Vollständige Version anzeigen : IMA Training from Hell
Freier Geist
08-04-2011, 11:26
-
T. Stoeppler
08-04-2011, 11:47
Das ist ja interessant. Mir sind über die Jahre nur zwei Addressen dieser Art bekannt geworden - das TTT in seiner frühen Phase, bereits von Giles angesprochen, und dann habe ich noch von einem Fremdenlegionär gehört, der eine wirkliche Killer - Xing Yi bzw Taikiken version unterrichtet (hat).
Welche Leute meinst Du denn?
Gruss, Thomas
Ich wage zu bezweifeln, dass es hierzulande jemanden gibt, der wie Liu Yunqiao oder Ma Quanxu in den 60ern und 70ern Leibwächter für den taiwanesischen Präsidenten und Festland-Geheimdienstler ausbildet, oder auf diesem Niveau. Von traditioneller KK mit Schmackes weiss ich.
Prinzipiell gehört zum Thema Ausbildung für Lehrer aber eher nur, dass man weiss wie man das unterrichtet, nicht dass man das selbst praktiziert oder durchlaufen hat. Eben nicht mit "für diese Wolkenhand gibt es eine Anwendung gegen Schwinger", sondern man bekommt von einem kompetenten Boxer die Schwinger um die Ohren gehauen, und muss die lernen abzuwehren. Und man bekommt GENAU gezeigt wie man jemanden so wirft dass der nicht mehr aufsteht, trainiert das aber nur in Abwandlung (sonst gehen einem die Partner aus). Und Fajin nur am Dummy oder Apparat, und wie genau man die bauen und benutzen muss. Mehr braucht es erstmal nicht um die theoretische Möglichkeit sowas zu unterrichten zu erhalten.
Kamenraida
08-04-2011, 18:48
Die Diskussion hat nicht mehr wirklich was mit dem Ausgangs-Post von Scara zu tun, oder? Könnte man mal entflechten - ist ja beides interessant.
Darum nochmal zum ersten: Ich finde, dass mit dem Wude einen wichtigen Aspekt. Wer Leuten kämpferische Dinge beibringt, sollte auch über ethisches Verhalten sprechen, und zwar ganz egal, ob das nun von Herzen kommt oder nicht.
Ansonsten finde ich dein Statement, Scarabe, ein wenig geprägt, von deiner hier breit verkündeten Kritik an der WCTAG. Kann man sicherlich im einzelnen drüber sprechen, sollte aber nicht zu prägend werden. Ich finde es zum Beispiel absolut legitim, wenn eine Organisation in gewisser Weise seine Mitglieder bindet. Wie jemand schrieb, sollte es dabei aber halt um die Lehre und ihre Qualität gehen, nicht um Kohle.
@Klaus: Einerseits interessant. Hast auch mit vielem Recht. Andererseits: Nah- und Einzelkämpfer fighten, weil sie gezwungen werden (z.B. von einer Regierung) oder weil sie es für Geld tun. Darum sind sie "Instrumente", die im Zweifel ihre Zwecke über ihre Gesundheit stellen.
Kampfkunst dagegen ist nun einmal komplexer. Es geht ums kämpfen, aber eben auch um Spaß und Gesundheit, eventuell auch um Spiritualität. Das ist halt etwas anderes.
Und dann frage ich mich, ob dir, wenn du zum Beispiel Felludhja ins Spiel bringst, klar ist, dass wir über Krieg sprechen. Und wenn du Taiwan der 60er und 70er Jahre erwähnst, dass es um eine Diktatur geht. Beides ungeeignete Beispiele, um deine Meinung über wahre KK zu untermalen. Meine Meinung. Es geht nämlich um ernste Dinge dabei.
Und dann frage ich mich, ob dir, wenn du zum Beispiel Felludhja ins Spiel bringst, klar ist, dass wir über Krieg sprechen. Und wenn du Taiwan der 60er und 70er Jahre erwähnst, dass es um eine Diktatur geht. Beides ungeeignete Beispiele, um deine Meinung über wahre KK zu untermalen. Meine Meinung. Es geht nämlich um ernste Dinge dabei.
Du verstehst glaube ich nicht worum es ging. Ich meinte nicht dass so die Ausbildung im Breitensport aussehen muss, oder sollte. Ich bezog mich auf die Allüren mancher Leute zu behaupten "wir machen echten Kampf hier !", wenn sie Boxhandschuhe anziehen und sich ein bischen hauen, oder sogar hebeln (:ups:) oder jemanden auf den Rücken schmeissen (:ups::ups:). Meine unmassgebliche Meinung war "nein macht ihr nicht". Ein bischen Sportwettkampf oder ein bischen mehr hauen als andere ist kein Kampf. Kampf ist wenn Leben bedroht ist, und man es beschützt. Bei Klitschko ist kein Leben in Gefahr wenn der Arzt bei der Prüfung alles richtig gemacht hat, und keiner geht in den Ring um Leben zu schützen. Wieviel davon man einfliessen lassen kann in so eine Breitensportausbildung, das ist eine gute Frage, die kann man hier in einem Satz nicht abschliessend beantworten. Und auch wieviel Kampf man jemandem zumuten kann, der das nicht beruflich unbedingt machen muss. Ein Freund von mir hat bei einem der wenigen wirklich guten Leute in Deutschland die keiner kennt "Taijiquan" gelernt, mit auf den Boden werfen und gegen den Kopf treten - und das hat der dann auch gemacht, mit beinahe fatalem Ergebnis. Man muss sich also Gedanken machen was man unterrichten möchte, wo das hinführt, und was man sinnvollerweise tun sollte.
bluemonkey
09-04-2011, 04:27
Ich bezog mich auf die Allüren mancher Leute zu behaupten "wir machen echten Kampf hier !", wenn sie Boxhandschuhe anziehen und sich ein bischen hauen, oder sogar hebeln (:ups:) oder jemanden auf den Rücken schmeissen (:ups::ups:). Meine unmassgebliche Meinung war "nein macht ihr nicht". Ein bischen Sportwettkampf oder ein bischen mehr hauen als andere ist kein Kampf. Kampf ist wenn Leben bedroht ist, und man es beschützt. Bei Klitschko ist kein Leben in Gefahr wenn der Arzt bei der Prüfung alles richtig gemacht hat, und keiner geht in den Ring um Leben zu schützen.
das ist halt Definitionssache, bei Dir ist nur ein altrömischer Gladiator, ein Patient im Krankenhaus oder ein Autofahrer auf der Autobahn ein Kämpfer, die Profi-Kampfsportler sehen das etwas anders.
Allerdings ist die allgemeine Definition von "Kampf" etwas anders als die Deine.
Die "Kampfsportler haben auf der Straße keine Chance"- oder "Klitschko kann vielleicht Faustschlägen zum Kinn ausweichen, aber gegen meinen Fingerstich zum Auge hat er keine Antwort"-Diskussion können wir uns aus meiner Sicht eigentlich sparen.
Ein Freund von mir hat bei einem der wenigen wirklich guten Leute in Deutschland die keiner kennt "Taijiquan" gelernt, mit auf den Boden werfen und gegen den Kopf treten - und das hat der dann auch gemacht, mit beinahe fatalem Ergebnis. Man muss sich also Gedanken machen was man unterrichten möchte, wo das hinführt, und was man sinnvollerweise tun sollte.
Auf den Boden werfen und gegen Kopf treten kann man auch auf dem Schulhof oder der Rahmenveranstaltung eines Fußballspiels lernen (manche Talente werfen auch ganz spontan unausgebildet Gullideckel auf ihre liegenden Opfer).
Ein Onkel von mir hat von hinten eine Bierflasche an den Kopf bekommen.
Das ist in Wirklichkeit nicht so lustig wie im Kino.
War ein ganz toller "Kämpfer" der Werfer.
Nochmal zum Mitschreiben. KampfSPORT ist Sport, Kampf ohne Sport ist wenn man oder jemand anderes lebensbedrohlich verletzt, ausgeraubt, oder wie auch immer drangsaliert und beeinträchtigt wird, mit teils lebenslangen Folgen. Das ist nunmal was völlig anderes als einen trainierten Kampfsportler zu besiegen, in einem Regelwerk das den Abbruch des Kampfes ohne jegliche Folge vorsieht wenn man ins Hintertreffen gerät. Das hat nichts mit dem Niveau zu tun, sondern mit dem emotionalen Setup, den Überlegungen, der Vorgehensweise, den Gefühlen denen man ausgesetzt wird. Wenn ich gegen Klitschko in den Ring gehe habe ich es technisch schwerer zu gewinnen, aber wenn ich verliere oder auch nur schwer gegen den Kopf bekomme dass ich mich nicht mehr wehren kann, dann kommt so ein Typ im weissen Hemd und stellt sich vor mich. Und dann rieseln Schnipsel von der Decke, und ich gehe mit blauen Augen nach Hause. Brunner hatte es technisch leichter und hat auch erst "gewonnen", aber der ist nicht mehr nach Hause gegangen. Wenn ein Lehrer damit wirbt und behauptet er biete eine Ausbildung mit "echtem Kampf" für die harten kämpferischen Fähigkeiten, und heraus kommt jemand der bei der ersten Ohrfeige gefriert und zusammengetreten wird, dann hat der Lehrer alles falsch gemacht und ist für die Geschichte verantwortlich. Und die Gedanken muss man sich VORHER machen.
Der Mann in dem Beispiel hat hochwertiges, traditionelles Training inklusive hochwertigem Pushhands unterrichtet, aber mit dem Ziel einen Gegner auszuschalten. Der hat das gemacht was tatsächlich mal Sache war, nämlich anschliessend an das "lead to emptiness" das "then, attack" wörtlich genommen. Da wurde dann gezeigt dass wenn der Angreifer stolpert man nicht den Punkt bekommt und als Weltmeister der über 35jährigen bis 60 Kilo von der Matte geht, sondern man demjenigen während er stolpert ordentlich eine einschenkt. Wenn der auf den Knien ist eben mit Sockerkick. Und wenn man so unterrichtet, ist man für das Ergebnis auch verantwortlich. Sprich, man kann nicht einfach die "Technik" zeigen und Leute so trainieren, sondern man muss auch auf die Psyche einwirken und eine Stabilität erarbeiten die es erlaubt aufzuhören wenn der Angreifer keine Gefahr ist.Bei einer Schubserei potentiell lebensgefährliche Aktionen einzusetzen ist zwar traditionell, aus der Sichtweise der Dorfwächter, aber schiesst mit Kanonen auf Spatzen. Sowas kann man quasi nicht bringen, wenn man das nicht einbettet in einen emotionalen Kontext in dem auch Leben und Leben lassen eine Rolle spielt. Und sowas ist nicht leicht. Darum habe ich erwähnt dass so ein Training aus echtem Schrot und Korn ein Tanz auf der Rasierklinge ist, in beide Richtungen. Wenn ich zu wenig mache ende ich wie Brunner, mache ich zuviel und da wo es nicht sein sollte schaffe ich Fakten die man nicht verantworten möchte, selbst wenn es vor Gericht gut ausgeht.
Ich habe übrigens Weg C bereits erwähnt, wo man Sportwettkampf einfliessen lässt. Aber das ist SPORT, nicht Kampf. Nur dass diese Form von Sport im Kampf nützlich ist. Die deckungsgleichen Elemente wird man aber nicht verwenden, darum bauen ja manche Bodenkampf ein der nunmal kontrollierter ist als ein Wurf auf den Kopf.
bluemonkey
09-04-2011, 15:04
Wenn ein Lehrer damit wirbt und behauptet er biete eine Ausbildung mit "echtem Kampf" für die harten kämpferischen Fähigkeiten, und heraus kommt jemand der bei der ersten Ohrfeige gefriert und zusammengetreten wird, dann hat der Lehrer alles falsch gemacht und ist für die Geschichte verantwortlich. Und die Gedanken muss man sich VORHER machen.
das ist richtig und ein allgemeines Problem in Kampfkünsten ohne Realitätsbezug.
Hängt aber wohl davon ab, ob der jeweilige Trainer aufgrund eigener Erfahrungen weiß, wovon er spricht, oder selbst keine Ahnung hat.
Im letzten Fall werden eben Illusionen tradiert.
Da haben manche Wettkampfsprotarten zumindest den Vorteil, dass man auch mal unkooperativ eine auf die Fresse bekommt und eventuell merkt, dass das gar nicht so schlimm ist, bzw. dass es Leute gibt, die Schläge und Tritte einfach wegstecken und die schicken Hebel oder Würfe auch nicht so toll funktionieren, wenn sich einer vernüftig wehrt.
Der Mann in dem Beispiel hat hochwertiges, traditionelles Training inklusive hochwertigem Pushhands unterrichtet, aber mit dem Ziel einen Gegner auszuschalten.
Wenn man skrupellosen Schlägern eine Kampfkunst beibringt, dann werden die erstmal bessere skrupellose Schläger, nicht bessere Menschen.
Freier Geist
09-04-2011, 16:16
-
bluemonkey
09-04-2011, 16:29
Wer heute in einer S-Bahn bedroht/angegriffen wird und dann noch groß abwägt, wie viel Prozent und genau welche Mittel jetzt wohl angemessen sind, dem kann ich nicht mehr helfen. Wer das nicht kapiert, sich nicht so lange und mit aller Konsequenz wehrt, bis der Angreifer definitiv nicht mehr kampffähig ist, genau derjenige endet dann eben wie Brunner!
Die Gegner von Brunner haben das ja zum Glück kapiert und -als sie von Brunner angegriffen wurden- sich solange und mit aller Konsequenz "gewehrt", bis der Angreifer definitiv nicht mehr kampffähig war
Edit: und das Ganze hat dann dazu geführt, dass man seitens der Politik mehr auffälligen Jugendlichen das Boxen beibringen wollte.:rolleyes:
Freier Geist
09-04-2011, 16:40
-
Die Gefahr besteht ohne ausreichend echte PRAXIS-Erfahrung grundsätzlich immer, ganz gleich, was man im Training trainiert.
Wer einfriert hat definitiv Fehler gemacht. Sei es im Training, oder in der Phase vor dem eigentlichen Übergriff...
Grüße Ima-Fan
GilesTCC
09-04-2011, 17:33
Yes, it's from Hell, so kill, kill, KILL!, KILL!! KILL !! ghnnahhagghsshhh-gnngghhaaaaa !!!!
Danke, jetzt geht es mir im kathartischen Sinne etwas besser.... :engel_3:
Im Ernst, ich finde das Thema interessant aber mir scheint, daß die Sache ein bißchen schwarz-weiss (oder rot-weiss?) gesehen wird. Wenn jemand durch Kampfkunsttraining seine Fähigkeit, in einer bedrohlichen Situation mental, verbal und körperlich adäquat zu handeln, ein klein bißchen verbessern kann - dann ist das ein Erfolg im Sinne von "realistischer Selbstverteidigung auf der Straße". Das muß überhaupt nicht bedeuten, daß dieser Mensch dann zum Kampfass wird. Es muß auch überhaupt nicht bedeuten, daß dieser Mensch z.B. in einem Kampfsportvergleich überhaupt gut abschneiden könnte. (Obwohl das sicherlich nicht schadet... ;)). Lediglich, daß der Mensch sich ein bißchen "besser" verhalten/agieren kann, und mit Glück kann dieses Bißchen den Unterschied zwischen "OK" und "Katastrophe" ausmachen. Mehr kann man für einen Normalsterblichen nicht hoffen, weder für einen zurückhaltenden "Normalo" noch für einen "Full-Contact-Champion".
Es sind ganz viele Faktoren hier: Bei sich sein, Mut besitzen, Techniken beherrschen, die Bereitschaft sich zu wehren, Gefühl für Raum und Timing, unterschwellige (körperliche) Botschaften abgeben und lesen können, körperliche Kraft und Schnelligkeit und und und... Bei jedem Mensch und in jeder Situation spielen diese viele (irgendwie kampfkunstbezogenen) Faktoren unterschiedlich mit. Man kann und soll diese Sachen in einer Ausbildung miteinbeziehen, aber nicht - wie jeder hier schon sagt - an die grosse Glocke hängen oder unrealistisch werden. Es ist wichtig, sich ernsthaft mit den Themen Angst, Aggression und den eigenen Fähigkeiten/Unfähigkeiten in diesem Bereich auseinanderzusetzen. Und womöglich dadurch etwas zu bewirken, jeweils auf dem eigenen Niveau. Eine Polarisierung im Sinne von "alles Luschengetue" vs. "nur die Harten kommen in den Garten" ist wenig hilfreich für eine Weiterentwicklung.*
Illusionen wie "mit meiner Qi-Kräften mache ich alle Angriffe unschädlich" allerdings auch...:p
Schöne Grüße,
Giles
* Ich will keinem hier unterstellen, daß er diese Polarisierung direkt betreibt.
Mehr kann man für einen Normalsterblichen nicht hoffen, weder für einen zurückhaltenden "Normalo" noch für einen "Full-Contact-Champion".
Hi Giles,
also das halte ich doch für übertrieben. Die Geschichte ist voll von Full-Contact-Champions, die Aggressoren wie Kegel haben fallen lassen.
In der Regel frisst so jemand den durchschnittlichen Joe von Nebenan in unter 60 Sek auf... Eine gute Frage dabei wäre natürlich wie talentiert jemand sein muss, um VK Champ zu werden, aber auch wie viel er trainieren muss.
Wenn man Kämpfen als Profession, ähnlich wie ein Handwerk ansieht muss es auch im gleichen Maße realisierbar sein, wenn es erlernt wurde. Jemand, der so was ordentlich gelernt hat, muss fernab von Körper und Psyche in der Lage sein so was erfolgreich zu bewerkstelligen, wie ein Gärtner eine Rasen mäht, oder ein Mechaniker einen Ölwechsel durchführt.
Ein VK Profi, oder gut ausgebildeter Kampfkünstler sollte sich Ausbildungstechnisch auf einem solchen Level befinden und ich finde es mehr als fehlplatziert so jemanden mit einem ,,Hobby-KKler" im Bezug auf Kampf gleich zu setzen.
Von daher trifft deine Definition sicherlich gut ins Ziel, wenn wir von den Normalen Menschen reden, die 2-3 mal die Woche 2 Std trainieren und vielleicht noch zu Hause 2 mal extra was machen. Jemand der jedoch genug Zeit investiert und entsprechend ausgebildet wird, muss jedoch ohne Entschuldigung in der Lage sein, sein Zeugs deutlich gegen den untrainierten Aggressor durchzusetzen!
Grüße Ima-Fan
Meines Wissens gibt bzw. gab es Leute von sehr hohem Niveau hier in Deutschland die Gung Fu praktizieren, sie unterrichten aber nicht öffentlich oder nur an Einzelne.
Liebe Grüße,
Shin
Kiryu-Lee
09-04-2011, 19:09
Ein wirklich interessantes Thema.
Zuerst: So wies scheint gibts dazu wohl noch ne Vorgeschichte bzw. vordere Threads.. aber die kenn ich nicht also sry schon mal im voraus für mögliche Missverständnisse
@ Klaus ich stimme dir in einigen Punkten nickend zu aber verstehe nicht ganz worauf du hinaus willst. In deinem Fall dürften wir es ja nicht mehr als Kampfkunst oder eben -sport bezeichnen und müssten den vorderen Begriff streichen.
Ich glaube in einigen SV-Systemen z.B. Krav Maga wird eben beigebracht dem Angreifenden wirklich gnadenlos unschädlich zu machen. Ich stimme 100 % zu, dass der Trainer/Meister, eig. in jeder Kampfkunst/-sport auch ethische und moralische Themen einbeziehen sollte oder sagen wir eben auch auf WuDe achten sollte.
Aber man bedenke der entsprechende Angreifer will einem vielleicht wirklich das Leben nehmen..
Wie du auch schon gesagt hast, Kampf kann man nunmal nicht real trainieren.. Aber wie andere auch schon erwähnt haben und daran glaube ich auch, dass man mit entsprechendem Kampfkunst/-sport Training vielleicht etwas an der Situation verbessern kann.
GilesTCC
09-04-2011, 19:20
Hi Giles,
also das halte ich doch für übertrieben. Die Geschichte ist voll von Full-Contact-Champions, die Aggressoren wie Kegel haben fallen lassen.
In der Regel frisst so jemand den durchschnittlichen Joe von Nebenan in unter 60 Sek auf...
Mißverständnis :)
Natürlich kann jemand, der ein solches Niveau erreicht hat, im Durchschnitt sich deutlich besser behaupten oder verteidigen. Ist logisch, und ein wichtiger Grund, um intensiv zu trainieren. Aber es gibt auch genug Geschichten aus dem Leben, wo solche 'gute' Leute in einer echten Auseinandersetzung erstochen oder wie auch immer wurden :(. Und in manchen Situationen scheint es zu sein, daß sie besser verfahren wären, wenn sie sich "weniger" zugetraut hätten oder ganz andere Skills mehr betont hätte. Es gibt auch z.B. ein YouTube-Vid mit Urijah Faber (UFC-Kämpfer), wo er erzählt, wie er in Indonesien (?) in eine offensichtlich vermeidbare (!!) Schlägerei geraten ist, sich auf sein "Kampfkönnen und -geist" verlassen hat und verdammtes Glück hatte, am Ende nicht tot zu sein. Also was ich sagen wollte, ist, daß man bestenfalls auf eine Verbesserung der eigenen Chancen hoffen kann. Und daß "surviving on the streets", oder auch die Frage, wie man die eigene Kampfkunst erfolgreich einsetzt, längst nicht nur eine Frage von dem eigenen "killer instinct" ist. Es ist gut, diesen notfalls zu haben (sehr gut eingetütet), aber man sollte sich nicht davon leiten lassen. Nicht in unserer Gesellschaft, und langfristig gesehen in keiner Gesellschaft. Und daß eine Ausbildung, wenn es um diese Frage geht, das berücksichtigen sollte. Egal auf welcher Ebene die Teilnehmer sind. Hauptsache, sie setzen sich mit diesen Themen praktisch (!!) auseinander und arbeiten an ihrer eigenen Ressourcen.
Schöne Grüße,
Giles
Mißverständnis :)
Schöne Grüße,
Giles
:beer:
Grüße Ima-Fan
T. Stoeppler
09-04-2011, 23:04
Also ich werfe mal ein, dass man durchaus eine IMA Basis schaffen kann, von der aus man dann ausschliesslich die bitteren black hands Techniken trainiert.
Dafür muss allerdings ein bestimmter Grad an psychischer Kondition vorhanden sein, sonst kann man sowas gar nicht anwenden.
Nehmen wir zum Beispiel einen Kopf, den man Fajin-Ruckartig nach hinten und zur Seite dreht um dem Gegner volles Rohr diesen in den Asphalt zu rammen.
Das ist komplett fatal, gar nicht schwierig zu machen und benötigt eben "nur" ein bestimmtes Timing und eben einen gewissen Grad spezialisierter Kraft, damit man das Ding unter 0,5 Sekunden durchziehen kann.
Nur - wie muss jemand ticken, der das auch macht? Ich glaube nicht, dass es irgendwie förderlich wäre, einen Menschen im Rahmen eines KK Trainings so zu desensibilisieren - dafür braucht man extreme Massnahmen, die haufenweise sehr negative Nebenwirkungen besitzten.
Gruss, Thomas
So ist das. Möglich ist das, aber hilfreich für normales Leben nicht. Wobei ich das nicht immer so deutlich beschreibe was man da macht, es muss ja keiner verleitet werden das "auszuprobieren".
Man kann das aber auch als Notfallmassnahme lernen, die man einsetzt wenn es um Überleben geht. Dafür muss man nur einiges an emotionaler Grundlagenstabilität bekommen, die man bekommt indem man sich damit emotional auseinandersetzt. Für Drill ist das völlig ungeeignet bzw. unverantwortbar.
Freier Geist
10-04-2011, 09:37
-
Freier Geist
10-04-2011, 09:43
-
Trinculo
10-04-2011, 12:13
und jegliches gestelltes Heckmeck ist nun mal keine Lebensgefahr. Da können mir die Kraft Mahgas & Co. erzählen, was sie wollen.Tief drinnen WEIß man einfach, dass es nicht echt ist.
Wie du auch schon gesagt hast, Kampf kann man nunmal nicht real trainieren.Man könnte sich ihm höchstens mutwillig aussetzen, nachdem man gewisse athletische Voraussetzungen geschaffen hat. Aber ob das für die meisten von uns sinnvoll ist, im Sinne des Bewahrens der eigenen körperlichen Unversehrtheit?
Möchtest Du jetzt behaupten es ist total einfach damit umzugehen, und das kann jeder, insbesondere kann man jeden Oberstufenschüler ein bischen auf Überlebenskampf drillen und der kann dann einen Knopf drücken ob er in den Modus will oder nicht ? Ich konnte jedenfalls nicht damit umgehen, und bin immer noch dabei die Fähigkeit an sich zu rekonstruieren, ohne davon Gebrauch zu machen falls ich mich nur intensiv über jemanden aufrege.
Das ist auf gut Deutsch eine Psychotherapie an sich selbst. Mit den Kränkungen der Vergangenheit Frieden zu finden, damit man wenn einer auf einen zustürmt der einen offensichtlich foulen will nicht ins Krankenhaus tritt. Es ist eine ziemliche Herausforderung, das Gute mit dem Gefährlichen so zu verbinden dass es nicht mit einem durchgeht, wenn an der Ecke ein Ar$ch "nur ein bisssssschen über die Strääääänge schlagen will" (O-Ton KKB, und zwar tatsächlich mit der Message "das darf man doch!"). Insbesondere wenn man einen grossen Rucksack an Kränkungen mit sich herumträgt.
Die einen können gar nicht, gefrieren wenn es physisch wird, machen keinen Gebrauch von Notfallreflexen, und stellen sich tot (was sie im Fall Brunner dann auch nachher sind). Die anderen ziehen das durch bis irgendwas in einem das wieder einfängt, und manchmal ist es dann schon vorbei. Wenn ein 130-Kilo-Mann vor Angst am Rad dreht, dann ist so ein Ar$sch der "über die Strääänge schlägt" auch mal tot. Jemandem die Fähigkeit zu geben sich gegen brutale Gewalt zu wehren, und immer noch soviel zurückzuhalten wie man vertreten kann (fallweise!), ist nichts was man im Vorbeigehen mit ein bischen Randori und "Du, Du, Du!" erreicht. Armeen drillen solche Leute darauf im Zweifel alles wegzuholzen, let god sort 'em out. Im Breitensport möchte ich sowas nicht sehen. Und wenn man Leute nach genug Training im Breitensportmodus an sowas heranführt weil sie das möchten, dann muss man das sehr vorsichtig machen, und emotional eine Grundlage dafür schaffen. Dazu gehört ein hohes Maß an emotionalem Zugang zu Menschen, und Verantwortung. Ich hatte letzteres nicht immer, ich unterrichte es eben auch deshalb nicht.
Übt man nur die technische Seite, ist es dem Zufall überlassen, was jemand entwickelt. Und letzten Endes ist es auch nicht einfach, alle Eventualitäten abzudecken. Rauferei gegen den kleinen Schläger, oder jemanden in der U-Bahn raushauen der gerade von 3 Schwachköpfen kaputt getreten wird (Brunner, der Rentner, die beiden in Berlin vor kurzem, etc. etc. etc.). Ich kenne durchaus Leute die letzteres gemacht haben, intuitiv. Der ist dazwischengegangen, hat sich das Opfer auf die Schulter geladen, "darf ich mal bitte, danke!", und ist dann einfach mit dem Richtung Ausgang geschlurft. Vollkommen skurril, und ohne jeden Kampf. Ich weiss nicht ob man gut trainieren kann solche Intuitionen zu haben wie man das löst ohne krasse Folgen.
Mal ganz einfach gedacht :)
Wie wäre es wenn man sich erstmal darauf konzentriert jemanden beizubringen, wie er mit ,,Intent" hart und simpel die eigene Faust/Hand gegen das Kinn des Gegners befördert und das auch in einem dynamischen Szenario?
Gleiches gilt für genug Struktur und Kraft um jemand ernsthaft irgendwo gegen Schubsen zu können und genug ,,Zugkraft" um ihn in Aktionen reinzuziehen.
Das wären 3 einfache Baustellen (Schlagen, Schubsen/Rammen, Ziehen/Reißen) alles mit enormer Kraft, ohne den Zwang 100 fatale Mortal Combat Techniken zu lernen, die zu späteren Problemen führen könnten.
Jack Dempsey hat es einst ganz treffend in etwa so formuliert: Die beste Versicherung für SV ist es einen Schlag zu haben, der Leute auf den Boden schickt.
Geoff Thompson sagte mal auf die Frage für die beste SV oder KK: ,,Learn to hit fucking hard!"
Ich denke da ist viel wahres dran...
Grüße Ima-Fan
vBulletin v4.2.5, Copyright ©2000-2025, Jelsoft Enterprises Ltd.