watzenlunger
23-02-2011, 13:43
Hallo miteinander,
nachdem ich vor längerer Zeit schon mal einen kleinen Bericht über mein Eskrima Training in Kiew verfasst hatte, wollte ich den Interessierten, die mal in Stockholm sind auch ein paar Eindrücke von meinem Training dort weitergeben. Die Informationsmöglichkeiten innerhalb Deutschlands zu FMA Veranstaltungen und Trainingsmöglichkeiten sind ja relativ gut. Im Ausland wird’s dann aber immer etwas schwerer, vor allem wenn es um Erfahrungsberichte geht ;)
Letztes Jahr war ich für 6 Monate an der KTH Stockholm und hab mich natürlich nach den vorhandenen FMA-Trainingsmöglichkeiten vor Ort umgeschaut. Nach einer kleinen Internetrecherche konnte ich folgendes finden.
Stockholm Bladearts (Atienza und Sayoc Kali, http://bladearts.com/)
Kali Sikaran (nach Johan Skalberg, Kali Sikaran (http://www.kalisikaran.se))
Escrima Concepts (SPIF - Escrimafreningen Registrering (http://www.polisen-escrima.se))
Pekiti Tirsia Kali (Pekiti-Tirsia Kali Scandinavia (http://www.pekiti-tirsia.se/))
Lameco (aufgelöst, trainieren wohl ab und zu beim Atienza und Sayoc mit)
Da Fabian Tell von Stockholm Bladearts ziemlich schnell antwortete und die anderen nichts von sich hören ließen (mit Ausnahme von Johan Skålberg, den ich über facebook kontaktiert hatte, der aber zu der Zeit kein Trainingsangebot in Stockholm hatte) fiel meine Wahl schnell auf Atienza und Sayoc Kali. Zu Beginn fand das Training noch in den KTH Hallen direkt an der Uni statt (perfekt für mich), mittlerweile haben Fabian, Jiro und Jonathan jedoch ein „richtiges“ Dojo in der Västmannagatan 52 im Untergschoss (google maps (http://maps.google.de/maps?hl=de&q=V%C3%A4stmannagatan+52,+113+25+Stockholm,+Stockh olms+L%C3%A4n,+Schweden&ie=UTF8&geocode=FSZ6iQMdq2QTAQ&split=0&sll=51.151786,10.415039&sspn=7.307413,14.941406&hq=&hnear=V%C3%A4stmannagatan+52,+113+25+Stockholm,+St ockholms+L%C3%A4n,+Schweden&ll=59.341323,18.048033&spn=0.001102,0.003484&z=19)) in einer ehemaligen Tanzschule, was allerdings auch nicht weit von der Uni ist. Da Kampfsport (besonders FMA) in Schweden wohl noch nicht so „konsensfähig“ wie hier ist, hängt an der Tür bestimmt immer noch das Logo der alten Tanzschule. Um reinzukommen muss man die Klingel neben der Tür bedienen. Üblicherweise konnte man zweimal pro Woche für etwa 2,5 Stunden trainieren. Das Training war dabei je zur Hälfte unterteilt in Atienza (erste Hälfte) und Sayoc (zweite Hälfte).
Atienza
Im Atienza Teil wird das Trainingsprogramm etwa vierteljährlich geändert. Gerade als ich ankam hatten sie mit Stock angefangen. Als weitere Alternativen hätte es wohl noch Klinge und improvisierte Waffen (z.B. Tennisball im Socken :D) gegeben. Keine Ahnung, ob es auch einen WaLo Teil gegeben hätte. Die Stöcke hatten im Atienza etwa eine Länge von etwa 90cm und einem Durchmesser von 3cm (Stöcke werden im Training gestellt), wodurch sie schwerer sind als meine gewohnten Stöcke (etwa so schwer wie ein Axtstiel). Zum Aufwärmen haben wir dann mit diesen Stöcken Autoreifen bearbeitet (Figure 8 usw.) und die Stick Evolution (Drill) geübt. Im Anschluss ging‘s dann mit Softsticks und Pratzenarbeit weiter, wobei verschiedene Block-Konter Geschichten durchgespielt wurden. Als Alternative dazu haben wir auch öfters bestimmte Teile der Stick Evolution isoliert und dafür Konter und/oder Variationen geübt. Zum Ende des Trainings gab‘s dann nochmal ein bisschen Sparring mit Softsticks, um die geübten Bewegungen auch unter Druck umzusetzen. Im Großen und Ganzen ne schöne runde Sache. Die Techniken blieben dabei eher simpel im Bewegungsablauf und wurden durch häufige Wiederholung an den Pratzen oder im Sparring gut eingeschleift.
Sayoc
Im Anschluss gab‘s dann immer das Messertraining. Als Besonderheit am Rande sind dabei die Waffengürtel anzumerken, die dort von allen getragen werden. Ich fand das anfangs etwas merkwürdig und hielt das eher für nen Marketinggag. Mir wurde das dann aber einleuchtend erklärt, was der Vorteil davon ist:
Durch die vielen Messer (besser gesagt durch ihr Metall), die sich im Gürtel befinden werden vitale Punkte geschützt.
Durch die verschiedenen Positionen an denen sich die Messer befinden wird das Ziehen auf unterschiedliche Arten automatisch mittrainiert und ebenso das Erkennen eines solchen Vorgangs.
Besonders das Erkennen eines Ziehvorgangs fand ich interessant, da ich es eher kenne, dass das Messer irgendwo am Boden liegt und sobald man dazu wechseln will man erst mal hin geht und es aufhebt. Der Ziehvorgang wird dann meistens beim Training vernachlässigt. Trainiert haben wir dann das vital template „3 of 9“ (YouTube - Sayoc 3 of 9 Vital Template (http://www.youtube.com/watch?v=2pophQZ2JJk)) . Dabei handelt es sich um einen Drill, bei dem ein bewaffneter Angreifer einen waffenlosen Verteidiger angreift. Ziele sind dabei ausschließlich vitale Punkte. Das wurde dann auf links, rechts und auch mit zwei Messern trainiert und wie schon bei der Stickevolution einzelne Elemente isoliert und mit Kontern oder Variationen trainiert.
Allgemein
So viel erst mal zu den Trainingseinheiten. Trainingszeiten entnehmt ihr bitte der Homepage (http://bladearts.com/), da sich diese bestimmt ändern können. Für mich als Student hat ein Semester (6 Monate) Training 1900 SEK gekostet, was etwa 30€ pro Monat entspricht. Dafür konnte ich dann alle Einheiten besuchen. Es ist allerdings auch möglich weniger zu zahlen und dann nur zum Sayoc oder Atienza zu gehen. Aber mal ehrlich: Wenn ihr eh schon da seid, dann lasst euch nix entgehen und macht das volle Programm. Für Schweden ist das absolut günstig! Fabian und Jiro sind zwei äußerst kompetente Trainer, die natürlich wie nahezu jeder Schwede exzellentes Englisch sprechen und euch super betreuen, da die Gruppe eh etwas klein ist (es waren maximal 8 Leute da zu meiner Zeit). Außerdem hatten sie mich zu Beginn sogar noch darauf hingewiesen, dass es neben ihrer noch andere FMA Schulen in Stockholm gibt, die ich mir auch noch anschauen könnte. Von Konkurrenzdenken und Platzhirschgehabe war da absolut nichts zu spüren. Wie mir Johan Skalberg auch kürzlich mitgeteilt hat wird in Ihrer Schule jetzt auch noch Kali Sikaran (nach Johan Skalberg ;-) ) angeboten. Also kann ich ohne Bedenken behaupten, dass das DIE Adresse für FMA in Stockholm ist. Allerdings müsst ihr im Sommer (Juli, August) aufpassen, da Schweden dann in einen kollektiven Sommerschlaf verfällt. Das gilt für nahezu ALLES und JEDEN! Cafes, Discos und auch so gut wie alle Sportmöglichkeiten. D.h. es ist schon mal normal wenn dann 2 Monate kein Training ist. Wobei ich auch sagen muss, dass Fabain und Jiro zu der Zeit in ihr neues Dojo umgezogen sind und das renovieren und ausstatten mussten. Deshalb hat’s sicher auch länger gedauert bis das Training wieder los ging.
Wenn ihr also Fragen zum Training dort habt oder euch dieser Bericht genützt hat, dann lasst doch ne kurze Nachricht hier.
Schöne Grüße
Matthias
Edith sagt: Die Links zu Stockholm Bladearts waren falsch ;) Hab's verbessert!
nachdem ich vor längerer Zeit schon mal einen kleinen Bericht über mein Eskrima Training in Kiew verfasst hatte, wollte ich den Interessierten, die mal in Stockholm sind auch ein paar Eindrücke von meinem Training dort weitergeben. Die Informationsmöglichkeiten innerhalb Deutschlands zu FMA Veranstaltungen und Trainingsmöglichkeiten sind ja relativ gut. Im Ausland wird’s dann aber immer etwas schwerer, vor allem wenn es um Erfahrungsberichte geht ;)
Letztes Jahr war ich für 6 Monate an der KTH Stockholm und hab mich natürlich nach den vorhandenen FMA-Trainingsmöglichkeiten vor Ort umgeschaut. Nach einer kleinen Internetrecherche konnte ich folgendes finden.
Stockholm Bladearts (Atienza und Sayoc Kali, http://bladearts.com/)
Kali Sikaran (nach Johan Skalberg, Kali Sikaran (http://www.kalisikaran.se))
Escrima Concepts (SPIF - Escrimafreningen Registrering (http://www.polisen-escrima.se))
Pekiti Tirsia Kali (Pekiti-Tirsia Kali Scandinavia (http://www.pekiti-tirsia.se/))
Lameco (aufgelöst, trainieren wohl ab und zu beim Atienza und Sayoc mit)
Da Fabian Tell von Stockholm Bladearts ziemlich schnell antwortete und die anderen nichts von sich hören ließen (mit Ausnahme von Johan Skålberg, den ich über facebook kontaktiert hatte, der aber zu der Zeit kein Trainingsangebot in Stockholm hatte) fiel meine Wahl schnell auf Atienza und Sayoc Kali. Zu Beginn fand das Training noch in den KTH Hallen direkt an der Uni statt (perfekt für mich), mittlerweile haben Fabian, Jiro und Jonathan jedoch ein „richtiges“ Dojo in der Västmannagatan 52 im Untergschoss (google maps (http://maps.google.de/maps?hl=de&q=V%C3%A4stmannagatan+52,+113+25+Stockholm,+Stockh olms+L%C3%A4n,+Schweden&ie=UTF8&geocode=FSZ6iQMdq2QTAQ&split=0&sll=51.151786,10.415039&sspn=7.307413,14.941406&hq=&hnear=V%C3%A4stmannagatan+52,+113+25+Stockholm,+St ockholms+L%C3%A4n,+Schweden&ll=59.341323,18.048033&spn=0.001102,0.003484&z=19)) in einer ehemaligen Tanzschule, was allerdings auch nicht weit von der Uni ist. Da Kampfsport (besonders FMA) in Schweden wohl noch nicht so „konsensfähig“ wie hier ist, hängt an der Tür bestimmt immer noch das Logo der alten Tanzschule. Um reinzukommen muss man die Klingel neben der Tür bedienen. Üblicherweise konnte man zweimal pro Woche für etwa 2,5 Stunden trainieren. Das Training war dabei je zur Hälfte unterteilt in Atienza (erste Hälfte) und Sayoc (zweite Hälfte).
Atienza
Im Atienza Teil wird das Trainingsprogramm etwa vierteljährlich geändert. Gerade als ich ankam hatten sie mit Stock angefangen. Als weitere Alternativen hätte es wohl noch Klinge und improvisierte Waffen (z.B. Tennisball im Socken :D) gegeben. Keine Ahnung, ob es auch einen WaLo Teil gegeben hätte. Die Stöcke hatten im Atienza etwa eine Länge von etwa 90cm und einem Durchmesser von 3cm (Stöcke werden im Training gestellt), wodurch sie schwerer sind als meine gewohnten Stöcke (etwa so schwer wie ein Axtstiel). Zum Aufwärmen haben wir dann mit diesen Stöcken Autoreifen bearbeitet (Figure 8 usw.) und die Stick Evolution (Drill) geübt. Im Anschluss ging‘s dann mit Softsticks und Pratzenarbeit weiter, wobei verschiedene Block-Konter Geschichten durchgespielt wurden. Als Alternative dazu haben wir auch öfters bestimmte Teile der Stick Evolution isoliert und dafür Konter und/oder Variationen geübt. Zum Ende des Trainings gab‘s dann nochmal ein bisschen Sparring mit Softsticks, um die geübten Bewegungen auch unter Druck umzusetzen. Im Großen und Ganzen ne schöne runde Sache. Die Techniken blieben dabei eher simpel im Bewegungsablauf und wurden durch häufige Wiederholung an den Pratzen oder im Sparring gut eingeschleift.
Sayoc
Im Anschluss gab‘s dann immer das Messertraining. Als Besonderheit am Rande sind dabei die Waffengürtel anzumerken, die dort von allen getragen werden. Ich fand das anfangs etwas merkwürdig und hielt das eher für nen Marketinggag. Mir wurde das dann aber einleuchtend erklärt, was der Vorteil davon ist:
Durch die vielen Messer (besser gesagt durch ihr Metall), die sich im Gürtel befinden werden vitale Punkte geschützt.
Durch die verschiedenen Positionen an denen sich die Messer befinden wird das Ziehen auf unterschiedliche Arten automatisch mittrainiert und ebenso das Erkennen eines solchen Vorgangs.
Besonders das Erkennen eines Ziehvorgangs fand ich interessant, da ich es eher kenne, dass das Messer irgendwo am Boden liegt und sobald man dazu wechseln will man erst mal hin geht und es aufhebt. Der Ziehvorgang wird dann meistens beim Training vernachlässigt. Trainiert haben wir dann das vital template „3 of 9“ (YouTube - Sayoc 3 of 9 Vital Template (http://www.youtube.com/watch?v=2pophQZ2JJk)) . Dabei handelt es sich um einen Drill, bei dem ein bewaffneter Angreifer einen waffenlosen Verteidiger angreift. Ziele sind dabei ausschließlich vitale Punkte. Das wurde dann auf links, rechts und auch mit zwei Messern trainiert und wie schon bei der Stickevolution einzelne Elemente isoliert und mit Kontern oder Variationen trainiert.
Allgemein
So viel erst mal zu den Trainingseinheiten. Trainingszeiten entnehmt ihr bitte der Homepage (http://bladearts.com/), da sich diese bestimmt ändern können. Für mich als Student hat ein Semester (6 Monate) Training 1900 SEK gekostet, was etwa 30€ pro Monat entspricht. Dafür konnte ich dann alle Einheiten besuchen. Es ist allerdings auch möglich weniger zu zahlen und dann nur zum Sayoc oder Atienza zu gehen. Aber mal ehrlich: Wenn ihr eh schon da seid, dann lasst euch nix entgehen und macht das volle Programm. Für Schweden ist das absolut günstig! Fabian und Jiro sind zwei äußerst kompetente Trainer, die natürlich wie nahezu jeder Schwede exzellentes Englisch sprechen und euch super betreuen, da die Gruppe eh etwas klein ist (es waren maximal 8 Leute da zu meiner Zeit). Außerdem hatten sie mich zu Beginn sogar noch darauf hingewiesen, dass es neben ihrer noch andere FMA Schulen in Stockholm gibt, die ich mir auch noch anschauen könnte. Von Konkurrenzdenken und Platzhirschgehabe war da absolut nichts zu spüren. Wie mir Johan Skalberg auch kürzlich mitgeteilt hat wird in Ihrer Schule jetzt auch noch Kali Sikaran (nach Johan Skalberg ;-) ) angeboten. Also kann ich ohne Bedenken behaupten, dass das DIE Adresse für FMA in Stockholm ist. Allerdings müsst ihr im Sommer (Juli, August) aufpassen, da Schweden dann in einen kollektiven Sommerschlaf verfällt. Das gilt für nahezu ALLES und JEDEN! Cafes, Discos und auch so gut wie alle Sportmöglichkeiten. D.h. es ist schon mal normal wenn dann 2 Monate kein Training ist. Wobei ich auch sagen muss, dass Fabain und Jiro zu der Zeit in ihr neues Dojo umgezogen sind und das renovieren und ausstatten mussten. Deshalb hat’s sicher auch länger gedauert bis das Training wieder los ging.
Wenn ihr also Fragen zum Training dort habt oder euch dieser Bericht genützt hat, dann lasst doch ne kurze Nachricht hier.
Schöne Grüße
Matthias
Edith sagt: Die Links zu Stockholm Bladearts waren falsch ;) Hab's verbessert!