Vollständige Version anzeigen : Nachtrag zur Diskussion über den Sinn des traditionellen Karate im VK Zeitalter
Trunkenbold
25-02-2011, 09:45
Wie schon versprochen (in einer der vielen Diskussionen zu diesem Thema) möchte ich hiermit den Beitrag zur Diskussion über VK und „SK“ verhalten nachreichen. Es ging um die Frage wie viel Sinn der Versuch macht einen Gegner mit einem Schlag außer Gefecht zu setzten. Zum Zeitpunkt der Diskussion lag mir nur ein mündlicher leider kein schriftlicher Auszug zu diesem Fall vor. Dabei handelt sich ohne Zweifel um einen Meister des Nahkampfes und bildet somit eine Ausnahme unter vielen die SV mittels Schwarzgurt verkaufen. Dennoch basieren seine Fertigkeiten auf genau den traditionellen Werten die wir vertreten.
Vielleicht dient diese kleine Geschichte dazu auch über den Tellerrand des VK hinaus zu sehen.
Zitat aus dem Buch Verbrechen geschrieben von Ferdinand von Schirach über ungewöhnliche Fälle der Justiz:
„Der Mann drehte sich zu Lenzberger und sah ihn an. Er nahm keine besondere Haltung ein, er stand einfach nur da. Er wartete. Lenzberger wusste nicht, ob er fliehen oder kämpfen sollte, und weil der Mann noch immer wie ein Buchhalter aussah, entschied er sich falsch.
Lenzberger riss den Baseballschläger hoch. Der Mann schlug nur einmal zu, eine kurze Bewegung zu Lenzbergers Hals, so schnell, dass die Einzelbilder der Bahnhofkamera sie nicht festhalten konnten. Dann setzte er sich wieder und beachtete seinen Gegner nicht mehr.
Der Schlag war präzise. Er hatte den Karotis-Sinus getroffen, eine kurze Auftreibung der inneren Halsschlagader. Dort an diesem winzigen Punkt, befindet sich ein ganzes Bündel von Nervenenden. Sie verstanden die Erschütterung als extreme Erhöhung des Blutdrucks und sandten ein Signal an Lenzbergers Großhirn, den Herzschlag zu drosseln. Sein Herz schlug immer langsamer, sein Kreislauf kollabierte. Lenzberger sank auf die Knie, der Baseballschläger fiel hinter ihm zu Boden, titschte noch zweimal auf, rollte über den Bahnsteig und fiel ins Gleisbett. Der Schlag war so hart gewesen, dass er die empfindliche Wand des Karotos-Sinus zerrissen hatte. Blut drang ein und überreizte die Nerven. Ohne Unterbrechung sandten sie jetzt das Signal, den Herzschlag zu hemmen. Lenzberger fiel mit dem Gesicht auf den Bahnsteig, ein wenig Blut lief in die hellen Bodenrippen und staute sich an einer Zigarettenkippe. Lenzberger starb, sein Herz hatte einfach aufgehört zu schlagen.
Beck stand noch zwei Sekunden. Dann fiel auch er, sein Kopf klatsche gegen die Bank und hinterließ dort eine rote Schliere. Dann lag da, seine Augen waren offen, er schien die Schuhe des Mannes zu betrachten. Der Mann rückte seine Brille wieder gerade. Er schlug die Beine übereinander zündete sich eine Zigarette an und wartete auf seine Festnahme.“
cross-over
25-02-2011, 11:40
Ist es wahr oder ist es Fiktion? Darüber wird ja viel spekuliert bei diesem Buch. Aber auch jeden Fall schöne Geschichten
freakyboy
25-02-2011, 11:42
Ansich keine schlechte Sache, die Frage ist halt nur wie lange muss man trainieren um sowas vollbringen zu können?
Ha ha, da hast du natürlich das beste Beispiel herausgesucht...
Das war sicher nicht der Karateschwarzgurt von nebenan. Die Identität des Mannes ist übrigens weiterhin unbekannt und noch besser, sobald man hört wie hoch die ,,Kaution" war wird einem ganz schnell klar, um was für einen speziellen Menschen es sich dort wohl gehandelt haben muss.
Nebenbei erinnere ich mich auch nicht, dass in der Geschichte nur ein einziges mal von Karate die Rede war.
Aber ok, an Hand dieser netten Geschichte aus dem netten Buch eines berühmten deutschen Strafverteidigers kann man wenigstens mal sehen was für ,,spezielle" Menschen es doch gibt.
Grüße Ima-Fan
Trunkenbold
25-02-2011, 12:35
Ansich keine schlechte Sache, die Frage ist halt nur wie lange muss man trainieren um sowas vollbringen zu können?
Ohne Zweifel handelt die Geschichte von einem Experten. Ich würde gerne mal den Ausbilder dieses Mannes kennen lernen.
Nicht umsonst habe ich früher schon erwähnt, dass viele Techniken die heute zwar rudimentär vermittelt werden, auf einer speziellen Ausbildung beruhen müssen.
Einen Trost hingegen vermittelt diese Geschichte, es gibt noch Experten und solche die Feinheiten vermitteln können. Abgesehen von dem Umstand, dass die oft belächelten Aussagen der traditionellen KK, nicht ganz unbegründet scheinen.
Und was willst du uns damit sagen?
Alle Kampfsportler sind potenzielle Mörder?
Wenn ich jahrzehntelang nichts anderes als das Treffen eines tödlichen Punktes am Hals trainiere, kann ich jemanden umbringen?
Die Wahrscheinlichkeit, jemanden mit einem Schlag zum Hals umzubringen ist gegeben?
...
:gruebel:
Und noch mehr Fragen:
Was hat das mit VK und SK zu tun?
Was, wenn der Punkt nicht präzise getroffen wird und man dann einen Baseballschläger in der Fresse hat?
Was, wenn der Gegner reagiert und einfach blockt oder weggeht?
...
Hm, da soll einer schlau werden aus den angesäuselten Ergüssen eines Trunkenbold
Trunkenbold
25-02-2011, 12:52
Ha ha, da hast du natürlich das beste Beispiel herausgesucht...
Das war sicher nicht der Karateschwarzgurt von nebenan. Die Identität des Mannes ist übrigens weiterhin unbekannt und noch besser, sobald man hört wie hoch die ,,Kaution" war wird einem ganz schnell klar, um was für einen speziellen Menschen es sich dort wohl gehandelt haben muss.
Nebenbei erinnere ich mich auch nicht, dass in der Geschichte nur ein einziges mal von Karate die Rede war.
Aber ok, an Hand dieser netten Geschichte aus dem netten Buch eines berühmten deutschen Strafverteidigers kann man wenigstens mal sehen was für ,,spezielle" Menschen es doch gibt.
Grüße Ima-Fan
Schön du hast deine Fehler im Beitrag selbst erkannt, und dich sogar schlau gemacht. Bei den ursprünglichen Diskussionen ging es neben Karate welches besagtes Prinzip vertritt auch allgemein um dieses Prinzip. Über die Person selbst kann man nichts sagen, spekulativ ein Auftragskiller auf jeden Fall ein Experte im „Nahkampf“. Und dieser Experte arbeitete nach dem Prinzip, welches zur Diskussion stand.
Ich hoffe du verstehst jetzt auf was ich hinaus will.
Trunkenbold
25-02-2011, 13:07
Und was willst du uns damit sagen?
Alle Kampfsportler sind potenzielle Mörder?
Wenn ich jahrzehntelang nichts anderes als das Treffen eines tödlichen Punktes am Hals trainiere, kann ich jemanden umbringen?
Die Wahrscheinlichkeit, jemanden mit einem Schlag zum Hals umzubringen ist gegeben?
...
:gruebel:
Und noch mehr Fragen:
Was hat das mit VK und SK zu tun?
Was, wenn der Punkt nicht präzise getroffen wird und man dann einen Baseballschläger in der Fresse hat?
Was, wenn der Gegner reagiert und einfach blockt oder weggeht?
...
Hm, da soll einer schlau werden aus den angesäuselten Ergüssen eines Trunkenbold
Was soll ich dir auf deine zwar detaillierten nichts desto trotz sinnfreien Fragen antworten?
Es geht um einen Nachtrag zu einer Diskussion zum Thema „vergiftete Hand“, und um ein damit verbundenes Prinzip des traditionellen Karate welches sich wiederum im „SK“ meiner Meinung nach widerspiegelt.
Schön du hast deine Fehler im Beitrag selbst erkannt, und dich sogar schlau gemacht. Bei den ursprünglichen Diskussionen ging es neben Karate welches besagtes Prinzip vertritt auch allgemein um dieses Prinzip. Über die Person selbst kann man nichts sagen, spekulativ ein Auftragskiller auf jeden Fall ein Experte im „Nahkampf“. Und dieser Experte arbeitete nach dem Prinzip, welches zur Diskussion stand.
Ich hoffe du verstehst jetzt auf was ich hinaus will.
Hi Trunkenbold,
ich kannte die Geschichte wie gesagt und fand es sehr amüsant sie hier als Teil einer Argumentation präsentiert zu bekommen :)
Ich denke ich habe deine Intention schon erfasst, aber wie viele Menschen in Deutschland können so was abrufen? Grade da rührt mein Zweifel, ob das denn wirklich das ideale Trainingsziel darstellt, wenn vielleicht nur eine Handvoll von Millionen über solche Fähigkeiten verfügen :)
Grüße Ima-Fan
Trunkenbold
25-02-2011, 14:05
Hi Trunkenbold,
ich kannte die Geschichte wie gesagt und fand es sehr amüsant sie hier als Teil einer Argumentation präsentiert zu bekommen :)
Ich denke ich habe deine Intention schon erfasst, aber wie viele Menschen in Deutschland können so was abrufen? Grade da rührt mein Zweifel, ob das denn wirklich das ideale Trainingsziel darstellt, wenn vielleicht nur eine Handvoll von Millionen über solche Fähigkeiten verfügen :)
Grüße Ima-Fan
Es geht mir nur um den Wert der hinter dem Prinzip steckt und nicht um wie Viele es wirklich beherrschen. Und das dieser Wert nicht nur auf schönen Geschichten alter seniler Meister beruht.
Geschuldet bleibt natürlich die Frage inwiefern diese Schilderung dem tatsächlichen "Kampfverlauf" entspricht.
cross-over
25-02-2011, 14:06
Ist denn diese Geschichte als wahr belegt? In welcher Zeitung stand was dazu? Wo hat sich das ereignet?
Es wird ja sehr kontrovers darüber diskutiert ob die Geschichte nicht erdacht ist.
Weiß einer hier näheres?
Also das ein Schlag einen Straßenkampf entscheiden kann ist ja wohl unbestritten. Das war schon bei den alten Bare Knuckle Boxern bekannt. Geoff Thompson sagt ebenfalls das seine meisten Knockouts von einem einzigen präventiven rechten Cross kamen. Das kann genauso gut ein Gyaku Tsuki sein. Dazu muss man kein Großmeister sein. Der muss nicht mal großartig gezielt sein. Stichwort Lucky Punch. Ichigeki Hissatsu versucht eben das "lucky" wegzumachen. Wenn der mit voller Wucht und Körpergewicht eines Erwachsenen dahinter irgendwo im Gesicht einschlägt, war es das meistens. Und ich bin da kein Tastaturschwätzer. Vor 7 Jahren hatte ich die Situation, dass ich einem den Stirnknochen zertrümmerte. Ging sofort zu Boden und hatte 2 tiefe Abdrücke meiner Knöchel zwischen den Augen.
Man sollte sich nur bewusst sein das es gut sein kann das der Kampf damit nicht immer vorbei ist.
Trunkenbold
25-02-2011, 14:31
Ist denn diese Geschichte als wahr belegt? In welcher Zeitung stand was dazu? Wo hat sich das ereignet?
Es wird ja sehr kontrovers darüber diskutiert ob die Geschichte nicht erdacht ist.
Weiß einer hier näheres?
Es ist ein Buch mit dem Titel „Verbrechen“ und beschreibt (soweit mir bekannt) tatsächliche Fälle aus dem Berufsleben des Ferdinand von Schirach (Kachelmann Anwalt).
In einer Fernsehsendung wurde über eine seiner Geschichten, es ging um eine Massenvergewaltigung als wahre Begebenheit gesprochen.
PS: Hab das Buch erst heute bekommen, und noch keine Zeit mich richtig damit zu beschäftigen.
Brazilian_Kick
25-02-2011, 14:40
Ist das oben zitierte Buch empfehlenswert? Bin immer auf der Suche nach guten neuem Lesestoff.
Trunkenbold
25-02-2011, 15:06
Ist das oben zitierte Buch empfehlenswert? Bin immer auf der Suche nach guten neuem Lesestoff.
Kurzbeschreibung
Ferdinand von Schirach hat es in seinem Beruf alltäglich mit Menschen zu tun, die Extremes getan oder erlebt haben. Das Ungeheuerliche ist bei ihm der Normalfall. Er vertritt Unschuldige, die mit dem Gesetz in Konflikt geraten, ebenso wie Schwerstkriminelle. Deren Geschichten erzählt er ...
Beschreibung
Ein angesehener, freundlicher Herr, Doktor der Medizin, erschlägt nach vierzig Ehejahren seine Frau mit einer Axt. Er zerlegt sie förmlich, bevor er schließlich die Polizei informiert. Sein Geständnis ist ebenso außergewöhnlich wie seine Strafe. Ein Mann raubt eine Bank aus, und so unglaublich das klingt: er hat seine Gründe. Gegen jede Wahrscheinlichkeit wird er von der deutschen Justiz an Leib und Seele gerettet. Eine junge Frau tötet ihren Bruder. Aus Liebe. Lauter unglaubliche Geschichten, doch sie sind wahr.
Frankfurter Allgemeine:
Anwalt seiner selbst
Ohne Zweifel für den Angeklagten: Ferdinand von Schirach verteidigt das Verbrechen mit literarischen Mitteln.
Fast alle großen Veränderungen in unserer Gesellschaft spiegeln sich in Strafprozessen wider", sagte der Jurist Ferdinand von Schirach vor ziemlich genau einem Jahr in einem "Welt"-Interview. Befragt hatte man ihn nicht nur als prominenten Strafverteidiger, sondern - wieder einmal - auch als Enkel des ehemaligen Reichsjugendführers Baldur von Schirach. Der Anlass schließlich war die Attacke auf die Wachsfigur Adolf Hitlers in der neu eröffneten Madame-Tussaud-Dependance in Berlin. Wie sollte mit dem Täter verfahren werden? Rhetorisches Geschick verrät es, wie von Schirach sofort die Schuldfrage verschiebt: "Ein Richter wird sich Gedanken darüber machen müssen, dass in unserer Gesellschaft, in der es fast keine Tabus mehr gibt, nun auch noch das letzte überschritten wurde: Hitler wird als Wachsfigur aufgestellt, als sei er ein berühmter Tennisspieler." Wie dieser Jurist ebenden Mann, der Hitler den Wachsschädel abgerissen hat, zum einzig Aufrechten erklärte, das hatte Feuer: Er heile mit seiner Tat den Frevel, …
Süddeutsche Zeitung:
So riecht ein Polizeirevier
Da saust die Axt: Ferdinand von Schirachs „Verbrechen”
Ein Mann packt aus. Einer, der ständig mit Verbrechern zu tun hat, ein teilnehmender Beobachter an der ewigen Front von Eifersucht, Gier, Rache, Schuld und Sühne, der die wildesten Fälle und Schicksale aus der Nähe kennt. So oder ähnlich lautet der Tenor der Rezensionen, Interviews und Porträts, die bisher zu Ferdinand von Schirachs literarischem Debüt „Verbrechen” erschienen sind. Das klingt gut, und es klingt als Leitmotiv auch so dominant, dass man das Denken danach eigentlich gleich einstellen könnte. Richtig ist es trotzdem nicht.
Das Problem ist dies: Schirach, geboren 1964 in München, ist ein bekannter Strafverteidiger mit Kanzlei in Berlin, und sein Ich-Erzähler ist ebenfalls ein bekannter Strafverteidiger mit Kanzlei in Berlin. Wenn die Ehefrau erst einmal zerstückelt, der Bruder ertränkt, der „führende Industrielle” unter Mordverdacht festgenommen ist, wird dieser Ich-Erzähler gerufen. Dann entwickelt er eine klare, meist recht nüchterne Verteidigungsstrategie, argumentiert vor Gericht, erwartet das Urteil. Was er weiß – und er weiß, …
Mir gefällt der Schreibstil sehr gut.
Es ist ein Buch mit dem Titel „Verbrechen“ und beschreibt (soweit mir bekannt) tatsächliche Fälle aus dem Berufsleben des Ferdinand von Schirach (Kachelmann Anwalt).
Also meines Wissens wird der Herr Kachelmann von Johann Schwenn vertreten :)
Das Buch vom Hernn Schirach ist übrigens ganz interessant zum Lesen für zwischendurch :)
Grüße Ima-Fan
Trunkenbold
25-02-2011, 16:28
Also meines Wissens wird der Herr Kachelmann von Johann Schwenn vertreten :)
Das Buch vom Hernn Schirach ist übrigens ganz interessant zum Lesen für zwischendurch :)
Grüße Ima-Fan
Mein Fehler!
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