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Vollständige Version anzeigen : Perfekter Charakter?



CeKaVau
09-12-2003, 16:51
Hallo Nikos,


... man sollte unter anderem die perfektion des charakters anstreben ...

Was ist denn ein perfekter Charakter? Wie soll der aussehen?


karatedo sollte das werkzeug fuers leben sein.

Wenn möchtest Du denn gerne im Leben mit einem Schlag töten?

Tschüssi
Ike

nikos
09-12-2003, 17:15
hallo ike!

ich glaube du hast mich total falsch verstanden.mit "werkzeug" meine ich ,dass die karateuebung die noetige geistige kraft gibt ,um mit alltaeglichen problemen fertigzuwerden.

die perfektion des charakters ist eins der ideale, die man durch die karateuebung anstreben sollte!niemand ist oder wird perfekt.der weg dahin ist das ziel.

bye

CeKaVau
09-12-2003, 17:26
Hallo Nikos,


die perfektion des charakters ist eins der ideale, die man durch die karateuebung anstreben sollte!

Das ändert aber nichts an der Frage: Was ist der perfekte Charakter??

Tschüssi
bis morgen
Ike

nikos
09-12-2003, 19:51
hi!


ich weiss es nicht ,ob es jetzt sinn macht dir diese frage zu beantworten.das ist ein sehr allgemeines thema und dazu muesste ich sehr viel schreiben.ausserdem habe ich in meinem thema eine andere frage gestellt.

wuerde mich freuen ,wenn du deine meinung zu der grundfrage aeussern wuerdest!

bye

Thorre
10-12-2003, 09:49
Hallo Freunde,

die Vervollkommnung des Charakters ist das große Thema des Budo. Wer glaubt, Budo zu betreiben und nicht danach strebt, die eigene Persönlichkeit zu vervollkommnen, unterliegt einem schweren Irrtum.

Der Begriff „Do“ weist grundsätzlich darauf hin, daß ein Mensch in der Ausübung einer Kunst oder eines Berufes das Ganze zu erkennen / zu erfahren sucht. So sprechen die alten Texte auch über andere Wege (Weg des Schreibens, des Blumensteckens, den Tee - Weg, Weg des Priesters, des Zimmermanns, des Staatsführers etc.)

Dabei geht es immer darum, die Aufgaben der jeweiligen Kunst / des jeweiligen Berufes im Kontext des großen Ganzen zu sehen. So leitet ein Zimmermann aus der Art, wie er an die Aufgaben seines Berufes geht einen Lebensentwurf ab (Prinzipien: Genauigkeit, Ordnung, Qulitätsbewußtsein etc.) Der Teemeister erkennt im Konzept der Teezeremonie ebenfalls Hinweise für die Ausrichtung des eigenen Lebens; Schlichtheit, Stille, Konzentration etc.

Der Terminus DO sagt immer aus, daß es hier um eine ganzheitliche, die gesamte Persönlichkeit betreffende Suche nach Sinn, Ordnung, Inspiration und Erkenntnis geht.

Das bedeutet, wer Kampfkunst übt, ohne die gewonnenen Erfahrungen bewußt auf das Leben zu übertragen, steht erst ganz am Anfang des Weges. Wer nicht nach der geistigen Lehre sucht, geht nicht den Weg, sondern erlernt lediglich Techniken. Das ist etwas anderes. Ungefähr so, wie das Erlernen der Technik, eine Waschmaschine zu bedienen oder den Videorekorder zu programmieren. Praktisch gesehen nützlich, spirituell gesehen wertlos.

Beste Grüße
Thorre

CeKaVau
10-12-2003, 09:59
Hallo Thorre,


die Vervollkommnung des Charakters ist das große Thema des Budo.

Kannst Du mir sagen, wie der Vollkomme Charakter aussieht?

Tschüssi
Ike

Mick
10-12-2003, 10:39
Hallo Thorre,



Kannst Du mir sagen, wie der Vollkomme Charakter aussieht?

Tschüssi
Ike


Ich denke, das kann keiner, da es den Vollkommenen Charakter nicht gibt. Es gibt nur den ewigen Weg, den Charakter zu entwickeln und zu verbessern.

Alle Charakterlichen Züge aufzuzählen, die ein solcher "Bilderbuchcharakter" haben sollte wäre eine langwierige Angelegenheit, aber um nur einige zu nennen: Ehrlich, Höflich, Hilfsbereit, Tolerant etc. sollte ein "sauberer" Charakter sicherlich sein.

Grüße

Mick

Thorre
10-12-2003, 11:08
Ich stimme Mick zu. Man sagt, daß das Lernen auf dem Weg des Kriegers nicht endet. Damit wird auch ausgedrückt, daß die Perfektion, die Vollkommenheit ein letztlich unerreichbares Ziel bleiben wird. Ein vollkommener Charakter ist nicht definierbar. Ein finales Ziel des Kriegerweges ist nicht definierbar. Aus diesem Grunde kann man niemals davon ausgehen, Vollkommenheit erlangt oder das Ziel erreicht zu haben.

Trotzdem kann man zwischen verschiedenen Charakterqualitäten unterscheiden: Wir erkennen, ob jemand eher ehrlich oder eher unehrlich ist. Wir erkennen ob es einem Menschen an Mitgefühl mangelt oder nicht.

Die Auseinandersetzung mit der Frage, welche Charakterqualitäten es zu entwickeln oder zu stärken gilt, ist schon ein Bestandteil des Weges der Vervollkommnung.

Ein Problem in der Praxis der Kampfkünste entsteht, wenn dem Schüler keine Methoden der Auseinandersetzung mit der geistigen Lehre angeboten werden. Dort wo nur Techniken geübt werden, ohne die geistige Arbeit zu stimulieren kann jemand 10 Jahre Karate üben, ohne auch nur einen einzigen Tag Karate zu üben.

CeKaVau
10-12-2003, 12:45
Hallo Thorre,


Damit wird auch ausgedrückt, daß die Perfektion, die Vollkommenheit ein letztlich unerreichbares Ziel bleiben wird. Ein vollkommener Charakter ist nicht definierbar


Hier stimmt doch irgend etwas nicht.

Wie soll ich nach einem Ziel steben, dass ich nicht erkennen kann?

Versteh' mich nicht falsch - ich weiß, dass Perfektion nicht zu erreichen ist. Aber wenn ich schon danach strebe, muss ich doch zuminest wissen wonach GENAU ich eigentlich strebe.

Wie aus meiner ganzen (sicherlich nervenden) Posterei zu entnehmen ist, stehe ich der "Perfektion des Charakters mittels Karate" doch skeptisch gegenüber.

Die Vorstellung eines perfekten Charakters (oder sagen wir besser: perfekter Charaktereigenschaften) hat sich doch mehrfach grundlegend geändert.

Nehmen wir zu Beispiel die Samurari. Deren höchstes Streben lag doch im bedingungslosen Dienen. Ist das (aus häutiger Sicht) erstrebenswert? Soll ich jede Anweisung, den mein Chef mir gibt ohne Denken und zögern ausführen, egal wie blöd sie ist?

Wie wäre es mit den Nazis? Deren höchste Charaktereigenschaft "unsere Ehre heißt Treue" liegt doch gar nicht soweit davon entfernt. Gepaart mit äußerster Rücksichtslosigkeit und Menschenverachtung gab das den idealen Deutschen.

Sagen wir mal, die Samurai haben ihr Budo ausgeübt, um ihren Charakter zu perfektionieren. Heißt das dann, wenn wir auch Budo betreiben, dass wir einen ähnlichen Charakter entwickeln? Heißt das, wir entwickeln uns zu urteilslosen Killermaschinen?

Tschüssi
Ike

Mick
10-12-2003, 13:35
Hier stimmt doch irgend etwas nicht.

Doch, doch...alles in Ordnung.


Wie soll ich nach einem Ziel steben, dass ich nicht erkennen kann?

Wenn Du das Ziel bereits "Erkennen" kannst, dann wärst Du der Perfektion ja schon verdammt nahe. Daher ist der WEG das Ziel.


Versteh' mich nicht falsch - ich weiß, dass Perfektion nicht zu erreichen ist. Aber wenn ich schon danach strebe, muss ich doch zuminest wissen wonach GENAU ich eigentlich strebe.

Und das ist ja gerade Deine Aufgabe, herauszufinden, wie Deine Charakterzüge im Leben "ankommen". Ohne Erfahrungen zu sammeln geht es nicht, und aus Erfahrung wird man bekanntlich klug. Machst Du eine negative Erfahrung mit einer Deiner Charaktereigenschaften, so kannst Du Diese Eigenschaft entsprechend "Verändern", also perfektionieren und anpassen. Der ewig Lange weg geht über Erfahrungen.


Wie aus meiner ganzen (sicherlich nervenden) Posterei zu entnehmen ist, stehe ich der "Perfektion des Charakters mittels Karate" doch skeptisch gegenüber.

Schon gemerkt. :wink:


Die Vorstellung eines perfekten Charakters (oder sagen wir besser: perfekter Charaktereigenschaften) hat sich doch mehrfach grundlegend geändert.

Grundsätzlich ist es schwierig, nach der, ich nenne es mal "Budo- Mentalität" in Europa zu leben. Die meisten Leute kommen damit nicht zurecht, in Japan schon eher, da die entsprechende Mentalität vorliegt.


Nehmen wir zu Beispiel die Samurari. Deren höchstes Streben lag doch im bedingungslosen Dienen. Ist das (aus häutiger Sicht) erstrebenswert? Soll ich jede Anweisung, den mein Chef mir gibt ohne Denken und zögern ausführen, egal wie blöd sie ist?

Natürlich nicht. Ich sagte ja schon, das man imstande sein muß, seinen Charakter anzupassen. An unsere Verhältnisse.


Wie wäre es mit den Nazis? Deren höchste Charaktereigenschaft "unsere Ehre heißt Treue" liegt doch gar nicht soweit davon entfernt. Gepaart mit äußerster Rücksichtslosigkeit und Menschenverachtung gab das den idealen Deutschen.

Den Idealen Deutschen haben "die" das genannt....


Sagen wir mal, die Samurai haben ihr Budo ausgeübt, um ihren Charakter zu perfektionieren. Heißt das dann, wenn wir auch Budo betreiben, dass wir einen ähnlichen Charakter entwickeln? Heißt das, wir entwickeln uns zu urteilslosen Killermaschinen?

Nein. Wir sind ja nicht mehr im Mittelalter. Und Ihr Budo ist nicht unbedingt das heutige.

Grüße

Mick

CeKaVau
10-12-2003, 15:12
Hallo Mick,


Wenn Du das Ziel bereits "Erkennen" kannst, dann wärst Du der Perfektion ja schon verdammt nahe. Daher ist der WEG das Ziel.


Nee, nee, so einfach kann das nicht sein.

Nehmen wir mal an, ich will einen perfekten Zuki erreichen.
Das wird natürlich nicht möglich sein, da ich auch nur ein Mensch bin und daher von Natur aus nicht perfekt. Aber ich kann trotzdem auf die Perfektion hinarbeiten, sprich: Ich kann mich bemühen, einen perfekten Zuki hinzulegen.

Auf dieses Ziel kann ich aber nur hinarbeiten, wenn ich überhaupt weiß, wie ein perfekter Zuki auszusehen hat.

Wenn dem nicht so wäre, könnte ich jeden X-Beliebigen von der Straße holen und ihn auffordern, an einem perfekten Zuki zu üben. Das kann er natürlich nicht tun, weil er gar keine Ahnung hat, was ein Zuki überhaupt ist. Wenn er mich dann fragt, was das sei kann ich nicht antworten:
"Das mußt Du nicht wissen, wenn Du einfach übst, klappt das schon."

Das ist natürlich Mist, aber genau das soll der Budoka machen? Er soll auf einen perfekten Charakter zuarbeiten, ohne zu wissen, was das ist??

Wie gesagt, das stimmt 'was nicht.


Machst Du eine negative Erfahrung mit einer Deiner Charaktereigenschaften, so kannst Du Diese Eigenschaft entsprechend "Verändern", also perfektionieren und anpassen...

Auch hier ist, glaube ich, was faul.

Nehmen wir mal an, ich bin ein hilfsbereiter Kerl - nur mal so, rein theoretisch.
Jetzt helfe ich jemanden aus einer Klemme und der gibt mir dafür einen Tritt. Wenn es nach obigem Quote geht, würde das heißen, ich passe mich der Erfahrung an und verzichte zukünftig darauf hilfsbereit zu sein.
Habe ich dann meine Charakter perfektioniert?


Grundsätzlich ist es schwierig, nach der, ich nenne es mal "Budo- Mentalität" in Europa zu leben. Die meisten Leute kommen damit nicht zurecht, in Japan schon eher, da die entsprechende Mentalität vorliegt.

Warum? Selbstperfektionierung ist in Europa nicht geächtet.
Ich glaube, was viele Europäer abstößt (und auch mich) ist ein künstlich-japanisches Gehabe, das Budomentalität vorspiegeln soll.
Es ist zum Beispiel nicht notwendig das Dojokun auf japanisch 'runterzuleiern zu können, man muss wissen, was es bedeutet. Die Sprache ist egal.


Natürlich nicht. Ich sagte ja schon, das man imstande sein muß, seinen Charakter anzupassen. An unsere Verhältnisse.

Also gibt es keinen perfekten Charakter per se, sondern immer nur einen zeit- und umständeabhänigen perfekten Charakter?


Den Idealen Deutschen haben "die" das genannt....

Korrekt. Das ist genau das, was ich sagen wollte.


Und Ihr Budo ist nicht unbedingt das heutige.

Worin unterscheiden sich die Budoauffassungen von damals und heute?

Tschüssi
Ike

Dojokun
11-12-2003, 09:27
Hallo Freunde!

Ich habe das ursprüngliche Thema mal geteilt.
Für den "Nicht-von Anfang-an-Leser" ist vielleicht nicht alles nachzuvollziehen, aber ich denke, dass die Diskussion so weitergeführt werden kann, ohne dass die ursprüngliche Frage von nikos untergeht.


Oss

Dojokun

Thorre
11-12-2003, 10:15
Hallo Ike,

ich verstehe Deine Verwirrung nicht. Die Tatsache, daß ein vollkommener Charakter nicht zu definieren ist, bedeutet nicht, daß uns alle Maßstäbe fehlen. Auch wenn sich ethische Vorstellungen im Laufe der Zeit ändern, heißt das nicht, daß sie unwichtig oder unverbindlich sind.

In der Kampfkunst – Ausbildung, so wie wir sie praktizieren, beginnt der Lehrer irgendwann, den Schüler aufzufordern, sein eigenes Verhalten (das umfaßt auch Denken und Fühlen) zu beobachten. Es werden Prinzipien erläutert (z.B. Achtsamkeit, Gelassenheit) und der Schüler erfährt in der Selbstbeobachtung, wie er ohne und mit Berücksichtigung dieser Prinzipien lebt. Daraus zieht er seine Schlüsse.

Der erste Schritt ist immer die kritische Selbstbeobachtung, damit kommt der gesamte Prozeß in Gang. Welche Charakterqualitäten ein Schüler beeinflußen (d.h. stärken oder schwächen) wird, liegt letztlich bei ihm. Der Lehrer / die Lehre unterbreiten Anregungen (z.B. daß Gelassenheit oft stärker ist als Anspannung), aber der Schüler muß den Weg selbst gehen.

Deine Fragen legen nahe, daß man in Deinem Dojo keine Unterweisungen in der geistigen Lehre praktiziert. Das ist schade, aber ziemlich verbreitet. Es gibt aber gute Literatur zu diesem Thema. Das wäre zumindest ein guter Anfang.

Beste Grüße
Thorre

kioopi
11-12-2003, 12:51
( 'tschuldingung bin heute 'n bischen albern)

gruß.
kioopi.



Stimmt.
Deshalb an dieser Stelle: So geht es net.
Herzlich Willkommen, aber bitte vernünftig..... ;)

Oss

Dojokun

CeKaVau
12-12-2003, 08:45
Hallo Thorre


Hallo Ike,

ich verstehe Deine Verwirrung nicht.

Ich bin auch nicht verwirrt - ich stelle nur Fragen.



Die Tatsache, daß ein vollkommener Charakter nicht zu definieren ist, bedeutet nicht, daß uns alle Maßstäbe fehlen.

Dann nenne doch mal ein paar Maßstäbe.


In der Kampfkunst – Ausbildung, so wie wir sie praktizieren, beginnt der Lehrer irgendwann, den Schüler aufzufordern, sein eigenes Verhalten (das umfaßt auch Denken und Fühlen) zu beobachten. Es werden Prinzipien erläutert (z.B. Achtsamkeit, Gelassenheit) und der Schüler erfährt in der Selbstbeobachtung, wie er ohne und mit Berücksichtigung dieser Prinzipien lebt. Daraus zieht er seine Schlüsse.

Das heißt dann also, dass der Meister dem perfekten Charakter näher ist, ihn demzufolge kennen und auch definieren können müßte, oder?


Deine Fragen legen nahe, daß man in Deinem Dojo keine Unterweisungen in der geistigen Lehre praktiziert. Das ist schade, aber ziemlich verbreitet.

Das stimmt nicht ganz. Auch bei uns ist das üblich - hindert mich aber nicht daran, Fragen zu stellen. Sollte auch nicht so sein, oder?

Tschüssi
Ike

Thorre
12-12-2003, 10:12
Hallo Ike,

die Maßstäbe leiten sich aus der geistigen Lehre ab. Es sind Orientierungen, über die der Schüler reflektieren sollte, um herauszufinden, wie es diesbezüglich bei ihm selbst aussieht. Zur Verdeutlichung der erstrebenswerten Qualitäten wählt der Lehrer Analogien und Geschichten. Neben den bereits erwähnten Prinzipien von Achtsamkeit und Gelassenheit gelten in der Lehre viele weitere Grundsätze als wichtig für die Vervollkommnung des Charakters:

- Mut
- Aufrichtigkeit
- Offenheit
- Ausdauer
- Balance von Milde und Strenge
- Bewusstheit
- Strebsamkeit
- Tatkraft
- Konsequenz
- Selbstreflexion
- Besonnenheit
- Geduld
- Präzison
- Mitgefühl
- Gerechtigkeitssinn

Und so könnte man ziemlich lange weiter machen. Bei jedem Menschen ist dann die Kombination der verschiedenen Qualitäten einzigartig – und natürlich enthält die Persönlichkeit dann immer noch Aspekte der dunklen Seite der menschlichen Psyche.

Ein Lehrer definiert keine absurden Begriffe. Und der Begriff des „vollkommenen Charakters“ ist absurd – einzig und allein aus der irrigen Ansicht geboren, man könne aus dem dynamischen Prozeß der Vervollkommnung einen statischen Endzustand der Vollkommenheit destillieren.

Beste Grüße
Thorre

wankan
12-12-2003, 12:41
Was ist perfekt ????

Es wird niemals einen perfekten Charakter oder eine perfekte Karatetechnik geben.
Dies ist nur sinnbildlich gemeint. Im Budo, ist es denke ich das Streben nach dieser Perfektion, die im Vordergrund steht, mit dem wissentlichen Hintergrund, daß man weiß diese nie zu erreichen.

Gruß
hans-Jürgen

Thorre
12-12-2003, 12:49
Schön, daß Du es nun also auch nochmal sagst, aber ich befürchte die Redundanz Deines Postings wird nicht viel dazu beitragen, Ike zu überzeugen.

CeKaVau
12-12-2003, 13:18
Hallo Thorre,

könnte man die ganze Diskussion jetzt so zusammenfassen, dass man sich einem perfekten Charakter nähert wenn man



- Mut
- Aufrichtigkeit
- Offenheit
- Ausdauer
- Balance von Milde und Strenge
- Bewusstheit
- Strebsamkeit
- Tatkraft
- Konsequenz
- Selbstreflexion
- Besonnenheit
- Geduld
- Präzison
- Mitgefühl
- Gerechtigkeitssinn


in seinen Eigenschaften mehrt und den Rest unterdückt, oder sagen wir besser, sich abgewöhnt?


Schön, daß Du es nun also auch nochmal sagst, aber ich befürchte die Redundanz Deines Postings wird nicht viel dazu beitragen, Ike zu überzeugen.

Wovon hättest Du mich denn gerne überzeugt?

Tschüssi
Ike

Thorre
12-12-2003, 14:33
Hallo Ike,

der Prozeß ist komplexer, als lediglich Vermehrung einiger und Unterdrückung / Abgewöhnung anderer Charaktereigenschaften. Und das Ziel ist nicht das Erreichen eines finalen Zustandes.

Wenn Du ins Kino gehst, ist es nicht Dein Ziel wieder herauszukommen, sondern den Film zu sehen. Das Ziel des Lebens ist nicht der Tod, sondern die Gestaltung des Lebens. Und das Ziel der Vervollkommnung ist nicht Perfektion, sondern das sukzessive Erwachen des Bewußtseins.

Kinder stellen auch gern fragen wie: Das Universum ist also 14 Milliarden Jahre alt, was war denn davor? Irgendwann sollte ein Mensch lernen, daß bestimmte Fragen sinnlos sind, weil sie den Bezugsrahmen der Gültigkeit verlassen.

Die Frage nach dem perfekten Charakter ist schon allein deshalb ungültig, weil sie im Grunde die Frage nach Gott, dem Absolutem, dem Mysterium, dem Dao oder dem Buddha ist.

Welche Charaktereigenschaften besitzt Gott? Wenn er der Schöpfer, der Sinn, die ultimative Essenz dieser Welt ist, können wir wohl sagen, daß er vollkommen ist. Wie sieht nun also der Charakter von Gott aus?

Solche und ähnliche Fragen sind sinnlos, weil wir offenkundig keinen gültigen Bezugsrahmen besitzen, um auf der Ebene der Sprache Antworten zu geben. Davon würde ich Dich gern überzeugen...

Beste Grüße
Thorre

Tigerpranke
13-12-2003, 14:41
Perfekter Charakter ist also nicht etwas was man aus dem Buch erfahren kann (lernen) sondern das Streben nach der Reife eigener Persönlichkeit! Du sollst dich mit dir selbst auseinandersetzen und dich fragen bin ich mutig, aufrichtig, ehrlich, tatkräftig, gerecht, ausgegliechen etc. Und du wirst immer für dich selbst eine Antwort intuitiv fühlen, weil glaub mir, jeder Mensch weißt es für sich, zumindest unterbewußt, man kan erzählen und schauspielen wie man will aber die Wahrheit holt einen IMMER ein! Erster Schritt wäre erstmal ehrlich zu sich selbst sein... Vom diesen Forum kannst du nicht erwarten eine schwarz auf weiss Antwort zu bekommen was perfekter Charakter ist, nein Ike, so einfach ist das nicht. Erstens weil jeder Mensch einzigartig bzw. eine Geschichte für sich ist und zweitens um Charater zu verbessern nutzen Theorien wenig. Winston Churchil konnte Bücher darüber schreiben was er mit Schweiß, Blut und Trennen meint, das hätte jedoch dem Volk wenig genutzt um Ihr Land erfolgreich verteidigen zu können. Das Volk mußte also durch und auf eigenem Leib und Seele erfahren was ihr Primeminister damit meinte! Und wenn sie auch keine theoretische Antwort zu definieren wußten was das ist, die wußten es aber trotzdem was das ist!

CeKaVau
16-12-2003, 14:16
Hallo,


Du sollst dich mit dir selbst auseinandersetzen und dich fragen bin ich mutig, aufrichtig, ehrlich, tatkräftig, gerecht, ausgegliechen etc.

Nein, bin ich nicht. Einiges davon bin ich - manchmal.


Vom diesen Forum kannst du nicht erwarten eine schwarz auf weiss Antwort zu bekommen was perfekter Charakter ist, nein Ike, so einfach ist das nicht.

Das ist mir schon klar. Ich finde es nur immer wieder höchst erstaunlich, wie viele KK-Anhänger danach streben (oder so tun; oder es behaupten; oder tatsächlich davon überzeugt sind, es zu tun) ohne eine Vorstellung zu haben, was das eigentlich ist.
Offensichtlich lässt es sich nicht in Worte fassen - auch eine Ansammlung von Charaktereigenschaften, die man anzustreben gedenkt, reicht wohl nicht.

Eine gewisse Sektenhaftigkeit ist dem wohl nicht abzusprechen.

Tschüssi
Ike

Mick
16-12-2003, 15:05
Eine gewisse Sektenhaftigkeit ist dem wohl nicht abzusprechen.

Sektenhaft? Sag mal, Ike...gehts noch?? :motz:

Nach dieser Aussage beginne ich so langsam, Dich nicht mehr ernst zu nehmen. :rolleyes:

Was bitte ist denn Sektenhaft daran, seinen Charakter fortwährend zu entwickeln? Das ist doch wohl völlig normal, oder denkst Du, mit erreichen des Erwachsenenalters ist die Entwicklung deines Charakters abgeschlossen?

Wenn Du Dein ganzes Leben lang stehen bleiben würdest, wärst Du am Ende nix weiteres als eine hohle Nuß.

Das entwickeln des Charakters ansich hat noch nicht mal was mit Budo zu tun, da das generell ein mehr oder weniger beiläufiger Bestandteil eines jeden Lebens ist.

Allerdings die Formung des Charakters anzustreben, sich also darum zu bemühen, sich damit zu beschaftigen, das geschieht auf einer höheren Ebene.

Aber auch da erkenne ich nichts Sektenhaftes.

Grüße

Mick

CeKaVau
16-12-2003, 15:39
Hallo Mick,

Nun, warum so aufgeregt??

Lass' uns doch mal zusammen überlegen:

Was ist eine Sekte und wodurch zeichnet sie sich aus?

Eine Reihe Menschen (die durchaus nicht dumm sein müssen) laufen einer (manchmal mehr, manchmal weniger) abstrusen Leitfigur hinterher.
Gepaart ist der Führungsanspruch eben jener Leitfigur mit zum größten Teil nicht überprüfbaren Lehren: Weltuntergang dann und dann; Ufo kommt dann und dann; Wollen wir gerettet werden, müssen wir das und das machen.

Stimmt das soweit (im Großen und Ganzen)? Im Prinzip besteht wohl eine Sekte aus einer Leitfigur und bedingungslosen Anhängern.

Betrachten wir die Aussagen dieses Threads, könnten wir folgendermaßen Zusammenfassen:

1.) Der ideale Charakter ist das Ziel.

2.) Er ist nicht beschreibbar und nicht wirklich zu erreichen.

3.) Man muss einem Meister folgen, um den Weg der Charakterentwicklung hin zum idealen zu schaffen.

Es scheint doch Parallelen zu geben, oder?

Tschüssi
Ike

Andreas Weitzel
16-12-2003, 16:20
Hallo an alle,

stimme Ike in den meisten Punkten zu. Eine Ausnahme ist seine Aussage über die Sekte. Aber sonst finde ich seine Fragen berechtigt. Wenn man mir sagt, daß ich einen Weg gehen soll, will ich doch wissen, wohin dieser Weg mich führt. Ist doch logisch. Einen Weg beschreibt man unter anderem, indem man den Anfangs- und Endpunkt definiert. Den Anfang kenne ich: Das bin ich heute. Aber was ist der Endpunkt, den ich anstreben soll? Wenn er unerkennbar ist, dann ist er nichts anderes, als eine Möhre, die vor dem Maul eines Esels hängt, damit er weiterläuft. Daher finde ich die Fragen von Ike berechtigt.

Gruß
Andreas

CeKaVau
16-12-2003, 16:26
Hallo Andreas,


Wenn er unerkennbar ist, dann ist er nichts anderes, als eine Möhre, die vor dem Maul eines Esels hängt, damit er weiterläuft.

Was für ein genialer Vergleich - da hätte ich selbst drauf kommen müssen. Danke.

Tschüssi
Ike

Tigerpranke
16-12-2003, 18:15
Hallo an alle,

stimme Ike in den meisten Punkten zu. Eine Ausnahme ist seine Aussage über die Sekte. Aber sonst finde ich seine Fragen berechtigt. Wenn man mir sagt, daß ich einen Weg gehen soll, will ich doch wissen, wohin dieser Weg mich führt. Ist doch logisch. Einen Weg beschreibt man unter anderem, indem man den Anfangs- und Endpunkt definiert. Den Anfang kenne ich: Das bin ich heute. Aber was ist der Endpunkt, den ich anstreben soll? Wenn er unerkennbar ist, dann ist er nichts anderes, als eine Möhre, die vor dem Maul eines Esels hängt, damit er weiterläuft. Daher finde ich die Fragen von Ike berechtigt.

Gruß
Andreas

Es freut mich sehr das du im rationalen Denken so fortgeschritten bist! Aber kommen wir doch etwas analytischer zu deinen Aussagen:

1) Wenn man mir sagt, daß ich einen Weg gehen soll...

Wer sagt dir das du das sollst!? Ein Budo-Meister würde von dir es erwarten wenn du dich für eine (Kampf)kunst entschieden hast das du da mit Herzen mitmachst um dich weiterzuentwickeln, wenn du das aber nicht willst, kein Problem, lerne Techniken wegen Techniken ohne dich damit weiter zu beschäftigen!

2) will ich doch wissen, wohin dieser Weg mich führt. Ist doch logisch.

Na selbstverständlich hast du recht dazu! Auch ohne einen Anwalt angagieren zu müssen! Nun nicht mal logisches Denken würde Einstein, Tesla, Edison usw. weiterbringen wenn sie einfach auf erreichtem Wissenstand stehengeblieben wären ohne sich weiterzuentwickeln im kreativen, ja, sogar ausgeflippten Denken. Und die waren keine Philosophen sonder "exacte, logische" Physiker! Na sowas!

3) Einen Weg beschreibt man unter anderem, indem man den Anfangs- und Endpunkt definiert.

Diese Denkweiße ist für Kindererziehung sehr hilfreich! Auch beim Geldverdienen! Was ist mit den Künsten, Malerei, Literatur, Musik, Philosophie, nicht zuletzt Budo?? Kann man dem Kreativität klare Grenze setzen? Kann man den Gefühlen klare, definierbare Grenze setzen? Kann man das dem Universum, der Zeit??? Wozu sind sie dann überhaupt da wenn mann sie zwischen punkt A und punkt B nicht determinieren kann??!!

4) Den Anfang kenne ich: Das bin ich heute. Aber was ist der Endpunkt, den ich anstreben soll?

Am Anfang warst du Embryo, am Ende wirst du zur Asche! Also ich glaube diese Antwort müsste dich befriedigen wenn du dich tatsächlich zum Logischdenken bekennst.

5) Wenn er unerkennbar ist, dann ist er nichts anderes, als eine Möhre, die vor dem Maul eines Esels hängt, damit er weiterläuft.

War Sizifos wirklich ein Esel?! Der hatte seinen Stein und du hast deine Möhre! Logisch gedacht ihr seid Eseln, philosophisch gedacht ihr seid Potenziale der Weisheit, Sizifos schón entfaltet, du noch nicht!

Beste Grüsse

Andreas Weitzel
16-12-2003, 18:23
Hallo, Tigerpranke,

schön, daß ich Dir Freude mit meinen Aussagen bringen konnte :) Aber Du machst es zu kompliziert. Ich rede nicht von der entstehenung der Welt und dem Weltuntergang, sondern lediglich von dem Begriff "perfekter Charakter" und dem Weg dorthin. Darum geht es doch hier, nicht wahr? Also kommen wir doch zurück und reden lieber über eigentliche Thema.

Gruß
Andreas

Tigerpranke
16-12-2003, 18:34
Hallo Andreas,

ich mache Sachen nicht kompliziert sondern ich wollte nur schildern das Logischdenken nicht genügt um den Weg zum perfekten Charakter zu definieren oder zu malen. Einige Antworte von Thorre und von mir waren schon sehr auswendig und ich möchte mich hier nicht mehr wiederholen. Mensch Andreas, du bist kein Kind mehr, man muß dir nich alles malen denke ich!

Andreas Weitzel
16-12-2003, 18:38
@ Tigerpranke:

Du und Thorre erklärt es immer mit Worten "Es ist nicht so einfach". Genau das finde ich schade. Warum soll das nicht einfach sein, zu erklären, was ein perfekter Charakter ist, wenn man schon sagt, man solle seinen Charakter perfektionieren?

Gruß
Andreas

Tigerpranke
16-12-2003, 19:01
Na gut Andreas, sag mir du wie du einen Mensch mit perfekten Charakter siehst! Ich fange an:

1) selbstlos
2) ehrlich
3) gerecht
4) großzügig
5) aufrichtig
6) bescheiden
7) hilfreich
8) mutig
9) ausgeglichen......

Und, und , und...

Das schafft kein Mensch ganz sonst wäre er Gott aber dazu muß man streben, man soll versuchen sich diesem Ideal zu nähern. Ist das einfach genug? Und frag mich jetzt bitte nicht wie ist das z.B. gerecht zu sein, ich möchte jetzt wirklich nicht TATSÄCHLICH kompliziert werden, weil dann haben wir mit Jesus, Bhudda, Spinoza, Sokrates etc.etc zu tun! Einfacher: Andreas seine Eltern, Großeltern, seine Erzieherin, seine Kirche, sein Onkel und wer auch immer haben ihm gewisse moralische Maßstäbe beigebracht. Jetzt liegt am Andreas selbst und seinem Moralempfinden zu prüfen wie und ob diese Maßstäbe dem wahren Leben entsprechen. Und das kann er nur durch Erfahren und das dauert ganzes Leben lang!

Mick
16-12-2003, 21:15
@ Ike...

1. Ich bin ganz und gar nicht aufgeregt. ;) , allerdings hast Du meine Fragen nicht beantwortet, Du weichst Ihnen aus. Daher Frage ich nochmal: Bist Du der Ansicht, die Formung des Charakters ist mit erreichen des Erwachsenenalters getan?

2. Wie Du selbst beschreibst, laufen Sektenmitglieder BEDINGUNGSLOS einer Leitfigur hinterher. Da besteht aber ein winzig kleiner Unterschied, ob ich willenlos einem Spinner hinterherrenne, oder ob ich mich von einem, ich nenne es mal Lehrer (und nicht "Leitfigur") z.B. in einer Kampfkunst unterrichten lasse. Dies tue ich aber nicht willenlos und schon gar nicht bedingungslos, sondern freiwillig, weil ich es so entschieden habe. Ich halte mich schon für recht willensstark, und kann meinen Willen, wenn es denn sein muß, schon durchsetzen.

Sicher gibt es im Leben immer wieder Menschen, die mir, oder anderen Menschen bei der Charakterformung hilfreich sind. Seien es die Eltern, Geschwister, Freunde, Lehrer etc...., aber eins bleibt: Im großen und ganzen bestimme ich über mich selbst. Anders als in einer Sekte. Also bitte nicht Äpfel mit Birnen vergleichen. ;)


3. Nicht der Ideale Charakter in Vollendung ist das Ziel. Nur der Weg und die Formung während des Weges. Und warum muß der Weg ein genauestens definiertes Ziel haben? Hat ein Pilger ein klar definiertes Ziel? Macht er nicht eher immer wieder Zwischenstops ohne zu wissen, wohin es Ihn als nächstes führt? Ein Marathonlauf hat ein definiertes Ziel, ein Autorennen auch, das Leben allerdings hat als Endziel nur den Tod, und der ist nicht vorhersehbar. Und wenn der erst einmal eingetreten ist, wer möchte dann meinen Charakter bewerten? Ich halte denjenigen, der behauptet das Endziel, den "perfekten" Charakter jemals erreichen zu können, für arrogant. Er ist auf dem Weg in die falsche Richtung.

Ist denn nicht alleine das vorhaben, sein Leben lang seinen Charakter fortwährend zu verbessern, genug? Zeigt dies nicht schon Charakterstärke gegenüber denjenigen, die sich gar nicht damit befassen, und einfach nur in den Tag hineinleben?

Ich setze mir das nicht als Ziel, weil ich weiß, das ich bis zu meinem Todestag an meinem Charakter, an meiner Lebensführung arbeite. Bis zur letzten Minute. Mit meinem Tode ist mein Charakter allerdings nicht vollkommen. Außerdem lässt sich alleine schon aus dem Grunde nicht der "Idealcharakter" definieren, weil es sicher unendlich viele Ansichten gibt, wie dieser aussehen sollte. Ich denke, man könnte sich alleine ein Leben lang damit beschäftigen, darüber zu diskutieren.....und alleine schon, sich damit einfach auseinanderzusetzen, ist schon ein guter Weg.

4. Wieso muß ich einem Meister folgen, um meinen Charakter zu entwickeln? Es gibt so viele Menschen, die einen hervorragenden Charakter haben, ohne einem "Meister" gefolgt zu sein. Schließlich formen Erfahrungen und die Jahre den Charakter, andere Menschen helfen nur dabei, gewisse Züge an sich selbst zu erkennen. Einem Meister folgen, der mich dann an die Hand nimmt, und mich durchs Leben führt, nur um meinen Charakter zu entwickeln? Nein, ich denke, das siehst Du falsch. Das würde ja vorraussetzen, das auch sein Charakter "recht" ist, aber selbst wenn das so wäre, wo bleibt da die Individualität? Dein Charakter hat sich auch von allein entwickelt, man kann zwar sicher in gewissem Maß Einfluß ausüben (Erziehung der Eltern), aber mit steigender Lebenserfahrung und vielen durchlebten Situationen wird sich dein Charakter immer und immer weiter Entwickeln. Das ist positiv wie auch negativ der Fall. Und die positiven hervorhebend zu entwickeln, darum dreht sich dieser Thread.

Das ist aber nichts Sektenhaftes, und die Menschen, die sich damit beschäftigen sind Menschen wie Du und Ich. Es ist nichts schlimmes daran, mal in sich zu gehen, und in sich zu hören.

@ Andreas

Klar ist die Frage berechtigt, wie denn der perfekte Charakter aussieht. Aber ich denke ebenso, das sie bereits mehrfach beantwortet wurde. Es gibt Ihn einfach nicht. Allein die Individualität jedes Menschen sorgt doch dafür, das nicht jeder die gleichen Ansichten und Einstellungen hat. Wer möchte denn von sich behaupten, sein Charakter sei perfekt? Kannst Du mir jemanden zeigen oder nennen, dessen Charakter perfekt ist? Ich kenne sehr viele Menschen, denen ich einen guten, aufrichtigen Charakter unterstelle. Aber ebenso unterstelle ich diesen, sie sind nicht perfekt. Und ich denke nichtmal, das die mir das übelnehmen. Schließlich bin auch ich es nicht.

Also ich denke mal, das Thema kann unendlich ausgedehnt werden, ich kann aber auch hier immer wieder fragen "wie sieht denn nu der perfekte Charakter aus?", der Thread wird dann aber irgendwann Kindergartenverhältnisse annehmen, von daher denke ich, wir belassen es dabei.

Diejenigen, die hier Ihre Meinung kundgetan haben, bleiben dabei, und wer sich nicht überzeugen lassen möchte, oder keine Lust auf eine vernünftige Diskussion hat, auch gut.

Das ist übrigens auch ein wichtiger Charakterzug: Toleranz und Akzeptanz. Ich lasse jedem seine Meinung. Schließlich muß derjenige selbst damit leben und klarkommen, vielleicht macht er mit dieser Einstellung gute oder auch schlechte Erfahrungen. Auf jeden Fall hat er damit einen Schritt für die Formung seines Charakters getan.

Grüße

Mick

Andreas Weitzel
17-12-2003, 10:10
Hallo,

Leute, ich gebe Euch ein Beispiel, vielleicht versteht Ihr mich dann besser :) Wenn ein christlicher Priester zu mir sagt, ich möge doch meinen Charakter perfektionieren, mein Wesen verbessern, und ich ihn frage, was ein perfekter Charakter sei, würde er mir wahrscheinlich eine einfache Antwort geben: "Lies doch die zehn Gebote! Dort steht alles." In diesem Fall ist es sekundär, ob ich seine Antwort akzeptiere. Wichtig ist folgendes:
1) Der Priester verwies mich auf den Weg der Perfektionierung;
2) er sagte mir auch, was die Perfektion bedeutet.

Eine solche Einstellung kann ich eher akzeptieren, als die Antwort: "Du sollst Deinen Charakter perfektionieren. Aber den perfekten Charakter gibt es nicht. Finde selbst heraus, was das sein soll."

Aber! Meine Meinung muß nicht die richtige sein. Jedem das Seine.

Gruß
Andreas

Jibaku
17-12-2003, 12:54
1) Der Priester verwies mich auf den Weg der Perfektionierung;
2) er sagte mir auch, was die Perfektion bedeutet.

Eine solche Einstellung kann ich eher akzeptieren, als die Antwort: "Du sollst Deinen Charakter perfektionieren. Aber den perfekten Charakter gibt es nicht. Finde selbst heraus, was das sein soll."
Andreas zeigt hier genau den Unterschied zwischen dem vorherrschenden Weg christlicher (Westlicher) und dem Buddhistischer Erkenntnisgewinnung auf.
In beiden Fällen ist es nicht ausschließlich so aber eine Tendenz lässt sich erkennen.
Die Christliche Auseinandersetzung mit Gott ist meistenteils ein Weg über intelektuelles Verstehen im Buddhismus ist es "erfahren" und letztlich der so genannte "Sprung in die Erkenntnis" welcher eben intelektuell nicht zu steuern ist.
Da der Do Gedanke in erheblichen maße aus der beeinflussung des Zen auf die japanischen Kriegskünste hervorgegangen ist, ist es nicht verwunderlich, daß auch dieser Erkenntnisweg gewählt wird.

Im übrigen denke ich nicht, daß das Ziel für einen Erkenntnisprozeß umfassend beschrieben sein muss, die meisten seriösen wissenschaftlichen Arbeiten kommen nach ganz westlichen Spielregeln ohne dies aus, denn das noch inhaltsleere Ziel füllt sich ja erst mit den Erkenntnissen die sich im laufe der Forschung gewinnen lassen.
Ebenso ist die nicht intelektuelle Erfahrung auch westlichen Wissenschaften nicht unbekannt, gerade in der psychologie, also der Wissenschaft die sich im weitesten Sinne mit dem Charakter beschäftigt, wird deutlich unterschieden zwischen Dingen die man zwar intelektuell versteht aber dennoch nicht umsetzt und den Erfahrungen die dannn eben erst zur tatsächlichen Verinnerlichung führen.
Gewalttäter die sehr wohl um ihr unmoralisches Verhalten wissen die aber oft erst durch Konfrontation mit Gewalt verinnerlichen z.B.

Was aber den "perfekten Charakter" angeht, so denke ich Budo wird überschätzt, Moral oder die Werte einer Gesellschaft, muss man intelektuell verstehen und für sich akzeptieren, dazu kann ein guter(Je nach dem ob man seine Werte als "gut" erachtet) Sensei beitragen (Genauso wie die Eltern, Freunde oder auch der Fußballtrainer), das hat aber nichts mit der Erkenntnisgewinnung durch "Wegtreue" zu tun.
Ich sehe die Eigenschaften zu denen Budo beitragen kannn (Fußball, Tennis oder jede andere Art von Beschäftigung mit Hingabe betrieben aber auch) eher nicht in den moralischen Ver und Gebotseigenschaften sondern in Bereichen wie Ausgeglichenheit, Ruhe, Beherrschung, Bemühen evtl noch Respekt.

Historisch sehe ich mich in dieser Annahme dadurch gestützt, daß es kaum einen Bereich des Buddhismus gab der so sehr und so bereitwillig für einen rassistischen, nationalistischen Eroberungskrieg zu missbrauchen war wie der Zen Buddhismus und die davon beeinflussten Budokünste.
Selbst die Nationalsozialisten schätzten Budo, Bushido und Zen weil sich bestimmte für einen Soldaten hervorragende Eigenschaften fördern ließen und das Wertegebilde darüber sich fast frei austauschen ließ.
Der noch Heute in Zenkreisen sehr geschätzte Eugen Herrigel z.B. war Nationalsozialist (Ein wie glühender oder nur Mitläufer, Zweckparteigänger ist umstritten) nach heutigem Maßstab wohl eine Contraindikation für einen perfekten Charakter.

Im übrigen CeKaVus Einwand des Sektenähnlichen Verhltens scheint mir nicht ganz von der Hand zu weisen zu sein.
Sicher nicht allgemein aber auf von Seiten deren die Do besonders betonen kommen solche Abschottungstendenzen und "Wer nicht glaubt, versteht nicht" Aussagen doch recht häufig.
Zumindest ist mir von dieser Seite Intoleranz schon deutlich öfter begegnet als von Sportkarateka in umgekehrter Richtung, denne war Do im schlimmsten fall Scheißegal zumindest nahmen sie für sich nie in Anspruch das einzig richtige zu tun und die einzigen zu sein, die karate, das Leben oder was auch immer verstanden haben.

CeKaVau
18-12-2003, 09:40
Hallo Mick,


1. Ich bin ganz und gar nicht aufgeregt. ;) , allerdings hast Du meine Fragen nicht beantwortet, Du weichst Ihnen aus. Daher Frage ich nochmal: Bist Du der Ansicht, die Formung des Charakters ist mit erreichen des Erwachsenenalters getan?

Ich hatte das gar nicht so richtig als Frage erkannt, aber wenn Du möchtest, dann soll es so sein.

Wenn ich richtig informiert bin - und davon gehe ich mal aus - gab es über Jahrhunderte Streit, was den Charakter eines Menschen prägt: Herkunft (heutzutage sagt man: Gene) oder Leben.
Die meisten sind heute wohl der Meinung, dass es eine Mischung aus beidem ist. Gewisse Anlagen werden in die Wiege gelegt. Sie werden dann im Laufe des Lebens (des Sammelns von Erfahrungen) verstärkt oder abgeschwächt.
Ob völlig neue Charakterzüge entstehen können, weiß ich nicht. Ich wüßte auch nicht, wie man so etwas nachprüfen sollte. Dazu müßte man ja ein Haufen Babys (oder Babies?) nehmen, deren Charakterzüge feststellen und 30 Jahre später nachprüfen, ob 'was völlig Neues entstanden ist.
Ich wüßte schon mal nicht, wie man die charakterlichen Eigenschaften eines Babies genau feststellen sollte.

Gehen wir davon aus, dass die Mischtheorie stimmt, verändern sich unsere Charaktereigenschaften im Laufe unseres Leben durch unsere gemachten Erfahrungen.
Beschäftigen wir uns mit etwas intensiv, wirkt es auf uns zurück - es verändert uns.

Das kann ein Lebensgefährte sein, die Arbeit, ein Unfall oder Karate oder eine sonstige Kampfkunst oder Sportart.

Werden wir zum Beispiel so richtig begeistert von Karate, steigern wir uns so richtig hinein, dann beschäftigen wir uns auch intensiv damit - sowohl im Training als auch außerhalb.
Das färbt natürlich ab. Will man im Karate 'was erreichen, muß man Fleiß, Mühe und Zeit investieren. Bleibt man längere Zeit dabei, "gewöhnt" sich mein Geist und Körper an diese Anforderungen. Er wird bereitwilliger Fleiß und Mühe "bereitstellen" - auch in anderen Situationen.

Mein Charakter hat sich also verändert.

Erwähnen sollte man auch, dass nicht nur Positives durch Karate (bleiben wir bei diesem Beispiel) gefördert wird. Häufig beobachtet man die Entwicklung einer gewissen Denkfaulheit, Verbohrtheit und Engstirnigkeit. Das äußert sich im bekannten "Mein-Meister-hat-immer-Recht-und-Dein-Meister-ist-sowieso-blöd"-Syndrom.
Den meisten von uns dürfte das gut bekannt sein.

Ich hoffe, ich habe Deine Frage nun beantwortet - ich weiß nur nicht warum. Ich denke doch, dass Dir all' das schon vorher bekannt war.
Auch ist mir der Zusammenhang zur Frage "Was ist ein perfekter Charakter?" nicht klar.


2. Wie Du selbst beschreibst, laufen Sektenmitglieder BEDINGUNGSLOS einer Leitfigur hinterher. Da besteht aber ein winzig kleiner Unterschied, ob ich willenlos einem Spinner hinterherrenne, oder ob ich mich von einem, ich nenne es mal Lehrer (und nicht "Leitfigur") z.B. in einer Kampfkunst unterrichten lasse. Dies tue ich aber nicht willenlos und schon gar nicht bedingungslos, sondern freiwillig, weil ich es so entschieden habe. Ich halte mich schon für recht willensstark, und kann meinen Willen, wenn es denn sein muß, schon durchsetzen.

Ich bin kein Sektenexperte - und froh darüber, aber eins ist mir schon klar: Die allermeisten treten ABSOLUT FREIWILLIG in eine Sekte ein. Die Ausmaße der geistigen Manipulationen innerhalb einer derartigen Organisation sind ihnen völlig fremd. Mit der Zeit erliegen sie dem einfach.
Die bedingungslose Identifkikation mit einer Leitfigur entsteht nicht über Nacht - sie entwickelt sich schleichend. Das macht Sekten so gefährlich.

Ich denke aber, dass Du auch das schon gewusst hast.


Im großen und ganzen bestimme ich über mich selbst.

Ich glaube, dass ist eine Illusion. Eine Vielzahl von Einflüssen stürmt täglich auf jeden von uns ein. Ein Großteil davon ist durch uns selbst nicht zu kontrollieren - damit haben wir auch kaum Kontrolle, was mit uns geschieht.
Wir können kaum bestimmen, was uns bestimmt.


3. Nicht der Ideale Charakter in Vollendung ist das Ziel. Nur der Weg und die Formung während des Weges. Und warum muß der Weg ein genauestens definiertes Ziel haben?

Richtig und Falsch.

Im Bergsteigen geht es darum, den Gipfel zu erreichen - das ist das Ziel. Die Faszination liegt aber NICHT darin, auf dem Gipfel zu stehen und für das Beweisfoto in die Kamera zu lächeln. Sie besteht darin, den Berg (und damit auch ein bißchen sich selbst) zu bezwingen.
Der Weg ist das Ziel - da hast Du recht. Aber der Gipfel ist trotzdem vorhanden und wohldefiniert - da hast Du unrecht.


Hat ein Pilger ein klar definiertes Ziel?

Das hat er allerdings. Ein Pilger ist ein Mensch auf Reisen - das kann körperlich oder geistig oder beides sein.
Meist ist es beides.

Durch den Weg den er beschreitet, versucht er etwas zu finden - meist wohl sich selbst. Ein zweifelsfrei vorhandenes und lohnendes Ziel.


... das Leben allerdings hat als Endziel nur den Tod..

Vielleicht ein wenig unglücklich definiert. Ich halte den Tod nicht für das Ziel des Lebens (außer vielleicht bei Profikillern). Er ist der Endpunkt, aber nicht das Ziel.

Die christliche Religion des Mittelalter sah das anders, gebe ich zu.

Für mich ist das Ziel des Lebens, ein möglichst gutes und erfülltes zu führen. Der Sinn des Lebens besteht im leben.


Ich halte denjenigen, der behauptet das Endziel, den "perfekten" Charakter jemals erreichen zu können, für arrogant.

Korrekt.


Ist denn nicht alleine das vorhaben, sein Leben lang seinen Charakter fortwährend zu verbessern, genug?

Das ist ja das Problem - was ist ein besserer Charakter. Das ist was ich frage, darauf soll die ganze Diskussion herauslaufen. DAS IST ES.

Will ich meine Charakter verbessern, muß ich zwangsläufig wissen, was einen besseren Charakter auszeichnet. Der perfekte Charakter existiert nicht, das ist uns allen klar und war nie Gegenstand der Diskussion, aber: Um zu wissen, in welche Richtung ich mich entwickeln soll, muss ich das Ziel kennen.

Wenn keiner von uns weiß, wie der perfekte Charakter aussieht, wäre doch zumindest theoretisch folgendes denkbar:
Der perfekte Charakter besteht darin, möglichst egoistisch, schlecht und faul zu sein. Dann würde alles, was uns freundlich und fleißig macht, uns davon wegführen.

Verstehst Du mich? Kennt man den "perfekten Charakter" nicht, kann man sich ihm auch nicht nähern, weil man gar nicht weiß in welche Richtung man sich entwickeln soll.

Noch einmal: Ich weiss, dass der "perfekte Charakter" nicht existiert. Ich habe das auch nie behauptet. Meine Frage ist und bleibt die gleiche und niemand hat sie bisher beantwortet:

Viele behaupten, Kampfkunst zu betreiben, um den Charakter zu perfektionieren. Nun dann, frage ich da, was ist der perfekte Charakter?
Ist das wirklich so schwer zu verstehen?


Ich setze mir das nicht als Ziel, weil ich weiß, das ich bis zu meinem Todestag an meinem Charakter, an meiner Lebensführung arbeite. Bis zur letzten Minute.

Ich halte das für vermessen. Wir sind junge Menschen - niemand von uns weiß, wie er sich im Angesicht des Todes verhalten wird.

Letztes Jahr war schwer für mich - ich hatte Krebs. So richtig los bin ich das immer noch nicht geworden, aber eins weiß ich genau: Vor der OP habe ich mir keinerlei Gedanken über meinen Charakter gemacht.
Ich denke, den meisten wird es ähnlich gehen.


4. Wieso muß ich einem Meister folgen, um meinen Charakter zu entwickeln?

Das habe ich nie behauptet - ich habe nur eine Meinung wiedergegeben, die während der Diskussion aufgetreten ist. Das hatte ich auch ausdrücklich dazu geschrieben.


Es ist nichts schlimmes daran, mal in sich zu gehen, und in sich zu hören.

Korrekt.

Ich muss wohl einsehen, dass meine Frage niemand beantworten kann - egal wie sehr behauptet wird - daran zu arbeiten. Schade - aber doch irgendwie deckt sich das mit meinen Erfahrungen. :(

Tschüssi
Ike

D_Invader
01-01-2004, 20:25
wie viele auch denke ich, dass es nicht "den perfekten Charakter" gibt. Aber das Streben nach dieser Perfektion muss erstmal "ausgelöst" werden. Wenn das geschehen ist, hört es nicht auf, man lernt dazu und kann schlüsse aus erfahrungen ziehen. es gibt keine vollendung, aber eine nahezu perfekte art und weise, sich solch einen charakter anzueignen, indem man eben danach strebt.

es wird niemals einen perfekten charakter geben, was aber auch nicht nötig ist. meistens reicht der wille, dieses zu erreichen, aus, und es wäre schön, wenn jeder mensch diesen willen hätte, denn dann wären wir ein riesiges stück weiter.