Das Faust-an-die-Hüfte-Zurückzieh-Problem [Archiv] - Kampfkunst-Board

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Vollständige Version anzeigen : Das Faust-an-die-Hüfte-Zurückzieh-Problem



Sebastian
19-12-2003, 08:14
Hi,

kennt ihr das auch...?

Ihr kommt aus einem sehr traditionellen Stil, trainiert diesen Stil weiterhin (z.B. Karate) und trainiert allerdings parallel einen "moderneren" Stil. Es gibt jetzt in dem modernen Stil einige Dinge, die unvereinbar sind mit Dingen aus dem traditionellen Stil.
Am Beispiel orientiert. Selbst wenn ich im Karate Kumite kämpfe, ist das ein Automatismus, der eben tausendemal vollzogen wurde, dass ich nach Setzen eines Trefferes mit der Faust, diese zumindest für einen Moment an die Hüfte zurückziehe.
Trainiere ich tagsdrauf Kickboxen oder Ähnliches merke ich immer wie ich unvorteilshaft die Faust auf gleiche Weise zurückziehe. Nachdem mir das aufgefallen ist, kann ichs zwar abstellen, aber zunächst denke ich da nicht weiter drüber nach und dieser Automatismus verleitet mich dazu.

Ich will jetzt keine Diskussion pro/contra traditioneller oder moderner Stil. Mir gehts eher darum ob Ihr es habt dauerhaft abstellen können und auf welche Weise. Habt ihr Euren traditionellen Stil aufgegeben oder könnt ihr weiterhin die Stile parallel betreiben und die unvereinbaren Dinge einfach so abstellen?

Gruß

Sebastian

roberto
19-12-2003, 09:03
@Sebastian

Hi,

ich habe bis zu meinem 15. Lebensjahr Shotokan Karate betrieben. Aufgrund "eischlägiger" Erfahrungen mit Boxern, hab ich diesen trad. Stil aufgegeben und bin zum Boxsport gewechselt. Ich hatte dieses Problem auch, es entsteht meiner Meinung nach aufgrund des Punktesystems. Beim modernen Sprotfechten istb das ähnlich, kaum wurde ein vermeintlicher Punkt erzielt, hören die Kontrahenten auf zu kämpfen und drehen sich z. T. noch zur Punktetafel um.

Solche Automatismen könne, glaube ich, nur durch den kompletten Wechsel zu einem anderen System abgestellt werden (oder man bleibt beim trad. karate und trainiert das Sparring mit Freunden unter anderen gesichtspunkten. Es ist ja keine Frage des systems, sondern der Auslegung des Kampfes: Regelwerk, Focus etc. ...). Es dauerte bei mir keine 2-3 Wochen und das Boxsparring hat mir das Zurückziehen der Faust abgewöhnt. Der Schlagfluss automatisierte sich schnell und seitdem habe ich das Problem nicht mehr.

Ciao

Roberto

soares
19-12-2003, 09:35
kenn ich auch das problem. hab ich erst in griff
gekriegt als ich das traditionelle system aufgegeben habe. hab mir ca 6 monate lang techniken "abtrainiert".

puja
19-12-2003, 09:41
Erstmal allgemein zum Thema "Faust-Zurückziehen". Nicht alle traditionellen Stile haben dieses Prinzip im KungFu z.B. sieht man zumindest in den meisten Stilen wenig solche Techniken, da beide Hände meist zusammen für eine Technik gebraucht werden.
Hatte am Anfang auch ein wenig das Problem, da ich früher fast 4 Jahre Teakwondo gemacht hab und da natürlich auch immer zurückgezogen wird. Aber zumindest bei mir ging das relativ schnell.
Es kommt aber immer auf die Person an, wie schnell sich diese umstellen kann und wie strickt die beiden Stile getrennt werden können. Wenn man komplett die KK wechselt gewöhnt man sich früher oder später um. Meistens klappt es bei den Leuten die jedoch beide KK/KS nebeneinander betreiben nie wirklich gut. Einer der beiden Stile leidet meist darunter. Meist der zuletzt begonnene. Aber wie gesagt, verallgemeinern lässt sich da nix.

@roberto: Ich denke man kann das nicht so gut mit Fechten vergleichen. Du musst bedenken, dass wenn du von einem echten Degen getroffen wirst, es sehr gut sein kann, dass der Kampf entschieden ist. Punktstop ist hier also nicht gerade unrealistisch. Bei KS/KK ohne Waffen dagegen ist Punktstop sehr fragwürdig. Besonders da es ja auch Strategien gibt, die nach dem Prinzip vorgehen: "Ich kassier einen, dafür stehst du danach nicht mehr" ;)

Grüße,

Puja

roberto
19-12-2003, 09:47
@puja

Stimmt zum Teil, nach einem Stoß mit einer Stichwaffe kann es zu ende sein ... muss aber nicht! Was ich meine ist nur, dass die Angewohnheit nach einem Treffer weiterzuschlagen (ob jetzt mit Faust oder Waffe), keine schlechte Angewohnheit ist. Man ist damit eher auf der sicheren Seite.

Das mit den trad. Stilen stimmt natürlich. Sehr viele ziehen die Faust nicht zurück!

Ciao

Roberto

Michael1
19-12-2003, 11:11
Ich ziehe die Faust nur beim Kihon zur Hüfte zurück. Habe aber auch Leute im Verein die das anders machen. Da wird dann natürlich gnadenlos falsch eingeschliffen....

Sir Lothar
19-12-2003, 11:28
Hallo !
Kann mir mal einer sagen, was es überhaupt für einen Sinn haben soll die Faust zurückzuziehen ? Da steht man doch völlig offen da, oder wie ?


mfg Lodda

Sebastian
19-12-2003, 11:30
@Lodda: Such mal mit der Suchfunktion. Das hatten wir mehrfach. In dem Thread würde ich das ungern nochmal debattieren.

Grüße

Sebastian

holyshit
19-12-2003, 11:37
Man glaubt es kaum, aber ich komme ursprünglich vom Karate.
Bei den Kämpfen war doch meist mit einer Technik der Angriff vorbei.
mein Motto war: Kampfrichter sind zwar öfter blind, aber selten taub. So wurde denn nach einer Technik theatralisch in Sieger Pose verhart und seltsam verzückt geschrieen(Ich glaube man hatte die Vorstellung, daß das so ein bisschen Samuraimäßig rüberkommen würde :D ), und dabei tat man so als wäre einem die Faust gerade erst aus der Hüfte gewachsen(Staun).
Damit konnte man schon manchen Schiedsrichter beeindrucken, der fragte sich zwar was überhaupt großartiges passiert war, aber es mußte eine wunderbare Technik gewesen sein, die da solch Entzücken beim Kämpfer verursacht hatte. Obwohl wir im Training eigentlich nur Serien trainiert haben wurde das fast nie gemacht
Besonders gerne wurde Gyaku Tsuki als Konter gesehen und der wurde ohne irgendeine Deckung reingezogen, wenn man Glück hatte wurde sogar der Gegner disqualifiziert. Ich habe fünf(!) gebrochene Nasen bei meinen Gegnern gezählt.
Beim Boxen und beim Thaiboxen hatte ich enorme Probleme mit der Deckung(habe ich immer noch) und diesem Ein-Technik-Gekämpfe.
Hauptsächlich tritt dieses Problem unter Konditionsmangel und beim Schlagabtausch auf

@Sebastian
Komm zu uns wir gewöhnen Dirs ab :D

Armbar
19-12-2003, 13:46
HOHOHO,
der holyshit bringst auf den punkt er hat
immer noch probleme mit der Dekung :D
Und lass es dir besser nicht von ihm abgewöhnen
der will dich nur verprügeln seb :p ich weiss
es aus Erfahrung und prügeln kann er.
Du hast ja bestimmt gelesen 5 nasen hat er seinen
gegnern gebrochen diese maschine. :D

Mit dem höchsten :respekt:
(und nem lächeln im gesicht) Armbar

holyshit
19-12-2003, 16:01
@Armleuchter
Wer schlechtes denkt ist selber schlecht :p
Ich bin ein hilfsbereiter lieber Kerl

joksuto
19-12-2003, 18:40
Das problem mit dem zurückziehen der Faust habe ich mier mit boxen abgewöhnt,im ITF-Tk-d wirt das aber auch nur im Formen bereich praktiziert im Freikampf wirt im Conti.sparing gekämpft und deshalb ist es einfacher sich das abzugewöhnen.Du solltes einfach mit dem boxen anfangen,es ist aber nicht einfach beide systeme unter einen hut zu bringen,da der wettkampf sehr verschieden ist.

DieKlette
19-12-2003, 18:41
Woran das liegt ? Tja, der Fehler beginnt dort wenn man meint Karate verportlichen zu wollen mit völlig irrealen Regeln. Kumite Wettkämpfe sind Sport und haben mit der Realität soviel zu tun wie ein Drogenrausch mit voller Wahrnehmung. Der Sport ansich steht ohne Wertung da. Seine Berechtigung als Sport zu existieren ist völlig in Ordnung. Aber mit Karate hat das nicht viel zu tun. Der Oi Zuki wir im Karate zwar grundschulmäßig geübt aber im freien Sparring niemals so verwendet. Jetzt könnten man sich fragen warum diese überhaupt so geübt wird.
Der Karateschlag als solcher ist ein Schlag mit optimaler Kraftübertragung. Kurz gesagt in diesem stecken viele technische Prinzipien an denen man Kraft physikalisch veranschaulicht. Das heißt nicht, dass dieser so angewendet wird sondern, dass er als Beispiel der möglichen Kräfte dient die man einsetzten kann. Da man in der Realität meist keine optimale Kraftübertragung hat und die Deckung wichtiger ist bzw. man nicht in allen Positionen alle Prinzipien anwenden kann wird das nicht so nicht so praktiziert. Jemand der etwas anderes erzählt hat nur Wettkampfbilder im Kopf. Kurz gesagt, Grundschule und Anwendung sollte man trennen können.
Und ehrlich gesagt, es ist kein großes Problem. Und ich kann nicht verstehen warum aus einer Mücke immer ein riesen Elefant gemacht wird.

Einen freundlichen Gruss

Julian

Sebastian
19-12-2003, 19:24
Kurz gesagt, Grundschule und Anwendung sollte man trennen können.
Hallo Julian,

ich dachte bisher nicht, dass das Zurückziehen der Faust einzig Grundschultechnik ist. Jedenfalls machen wir es in Grundschule, Kihon, Kata, Kumite, Bunkai, SV whatever so. Alles andere ist für meinen Sensei dann kein Karate mehr und Ende.
Und da beginnt einfach das Problem diesen Automatismus anderweitig fallenzulassen. Sicherlich passiert mir das nicht während eines SV-Momentes oder auch nicht im Sparring, solange ich nicht wirklich "ippon"mäßig treffe. Grundsätzlich kann ich das schon unterdrücken. Manchmal jedoch wiegesagt ist es wieder da. Meist beim Techniktraining. Jab-Cross-Jab und es passiert das die Faust nach unten an die Hüfte wandert :rolleyes: :cool:

Grüße

Sebastian

DieKlette
19-12-2003, 19:59
Nur zur Info, jeder Boxer macht eine leichte Gegenbewegung bei einem Cross und zieht die Deckungshand auch oft vom Kinn weg während eines Schlages. Ergo ist dies eine völlig natürliche Bewegung.
Wenn dein Sensei Dir allerdings sagt, dass das generell kein Karate mehr wäre die Deckungshand stehen zu lassen so zeigt dies eine Wissenslücke. Alles andere wäre Schönrederei. Es ist schlichtweg falsch.