Studie Kampfkunst und Pädagogik [Archiv] - Kampfkunst-Board

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El_Tio
09-06-2011, 09:32
Hallo liebe Kampfkunstgemeinde,

im Rahmen meines Studiums der Bildungswissenschaften wollen meine Projektgruppe und ich anhand eines praktischen Beispiels untersuchen, inwieweit eine Kampfkunst für Kinder eine Art Erziehung und/oder Wertevermittlung (Selbstbeherrschung, Disziplin, soziale Kompetenz, etc.) darstellen kann.

Hier wäre es natürlich von Vorteil, wenn man die eine oder andere Studie, welche in die Richtung geht bzw. grundlegende Literatur zu dieser Thematik hätte, um die eigene These zu unterstützen.

Aus diesem Grund wollte ich hier gerne fragen, ob jemand etwas, was zu diesem Thema passt kennt und mir gegebenenfalls nenne könnte?

Darüber wäre ich sehr dankbar!

Beste Grüße

Sojobo
09-06-2011, 09:45
Hallo,

das einzige Buch, das ich dazu gelesen und im Schrank stehen habe, ist der Sammelband:

Jörg-Michael Wolters, Albert Fußmann (Hg.): Budo-Pädagogik. Kampfkunst in Erziehung, Therapie und Coaching, Augsburg 2008.

Besonders ertragreich finde ich die Aufsätze darin nicht, und, wie aus einem Thread in diesem Forum zu ersehen ist, ist das Konzept der Budo-Pädagogik auch nicht ganz unumstritten. Aber es lässt sich sicherlich trotzdem als ein Grundlagenbuch in diesem Gebiet verstehen. Steht auch mittlerweile in jeder UB.

jo_o
09-06-2011, 11:59
nur mal zur nachfrage, wie wollt ihr das machen?

irgendwie theoretisch?

gespräche mit den trainern?

empirisch durch beobachtung/videoanalyse?

auch wenn deine nachfrage jetzt sehr global ist ("Erziehung und/oder Wertevermittlung") halte ich unterthematiken dieser frage zwar für berechtigt, frage mich aber stark, wie ihr das untersuchen wollt, ohne Allgemeinplätze(*) zu produzieren. Das ruft m.E. sehr stark nach Empirie, indem ihr etwa 2 Trainingsstunden Abfilmt und dann ermittelt, welche Ziele/Kompetenzen in den einzelnen Sequenzen gefördert werden.

Ich selbst bin momentan nebenbei mit einem Essay zum Thema " Didaktik in meinem Stil vs. Konstruktivistische Didaktik" beschäftigt, aber das geht ja doch sehr deutlich in eine andere Richtung.

-jo

(*) KK steht immer im Verdacht, Disziplin/Durchhaltewillen zu fördern. Wenn man dann man nachfragt, wie das gehen soll kommt meistens sowas wie: ja, durch seine Formen /ds ganze Training muss man sich halt so durchquälen.
Na bravo. Man muss sich auch durch diverse Arbeitsblätter in der Schule durchquälen, aber kaum ein Lehrer würde da als Ziel benennen, dass Disziplin gefördert wird...

UltimativG
09-06-2011, 12:08
Hallo El Tio

ich studiere selber Erziehungswissenschaften in Köln, wenn ich mich an euer Studie beteiligen und helfen kann dann meld dich geren bei mir...

Gruß Ulti

UltimativG
09-06-2011, 12:30
Thorsten Hennecke: Auswirkung von Kampfsport auf die Gewaltbereitschaft

Jörg-Michael Wolters: Budo-Pädagogik

KARATE UND JUDO - JAPANISCHE SPORTARTEN IM RAHMEN DES SCHULSPORTS AN BERUFSBILDENDEN SCHULEN
von M. Bognar

Schau mal auch in Datenbanken nach

"Das friedfertige Wesen"

Suche im SportPilot v2 (http://zb-sport.dshs-koeln.de/cgi-bin/esport.pl?key=f13827051dc284b70ed407ae273ff931&Quelle=%22Datenbank%20Spolit%22&markiere=budo%20p%C3%A4dagogik&nr=2)



Judounterricht mit Behinderten
Janko, Wolfgang, 1986


Sport als erziehungstherapeutisches Mittel für verhaltensauffällige Kinder und Jugendliche
Bonfranchi, Riccardo, 1980

califax
09-06-2011, 12:31
Man muss sich auch durch diverse Arbeitsblätter in der Schule durchquälen, aber kaum ein Lehrer würde da als Ziel benennen, dass Disziplin gefördert wird...

Dann taugen die Lehrer nichts. In der Schule lernt man vor allem Lernen: Disziplin, Klappe halten, Lesen, Notizen machen, Zuhören, Stoff aneignen und wiedergeben.

UltimativG
09-06-2011, 12:49
Schule ist nicht gleich Schule aber was in die Kinder und jugendlichen in vielen Schulen lernen ist zu Spicken, zu wiederholen und immer spezifische Probleme zu lösen.
So hat die OECD die deutschen Schulen ritisiert das die Schülerinne und Schüler auf spezielle Fragestellungen antworten können, aber nicht lernen ihr Wissen übergreifend anzuwenden.

jo_o
09-06-2011, 13:22
Dann taugen die Lehrer nichts. In der Schule lernt man vor allem Lernen: Disziplin, Klappe halten, Lesen, Notizen machen, Zuhören, Stoff aneignen und wiedergeben.

Prinzipiell würde ich dir da zustimmen, so ist das leider oft. (*)

Was ich meine: Wenn ein Lehrer einen Unterricht plant vielleicht für einen Unterrichtsbesuch, und er erklärt, was man man bei so einem Arbeitsblatt alles lernt, würde er vermutlich oft sowas angeben. "Fachliches Ziel A, Fachliches Ziel B, selbstständiges Arbeiten. Aber eben nicht "Disziplin".

aber jetzt wieder back to topic :-§


(*) böses off topic


Ich weiß, daß die Güte unserer Schulen oft bezweifelt wird. Ihr großartiges Prinzip wird nicht erkannt oder nicht gewürdigt. Es besteht darin, den jungen Menschen sofort, im zartesten Alter in die Welt, wie sie ist, einzuführen. Er wird ohne Umschweife und ohne daß ihm viel gesagt wird, in einen schmutzigen Tümpel geworfen: Schwimm oder schluck Schlamm!

(...)

Der Schüler lernt alles, was nötig ist, um im Leben vorwärts zu kommen. Es ist dasselbe, was nötig ist, um in der Schule vorwärts zu kommen. Es handelt sich um Unterschleif, Vortäuschung von Kenntnissen, Fähigkeit, sich ungestraft zu rächen, schnelle Aneignung von Gemeinplätzen, Schmeichelei, Unterwürfigkeit, Bereitschaft, seinesgleichen an die Höherstehenden zu verraten usw. usw.

AndyLee
09-06-2011, 20:15
Hallo liebe Kampfkunstgemeinde,

im Rahmen meines Studiums der Bildungswissenschaften wollen meine Projektgruppe und ich anhand eines praktischen Beispiels untersuchen, inwieweit eine Kampfkunst für Kinder eine Art Erziehung und/oder Wertevermittlung (Selbstbeherrschung, Disziplin, soziale Kompetenz, etc.) darstellen kann.

Hier wäre es natürlich von Vorteil, wenn man die eine oder andere Studie, welche in die Richtung geht bzw. grundlegende Literatur zu dieser Thematik hätte, um die eigene These zu unterstützen.

Aus diesem Grund wollte ich hier gerne fragen, ob jemand etwas, was zu diesem Thema passt kennt und mir gegebenenfalls nenne könnte?

Darüber wäre ich sehr dankbar!

Beste Grüße

Die einzige Literatur, die ich kenne, handelt von Gewaltprävention und Therapie im Bezug auf die Kampfkunst. Ein Buch über Erziehung und Kampfkunst wäre mir neu.

Ich glaube, da habt ihr noch einen guten Weg vor euch. Die Fragestellung wäre ja, ob Kampfkunst überhaupt eine Schnittmenge mit den erzieherischen Konzepten der westlichen Welt hat.

Da es einerseits nicht "die Kampfkunst" andererseits auch nicht "die Erziehung" gibt, müsstet ihr zunächst erst einmal genau definieren, auf welche Form der Kampfkunst ihr euch bezieht (z. B. Judo, Boxen, Aikido) und auf was für eine Erziehungsform (z. B. sozial-integrativ, Erziehung rudimentär in Form von "Führen"). Sehr wahrscheinlich sogar wäre schon die Benennung einer einzelnen Kampfkunst zu abstrakt, da müsst ihr evtl. noch mehr in die Tiefe gehen, um an wirklich konkrete Informationen zu kommen. Zuletzt müsstet ihr dann noch eingrenzen, für welche Zielgruppe die gestellt These (welche eigentlich?) gilt und was genau diese Altersstufe von ihrer Entwicklung her ausmacht.

Dann wäre ein 2. Schritt, diese Schnittmengen zwischen Kampfkunst und Erziehung genau zu benennen und zu begründen, was genau der erzieherische Effekt ist und wodurch dieser entsteht. Wissenschaftlich müsstet ihr diesen Erziehungseffekt belegen, vor allem dessen nachhaltige Wirkung - sonst wäre es ja keine Erziehung. Etwas für einen Tag oder eine Woche oder einen Monat zu verändern, ist m. E. ziemlich einfach. Nachhaltigkeit bedeutet, das Klientel durch eine erzieherische Maßnahme zu einem sozial vorteilhafterem Verhalten zu bewegen.

In einem 3. Schritt wäre hierbei die Rolle des Trainers zu untersuchen. Welche Methoden setzt er ein, um was zu erreichen mit welchem Effekt.

Letztlich müsste man in einer eigenen Stellungnahme auseinander dividieren, welchen Anteil am Erziehungseffekt (wenn er dann bewiesen ist) die Kampfkunst an sich hat und wie hoch der Anteil des Trainers dabei ist. Wenn deine These tatsächlich die sein sollte, dass eine KAMPFKUNST per se einen erzieherischen Wert hat, wäre der Trainer - der Logik nach - austauschbar.

Ich hoffe, ich konnte dir mit diesen Gedanken etwas weiterhelfen. ;)

Helmut Gensler
11-06-2011, 20:15
Prof. Ernst Kiphard hat da einiges in den 70er geschrieben.

Ich mache zwar unser K-I-S-I im Unterricht, kann aber sicher keine "wissenschaftlich haltbare" Fakten liefern, wie weit das erzieherisch effektiv nachweisbar ist. Insoweit ist eine Präzisierung euerer Grundfrage notwendig.

Helmut Gensler
18-06-2011, 13:49
In Bayreuth fand ein Symposium statt.
Schau da mal nach, die haben Infos.
Dr. Peter Kuhn als Ansprechpartner.

Sven K.
18-06-2011, 17:12
Dr. Peter Kuhn ist ist sehr "rührig" in dem Bereich.
Ich hatte an anderer Stelle schon auf ihn verwiesen.

Peter Kuhn (Purzelbaumprofessor) (http://www.purzelbaumprofessor.de/)
Forschungsprojekt "Why Martial Arts" - PD Dr. Peter Kuhn - Universität Bayreuth (http://www.whymartialarts.com/html/idee.html)
Was Kinder bewegt - Das Forschungsprogramm zu Wünschen und Vorstellungen von Kindern über Bewegung, Spiel und Sport in der Schule - Dr. Peter Kuhn - Universität Bayreuth (http://www.waskinderbewegt.de/)

Der kann da sicher weiterhelfen.

feuerspeienderdrache
09-07-2011, 09:09
einfach mal beim Berufsverband der Budopädagogen nachfragen, die sollten auch den ein oder anderen Hinweis zu diesem Thema bereithalten
I F B P (http://www.budo-paedagogik.de/)
http://http://www.bvbp.org/bvbp-frames.html (http://www.bvbp.org/bvbp-frames.html)

Helmut Gensler
09-07-2011, 15:28
na ja, über Hern Dr. Wolters wurde hier ja schon genug geschrieben.
Das entsprechende Buch gibt auch nicht so viel Pädagogisches her.

Shingaku
10-07-2011, 05:16
Scheinbar wurde noch nicht genug geschrieben oder es liest sich nicht so schön.:D

Helmut Gensler
10-07-2011, 10:26
ich habe es so erlebt:
Dr. Kuhn gibt Infos sofort und kostenlos weiter, Herr Dr. Wolters....

Sojobo
10-07-2011, 14:20
ich habe es so erlebt:
Dr. Kuhn gibt Infos sofort und kostenlos weiter, Herr Dr. Wolters....

Hast Du Herrn Wolters gefragt und er wollte wirklich Geld für Informationen? Ich hatte dir ja mal das Budo-Pädagogik-Buch empfohlen. Wenn ich das so lese, tut mir das schon leid.

Helmut Gensler
10-07-2011, 19:24
nein, so ist das nicht zu verstehen.
Ich gebe Infos sofort und unentgeldlich ab. Auch von Herrn Dr. Kuhn habe ich umgehend ein mail mit Infos bekommen.
bei den Budopädagogen kostet es anscheinend immer Geld, um etwas genaueres zu bekommen. Denn auf "normale" Anfragen war da bisher immer Funkstille.
Das Buch war schon interessant für mich. Denn wirklich große neue didaktische Ideen für Menschen mit körperlichen Handicaps waren da überhaupt nicht zu finden.

Duslin
21-05-2012, 11:12
Als Pädagoge kann ich dir sagen,dass die üblichen Kompetenzen ähnlich wie bei anderen Sportarten vermittelt werden.
Wenn du dich auf Kampfkunst direkt beziehen willst würde ich einen konzeptiellen Wirkungsvergleich der Übungen machen und nach Studien schauen :-)

AndyLee
22-05-2012, 15:05
Als Pädagoge kann ich dir sagen,...

Nur, dass wir von ein und derselben Sache reden:
Was für ein "Pädagoge" bist Du bzw. was hast du studiert? Meines Erachtens wird der Begriff heutzutage einfach zu inflationär benutzt

Huk82
22-05-2012, 19:57
Schaut euch mal in der Literatur nach Ringen und Raufen um da gibt es einiges zu. Müsst dann selbst entscheiden ob es passt oder nicht.
In NRW gibt es eine PDF Lehrerfortbildung Kämpfen im Sportunterricht.

In der Sonderpädagogig Bereich emotionale und soziale Entwicklung könnte auch noch was zu finden sein, habe nur gerade keinen genaueren Ideen wo.

Viel Spaß

Sojobo
22-05-2012, 21:11
In Bayreuth fand ein Symposium statt.
Schau da mal nach, die haben Infos.
Dr. Peter Kuhn als Ansprechpartner.

Ich vermute, du meintest das Symposium, aus der dieser Tagungsband (http://www.feldhausverlag.de/osc/catalog/product_info.php?products_id=2980&osCsid=e7c782ad40e488c14cb1a69d8e7e4f51) entstanden ist.
Ich hab den Band. In der Tat gibt es hier ein paar interessante Ansätze zum Bereich Pädagogik und Kampfkunst, wenn auch nichts bahnbrechendes:


Pädagogische Zugänge

STEFAN KÄSER & ARWED MARQUARDT
Boxe Éducative – Leichtkontaktboxen: „Sensibel werden“ 115

UWE MOSEBACH
Vergleichende Betrachtungen zu einigen Kampfformen und deren
Auswirkungen auf den Schulsport 123

THOMAS LEFFLER
Kämpfen im Sportunterricht 129

SEBASTIAN LIEBL
Macht Judo Kinder stark? 139

CORNELIA RIEDER, SANDRA KALTNER, KATHARINA DAHMEN-ZIMMER &
PETRA JANSEN
Veränderung von Gewaltbereitschaft, Selbstbewusstsein und
Empathiefähigkeit bei Kindern durch DKV-Karatetraining 151

MATTHIAS HUBER & MARIJA SKLIZOVIĆ
„Nicht Mit Mir“ Schütz dich vor Gewalt! – Ein Projekt des Deutschen
Ju-Jutsu-Verbandes e.V. 157

CHRISTOPH RITZ
Socius Projekt: Für eine gewaltfreie Stadt Würzburg 167

OLAF ZAJONC
Bedingungen des Kämpfens als Mittel zur Gewaltprävention 175


Nur, dass wir von ein und derselben Sache reden:
Was für ein "Pädagoge" bist Du bzw. was hast du studiert? Meines Erachtens wird der Begriff heutzutage einfach zu inflationär benutzt

Ein Pädagoge ist jeder, der sich mit Erziehung und Bildung in Theorie und Praxis professionell auseinandersetzt. Dazu muss man nicht studiert haben.
In Duslins Profil steht "Erzieher i.d. stationären Jugendhilfe".

Sven K.
23-05-2012, 17:22
...

Ein Pädagoge ist jeder, der sich mit Erziehung und Bildung in Theorie und Praxis professionell auseinandersetzt. Dazu muss man nicht studiert haben.
In Duslins Profil steht "Erzieher i.d. stationären Jugendhilfe".

Och menno. Das gibt doch nur wieder Mecker. :ups:




;)

AndyLee
23-05-2012, 17:48
Ein Pädagoge ist jeder, der sich mit Erziehung und Bildung in Theorie und Praxis professionell auseinandersetzt. Dazu muss man nicht studiert haben.
In Duslins Profil steht "Erzieher i.d. stationären Jugendhilfe".


Ich bin ab jetzt Informatiker. Dafür muss man ja nicht studieren, sondern sich in Theorie und Praxis professionell damit auseinandergesetzt haben... und so verdiene ich natürlich in der freien Wirtschaft auch mehr Kohle...

Danke nochmal für den Tipp, dass Ausbildung und Studium überhaupt nicht wichtig sind, dass macht sicher so manchen Arbeitssuchenden ohne Schulabschluss sehr viel Hoffnung... ;)

Sojobo
23-05-2012, 18:32
Da ich selbst kurz vor dem M.Ed. stehe, behaupte ich nicht, dass es egal ist, ob Studium oder Ausbildung. Habe ich auch nirgendwo geschrieben.
Aber das Wort "Pädagoge" ist an sich einfach in der deutschen Sprache nicht so eng gefasst, dass nur Erziehungswissenschaftler sich so nennen dürfen. Das ist ähnlich dem Begriff "Autor".

AndyLee
23-05-2012, 19:02
Da ich selbst kurz vor dem M.Ed. stehe, behaupte ich nicht, dass es egal ist, ob Studium oder Ausbildung. Habe ich auch nirgendwo geschrieben.
Aber das Wort "Pädagoge" ist an sich einfach in der deutschen Sprache nicht so eng gefasst, dass nur Erziehungswissenschaftler sich so nennen dürfen. Das ist ähnlich dem Begriff "Autor".
Das habe ich wohl verstanden.

Ich habe mich eben - beim Lesen deines Postings - nur spontan gefragt, ob dass "Engfassen in die deutsche Sprache" nicht auch andere Bereiche/Begriff/Berufe umfasst und - viel wichtiger - wohin man den Blick bei derartigen Diskussionen wenden soll/muss: Zum "allgemeinen Sprachgebrauch" oder hin zugunsten der realen Qualifikation von Jemanden... oder ist es letztlich egal..?

Oder muss ich damit rechnen, wenn ich einen Maler zu mir nach Hause bestelle, dass der mir Strichmännchen an die Wand malt, weil ein Maler in der deutschen Sprache ja auch nicht so eng gefasst ist und so selbst ein Kind zum "Maler" wird...komisch, wie man so alles zerquatschen kann, wenn man nicht so genau hinschaut...oder?

Duslin
23-05-2012, 21:20
Bin Erzieher und darf Ausbildungstechnisch behaupten wesentlich anwendungsorientierter ausgebildet worden zu sein ( 3 jahre Praktika)
Aber ist eigentlich in dem Topic egal ;-)
Was natürlich auch ginge,wenn man eine Elternbefragung bei verschiedenen Vereinen und Kindergärten/Grundschule durchführt. Das ganze kann man dann in den theoretischen Bezug setzen mit dem man arbeitet oder eventuelle Vergleichsstudien (evtl international?) anführen. Nur so als Ansatz :-)

Sojobo
23-05-2012, 22:09
Das habe ich wohl verstanden.

Ich habe mich eben - beim Lesen deines Postings - nur spontan gefragt, ob dass "Engfassen in die deutsche Sprache" nicht auch andere Bereiche/Begriff/Berufe umfasst und - viel wichtiger - wohin man den Blick bei derartigen Diskussionen wenden soll/muss: Zum "allgemeinen Sprachgebrauch" oder hin zugunsten der realen Qualifikation von Jemanden... oder ist es letztlich egal..?

Oder muss ich damit rechnen, wenn ich einen Maler zu mir nach Hause bestelle, dass der mir Strichmännchen an die Wand malt, weil ein Maler in der deutschen Sprache ja auch nicht so eng gefasst ist und so selbst ein Kind zum "Maler" wird...komisch, wie man so alles zerquatschen kann, wenn man nicht so genau hinschaut...oder?

Das sind alles mehr oder weniger weit gefasste Sammelbegriffe. Wer ist denn z.B. alles ein Lehrer? Da fallen die unterschiedlichsten akademischen und nicht-akademischen Berufe drunter. Empfindest du das Wort deshalb auch als inflationär in seiner Nutzung? Man muss es natürlich spezifizieren: Realschullehrer, Gymnasiallehrer, Fahrschullehrer, Karatelehrer, Mülltonnenleerer :D et cetera.
Und der Pädagoge ist halt noch weiter gefasst. Lehrer, Kindergärtner, Erziehungswissenschaftler... fällt alles darunter. Sehe das Problem nicht, so lange ein ausgebildeter Erzieher sich nicht Diplom-Sozialpädagoge nennt, oder umgekehrt. Die Spezifizierung der genauen Berufsbezeichnung gibt doch ganz klar die Unterschiede an.

Duslin
24-05-2012, 13:01
Jupp...bin sowieso der Meinung,dass die Studierten überbewertet werden...;-)

is allerdings meine persönliche Meinung gebildet aus Erfahrungswerten ^^

Helmut Gensler
24-05-2012, 22:04
die Frage war doch inwieweit eine Kampfkunst für Kinder eine Art Erziehung und/oder Wertevermittlung (Selbstbeherrschung, Disziplin, soziale Kompetenz, etc und nicht die Wortstreiterei zu Pädagogen.
MIt welchen Mittel soll da was gemessen/ nachgewiesen werden?
Auf welche Grundlagen baut das auf?
.. wenn ich von Montessori ausgehen habe ich andere Vorgehensweisen als wenn ich Bob Zaslow, Tausch-Tausch oder Pestalozzi nehme. (alle herrlich weit auseinander liegend, nicht wahr?)

AndyLee
25-05-2012, 15:31
Das sind alles mehr oder weniger weit gefasste Sammelbegriffe. Wer ist denn z.B. alles ein Lehrer? Da fallen die unterschiedlichsten akademischen und nicht-akademischen Berufe drunter. Empfindest du das Wort deshalb auch als inflationär in seiner Nutzung? Man muss es natürlich spezifizieren: Realschullehrer, Gymnasiallehrer, Fahrschullehrer, Karatelehrer, Mülltonnenleerer :D et cetera.
Und der Pädagoge ist halt noch weiter gefasst. Lehrer, Kindergärtner, Erziehungswissenschaftler... fällt alles darunter. Sehe das Problem nicht, so lange ein ausgebildeter Erzieher sich nicht Diplom-Sozialpädagoge nennt, oder umgekehrt. Die Spezifizierung der genauen Berufsbezeichnung gibt doch ganz klar die Unterschiede an.

Ich gebe dir nur eine Rückmeldung bezüglich Fachlichkeiten und deren Benennung. Ich wollte dir ebenfalls mitteilen, dass ich grundsätzlich genau hinschaue, für mich ein Maler ein Maler, ein Lehrer eine Lehrer und ein Pädagoge ein Pädagoge ist. Somit ist es für mich Fachlichkeit eine klar definierte Sache: Wenn ein Trainer kein Pädagoge ist, ist er kein Pädagoge, kann es sich natürlich anquatschen und findet dann auch nur Gehör bei denjenigen, die sich ebenfalls Dinge anquatschen, die sie denken sein zu wollen, faktisch aber nicht sind.

Eigentlich ziemlich einfach: Man ist das, was man studiert hat oder worin man eine Ausbildung macht - dafür eben sind Qualifikationen gedacht, im Gegensatz zu Crashkursen und einer - wie hier im Forum immer wieder zu sehen ist - Anmaßung an Titel und Kompetenz.

Vielleicht auch keiner weiteren Diskussion wert - aber wert genug, noch einmal im Kontext des Themas klar gestellt zu werden. ;)

Duslin
25-05-2012, 17:32
Kann nur durch Studien nachgewiesen werden^^...wie oben schon beantwortet ;)

Wobei man bei den verschiedenen Pädagogikrichtungen immer noch den Schwerpunkt beachten muss....sprich ganzheitliches Lernen, Lerne es selbst zu tun usw...

Lutwolf
26-05-2012, 22:39
Schönes Thema, haben dazu auch eine BA mit Studie (in unseren Bereichen) hier zu liegen... Eines unserer Probleme war, dass sehr viel der ohnehin recht spärlichen spezifischen Literatur in den Bereich Integration (Verhaltensauffällige, Gehandicapte, Zugereiste...) fällt und das "normale" Training in seinen Aspekten kaum aufgreift. Außerdem geht es meist in den Bereich "deutsches" Judô/Karate, so dass beispielsweise traditionellere Trainingsformen kaum angeleuchtet werden. (Es ist dabei interessant, wie viele Eltern sich "typisches chinesisches Festlandtraining" wünschen, dann aber erschrocken und schockiert sind, wie das dann aussieht und was es mit den Kindern macht - daher dürfte jegliches Training in Deutschland stark europäisiert worden sein...)

Die Studie selbst bestand aus Fragebögen an Eltern, aber auch Interviews und Videoauswertungen wären denkbar (wobei das Ganze wegen Repräsentativität quantitativ recht groß angelegt sein muss, was in Unmengen von Arbeit ausartet - es sei denn man hat seine Hilfskräfte ^^). Auswertung etc. verstehen sich dabei von selbst.

Vielleicht finde ich noch etwas Hilfreiches, bis dahin auch allein viel Spaß und Erfolg.

Gruß - ICH

Duslin
26-05-2012, 23:08
Müsste aber normalerweise zulässig sein, das ganze als Transfer zu machen oder?
Sprich man nimmt die Ziele von Fußball und gleicht sie mit den Zielen bei einer KK ab^^
(nur so als Beispiel^^ )

wiesenwurz
26-05-2012, 23:29
Ein Pädagoge ist jeder, der sich mit Erziehung und Bildung in Theorie und Praxis professionell auseinandersetzt. Dazu muss man nicht studiert haben.
In Duslins Profil steht "Erzieher i.d. stationären Jugendhilfe".


Finde ich im Prinzip richtig, dennoch problematisch. Wenn derjenige sich wirklich gut damit auseinandergesetzt hat wäre das ja an sich kein Problem. Aber woher weiß man das? Nicht jeder sollte sich Pädagoge nennen dürfen und das gilt theoretisch auch für studierte Pädagogen. Nur hat man bei letzteren einfach eine höhere Wahrscheinlichkeit, dass sie sich fundierter mit dem Thema auseinander gesetzt haben.

Duslin
27-05-2012, 00:21
Gilt der Abschluss einer Fachakademie als Studium?^^
Naja...das fundierte Auseinandersetzen stimmt nur teilweise. Soweit ich weiß (Meine Mutter ist Heilpädagogin) ist es bei den Studiengängen an FH/Uni so, dass immer nur primär für das Aufgabengebiet ausgebildet wird, also z.B. Heilpäds --> Diagnostik, Gesprächsführung, Sozpäds --> Kommunikation, Verwaltungssachen, Rechtsdinge,

Kann aber sein, dass ich dahingehend einfach nur falsch informiert bin.

wiesenwurz
27-05-2012, 01:41
Hallo,

ich studiere Pädagogik und kann dir versichern, dass man im Prinzip fundiert ausgebildet sein sollte. Das kommt natürlich wieder drauf an wie fähig Studierende und Lehrende sind und wieviel der Staat bereit ist NICHT zu kürzen an Bildungsmittel..

Duslin
27-05-2012, 11:15
Ich bin ausgebildeter Erzieher und war kurz davor nochn Studium dranzuhängen und hab mich dann dagegen entschieden...war mir zu theoretisch... :D

Sven K.
27-05-2012, 12:02
Ich würde mein Kind immer lieber einem ErzieherInn anvertrauen als einem
Dipl.Soz.Päd. ;)

LazarusLong
28-05-2012, 11:26
Welche Erwartungshaltung habt ihr an das potentielle Ergebnis Eurer Untersuchung?
Wenn die sich mit dem deckt, was manche Eltern von uns Trainern (pardon göttergleichen Blackbelts) erwarten, so formen wir aus einem übergewichtigen Faulenzer mit Null Bock auf garnichts innerhalb von 6 Monaten eine hochmotivierte Sportskanone mit einem BMI von 25 und 0,3% KFA, der es in der Zukunft ohne Mühe bis zum Bundespräsidenten bringen wird.
Oftmals geht auch die Selbstdarstellung mancher Trainer (Anwesende und Forenmitglieder natürlich ausgenommen) in diese Richtung.
Die meisten Kiddies, die ich zur Zeit unterrichte, erscheinen 2-3mal in der Woche für je 90 min zum Training. In diese Zeitspanne packe ich Aufwärmen, Kihon, Kata , Spiele, Gleichgewichstübungen und Körperbeherrschung, gelegentlich etwas IpponKumite und Pratzentraining. Wenn ich nach diesen 90 min das Gefühl habe, das Trainnig hat allen Spass gemacht und es ist mir gelungen die Kiddies einigermassen konzentriert bei der Stange zu halten, werte ich das schon als Erfolg.
Ich versuche den Kiddies noch ein gewisses Gefühl für Fairness und Respekt zu vermitteln, aber für mehr ist da einfach keine Zeit.
Oder anders ausgedrückt:
Ich habe die Kiddies für insgesamt 3 Stunden/Woche, in der Schule sind sie 20Stunden oder mehr, bei der Familie die verbleibenden 145h. Zieht man hier noch 70h Schlaf ab, so hat die Familie 75 Stunden Zeit ihr Kind zu erziehen, 25mal mehr als ich, der ich mich als einzelner auf 10 Kinder konzentrieren muss, während im Normalfall zu Hause die Eltern sich nur auf ein oder zwei Kinder konzentrieren müssen.
Fazit: Nein, wir erziehen die Kinder nicht. Es ist nicht unsere Aufgabe und zumindest ich will es auch nicht. Ich will ihnen Karate beibringen und schon dafür sind 3 Stunden / Woche sehr wenig.
Wenn wir überhaupt einen erzieherischen Effekt haben, was ich bezweifle, so kann er nur in geringem Ausmass ergänzend zu Schule und vor Allem Familie zum Tragen kommen. Fehlern die dort gemacht werden, können wir ganz bestimmt nicht entgegenwirken.

Frank

wiesenwurz
28-05-2012, 13:54
@sven: wenns um Kindergarten geht - na klar.

Aber es gibt in der Pädagogik noch viele andere Bereiche und dementsprechende Ausbildungen. Da sind Erzieher natürlich auch nicht mehr geeignet.

Generell ist das natürlich schon so, dass Jemand der mit Menschen gut kann einfach mit Menschen gut kann. Punkt. Aber wer sich ein theoretisches Wissen verschafft, verschafft sich (hoffentlich!) damit eine bessere Möglichkeit der Selbstkontrolle und man schafft sich immer Möglichkeiten, wenn man mit seinen persönlichen Mitteln, die normalerweise klappen, nicht mehr weiterkommt, das Problem mit einem völlig anderen Ansatz zu lösen.

@Frank: vollkommen richtig. Man ersetzt die Erziehung nicht aber man sollte im Rahmen seines Unterrichts ein Vorbild sein

Duslin
28-05-2012, 14:55
Aber es gibt in der Pädagogik noch viele andere Bereiche und dementsprechende Ausbildungen. Da sind Erzieher natürlich auch nicht mehr geeignet.



Zum Beispiel?

Habe 2 Jahre mit Menschen mit Behinderung gearbeitet, bin jetzt in der stationären Jugendhilfe. Eine Schulfreundin aus der Ausbildung arbeitet mit Suchtkranken, eine andere in einer Beratungsstelle.
Ich war im Kindergarten, Hort, Krippe, Wohnheim. Nenn mir einen Bereich in dem wir nicht arbeiten dürfen^^, der Pädagogisch ist.
Ahja, Schulbetreuung hab ich auch schon gemacht (und ja, ich habe auch Unterricht gehalten^^ )

(Gerontologie darf ich btw auch ;), dank Zusatzausbildung)

Wie schon oben gesagt. Das Studium sagt nur aus, dass die Menschen in theoretischen und Verwaltungsbereichen anders ausgebildet sind, d.h. für ein anderes Aufgabenfeld. Von der praktischen Arbeit am Menschen haben aber leider 70%, so leid es mir tut das sagen zu müssen, keine Ahnung.
Ich seh es immer selbst, wenn wir Bewerber für eine Stelle da haben oder aber Praktikanten fürs Pflichtpraktikum.

kelte
28-05-2012, 16:18
Hallo liebe Kampfkunstgemeinde,

im Rahmen meines Studiums der Bildungswissenschaften wollen meine Projektgruppe und ich anhand eines praktischen Beispiels untersuchen, inwieweit eine Kampfkunst für Kinder eine Art Erziehung und/oder Wertevermittlung (Selbstbeherrschung, Disziplin, soziale Kompetenz, etc.) darstellen kann.


Die Frage ist zu allgemein gehalten.
Kampfsport unterscheidet sich in den von dir genannten Punkten in nichts von anderen Sportarten oder Hobbys. Willst du erfolgreich sein, musst du überall Disziplin und Kampfgeist aufbringen, geschenkt bekommst du deinen Erfolg nirgendwo. Kampfsport adelt niemanden.

Ich denke Kampfsport kann eher vorhandene Probleme bei gewaltbereiten Menschen verstärken, da man sich prinzipbedingt im Training die Hemmschwelle abtrainiert, auf andere Menschen einzuschlagen.
Gewalt wird damit Routine und Normalität.
Damit wird bewusst ein Schutzmechanismus abtrainiert, der uns eigentlich davor bewahren soll, in einer dummen Situation noch dümmeres zu tun.

Wie heisst es doch:
"Nich jeder Kampfsportler ist ein Schläger, aber verdammt viele Schläger sind Kampfsportler"

Ansonsten empfehle ich dir ein paar Minuten hier im Forum zu schmökern, gerne auch im Bereich SV & Co. Ich denke, danach legst du deine Theorie ganz schnell zu den Akten :)
Oder schau mal bei den MMA'lern vorbei. Da sind einige bei, die sich selbst bzw. andere Kampfpsportler gern mit Söldnern vergleichen.
Ich zitiere mal frei: "Wenn die Kohle lockt, "arbeitet" man für den Meistbietenden und wird zum bezahlten Schläger (Killer?)"
Da kann man erahnen, welche Werte beim Kampfpsort vermittelt werden.

AndyLee
28-05-2012, 18:07
...einem ErzieherInn...
auweia - ein neues Berufsfeld...?

Insgesamt ist es doch so, wie überall: Handwerker/Erzieher haben ihren Job, Ingenieure/Pädagogen ihren. Da in beide Ausbildungen hinter mir habe, kenne ich beide Berufsbelder und kann sagen: beide sind sinnvoll aber beide auf ihre Art und Weise. Beide haben aber auch das gleiche Problem: Sie werden einfach nicht wertgeschätzt.

Das Studium der Sozialpädagogik/Sozialarbeit ist wesentlich praktischer angelegt (insg. 12 Wochen Praktikum), zur staatlichen Anerkennung muss man wiederum 1 Jahr in der Berufspraxis arbeiten. Da es für Pädagogen insgesamt ein Berufsspektrum von über 60 (!) Aufgabengebiete gibt, macht es schon Sinn, sich während des Studiums für eine Grobrichtung zu entscheiden, also z. B. im Bereich Migration, Gesundheit, Schule, Jugendamt, Heimerziehung, Altenpflege, usw.

itto_ryu
28-05-2012, 18:38
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wiesenwurz
28-05-2012, 20:14
Zum Beispiel?

Habe 2 Jahre mit Menschen mit Behinderung gearbeitet, bin jetzt in der stationären Jugendhilfe. Eine Schulfreundin aus der Ausbildung arbeitet mit Suchtkranken, eine andere in einer Beratungsstelle.
Ich war im Kindergarten, Hort, Krippe, Wohnheim. Nenn mir einen Bereich in dem wir nicht arbeiten dürfen^^, der Pädagogisch ist.
Ahja, Schulbetreuung hab ich auch schon gemacht (und ja, ich habe auch Unterricht gehalten^^ )

(Gerontologie darf ich btw auch ;), dank Zusatzausbildung)

Wie schon oben gesagt. Das Studium sagt nur aus, dass die Menschen in theoretischen und Verwaltungsbereichen anders ausgebildet sind, d.h. für ein anderes Aufgabenfeld. Von der praktischen Arbeit am Menschen haben aber leider 70%, so leid es mir tut das sagen zu müssen, keine Ahnung.
Ich seh es immer selbst, wenn wir Bewerber für eine Stelle da haben oder aber Praktikanten fürs Pflichtpraktikum.

Erstmal alle Bereiche die ein fachliches Wissen vorrausetzen. z.B. mein Bereich die Musikpädagogik. Zusätzlich kommen ab einem bestimmten Alter im Prinzip alle anderen Fachbereiche dazu. Fühlst du dich fachlich gefestigt genug Mathematik bis Englisch zu unterrichten? Also nicht nur den Stoff zukennen sondern auch alles andere drumherum, sodass du jede Frage korrekt beantworten kannst? In meinem Feld werden wir auch so ausgebildet, dass wir Dinge können die wir wahrscheinlich nur in den seltensten Fällen wirklich brauchen. Aber um allen Kindern gerecht zu werden muss man halt auch ein gewisses fachliches Können bei der Lehrperson haben. Und damit meine ich jetzt nicht irgendwie Gitarre spielen A-Dur und D-Dur sondern echtes Können. In Englisch musst du besser Englisch reden als deine Schüler, damit sie ein sprachliches Vorbild haben.

Selbst im Grundschulbereich ist das nicht so einfach. Du kannst bestimmt Leuten 3+4 erklären, aber es gibt viele verschiedene Denkmuster und das ist auch oft der Grund warum einige Menschen Mathematik nicht "beherrschen" da ihnen immer ein Denkmuster reingestampft wurde. Hier geht es oft auch darum nicht nur den Leuten zu zeigen was falsch und richtig ist, sondern auch zu erkennen warum die Leute einen "Fehler" gemacht haben. Es gibt auch Fälle (kann mir jetzt gerade keinen aus der Nase ziehen) wo "falsche" Antworten aus einer anderen Blickrichtung richtig sind. Kinder können dies nicht immer erklären wie sie gedacht haben im Gegensatz zu Jugendlichen oder Erwachsenen. Und wenn der Lehrer nicht den Denkvorgang erkennt und es schlichteinfach als falsch erklärt, dann kann dies zu Frustration führen und irgendwann Lernhemmungen im Bereich Mathematik hervorrufen. Der Schüler hat ja für sich richtige Gedankengänge gehabt.

Und wenn ich mir bestimmte Lehrerinnen anschaue die über 20 Jahre Arbeit ihr System perfektionieren, wo Kinder fast komplett selbstständig lernen mit nur geringer Lehrerhilfe. Das ist halt nicht vergleichbar mit einmal Unterricht machen. Klar kann man sowas sich auch ohne Studium aneignen, aber ein Studium zeigt dir halt sehr viele Möglichkeiten auf von Leuten aus aller Welt die sich ihr gesamtes Leben damit beschäftigen wie man Kinder Dinge beibringen kann. Theorie ist nicht immer "totes Wissen". Zum einem bestimmten Anteil schon, aber man muss sich halt die für sich selber nützlichen Informationen herausfischen, die man in die Praxis umsetzen kann.

Das was du gerade machst ist genau das wovor mich einige Dozenten warnen (und das sind jetzt keine Theoretiker, die keine Ahnung haben, sondern Leute die selber Jahrzehnte an Schulen oder Musikschulen unterrichtet haben). Du sagst dir selber, dass du alles kannst. Verstehe mich nicht falsch, ich will nicht sagen, dass du ein schlechter Pädagoge bist. Mir scheint, dass du vollkommen mit dem Herz dabei bist und Spaß hast und Lust hast auf Erziehung etc. Das ist immer noch das Wichtigste und der beste Theoretiker wird es nicht besser machen können, wenn er keine Lust auf Unterricht hat. Aber bist du in der Lage komplett eigenständig dein Unterricht selbst zu reflektieren? Gerade bei Jüngeren ist das wichtig. Umso Älter deine Zöglinge werden, desto besser können sie sagen was sie stört und dich kritisieren. Kennst du verschiedene Methodiken mit Schülern zu arbeiten? Nicht immer ist die Methodik die man selber entwickelt hat die beste. Gedankenanregungen von anderen Leuten schaden nicht.

Ich habe auch als Zivildienstler (Also nur ein Abitur) mit Behinderten gearbeitet. Teilweise sogar alleine (durch Krankheitsfälle). Aber ich würde mir nicht zutrauen komplett fremde Behinderte auf lange Zeit hin zu korrekt zu betreuen. Das heißt erstmal ihre Situation richtig einschätzen (kognitive, körperliche Fähigkeiten etc.), Hilfepläne schreiben und methodisch umsetzen.

Die Frage ist eben was macht ihr denn genau da wo ihr arbeitet? Die Leute betreuen? Fies gesagt: Das können (konnten) Zivis auch. Da braucht man auch keine Erzieherausbildung ;-)

Was hast du beim Unterricht gemacht in der Schule?

Und Natürlich sind Praktikanten nicht so fähig wie fertig Ausgebildete - deswegen machen sie ja Praktika. Bei meiner Zivildienststellte konnte ich nach 6 Monaten auch besser mit Behinderten umgehen als viele Rehastudentinnen. Ich erinnere mich dabei nämlich an einen Betreungsjob für eine Tagung wo ich gearbeitet habe. Wie die mit den armen Leuten umgegangen sind - da klappten sich bei mir die Zehennägel hoch. Weil sie eben noch keine Erfahrung hatten. Und klar sind Studenten direkt aus dem Studium praktisch noch nicht so versiert wie Jemand der da schon ein paar Jahre gearbeitet hat. Aber das muss sich halt entwickeln.

Um gleich von vornehinein Zweifel vom Tisch zu fegen: Ich habe nach meinem Abitur als Zivildienstleistender mit Leuten gearbeitet, die alle sehr stark behindert waren, fast ausschließlich auch mit Mehrfachbehinderungen. Nach dem Zivildienst wurde ich, bis zum Anfang meines Studiums (etwa 2 Jahre), als Erzieheraushilfe angestellt. Ebenfalls habe ich nach dem Zivildienst eine Stelle an einem Musikgymnasium bekommen. Ich habe in sogenannten Bläserklassen (3-4 Leute) Instrumentalunterricht erteilt und ein Jazzorchester für 7-10 Klasse geleitet. Also ich schreibe jetzt nicht aus der Perspektive eines völligen Theoretikers sondern habe auch schon was gemacht! Im Studium habe ich viele verschiedene Blickwinkel auf meine Tätigkeit gewonnen und kann mich im Nachhinein nochmal reflektieren.

Duslin
02-06-2012, 19:36
Alles kann ich nicht, ich hab nur meine Erfahrungen darin gemacht ;) Auch wenn sichs so anhört, so wars nicht gemeint :)

Ich wollte nur klarmachen, dass (genau wie du richtig gesagt hast) es auf das genaue Berufsbild ankommt, dem man sich widmet (Ich kann z.B. nicht wirklich mit Krippenkindern), und dass die Erzieherausbildung einfach nur sehr viel praktischer angehaucht ist, weil das genau unser Job ist. Papierkram ist der Job der meisten Studienngänge, da bleibt eben meist (leider) nicht viel Zeit für die Menschen, die auf den Papieren symbolisiert werden. Aus diesem Grund sage ich, dass die Studiengänge bei der Arbeit AM Menschen meistens überbewertet werden (für ihre Bereiche sind sie durchaus nötig und sinnvoll).

Helmut Gensler
28-09-2012, 18:55
falls das Thema überhaupt noch interessant ist ....
jetzt war in Hamburg ein Symposium, da wird ein Tagungsbericht erscheinen.
herausgegeben von : Sportwissenschaft VDS

Peaceful Warrior
29-09-2012, 13:07
Kampfsport als Erziehungsmaßnahme - wie steht Ihr dazu ? Also ich profitiere noch heute von meiner KS/KK Erstausbildung als Kind und Teenager. Vor allem bin ich dadurch noch niemals ernsthaft mit körperlicher Gewalt bedroht worden.


SPIEGEL.TV - Web-TV der SPIEGEL Gruppe (http://www.spiegel.tv/#/filme/kampfkunst-kick/)

Helmut Gensler
04-10-2012, 11:22
plakativ ausgedrückt: ich muss dafür sein, weil ich es auch selbst mache.... sonst wäre ich ja schizophren.
Was ich aber so sehe, was da alles unter diesem Deckmantel angepriesen wird, dann wird mir schlecht... was muss in den Gehirnen der "vollen Prügelfraktion" vorgehen?
Der individuelle pädagogische Bedarf von Kindern wird leider sehr oft überhaupt nicht erfragt oder in eine Planung einbezogen, letzlich für mich also völlige Verantwortungslosigkeit.