Vollständige Version anzeigen : Personen mit unbewältigter Opfererfahrung
doc faust
10-12-2003, 14:32
hallo mähähädels, hi jungs
offenbar kann bei personen mit gewalt-/opfererfahrung einiges ausgelöst werden, wenn sie im training - wieder - mit körperlicher gewalt konfrontiert werden. hab vor einiger zeit was von ner bekannten gehört, die offenbar mental zusammengebrochen ist (weinkrampf und so...). nun meine fragen:
1. kennt ihr das??? was ist genau passiert? mann/frau? welche vorgeschichte?
2. was tut man als trainer in so einer situation (ausser das übliche talkdown)? (der trainer der o.g. dame soll sie mehr oder weniger noch zusammengeschissen haben, so im sinne von "sach das gefälligst vorher", sicher ein äusserst lobenswertes, sympathisches und verantwortungsbewusstes vorgehen.)
grüsse
nichtinsgesicht!
10-12-2003, 20:14
Mir hilft in so einem Fall immer, wenn mein Trainer mich in den Arm nimmt.
doc faust: persönlich kenne ich das nicht, aber ich kenne Leute, die Kampfkunst gezielt in solchen "Opfergruppen" unterrichten.
Und da passieren die wildesten Dinge, die sich die meisten hier kaum vorstellen können. Ich habe kein Problem, wenn jemand laut spricht und kann es selbst auch. Ich krieg keine Panik, wenn jemand im Training so nah an mir steht, dass ich in Schlagreichweite bin. Ich hab kein Problem, auf einen Sandsack zu schlagen oder treten.
Absolute Kleinigkeiten, aber für die Menschen mit traurigem Hintergrund z.T. fast nicht machbare Hürden, außerdem vom mangelnden Körpergefühl bis hin zum "ich hasse meinen Körper, der mir diese Qualen indirekt zugefügt hat" ganz schwierig zu überwindende Probleme.
Als normaler Trainer ist man da wohl aufgeschmissen... in einer Gruppe, in der ein einzelnes "Opfer" mit so einem Hintergrund ist, ist die wohl einfach fehl am Platz. Ausserdem muss der Trainer sich richtig gut auskennen in Psychologie und wissen, was er z.T. anrichten kann und vor allem, wie er die Menschen langsam erst zu einem "normalen" Kampfkunsttraining befähigen kann - allein das dauert Monate...
Darkpaperinik
11-12-2003, 08:52
Ich hab die Erfahrung gemacht, dass Menschen die wirklich traumatisiert sind, entweder ziemlich schnell mit dem Training aufhören (egal wie sehr man auf sie eingeht.. insofern die Vorgeschichte bekannt ist) oder sich zu "Gewaltsäuen" entwickeln - also eigentlich eher gebremst werden müssen.
Prinzipiell denke ich, dass solche Menschen sich in Therapie begeben sollten und ein Training auch mit Rücksprache von Therapeut und TrainerIn stattfinden muss. Denn wenn jemand z.B. niedergestochen wurde und man trainiert dann Messerkampf... könnte das evtl. zu einer innerlichen Blockade führen und der Trainingszweck wäre dahin.
Weniger schlimm kenne ich es von einem Freund der mal Kali gemacht hat. Sein damaliger Trainier hat ihm vom ersten Moment die Stöcke ständig so um die Ohren geschlagen, dass er Angst vor Stöcken bekommen hat und heute so für andere FMA nicht zugänglich ist.
Prinzipiell muss sich einE TrainerIn bereits vorher mal theoretisch mit solchen Menschen befassenum dann im Bedarfsfall nicht wie derOchs vorm Berg zu stehen.. und im Zweifelsfall lieber ehrlich sein und sagen: Hey.. ich weiss nicht ob das was wir machen, das richtige ist für Dich, aus dem und dem Grund"...
error404
11-12-2003, 15:27
oder sich zu "Gewaltsäuen" entwickeln - also eigentlich eher gebremst werden müssen.
Genau dies was Darkpaperinik hier anspricht gibt es auch häufig. Nur sind es dabei nicht die radikalen Fälle in denen die Opfer stark traumatisiert, sondern eher gedemütigt (rechtschreibung?), wurden. Diese Personen versuchen eine solche Situation in Zukunft nicht wieder passieren zu lassen indem sie zB besonders hart trainieren. Ein manchmal sehr intensiver Antrieb wie ich oftmals schon von einigen Leuten gehört habe :)
Mary-Lou
14-12-2003, 21:53
Mir hilft in so einem Fall immer, wenn mein Trainer mich in den Arm nimmt.
Die ist oftmals ganz bestimmt eine große Hilfe aber leider nicht immer.
Wichtig ist meiner Meinung nach so früh wir möglich die Gründe zu erfragen die jemand hat wenn er einen Sport erlernen möchte.
Richtig ist auch, dass Menschen mit negativen Erfahrungen oftmals ins Extreme gleiten. Hier helfen meiner Meinung nach ausschliesslich positive Vorbilder!
Bei manchen Fällen ist es recht schwierig.
Einer wollte mal mit uns in seiner Freizeit etwas leichtes Sparring machen. Als er direkt einen ganz leichten Lowkick abbekommen hat, ist er plötzlich erstart und konnte sich einige Sekunden nicht mehr rüren. Danach zitterte er am ganzen Körper und wollte mit dem Sparring aufhören.
Da steckt sicherlich eine Art Traumatisierung dahinter. Leider konnte ich bis heute nicht rausfinden, was das sein könnte. Und mit Vorsicht konnten wir aus dieser Person auch nichts aus seiner Vergangenheit rausbekommen.
Bruce Lee sagte einmal, das es keine Hilfe außer der Selbsthilfe gibt. Und ich denke, das trifft auch auf die meisten zu. Wenn jemand nicht den zündenden Funken zur Selbstverbesserung findet, kommt er auch nicht mit 1000 Therapiestunden weiter. Es gibt natürlich immer wieder Ansätze, die diesen 'Funken' schüren können.
Unbewältigte Opfererfahrung?? Hier ich!!!
Ich werde immer von wildgewordenen Polinnen verprügelt. Mache ja schon ein paar Jahre was, aber wenn eine von denen anfängt, auf mich einzuschlagen, hilft irgendwie alles nichts mehr. Bin jetzt mal auf Escrima umgestiegen, hab mir gedacht, mit Waffen und so hätte ich da vielleicht bessere Chancen :rolleyes:
Das dumme ist nur, dass ich nie die Stöcke oder Macheten dabeihabe, wenn es mal wieder abgeht (z.B. letzen Samstag abend nach dem Kino...). Da muss ich mir wohl nochmal was überlegen... ;-)
Nee, mal im Ernst, ist ja eigentlich ein ernstes Thema:
Ich denke auch, dass es auf die Schwere der traumatischen Erfahrungen ankommt. Bei leichteren Traumatisierungen kann KK denke ich schon was bringen, wenn die Schüler behutsam an die Sache geführt werden. Bei schwereren Sachen geht ohne psychologische Hilfe (zu mindest zu Anfang) glaube ich gar nix.
Ach ja:
Weniger schlimm kenne ich es von einem Freund der mal Kali gemacht hat. Sein damaliger Trainier hat ihm vom ersten Moment die Stöcke ständig so um die Ohren geschlagen, dass er Angst vor Stöcken bekommen hat und heute so für andere FMA nicht zugänglich ist.
Das finde ich ja schon ziemlich krass. Normalerweise ist es doch genau andersherum... Ich hatte am Anfang auch Schiss vor herumwirbelnden Stöcken (wie jeder), aber wenn einem die Dinger erstmal einige Zeit um den Kopf fliegen (ohne zu treffen, natürlich), wird man da ziemlich schnell lockerer.
Viele Grüße,
Thomas
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