wollen. Der Wunsch möglichst authentisch rüberzukommen hat schon einige Schildkrötenpopulationen gefährdet ;-) Im Grunde gilt aber Folgendes: "The Tinbei / Rochin is mainly used by high level Kobudo practitioners and is not very often seen. Training with the Tinbei / Rochin develops coordination, upper body strength, and quickness. Normally done as a part of demonstrations to keep the traditions alive." All Okinawa Shorin Ryu Kenshin Kan Karate & Kobudo Federation - Kobudo - Traditional Weapons (http://www.kenshin-kan.com/okinawa_kobudo_traditional_weapons.html) - Kurzum, es wird in vielen Schulen nur noch nachgetanzt, aber kaum noch verstanden. Mikio Nishiuchi hat in meinen Augen eine völlig abwegige Vorstellung von seinem Tun in diesem Video.
Aber da steht er nicht allein:
http://www.youtube.com/watch?v=AlSD1VtwS8

YouTube - Kanegawa no Tinbe (http://www.youtube.com/watch?v=m797QB7AvNo)

YouTube - Tinbe-Rochin (http://www.youtube.com/watch?v=tZM6JhUrRo8)

YouTube - kobudo kumite's rochin & tinbe (http://www.youtube.com/watch?v=Rsi57Jt0BDo)

YouTube - Tinbe Jutsu (http://www.youtube.com/watch?v=Q22t_wEGyZ8)

Die Betrachtung von Bauernwaffen und deren Kampfstilen ist sehr schwierig. Es geht in der ersten Linie nicht um hohe Kunst und auch nicht darum, einen teuer ausgebildeten und kostenintensiv ausgestatteten Soldaten am Leben zu halten, sondern wirtschaftlich effektiv und zu verstümmeln und zu töten. Ein Schild ist eine extrem billige Rüstung. Der aktive Einsatz eines Schildes im Kampf ist jedoch ein schwierig zu lernendes Element einer KK, wenn man den Schutzaspekt des Schildes nicht vernachlässigen will.

Es gibt ein paar Schulen, die den Einsatz des Schildes jedoch anders sehen. Wie das von Gulli schon zitierte: YouTube - TINBE kata - Matsuda Takeshi, Okinawa (http://www.youtube.com/watch?v=w3vpJmZN_Qw) - die hier vorgeführte Kurzspeer/Schildform ist IMHO absolut plausibel gegen eine einhändig geführte Schnittwaffe. Sie ist nach Augenschein "modernisiert" worden, um mit einem Teleskopschlagstock oder einer ähnlichen Waffe in den modernen Sicherheitskräfte-Alltag einfließen zu können. Daher sind einige Stichsequenzen mit einer lustigen Haubewegung verschnörkelt worden. Albern, aber wenn's hilft, dass es die Moderne überlebt - wieso nicht. :rolleyes: Schlußendlich ist hier eine Kunst erkennbar.

Tinbe Rochi scheint ein lustiges Feld für eigene Ideen zu sein und mir scheint, nur wenige setzen sich mit dem tödlichen Aspekt dabei auseinander, sondern philosophieren lieber über kime, kiai und hara.

ps
Ich schreibe hier ganz viel von "Augenschein" und "scheinbar" weil ich selber kein Kobudo praktiziere. Ich habe meine Karate Vita vor fast 20 Jahren beendet, weil das Wettkampfgehopse meine Knie kaputt machte und mich annervte. Allerdings kenne ich mich auf der europäischen Seite recht gut mit der Verwendung von Bauernwaffen und Schild aus. Daher meine ich, recht gut zu erkennen, wenn ein Video Bullshido abbildet, statt KK. Doch es ist nur ein Video, das ich beurteile, nie den Menschen dahinter und sein "wahres" Können oder Wissen, das er vielleicht verborgen hält.

itto_ryu
24-02-2011, 07:24
Es gibt ein paar Schulen, die den Einsatz des Schildes jedoch anders sehen. Wie das von Gulli schon zitierte: YouTube - TINBE kata - Matsuda Takeshi, Okinawa (http://www.youtube.com/watch?v=w3vpJmZN_Qw) - die hier vorgeführte Kurzspeer/Schildform ist IMHO absolut plausibel gegen eine einhändig geführte Schnittwaffe. Sie ist nach Augenschein "modernisiert" worden, um mit einem Teleskopschlagstock oder einer ähnlichen Waffe in den modernen Sicherheitskräfte-Alltag einfließen zu können. Daher sind einige Stichsequenzen mit einer lustigen Haubewegung verschnörkelt worden. Albern, aber wenn's hilft, dass es die Moderne überlebt - wieso nicht. :rolleyes: Schlußendlich ist hier eine Kunst erkennbar.


Das Video finde ich gut, besonders den Einsatz des Bucklers wie Kopf und Hand geschützt werden, so macht das Sinn. Das erste Video, das ich kritisiert habe, hat den Schild ja einfach vergessen. Selbst wenn der Sinn der Form in Vergessenheit geraten ist, erschließt sich der Grund für die Missachtung des Schildes bei der Betrachtung nicht.

Die anderen Videos sind wirklich nicht gut, wobei dieses hier:
YouTube - kobudo kumite's rochin & tinbe (http://www.youtube.com/watch?v=Rsi57Jt0BDo)
noch halbwegs gehen mag, wobei der wichtigste Punkt vergessen wird: Der verwendete WOK-Buckler ist extrem rund und glatt, ein richtige Attacke mit einem Bo (also kein Stop-Schlag im freundlichen Vorführungsmodus) würde bei diesen direkten Blöcken abrutschen und durchgehen. Abgesehen davon, dass ich die Distanzvergrößerung, um sich hinter den WOK-Buckler zu bringen, unsinnig finde. Wenn mich jemand mit einer Stangenwaffe angreift, versuche ich die Distanz zu verkürzen mit Hilfe meines Schilds und der Waffe, um ihn ddort zu kontrollieren, wo er im Nachteil ist. Selbst wenn auf dem Video so ein direkter Block gelingen würde, beraubt sich der Mann mit dem Kurzschwert/Dolch seines Vorteils, weil er sich durch das Zurücktreten sehr öffnet. Ein Angreifer, der sich mit dem Bo oder anderen Stangenwaffen etwas auskennt, nutzt dies sofort auf für einen weiteren Stoß/Schlag mit dem Schaft, den der Timbe-Mann mit dem DOlch kaum abwehren kann.

Mein Favorit ist immer noch dieses Video bzw. den leider kurzen Abschnitt. Hier wird wenigstens aktiv versucht die Distanz zu verkürzen oder wenn dies nicht gleich möglich ist, wenigstens aus der Linie zu kommen:
YouTube - Okinawa Kobudo Kenshinryu - Teruo Hayashi (http://www.youtube.com/watch?v=Yzc3lsacKNI&feature=related)

Gulli
24-02-2011, 07:52
Die einzelnen Videos hatte ich mir auch schon angesehen, teilweise grauenvoll, vor allem das "YouTube - Tinbe Jutsu". Die zwei haben in meinen Augen zu viel Hollywood-Ritterfilme gesehen. Es schaut aus wie zwei Anfänger im Schaukampffechten ;) .

Ich denke, dass sich die anderen Personen nicht so sehr mit dem Kampf "Machete/Kurzspeer/Messer und Schild" auseinandergesetzt haben.

Beim Video von Teruo Hayashi sieht man, dass er definitiv mit den Waffen trainiert hat, auch für einen "echten" Einsatz. Interessant wäre es zu wissen, für was Tinbe und Roche primär eingesetzt worden sind. In seinem Film ist es ja gegen Schwert. Ich finde die Waffenkombination nicht so passend gegen einen Stock, auch ist die halbrunde Form des Tinbe nicht so gut gegen Speere geeignet (persönliche Meinung und Erfahrung)

Trunkenbold
24-02-2011, 08:05
Harra Bewegung, lässt sich schlecht erklären, aber man merkt es im Kumite. Da ist eine unglaubliche Wucht dahinter.

Da wird nicht mehr viel mit Körperdrehungen gemacht, das ist eine Stufe höher.

„Harra Bewegung“ was verstehst du darunter, und inwiefern sind Köperdrehungen für Anfänger?

FireFlea
24-02-2011, 09:29
„Harra Bewegung“ was verstehst du darunter, und inwiefern sind Köperdrehungen für Anfänger?

Ich denke er mein hara (Zentrum, Bauch), also Bewegungen aus dem Zentrum.

Noch zur Ergänzung, als Schild wurden auch oft Schildkröenpanzer verwendet, wie heir auf den Bildern. Die Waffe ist entweder ein kurzer Stoßspeer oder ein Haumesser:

Tinbe and Rochin (http://www.karatekobudo.com/kobudo/weapons/tinbe.htm)

jpk@kkb
24-02-2011, 09:59
Beim Video von Teruo Hayashi sieht man, dass er definitiv mit den Waffen trainiert hat, auch für einen "echten" Einsatz. Interessant wäre es zu wissen, für was Tinbe und Roche primär eingesetzt worden sind. In seinem Film ist es ja gegen Schwert. Ich finde die Waffenkombination nicht so passend gegen einen Stock, auch ist die halbrunde Form des Tinbe nicht so gut gegen Speere geeignet (persönliche Meinung und Erfahrung)
YouTube - Okinawa Kobudo Kenshinryu - Teruo Hayashi (http://www.youtube.com/watch?v=Yzc3lsacKNI&feature=player_detailpage#t=16s) macht in dem Video (!!!) IMHO viel falsch, aber es sieht 100x besser aus als viele andere Youtube-Meister. Offensichtlich hatte er ein solides Wissen über den ritualisierten Japanischen Schwertkampf. Und er konnte kämpfen und ringen. In dem Video sieht es aber so aus, als wollte er eine Form mit "plausibel" erscheinenden Kampfsituationen erklären - und das haut nicht hin. Doch das zu beurteilen ist schwer, schließlich ist das Video recht alt (die Ansprüche waren andere damals) und der gute Meister ist auch nicht der jüngste.

Ein Schild in Kesselform ist vor allen gegen Kettenwaffen und geknickte Waffen enorm hilfreich. Ein bekanntes Beispiel ist die Parmula für den Hoplomachus zur Zeit der Gladiatoren als Antwort auf die gebogene oder geknickte Sica des Thraker, der damit an den Schildkanten vorbei kam. Die Tinbe aus organischen Material hatte nicht die im Video gezeigte Kesselform. Allerdings ist die Form des Schildes nicht zwingend festgelegt. Bei Bauernwaffen nimmt man auch den Korb, den man hat.

Was heute vermittelt wird, sind ausgedachte Situationen einer asymetrischen Wehr. D.h. der eine hat eine Rüstung, der andere nur seinen Einkaufskorb und sein Grabestock. Dies ist reine Phantasie. Ebenso die Idee, dass man gezielt auf Schwachstellen einer Rüstung eingestochen hat. Letzeres hat man bestimmt gemacht, aber erst, wenn der Gegner am Boden lag. Ausgebildete Kämpfer in Rüstungen haben keine Schwachstellen gegenüber ungerüsteten Kämpfern außer dem Ringkampf.

Eine Waffe wie ein Grabestock ist enorm ungeeignet, um einen Menschen schnell kampfunfähig zu machen. Ich denke es gibt hier in diesen Foren jede Menge Diskussionen zu Stichen im Messerkampf. Jede Nagelkeule ist effektiver. Ergo muss zu Körperregionen gearbeitet werden, wo man erfolgreich Strukturen zerstören kann oder überhaupt Schaden anrichten kann. Kurze Hackmesser wie Macheten sind da erfolgreicher gegenüber ungerüsteten Gegnern. Doch auch sie richten gegenüber vollständingen Rüstungen keinen nennenswerten Schaden an.

Geht man von einer asymetrischen Wehr aus, bei der ein Kämpfer gerüstet ist. So muss neben der Kurzwehr noch eine weitere Langwehr vorhanden gewesen sein. Ansonsten ist das Ringen und der Einsatz der Kurzwehr darin zwingend. Die Formen enthalten einige Hinweise auf das Ringen aber auch Hinweise auf das Werfen oder Stechen mit einer Stabwaffe.

Wahrscheinlicher ist beim Weglassen einer Langwehr eine relativ symetrische Situation im Schutz. D.h. der Gegner war auch nicht viel besser gerüstet.

Der Schild funktioniert in den meisten von mir betrachteten Tinbe Formen als rein räumliche Deckung - also als Rüstungsersatz. Da spielt der Typ der anderen Wehr eine ziemlich untergeordnete Rolle. Es geht rein um die einigermaßen geschützte Annährung an einen bewaffneten Gegner, um mit ihm zu ringen bzw. die Kurzwehr multipel einzusetzen. Desweiteren erlaubt der Schild, den Weg der Waffe zum Gegner abzukürzen (also nicht, die Waffe zu verbergen, wie man leider oft liest).

ps
Nur nochmal zur Info: Ich praktiziere kein Kobudo und schon lange kein Karate mehr. Ich betrachte das aus der europäischen Sicht, die den Vorteil hat, dass solch archaische Kampfkünste ausführlich beschrieben sind.

Trunkenbold
24-02-2011, 10:55
ps
Nur nochmal zur Info: Ich praktiziere kein Kobudo und schon lange kein Karate mehr. Ich betrachte das aus der europäischen Sicht, die den Vorteil hat, dass solch archaische Kampfkünste ausführlich beschrieben sind.

Kein Problem, im Karate gibt es viele Laien mit höchsten Auszeichnungen. Zuviel Wert wird auf Rituelle Ausführungen gelegt, sprich man denkt sich was rein theoretisch aus und packt es in festgelegte Partnerübungen und Kata.
Viele SV und festgelegten Partnerübungen die ich so gesehen habe, funktionieren nicht wirklich (auch über Karate hinaus). Selbst Urgesteine wie Albrecht Pflüger hatten sehr schlechte SV Übungen als Ausbildungsstoff. Erinnere mich noch an eine SV-Technik von ihm mit dem Namen „Rettungsring“ oder so ähnlich. Da war ich echt sprachlos, was mir wirklich selten passiert.

Nun, die Kunst im Karate ist es hinter die Fassade zu sehen, und die wirklich guten Dinge zu erkennen.

Deine Erklärung der Ausrüstungskosten für Bauern, lässt diese kleinen Schilde realistischer Erscheinen. Ansonsten wäre mir es schleierhaft wie man so schlecht geschützt in den Kampf ziehen sollte.

Trunkenbold
24-02-2011, 10:58
Ich denke er mein hara (Zentrum, Bauch), also Bewegungen aus dem Zentrum.

Noch zur Ergänzung, als Schild wurden auch oft Schildkröenpanzer verwendet, wie heir auf den Bildern. Die Waffe ist entweder ein kurzer Stoßspeer oder ein Haumesser:

Tinbe and Rochin (http://www.karatekobudo.com/kobudo/weapons/tinbe.htm)

Auf die Erläuterung bin ich mal gespannt!

Kosten sparen in dem man einfache Dinge wie einen Schildkrötenpanzer benutzt. So kann ich mir die Entstehung der kleinen Schilder wirklich vorstellen.

sky-
24-02-2011, 12:28
Auf die Erläuterung bin ich mal gespannt!

Kosten sparen in dem man einfache Dinge wie einen Schildkrötenpanzer benutzt. So kann ich mir die Entstehung der kleinen Schilder wirklich vorstellen.

Da ist mir auf die Schnelle ein R zu viel hinein gerutscht, Hara ist natürlich gemeint. Wie schon geschrieben, ist es die Arbeit aus dem Zentrum heraus. Man sieht nur ganz kleine Hüftbewegungen aber durch Anspannen der richtigen Muskelgruppen scheint dennoch der ganze Körper dahinter zu sein.

Wie genau das funktioniert - kann ich nicht erklären, davon bin ich noch sehr weit entfernt. Man sieht es bei den hohen Schwarzgurten sowohl im Karate wie auch im Kobudo.

Hier auch recht gut zu sehen: YouTube - Sakagawa no kon Sho by Sensei Julian Mead RKAGB (http://www.youtube.com/watch?v=WEXRplQjquU&feature=BF&list=ULonxA_6xhHJk&index=3) (ist zwar Bo, aber unwichtig in dem Kontext)

jpk@kkb
24-02-2011, 12:55
Naja, das ist nicht sooo besonders geheimnisvoll. Der Bauch + Po usw. eines Menschen mit allen Eingeweiden darin wiegt eine Menge. Bringt man die Kilos schwungvoll nach vorne oder durch die Hüfte in Drehung, so erhält man einen gerichteten Impuls. Kann man den durch Anspannung der Rumpfmuskulatur an den Körper übertragen und durch Anspannung der Gliedmaßen gegen den Stand halten und damit gegen den Gegner wenden, so ist das ein netter Rumms. Den Rumms kann man additiv zu einer Bewegung bekommen oder ohne dass sich ein Fuß verschieben muss oder der Stand verändert werden muss.
Man könnte sicherlich ähnliches mit einem kräftigen Nicken erreichen, doch da käme nicht so viel Kraft dabei raus und es sieht zudem echt albern aus. ;-)

SKA-Student
24-02-2011, 14:04
Schildkrötenpanzer?
Naja, wenn die Teile da am Strand rumliegen. Oder noch kriechen. Oder Reste von der Suppe...
:D


kurzes OT:
Hara, Ki, Kime,...
klingt alles schön japanisch, mystisch und geheimnisvoll.
Alles einfach nur "Biomechanik", von jpk@kkb schön erklärt.

Schöner noch die Erklärung dieses einen TaeKwonDo-Typen mit dem angeblich härtesten Kick der Welt (irgend so eine Fight Quest o.ä. Folge). In etwa sagt er: I kick with my ass!
"Hüfte" wird halt benutzt, weil's schöner klingt, aber "Po" stimmt genauso viel.

Trunkenbold
24-02-2011, 14:30
Da ist mir auf die Schnelle ein R zu viel hinein gerutscht, Hara ist natürlich gemeint. Wie schon geschrieben, ist es die Arbeit aus dem Zentrum heraus. Man sieht nur ganz kleine Hüftbewegungen aber durch Anspannen der richtigen Muskelgruppen scheint dennoch der ganze Körper dahinter zu sein.

Wie genau das funktioniert - kann ich nicht erklären, davon bin ich noch sehr weit entfernt. Man sieht es bei den hohen Schwarzgurten sowohl im Karate wie auch im Kobudo.

Hier auch recht gut zu sehen: YouTube - Sakagawa no kon Sho by Sensei Julian Mead RKAGB (http://www.youtube.com/watch?v=WEXRplQjquU&feature=BF&list=ULonxA_6xhHJk&index=3) (ist zwar Bo, aber unwichtig in dem Kontext)

Wieso sollen aber Techniken mit Körperdrehung, zum Beispiel Rotationstechniken für Anfänger sein?

Sicherlich gibt es verschiedene Möglichkeiten Masse hinter die Technik zu bringen, Rotationstechniken sind eine davon.
Kurz noch zu den kleinen Hüftbewegungen, oftmals werden die völlig überflüssig und falsch praktiziert.

Diese zum Beispiel gehört zu meinen Lieblingstechiken:

YouTube - Backfist Knockout!! Hug VS Miyamoto (http://www.youtube.com/watch?v=DWafx9m71uo)

big X
24-02-2011, 17:28
hai sky,

in deinem video konnte ich energie erkennen. da war knie- & ganzkörperbewegung drinne.

der "falling step" und rotierende schläge sind mir bekannt. sehe ich aber alles im ersten video nicht. der darstellende ist ein grossmeister ?

wie nennt sich im karate das anspannen ?
hatten wir hier nicht schon mal eine disko darüber im forum, bei der (vergebt mir mein vergessliches hirn) raus kam, dass das anspannen neumodischer quatsch ist und im alten karate nicht existierte ?

kanken
24-02-2011, 19:43
Der Schild funktioniert in den meisten von mir betrachteten Tinbe Formen als rein räumliche Deckung - also als Rüstungsersatz. Da spielt der Typ der anderen Wehr eine ziemlich untergeordnete Rolle. Es geht rein um die einigermaßen geschützte Annährung an einen bewaffneten Gegner, um mit ihm zu ringen bzw. die Kurzwehr multipel einzusetzen. Desweiteren erlaubt der Schild, den Weg der Waffe zum Gegner abzukürzen (also nicht, die Waffe zu verbergen, wie man leider oft liest).


Sehr richtig. Kobudotechniken sind Te-Techniken mit "was dabei". Gleiche Körpermechanik, gleiche Prinzipien.

Grüße

Kanken