Boxen nach Gehör

[Bare-knuckle]

YouTube - Boxen nach Gehör (http://www.youtube.com/watch?v=_U9zTvfs0XA&feature=fvwrel)

Interessanter Bericht.

Schön zu sehen wenn behinderte Menschen sich aus Leidenschaft durchdringen etwas durchzuziehen.:halbyeaha

Aber glaubt ihr denn wirklich das sich Sparring mit verbundenen Augen etwas fürs richtige Boxen bringt?
Ich kanns mir irgendwie nicht so richtig vorstellen..

[Delorean]

Solche Menschen sind für Ihren Willen, ihr Selbstbewußtsein und ihr Durchhaltevermögen zu bewundern.

Ich las kürzlich das der kurz vor seiner Teilnahme als Turner bei den Olympischen Spielen in Athen 2004 querschnittsgelähmt gewordene Ronny Ziesmer, nun für die Paralympics 2016 als Handbiker trainiert.
Es gab auch mal einen berühmten polnischen Profiboxer der nach einem Unfall mit einer Beinprothese wieder in den Ring stieg. Auch gab es schon Gehörlose Boxer und Fechter die bei der "normalen" Olympiade Medaillen holten.
Vor vielen Jahren sah Ich auch mal eine Doku über einen geistig behinderten aus Krefeld der an Marathonläufen teilnahm und immer im oberen Drittel landete.

Solche Schicksalsschläge können letztlich jeden treffen, die frage ist wie man darauf reagiert, ob man resigniert oder sein Schicksal akzeptiert und meistert.

Aber es ist natürlich für Uns Gesunde leicht darüber zu schreiben, wenn wir nicht selbst in so einer Situation sind.

Gruß
Delorean

[paka]

Aber glaubt ihr denn wirklich das sich Sparring mit verbundenen Augen etwas fürs richtige Boxen bringt?
Ich kanns mir irgendwie nicht so richtig vorstellen..

Ich denke was es vielleicht bringen würde

- Verbessertes Gleichgewicht, und damit Beinarbeit (aber könnte auch durch blindes Schattenboxen erreicht werden)
- Bessere Deckung, bzw wird man dazu animiert seine Hände wirklich oben zu lassen, weil immer was einschlagen kann was man nicht sieht
- ruhig bleiben wenn man nicht weiß wo oben und unten ist und gleichzeitig schläge bezieht

aber keine Ahnung

Saugeiler Typ

[DerBen]

Vielleicht lernt man besser die Position des Gegners zu ahnen, denn wenn man sich wegduckt kann es ja mal passieren, dass man ihn nicht mehr sieht.
Und der Schlagansatz ist ja nicht nur visuell wahrnehmbar. Die Atmung kann sich verhindern, der Schrittrythmus. Und man muss in eine nähere Distanz, vielleicht bringt es einen im Infight weiter.
Aber hab ebenfalls keine wirkliche Ahnung, ausprobieren kann ja nicht schaden.

[rolfk]

Ich habe dieses Video (im Erstbeitrag) gerade vorhin auf YT geschaut und wollte es hier einstellen, daher hole ich den Thread wieder hoch. Finde es echt klasse und bemerkenswert, das jemand der blind ist Boxen trainiert.

Mit körperlichen Einschränkungen und/oder Behinderung (bei mir auch so) Kampfsport zu machen ist eine Sache, aber es gibt wohl kaum schlimmeres, als blind zu sein. In diesem Clip geht es ja auch um Sparring. Selbst Sandsack Training, ohne etwas sehen zu können, dürfte recht schwer sein.

Ich habe ehrlichen Respekt davor, aber halte persönlich nicht viel davon, zwei, die nicht sehen können, sparren zu lassen. Eben aus dem Grund, da beide nicht sehen können. Anders wäre es, wenn ein Blinder und einer der sehen kann Sparring machen würden. Natürlich auch nur, wenn der Sehende den Blinden "führt" und ihn akustisch zu verstehen gibt, wo er steht und was der Blinde machen könnte um ihn zu treffen. Also volle Rücksichtnahme dem Blinden gegenüber. Besser als Sparring wäre Partnerübungen mit der Pratze.

Wie würde das bei einem Sandsack Training aussehen ? Könnte mir das schon eher vorstellen, das ein blinder eine gutes Sandsack Training macht. Er muss eine ganz andere Körperspannung haben, da er nicht weiß, wann die Hand (auch Fuß beim Kickboxen) auf den Sack auftrifft, um sich nicht zu verletzen. Ich denke auch, das die Konzentration und das Gefühl für's Timing extrem geschult wird.

Hat das jemand schon mal mit verbundenen Augen gemacht ?

Was meint ihr dazu ?

[marasmusmeisterin]

Ich erinnere mich verschwommen, mal irgendwo irgendwas von Glöckchen am Handschuh - oder wars der Gi - für blinde Teilnehmer gelesen zu haben.
Aber ob das ein lokaler Verein irgendwo war oder was weiträumiger Benutztes, keine Ahnung.

Jedenfalls hats mir sofort eingeleuchtet.

[Cam67]

Wie würde das bei einem Sandsack Training aussehen ? Könnte mir das schon eher vorstellen, das ein blinder eine gutes Sandsack Training macht. Er muss eine ganz andere Körperspannung haben, da er nicht weiß, wann die Hand (auch Fuß beim Kickboxen) auf den Sack auftrifft, um sich nicht zu verletzen. Ich denke auch, das die Konzentration und das Gefühl für's Timing extrem geschult wird.

Hat das jemand schon mal mit verbundenen Augen gemacht ?

Was meint ihr dazu ?

ich trainiere öfter mit augen zu oder binde am sandsack (vll. ein überbleibsel aus wt-zeiten) .
meine liebste trainingszeit am sack ist deshalb auch eher zur dämmerung hin, wenn man nur noch schemen sieht (schult auch das periphere sehen sehr gut).
allerdings ist meine distanz ein wenig näher , da ich ja nunmal kein boxen mache. die schläge sind trotzdem in und aus allen winkeln, rund und gerade , mit horizontaler und vertikaler faust, und viel mit raumdiagonalen.

ich bekomme dadurch eine bessere raumwahrnehmung (klingt paradox ist aber so) da ich beim auftreffen irgendwie registriere wo sich das objekt im moment des lösens hinbewegt.
mein ausrichten (zum sack/gegner) läuft präziser, da ich ich nicht mehr auf meine optik verlassen kann ob eine bewegung im anmarsch ist.
und wie schon angedeutet, trainiert es hervorragend den wechsel zw. spannung und entspannung im moment des schlages.
man bekommt mit der zeit aber ein gutes gefühl für die sandsackbewegung/schwung in abhängigkeit der schlaghärte.

irendwie weiss ich wo er steht, wie weit er schwingt, und wenn doch einmal was daneben geht verliert man seine balance nicht , weil man einfach anders , stabiler und aufmerksamer steht und sich bewegt.
ich stehe blind eindeutig tiefer in den beinen, also mit anderem schwerpunkt. z.b.

[Li0nShyik]

@roflk, in der fortgeschrittenen Gruppe bei uns Gym seh ich ab und zu einen der mit einer Augenbinde am Sandsack trainiert. Ich finde es unangenehm mit geschlossen Augen auch nur Schattenboxen zu praktizieren.

Ich hab es mal 2 Trainingseinheiten gemacht als ich allein im Gym war, ich steh wesentlich tiefer und der Körper spannt sich bei mir automatisch mehr an. Im stehen gibts keine Probleme, jedoch bei der Beinarbeit und beim Schlagen sobald ich mich ein ein paar mal am Sandsack beweg.. Und die Tritte gingen beinahe alle schief..

Respekt an solche Blinde, für mich ist es aber - solange ich sehen kann - unvorstellbar so auch nur zu Trainieren, geschweige ein Sparring zu machen.

[Cillura]

Also boxen wenn man blind ist, stelle ich mir sehr sehr schwer vor. (Wobei das Sparring vermutlich keinen Unterschied zu meinem jetzigen Sparring machen würde - immer kassieren, weil man die Schläge nicht sieht :D)

Grappling dagegen kann ich mir gut vorstellen, weiter zu trainieren, auch wenn ich erblinden würde. Ich ertappe mich jetzt schon gelegentlich, dass ich einfach mal im Randori die Augen schließe und dennoch koordiniert und zielgerichtet arbeite. Man fühlt einfach den Gegner. :)

Aber nichts desto trotz. Meinen Respekt an diese Leute. Niemals aufgeben. Das Leben geht immer weiter. :halbyeaha